Jahr 2010



Sächsische Zeitung, 27. Februar 2010

Gelbe Karte

Sven Geisler über eine nicht getroffene Entscheidung.

Die Entscheidung über einen weiteren Zuschuss für das Dresdner Fußballstadion wird also vertagt. Nach vier Stunden Präsentation, Diskussion, Argumentation und einem Hin und Her der Anträge, dass den Zuhörern auf der Empore des Rathaussaales die Ohren geschlackert haben müssen. Die Debatte um die Stadionkosten im Sport- und Finanzausschuss hat vor allem eines gezeigt: Die Abgeordneten waren spät und zudem schlecht informiert.

Die Stadtverwaltung in Person von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hat es versäumt, sie rechtzeitig mit dem Thema vertraut zu machen. Vor einem Jahr hatten er und Oberbürgermeisterin Helma Orosz zugesichert, über die Stadionkosten neu zu verhandeln. Doch erst auf Drängen von Dynamo wurden kurz vor Toresschluss eine Vorlage eingereicht und ein Zahlenwerk vorgelegt, das schwer zu durchschauen ist.

Für Zeitspiel gibt es im Fußball die Gelbe Karte. Diese Verwarnung geht zweifellos an die Stadtverwaltung.


dnn, 27. Februar 2010

Kampf um mehr Geld für Dynamo geht in Stadtrat

Dynamo-Chef Bohne: Insolvenz droht noch nicht
von Ralf Redemund

Der Kampf um mehr Geld von der Stadt für das Harbig-Stadt und Dynamo Dresden geht nun in den Stadtrat. Der Finanzausschuss konnte sich gestern in fünf Stunden Sitzung nicht zu dem Kompromiss der Stadt durchringen, Dynamo zusätzlich 527 000 Euro für die nächste Saison zu geben. FDP, SPD, Grüne und Linke wollten noch 250 000 Euro draufpacken und 116 000 Euro Tilgungsrate von Dynamo stunden. Zudem sollte es eine Ausfallbürgschaft von 200 000 Euro geben, um Kartenverkäufe abzusichern. Und: Alle Verträge sollten neu verhandelt werden. Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne nahm´s gelassen. Es sei demokratisch entschieden worden, und zwar noch nicht endgültig. Zwar werde Dynamo damit am Montag seine Lizenzunterlagen mit einer Deckungslücke im Budget in Millionenhöhe beim Deutschen Fußballbund (DFB) einreichen müssen. Doch das bedeute noch keine Insolvenz, sondern die Chance, mit dem DFB als Moderator der Stadt und dem Stadtrat klar zu machen, dass es hier entscheidend um die Spielstätte und nicht den Proficlub Dynamo gehe.

Bohne und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hatten sich zuvor "quasi ein Duell", wie es Jens Hoffsommer (Grüne) nannte, geliefert und sich die Zahlen um die Ohren gehauen, wie ein Beobachter fand. Mit jeder neuen Antwort sei er ein Fan des jeweils anderen geworden, kommentierte Holger Zastrow (FDP) den Schlagabtausch. Aber: "Ich weiß nicht mehr, wem ich hier noch gauben soll." Das habe inzwischen fast eine religiöse Komponente. Die FDP legte ebenso wie die SPD mit der Linken einen umfangreichen Kompromissvorschlag vor. Den wäre die CDU zusätzlich zum städtischen 527 00-Euro-Vorschlag noch mitgegangen, wenn es nur noch bei der Stundung der Tilgungsverpflichtung von Dynamo geblieben wäre. Blieb es aber nicht, so dass die CDU ihrerseits überlegte, das Thema in den Stadtrat zu heben. Dem kam die linksbürgerliche Allianz zuvor, weil sie ihren Vorschlag nicht gegen CDU, Bürgerfraktion und OB Helma Orosz (CDU) hätte durchsetzen können. Orosz kündigte an zu überlegen, eine Sondersitzung des Stadtrats einzberufen.


Keine Rettung für Dynamo - Entscheidung im Stadionstreit vertagt

Dresden. Die erhoffte Lösung im Stadionstreit zwischen Dynamo Dresden und der Stadt ist am Abend in einer Ausschuss-Sondersitzung zunächst gescheitert. Auf Antrag von Linke, FDP und SPD wurde die Entscheidung über finanzielle Zuschüsse der Stadt zur hohen Miete für das neue Harbig-Stadion an den Stadtrat delegiert. Dynamo Dresden muss jedoch bereits am Montag, 1. März, die Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichen.

In diesen Unterlagen wird nun ein dickes Etatloch stehen. Der Verein muss darauf hoffen, dass der Deutsche Fußballbund (DFB) Dynamo eventuelle Nachbesserungen zugesteht, sollte der Stadtrat in den kommenden Tagen doch noch ein Rettungspaket beschließen.
In einem Änderungsantrag hatten in der gemeinsamen Sitzung von Sport- und Finanzausschuss FDP, Linke, Grüne und SPD vorgeschlagen, auf die vom Finanzbürgermeister angebotene kommunale Finanzspritze von gut 527 000 Euro noch einmal 250 000 Euro Soforthilfe für die Saison 2010/11 draufzulegen. Zudem sollte Dynamo die Stundung der Tilgungspflicht eines kommunalen Dahrlehens in Höhe von 116 000 Euro für ein weiteres Jahr erlassen werden. Zu diesen knapp 900 000 Euro sollte außerdem noch eine Bürgschaft über 200 000 Euro gegeben werden, für die ein städtisches Tochterunternehmen einspringen sollte.

In der gemeinsamen Sitzung beider Ausschüsse hatte der Sportausschuss diesem Vorschlag mehrheitlich (6:4) zugestimmt, die CDU hatte dagegen votiert. Zu der Abstimmung des Finanzausschusses kam es dann aber kurz vor 21 Uhr nicht mehr, da FDP, SPD und Linke die Vertagung in den Stadtrat beantragten. "Mit den Stimmen der CDU-Mitglieder und der Oberbürgermeisterin wäre es in dieser Abstimmung zu einer Pattsituation von sechs Ja- und sechs Nein-Stimmen gekommen. Patt hätte bedeutet, dass der Antrag abgelehnt ist und damit wäre das Thema Dynamo vollständig erledigt gewesen", erklärte SPD-Ausschuss Thomas Blümel die überraschende Entscheidung. Kurioserweise haben damit die Befürworter einer Rettungsaktion diese nun erst einmal verhindert. "Wir hatten erwartet, dass die Oberbürgermeisterin, die nicht mit abstimmen muss, sich enthält, das hat sie aber nicht vorgehabt, sie hätte ebenfalls gegen unseren Vorschlag votiert", so Blümel.

Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) sagte, es werde zum Thema Dynamo nun wahrscheinlich eine Sondersitzung des Stadtrates geben. Die nächste reguläre Sitzung findet am 18. März statt, die Sondersitzung soll möglichst vorher abgehalten werden.

In nicht-öffentlicher Sitzung stimmten beide Ausschüsse am Ende der Empfehlung an den Stadtrat zu, Dynamo zumindest mit besagten 527 000 unter die Arme zu greifen und die Tilgungsverpflichtung zu stunden, damit seien zumindest 650 000 Euro Unterstützung für Dynamo sicher, so Blümel. Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne zeigte sich enttäuscht, aber auch gefasst: "Ich hatte damit gerechnet, dass es heute nicht entschieden, sondern an den Stadtrat verwiesen wird. Aber für uns ist dies natürlich alles andere als förderlich." Nach Bohnes Angaben droht Dynamo ohne städtische Hilfe die Insolvenz.

Dynamo muss für das neu gebaute Harbig-Stadion ab kommender Saison rund 2,1 Millionen Euro Miete zahlen, kann diese Summe, die deutlich über dem Ligadurchschnitt liegt, aber nicht stemmen. Sie forderte daher von der Stadt einen Zuschuss zur Pacht in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hatte in seiner Ausschuss-Vorlage zusätzliche 527 000 Euro städtische Mittel pro Saison für zehn Jahre vorgeschlagen. Die Stadt zahlt bislang 2,1 Millionen Euro an die Stadion-Projektgesellschaft für die Stadionfinanzierung, in der aktuellen Saison zudem einen Anschubzuschuss von gut 500 000 Euro.
Skadi Hofmann


Sächsische Zeitung, 26. Februar 2010

Entscheidung vertagt – Dynamo muss zittern Von Bettina Klemm

Die freundliche Rufe der etwa 300 Dynamo-Fans vor der Goldenen Pforte des Rathauses halfen wenig. Die Sportgemeinschaft Dynamo muss weiter um ihre Existenz zittern. Geschäftsführer Stefan Bohne kann am Montag beim Einreichen der Lizenzunterlagen nicht auf einen höheren städtischen Zuschuss für das Stadionverweisen.

Dabei wollten die Stadträte in einer gemeinsamen Sondersitzung von Sport- und Finanzausschuss in letzter Minute noch eine Reglung treffen. Nach mehr als vierstündiger Debatte hatten sich SPD, Linke, Grüne und FDP auf einen Kompromiss für die nächste Spielzeit geeinigt. Der sah alles in allem eine Summe von rund 894000 Euro sowie eine Bürgschaft über 200000 Euro vor. Dynamo wäre verpflichtet worden, weitere 250000 Euro selbst einzusparen.
Die Mitglieder des Sportausschusses stimmten dem mit sechs zu vier Stimmen zu. Doch die Freude der Fans auf der Zuschauertribüne währte nur kurz. Aus Angst vor einer Ablehnung im eigenständigen Finanzausschuss durch die Stadträte von CDU und Bürgerfraktion hatten Linke, SPD und FDP selbst das Thema in den Stadtrat verwiesen. „Sonst wäre die Vorlage im Finanzausschuss endgültig abgelehnt und Dynamo zum Insolvenzrichter geschickt worden“, sagte André Schollbach, Fraktionschef der Linken.
CDU-Stadtrat Lars Kluger gab wiederum den Linken die Schuld. „Wir hätten gern einen Zuschuss von 527761 Euro und die Stundung des Darlehens – das wären weitere 116000Euro – beschlossen. Dann hätte Dynamo wenigstens etwas in der Hand.“ Nun kann der Stadtrat erst am 18.März oder in einer Sondersitzung entscheiden.

Vor der Abstimmung hatte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) die Stadträte eindringlich auf die angespannte Finanzlage der Stadt hingewiesen. Am 8. März wolle sie den Stadträten Einsparungsvorschläge noch für dieses Jahr unterbreiten. Für die nächsten beiden Jahre müsse Dresden mit einem Defizit von insgesamt 200Millionen Euro rechnen.

