Jahr 2010



Sächsische Zeitung, 30. März 2010

Dynamos Hauptsponsor fordert Konsequenzen und droht mit Ausstieg

Geschäftsführer Heinig von der VeoliaGmbH wirft dem Ex-Aufsichtsratchef Jänchen vor, ihn belogen zu haben.

Der Streit um die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers beim Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden wirkt nach. Mehrere Geldgeber hatten den Aufsichtsrat zum Rücktritt aufgefordert. Auch der Trikotsponsor, die Veolia Umweltservice Ost GmbH, stellt ihr Engagement infrage. Geschäftsführer Jens Heinig hatte seine Kandidatur zur Wahl des Kontrollgremiums 2009 zurückgezogen, weil einige Bewerber ohne Begründung vom Präsidium abgelehnt worden waren.

Herr Heinig, Sie forderten, dass der Vertrag mit Stephan Beutel aufgelöst wird. Haken Sie den Punkt als erfüllt ab?

Nein. Es heißt, der Vertrag sei unwirksam. Wir wollen, dass er aufgelöst und das gegenüber der Stadt dokumentiert wird. Im Verhältnis zur Stadt muss schnellstens wieder das Vertrauen aufgebaut werden, das vor diesen Querelen offenbar entstanden war.

Eine weitere Forderung war, dass der Aufsichtsrat persönliche Konsequenzen ziehen soll. Sind Sie mit der Erklärung zufrieden?

Stellvertreter Ralf Liebscher ist zurückgetreten. Wenn dagegen Sven Jänchen das Amt als Vorsitzender abgibt, aber im Aufsichtsrat bleiben will, halte ich das nicht für konsequent. Jemand, der – aus welchen Gründen auch immer – durch sein Vorgehen die Unterstützung der Stadt und damit die Existenz des Vereins aufs Spiel gesetzt hat, ist nicht mehr tragbar. Erst recht, weil er mehrere Leute – auch mich – belogen hat. Wenn er trotzdem bleibt, leidet die Glaubwürdigkeit des Vereins, und wir wären nicht bereit, noch einen Cent in den Klub zu stecken.

Inwiefern belogen?

Er hat sogar schriftlich behauptet, die Stadträte seien über den Vertragsabschluss mit Stephan Beutel informiert gewesen. Durch seine Stellungnahme vom Freitag ist klar, dass es so nicht war. Auch die Behauptung, er habe mit der Einstellung des zweiten Geschäftsführers nur den Auftrag der Mitgliederversammlung erfüllen wollen, ist ein Schutzschild. Erstens gibt es für eine Übergangszeit andere Möglichkeiten – etwa ein Notvorstand. Zweitens soll die Mitgliederversammlung am 21.Mai erst entscheiden, ob der Verein weiterhin zwei Geschäftsführer haben wird. Drittens hätte dann nicht alternativ die Einstellung als Sportdirektor vereinbart werden dürfen, was sich nicht mit der Satzung deckt.

Wie stehen Sie zu der Sponsoren-Erklärung, den Vertrag mit Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne sofort zu verlängern?

Ich sehe keinen Grund, diese Entscheidung jetzt übers Knie zu brechen. Deshalb würde ich zunächst abwarten, was am 21.Mai entschieden wird. Wenn es nur noch einen Geschäftsführer geben soll, wäre abzuwägen, welche Kompetenzen er ausfüllen soll. Man kann sich sowohl für den kaufmännischen als auch für den sportlichen Bereich Fachkenntnis dazu holen. Für Bohne spricht, dass Dynamo Kontinuität braucht – auch und besonders im Verhältnis zur Stadt. Aber ich würde eine Bilanz seiner Arbeit ziehen, die Einsparmaßnahmen und seine Ideen für die Zukunft auch von Experten und Partnern des Vereins bewerten lassen.

Veolia hat einen Sponsorenvertrag bis 2011. Planen Sie einen vorzeitigen Ausstieg?

Wir sind stolz, Hauptsponsor von Dynamo zu sein und wollen mit unserem finanziellen Engagement im Sport und für karitative Zwecke der Stadt etwas zurückgeben, in der wir als Unternehmen verwurzelt sind. Aber wir wollen eine Perspektive für den Verein sehen, die nicht von einigen in ihrer Selbstherrlichkeit aufs Spiel gesetzt wird. Deshalb gibt es eine Ausstiegsklausel.
Das Gespräch führte Sven Geisler.


BILD, 27. März 2010

Dynamo-Boss geBEUTELt

Ex-Aufsichtsratschef Jänchen (re.) stand nach dem Beutel-Theater schwer in der Kritik

Aufsichtsratschef tritt zurück
Von TIM SCHLEGEL

Das Theater um die Einstellung von Stephan Beutel als Geschäftsführer/Sportdirektor! Dynamo versuchte gestern, Schadensbegrenzung zu betreiben. Der Aufsichtsrat, der die aus Kostengründen von der Stadt abgelehnte Verpflichtung von Erfurts Ex-Manager im Alleingang durchdrücken wollte, zog die Notbremse.

Sven Jänchen: „Ich trete als Vorsitzender des Aufsichtsrates zurück. Außerdem akzeptiert der Aufsichtsratdie Entscheidung der Stadt, dass Herr Beutel nicht eingestellt werden darf. Er wird bei Dynamo keine Funktion übernehmen.“

Jänchen geBeutelt! Der Ex-Boss räumt Fehler ein. „Die Stadt hat Dynamo Dresden mit der Zusage weiterer finanzieller Unterstützung das Überleben gesichert“, sagt er. „Wir als Aufsichtsrathaben die Stadträte brüskiert. Wir haben die politische Situation total falsch eingeschätzt. Dafür bitten wir um Entschuldigung.“ Einen geschlossenen Rücktritt des Aufsichtsrates lehnte Jänchen allerdings ab. Einzig der bisherige Vize Ralf Liebscher zieht sich aus dem Gremium zurück.

Schlimm: Jänchen erweckte den Eindruck, Verein und Stadt seine über die Verpflichtung von Beutel informiert gewesen! Stadträtin Barbara Lässig (FDP): „Eine Frechheit! Ich habe Herrn Jänchen bereits im Februar klargemacht, dass an eine Einstellung von Herrn Beutel derzeit nicht zu denken ist.“

Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne : „Wir wussten nichts von einem Vertrag, nur von den Plänen. Gegen die habe ich mich gewehrt. Jetzt anderen den schwarzen Peter zuzuschieben, ist ein falsches Zeichen. Wir haben wegen eines katastrophalen Vereinsfehlers an Glaubwürdigkeit verloren...“


Sächsische Zeitung, 27. März 2010

Stadt verzichtet auf Widerspruch

Oberbürgermeisterin Helma Orosz legt kein Veto gegen den Stadtratsbeschluss für die Dynamo-Hilfe ein.

Helma Orosz musste nicht erst aufs Ende der eilig einberufenen Pressekonferenz warten. Dresdens Oberbürgermeisterin – sowie die Stadtratsfraktionen – wurden von Sven Jänchen bereits am Mittag über dessen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender der SG Dynamo und den Verzicht auf die Einstellung von Stephan Beutel informiert. Orosz (CDU) wertete die Entscheidungen als „wichtiges Signal“ des Klubs und verzichtete deshalb auf einen Widerspruch gegen den Stadtratsbeschluss von vor einer Woche. „Sie hat sich gefreut, dass Dynamo auf ihren Brief reagiert hat“, erklärte die Stadtsprecherin Heike Großmann auf SZ-Nachfrage.
Eine Mehrheit von SPD, Linke, FDP und Grünen hatte zugestimmt, den städtischen Zuschuss an die Stadion-Projektgesellschaft für die Saison 2010/11 um rund 1,2Millionen Euro zu erhöhen, um Dynamo bei der Miete zu entlasten. Abgeordnete aller Fraktionen hatten jedoch deutlich gemacht, dass der Klub sich keine zwei Geschäftsführer leisten sollte. Entsprechend positiv wertete die Mehrheit der Stadträte das Einlenken von Dynamo. „Der Schritt ist geeignet, das in den letzten Tagen beschädigte Vertrauen in den Verein wieder herzustellen“, betonte Peter Lames, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Außerdem ist damit der Antrag der CDU-Fraktion gegenstandslos. Sie hatte am Donnerstag gefordert, den Stadtratsbeschluss „so lange auszusetzen, bis zwischen der Landeshauptstadt und dem Verein eine Einigung über die Besetzung des zweiten Geschäftsführers erzielt wurde“. Rein formal besteht aber weiter die Möglichkeit, dass sich der Ältestenrat des Stadtrats mit dem Antrag beschäftigt. (SZ/-yer)


Alles Gute – mehr ist nicht zu sagen

Wie groß die Enttäuschung bei Stephan Beutel ist, wird in wenigen Worten deutlich.

Herr Beutel, Ihr Vertrag bei Dynamo ist hinfällig. Was sagen Sie zu dieser Entscheidung?

Momentan wird so viel geredet. Deshalb habe ich mir generell vorgenommen, mich jetzt nicht mehr über Dynamo Dresden zu äußern. Ich wünsche dem Verein für die Zukunft alles Gute. Mehr ist eigentlich nicht zu sagen.

Wie haben Sie davon erfahren?

Der Aufsichtsrathat angerufen und mir die Zusammenhänge erklärt.

Fühlen Sie sich vom Aufsichtsrat, der immer Ihr Ansprechpartner war, hintergangen oder falsch informiert?

Ich werde nichts mehr kommentieren. In den letzten Wochen ist viel geredet worden. Da fällt es nicht auf, wenn einer gar nichts mehr sagt. Das möchte gern ich sein.

Können Sie sich vorstellen, anderweitig für Dynamo zu arbeiten?

Die Frage stellt sich momentan gar nicht. Als ich das Angebot bekam, mich mit Dynamo zu beschäftigen, war das eine sehr reizvolle Aufgabe. Doch ich bin völlig ungeeignet, mich in diese vereinspolitischen Dinge einzumischen. Nicht zuletzt, weil ich auch keine Hintergründe kenne – und jetzt auch nicht mehr kennenlernen werde.

Sehen Sie durch die Turbulenzen Ihren Ruf beschädigt?

Darüber habe ich jetzt noch gar nicht nachgedacht.
Interview: Tino Meyer


Der Aufsichtsratmuss klein beigeben
Von Sven Geisler

Sven Jänchen ringt mit seinen Emotionen. Ihm ist bewusst, dass er den doppelten Machtkampf verloren hat: vereinsintern und gegen die Stadt. Deshalb tritt er als Aufsichtsratsvorsitzender des Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden zurück.
Eigentlich fühlt sich der 41-Jährige aber nach wie vor im Recht mit dem gescheiterten Versuch, Stephan Beutel als zweiten Geschäftsführer oder Sportdirektor zu inthronisieren. „Wir haben als Aufsichtsrat unsere satzungsgemäßen Aufgaben vollständig erfüllt“, sagt Jänchen in seiner Erklärung vor der Presse. Das Problem sei die mangelhafte Kommunikation gewesen, durch die das öffentliche Ansehen der SG Dynamo gelitten habe und „das gerade gewonnene Vertrauen in die Gremien und Geschäftsführung unseres Vereins gefährdet“ worden sei: „Dafür möchten wir uns entschuldigen.“

Jänchen zeigte sich einsichtig, für Unverständnis bei der Stadtverwaltung gesorgt und die Stadträte brüskiert zu haben. Während der Pressekonferenz versuchte er aber, den Ball ins Rathaus zurückzuspielen. Man sei zwar nach dem Vertragsabschluss mit Beutel lange Zeit nicht aktiv auf die Stadträte zugegangen, habe es ihnen aber auch nicht verheimlicht.
Tatsächlich hatte es am 17.Februar ein Treffen gegeben, an dem auch Beutel teilgenommen hat. Allerdings waren nur drei Abgeordnete anwesend: Thomas Blümel (SPD) sowie Jens Genschmar und Barbara Lässig (beide FDP). „Uns wurde nicht gesagt, dass es schon einen Vertrag gab. Das zu behaupten ist unverschämt“, erklärt Lässig: „Wir haben klargemacht, dass Dynamo keinen zweiten Geschäftsführer einstellen kann, ohne den Stadtratsbeschluss zum höheren Zuschuss an die Stadion-Projektgesellschaft zu gefährden.“ Die FDP hat zudem in einem Brief an Jänchen und Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne am 2.März noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein solcher Schritt ein veheerendes Zeichen wäre.

Am Freitagabend ließ Jänchen dann noch eine „präzisierende Stellungnahme“ zu seiner Erklärung verbreiten. Darin muss er einräumen, dass der Vertrag nur dem Aufsichtsrat und Beutel bekannt war. Die Stadt sei nur über das grundsätzliche Ansinnen informiert gewesen – genau wie die Gremien des Vereins. Von den Verhandlungsführern der SGD, also Bohne und Präsident Hauke Haensel, sei das „als falsches Zeichen gegenüber den kommunalen und wirtschaftlichen Partnern abgelehnt“ worden.
Dass er und die anderen Aufsichtsräte die Signale ignoriert haben, führt Jänchen auf die Unerfahrenheit des erst am 13.November 2009 gewählten Kontrollorgans zurück. „Wir haben die politische Gemengelage vollständig falsch eingeschätzt.“ Als gewählte Vertreter habe man sich nur der Satzung als „Grundgesetz des Vereins“ verpflichtet gefühlt.

Weil die zwei Geschäftsführer vorsieht, wird nun bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21.Mai ein Notvorstand bestellt. Das heißt: Ein Mitarbeiter der Geschäftsführung erhält die Unterschriftsberechtigung. Aus Sicht von Satzungsexperten wäre das nicht einmal zwingend nötig, weil auch eine vorübergehende Alleinvertretung rechtmäßig wäre.

Im Machtkampf mit der Stadt geben sich Jänchen und der Aufsichtsrat geschlagen. Vereinsintern dürfte es schwieriger werden, das Vertrauensverhältnis wieder herzustellen. Stellvertreter Ralf Liebscher zieht sich zurück, womit er Jänchen während der Pressekonferenz offenbar überrascht: „Ich finde das traurig“, sagt der Ex-Vorsitzende, der im Aufsichtsrat weiterarbeiten will. Es komme für ihn nicht infrage, die Vertrauensfrage zu stellen.


Dynamo gibt im Machtkampf nach

Dresden. Fußball-Drittligist SGDynamo Dresden verzichtet auf die geplante Einstellung eines zweiten Geschäftsführers. Damit gibt der Verein im tagelangen Machtkampf mit der Stadt nach. Der Vertrag mit Stephan Beutel wird nicht wirksam, seine Einstellung als Sportdirektor ist nicht mehr beabsichtigt.

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) wertete die Entscheidung als „wichtiges Signal“. Sie wird deshalb kein Veto gegen den Beschluss des Stadtrates einlegen, durch den der städtische Zuschuss an die Stadion-Projektgesellschaft für die Saison 2010/11 um rund 1,2Millionen Euro erhöht und Dynamo bei der Miete entlastet wird. Abgeordnete aller Fraktionen hatten ihre Zustimmung auch davon abhängig gemacht, dass sich der Klub keine zwei Geschäftsführer leistet. Trotzdem wollte der AufsichtsratBeutel einstellen. Das scheiterte am Widerstand im Verein und am Protest der Sponsoren.