Mehr Geld für den Aufstieg?

Dynamo argumentiert damit, dass die Miete für das neue Stadionmit insgesamt 2,1Millionen Euro nicht angemessen sei. Der Verein wollte deshalb einen Zuschuss für die Stadion-Projektgesellschaft in Höhe von 1,5Millionen Euro.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) machte allerdings eine völlig andere Rechnung auf. Er verwies auf eine Bürgschaft von 40,7MillionenEuro sowie Zusatzkosten von 12,6MillionenEuro. Am Ende war er bereit, rund 528000 Euro zusätzlich zu bewilligen. Das sogar für die nächsten neun Jahre. Unterstützt wurde er von den CDU-Stadträten.

Ebenso ausführlich legte Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne seine Zahlen vor. Für die meisten Stadträte war es so außerordentlich schwer, sich ein wirkliches Bild zu machen, zumal Dynamo nahezu jährlich um Unterstützung gebeten hatte. „Wir drehen uns im Kreis, ich weiß beim besten Willen nicht, wem ich glauben soll“, stöhnte FDP-Fraktionschef Holger Zastrow.

SPD-Stadtrat Thomas Blümel rechnete vor, dass sich die Finanzlage deutlich besser gestalten würde, wenn Dynamo in die zweite Liga aufsteigen würde. „Wir sollten deshalb sehen, wie viel Geld der Verein braucht, um in absehbarer Zeit aufzusteigen“, schlug er vor. Tilo Kießling von den Linken forderte einen Bürgerentscheid: Braucht Dresden Profifußball?


Keine Entscheidung zur Stadionmiete im Finanzausschuss

Im Dresdner Rathaus herrscht Ernüchterung. Mehr als vier Stunden wurde am Freitagabend ohne greifbares Ergebnis über den Zuschuss für Dynamo Dresden bei der Miete für das Rudolf-Harbig-Stadion verhandelt. Der Finanzausschuss des Stadtrates konnte sich zunächst auf keinen Kompromiss einigen. Die Räte wollten sich am späten Abend nochmals in einer nicht öffentlichen Rund zusammensetzten.

Das Thema Mietzuschuss für das Stadionsoll nun im Stadtrat auf die Tagesordnung gebracht werden. Möglicherweise gibt es dazu auch eine Sondersitzung des Stadtrates. Das war aber am Freitagabend noch unklar.
Damit muss Dynamo nach dem bisherigen Stand seinen Lizenzierungsunterlagen beim Deutschen Fußballbund (DFB) am Stichtag 1. März, also am Montag mit einer großen Lücke beim Finanzierungsplan einreichen.

Am frühen Abend noch sah es im Finanzausschuss noch nach einem Kompromiss aus. Etwa eine Million Euro von der Stadionmiete sollten über einen Zuschuss und über Bürgschaften abgedeckt werden. Doch nach einer Beratungspause konnte bei der Abstimmung keine Entscheidung gefunden werden. (szo)


Dynamo-Chef Bohne rechnet mit der Insolvenz des Vereins

Im Etat für die nächste Saison klafft eine Lücke von 1,7Millionen Euro.

Herr Bohne, was bedeutet es für Dynamo, dass die Entscheidung vertagt wurde?

Wir waren auf ein solches Szenario vorbereitet, der Deutsche Fußball-Bund ist informiert. Wir werden definitiv am Montag die Unterlagen für die Lizenz abgeben, allerdings mit dem von uns aufgrund der unverhältnismäßig hohen Kosten für das Stadionmit einem Minus von rund 1,7Millionen Euro. Dafür werden wir Bürgschaften bringen müssen, was für den Verein nicht darstellbar ist.

Das heißt, Dynamo geht in die Insolvenz?

Selbst für den Fall, dass der Stadtrat den Zuschuss für die Stadion-Projektgesellschaft um rund 527000 Euro erhöht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, bekommen wir vom Wirtschaftsprüfer keine positive Fortführungsprognose. Deshalb ist es keine Drohkulisse, die wir aufbauen, sondern Realität. Das haben wir seit Monaten deutlich gemacht. Deshalb wundert es mich, dass einige Stadträte überrascht von unseren Zahlen waren.

Wann würden Sie die Insolvenz anmelden?

Das Thema müssen wir mit dem DFB besprechen. Wir würden uns zu gegebener Zeit dazu äußern.

Könnte Dynamo mit dem Kompromissvorschlag leben, den der Sportausschuss separat beschlossen hatte?

Wir hätten ihn in unsere Etat-Planung einbauen und vom Wirtschaftsprüfer bewerten lassen müssen. Das hätten wir sehr gern über das Wochenende gemacht.

Sehen Sie noch einen Ausweg?

Wir müssen mit der demokratischen Entscheidung leben und abwarten, ob sich mit dem Stadtrat noch eine Lösung finden lässt, mit der wir die zu erwartenden drastischen Auflagen des DFB für die nächste Saison erfüllen können.

Gespräch: Sven Geisler


Wochenkurier, 25. Februar 2010

Einwurf von Gert Zimmermann.

Es war fünf Uhr in der Früh. In Vancouver. Auch wenn es weh tat, Aufstehen war angesagt im Zimmer 1603 des Hotels Carmana Plaza in der Alberni Street.
Der Grund war einfach: Dynamo hören. Mitleiden aus über 8.000 Meter Entfernung. Bis hin zum Happyend dank des Elchjägers Tore Gundersen aus Norwegen, der genau zu dem Zeitpunkt gegen Erfurt traf, als im fernen Kanada die Sonne aufging. Ein funktionierendes Internet und der Livestream des Heimatsenders machen so etwas möglich. Am Abend wurde im Sächsischen Haus kräftig diskutiert. Nicht nur über den Sieg, auch über die Zukunft des Stadions. Mittendrin der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Er stand früher selbst im Dresdner Stadionund erlebte viele Europapokalschlachten.

Erstaunt nahm er zur Kenntnis, dass gegen die Thüringer immerhin knapp 20.000 Zuschauer gekommen waren. Bei Temperaturen so um die Null.Grad-Grenze.

Gut für die nächsten Tage der zähen Verhandlungen um die Stadionverträge ist ganz sicherlich nicht nur der vierte Heimsieg hintereinander, Punkte bringt auch das besonnene Verhalten der Zuschauer auf den Rängen. Als die Erfurter Fans mit Knallfröschen aus ihrem Block provozierten, kam keine Reaktion von Dresdner Seite. Alles Argumente für normal tickende Stadträte, die wohl noch diese Woche mindestens für eine Vorentscheidung in diesem Gezänk um die Stadionverträge sorgen sollen.

Natürlich sind die Kassen leer, Dresden ist nicht Düsseldorf. Die Landeshauptstadt von Nordrhein Westfalen hat die Fortuna halt nicht absaufen lassen und die Stadionmiete dementsprechend reduziert. Und das, obwohl im bevölkerungsreichsten Bundesland aller zehn Kilometer ein Bundesligist angesiedelt ist. Überhaupt nicht nach zu vollziehen ist der Katalog der unterschiedlichen Zahlen, die von Seiten der Stadt und Dynamos dem staunenden Publikum präsentiert werden. Der inzwischen durch seine Rechenspiele auch Kultstatus erlangte Kämmerer Vorjohann hat errechnet, dass Dynamo zur Glücksseligkeit nur mal 312.000 Euro fehlen würden. Der Verein redet von 1,5 Millionen. Der Normalbürger schüttelt mit dem Kopf. Weil er das böse Spiel ohnehin nicht begreift. Nicht begreifen kann und nicht begreifen will. Fakt ist aber: Ohne Dynamo würde den Namen Vorjohann nun wirklich keiner so kennen.
Ihr Gert Zimmermann


Sächsische Zeitung, 25. Februar 2010

Stadträte streiten um Hilfe für Dynamo

Die zusätzliche Hilfe für Dynamo Dresden ist bei den Stadträten heftig umstritten. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) will die kommunalen Zuschüsse um knapp 528000 Euro auf 2,7 Millionen Euro im Jahr erhöhen und das für zehn Jahre festschreiben. Dynamo hatte auf eine Erhöhung um 1,5 Millionen Euro gedrängt.

Die CDU will dieser Vorlage in der Sondersitzung im Finanzausschuss am Freitag zustimmen. Sie sieht genug Einsparpotenzial bei Dynamo. Grüne und Bürgerfraktion wollen sich nicht für zehn Jahre binden und nur einem einmaligen Zuschuss für die nächste Saison zustimmen. Die Bürgerfraktion zweifelt zudem, ob der Betrag ausreicht.

Die SPD drängt auf höhere Hilfe für Dynamo. „Wir müssen den Geburtsfehler des aktuellen Vertrags grundsätzlich beseitigen“, sagt Fraktionschef Peter Lames. Ein wirtschaftlicher Betrieb des Vereins sei sonst nicht möglich. SPD-Stadtrat Thomas Blümel errechnete, dass ein Abstieg oder die Insolvenz die Stadt fast doppelt so viel kosten würde. Er sprach sich für die vollen 1,5 Millionen Euro Hilfe aus. Ohne genug Hilfe bis zum 1. März droht der Lizenzentzug. (SZ/dek)


Warum Dynamo mit dem Angebot nicht leben kann

Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne blickt angesichts der Stadionkosten sorgenvoll in die Zukunft des Vereins.

Herr Bohne, die Stadt Dresden will den Zuschuss für das Stadionum 527761Euro jährlich erhöhen. Ist das ein Kompromiss, mit dem Dynamo leben kann?

Nein. Unabhängig davon, dass die Miete für Dynamo dann mit 1,6Millionen Euro immer noch zehn Mal so hoch wäre wie im Durchschnitt der 3.Liga: Wir betrachten diese Beschlussvorlage als einen Affront gegen den organisierten Sport in Dresden.

Inwiefern ein Affront?

Das Geld soll aus dem Budget des Eigenbetriebes Sportstätten und Bäder der Landeshauptstadt aufgebracht werden. Es ist befremdlich, dass in so einer prekären Situation versucht wird, die Dresdner Vereine gegeneinander aufzubringen nach dem Motto: Dynamo nimmt den anderen etwas weg. Es geht aber nicht darum, den Verein zu subventionieren, sondern eine Sportstätte. Es wird keinen Verein geben, der dieses Stadionzu diesen Konditionen bespielen kann.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) wirft Dynamo „Kamikazepolitik“ vor, weil der Klub nur eine Maximalforderung von 1,5Millionen Euro habe. Pokern Sie zu hoch?

Klares Nein. Wir legen saubere, transparente Zahlen vor, die untersetzt sind mit Statistiken des DFB. Das ist unserer Meinung nach die seriöseste Quelle, die es im deutschen Fußball gibt.

Warum haben Sie dabei nicht die Mehrerlöse betrachtet, sondern nur die Mehrkosten?

Das ist falsch. In unseren Berechnungen sind beide Seiten dargestellt. Uns ist bewusst, dass wir mit dem neuen Stadionzum Beispiel in der Vermarktung die Erlöse um etwa 30Prozent steigern konnten. Auch die Ticketeinnahmen liegen höher. Aber gleichzeitig haben wir von den höheren Erlösen mehr Abgaben erstens an die Stadion-Projektgesellschaft und zweitens an den Vermarkter „Sportfive“.

Wieso kommt die Stadt dann nur auf einen zusätzlichen Finanzbedarf für das Stadionvon 312000Euro?

In den Berechnungen der Verwaltung werden zwar die Mehreinnahmen vollständig berücksichtigt, aber nur Teile der Mehraufwendungen. Zu den Stadionkosten gehören eben auch solche Positionen wie Sicherheitsdienst, Kartenverkauf und Catering.

Die Diskussion offenbart: Dynamo wollte das Stadion, kann es sich aber nicht leisten.

Der Baukonzessionsvertrag ist zwischen der Stadt Dresden und der Stadion-Projektgesellschaft geschlossen worden. Ich unterstelle, dass dabei die Frage, wer welche Miete aufbringen kann, nur unzureichend beleuchtet wurde.

Warum hat das der Verein nicht rechtzeitig signalisiert?

Es fällt mir schwer, das zu bewerten, weil ich damals noch nicht im Amt war. Wenn ich die Protokolle nehme, geht daraus einerseits hervor, dass der Verein es zum Teil versäumt hat, seine Interessen zu vertreten. Andererseits war es Dynamo teilweise sogar verboten, sich in die Verhandlungen einzubringen.

Wie soll nun die Lösung Ihrer Meinung nach aussehen?

Der DFB hat als vergleichbares Modell das Düsseldorfer Stadionvorgeschlagen. Es basiert auf einem simplen, aber erfolgreichem Prinzip: Der Verein zahlt abhängig von der Liga einen prozentualen Anteil seiner Ticketeinnahmen. Wenn wir das auf Dresden hochrechnen, würden wir auf etwa eine halbe Million Euro kommen. Das wäre eine angemessene Miete.

Halten Sie es auch für angemessen, dass der Steuerzahler die Stadionmiete für einen Fußball-Profiklub mittragen soll?

Die Frage muss man anders stellen. Sport und Kultur werden grundsätzlich subventioniert, und wir sehen Dynamo als wichtigen Bestandteil der Kulturlandschaft in Dresden. Deshalb muss man fragen: Was passiert, wenn es keinen Mieter mehr für das Stadiongibt?

Was passiert denn dann?

Die Projektgesellschaft würde in dem Fall Insolvenz anmelden. Das Stadionfällt an die Landeshauptstadt zurück, die zusätzlich zu der Tilgung des Baukredits die Betriebskosten allein tragen müsste. Das wären etwa 4,3Millionen Euro jährlich. Dadurch würden die Steuerzahler letztlich stärker belastet.

Fußball ist finanziell privilegiert, Dynamo hat – auch im Vergleich der 3.Liga – zum Teil überdurchschnittlich hohe Einnahmen. Wieso ist es nicht möglich, die Erlöse so zu steigern, um sich das Stadionleisten zu können?

Das hängt maßgeblich vom sportlichen Erfolg ab. Wir liegen bei Zuschauereinnahmen und im Fanartikelverkauf weit besser als andere Klubs und gehören mit den Werbeerlösen zur Spitzengruppe der 3.Liga. Aber wir sollen eine 13-fach höhere Miete als der Liga-Durchschnitt zahlen. Diese Diskrepanz auszugleichen, schaffen wir nicht.

Was ist mit dem Verkauf des Stadionnamens?

Es war eine Forderung der Landeshauptstadt, das Stadionüber eine professionelle Agentur zu vermarkten. Den Stadionnamen zu verkaufen, wäre also Aufgabe von „Sportfive“. Allerdings belegen Expertisen, dass die öffentlich suggerierte eine Million Euro pro Jahr in der 3.Liga nicht zu erlösen sein wird. Das Geld bliebe dann auch nicht vollständig beim Verein. 20 Prozent bekommt der Vermarkter, darüber hinaus sind Abgaben an die Projektgesellschaft fällig.

Der Finanzbürgermeister wirft dem Verein vor, hinter den Stadionkosten sein finanzielles Grundproblem zu verstecken. Schließlich gab es in den vergangenen Jahren immer ein Loch zu stopfen. Welchen Nachweis erbringt der Verein, dass er vernünftig wirtschaftet?

Es stimmt: In der Saison 2007/08 hatten wir einen Verlust von 1,63 Millionen Euro, der neben den fehlenden Erlösen durch den Bau auch Fehlern des Vereins geschuldet war. Zur Hälfte der Saison 2008/09 mussten wir ein Minus von einer Millionen Euro prognostizieren, das wir aber durch Sparmaßnahmen bis zum Ende der Spielzeit auf 745000Euro verringern konnten. Für die aktuelle Saison planen wir mit einem ausgeglichenen Haushalt. Das ist nur möglich, weil wir in den vergangenen drei Jahren unsere Aufwendungen – unabhängig vom Stadion– um 1,6Millionen Euro verringert haben. Den Nachweis darüber erbringen wir regelmäßig gegenüber der Stadtverwaltung, deren Wirtschaftsprüfer die Zahlen bestätigen.

Wurden damit bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die Ausgaben zu senken?

In unserer Etat-Planung für 2010/11 hatten wir ursprünglich einen Verlust von knapp zwei Millionen Euro kalkuliert. Es war unsere Hausaufgabe, das Sparpotenzial auszureizen. Wir haben im Profi-Kader, der Verwaltung und dem Nachwuchs in Summe noch mal 450000 Euro gestrichen. Mit unserem Budget für die Mannschaft liegen wir weit unter dem Schnitt der 3. Liga – das ist die Schmerzgrenze. Dynamo lebt nicht in Saus und Braus.

Aber der Verein will sich zwei Geschäftsführer leisten…

Das schreibt die Satzung vor. Ansprechpartner dafür ist der Aufsichtsrat. Trotzdem glaube ich, dass sportliche Kompetenz in der Vereinsführung wichtig wäre.

Wo sehen Sie den Ausweg?

Die aktuelle Entwicklung ist für uns existenzgefährdend. Wir können eine Miete von etwa 500000 Euro aufbringen, sonst haben wir keine Möglichkeit, im Rudolf-Harbig-Stadion zu spielen. Also sprechen wir über den Worst-Case-Fall: Insolvenz des Vereins, leeres Stadion, höhere Belastung für die Stadt.

Was würde eine Insolvenz für Dynamo bedeuten?

Wir könnten nächste Saison in der Oberliga spielen, aber auch dann stünde die Frage: In welchem Stadion? Und es bliebe nur das RHS, aber dann reden wir nicht von 500000, sondern maximal 50000 Euro Miete, die zu stemmen wären. Folgeeffekte wären unter anderem, dass die Stadt ihr Darlehen in Höhe von 1,25Millionen Euro verliert, das sie dem Verein 2008 gewährt hat. Es gingen jährlich 500000 Euro für die Nachwuchsarbeit verloren, sodass wir die 250 Kinder und Jugendlichen nicht mehr betreuen könnten.

Warum macht Dynamo erst jetzt Druck, wo die Abgabe der Lizenzunterlagen fällig wird?

Wir haben die Verhandlungen vor einem Jahr wieder aufgenommen und sachlich-konstruktiv geführt. Es gab eine Geheimhaltungsvereinbarung. Erst, als wir berechtigte Zweifel hatten, dass wir noch an einem Strang ziehen, haben wir die Öffentlichkeit informiert.
Das Gespräch führte Sven Geisler.


Stadt lehnt Sportdirektor ab

Ein zweiter Geschäftsführer sei angesichts finanzieller Schwierigkeiten des Vereins nicht zwingend nötig. Aber die Satzung schreibt ihn vor.

Stephan Beutel soll nicht Sportdirektor des Fußball-Drittligisten SGDynamo Dresden werden. Die Stadtverwaltung verweigert ihre Zustimmung. „Wir sehen es so, dass es für den Verein angesichts seiner finanziellen Schwierigkeiten nicht zwingend nötig ist, einen zweiten Geschäftsführer einzustellen“, hieß es gestern auf Nachfrage der SZ. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) sieht diese Position also – auch angesichts des Streits um die Stadionkosten – als Streichwert.

Bei Dynamo zeigt man sich überrascht von dieser Entscheidung. „Erst, wenn wir ein offizielles Schreiben der Stadt mit einer Begründung erhalten, können wir das prüfen und angemessen reagieren“, sagt Aufsichtsratschef Sven Jähnchen. Er verweist auf die Vereinssatzung, die zwei Geschäftsführer vorschreibt. Seit 17.November 2009 ist Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne allein verantwortlich. Das hatte die Mitgliederversammlungals Übergangslösung eigentlich nur bis zum 8.Februar beschlossen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns Herr Vorjohann dazu zwingen will, gegen die Satzung zu verstoßen“, sagt Jähnchen.

Stelle von Minge vakant

Die seit dem Rücktritt von Ralf Minge vakante Stelle des Sportdirektors war ausgeschrieben worden. Die Wahl des Aufsichtsrates fiel auf Beutel, der zuvor fünf Jahre bei Rot-Weiß Erfurt gearbeitet hatte. Die Stadt muss allerdings zustimmen. Das war eine Bedingung für das Darlehen in Höhe von 1,25Millionen Euro, das Dynamo im Mai 2008 erhalten hatte. Dabei geht es nicht um die Person, denn Beutel war nicht einmal zum Vorstellungsgespräch im Rathaus. „Es hieß, dass man die sportliche Kompetenz ohnehin nicht beurteilen könne“, berichtet Jähnchen.

Beutel wartet geduldig ab. „So lange die Kommunikation mit dem Verein steht und ich das Bemühen erkenne, mich unter Vertrag zu nehmen“, wie er auf Nachfrage der SZ gestern sagte. (SZ/-ler)


Sächsische Zeitung, 24. Februar 2010

„Dynamo ist nicht zu ersetzen“

Hans-Jörg Otto, Manager des Dresdner Stadions, sieht Konzerte nicht als Alternative zum Fußball.