In einer Erklärung entschuldigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Sven Jänchen dafür, dass Dynamo bei der Stadtverwaltung für Unverständnis gesorgt und die Stadträte brüskiert hat. Er übernahm die Verantwortung für die „mangelhafte Kommunikation“ und trat von seinem Amt zurück.
(SZ/-ler/-yer)


Dynamo kriegt noch mal die Kurve
Sven Geisler über den Rückzug des Dynamo-Aufsichtsrates

Die Entscheidung war alternativlos. Dynamo Dresden musste auf die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers verzichten. Sonst wäre das ein unverzeihlicher Affront gegen die Stadt gewesen. Das war den meisten Verantwortlichen im Verein lange klar. Trotzdem wollte der Aufsichtsratseine Stärke demonstrieren und wähnte sich mit der Vereinssatzung im Recht.

Mit dem Versuch, die Stelle gegen den Widerspruch aus dem Rathaus durchzusetzen, hat das Kontrollgremium den Beschluss des Stadtrates über den höheren Zuschuss für die Stadionkosten und damit die Existenz des Vereins gefährdet. Man habe die politische Gemengelage falsch eingeschätzt, erklärte Sven Jänchen, der als Vorsitzender zurücktritt, aber dem Aufsichtsratweiter angehören will. Ob er dafür das nötige Vertrauen genießt, sollte er die nächste Mitgliederversammlungentscheiden lassen.

Natürlich braucht ein Fußballverein sportliche Kompetenz an der Spitze. Die Frage ist: Zu welchem Preis? Wer seine finanzielle Notlage beklagt, ist nicht in der Position, Topverdiener einzustellen. Dynamo hat gerade noch mal die Kurve gekriegt.


DNN, 26. März 2010

CDU: Dynamo hat uns getäuscht und belogen

Fraktion will Aussetzung des Stadtratsbeschlusses
Dresden (DNN/tom/hw).
Mit Unmut hat die CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat darauf reagiert, dass Fußball-Drittligist Dynamo Dresden bereits am 1. März einen Vertrag mit Stephan Beutel als zweitem Geschäftsführer unterzeichnet hat. Die CDU will deswegen die jüngst beschlossenen Zuwendungen an den Verein stoppen.

Anke Wagner, sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, erklärte gestern: „Das ist ein klarer Affront seitens des Vereins gegen die Stadtverwaltung und den Stadtrat. Ich fühle mich getäuscht und belogen! Die Verantwortlichen von Dynamo wussten die ganze Zeit, dass ein solcher Vertrag in Vorbereitung bzw. sogar schon unterzeichnet ist - und während der ganzen Verhandlungen hat sich Dynamo dazu nicht geäußert. Das ist ein gezieltes Hintergehen und Belügen der Stadt, um höchstmögliche Zuschüsse zu erreichen." Deswegen wird die CDU-Fraktion einen Antrag stellen, in dem die Oberbürgermeisterin aufgefordert wird, den Vollzug des erst am Freitag vor einer Woche gefassten Beschlusses der Zuschusserhöhung zu Gunsten der Stadion-Projektgesellschaft mbH auszusetzen. Und zwar so lange, bis zwischen der Landeshauptstadt und der SG Dynamo eine Einigung über die Besetzung des zweiten Geschäftsführers im Verein erzielt ist. Die Stadtverwaltung, die seit dem Liquiditätsdarlehen an Dynamo im Jahr 2008 ein Mitspracherecht bei Personalentscheidungen hat, lehnte die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers unter Hinweis auf die finanzielle Lage des Vereins ab. Dem folgte der Stadtrat und forderte, auf die Einstellung zu verzichten.
Anke Wagner weiter: „Der Vorgang weckt nun erhebliche Zweifel am Sparwillen des Vereins. Gerade noch beklagt Dynamo ein Defizit von 1,5 Millionen Euro, jetzt hat man mindestens 100 000 Euro pro Saison für einen zweiten Geschäftsführer übrig?" Stadtrat Christoph Hille (Bürgerfraktion) forderte ebenfalls, die Zuschusserhöhung so lange auszusetzen, bis „in der Frage der Besetzung der Stelle "eines zweiten Geschäftsführers Klarheit hergestellt sein wird". Außerdem sprach sich Hille für eine Resolution im Stadtrat aus, die „zukünftige Forderungen des Vereins definitiv ausschließt".


BILD, 26. März 2010

Dresden: Dynamo-Bosse treten zurück

Fußball-Drittligist Dynamo Dresden kommt nicht zur Ruhe. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Sven Jänchen und sein Stellvertreter Ralf Liebscher haben beim achtmaligen DDR-Meister ihren Rücktritt bekannt gegeben. Das Duo zog damit die Konsequenzen aus dem anhaltenden Streit im Klub um die Besetzung eines zweiten Geschäftsführerpostens. „Wir haben in dieser Sache die politische Tragweite unterschätzt“, sagte Jänchen. Unter seiner Regie hatte der AufsichtsratStephan Beutel am 11. Februar neben Stefan Bohne als zweiten Geschäftsführer unter Vertrag genommen und sich dabei auf die Satzung des Klubs berufen.


Sächsische Zeitung, 26. März 2010

Wie der AufsichtsratDynamo in Schwierigkeiten bringt
Von Sven Geisler und Thilo Alexe

Der Streit um die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers spaltet die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden. Der Aufsichtsratmöchte Stephan Beutel auch gegen den Willen der Stadt durchsetzen, stößt damit aber sowohl in den anderen Führungsgremien als auch im Umfeld des Vereins auf erheblichen Widerstand. Die turnusmäßige Tagung des Aufsichtsrates gestern Abend wurde zur Krisensitzung. Die SZ erläutert die Hintergründe dieser Auseinandersetzung.

Hat Stephan Beutel bereits einen gültigen Vertrag?

Es gibt einen vom Aufsichtsratsvorsitzenden Sven Jänchen und Stellvertreter Ralf Liebscher unterzeichneten Vertrag. Dieser wurde nach Unterlagen, die der SZ vorliegen, bereits am 11.Februar geschlossen – für die Zeit vom 1.März 2010 bis 30.Juni 2012.
Beutel selbst hatte erklärt, dass sein Geschäftsführer-Vertrag nur mit der Zustimmung der Landeshauptstadt Dresden wirksam wird. Das ist richtig. Gleichzeitig ist aber geregelt, dass andernfalls seine Anstellung als Sportdirektor zu gleichen Konditionen erfolgt. Das heißt: Dynamo würde den Schein wahren, sich der mit dem Stadionbeschluss verbundenen Sparauflage aber trotzdem entziehen.
Ein weiteres Problem: Mit dieser Lösung verstößt der Aufsichtsrat gegen die Vereinssatzung. Einen Sportdirektor könnte nur die Geschäftsführung einstellen. Stefan Bohne lehnt das ab. Erstens wegen der Glaubwürdigkeit. Zweitens sieht er keine Chance, den vom Stadtrat geforderten Eigenanteil des Klubs in Höhe von 200000 Euro etwa durch höhere Eintrittspreise zu erbringen. Bohne hatte in den Verhandlungen argumentiert, dass Dynamo in dem Bereich bereits Bundesliga-Niveau erreicht hat.

Warum will der Aufsichtsratzwei Geschäftsführer?

Das Kontrollgremium wurde am 13.November 2009 neu gewählt. Die Mitgliederversammlung erteilte ihm zugleich den Auftrag, innerhalb von zwölf Wochen einen zweiten Geschäftsführer Sport als Nachfolger des wegen der Stadionverträge im April 2009 zurückgetretenen Ralf Minge einzustellen.
Die Satzung schreibt zwei Geschäftsführer vor. Die Ausschreibung dieser Stelle erfolgte Anfang Dezember. Laut Aufsichtsratgingen 31Bewerbungen ein. Beutel war nach eigener Aussage jedoch nicht dabei. „Dynamo ist auf mich zugekommen“, erklärte er auf Nachfrage. Den zahlreichen Satzungsexperten im Verein dürfte das sicher eine Prüfung wert sein. Der Aufsichtsratwill aber endlich ein Ergebnis seiner mehr als viermonatigen Amtszeit präsentieren. Sein Argument: Ohne zweiten Geschäftsführer ist der Verein handlungsunfähig. Das stimmt, aber: Wie beim Lizenzantrag könnte Dynamo für Geschäftsvorgänge wie Vertragsverlängerungen mit Profis einen Notvorstand einsetzen. Auch das kostet Geld, wäre aber zeitlich begrenzt. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung soll am 21.Mai entscheiden, ob der Verein künftig durch einen Geschäftsführer allein vertreten werden darf.

Welche Positionen gibt es in der Vereinsführung?

Präsident Hauke Haensel versichert, dass es niemals die Absicht war, die Stadträte zu betrügen. Er hatte gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Bohne die Verhandlungen zu den Stadionverträgen geführt. „Mir war der Vertrag mit Herrn Beutel definitiv nicht bekannt“, erklärt Haensel. Er sieht den Verein in Gefahr. „Wer den mühsam errungenen Kompromiss mit der Stadt leichtfertig aufs Spiel setzt, sollte sich fragen, ob er bei Dynamo noch am richtigen Platz ist“, sagt der Präsident. Bei der Gremiensitzung gestern Abend hat Haensel nach Informationen der SZ Jähnchen empfohlen, von seinem Amt als Aufsichtsratschef zurückzutreten. Eine Entscheidung war bis Redaktionsschluss dieser Seite nicht gefallen.

Der Ehrenrathat den Vertrag mit Beutel für satzungswidrig und unwirksam erklärt. Der Aufsichtsrat wurde aufgefordert, bis heute von seiner Absicht abzurücken, ihn als Geschäftsführer oder Sportdirektor einzustellen, und sich für die Irritationen bei der Landeshauptstadt zu entschuldigen. „Wir gehen davon aus, dass es sich um ein Missverständnis handelt“, sagt Frank Ganzera, Ex-Spieler und jetzt Ehrenrat.

Wie reagieren sie Sponsoren von Dynamo?

Ein Großteil der Dynamo-Sponsoren läuft Sturm gegen den Aufsichtsrat. „Wir halten das für einen Schlag ins Gesicht der Stadt, die dem Verein mehrmals Zugeständnisse gemacht hat“, sagt Jens Heinig, Geschäftsführer des Trikot-Sponsors Veolia: „So etwas ist unter Geschäftspartnern unvorstellbar.“ Zudem kritisiert Heinig, dass sich die SGD einen zweiten Geschäftsführer „aus finanziellen Gründen im Moment einfach nicht leisten kann“. Das Unternehmen HTI will den Mietvertrag für seine Vip-Loge im Stadionkündigen und fordert sogar den Rücktritt des Aufsichtsrates, weil dessen Vorgehensweise die Existenz des Vereins und den Profifußball in Dresden gefährdet.

Ist der Millionen-Zuschuss von der Stadt gefährdet?

Dresdens Stadtoberhaupt Helma Orosz (CDU) reagiert verärgert auf die erneute Anfrage von Dynamos Aufsichtsratschef Jänchen. In ihrer Antwort schreibt sie: „Mit dieser Vorgehensweise brüskieren Sie nicht nur mich als Oberbürgermeisterin ..., sondern in noch viel stärkerer Weise den Dresdner Stadtrat“. Die Berufung von Beutel als Geschäftsführer erscheine ihr „als sehr problematisch“.
Orosz könnte auch dem Ratsbeschluss für eine Finanzspritze von 1,2 Millionen Euro und Neuverhandlung der Stadionverträge widersprechen, wenn sie der Auffassung ist, dass er Nachteile für Dresden bringt. Bis heute Abend hat sie laut Gemeindeordnung Zeit, ihr Veto einzulegen. Dann müsste der Stadtrat erneut entscheiden. Orosz äußerte sich zu dieser Möglichkeit nicht. CDU und Bürgerfraktion fordern aber bereits, den Beschluss auszusetzen. Sie fühlen sich von Dynamo getäuscht.

Welche Konsequenzen drohen für Dynamo?

Der Stadtrat hatte am 19.März beschlossen, den Zuschuss für die Stadion-Projektgesellschaft für die Saison 2010/11 um rund 1,2Millionen Euro aus der Stadtkasse zu erhöhen, um Dynamo bei der Miete zu entlasten. Andernfalls bekäme Dynamo keine Lizenz, müsste Insolvenz anmelden. Es wäre das sprichwörtliche Ende mit Schrecken.


Aufsichtsrats-Spitze von Dynamo tritt zurück

Nach den Querelen mit dem Stadtrat um die Bestellung eines zweiten Geschäftsführers ist Dynamo Dresdens Aufsichtsratsvorsitzender Sven Jänchen am Freitag von seinem Amt zurückgetreten. Sein Stellvertreter Ralf Liebscher gab seinen Posten ebenfalls auf und scheidet ganz aus diesem Gremium aus.

Ralf Liebscher (l.) und Sven Jänchen auf der Pressekonferenz des Aufsichtsrates von Dynamo Dresden.
Foto: Frank Dehlis


Dresden - Das wurde am Freitag auf einer Pressekonferenz des Fußball-Drittligisten bekanntgegeben. Damit zogen Jänchen und Liebscher die Konsequenz aus dem Streit mit der Stadt Dresden. Der Aufsichtsratwollte in Stephan Beutel einen zweiten Geschäftsführer neben Stefan Bohne installieren. Die Stadt, die erst vor einer Woche dem finanziell angeschlagenen Traditionsclub eine Finanzspritze von 1,2 Millionen Euro genehmigte, hatte das aber mit den verbundenen Sparauflagen abgelehnt. Sollte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) in der Vorgehensweise der Dynamo-Verantwortlichen eine Gefährdung für die Stadt erkennen, könnte sie von ihrem Vetorecht Gebrauch machen und dem Ratsbeschluss für die Millionen-Hilfe sowie den Neuverhandlungen über die Stadionverträge widersprechen. Dies würde Dynamo erneut in akute Insolvenzgefahr bringen.
Nach Vereinsangaben ist die Personalie Beutel nun aber vom Tisch. Nach SZ-Informationen liegt ein von Jänchen und Liebscher unterzeichneter und bereits am 11. Februar geschlossener Vertrag mit Beutel vor. Er sollte vom 1. März 2010 bis 30. Juni 2012 laufen. Beutel selbst erklärte, dass der Vertrag mit ihm nur mit der Zustimmung der Landeshauptstadt Dresden wirksam wird.