Hans-Jörg Otto ist seit Herbst 2008 laut offizieller Funktionsbezeichnung „Leiter Stadionbetrieb der Projektgesellschaft Dresden“. Im Gespräch mit der SZ äußert sich der 31-jährige Manager zu dem Streit über die Kosten für den Betrieb der Spielstätte zwischen der Landeshauptstadt und dem Fußball-Klub SG Dynamo.

Herr Otto, welche Position nehmen Sie für die Stadion-Projektgesellschaft ein?

Durch die Verteilung der Einnahmen laut Baukonzessionsvertrag sollten wir als Betreiber in die Lage versetzt werden, sowohl den Baukredit abzuzahlen, als auch die Betriebskosten für das Stadionzu decken. Wenn sich in der Praxis herausstellt, dass dadurch der notwendige Hauptmieter nicht überlebensfähig ist, muss man das Konstrukt korrigieren.

Könnte man das Stadionohne einen Verein betreiben?

Es ist ein Fußballstadion und keine Multifunktionsarena, also wäre es ohne Fußball nur sehr schwer am Leben zu halten.

Was ist mit Drittveranstaltungen, mit Konzerten?

Die sind in allen Fußballstadien die Sahne auf der Torte. Aber durch die hohen Produktionskosten bleibt beim Betreiber kein nennenswerter Gewinn übrig. Zudem reden wir über zwei bis drei Veranstaltungen pro Sommer.

Warum so wenige?

In diesem Jahr ist das Zeitfenster durch die U20-WM der Frauen vom 13.Juli bis 1.August und im nächsten Jahr wegen der Frauen-WM eingeschränkt. Wir versuchen, andere Ereignisse wie den Firmenlauf oder die Saisoneröffnung der Footballer von den Dresdner Monarchs auszurichten, aber: Das sind alles kleine Punkte, die zu einer Entlastung führen, aber uns nie in die Lage versetzen werden, dieses Stadionohne Dynamo und ohne Fußball vernünftig betreiben zu können. Dafür wurde es auch nicht gebaut.

Das Geld bringt der Fußball?

Natürlich – bei durchschnittlich 13000 bis 14000 Zuschauern und 19H eimspielen pro Saison. Sie kaufen das Ticket, essen und trinken etwas. Und weil es so viele sind, ergeben sich Werbeerlöse. Das kann man nicht mit Konzerten, geschweige denn kleineren Veranstaltungen kompensieren.

Zugespitzt gefragt: Ohne die Marke Dynamo wäre das Dresdner Stadioneine schöne Hülle?

Der Vergleich zu Leipzig liegt doch nahe. Dort ist die Hoffnung groß, dass mit dem von Red Bull unterstützten Klub endlich wieder Fußballleben einzieht und die Schmach getilgt wird, dass sich die Stadt ein leeres Stadionleistet.

Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) sprach davon, dass die Projektgesellschaft ohne Dynamo überleben könne, wenn man das Stadioneinmottet.

Da sind wir anderer Meinung. Die vielen positiven Nebeneffekte, die durch das Stadionerzielt werden, sind noch nicht ausreichend betrachtet worden. Es ist uns gelungen, Firmenveranstaltungen von 200 bis 400 Personen nach Dresden zu holen, auch die Stadt hat das schon genutzt. Die Leute übernachten zwei, drei Tage in Hotels, mieten Busse, besuchen Ausstellungen, gehen essen. Das bringt auch Geld in die Stadt, aber bei uns bleibt effektiv davon nicht viel hängen.

Was ist mit solchen Veranstaltungen einzunehmen?

Die Miete für das Objekt, ein Anteil am Catering – das ist es auch schon. Gleichzeitig haben wir Kosten für Technik, Organisation, Sicherheit und Reinigung. Unter dem Strich bleibt nicht viel übrig.

Wäre es machbar, das Stadionnur für die Frauen-Weltmeisterschaften aufzuschließen?

Machbar ist alles, aber schwer vorstellbar. Am 22.April richten wir das Länderspiel der deutschen Frauen-Auswahl gegen Schweden aus. Das ZDF überträgt live. Dresden wird also zwei Stunden im Fernsehen präsent sein, was positiv auf das Image der Stadt ausstrahlt, wenn es uns gelingt, das Stadionvoll zu kriegen. Für Herbst haben wir die Aussicht auf ein U21-Länderspiel der Männer. Das ist schön, aber davon wird man nicht reich oder kann auch nur annähernd den Hauptmieter Dynamo ersetzen.

Wie hoch wären denn die Kosten, wenn man das Stadiontatsächlich einmottet?

Für die Finanzierung wären genauso 2,7 Millionen Euro pro Jahr nötig. Hinzu kämen Betriebskosten – je nachdem, ob der Rasen am Leben erhalten werden soll – von 1,4 bis 1,8Millionen Euro.

Noch einmal zu den Konzerten: Ist schon eines in Aussicht?

Einen konkreten Termin gibt es nicht. Mit fortschreitender Zeit bin ich skeptischer, dass es in diesem Sommer noch klappt.

Was sind die Schwierigkeiten außer dem engen Zeitfenster?

Wer es schafft, 30000 Zuschauer ins Stadion zu locken, hat auch das Potenzial für 40000 oder mehr. Also geht er in eine größere Arena. Für diejenigen, die vielleicht unsere Ränge füllen könnten, ist das finanzielle Risiko, ein Stadionzu mieten, deutlich größer, als auf die grüne Wiese zu gehen. Wir haben gute Partner, aber auch sie können keine Wunder bewirken.
Das Gespräch führte Sven Geisler.


Rathaus will mehr Geld fürs Stadiongeben

Die Stadt Dresden will mehr Geld fürs Stadiongeben.

Dresden. Im Konflikt zwischen der Stadt und Dynamo Dresden um die Stadionkosten liegt ein Kompromissvorschlag auf dem Tisch. Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) spricht sich dafür aus, die kommunalen Zuschüsse um rund 528.000 auf knapp 2,7 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen. Dynamo hatte auf einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro gedrängt. Vorjohann hatte zunächst einen Mehrbedarf von reichlich 300.000 Euro erkannt.

Am Freitag soll der Finanzausschuss des Stadtrates in öffentlicher Sitzung über die Vorlage entscheiden. Das Geld soll aus dem Budget des Eigenbetriebes Sportstätten und Bäder entnommen werden. Die Stadt hat den Stadionbau mit einer 40-Millionen-Bürgschaft unterstützt. (SZ)


BILD, 23. Februar 2010

Stadion-Krise - Warum verkauft Dynamo nicht seinen Namen?

Finanz-Bürgermeister Vorjohann hätte da sicher nichts dagegen. Immerhin bringt das 1 Mio. Euro
Von WIEBKE MÜLLER

Steigende Mietkosten für das Stadionbedrohen Dynamo. Es tobt der Streit, ob die Stadt mit einer erneuten Finanzspritze aushilft. Im Rathaus fiel jetzt auf: Eine Millionen-Quelle ist noch gar nicht erschlossen. Das neue Stadionhat noch immer keinen Namenssponsor! Die meisten Stadien in Deutschland haben einen finanzstarken Patron, wie zum Beispiel die Allianz Arena in München. Doch am im September neu eröffneten Dynamo-Stadion prangt „nur“ der Traditionsname „Rudolf Harbig“.

Finanz-Bürgermeister Hartmut Vorjohann (46, CDU) soll Dynamo gefragt haben: „Warum verkauft ihr nicht die Namensrechte am Stadion?“ Dem Verein würden jetzt Zusatzeinnahmen helfen. Auch wenn er sie mit Vermarkter Sportfive und Bauherr HBM teilen muss.
Leider nicht so einfach. Sport-Stadtrat Jens Genschmar (40, FDP) erklärt: „In den Bewerbungsunterlagen für die Frauen-Fußball-WM 2011 steht Rudolf Harbig.“ Und damit in den Broschüren der Fifa. Die benennt dazu alle Stadien für mehrere Wochen in „Fifa-WM-Stadion“ um.

Genschmar: „Ein Namenssponsor müsste dann seinen Schriftzug extra abbauen.“ Für viele zu teuer. Insider rechnen deshalb erst ab 2012 mit einem Interessenten, der es ernst meint.

Doch das ist zu spät für die akute Stadionkrise...


Morgenpost, 23. Februar 2010

Dynamo soll sparen – Stadt verbietet Minge-Nachfolger!

DRESDEN – Da wurde monatelang nach einem neuen Geschäftsführer Sport für Dynamo gesucht, jetzt steht mit Stephan Beutel der Nachfolger von Ralf Minge fest, doch die Stadtverwaltung verweigert seine Berufung!

Es ist mittlerweile ein kleines Possenspiel, was zwischen dem Rathausplatz und der Lennéstraße aufgeführt wird. Im aktuellen Akt steht der Ex-Manager von Rot-Weiß Erfurt auf der Bühne. Beutel sollte eigentlich nach dem Willen des schwarz-gelben Aufsichtsrates als zweiter Geschäftsführer neben Stefan Bohne berufen werden und für sportlichen Sachverstand sorgen.
Die Unterlagen wurden dafür vor zwei Wochen zur Genehmigung an die Stadtverwaltung geschickt. Die muss ihren Segen geben. So ist es zwischen beiden Seiten (Verein/Stadt) vereinbart, nachdem Dynamo einen 1,2 Millionen-Euro-Kredit erhielt.

„Wir können der Berufung aber nicht zustimmen“, erklärte gestern Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann. „Das hat nix mit Herrn Beutel zu tun. Vielmehr verstehen wir nicht, dass Dynamo einen zweiten Geschäftsführer braucht, wenn der Verein kein Geld hat.“ Laut dem Kämmerer hat er das der Vereinsführung bereits im November bei der Abberufung von Geschäftsführer Markus Hendel klargemacht. Allerdings braucht es dafür eine Satzungsänderung (schreibt momentan zwei Geschäftsführer vor). Die wurde auf der Mitgliederversammlungjedoch nicht beschlossen. Der Aufsichtsratsteckt nun in der Zwickmühle.
Enrico Lucke


Sächsische Zeitung, 23. Februar 2010

Was Dresden und Dynamo klären müssen Von Sven Geisler

Im Streit um die Kosten für das neue Fußball-Stadion liegen beide Seiten noch sehr weit auseinander.