Laut Vereinssatzung von Dynamo sind zwei Geschäftsführer Pflicht. Beutel sollte die Nachfolge des im April 2009 zurückgetretenen Ralf Minge antreten. Nun soll auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlungam 21. Mai entschieden werden, ob der Verein in der Zukunft nur noch durch einen Geschäftsführer vertreten werden kann. (dpa)


Sächsische Zeitung, 25. März 2010

Dynamo verschiebt die Präsentation des Sportdirektors erneut
Von Sven Geisler und Thilo Alexe

Der Verein gibt politischem Druck vorerst nach. Beutel widerspricht dem Gerücht von einem Trainerwechsel.
Dynamo Dresden in Erklärungsnot: Nachdem der Aufsichtsratdes Vereins angekündigt hatte, Stephan Beutel als Sportdirektor einzustellen, tagten gestern die Gremien. Die Diskussion solle intern zu Ende gebracht und eine gemeinsame Position gefunden werden, „die dem am vergangenen Freitag im Stadtrat getroffenen Beschluss gerecht wird“, hieß es in einer Pressemitteilung vor dem Spiel des Fußball-Drittligisten in Aue.

Die für heute geplante Präsentation von Beutel, die eigentlich schon am 1. März erfolgen sollte, wurde zum zweiten Mal abgesagt. Die Absicht, sich gegen den Willen der Stadt einen zweiten Geschäftsführer zu leisten, hatte für erhebliche politische Irritationen gesorgt. Für die Grünen, die dem Zuschuss von insgesamt rund 1,2 Millionen Euro für die Stadionkosten für die nächste Saison zugestimmt hatten, wäre das „eine Verhöhnung des Stadtrates“, erklärte ihr sportpolitischer Sprecher Thomas Trepte. „Die Konsequenz wäre: Bei künftigen Entscheidungen zur Unterstützung von Dynamo sind wir nicht mehr im Boot.“ Auch Linksfraktionschef André Schollbach warnte den Verein, gerade erst aufgebautes Vertrauen zu gefährden.

Die Dresdner CDU kritisierte die vom Rat beschlossenen Finanzhilfen generell als „Einfallstor für neue Forderungen“. Mit dem Geld hätten beispielsweise die Pläne für die Sanierung des Heinz-Steyer-Stadions weiterentwickelt werden können, sagte Parteichef Lars Rohwer. Einen „Affront gegenüber dem Stadtrat und vor allem den Steuerzahlern“, nannte der Sprecher von Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), Kai Schulz, das geplante Vorgehen des Vereins. Er fügte hinzu: „Befremdlich ist auch, dass anscheinend schon im Februar oder Anfang März Verträge unterzeichnet wurden, ohne dass diese der Stadt zur Genehmigung vorlagen und vor allem,ohne dass dies dem Stadtrat für seine Debatte am vergangenen Freitag bewusst gewesen war.“
Beutel sah sich bereits genötigt, auf in Medienberichten geschürte Gerüchte zu reagieren. „Es grenzt an Rufmord, wenn mir unterstellt wird, ich würde Pavel Dotchev als Trainer mitbringen wollen“, sagte der Sportdirektor in spe: „Ich finde, Matthias Maucksch macht eine klasse Arbeit.“ Er werde jetzt nicht Zeter und Mordio schreien, denn: „Wichtig ist nur, dass der Verein und die Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt in Ruhe weiterarbeiten können.“ Sein Vertrag gelte nur vorbehaltlich der Zustimmung der Stadt. „Es wäre für mich eine Ehre und eine große Herausforderung, für Dynamo zu arbeiten, aber ich werde auf keinen Fall irgendwelchen Druck entwickeln“, erklärte Beutel auf Nachfrage der SZ. Das ebenfalls bereits öffentlich gehandelte Gehalt sei nicht im richtigen Zusammenhang und für die jetzige Situation völlig überzogen wiedergegeben.

17000 Euro in der 2. Bundesliga

Nach Informationen der SZ würde Beutel tatsächlich 17000 Euro Grundgehalt bekommen, aber nur für den Fall, dass Dynamo die 2.Bundesliga erreicht. Seine Aufstiegsprämie ist mit 100000 Euro festgeschrieben, genauso hoch wie für einen anschließenden Klassenerhalt. In der 3. Liga soll Beutel monatlich 8000 Euro bekommen. Zusätzlich würde der Sportchef vom Erfolg profitieren. Das sollen pro Punktgewinn 450 Euro sein.
Solche Zahlen werfen Fragen auf, ob Dynamo wirklich so sparsam kalkuliert, wie es der Verein in der Stadiondebatte dargestellt hatte.


Sächsische Zeitung, 24. März 2010

Führt Dynamo nun Dresden hinters Licht?
Von Sven Geisler und Tino Meyer

Der Aufsichtsrathält am Sportdirektor fest – gegen den Widerstand aus dem Rathaus und im Verein. Geschäftsführer Bohne droht jetzt mit Rücktritt.

Dynamo Dresden will noch in dieser Woche Stephan Beutel als neuen Sportdirektor vorstellen. Nach Informationen der SZ hat der 43-Jährige bereits seit 1.März einen gültigen Vertrag bei dem Fußball-Drittligisten. Allerdings hatte die Stadt einen zweiten Geschäftsführer angesichts der finanziellen Situation des Vereins abgelehnt.
Dynamo hatte sich dem Veto scheinbar gebeugt, um eine Einigung im Streit um die Kosten für das neue Stadionnicht zu gefährden. Jedenfalls beschloss die Vereinsführung gemeinsam mit Mitgliedern und Fans am 3.März „eine kritische Prüfung der Vereinsstruktur, insbesondere der Anzahl der Geschäftsführer“. Diese soll bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21.Mai erfolgen.

Noch am vergangenen Freitag hatte Holger Zastrow im Stadtrat für die FDP erklärt: „Wenn sich Dynamo Dresden in der jetzigen Situation einen zweiten Geschäftsführer leisten kann, braucht der Verein nicht wirklich Hilfe.“ Nur unter dieser Prämisse war parteiübergreifend der Beschluss zustandegekommen, durch den Dynamo für die nächste Saison bei der Stadionmiete um rund 1,2Millionen Euro aus der Stadtkasse entlastet wird. SGD-Präsident Hauke Haensel versicherte, dass der Klub „mit der Unterstützung, die uns ein wirtschaftliches Überleben ermöglicht, verantwortungsvoll umgehen“ werde.
Doch offenbar herrscht darüber keine Einigkeit zwischen den Gremien des Vereins. Der Aufsichtsratbesteht darauf, Beutel als Geschäftsführer einzustellen. Vorsitzender Sven Jänchen sieht sich darauf im Recht. Das Amtsgericht Dresden habe festgestellt, dass die Stadt zwar über die personelle Besetzung der Geschäftsführung von Dynamo mitbestimmen könne. So sieht es der Vertrag über das 2008 gewährte Darlehen in Höhe von 1,25 Millionen Euro vor. Sie dürfe aber nicht über die Anzahl der Geschäftsführer bestimmen.

Notvorstand für die Lizenz

„Ich glaube nicht, dass uns die Stadt zu einem Satzungsverstoß zwingen will“, hatte Jänchen argumentiert. Richtig ist: Dynamos Satzung regelt, dass der Verein durch mindestens zwei Geschäftsführer vertreten wird. Diese Regelung war vorübergehend bis Februar außer Kraft gesetzt worden. Nun soll die Mitgliederversammlung diese Frage prinzipiell klären. So lange könnte ein Notvorstand eingesetzt werden wie bereits für den Lizenzantrag.
Im Aufsichtsratdenkt man aber anders: Der Vertrag von Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne läuft am 30. Juni aus. Wenn man mit ihm nicht verlängert und Beutel die alleinige Verantwortung übernimmt, hätte man die Forderung der Stadt für die nächste Saison erfüllt. Ob eine solche Personalentscheidung bei den Kommunalpolitikern gut ankommt, muss bezweifelt werden. Zastrow hatte Bohne gelobt, dass der Geschäftsführer „als seriöser Partner für die Stadt aufgefallen“ ist, und sogar sein Gegenspieler, Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) meinte: „Herr Bohne, ich halte Sie für einen so guten Geschäftsführer, dass der Verein keinen zweiten braucht.“
Für den Fall, dass der Aufsichtsrattrotzdem auf der Einstellung von Beutel besteht, kündigt Bohne seinen Rücktritt an. „Es würde der Eindruck entstehen, Dynamo habe die Stadt hinters Licht geführt“, erklärt der 36-Jährige: „Das lässt sich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.“ Es gehe nicht um die Person Stephan Beutel, sondern einzig um den Verein. „Das Vertrauen, das wir mühsam aufgebaut haben, würde leichtfertig zerstört.“

Widerstand regt sich auch bei den Sponsoren, die gestern zunächst intern versuchen wollten, den Aufsichtsratvon seinem Konfrontationskurs gegen die Stadt abzubringen. Einer der Premium-Partner sagt auf SZ-Nachfrage: „Wir sind sehr verbittert und erbost, dass der Aufsichtsrat kraft seiner Wassersuppe die Sache durchziehen will und einem Geschäftspartner, nämlich der Landeshauptstadt, mit der Keule ins Gesicht schlägt.“
Trainer Matthias Maucksch ärgern all diese Nebengeräusche im Kampf um den Klassenerhalt. Auf die Frage, ob er auch den Posten des Sportdirektors übernehmen könne, weicht der 40-Jährige aus: „Es gibt Vereine, die brauchen einen Sportdirektor, andere nicht.“ Die Planungen für die neue Saison laufen ohnehin schon. „Ich habe mich heute mit einem jungen, entwicklungsfähigen Spieler getroffen, der gern zu Dynamo kommen will.“ Schon in der Winterpause war der Chefcoach für die Transfers verantwortlich – und landete mit Florian Jungwirth und Tore Andreas Gundersen zwei Volltreffer.
Bei Themen außerhalb des sportlichen Bereichs hält er sich zurück, sagt aber: „Wir haben einen guten Mann, der bislang gut gearbeitet hat.“ Dass er damit nur Bohne meinen kann, ist offensichtlich.


BILD, 24. März 2010

Will Dynamo den Stadtrat veralbern?

Zoff um Beutel

Wieder Riesen-Wirbel um Dynamo! Gestern sickerte durch, dass der Aufsichtsratmorgen Stephan Beutel als neuen Geschäftsführer Sport (Sportdirektor) vorstellen will. Danach schlugen die Wellen hoch.

Dresdens Stadtsprecher Kai Schulz: „Wenn es dazu kommt, wäre das ein Affront gegen den Steuerzahler und den Stadtrat.“
Grund: Die Kommune hat bei Dynamo ein Mitspracherecht in wichtigen Personalfragen und die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers bereits im Februar aus finanziellen Gründen abgelehnt. Außerdem bewilligte der Stadtrat erst am vergangenen Freitag einen 1,2 Mio. Euro-Zuschuss für die Nutzung des neuen Stadions. Voraussetzung: Dynamo muss weiter sparen.
Eine Beutel-Verpflichtung nur sechs Tage später wäre genau das Gegenteil. Will Dynamo die Stadt etwa veralbern?

Aufsichtsrats-Chef Sven Jänchen: „Wir haben Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz nochmals in einem Brief gebeten, der Verpflichtung von Herrn Beutel zuzustimmen.“
Doch dagegen wächst selbst in den eigenen Reihen der Widerstand. Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne: „Wir haben in den vergangenen Monaten durch Transparenz und Ehrlichkeit neues Vertrauen bei der Stadt gewonnen. Das dürfen wir jetzt nicht aufs Spiel setzen.“

Trainer Matthias Maucksch sieht's ähnlich: „Die Stadt hat dem Verein das Überleben gesichert. Deshalb sollte man nur gemeinsam mit ihr eine Lösung finden.“

Pikant: Das Theater wird auf dem Rücken von Beutel ausgetragen. Der hat jetzt fast schon verloren, obwohl er überhaupt nichts dafür kann.

Beutel: „Dynamo ist an mich herangetreten und nicht umgekehrt...“


Wochenkurier, 23. März 2010

Einwurf von Gert Zimmermann

War das ein Sportwochenende in Dresden? Eishockey Pre-Play-Off am Freitag gegen Weißwasser. Die meisten Stadträte lassen die Vernunft sprechen in Sachen Stadionmiete.

Die Volleyballerinnen des Dresdner SC werden als erster Verein seit 804 Jahren Europapokalsieger für ihre Stadt Dresden. Dazu kam der Citylauf und die Sportgala der Stadt. Und nun will einer sagen, Dresden sei keine Sportstadt. Die Dresdner Oberbürgermeisterin verließ fast schwebend die Sporthalle auf der Bodenbacher Straße.

Doch schön der Reihe nach. Erst einmal haben die Stadträte der SPD, der Linken, der Grünen und der FDP tatsächlich in letzter Minute erkannt, dass ein leer stehendes Fußball-Stadion nur für ein deutschlandweites Gelächter gesorgt hätte. Und damit es allen Bürgern dieser Landeshauptstadt noch einmal ganz deutlich ins Stammbuch geschrieben wird. Diese zusätzlichen Mittel von 700 000 Euro erhält nicht der Fußballklub Dynamo, sondern die Stadion-Projektgesellschaft. Der Verein sollte die Wuchermiete aber berappen und heran schaffen, suchte und bekam dabei sogar die Hilfe des Deutschen Fußballbundes. Wie konnte es nun überhaupt zu derartigen Missverständnissen kommen? Ganz einfach, weil natürlich der Stadtkämmerer Vorjohann schon immer gewarnt hatte vor genau diesem Prozedere. Aber weil die Stadträte sich auch für die auf dem unschuldigen Papier angeblich am meisten Kosten sparende Variante entschieden. Ein typischer Fall von Denkste. Deshalb zog der Stadtkämmerer immer wieder neue Joker aus dem Ärmel, spricht inzwischen von Lobbyisten des Fußballs, die seine Kasse angeblich plündern. Und das in Zeiten leerer Kassen.

Schlimm nur, dass der schwarze Peter prinzipiell Dynamo zugeschoben wurde und dass der Fakt auch noch der Bevölkerung immer und immer wieder eingehaucht wurde. Nun sollen die scheinbar sittenwidrigen Verträge gerade von der Rathausspitze neu verhandelt werden. Das ist freilich zum Totlachen. Haben Sie schon einmal eine anständige Bank in Deutschland erlebt, die den faulen Vertrag mit dem Vertragspartner wieder löst, nur weil der nach ein paar Monaten dahinter gekommen ist Vergessen sie alles ganz schnell. Weil natürlich auch hier der Steuerzahler am Ende zur Kasse gebeten wird. Wie bei allem Unsinn, der auch in dieser Stadt verzapft wurde. Und ganz sicher weitergehen wird.


BILD, 22. März 2010

Dynamo ist gerettet!

Zumindest für dieses Jahr. Der Stadtrat genehmigt 1,2 Millionen Euro Stadion-Zuschuss
Von A. MÜNCHOW

Dynamo ist vorerst gerettet! Der Dresdner Stadtrat segnete am Freitag nach wochenlangem Tauziehen einen weiteren Zuschuss zur Stadion-Miete von rund 1,2 Mio. Euro für die kommende Saison ab.

Nach über zweistündigem Diskussions-Hickhack wurde folgendem Kompromiss zugestimmt: 527 000 Euro auf Antrag der CDU plus 700 000 Euro auf Antrag von SPD, Linke, Grüne und FDP.
Bedeutet: Die kommende Spielzeit ist abgesichert. Aber in einem Jahr steht Dynamo wieder auf der Matte. Denn die 2 Mio. Euro Stadion-Miete, die jedes Jahr fällig werden, kann der Club ohne städtische Hilfe nicht stemmen.