Die Dresdner Dynamos haben in der 3.Fußball-Liga zu alter Heimstärke zurückgefunden. Das 1:0 über Rot-Weiß Erfurt war der vierte Sieg in Folge im Rudolf-Harbig-Stadion. „Einfach phänomenal“, nennt Siegtorschütze Tore Andreas Gundersen die Atmosphäre. 19000 Zuschauer bildeten beim Ost-Duell eine zweitligataugliche Kulisse.
Die Diskussion um die Stadionkosten wird allerdings auch in der Mannschaft diskutiert. „Wir verfolgen das mit Sorge“, sagt Kapitän Halil Savran, „aber wir können leider nicht mehr tun, als gemeinsam mit unseren Fans zu zeigen, dass der Dresdner Fußball lebt.“ Zu den geltenden Konditionen für die Spielstätte wäre der Verein aber finanziell nicht überlebensfähig.

Die SZ sagt, was Dresden und Dynamo klären müssen.

Wie weit liegen Stadt und Verein auseinander?

Aus dem Vergleich mit anderen Drittligisten hat Dynamo eine maximale Stadionmiete von 500000 Euro errechnet. Nach übereinstimmenden Angaben von Stadt und Verein müsste die SGD aber für die nächste Saison 2,085Millionen Euro zahlen. Folglich soll Dresden den Zuschuss für die Spielstätte um 1,5Millionen Euro jährlich erhöhen. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) wirft Dynamo vor, die Mehreinnahmen aus der modernen Arena durch Ticketverkauf und Werbung nicht berücksichtigt zu haben. Nach seiner Darstellung ergibt sich lediglich eine Lücke von 312000 Euro.

Ist Dynamo für Dresden ein Fass ohne Boden?

Es sei die Frage, wie viel Steuergeld die Stadt in den Fußball investieren wolle, erklärt Vorjohann, und der Kommunalpolitiker erinnert an Dynamos Finanzgebaren in der Vergangenheit: 2007/08 fehlten dem Klub plötzlich 1,633Millionen Euro; die Insolvenz wurde mit einem städtischen Darlehen in Höhe von 1,25Millionen Euro abgewendet. 2008/09 klaffte eine Lücke von 745000 Euro, die durch das Antrittsgeld von Vermarkter „Sportfive“ (500000 Euro) nicht vollständig ausgeglichen werden konnte.

Dynamo hält dagegen, seit drei Jahren einen Sparkurs zu steuern und die Ausgaben um insgesamt 1,63 Millionen Euro gekürzt zu haben. Gleichzeitig seien jedoch die Stadionkosten von 91000 auf die prognostizierten 2,085Millionen für die Saison 2010/11 gestiegen. Deshalb ergebe sich im Budget für die nächste Saison ein Minus von 1,7Millionen Euro – der Spareffekt verpuffe dadurch.

Wie lange bleibt Zeit für eine Einigung?

Die Unterlagen für die Lizenz müssen bis 1.März, 15.30Uhr, vollständig beim DFB eingereicht sein. Auf dieser Grundlage erlässt der Verband Bedingungen und Auflagen, die bis 3.Juni zu erfüllen sind. Dynamo geht davon aus, über die Etat-Lücke hinaus Bürgschaften in Höhe von 2,5Millionen Euro bringen zu müssen. „Das ist für den Verein nicht zu stemmen. Konsequenz: Verweigerung der Lizenz“, heißt es in einem Argumentationspapier, das den Stadträten zuging.

Was passiert bei einem Lizenzentzug für Dynamo?

Ohne Lizenz droht die Insolvenz des Vereins und die Löschung aus dem Vereinsregister wie 2004 beim VfBLeipzig oder 2000 beim FCGütersloh. Das neue Stadionstünde leer, die Projektgesellschaft hätte nur noch geringe Einnahmen und würde wohl pleite gehen. Die Stadt müsste zusätzlich zum Schuldendienst von 2,7Millionen Euro jährlich die Betriebskosten übernehmen, die – allerdings mit Spielbetrieb – auf 1,9Millionen Euro beziffert werden. In dem Fall könne man das Stadion„einmotten“, hatte Vorjohann in einem SZ-Gespräch in Erwägung gezogen und gesagt: „Dann lacht die Republik, aber wirtschaftlich wäre das so.“


Sächsische Zeitung, 19. Februar 2010

Dresden contra Dynamo

Im Streit um die Kosten für das neue Stadionhaben beide Seiten ihre Positionen dargelegt. Eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Morgen rückt auch bei Dynamo Dresden mal wieder der Fußball in den Mittelpunkt. Die Gelb-Schwarzen empfangen den FCRot-Weiß Erfurt in der 3.Liga und müssen punkten. Die Gelb-Schwarzen kämpfen zurzeit an zwei Fronten um den Klassenerhalt: auf dem Rasen und am Verhandlungstisch mit der Stadt.

Gestern kam es im Sportausschuss zum direkten Duell: Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) contra Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne, der von mehreren Faktionen kurzfristig zu der Sitzung eingeladen worden war. Beide präsentierten ihre Rechnung für die Stadionkosten. Ihre Ergebnisse weichen erheblich voneinander ab. Die Stadt kommt auf eine Mehrbelastung für Dynamo von 312000Euro, der Verein beziffert sein Minus auf 1,5Millionen. So viel ist sicher: Der Streit geht weiter. Die SZ nennt die Eckpunkte.

Die Sicht der Stadt

Die Stadt nimmt die Saison 2007/08 als Grundlage, weil das neue Stadiondamals noch nicht gebaut wurde. Verglichen mit den von Dynamo für die nächste Spielzeit kalkulierten Zahlen ergebe sich ein Mehrerlös bei Ticketverkauf und Vermarktung von 1,773Millionen Euro. Das Argument der Stadt: Diese zusätzlichen Einnahmen sind auf die besseren Möglichkeiten im neuen Stadionzurückzuführen. Dem stünden Abgaben des Vereins für die Spielstätte von 2,085Millionen Euro gegenüber. Folglich betrage die Differenz nur 312000 Euro.

Die Sicht des Vereins

Dynamo zieht den Liga-Vergleich heran. Im Durchschnitt zahlen die Vereine der 3.Liga für ihr Stadion160000 Euro. Die Miete der Dresdner ist seit 2007/08 von 91000 Euro über 1,26Millionen in dieser Saison auf knapp 2,1Millionen für die nächste Spielzeit gestiegen. Das sei ein erheblicher struktureller Nachteil gegenüber den Konkurrenten. Dadurch ergebe sich in der Etat-Planung für 2010/11 eine Lücke von rund 1,5Millionen Euro. Diesen Betrag soll die Stadt durch einen höheren Zuschuss für die Stadionprojektgesellschaft ausgleichen.

Die Vorwürfe

Die Stadt verdächtigt Dynamo, unter dem Deckmantel der Stadionkosten sein finanzielles Problem lösen zu wollen. Vorjohann verweist auch dabei auf 2007/08. Damals habe der Klub ein Minus von 1,633Millionen Euro erwirtschaftet und entging lediglich durch ein städtisches Darlehen in Höhe von 1,25Millionen der Insolvenz.

Dynamo hält dagegen, diese Lücke im Etat durch Sparmaßnahmen – unter anderem 357000Euro bei den Spielergehältern – inzwischen geschlossen zu haben. Bei einer angemessenen Stadionmiete könne der Verein schwarze Zahlen schreiben. Das für 2010/11 prognostizierte Defizit sei ausschließlich auf die höhere Belastung durch das neue Stadionzurückzuführen.

Zudem habe die Stadt bei den Mehrerlösen die Abgaben nicht oder nur teilweise berücksichtigt, die der Klub an die Stadionprojektgesellschaft für den Betrieb und die Finanzierung der Arena leisten soll.


BILD, 18. Februar 2010

Gnadenfrist für Dynamo
Bis 3. Juni hat Geschäftsführer Bohne jetzt Zeit für eine Lösung
Von WIEBKE MÜLLER

Der Streit um neue Millionen-Zuschüsse der Stadt für Dynamo Dresden geht in die nächste Runde.

Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne (36) muss laut einer Mail des DFB an den Verein bis 1. März 15.30 Uhr die neue Lizenz beantragen, u.a. seine „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ nachweisen.
Datum und Uhrzeit wurden dabei Fett gedruckt. Dresdens Stadträte pochen auf eine schnelle Entscheidung, der Stadtrat soll noch am 25. Februar dazu tagen.
Denn die Betriebskosten für das neue Stadionsteigen von 1 auf 2,1 Mio. Euro. Dynamo kann die nicht alleine stemmen. Finanz-Bürgermeister Hartmut Vorjohann (46, CDU) verwies intern auf eine Karenzfrist des DFB nach dem 1. März.

Auf BILD-Anfrage bestätigt DFB-Drittliga-Sprecher Stephan Brause (34): „Bis 1. März müssen die für die Zulassung notwendigen Unterlagen eingereicht werden. Fehlen Unterlagen, kann der DFB eine vorläufige Zulassung mit Bedingungen erteilen. Bis 3. Juni können die Vereine diese dann erfüllen, Unterlagen nachreichen.“
Das heißt nicht, dass beide Seiten trödeln können. Denn einigen sich Verein und Stadt nicht bis 1. März, ist die Kuh in Sachen Stadionkrise danach auch kaum noch vom Eis zu kriegen.


BILD-TED 65 Prozent sind für Stadt-Hilfe
Von WIEBKE MÜLLER

Die Stadionkrise um Dynamo – ein Thema, das Dresden bewegt.

Beim BILD-TED stimmten 65% der Leser dafür, dass die Stadt den Fußballverein mit einer Finanzspritze retten soll. Ein starkes Votum, dass Stadträte sich genau anschauen sollten!

Auch im Internet und per E-Mail lief die heiße Diskussion weiter: BILD-Leser Christian Schneider schrieb: „Alle sollten froh sein, dass Dresden ein schönes Stadionhat!“

Leserin Gabriele Lohse: „Die Stadt gibt z.B. Unsummen aus fürs Wiener Loch. Ist sie weiter so stur, verschwindet Fußball-Dresden wieder in der Versenkung.“

Hagen Lebelt: „Schon die Diskussionen der Stadt um den Bau des neuen Stadions außerhalb der City nervte.“

Bernd Zschiesche: „Dresden ohne Dynamo ist undenkbar. Der Verein braucht aber ein funktionierendes Management aus Fachleuten und Profis statt Dilettanten.“

Im Internet schrieb BILD.de-User „miek2222“: „Typisch Dresden. Was nutzt denn ein Stadion, wenn keiner mehr drin spielt und trotzdem die Stadt dafür bezahlen muss?“

Und ein anderer ergänzte: „Erst Welterbe weg, jetzt Dynamo. Unser Dresden verkommt immer mehr zur Provinz.“


BILD, 17. Februar 2010

Diese Politiker entscheiden über die Zukunft Dynamos

Und das kam gestern bei ihrer Sitzung im Rathaus heraus

Wir sehen elf Politiker verschiedener Parteien. Sie tagen im Finanzausschuss von Dresdens Stadtrat zum Thema Stadion-Finanzierung und Dynamo-Krise.
Der Drittligist kann steigende Betriebskosten (2,1 Mio. Euro ab neuer Saison) nicht alleine stemmen, braucht für die Zukunft erneut eine Finanzspritze der Stadt. Der Verein muss bis 1. März die Lizenz für die neue Saison beantragen – ohne städtischen Zuschuss in Höhe von bis zu 1,5 Mio. Euro gibt es keine und der Traditions-Verein wäre tot!

Nach BILD-Informationen will die Stadt aber nur 312000 Euro zusätzlich pro Jahr berappen. Die FDP beantragte daraufhin für nächste Woche eine Sondersitzung von Finanz- und Sportausschuss, damit der ganze Stadtrat noch am 25. Februar entscheiden kann.
Übrigens: Der Ausschuss verweigerte auch 5,5 Mio. Euro für 801 Stadion-Parkplätze an der Strehlener Straße. Der Bauausschuss soll erst die Kosten prüfen.


Dynamo-Krise im Rathaus

Schon wieder kriselt es wegen Dynamo im Rathaus – denn deren neues Stadiondroht die Stadt Millionen zu kosten!

Weil Dynamo die Betriebskosten nicht allein stemmen kann, soll das Rathaus erneut mit einer Finanzspritze helfen. Übernächste Woche wird es dazu eine Krisensitzung von Sport- und Finanzausschuss geben.

Das Problem: Zwar gewann Dynamo am Samstag 2:0 gegen Bayern München II. Doch ab nächster Saison müsste der Verein 2,1 Mio. Euro für die Nutzung der neuen Arena berappen.
Das ist 1 Mio. Euro mehr als im laufenden Spieljahr. Dynamo müsste ein Drittel seines Jahres-Etats (ca. 6 Mio. Euro) ins Stadionstecken – nicht zu stemmen. Darum soll das Rathaus den Betriebskostenzuschuss erhöhen!

Nach BILD-Informationen sind bis zu 1,5 Mio. Euro im Gespräch – pro Jahr und für die ganze Laufzeit des Stadion-Nutzungsvertrages mit der Projektgesellschaft (12 Jahre). Insgesamt geht‘s also um über 10 Mio. Euro aus der Stadtkasse.
Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) sagt: „Der Steuerzahler hat für das Stadionschon viel Geld gezahlt. Aber wenn es Dynamo schlecht geht, heißt es immer nur: ‚Die Stadt ist schuld.‘“
Doch nach Wunsch der Fans soll der Stadtrat schnell die Millionen-Hilfe auf seiner Sitzung am 25. Februar beschließen. Denn schon Anfang März muss Dynamo die Lizenz beantragen – und dafür muss die Sache unbedingt geklärt sein!

Stadtrat Jens Genschmar (41, FDP): „Es muss darum gehen, das Überleben des Vereins zu sichern. Ein Stadionohne Nutzer würde auch der Stadt nur Nachteile bringen.“


Wochenkurier, 16. Februar 2010

Einwurf
von Gert Zimmermann

Dresden. Da sitzt unsereiner jetzt in Vancouver und hört auf einmal den Offenbarungseid von Dynamos Führungsspitze. Alles war bekannt, wurde schon mehrfach beschrieben und nun der letzte Schritt in die Öffentlichkeit?

Wieder einmal muss geholfen werden, weil vorher wieder einmal die entscheidenden Fehler gemacht worden. Und alle fragen sich, wie denn diesmal die Geschichte ausgehen wird? Auf keinen Fall wird ein Finanzchaos – und das ist dieses Ding ohne jegliche Frage – zu einem Selbstläufer. Die schön beschriebenen Verhandlungen mit dem Rathaus werden garantiert wieder zu einem Gezerre ausufern.

Nur dass diesmal keiner Wasserstandsmeldungen von sich gibt, die das Durcheinander noch größer machen. Erinnern wir uns denn noch an die Zeiten, als es täglich neue lustige Interviews aus dem Regierungspräsidium gab, dass noch irgendwo eine Unterschrift oder eine Berechnung fehlt. Bis dann am Ende mit viel Zeitverzug die Kosten für das Stadion immer weiter und stetig gestiegen waren. Aber an dem Tag, als der inzwischen aus dem Amt geschiedene Ministerpräsident Milbradt die Nachricht des Fortschritts verkünden durfte, wurden sogar Schnittchen gereicht. Wie vornehm! Warum dieser böse Blick in längst vergessene Zeiten? Weil eigentlich aus Fehlern gelernt oder weil zumindest dieselben schrägen Dinger nicht ein zweites Mal gemacht werden sollten. Das geht aber bei Dynamo schlecht, weil doch das Personal so oft wechselte und nichts über die immer wieder gemachten Fehler hinterließ. Und da jeder Mensch am eigenen Leib die Schmerzen verspüren sollte, um richtig munter zu werden, hat bei Dynamo eigentlich eine regelrechte Selbstkasteiung eingesetzt. Die meisten Krämpfe und Anfälle bekommen seit Jahrzehnten aber die treuen Anhänger verpasst, denen das Geschehen um ihren Klub am schwersten im Magen liegt. Trotzdem gilt für Dynamo und das Umfeld das olympische Motto, welches aus Vancouver über 8.000 Kilometer transportiert wird: The Games must go on. Im IOC wird halt Englisch gesprochen. Auf gut sächsisch übersetzt heißt das: Dynamo darf nicht untergehen. Oder aber noch der tolle Spruch vom alten Kämpfer Oliver Kahn auf das Tablett gelegt: Weiter, immer weiter, es geht immer weiter! Nun bleibt für alle Nicht-Olympier in Schwarz-Gelb nur noch die Frage: Aber wie? Endlich mal klar denken.


Morgenpost, 16. Februar 2010

"Vorjohann schlägt jetzt zurück: Arena bringt Mehreinnahmen!

DRESDEN – Nachdem Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne am Freitag anhand der Einnahmen und Ausgaben vorrechnete, dass das Stadionzu teuer sei, machte die Stadtverwaltung gestern im Finanzausschuss eine ganz andere Rechnung auf.

In dem MORGENPOST exklusiv vorliegenden Papier steht: Die Mietbelastung durch die Arena liegt durchaus bei 2,085 Millionen für die Schwarz-Gelben. Jedoch rechnet Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann nun vor, dass durch das neue Stadionsich aus seiner Sicht auch Zusatzeinnahmen von rund 1,773 Millionen Euro ergeben. Der Kämmerer ist der Auffassung, dass allein die Ligaspiele 1,164 Millionen mehr in die Kasse spülen würden. Dazu käme ein Plus von 609.000 Euro durch Werbung/Vermarktung.

In der Konsequenz bedeutet dies, dass ein offener Betrag von 312.000 Euro übrig bliebe. Laut der städtischen Rechnung wäre das dann der reine Mietbetrag für Dynamo. Somit müsste der Drittligist sogar weniger als die gewünschten 500.000 Euro jährlich berappen. Ergo: Die Stadtverwaltung bräuchte gar nichts zuschießen, damit die Schwarz-Gelben konkurrenzfähig bleiben.

In der Zwickmühle dürfte jetzt der Finanzausschuss stecken. Dem wurden nämlich gleichzeitig noch einmal Bohnes Zahlen präsentiert. Wonach der Verein nächste Saison ein 1,5-Millionen-Euro-Loch hätte, wenn der Stadtrat keinen Zuschuss für die Miete beschließt. Die Frage, die bis zum 1. März beantwortet werden muss, lautet: Wer hat recht? Denn eins wollen beide Parteien nicht: Dass Dynamo keine Lizenz für die neue Saison erhält."


Sächsische Zeitung, 16. Februar 2010

Dresden widerspricht Dynamo
Von Sven Geisler

Das Rathaus beziffert die Mehrkosten fürs Stadionnur auf 312000 Euro. Der Verein hatte ein Defizit von 1,5Millionen berechnet.

Im Streit um die Kosten für das Dresdner Fußball-Stadion liegen Stadtverwaltung und Verein offenbar deutlich weiter auseinander als bisher angenommen. Jedenfalls stellte der zuständige Bürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) gestern im Finanzausschuss des Stadtrates überraschend eine völlig andere Berechnung vor, als sie Dynamo präsentiert hatte.
Nach Informationen der SZ ergibt sich demnach für den Verein durch die Kosten für das Stadionlediglich ein Minus von 312000 Euro. Dynamo hatte das Defizit mit 1,5Millionen Euro beziffert. Vorjohann hat den größeren Aufwand in Relation zu den besseren Möglichkeiten der neuen Arena gesetzt. Das heißt: Er hat die zu erwartenden Mehreinnahmen beim Ticketverkauf und im Sponsoring gegen die 2,1Millionen Euro gestellt, die Dynamo laut der geltenden Verträge ab nächster Spielzeit für den Betrieb und die Finanzierung des Stadions aufbringen müsste.

„Uns liegt das Zahlenwerk der Stadt nicht vor. Deshalb kann ich es nicht beurteilen“, sagt Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne. „Ich finde es befremdlich, dass dieses Material in die Öffentlichkeit gelangt, ohne dass wir als Verhandlungspartner davon Kenntnis haben.“ Bohne war nach eigener Aussage bereits unmittelbar nach der Sitzung von Medienvertretern angerufen und mit Details aus der Berechnung des Finanzbürgermeisters konfrontiert worden. Eine offizielle Pressemitteilung aus dem Rathaus gab es nicht.

Mit der guten Atmosphäre in den Gesprächen, die bisher beteuert wurde, scheint es nicht weit her zu sein. Es soll im Finanzausschuss sogar von Nötigung der Stadt durch den Verein die Rede gewesen sein. Dynamo baue unnötig Zeitdruck auf. Am 1.März, 15.30Uhr, muss der Klub die Etatplanung für 2010/11 beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereicht haben. Bei der Stadt ist man aber der Meinung, dass anschließend genug Zeit für Nachbesserungen bliebe. Mehrere Abgeordnete äußerten gegenüber der SZ, dass der Verband sicher kein Interesse daran habe, Dynamo die Lizenz zu verweigern. Das war aber 1995 passiert, als die Gelb-Schwarzen wegen Überschuldung aus der 1.Bundesliga bis in die Drittklassigkeit absteigen mussten.

Kein Beschluss vor dem 1.März

Vorjohann als Verhandlungsführer des Rathauses soll noch einmal bekräftigt haben, dass die Stadionfrage in der Stadtratssitzung am 25.Februar nicht auf der Tagesordnung stehen werde. Es sei die Taktik, den 1.März ohne Beschluss verstreichen zu lassen und dann neue Gespräche zu führen.