Das Geld aus dem Rathaus wurde aber an mehrere Bedingungen geknüpft:

· OB Helma Orosz muss den Mietvertrag (fachdeutsch Baukonzessionsvertrag) mit der Stadion-Projektgesellschaft neu verhandeln, um bessere Konditionen rauszuholen.
· Dynamo muss 200 000 Euro einsparen. Entweder verzichtet man auf den geplanten zweiten Geschäftsführer oder erhebt einen Soli-Zuschlag auf die Eintrittskarten.

Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne (36): „Ein kleiner Schritt, aber die richtigen Aufgaben kommen erst noch. Unsere Ausgangsposition für die neue Lizenz hat sich aber damit sehr verbessert!”


Stadionwelt, 22. März 2010

Erster Schritt in Richtung Rettung ist getan

Nach unzähligen Schreckensmeldungen rund um die Existenz des Vereins Dynamo Dresden können nun seit langer Zeit wieder positive Signale aus Sachsen vermeldet werden: Der Dresdner Stadtrat wird Dynamo finanziell entgegen kommen und das Stadion bezuschussen.

Zuletzt sah die Zukunft des Drittligisten düster aus: Der Betrieb des neuen Rudolf-Harbig-Stadions war mit einem von Dynamo Dresden genannten Betrag von 2,2 Millionen Euro nicht allein vom Verein zu tragen, die Stadt hingegen nannte eine niedrigere Summe. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) sprach in der Presse gar von einer „Erpressung der öffentlichen Hand.“

Und so waren es auch die anderen Parteien, die am zurückliegenden Freitagabend einer Erhöhung des Zuschusses für das Dresdner Stadion um mindestens 1,2 Millionen Euro mit deutlicher Mehrheit zustimmten. Die Fraktionen der Linken, der SPD, Bündnis90/Die Grünen und der FDP einigten sich nach zweieinhalbstündiger Diskussion auf einen gemeinsam eingebrachten Antrag, der die Entlastung des Vereins vorsieht. Diese wurde vorerst auf ein Jahr befristet und sieht eine Nachverhandlung der gesamten Vertragskonstellation rund um den Betrieb des Rudolf-Harbig-Stadions bis Herbst 2010 vor.

Zentral wurde am Freitag festgelegt, dass es eine einmalige Erhöhung des Zuschusses für die Stadion Dresden Projektgesellschaft um 527.761 Euro geben wird. Diese wird allerdings an einen Verbleib in der 3. Liga gekoppelt. Der Zuschuss soll zudem dann auf 700.000 Euro erhöht werden, erwirtschaftet Dynamo Dresden Einsparungen oder höhere Erträge in Höhe von 200.000 Euro. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) erhielt zudem den Auftrag, den Baukonzessionsvertrag des Stadions mit der Projektgesellschaft neu zu verhandeln.

Die Ausreichung einer Bürgschaft in Höhe von 100.000 Euro an den Verein durch eine Tochtergesellschaft der Stadt soll des Weiteren eine Absicherung des Lizenzverfahrens für die Spielzeit 2010/2011 gewährleisten. Dynamo hat darüber hinaus monatlich über die wirtschaftliche Verwendung der Mittel im Finanzausschuss zu berichten.

Laut einer Pressemitteilung des Vereins sind Präsident Hauke Haensel und Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne mit den Ergebnissen sehr zufrieden: „Wir werden mit der Unterstützung für das Stadion und der Unterstützung für den Verein verantwortungsvoll umgehen. Und wir werden beweisen, dass wir den eingeschlagenen Weg der Transparenz und Konsolidierung weiter gehen wollen“, so Bohne im Anschluss an die Ratssitzung. Der Beschluss liege „ganz nah an der von uns berechneten und stets transparent untersetzten Position. Wir sind nun in der Lage, unsere Etatplanung im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens untermauern zu können“, so Bohne weiter.


Kicker, 20. März 2010

Dresden: Stadtrat erhöht Zuschuss - Dynamo atmet auf

Sportlich hat Dynamo Dresden mit sechs Spielen ohne Niederlage (3/3/0) einen Schritt für ein weiteres Jahr in der 3. Liga gemacht, und auch finanziell steuern die Sachsen auf einen Verbleib in der Drittklassigkeit zu. Der Stadtrat in der sächsischen Landeshauptstadt stellte am Freitagabend die Weichen, um die drohende Insolvenz von Dynamo abzuwenden.

Mit deutlicher Mehrheit sprach sich der Stadtrat für eine Erhöhung des Zuschusses für die Mietkosten im neu erbauten Rudolf-Harbig-Stadion aus und spielt Dynamo damit in die Karten. "Mir ist eine Menge Ballast vom Herzen gefallen. Wäre der Antrag nicht durchgegangen, wäre es das Ende von Dynamo gewesen", erklärte Hauke Hensel.

Der Dynamo-Präsident sieht nun "zumindest für ein Jahr die wirtschaftliche Basis", nachdem das Gremium neben den zur Diskussion gestandenen 527 000 Euro pro Jahr für die Saison 2010/2011 eine weitere Zahlung von 700 000 Euro genehmigte. Diese Summe gilt jedoch nur für eine Saison. Dynamo muss jährlich eine hohe Miete an eine Projektgesellschaft zahlen, die das Stadionbetreibt.

Dresden kann auf die Drittliga-Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) hoffen. Entsprechende Unterlagen werden noch nachgereicht.


Sächsische Zeitung, 20. März 2010

Dresden hilft Dynamo
Von Thilo Alexe

Der Stadtrat beschließt weiteres Geld fürs Stadion. Von der Finanzspritze profitiert Dynamo. Die Unterstützung ist umstritten.

Bier, Schal, Sonnenbrille: Die rund 500 Dynamo-Fans vor dem Rathaus waren gut drauf. Mehr als zwei Stunden sangen sie, sodass es auch im Plenarsaal unüberhörbar war: „Hier regiert die SGD!“ Wirklich? Jedenfalls hat der finanziell gebeutelte Klub erreicht, dass weiteres städtisches Geld fürs Stadion fließt. Und das trotz erheblicher Widerstände in der CDU und der Bürgermeisterriege.
Zum Auftakt der Debatte ging Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hart ins Gericht mit dem Verein, aber auch den Dynamo-Lobbyisten im Stadtrat. Zwölf Millionen Euro habe Dresden bislang für das Stadion zugeschossen und mit 40 Millionen Euro für den Bau gebürgt. „Das ist Geld, das vom Steuerzahler kommt.“ Die präzise und scharfsinnige Auflistung des Kämmerers hatte einen Zweck: zu zeigen, dass die Finanzprobleme der Gelb-Schwarzen wegen des Stadions großteils hausgemacht sind. „Niemand kann heute sagen, er hätte von der Kostenentwicklung, die auf uns zuläuft, nichts gewusst.“

Verein droht Insolvenz

Dennoch erkannte Vorjohann an, dass der Verein durch die Verträge zur Stadionmiete insolvenzgefährdet ist. Rund 312000 Euro fehlten den Kickern pro Jahr. Die Stadt, so die Offerte des Kämmerers, erhöhe daher ihre Zuschüsse von jährlich rund 2,1 Millionen Euro an die Stadiongesellschaft. Sogar um rund 528000 Euro. Das entlaste die Gelb-Schwarzen zu Genüge. Vorjohann verwies auf den dreistelligen Millionenbetrag, den Dresden wegen der Finanzkrise in den kommenden drei Jahren einsparen müsse.

Dynamo-Präsident Hauke Haensel hatte es nicht leicht, als er im Anschluss ans Pult trat. Denn der Verein hoffte auf 1,5 Millionen Euro zusätzlicher Stütze. Andernfalls drohe die Pleite. „Wir bitten einzig und allein um eine faire Chance“, sagte Haensel, der im Hauptberuf Banker ist. Dynamo habe sich konsolidiert und die Misswirtschaft der vergangenen Jahre überwunden. Haensel: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“
Dann ging’s rund. „Dynamo gehört zu Dresden wie die Oper“, sagte der ehemalige Balletttänzer Jan Kaboth (Bürgerfraktion). „Am Wettlauf um höhere Zuschüsse werden wir uns nicht beteiligen“, konterte Anke Wagner von der CDU. Ihr Fraktionskollege Georg Böhme- Korn erkannte sogar das „Paradies auf Erden“ für Dynamo. Durch Vorjohanns Vorstoß werde dem Verein quasi die Grundmiete finanziert. „Wenn Sie alle wegblieben, bekommt Dynamo sogar noch was ausbezahlt“, rief er den auf der Tribüne sitzenden Fans zu.

Das war den Fußballfans unter den Stadträten dann doch zu viel. „Wenn wir Dynamo heute nicht helfen, schicken wir den Verein zum Insolvenzrichter“, sagte Linksfraktionschef André Schollbach. Die Mietlast erdrücke den Verein. Gehe der pleite, müsse das Rathaus pro Jahr vier Millionen Euro für ein schmuckes Stadion zahlen „in dem niemand spielt“. Auch SPD-Fraktionschef Peter Lames malte das größtmögliche Schreckensszenario aus: eine leere Arena, die ohne Dynamo zum Millionengrab werde.

Kein normaler Club

Grünen-Fraktionssprecher Jens Hoffsommer stellte im Rückblick fest, dass die Verträge zu Bau und Betrieb des Stadions äußerst blauäugig abgeschlossen worden seien: „Da herrschte einfach das Prinzip Hoffnung.“ Eine Sicht, die auch Vorjohann teilte. „Wir haben Sie damals beraten. Sie haben nur nicht zugehört“, rief er vor allem den linken Stadträten zu.

Letztlich stimmte der Rat aber doch für eine Finanzspritze von rund 1,2 Millionen Euro und die Neuverhandlung der Verträge. FDP-Fraktionschef Holger Zastrow brachte es am eindrucksvollsten auf den Punkt: „Dynamo Dresden ist eben kein normaler Verein.“


Orosz muss Stadionverträge neu verhandeln

Vier Fraktionen setzen die Hilfe für Dynamo durch - mit umfangreichen Folgen.

Der Beschluss des Stadtrates zur Hilfe für Dynamo hat weitreichende Konsequenzen. So muss Dresden den Zuschuss für die kommende Spielzeit einmalig um 1,2 Millionen Euro erhöhen. Weiterhin forderten die Räte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) dazu auf, für das Lizenzverfahren Dynamo eine Bürgschaft von 100000 Euro auszureichen.

Ferner wird die Rathauschefin dazu verpflichtet, dem Verein „unbürokratisch und kurzfristig“ bei der Erfüllung eventueller Auflagen aus dem Lizenzverfahren zu helfen. Der Rat beschloss am Freitagabend ein neun Einzelpunkte umfassendes Dynamo-Paket. Die Vorlage wurde von drei Fraktionen eingebracht: der Linken, den Grünen und der SPD. Die FDP schloss sich an, setzte sich aber mit der Forderung durch, dass sich Dynamo weiter konsolidieren muss – etwa durch den Verzicht auf einen zweiten Geschäftsführer oder Ticketzuschläge. Mit breiter Mehrheit beauftragte der Rat Orosz, den Vertrag mit der Stadionprojektgesellschaft neu zu verhandeln. Dabei soll auch der sogenannte Heimfall geprüft werden – also die Möglichkeit, dass die Stadt wieder Eigner des Stadions wird. Die CDU gab sich skeptisch. Sie scheiterte aber damit, die zusätzliche Finanzhilfe auf je rund 527 000 Euro in den kommenden zehn Jahren zu begrenzen. Rund zweieinhalb Stunden debattierten die Räte. Sie nahmen zwei Auszeiten. (SZ/ale)


„Der schwierigere Teil kommt noch“

Das passt: Vor der Abstimmung erhielt Dynamos Geschäftsführer Stefan Bohne symbolisch eine Kreditkarte. Die Ostsächsische Sparkasse hat eine auf 1953Stück begrenzte Auflage mit einem Blick ins Rudolf-Harbig-Stadion herausgebracht. Foto: Dehli-News / Frank Dehlis

Dynamos Geschäftsführer Stefan Bohne erklärt im Gespräch mit der SZ, was der Beschluss der Stadt für den Verein bedeutet.

Herr Bohne, wie kommentieren Sie die Entscheidung des Dresdner Stadtrates?

Wir sind dankbar und erleichtert, weil diese demokratische Entscheidung neben der finanziellen Entlastung auch die Chance bietet, das Grundübel zu beseitigen, das in der Konstruktion der Verträge steckt. Das ist mindestens genauso wichtig wie die Tatsache, dass wir jetzt realistisch die Lizenz für die kommende Saison beantragen können.

Die Insolvenz ist mit dem Beschluss also abgewendet?

Wir sind in der Lage, unsere Etat-Planung beim Deutschen Fußball-Bund sauber zu untermauern. Damit hat sich die Voraussetzung, die Lizenz zu bekommen, wesentlich verbessert. Wir werden den Beschluss beim DFB melden und schnellstmöglich die Verträge mit der Landeshauptstadt nachreichen.

Wird der DFB das anerkennen?

Ich wurde bereits eine halbe Stunde vor der Abstimmung angerufen. Das zeigt, dass man beim Verband großes Interesse an uns hat. Das freut uns natürlich auch.

Es sind unter dem Strich aber nicht 1,5 Millionen Euro geworden, die der Verein geltend gemacht hatte. Warum reicht es jetzt trotzdem?

Begonnen hatten wir die Verhandlungen bei null. Unter dem Strich sind wir mit den 1,4 Millionen sehr nah an der Zahl gelandet, die wir als Minus aus der Belastung durch das Stadionerrechnet haben.

Eigentlich sind es nur 1,2 Millionen städtischer Zuschuss, weil die Stadion-Projektgesellschaft und Vermarkter „Sportfive“ je 100000 Euro bringen sollen. Ist das realistisch?

Es sind 1,2 Millionen plus 100000 Euro städtische Bürgschaft, die nicht gezogen werden darf, wenn wir den Sachsenpokal gewinnen und die erste Runde des DFB-Pokals erreichen. Diese Einnahmen haben wir im Etat nicht geplant, denn es wäre ilusorisch, darüber zu sprechen, bevor wir das Viertelfinale in Plauen gespielt haben.

Trotzdem: Wird es denn die je 100000 Euro geben?

Das wird sicher nicht leicht. Andererseits glaube ich, dass nun bei dem einen oder anderen Sponsor, der noch gezögert hat, auch der Startschuss fallen kann, den Verein finanziell zu unterstützen.

Also könnte Dynamo auch ohne die 200000 Euro leben?

Nein, aber es ist nicht festgelegt, wie die Summe zustande kommt.

Dynamo muss zudem selbst 200000 Euro aufbringen, soll sich zum Beispiel den zweiten Geschäftsführer sparen.

Das möchte ich gern korrigieren. Dieser Vorschlag ist nur der erste Teil des Beschlusses. Weiter heißt es: oder Mehrerlöse erbringen oder Aufwendungen weiter herunterfahren. Wir sind uns bewusst, dass die Verpflichtung des Vereins nicht mit dem heutigen Tage endet. Wir haben in den letzten drei Jahren die Ausgaben um 1,6Millionen heruntergefahren. Ich denke, das zeigt, dass wir uns der Verantwortung für einen Sparkurs bewusst sind.