Der FDP-Abgeordnete Jens Genschmar hat dagegen eine gemeinsame Sondersitzung des Finanz- und Sportausschusses für Anfang nächster Woche beantragt, bei der eine Beschlussvorlage zur Lösung der Stadionfrage vorgelegt werden soll. Wie die aussehen könnte, hat der Finanzbürgermeister gestern nicht dargestellt. Bisher war Dynamo wohl davon ausgegangen, man sei sich mit der Stadt einig, sich am Düsseldorfer Modell zu orientieren. Demnach müsste der Klub etwa 15 Prozent seiner Zuschauereinnahmen als Miete zahlen. Das wären bei 19 Heimspielen pro Saison und durchschnittlich 12000 Besuchern etwa 450000 Euro.
Mit den 2,1 Millionen Euro, die nach Vereinsangaben sonst fällig wären, sei Dynamo „in der 3.Liga nicht überlebensfähig“, sagte SGD-Präsident Hauke Haensel. Der Vorstand der Volksbank Pirna mahnt deshalb eine Vereinbarung an, „durch die wir die Chance haben, die Lizenz zu erhalten mit Auflagen, die für uns erfüllbar sind“. Sonst drohe die Insolvenz. „Das will keiner“, versichert Stadtrat Tilo Kießling (Die Linke), „aber Dynamo wäre gut beraten, Zahlen vorzutragen, die nicht als überhöht empfunden werden. Überleben kann man nicht nur mit der Maximal- forderung.“

Tore Andreas Gundersen kann trotz einer Schulterprellung trainieren. Sein Einsatz für das Spiel am Sonnabend, 14Uhr, gegen Rot-Weiß Erfurt scheint derzeit nicht gefährdet.


BILD, 13. Februar 2010

Düstere Aussichten im Streit um Stadion-Nutzung Dynamo droht Lizenz-Entzug
Von S. HOFMANN und J. ARNDT

So schön das neue Stadion in Dresden auch ist – für Dynamo ist es nach wie vor mehr Fluch als Segen!

Gestern präsentierte der Drittligist eine Studie über die Stadion-Nutzung.

Das dramatische Fazit: „Ohne eine grundsätzliche strukturelle Veränderung kann der Verein die Zulassungsvoraussetzungen des DFB für die Spielzeit 2010/11 unter keinen Umständen erfüllen. Die Folge wäre der Ausschluss vom Spielbetrieb der 3. Liga und die Insolvenz.“

Die immensen Stadion-Kosten bedrohen die Existenz und Wettbewerbsfähigkeit des Traditionsclubs: 2,1 Mio. Euro Miete (rund 110 000 Euro pro Heimspiel) müsste Dynamo in der nächsten Saison zahlen. Das ist mehr als das Zehnfache des Liga-Durchschnitts. Der liegt bei 160 000 Euro.
Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne: „Unter diesen Voraussetzungen ist das Stadionin der 3. Liga nicht bezahlbar.“
Seit dem Vorjahr verhandelt Dynamo mit der Stadt über eine dauerhafte Erhöhung des Betriebskosten-Zuschusses. Ein konkretes Ergebnis gibt’s bisher nicht. Ursprünglich sollte das Thema am 25.2. in den Stadtrat kommen. Doch Stadtsprecher Kai Schulz sagte bereits in der SZ: „Eine Behandlung im Stadtrat kann frühestens im März erfolgen.“

Zu spät für Dynamo! Der Drittligist muss bis 1. März die Lizenz-Unterlagen beim DFB einreichen. Ohne Nachbesserungen bei den Stadion-Kosten braucht das der Verein gar nicht erst tun!


BILD, 12. Februar 2010

Dynamo-Boss Bohne wehrt sich gegen Kirsten-Kritik
Schuld liegt nicht nur bei uns
Von S. HOFMANN

Ulf Kirsten hat in BILD die Vereinsführung von Dynamo scharf kritisiert. Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne (36) nimmt stellvertretend zu den Vorwürfen Stellung.

BILD: Ulf Kirsten sagt, dass dem Verein die Bereitschaft fehlt, sich von Fachleuten beraten zu lassen...

Bohne: „Es ist grundsätzlich schwierig, so etwas aus der Entfernung zu beurteilen. Auf Wunsch aller Verhandlungsparteien hat uns der DFB, unter anderem DFB-Direktor Helmut Sandrock, die letzten Monate inhaltlich begleitet. Wir haben umfangreiches Material und Vergleichszahlen zur Verfügung gestellt bekommen. Der DFB ist daher für uns der Experte.“

BILD: Die immensen Kosten für das neue Stadionsind das Hauptproblem. Es gibt den Vorwurf, dass der Verein den Nutzungsvertrag so hätte niemals unterschreiben dürfen...

Bohne: „Dazu gehören Alternativen, welche scheinbar bis heute versteckt gehalten werden. Fakt ist: Leipzig war seitens des DFB und des sächsischen Innenmisteriums keine. Wir mussten im Lizenzierungsverfahren ein Stadionangeben, dass realistisch bespielbar war. Und das steht in Dresden. Das die Situation mit einem unglaublichen Druck versehen war, ist bitter. Es wurde in den Jahren davor versäumt, den Vertrag auf den richtigen Weg zu bringen. Das ist aber nicht nur die Schuld des Vereins.“

BILD: Glauben Sie an eine Lösung des Problems?

Bohne: „Genau deshalb sitzen wir seit Sommer vorigen Jahres am Verhandlungstisch. Wir können das Stadionlangfristig nur zu wettbewerbsfähigen Konditionen nutzen. Und die können nicht so aussehen, dass wir mehr als das Zehnfache des Ligadurchschnitts bezahlen.“

BILD: Die Lizenz wackelt, zumal das Stadion-Thema erst im März in den Stadtrat kommen soll...

Bohne: „Fakt ist, dass die Lizenzunterlagen bis zum 1.3. beim DFB eingereicht werden müssen. Bis dahin müssen Verträge noch nicht juristisch ausformuliert vorliegen, aber trotzdem inhaltlich untersetzt sein. Der technisch-organisatorische Bereich ist fertig. Der letzte offene Punkt sind die Stadionkosten. Das Wichtigste.“

BILD: Hand aufs Herz: Ist Dynamo im sportlichen Bereich professionell genug aufgestellt?

Bohne: „Wir haben immer wieder betont, dass uns noch ein Kompetenzträger im Bereich Fußball gut tut. Andererseits muss man aber auch sagen, dass wir im Vergleich zu anderen Vereinen strukturell nicht schlecht aufgestellt sind. Ich denke da nur an das Nachwuchsleistungs-Zentrum.“


DNN, 12. Februar 2010

Dynamo Fans setzen sich für Steinhaus ein

Dresden (DNN/skadi). Während bei Dynamo die zukunftsweisende Entscheidung über erneute städtische Hilfe für die teure Stadionmiete und damit für die Lizenz ansteht, haben sich einige Fans ein ganz anderes Ziel auf die Fahnen geschrieben: Den Erhalt des alten Steinhauses am Stadionan der Blüherstraße. In einer Mitteilung ruft die Faninitiative Pro RHS& Friends Dynamo-Anhänger und Dresdner auf, die Sanierung des maroden Baus mit Sachleistungen und Personal zu unterstützen. „Es besteht die einmalige Möglichkeit, für den Sitz des Vereins das nicht mehr benötigte Steinhaus zu sanieren und auszubauen", heißt es in der Erklärung.

Die Dynamo-Geschäftsstelle war im Herbst 2009 auf die Enderstraße gezogen, als die „Baracke" - der benachbarte DDR-Leichtbau - zugunsten neuer Parkflächen abgerissen wurde. Eine Rückkehr nah ans Stadionwünschen sich jedoch viele, das aber hängt davon - ab, ob Dynamo über den Sommer hinaus das Trainingsgelände im Großen Garten nutzen darf. Wenn ja, dann wird das Steinhaus nicht abgerissen. Spricht sich der Freistaat, der die Hoheit über die Staatlichen Schlösser und Gärten hat, dagegen aus, wird auch ein neues Trainingsgelände gesucht. "Wir freuen uns natürlich, dass die Fans sich engagieren und kreativ Unterstützung anbieten. Bleibt das Trainingsgelände, ist das Steinhaus eine Option", so Dynamo-Sprecher Enrico Bach.

„Wir als Fans könnten ein Zeichen setzen, dass wir bereit sind, uns tatkräftig auch neben dem Platz zu engagieren", schreibt Pro RHSweiter. Eine Internetseite für die Projektidee gibt es auch bereits unter www.deinesgd.de.


Sächsische Zeitung, 12. Februar 2010

Dynamo geht gegen die Stadt in die Offensive
Von Tino Meyer

Der Fußball-Drittligist will beweisen, dass die derzeit vereinbarte Stadionmiete den Klub in den Ruin treibt.

Stefan Bohne will jede Konfrontation vermeiden und übt sich in Diplomatie. Dass der Dresdner Stadtrat erst im März über die neu ausgehandelten Nutzungsverträge des Rudolf-Harbig-Stadions abstimmen will, habe er morgens in der Zeitung gelesen. „Von der Stadt haben wir noch kein offizielles Statement erhalten. Deshalb fällt es mir schwer, dazu eine Bewertung abzugeben“, sagt der Hauptgeschäftsführer der SG Dynamo Dresden. Er warte nun auf ein Zeichen der Stadtverwaltung. Die Versuche, mit den städtischen Verhandlungspartnern gestern in Kontakt zu treten, seien aus verschiedenen Gründen vergeblich gewesen. Bohne spricht ganz ruhig, sachlich, entspannt.
Innerlich dürfte es in dem 36-Jährigen allerdings kochen angesichts des von Seiten der Stadtverwaltung plötzlich veränderten Zeitplans in Sachen Stadionverträge. „Noch im Februar werden wir mit den zuständigen Ausschüssen die Problematik besprechen. Eine Behandlung im Stadtrat kann frühestens im März erfolgen“, erklärte Stadtsprecher Kai Schulz am Mittwochabend (SZ berichtete gestern). Das bedeutet für die SG Dynamo, dass der Klub am 1. März seinen Lizenzantrag beim Deutschen Fußball-Bund ohne gesicherte Etatplanung einreichen muss – und damit drastische Auflagen in Form von Bürgschaften oder im schlimmsten Fall der Lizenzentzug folgen könnten.
Nun ergreift der Verein die Initiative und geht in die Offensive. Der Dynamo-Präsident Hauke Haensel und Bohne wollen heute über Hintergründe und Fakten aus den Verhandlungen informieren. „Bislang gibt es ja nur pauschale Aussagen. Zum Beispiel, dass uns das Stadionin den bestehenden Verträgen weit mehr als das Zehnfache des Ligadurchschnitts kostet. Deshalb wollen wir mit klaren, sauberen Zahlen an die Öffentlichkeit gehen“, erklärt Bohne. Um überhaupt die Personal- und Stadionkosten anderer Vereine veröffentlichen zu dürfen, hat sich Dynamo eine schriftliche Genehmigung des Verbandes eingeholt. „Die Zahlen des DFB zeigen, wo Dynamo tatsächlich im finanziellen Vergleich zu den anderen Drittliga-Klubs steht. Seriöseres Material wird man in Deutschland kaum finden“, betont der Hauptgeschäftsführer.