Vor einem Jahr hieß es auch, die Verträge sollen neu verhandelt werden. Oberbürgermeisterin Helma Orosz hält das für sehr problematisch.

Vor einem Jahr ging es darum, den Stadionnutzungsvertrag zu verbessern. Jetzt geht es um das Grundübel, nämlich um den Baukonzessionsvertrag. Der Stadtrat hat die Verwaltung aufgefordert, diesen gemeinsam mit dem Vertragspartner HBM neu zu gestalten.

Wie realistisch ist das?

Wir dürfen uns keinen Sand in die Augen streuen. Was jetzt kommt, ist der schwierigere Teil. Fakt ist, dass HBM auf einem rechtsgültigen Vertrag sitzt. Deshalb müssen wir das Thema gemeinsam mit der Landeshauptstadt angehen.

Was will der Verein erreichen?

Wir haben klargemacht, dass wir in der kommenden Saison in der Lage sind, 500000Euro Miete für dieses Stadionzu zahlen. An dieser Ausgangssituation wird sich in der nahen Zukunft nichts ändern.

Geht es um das Düsseldorfer Modell, bei dem der Klub einen prozentualen Anteil der Zuschauereinnahmen abführt?

So steht es in der Vorlage. Das Modell ist in Düsseldorf erprobt. Warum soll man in Dresden das Rad neu erfinden?

Sportlich ist der Klassenerhalt in der 3.Liga noch nicht sicher. Ist die Mannschaft jetzt besonders in der Pflicht?

Das ist sie prinzipiell. Wir hoffen natürlich, dass sie gegen Burghausen die Chancen reinmachen, die sie in Sandhausen ungenutzt gelassen haben.
Das Gespräch führte Sven Geisler.


Insolvenz für Dynamo abgewendet
Sven Geisler

Die Stadt Dresden rettet den Traditionsclub Dynamo.

Die Insolvenz des Fußball-Drittligisten SG Dynamo Dresden ist abgewendet. Der Dresdner Stadtrat hat mit deutlicher Mehrheit für einen weiteren Zuschuss für die Stadion-Projektgesellschaft gestimmt, durch den der Verein bei der Miete entlastet werden soll. Den gemeinsamen Antrag hatten SPD, Linke, Grüne und die FDP eingebracht.
Für die Saison 2010/11 sollen demnach zusätzlich zu den von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen 527.761 Euro weitere 700.000 Euro gezahlt werden. Voraussetzung ist, dass Dynamo selbst 200.000 Euro durch Einsparungen - zum Beispiel beim zweiten Geschäftsführer - oder zusätzliche Einnahmen aufbringen. Gleichzeitig werden die Stadionprojektgesellschaft und der Vermarkter "Sportfive" aufgefordert, Dynamo um jeweils 100.000 Euro bei den Abgaben zu entlasten.

Gleichzeitig erhielt Oberbürgermeisterin Helma Oroz (CDU) den Auftrag, die Stadionverträge neu zu verhandeln. Dynamos Geschäftsführer Stefan Bohne: "Wir sind sehr froh über diese Entscheidung, weil sie neben der finanziellen Entlastung auch die Chance bietet, das Grundübel zu beseitigen, das in der Konstruktion der Verträge bietet."

Präsident Hauke Haensel bedankte sich und versprach, "dass Dynamo mit der Unterstützung, die uns ein wirtschaftliches Überleben sichert, verantwortungsvoll umgehen".


MDR.de, 19. März 2010

Dynamo erhält erhöhten Stadion-Zuschuss

Aufatmen bei Dynamo Dresden: Die drohende Insolvenzgefahr beim Traditionsverein ist vorerst vom Tisch. Am Freitag sprach sich der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit für eine Erhöhung des Zuschusses für die Mietkosten im Rudolf-Harbig-Stadion aus.

Wirtschaftliche Basis für ein Jahr

Demnach bewilligte das Gremium die zur Diskussion gestandenen 527.000 Euro pro Jahr sowie für die Saison 2010/2011 eine weitere Zahlung von 700.000 Euro. "Mir ist eine Menge Ballast vom Herzen gefallen. Wäre der Antrag nicht durchgegangen, wäre es das Ende von Dynamo gewesen. Nun haben wir zumindest für ein Jahr die wirtschaftliche Basis", sagte Dynamo-Präsident Hauke Hensel, der nun auf die Drittliga-Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) hoffen kann.

Vorjohann: "Steuerzahler hat Last zu tragen"

Dagegen zeigten sich einige Stadtvertreter von der Zusatzzahlung wenig begeistert. "Es ist frustrierend zu sehen, wie leicht organisierte Interessen öffentliche Kassen plündern können", erklärte Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann und fügte an: "Der Steuerzahler hat komplett die Last zu tragen. Das zusätzliche Geld muss bei Investitionen gestrichen werden."

Für Sportbürgermeister Winfried Lehmann ist die getroffene Entscheidung ein Kompromiss: "Der Beschluss ist zwar eine finanzielle Last, es hat aber keine Alternative gegeben, wenn es Profi-Fußball in diesem Stadiongeben soll."


Sächsische Zeitung, 19. März 2010

Dynamo ruft zu Spenden für Dresdner Vereine auf

Die Fan-Initiative Pro RHS des finanziell angeschlagenen Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden ruft zu einer Spendenaktion auf. Allerdings nicht nur für den Traditionsverein, sondern für den Nachwuchssport in der Region. Bei den verbleibenden elf Punktespielen bis zum 8.Mai wird im StadionGeld gesammelt. Der Erlös soll anschließend dem Kreissportbund Dresden, einer karitativen Einrichtung und dem Dynamo-Nachwuchs zur Verfügung gestellt werden.

Hintergrund der Aktion ist der bevorstehende Stadtratsbeschluss, bei dem über einen Zuschuss für Mietbelastungen von bis zu 1,5 Millionen Euro entschieden werden soll. „Wir wären sehr erfreut, wenn die Stadträte erkennen, welche positive Kraft in einem Verein wie Dynamo Dresden steckt“, argumentiert Robert Pohl von der Fan-Initiative Pro RHS. (dpa)


Tag der Wahrheit für Dynamo Dresden

Nach monatelangem Gezerre zwischen dem Klub und der Stadt soll heute Nachmittag geklärt werden, wie hoch der Zuschuss für das Stadionausfällt. Ein Kompromissvorschlag liegt auf dem Tisch. Eine Mehrheit im Stadtrat aber ist nicht sicher.

Dresden. Zur heutigen Stadtratssitzung wollen SPD, Linke und Grüne den Zuschuss der Stadt für die StadionProjektgesellschaft erhöhen. Neben den bereits vorgeschlagenen 527.761 Euro sollen für die nächste Saison maximal weitere 700.000 Euro in Monatsraten gezahlt werden. Gleichzeitig soll die Oberbürgermeisterin beauftragt werden, den Konzessionsvertrag mit der Projektgesellschaft neu zu verhandeln. Auch die FDP-Fraktion zeigt sich gesprächsbereit, um diesen Beschluss mitzutragen. Damit stünde eine Stadtratsmehrheit.

Die Projektgesellschaft stellte gestern klar, dass sie das Stadion„nur mit einem sportlich wie finanziell überlebensfähigen Ankermieter“ betreiben könne. Sie selbst sei nicht in der Lage, Dynamo ohne weitere Zuschüsse von der Stadt bei der Miete zu entlasten.

Der Drittliga-Klub braucht nach eigener Darstellung 1,5 Millionen Euro, um die Lizenzauflagen des Deutschen Fußball-Bundes bestehen zu können. Das Kompromissangebot kommt dem nahe. Sicher ist nicht, dass heute die Entscheidung fällt. Aber die Zeichen stehen besser als vor der letzten Krisensitzung zu diesem Thema im Ratsaal. (SZ/szo)


Sächsische Zeitung, 17. März 2010

Vermarkter erklärt: Mit dem Verkauf des Stadionnamens wären die Probleme nicht gelöst

Teamleiter Lars Tubbesing spricht über die Position von „Sportfive“ im Dresdner Stadionstreit.

Herr Tubbesing, welche Position bezieht „Sportfive“ als Vermarkter im Streit um die Kosten für das Dresdner Stadion?

Unsere Aufgabe ist es, die Werbeerlöse zu steigern. Wie diese dann zwischen Verein und Stadionprojektgesellschaft verteilt werden und ob da jemand übervorteilt wird, liegt nicht in unserer Verantwortung.

Also geht Sie das nichts an?

Doch, weil die Situation uns lähmt. In vielen Gesprächen mit potenziellen Sponsoren wird uns gesagt: Wir müssen erst einmal abwarten, wie sich die Situation mit dem Stadionentwickelt und ob es sich lohnt, uns zu engagieren.

Von seiten der Stadt hieß es, Dynamo solle den Stadionnamen verkaufen, das bringe jährlich eine Million mehr …

Ein siebenstelliger Betrag ließe sich allenfalls in der 1. Bundesliga erzielen, wo die Reichweite für den Investor durch die höhere TV-Präsenz und die Namensnennung viel höher wäre. Ich kann nur nachdrücklich vor der Illusion warnen: Wenn der Stadionname vermarktet ist, müsse die Stadt den Zuschuss nicht erhöhen, Dynamo nicht sparen und alle Probleme wären gelöst.

Mit welcher Summe rechnen Sie für den Namen?

Ein Betrag im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich wäre für die 3.Liga marktüblich.

Auch diese Summe könnte helfen. Wieso dauert es so lange?

Die Anzahl der potenziellen Interessenten ist bei dieser beträchtlichen Investitionssumme natürlich begrenzt. Wir führen Gespräche, aber mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen. Unser Ziel bleibt es, den Namensgeber zum Saisonstart 2010/11 zu präsentieren. Aber wir sagen auch: Es muss für alle Seiten passen. Schließlich reden wir von einer Laufzeit ab fünf Jahren.

Dynamo rechnet für 2010/11 nur mit einer Steigerung der Werbeerlöse von 200000 Euro. Ist das defensiv geplant?

Das ist realistisch geplant. Schließlich haben wir gleiche Rahmenbedingungen in der 3. Liga.

... aber von Beginn ein fertiges Stadion, während es in der laufenden Saison fünf Spieltage noch nicht fertig war und unter anderem der Vip-Bereich nicht zur Verfügung stand.

Das stimmt, aber wir können nicht davon ausgehen, dass wir insgesamt 1400 Logen- und Businessplätze bereits am ersten Spieltag ausverkauft haben. Deshalb werben wir mit Aktionen um Neukunden. Zum Beispiel gibt es die Vip-Karte für die Partie gegen Bremen II am 31. März für 79 Euro, damit sich Interessenten während eines Spieles ein Bild davon machen können, welche Möglichkeiten der Präsentation das neue Stadionbietet.

Noch ein wunder Punkt: Wieso kassiert „Sportfive“ 20 Prozent der Werbeeinnahmen?

Das ist ein marktüblicher Provisionssatz und vertraglich geregelt.

Wenn weniger Geld an den Vermarkter fließen würde, bliebe mehr für die Finanzierung des Stadions.

Wer so denkt, vergisst, dass Sportfive durch das Antrittsgeld zur Entlastung von Dynamo von finanziellen Altlasten beigetragen hat und nicht etwa nur abkassiert.

Aber die 500000 Euro sind doch bei einem Werbeerlös von 3,1Millionen Euro für diese Saison schon wieder drin, oder?

Das ist gelinde gesagt eine Milchmädchenrechnung. Wir haben natürlich auch Aufwendungen, aber davon abgesehen: Es geht doch in dem Kostenstreit nicht um 150000 oder 300000 Euro. Selbst wenn wir komplett auf die Provision verzichten würden, ließe sich das Delta nicht ausgleichen, das der Verein auf 1,5 Millionen Euro beziffert. Noch einmal: Diese Hausaufgaben haben andere zu erledigen.
Gespräch: Sven Geisler


Wie Dresden von Dynamo profitiert
Thilo Alexe

Könnte Dresden auch ohne Dynamo auskommen? Die Frage stellt sich, denn dem Verein fehlt Geld. Stadträte entscheiden am Freitag über die Zukunft des Clubs.

Derzeit ist Dynamo Dresden wegen des Stadions in den Schlagzeilen.
Egal, wie der Verein spielt: In den Schlagzeilen ist Dynamo Dresden stets. Derzeit wegen des Stadions. Soll die Stadt die Zuschüsse an die Projektgesellschaft erhöhen und damit letztlich die Miete für den Verein reduzieren? Oder ist es nicht Aufgabe einer Kommune, die bereits mit 40 Millionen Euro für den Stadionbau gebürgt und Millionen-Zuschüsse gibt, einen Drittligisten noch stäker zu unterstützen? Am Freitag entscheidet der Stadtrat. Vor der Sitzung analysiert die SZ: Was bringen eigentlich die Gelb-Schwarzen und das Stadionder Stadt?

Wie prägt Dynamo das Image Dresdens?

Der Verein gehört wohl zum Bekanntesten, was Dresden zu bieten hat. Ein Blick zurück liefert einen eindrucksvollen Beleg. 1997 startete der Club sein Internetangebot. Rasch erreicht die Homepage Erstligawerte. Bereits 2005 besuchten 800.000 Fans pro Monat die Homepage und riefen insgesamt 28 Millionen Seiten auf. Doch nicht nur das zeigt: Dresdnern und Fans aus der Umgebung liegt Dynamo am Herzen. Mit knapp 14 000 Anhängern pro Spiel führt Dresden derzeit in der Zuschauerstatistik der dritten Liga.
Kontrapunkt zum positiven Imagefaktor sind Meldungen über Ausschreitungen und Gewalt. Sie werden zwar seltener. Doch die Jagdszenen auf Polizisten beim Lokalderby gegen den DSC 2002 und Bilder von Prügeleien in Berlin blieben lange im öffentlichen Gedächtnis haften. „Der Imageschaden ist nicht schlimm, er ist gewaltig“ klagte der damalige Rathauschef Lutz Vogel (parteilos) 2006.

Was leistet der Verein im Nachwuchsbereich?

Rund 250 Jugendliche von den sogenannten Fußballzwergen bis zu den A-Junioren trainieren in den insgesamt 16 Nachwuchsmannschaften. Dynamo verfügt im Ostragehege über ideale Bedingungen für die jungen Spieler. Das mit der Sportschule vernetzte Nachwuchsleistungszentrum bietet optimale Trainingsmöglichkeiten. Dabei geht es nicht nur um Sport. „Gerade im Nachwuchsleistungszentrum bilden wir ganzheitlich aus“, sagte dessen Leiter Ralf Hauptmann der SZ. „Neben dem Fußball begleiten wir unsere Spieler bei deren schulischer und persönlicher Entwicklung.“ 500 000 Euro investiert der Verein pro Jahr in den Nachwuchs. Darüber hinaus ist Dynamo auch sozial aktiv. Spieler beteiligten sich am 13. Februar an der Menschenkette. Profi Volker Oppitz hat mit der Kindervereinigung Dresden eine Spendenaktion gestartet. Zudem unterstützte der Club die von der SZ initiierte Stiftung „Lichtblick“.

Ist Dynamo Dresden ein Wirtschaftsfaktor?

Präsident Hauke Haensel verweist gern auf rund 70 Mitarbeiter – Spieler inklusive – des Vereins. 17 Euro gibt jeder Zuschauer im Schnitt pro Heimspiel aus, der Großteil bleibt dem Präsidenten zufolge in der Region. Doch darüber, wie sehr die lokale Wirtschaft von einem Profiverein profitiert, liegen zumindest für Dresden wenig belastbare Daten vor. Unstrittig ist, das lokale Unternehmen beim Abriss des alten Stadions und dem Neubau zum Zuge kamen. Wie sich das auf die Stadt, etwa in Form von Gewerbesteuereinnahmen auswirkt, ist unklar. Ein wenig Aufhellung bietet eine Studie aus Cottbus. Während der Zweitliga-Spielzeiten von Energie zwischen 1997 und 2000 hingen nach einer Erhebung der dortigen Industrie- und Handelskammer 130 Jobs direkt oder indirekt von Fußball ab – etwa in der Gastronomie und im Sicherheitsgewerbe. Rund zehn Millionen Euro sollen in der Zeit durch den Zweitligaclub in die Lausitz geflossen sein.

Wie bewertet die Politik den Verein und den Stadionbau

Der Stadtrat ist uneins, wie er mit Dynamo umgehen soll. Die Räte schwanken zwischen Unterstützung für den publikumsstarken Verein und Skepsis. Die wird vor allem genährt durch die oft kritische Situation kleinerer Clubs. Unstrittig ist, dass das architektonisch geglückte Stadionder Stadt zusätzliche Attraktivität bescheren kann – nicht nur beim Fußball. Doch Konzerte und Großevents sind bislang mit Ausnahme der Eröffnungsparty nicht veranstaltet worden. Soll die Stadt zur Entlastung von Dynamo der Stadion-Projektgesellschaft mehr Geld geben? Die CDU stärkt Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann, der den Zuschuss um jährlich 527.000 auf 2,6 Milionen Euro erhöhen will. Linke, SPD, FDP, Grüne und Teile der Bürgerfraktion sprechen sich für 1,1 Millionen Euro aus. Wie der Rat abstimmt ist offen, da Dresden im dreistelligen Millionenbereich sparen muss. Dynamo braucht nach eigener Darstellung 1,5 Millionen Euro.


Die Folgen einer Dynamo-Pleite
Von Sven Geisler

Wegen der hohen Kosten für das Stadiondroht dem Verein die Insolvenz. Ist sie Chance oder Risiko?

Stefan Bohne fährt heute nach Sandhausen. „Ich bin froh, in dem Verhandlungsmarathon mal vom Fußball abgelenkt zu werden“, sagt der Hauptgeschäftsführer von Dynamo Dresden. Während es für die Gelb-Schwarzen im Nachholspiel um wichtige Punkte für den Klassenerhalt in der 3.Liga geht, kämpft der 36-Jährige gegen den drohenden Zwangsabstieg.

Dynamo hat für die Saison 2010/11 ein Minus von 1,5Millionen Euro kalkuliert und begründet den Fehlbetrag mit den hohen Kosten für das neue Stadion. Mit dieser Etat-Lücke würde der Verein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) keine Lizenz bekommen, und die SGD müsste Insolvenz anmelden. „Dazu sind wir gesetzlich verpflichtet, wenn wir vom Wirtschaftsprüfer keine positive Fortführungsprognose bekommen“, erklärt Bohne.

Die SZ nennt die Folgen einer Dynamo-Pleite:

Sicherer Abstieg

Die DFB-Statuten sind eindeutig: Ein Verein, über dessen Vermögen ein Insolvenzverfahren eröffnet oder mangels Masse abgelehnt wird, steht als erster Absteiger aus der 3.Liga fest. Die Zahl der sportlichen Absteiger reduziert sich auf zwei. Würde Dynamo vor dem letzten Spieltag den Insolvenzantrag stellen, werden alle Spiele der Dresdner annulliert. Dies gilt nicht, wenn die Entscheidung nach dem letzten Spieltag, aber vor dem offiziellen Saisonende am 30.Juni fällt.

Ungewisse Zukunft

Theoretisch könnte Dynamo eine Klasse tiefer in der Regionalliga weiterspielen. Das ist jedoch unrealistisch, denn in dem Fall würde – bei den bestehenden Konditionen für das Stadion– das Loch sogar zwei Millionen Euro betragen. Der entsprechende Lizenzantrag ist eingereicht. „Wir hätten keine Chance, die Zulassung zu bekommen“, ist sich Bohne im Klaren.
Ein Neuanfang in der Oberliga, wie ihn der FCSachsen Leipzig vor dieser Saison machte, wäre am wahrscheinlichsten. „Das Stadionproblem wäre damit nicht gelöst“, meint Bohne: „Mit unserem Fanpotenzial könnten wir trotzdem nicht auf jedem Sportplatz spielen.“ Mehr als 50000 Euro Miete seien aber in der fünfthöchsten Spielklasse nicht drin. Auch in der Oberliga gilt: ohne Spielstätte keine Spielgenehmigung.

Unklare Chance

Die Insolvenz wird auch unter den Dynamo-Anhängern als eine Chance diskutiert, den Verein von seinen Altlasten zu befreien. Gemeint ist vor allem das Darlehen des Filmrechtehändlers Michael Kölmel (Kinowelt), das auf etwa sechs Millionen Euro aufgelaufen ist. Dynamo muss zudem zehn Prozent des Fernsehgeldes abführen; für die 3.Liga 80000Euro. Hinzu käme das Darlehen, das die Stadt dem Verein im Mai2008 gewährt hat. Von den 1,25Millionen sind noch 958000 Euro offen. „Weitere Altschulden haben wir nicht“, erklärt Bohne.
Dynamo hat seine Ausgaben in den vergangenen drei Jahren um 1,63Millionen Euro verringert und plant in dieser Saison mit einem ausgeglichenen Haushalt. Durch die Stadionkosten von 2,085Millionen Euro ab der kommenden Saison würde der Verein erneut in die Schuldenfalle getrieben, argumentiert der Geschäftsführer. „Ich sehe in der Insolvenz keine Chance, sondern das Risiko, dass wir im schlimmsten Fall in der untersten Liga neu anfangen müssten und die Tradition von Dynamo zerstören würden“, sagt Bohne.

Wirtschaftliche Folgen

Im Falle einer Insolvenz würde jeder Arbeitsplatz infrage gestellt. Insgesamt beschäftigt Dynamo inklusive der Profi-Spieler 70Mitarbeiter. Einen hauptamtlichen Fanbeauftragten könnte sich der Klub genauso wenig leisten wie das Nachwuchsleistungszentrum mit vier Betreuern für die 250 Kinder und Jugendlichen.
Zudem bliebe die Stadt auf den gesamten Kosten für das dann leerstehende Stadionsitzen. Das wären etwa 4,3Millionen Euro. Am Freitag entscheidet der Stadtrat, ob und in welcher Höhe der städtische Zuschuss an die Stadion-Projektgesellschaft erhöht wird, um Dynamo bei der Miete zu entlasten. Mit 527000Euro wie von der Verwaltung vorgeschlagen, sei die Insolvenz des Vereins nicht abzuwenden, erklärt Bohne.


Wochenkurier, 16. März 2010

Einwurf von Gert Zimmermann

Was ist nur in den letzten Wochen bei den Dresdner Eislöwen passiert? Noch Anfang Februar wollte kein einziger Fan auch noch am Familientag seine Idole lautstark unterstützen. Mitte März ist die Eishalle ein Tollhaus. Spitzenreiter Schwenningen wurde vernascht, der vierte Sieg in Folge eingefahren. Vergessen sind die Querelen rund um das Team, vergessen sind die Anschuldigungen, die praktisch geliehenen kleinen Eisbären passten nicht zur Mentalität in Sachsens Landeshauptstadt.

Die Kufencracks spielten zuletzt wie im Trance, die Zuschauer gerieten regelrecht ins Entzücken. Wer weiß heute schon, was nach den Pre-Play-Offs gegen den geliebten Kontrahenten aus Weißwasser noch alles abgeht? Eislöwen-Geschäftsführer Broda jedenfalls war völlig aus dem Häuschen, ergriff das Mikro nach der Pressekonferenz und hielt auf einmal eine nach der anderen Laudatio. Bis auf die Eismaschine bedankte er sich bei allen Mitstreitern im Verein. Sogar die Presse bekam noch gute Wünsche mit auf den Heimweg. Broda wusste, dass mit den Spielen gegen die Lausitzer Füchse und dem Klassenerhalt schon die neue Saison geplant werden kann. Und er ließ wissen, dass die jetzt handelnden Personen auch nach dem Sommer ihren Job fortsetzen werden. Erneut unter verschärften finanziellen Bedingungen. Denn das von der Stadt Dresden gestundete Geld muss freilich irgendwann eingezahlt werden. Wir erinnern uns, es sind weiterhin offene Hallenmieten zu überweisen.

Und schon sind wir mit den Gedanken am Freitag. Nicht nur beim zweiten Spiel gegen Weißwasser, auch im Dresdner Rathaus. Denn der entscheidet, ob die Dresdner Sportszene von einem schwarzen Tag berichten wird. Ob die Hobbypolitiker sich bewusst sind, was sie so verzapfen wollen. Bisher zogen sie es vor, die Dresdner Sportvereine aufeinander zu hetzen. Das scheint nicht so richtig zu gelingen. Auch die Argumente der Fußballhasser, Dresden spiele nur in der Kultur in der Champions League, sind einfach nur lächerlich.
Denn diese Künstler können nur ihr Vermögen abrufen, weil sie natürlich von der Stadt mit Geld gefördert werden. Keiner aus dem Sport-Lager käme auf die Idee, einem Chorknaben oder einem Berufsmusiker deren Zuwendungen streichen zu wollen. Noch einmal: Es geht nur um die reine Vernunft, um nichts weiter! Nicht um Parteiengezänk!


Morgenpost, 16. März 2010

Arena-Streit wird zur Zitternummer!

DRESDEN – Auf welche Summe erhöht der Stadtrat den Zuschuss für die Stadion-Projektgesellschaft und wie hoch ist dadurch die Miete für Dynamo? Diese Entscheidung wird am Freitagnachmittag getroffen. Der Ausgang ist noch offen.

Die Fronten sind klar: Auf der einen Seite steht die CDU-Fraktion, die den Vorschlag von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann folgen will. Er möchte den Zuschuss um 527 000 Euro auf 2,6 Millionen Euro erhöhen. Der Rest der 4,6 Mio. Euro müssten Dynamo und der Betreiber aufbringen. Dem gegenüber stehen die Fraktionen Linke, SPD, FDP, Grüne sowie ein Teil der Bürger-Fraktion. Die hatten sich im Sportausschuss auf ein Entlastungspaket für die Schwarz-Gelben von gut 1,1 Millionen Euro verständigt. Zusätzlich sollten die drei Stadionverträge neu verhandelt werden, damit das Problem auf lange Sicht gelöst wird.

Allerdings wackelte diese Mehrheit bereits im Finanzausschuss. Im Stadtrat dürfte es am Freitag nicht besser werden. Wackelkandidaten gibt’s durch die schwierige Haushaltssituation (Dresden muss bis 2013 insgesamt 360 Millionen Euro einsparen) jetzt auch in den Fraktionen, die als Dynamo-freundlich gelten. Deshalb wird der jährliche Millionen-Zuschuss fürs Stadionzur Gewissensfrage für die Stadträte. Bleibt es jedoch bei Vorjohanns Vorschlag, ist der Hauptgeschäftsführer des Drittligisten Stefan Bohne überzeugt: Der Wirtschaftsprüfer werde nichts anderes feststellen, als dass der Verein Insolvenz anmelden müsste – da er 1,5 Mio. Euro für die Miete nicht aufbringen könne.
elu


Sportbild, 11. März 2010

Das miese Spiel in Dresden

Die Fronten im Streit um die Stadionmiete sind verhärtet: Dynamo droht ein Loch von 400 000 Euro - und die Insolvenz.
Von Carli Underberg

Es war eine Geisterkulisse im Rudolf-Harbig-Stadion. 10 000 Zuschauer waren erwartet worden, doch die Ränge waren leer. Tief "Yve" sorgte für die Absage der Drittliga-Party zwischen Dynamo und der zweiten Mannschaft des BVB. Was diesmal dem plötzlichen Wintereinbruch geschuldet war, könnte in Zukunft zur erschreckenden Normalität werden. Grund: die Dauerfehde zwischen Klub und Stadt. Seit Monaten streiten sich beide Seiten um die Mietkosten des Stadions, sämtliche Treffen blieben ergebnislos. Und jetzt beginnt die ganze Sache schmutzig zu werden. das miese Spiel in Dresden hat begonnen.

"Es hat sich hier zu einer Grundsatzfrage entwickelt. Will man in Dresden weiter Sport unter professionellen Bedingungen sehen, oder läßt man uns sterben?", klagt Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne an. Die Stadt Dresden, in Person von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann, vermutet eine linke Nummer hinter den Worten und Plänen des Vereins. Der CDU-Mann greift Dynamo im Gespräch mit SPORT BILD direkt an. "Der Steuerzahler ist hier erpressbar. Das ist genau das, was Dynamo zu eigen macht. Sie sagen: "Gib mir Geld, sonst bring ich mich um. Und wenn ich mich umbringe, hast du noch größere Probleme." Das ist Prinzip", so urteilt Vorjohann. Kernfrage des Streits: Wer zahlt künftig wie viel der 4,6 Millionen hohen Stadionkosten an die Betriebsgesellschaft? Die Verträge für die 2009 neu gebaute Arena sehen vor, dass die Stadt 2,1 Millionen Euro zahlt. Der Verein ab der kommenden Saison ebenfalls rund 2,1 Millionen Euro. Den Rest muss die Betriebsgesellschaft aus Drittveranstaltungen erwirtschaften. Dem Klub entstehen für den Spielbetrieb weiter Kosten (Ordner, Feuerwehr) von 1,6 Millinen Euro. Also ene Gesamtbelastung von 3,7 Millionen Euro, die er nicht stemmen kann. "Die Stadionkosten sind absolute Spitze in der dritten Liga, und das schaffen wir einfach nicht", sagt Bohne. Daher fordert der achtmalige DDR-Meister von der Stadt einen zusätzlichen Anteil von 1,5 Millionen Euro. Denn nach dem Bericht einer unabhängigen Wirtschaftsprüfergesellschaft, der SPORT BILD vorliegt (siehe Rand rechts), muss der Verein mit einem Defizit in Höhe von 1,5 Millionen Euro rechnen. Wird das Finanzloch nicht gestopft, muss der Traditionsklub Insolvenz anmelden.

"Der Vorwurf, wir würden nur betteln und nichts tun, ist absurd"

Um das Horrorszenario noch abzuwenden, braucht der Klub die Unterstützung der Stadt. Doch die ist lediglich bereit, maximal 1,1 Millionen Euro lockerzumachen. Abschließend wird darüber am 18. März im Stadtrat entschieden. "Wir befinden uns gerade in der größten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Das hat sich bei Dynamo Dresden noch nicht ganz rumgesprochen", sagt Vorjohann und erwartet vom Verein, die fehlenden 400 000 Euro selbst aufzubringen. Nach Darstellung des Klubs ist das unmöglich und verweist auf die bereits getroffenen Sparmaßnahmen: Der Etat für die laufende Saison wurde schon von 2,9 auf 2,7 Millionen gesenkt. Zudem wurden massive Personalstreichungen vorgenommen. Allein 14 Mitarbeitern wurde die Festanstellung gekündigt. Zudem soll auch beim Spielerkader weiter gespart werden. Angedacht ist außerdem eine Sonderumlage von 23 Euro pro Vereinsmitglied, was zusätzlich knapp 120 000 Euro bringen würde.
"Der Vorwurf, wir würden nur betteln und nichts tun, ist daher absolut absurd und entspricht nicht der Wahrheit", sagt Bohne und hofft weiter auf das Einlenken der Stadtoberen: "Schließlich stünde die Stadt sonst alleine mit den Kosten da, wenn wir Insolvenz anmelden." Ein teures Vergnügen für eine Investruine, in der dann bei der Frauen-WM 2011 letztmals Fußballspiele stattfinden würden.


Wochenkurier, 9. März 2010

Einwurf von Gert Zimmermann

Wie war das doch gleich? Eine lange Winterpause können wir uns in Deutschland sparen. Die Klimaerwärmung macht es möglich. Wieder einmal ein typischer Fall von Denkste.

Die böse Natur zeigt den Vordenkern reineweg die lange Nase. Winter, immer noch Winter. Waren noch vor dreißig Jahren zehn Zentimeter Schnee überhaupt kein Problem, auch nicht für die Austragung für Fußballspiele, ist das in unseren heutigen Tagen nicht mehr zu händeln. Früher wurden einfach von den Akteuren oder dem Platzwart Stangen in den Boden gerammt, mit deren Hilfe trotz Schnee und Eis der Schiedsrichter die Strafräume erkannte. Und los ging es, zur Not auch mit langen Hosen, die schwarz waren. Das geht natürlich inzwischen schon lange nicht mehr. Der Holländer Robben vom FC Bayern musste sein wärmendes Beinkleid gar einfärben lassen, um das Spielrecht zu erhalten.

In Dresden werden prinzipiell nach Wetterberichten die Vorbereitungen für die Durchführung einer Drittligapartie getroffen. Vor dem Spiel gegen Dortmunds Zweite hörte sich der Stadionmanager die Prophezeiungen des Wetterdienstes in Klotzsche an. Der sagte voraus, dass sich das Schneefeld wie von Geisterhand vor der Stadtgrenze von Dresden teilen wird und für ganz wenig Niederschlag in Form des Katastrophenpulvers sorgen werde. Nun, erneut grinste sich die Natur eins und ließ es zum Entsetzen der Stadionbetreiber schneien. Spätestens jetzt war natürlich an Hilfskräfte, die im Stadion dem Schnee zu Leibe gerückt wären, nicht mehr zu denken. Stattdessen kam die erneute falsche Voraussage einer Unwetterwarnung bis kurz vor dem Anpfiff. Nun begann die Natur nicht nur zu grinsen, die Sonne lachte sich schlapp. Inzwischen wurde auch der Nachholer in Sandhausen storniert. Wegen vereister Zufahrtswege.

Das Chaos im Spielplan nimmt also langsam, aber sicher Gestalt an. Genau so wie die Ungewissheit, die die Spieler weiterhin mit der offenen Lizenzerteilung durch den DFB mit sich herumschleppen. Dagegen könnte der Stadtrat ja immer noch etwas tun. Er müsste sich erst mal die Frage beantworten, ob er bei einem Umzug des Technischen Rathauses innerhalb Dresdens ebenso für eine sechs Mal höhere Miete stimmen würde? Und: Weshalb ist das Stadion halt nicht in den Sportstätten-und Bäderbetrieb eingegliedert? Nur wegen des Geldverdienens?


Sächsische Zeitung, 8. März 2010

Warum das Dynamo-Spiel ausgefallen ist
Von Sven Geisler

Obwohl zur Anstoßzeit bestes Fußball-Wetter herrscht, bleibt es bei der Absage vom Vormittag.

Die Anhänger schütteln den Kopf. Der Rasen im Rudolf-Harbig-Stadion ist grün. Doch der Ball rollt nicht, und ihnen bleibt nur ein Blick durch den Zaun. Am Fanshop hängen Zettel: „Spiel fällt aus.“ Kurz vor 10Uhr hatte Dynamo Dresden am Sonnabend die Partie gegen Borussia DortmundII in der 3.Fußball-Liga abgesagt.
Die Entscheidung trafen Stadion-Manager Hans-Jörg Otto, Schiedsrichter Karl Valentin aus Taufkirchen, Sicherheitschef Sören Klar sowie Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Vereins nach mehreren Begehungen seit 8Uhr. Sie sei unausweichlich gewesen, hieß es in der Pressemitteilung. Länger wollten die Verantwortlichen nicht mehr warten, damit die schlechte Nachricht noch möglichst viele Zuschauer erreicht, bevor sie sich auf den Weg ins Stadionmachen.

Doch nicht einmal eine Stunde später die überraschende Wetterwende: Es hörte auf zu schneien, die Sonne kam heraus, das Thermometer kletterte über null. Plötzlich erschien die Absage absurd. „Wir hatten uns auf die Aussagen vom Wetterdienst in Klotzsche verlassen“, berichtet Otto: „Bis 14Uhr galt eine Unwetterwarnung mit starkem Schneefall.“ Es war schon die zweite falsche Prognose. Am Abend vorher hatte der Stadion-Manager noch die beruhigende Auskunft erhalten, das Schneefeld werde sich teilen, Dresden kaum etwas abbekommen. „Als ich morgens halb sechs aus dem Fenster schaute, war ich das erste Mal entsetzt.“

Die Anhänger, die zur Anstoßzeit enttäuscht am Stadionstehen, fragen sich, warum der Verein sie nicht zum Schneeschippen gerufen hat. Das hat in der Vergangenheit schon oft sehr gut geklappt. „Natürlich haben wir daran gedacht“, sagt Otto, „aber angesichts des dichten Schneefalls wäre es aussichtslos gewesen, die Zuschauerränge, Treppen und den Stadionumlauf beräumen zu wollen.“ Die Rutschgefahr auf den steilen Tribünen wäre unverantwortlich groß geblieben.

Hohe Kosten in der Bundesliga

„Der Verein ist zwar Veranstalter, aber wir müssen als Stadionbetreiber die Sicherheit für die Zuschauer zu hundert Prozent gewährleisten“, erklärt Otto. Dennoch rätselten die Fans, wieso in dem neuen, angeblich bundesligatauglichen Dresdner Stadion nicht gespielt werden kann, während es in der 1. und 2.Bundesliga trotz des erneuten Wintereinbruchs keine Absage gab. Das sei vor allem eine Kostenfrage, meint Otto. Dort würden zwischen 40000 und 80000 Euro aufgebracht, um mit professionellen Firmen das Stadionschnee- und eisfrei zu bekommen.

Das können sich weder Dynamo noch die Stadion-Projektgesellschaft leisten. Sie müssen sich nun einig werden, wer welche Kosten übernimmt, die trotz des Spielausfalls unter anderem für den Sicherheitsdienst und die Reinigung angefallen sind. „Die übliche Miete verlangen wir vom Verein natürlich nicht“, sagt Otto. Das wären 25000 Euro gewesen.

Der Stadion-Manager konnte den sonnigen Nachmittag nicht mehr genießen. „Wir hatten bisher alles möglich gemacht, damit unsere Truppe spielen kann. Es ist ärgerlich, dass es diesmal nicht geklappt hat, zumal Dynamo sportlich gerade einen so guten Lauf hat.“ Nachdem das Spiel einmal beim DFB abgesagt war, gab es kein Zurück mehr. Der Verband muss die Partie offiziell neu ansetzen, sodass auch eine kurzfristige Verlegung zum Beispiel auf den gestrigen Sonntag nicht möglich gewesen wäre.

Für Dynamo war es der dritte Spielausfall nach der Winterpause. Das Nachholspiel morgen in Sandhausen soll nicht gefährdet sein. Zurzeit ist die 3.Liga bereits mit 30Spielen im Rückstand, betroffen sind alle 20Vereine. Werder BremenII hat schon fünf Partien aufzuholen, sechs Teams müssen viermal nachsitzen. Die Tabelle gibt deshalb zurzeit keinen Aufschluss.


Die Absage ärgert Maucksch
Dynamos Trainer hält es für überdenkenswert, die Saison zu strecken.

Matthias Maucksch, wie sehr ärgert Sie die Spielabsage?

Diese dauernden Unterbrechungen sind ärgerlich. Wir sind gut drauf, waren auf den Punkt vorbereitet und wollten unsere erfolgreiche Serie fortsetzen.

Zur Anstoßzeit schien die Sonne. Hätte die Absage vermieden werden können?

Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Es ist natürlich traurig, wenn man sieht, dass die Bedingungen eigentlich nicht so schlecht gewesen wären. Aber nicht nur wir müssen damit leben, sondern auch Dortmund. Die hatten eine lange Anreise am Vortag, standen acht Stunden im Stau.

Die Saison endet am 8.Mai. Müsste man angesichts der vielen Spielausfälle nachdenken, die Saison zu strecken?

Einen so hartnäckigen Winter gab es lange nicht, aber grundsätzlich ist es überdenkenswert, die Saison weiter in den Frühsommer zu verschieben. Aber das erfordert ein komplettes Umdenken, angefangen vom Weltverband Fifa. Ich glaube nicht, dass ein Drittligist in dieser Beziehung Ansprüche stellen kann.

Mit dem Nachholspiel gegen DortmundII wird es eine weitere englische Woche geben. Inwieweit beeinflusst das den Trainingsablauf?

Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir bis Saisonende ein sehr komprimiertes Programm haben. Es bleibt dabei kaum Zeit, Dinge im Training zu korrigieren, zum Beispiel Standardsituationen einzustudieren. Wir haben zudem meist unangenehm lange Fahrten zwischen den Spielen wie in dieser Woche: am Montag geht es mehr als 500Kilometer nach Sandhausen, am Freitag 600Kilometer nach Kiel. Das erschwert die Regeneration.

Dynamo ist seit fünf Spielen ungeschlagen, hat vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Manche meinen, der Abstand nach oben sei auch nicht so groß. Sehen Sie das auch so?

Überhaupt nicht. Die Tabelle ist nicht aussagekräftig, und deshalb dürfen wir uns davon nicht beirren lassen. Wir haben den ersten Schritt gemacht, aber noch einen weiten Weg vor uns. Es geht darum, in jedem Spiel das Optimum herauszuholen. Sollte jemand glauben, wir hätten den Klassenerhalt schon geschafft, würde ich energisch widersprechen.
Gespräch: Sven Geisler


WELT, 5. März 2010

Monopoly in Sachsen – Dynamo gegen Dresden
Von Martin Kleinemas

Bedeutet das neue Stadion das aus für Dynamo Dresden?

Für Dynamo Dresden sieht es düster aus: Der Traditionsklub steht vor dem Aus. Grund dafür ist das neue Stadion. Das hat die finanzielle Schieflage des Uefa-Pokal-Halbfinalisten von 1989 weiter verschärft. Der Verein hat sich auf die Stadt Dresden verlassen, aber die ist nicht bereit zu zahlen.

Die beste Nachricht für Dynamo Dresden der letzten Monate kam aus der zweiten Mannschaft. Nach einem halben Jahr Pause kehrte kürzlich Yves Dießner zurück, der 19 Jahre alte Nachwuchs-Spieler, der im August 2009 zusammen mit vier weiteren Spielern auf der Autobahn so schwer verunglückt war, dass er zwei Wochen im Koma lag. Nach seinem ersten Kurzeinsatz ließ Dießner wissen, dass ihm jetzt ein neues Leben geschenkt worden sei. Seinem Verein steht diese Erfahrung womöglich noch bevor. Denn der Traditionsklub aus der Dritten Liga steckt in finanziellen Schwierigkeiten – mal wieder. Am vergangenen Sonntag reichte der Uefa-Pokal-Halbfinalist von 1989 seine Lizenzunterlagen beim DFB ein, auf den letzten Drücker. Darin ausgewiesen: ein Minus von 1,7 Millionen Euro. Es war der Höhepunkt in einem monatelangen Streit mit der Stadt Dresden um die Finanzierung des neuen Rudolf-Harbig-Stadions – und in einem Spiel, das für beiden Seiten gefährlich ist. Dynamos Geschäftsführer Stefan Bohne sagt: „Wenn uns die Stadt nicht entlastet, droht uns eine hohe Bürgschaft für den DFB oder sogar die Insolvenz“. Die Stadt aber sieht das anders.

Im Kern geht es um die Frage, wer wie viel für das im Sommer 2009 neu eröffnete Stadion zahlen muss. Die bestehenden Verträge sind eindeutig: 2,1 Million Euro muss die Stadt an die Betreibergesellschaft zahlen. Im Sommer 2009 unterschrieb der Verein im Nutzungsvertrag, seinerseits etwa 2,2 Millionen Euro für das Stadion aufzuwenden – das ist absolute Spitze in der Dritten Liga. Jetzt fordert der Verein von der Stadt einen zusätzlichen Anteil von 1,5 Millionen Euro.

"Völlig überzogen"

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) ist verärgert. „Wir diskutieren darüber, welche Kitas wir eventuell schließen müssen. Einige unserer Schulen sind in einem unmöglichen Zustand. Die Forderung des Vereins ist völlig überzogen“, sagt er. Er wirft dem Verein vor, über das Stadion indirekt an Steuergelder gelangen zu wollen. „Dies ist ein Lehrbeispiel, wie man die öffentliche Hand erpressen kann, in dem eine mögliche Insolvenz als Schreckensszenario aufgebaut wird“, sagt er. Denn auch im Stadtrat weiß man, dass eine Insolvenz vor allem eines bedeuten würde: ein nutzloses Stadion und damit eine Investitionsruine, die pro Jahr 4,4 Millionen Euro kostet.

Der Verein dagegen beruft sich darauf, über den Tisch gezogen worden zu sein. Im Sommer habe er ungeachtet der hohen Kosten zustimmen müssen, weil er sonst keine Spielstätte gehabt hätte. Bedingung sei gewesen, die Konditionen für den Verein noch einmal nachzuverhandeln, da die Stadt den Neubau im Alleingang beschlossen habe. „Wir waren in einer Zwangslage“, sagt Bohne. Schon im April 2009 war Ralf Minge als Geschäftsführer zurückgetreten, weil er sich von der Stadt verraten fühlte.
Finanzbürgermeister Vorjohann kontert: „Das sind die Lebenslügen des Vereins. Es hat damals massive Lobbyarbeit von Dynamo für das Stadion gegeben“, sagt er. Die Zahlen seien allen Parteien im Vorfeld bekannt gewesen.

Hausgemachte Finanzprobleme

Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Dynamos Finanzprobleme eher hausgemacht sind. Sportlich läuft es seit Jahren nicht rund, vor dem heutigen Spiel gegen Borussia Dortmund II belegt Dynamo nur den 13. Rang. Trotzdem leistet sich der Verein zwei Geschäftsführer, und die Stadt rechnet gerne vor, dass der Klub auch im Jahr vor dem Stadionumbau eine negative Bilanz hatte. Und das trotz geschätzter 10 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr – hier ist Dynamo mal Spitze in der dritten Liga.

Rund eine Million Euro hat der Sportausschuss jetzt dennoch als einmaligen Zuschuss angeboten. Vorjohann geht davon aus, dass Dynamo den Rest durch Einsparungen selber aufbringen kann. „Wenn wir das könnten, hätten wir es längst getan. Wir haben alle Zahlen auf den Tisch gelegt, und sie sind vom DFB bestätigt worden“, sagt Geschäftsführer Bohne.
Zusätzlich gab der Verein weitere Gehaltskürzungen und einen Extra-Beitrag für Mitglieder bekannt. Unliebsame Maßnahmen, die Finanzbürgermeister Vorjohann als Buhmann dastehen lassen. „Mir geht es nahe, dass ich als derjenige gelte, der den Verein kaputt macht“, sagt er, „auch ich würde Dynamo gerne eine Liga höher sehen. Aber nicht finanziert durch Steuergelder“.


BILD, 4. März 2010

Wird Beutel eingespart?

Stephan Beutel soll eigentlich neuer Geschäftsführer Sport (Sportdirektor) bei Dynamo werden. Doch es könnte sein, dass es den Posten nicht mehr gibt, bevor der Ex-Manager von RW Erfurt in Dresden überhaupt angefangen hat.

Um im seit Wochen andauernden Stadion-Streit die Verhandlungsposition gegenüber der Stadt zu stärken, hat Dynamo gestern einen Maßnahmenkatalog erstellt. Darin heißt es u.a.:

Das Präsidium des Drittligisten wird alle Mitglieder zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einladen. Angestrebter Termin ist der 21. Mai 2010. Dort soll über die Anzahl der Geschäftsführer diskutiert werden. Laut Satzung sind zwar zwei vorgeschrieben.
Da es derzeit mit Stefan Bohne aber nur einen gibt, wird darüber nachgedacht, den zweiten zu streichen.

Beschließung einer Sonderumlage für die über 5.000 Vereinsmitglieder! Mit dem Geld soll die in diesem Jahr fällige Rate über 116.000 Euro für den 2008 von der Stadt gewährten Kredit (1,25 Mio. Euro) getilgt werden.

Die Fans bereiten eine Spendenaktion vor. Der Erlös fließt in Dynamos Nachwuchsarbeit und den Breitensport in Dresden.

Das alte Steinhaus auf dem Gelände des neuen Stadions soll mit Hilfe der Sponsoren, Mitglieder und Fans saniert werden, ohne den Etat der Landeshauptstadt zu belasten.
Dynamos vorgeschlagenes Sparpaket hat einen Gesamtwert von über einer Million Euro.


Wochenkurier, 2. März 2010

Einwurf von Gert Zimmermann

Vancouver am Sonntagmittag. Ein Obdachloser wirft seine zwei Plastiktüten weg, beginnt zu dribbeln, macht einen Luftsprung. Er hat soeben zum zweiten Mal einen Jubelsturm erlebt. Kanadas Eishockeyteam ist gerade gegen die USA mit 2:0 in Führung gegangen. Im Finale des olympischen Eishockeyturniers. Ein ganzes Land im Freudentaumel. Ob Millionär oder Bettler, wenn es um das Mitfiebern bei sportlichen Events geht, sind alle gleich.

In Deutschland war es das berühmte Sommermärchen, was für fünf Wochen während der Fußball-Weltmeisterschaft ein Volk zittern, jubeln, weinen ließ. In Dresden war damals schon Flaute. Das Tal der Ahnungslosen wurde auf Anordnung aus dem eigenen Rathaus nicht nur nicht bedacht bei der Wahl der Spielorte. Nein, auch das gemeinsame Mitfiebern vor Videoleinwänden war unerwünscht. Die Stadtväter in Elbflorenz setzen auf Kunst und Kultur, verschwenden lieber das Geld, schütten es in große Löcher vor dem Hauptbahnhof oder verwenden es für zig Anläufe, um eine Brücke bauen zu wollen. Logisch, wenn man nicht erkennt, wie einfach Brücken zwischen Menschen zu errichten sind. Das Parteien-Gezerre der Feierabendpolitiker im Buddelkastenniveau hat halt Hochkonjunktur.

Inzwischen sind 20 Jahre nach der Wende vergangen. Am 26. März jährt sich der Tag, an dem die Fußballwelt in Dresden zu Gast war, um für das Dresdner Schloss und dessen Neuaufbau über eine Million DM einzuspielen. Damals gingen wir noch mit DDR-Chips einkaufen. Alle Beteiligten redeten von der heimlichen Fußball-Hauptstadt im Osten Deutschlands. Die wurde mit einem so genannten Ersatzneubau des Rudolf-Harbig-Stadions auf Druck der Straße und des DFB auf einmal aktiv. Doch weder der Verein, der im neuen, schönen Wohnort spielen soll, noch diejenigen, die den Beschluss dazu fassten, hatten Ahnung von dem Ganzen. Und so konnten Verträge geschlossen werden, die wohl im Aus des Fußballklubs münden. Wenn nicht ein Wunder passiert. Muss aber nicht, denn in Dresden gibt es schon lange eins zwischen Blasewitz und Loschwitz.

Übrigens: Der Obdachlose wurde zwischendurch zweimal geschockt. Die Amis trafen zweimal ins kanadische Tor. Doch dann die Entscheidung. Kanada im grenzenlosen Jubel. Ich habe noch nie glücklichere Menschen gesehen. Einen Taumel auf dem Olymp der Glücksseligkeit. Das schafft nur der Sport.


Sächsische Zeitung, 2. März 2010

Morgendlicher Sturmalarm am Dynamo-Stadion

Ein meterlanges Blech hatte sich durch Schneedruck gelöst und musste vor dem Wind gesichert werden.

Am neuen Dynamo-Stadion ist gestern Sturmalarm gegeben worden. Am Morgen rückten Monteure an und bargen ein Stück vom Dach, das im Sturm wegzufliegen drohte. Es handelte sich um einen knapp zwei Meter langen Streifen an der Dachrinne.
Das Teil hatte sich bereits vorher gelockert, berichtete Stadionmanager Hans-Jörg Otto. Es sei durch Schneemassen heruntergedrückt worden, wodurch sich die Verschraubung gelockert habe. Gestern früh sei bemerkt worden, dass die Beschädigung bei dem starken Wind hätte kritisch werden können. Deshalb habe er den sofortigen Noteinsatz veranlasst.
Bis zum Abschluss der Arbeiten wurde der Fußweg entlang der Lennéstraße vor dem Stadiongesperrt. Auf eine Sperrung der Fahrbahn wurde allerdings verzichtet. Der Neubau war erst im Dezember fertig geworden. Die offizielle Einweihung erfolgte am 15.September mit einem Spiel gegen Schalke. öse


Sächsische Zeitung, 1. März 2010

Der DFB soll jetzt im Stadionstreit schlichten
Von Sven Geisler

Der Fußball-Verband wird als Moderator für die Gespräche zwischen Stadt und Verein gefordert.

Der Streit um die Kosten für das neue Dresdner Fußball-Stadion geht weiter. Gestern forderte die SPD-Fraktion die Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) auf, unverzüglich zu einer Sondersitzung des Stadtrates einzuladen. Dabei soll der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schlichten. Damit greift die SPD einen Vorschlag von Dynamo auf. „Beim DFB wartet man darauf, als Moderator in die Verhandlungen einsteigen zu dürfen“, hatte SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne am Freitag vor dem Sport- und Finanzausschuss erklärt.

Der Verband hatte als Grundlage für die Gespräche bereits einen Vergleich geliefert. Demnach zahlen die Klubs in der 3.Liga durchschnittlich 160000 Euro pro Saison für die Stadionnutzung, Dynamo müsste für die nächste Saison 2,1Millionen aufbringen. Daraus ergebe sich nach Darstellung des Klubs in der Etat-Planung für die Saison 2010/11 eine Lücke von 1,7Millionen Euro. Der Verein rechnet damit, diese Summe durch Bürgschaften ausgleichen zu müssen. Das sei jedoch unrealistisch, weil potenzielle Geldgeber zwar für unsichere Einnahmen aus dem Ticketverkauf oder von Sponsoren bürgen, aber nicht für ein Loch. Deshalb droht der Lizenzentzug, der Zwangsabstieg und die Insolvenz. Wenn überhaupt, könnte der Verein in der Oberliga weiterspielen, sich dann aber das Stadion erst recht nicht leisten.

Die Stadtverwaltung, speziell Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU), geht jedoch davon aus, dass Dynamo damit nur droht, um Geld kassieren zu können, ohne eigene Reserven zu erschließen. Der Verein verweist dagegen darauf, in den vergangenen drei Jahren seine Ausgaben um 1,63Millionen Euro reduziert zu haben.

Der Finanzausschuss empfiehlt dem Stadtrat, die Vorlage der Verwaltung anzunehmen. Diese sieht einen zusätzlichen Zuschuss für die Stadion-Projektgesellschaft von 527000Euro jährlich für die gesamte Vertragslaufzeit vor. Zusätzlich sollte Dynamo das Darlehen von 2008 weiter gestundet werden. Das würde eine Entlastung von jährlich 116000 Euro bedeuten.

Vorschlag in den Stadtrat

Die Fraktionen von SPD, Linke, FDP und Grüne hatten sich am Freitag auf einen umfassenderen Kompromiss geeinigt. Es sollten weitere 250000 Euro an die Projektgesellschaft gezahlt werden, sofern Dynamo dieselbe Summe aufbringt. Außerdem hätte eine städtische Firma eine Bürgschaft für 200000 Euro gegeben. Gleichzeitig waren Neuverhandlungen zu den Stadion-Verträgen mit dem DFB als Moderator vorgesehen. Dieser Vorschlag habe im Stadtrat eine Mehrheit von 41 zu 30Stimmen. Im Finanzausschuss wäre er durch das Votum der Oberbürgermeisterin bei Stimmengleichheit gescheitert. Deshalb habe man sich entschlossen, ihn im Stadtrat einzubringen.


dnn, 1. März 2010

Stadionstreit: SG Dynamo kritisiert Stadt Dresden
Werden sich Dynamo Dresden und die Stadt noch einig?

24.02.2010: Für die Stadionnutzung fordert die Stadt 2,1 Millionen Euro vom FC Dynamo Dresden, der maximal 500.000 Euro zahlen will. Noch bahnt sich keine Lösung an.

Dresden. Mit heftiger Kritik hat der Fußball-Drittligist SG Dynamo Dresden auf einen vermeintlichen Kompromissvorschlag der sächsischen Landeshauptstadt im Streit um Stadionkosten reagiert. „Wir betrachten diese Beschlussvorlage als einen Affront gegen den organisierten Sport in Dresden“, wird Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne in der "Sächsischen Zeitung" zitiert. Laut des Vorschlags wolle die Stadt ihren Zuschuss für die Heimstätte des finanziell angeschlagenen Tabellen-13. um 527 761 Euro jährlich erhöhen. Doch laut Bohne sei die Miete „dann mit 1,6 Millionen Euro immer noch zehn Mal so hoch“ wie im Durchschnitt der 3. Liga.

Die Stadt wolle nach seiner Ansicht einen Keil zwischen die Clubs in Dresden treiben. „Das Geld soll aus dem Budget des Eigenbetriebes Sportstätten und Bäder der Landeshauptstadt ausgebracht werden“, sagte Bohne. Damit würden die Dresdner Vereine gegeneinander aufgebracht „nach dem Motto: Dynamo nimmt den anderen etwas weg“. Der abstiegsbedrohte Traditionsverein sieht seine Existenz durch die angeblich zu hohen Kosten für das am 15. September 2009 eingeweihte neue Rudolf-Harbig-Stadion gefährdet. Die Stadt wirft dem Club dagegen vor, ein finanzielles Grundproblem kaschieren zu wollen.

Als potenzielles Lösungsmodell in der Causa führte Bohne den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und dessen Konditionen in der Esprit Arena an. „Der Verein zahlt abhängig von der Liga einen prozentualen Anteil seiner Ticketeinnahmen. Wenn wir das auf Dresden hochrechnen, würden wir auf etwa eine halbe Million Euro kommen. Das wäre eine angemessene Miete“, meinte Bohne.


FOCUS, 1. März 2010

Weiter Insolvenz-Gefahr für Dynamo Dresden

Dem Traditionsverein Dynamo Dresden droht die Insolvenz. Der Drittligist hat finanzielle Probleme, ein Zuschuss der Stadt Dresden wurde bislang nicht gewehrt.

Beim Drittligisten Dynamo Dresden spitzt sich die Finanzkrise weiter zu. Nachdem sich die Stadt Dresden am Wochenende nicht darauf verständigen konnte, den Klub bei der Nutzung des modernisierten Rudolf-Harbig-Stadions finanziell zu entlasten, droht dem Traditionsverein nach eigenen Angaben die Insolvenz.
"Wenn es weiter keine Lösung gibt, ist die Insolvenz möglich", sagte Dresdens Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne dem Sport-Informations-Dienst (SID). Der achtmalige DDR-Meister hatte bis zuletzt auf einen Zuschuss durch die Stadt gehofft, da sonst durch das Stadionein Defizit von 1,7 Millionen Euro entstehe. Der Finanzausschuss des Dresdner Stadtrates hatte am Freitag die Entscheidung über einen Zuschuss allerdings zunächst vertagt und an den Stadtrat verwiesen. Dessen nächste Sitzung ist am 10. März.

"Wir hoffen, dass der DFB Verständnis hat"

Probleme sieht Bohne nun bei dem Lizenzantrag für die neue Saison, den der achtmalige DDR-Meister bis Montag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einreichen muss. Darin enthalten ist das Minus von 1,7 Millionen Euro. "Wir hoffen, dass der DFB Verständnis für unsere Lage hat und wir die Lizenz erhalten", sagte Bohne.
Der Klub gab die Nutzungskosten der neuen Arena mit jährlich 2, 2 Millionen Euro an. Die Stadt geht von anderen Zahlen aus und hat unter anderem auch deshalb bislang eine weitere Unterstützung verweigert. Nach Angaben der Kommune liege das Minus lediglich bei rund 300.000 Euro.

In sportlicher Hinsicht hatte die Finanzkrise am Wochenende keinen Einfluss auf den Klub. Die Dresdner erkämpften bei Tabellenführer VfL Osnabrück ein 1:1-Unentschieden und holten damit im Abstiegskampf einen wichtigen Punkt.
sid