Als Reaktion auf die Hinhalte-Taktik der Stadt will Bohne den Schritt zu mehr Transparenz nicht gewertet wissen: „Der Landeshauptstadt sind die Zahlen doch bekannt. Die haben wir im Finanzausschuss schon vorgestellt. Wir wollen stattdessen mit den detaillierten Angaben allumfassend die letzten Fragezeichen ausräumen.“ Dass damit jedoch auch der Druck auf die Stadt wächst, nimmt Dynamo vermutlich allzu gern in Kauf. Auch wenn Bohne – ganz Diplomat – verkündet: „Es ist nicht unser Ziel, jemanden unter Druck zu setzen.“

Das für heute geplante Dynamo-Testspiel als Ersatz für die abgesagte Drittliga-Partie in Aue findet nicht statt. Ob sich für Sonnabend ein Gegner findet, entscheidet sich kurzfristig.


DNN, 11. Februar 2010

„Null Überlebenschance"

Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne verhandelt derzeit mit der Stadt über die künftige Stadion-Miete, die Teil der Unterlagen ist, die bis 1. März beim Deutschen Fußballbund eingegangen sein müssen, um die Spielberechtigung für die nächste Saison zu erhalten. DNN-Redakteur Ralf Redemund sprach mit Bohne.

Frage.- Laut Vertrag mit HBM muss die Stadt 801 Parkplätze bauen, die letztlich für Dynamo sind...

Stefan Bohne: Für mich ist dieses Vorhaben in Bezug auf Dynamo völlig neu. Der Baukonzessionsvertrag ist im Übrigen zwischen Stadt und HBM-Projektgesellschaft geschlossen worden, nicht mit uns. Die Diskussion darüber zum jetzigen Zeitpunkt ist reine Polemik. Wir bewegen uns derzeit in einer sehr zukunftsweisenden Situation bezüglich der Stadionkosten für die nächsten Jahre.

Die Umsetzung geschieht laut Verkehrskonzept für den Stadionstandort, den Dynamo wollte. Der Hauptnutznießer ist nun einmal Dynamo...

Ich sehe für ein Parkhaus oder Parkplätze derzeit keine Notwendigkeit.

Im Moment verhandeln Sie mit der Stadt über die 2,1 Millionen Euro Stadionmiete, die sie laut Vertrag für nächste Saison zu zahlen haben...

Kein Drittligist könnte diese Summe zahlen. Das ist mehr als das Zehnfache des Ligadurchschnitts, das belegen Zahlen des Deutschen Fußballbundes (DFB).

Legen Sie die Zahlen?

Wir haben eine schriftliche Anfrage bezüglich der Genehmigung der Veröffentlichung der Zahlen laufen.

Trotzdem gilt der Vertrag, den ihre Vorgänger mit abgenickt haben...

Wir haben nie gesagt, dass der Verein schuldlos an dieser vertraglichen Situation ist. Diese Stadionkosten sind ein inhaltliches Problem des Nutzungsvertrags, wären von keinem Drittligisten zu stemmen. Laut jetzigem Vertrag hat Dynamo null Überlebenschance in der dritten Liga und das ist der Grund der aktuellen Nachverhandlungen.

Dynamo erscheint als Fass ohne Boden, erhält als Profi-Verein öffentliche Gelder. Das erklären Sie mal den Eltern jener Schulen und Kitas, die nicht saniert werden können, weil Steuergelder in den Club fließen...

Diesen kausalen Zusammenhang gibt es nicht! Grundsätzlich wurden Darlehen inclusive Zinsen zurückgezahlt bzw. befinden sich aktuell in Tilgung. Es stimmt zudem nicht, dass wir der Stadt nichts zurückgeben. Jeder Dynamo-Besucher gibt laut einer Studie der DFL (Deutschen Fußball-Liga) im Durchschnitt 17 Euro neben Ticket, Anreise sowie Verzehr im Stadion aus. Das bei circa 15 000 Besuchern mal 19 Heimspielen und über Jahre hinweg. Das fließt alles in die lokale Wirtschaft. Wir unterstützen zudem sehr viele soziale Projekte, investieren jährlich eine halbe Million Euro in die Nachwuchsarbeit und wir haben, für einen Verein aus dem Osten und aus der dritten Liga, eine sehr starke Medienpräsenz.

Doch springt die Stadt wieder in die Bresche. Was können Sie zahlen?

Wir verhandeln trotz des Zeitdrucks konstruktiv, geben aber keine Zwischenstände ab. Wir danken der Stadt für das bisherige Entgegenkommen, wollen aber künftig zu wettbewerbsfähigen Konditionen das Stadion nutzen.


„Baurecht schreibt es vor"

Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) hat gestern gegenüber DNN verteidigt, dass die Stadt für fast 5,5 Millionen Euro 801 Parkplätze außerhalb des neuen Harbig-Stadions errichtet. Das schreibe das Baurecht, insbesondere die Baugenehmigung vor, so Lehmann. Allerdings baue die Stadt kein Parkhaus mehr, wie DNN berichteten, sondern „nur" ebenerdige Parkplätze.

Das ändere aber nichts an der Anzahl von 801 und an den Kosten von 5,5 Millionen.
Eine entsprechende Vorlage wird jetzt am Montag im Finanzausschuss verhandelt. Doch Lehmann sagte auch, dass davon schon 245 Stellplätze an der Strehlener Straße gebaut wurden. Das habe der Sportstättenbetrieb vor-fmanziert. Die Stadt müsse das jetzt aber letztlich bezahlen. Lehmann hofft jedoch, die Kosten noch senken zu können und möglicherweise auch die Anzahl der noch ausstehenden 556 Parkpätze. Denn in der Tat gebe es zurzeit keinen aktuellen Bedarf dafür. Die hohen Kosten für die 801 ebenerdigen Plätze begründete Lehmann mit dem Aufkauf der Grundstücke sowie dem Abbruch eines Betonwerkes. Die Plätze werden ausschließlich für die Maximalauslastung des Stadions gebaut, sollen aber, wenn es nach Lehmann ginge, auch öffentlich genutzt werden dürfen.
SPD-Stadtrat Thomas Blümel bezweifelt, dass so viele Plätze gebaut werden müssen, da inzwischen ein Kombiticket eingeführt wurde. Es gebe einen hohen Bedarf, dass Geld im Bereich der Rad-und Fußwege oder des öffentlichen Nahverkehrs zu investieren, fordert Blümel ein Umdenken. Ralf Redemund


Sächsische Zeitung, 11. Februar 2010

Dresden gefährdet Dynamos Lizenz
Von Tino Meyer

Stadt und Verein sind sich über die Nutzungsverträge des Harbig-Stadions einig. Die Räte werden dennoch erst im März abtimmen.

Offiziell bestätigen will keiner der Beteiligten, was auf den Rathausfluren hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird: Die Stadtverwaltung, der Fußballklub SG Dynamo Dresden und die Stadion-Projektgesellschaft haben sich nach SZ-Informationen über die Verträge zur Nutzung und Vermarktung des Rudolf-Harbig-Stadions geeinigt. Nun müssen die Gremien der Stadt dem lange, mühsam und hinter verschlossenen Türen ausgehandelten Kontrakt ihre Zustimmung geben. Doch die dafür nötige schriftliche Vorlage ist bislang nicht erstellt worden. Und auch den Termin, an dem sich der Sport- sowie der Finanzausschuss mit dem Thema befassen sollen, gibt es nicht.

Die Konsequenzen verdeutlichte Stadtsprecher Kai Schulz gestern auf SZ-Nachfrage: „Eine Behandlung im Stadtrat kann frühestens im März erfolgen.“ Zwar können, wie bei brisanten Themen bereits öfter geschehen, kurzfristig Sondersitzungen anberaumt werden. Trotzdem gerät Dynamo durch die abwartende Haltung der zuständigen Bürgermeister Winfried Lehmann und Hartmut Vorjohann nun extrem unter Druck – und die Lizenz der Gelb-Schwarzen in Gefahr. Am 1. März, 15.30 Uhr, muss der Verein seinen Lizenzantrag samt Etatplanung für die kommende Saison beim Deutschen Fußball-Bund einreichen.

Zuschuss ist der Knackpunkt

Bislang waren sich die Verhandlungspartner einig, das komplexe Vertragswerk spätestens auf der Stadtratssitzung am 25. Februar absegnen zu lassen. Dass die Stadt den Termin nun platzen lässt, kommt angesichts der erzielten Einigung überraschend.

Fest steht: Die geplante Dresdner Lösung orientiert sich stark am sogenannten Düsseldorfer Modell, das die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens im Dezember 2008 mit dem damaligen Drittliga-Klub Fortuna vereinbart hatte. Laut Angaben der „Rheinischen Post“ musste der Verein pro Spiel 15 Prozent der Zuschauereinnahmen an die Stadiongesellschaft abführen, mindestens aber 20000 Euro.
Zudem zahlte der Düsseldorfer Verein 500000 Euro Stadionmiete. Dies könnte zugleich der Knackpunkt der hiesigen Verhandlungen sein. Für die Dresdner Lösung würde das bedeuten, dass der städtische Zuschuss bis zu 1,5 Millionen Euro beitragen müsste.


DNN, 10. Februar 2010
(Anmerkung des seitenbetreibers: Parteiberichterstattung der besten Sorte wie vor 1990)
Seite 1:

Stadt will Dynamo für 5,5 Millionen Euro ein Parkhaus bauen

Dresden (DNN/rare). Die Stadt will Dy­namo Dresden für 5,491 Millonen Euro an der Strehlener Straße ein Parkhaus mit 801 Plätzen bauen. Darüber hat der Finanzausschuss am Montag zu befin­den. Als Geldquelle dienen Stellplatz­ablösegebühren. die für Bauten fällig werden. wenn kein Platz für die Anlage von Stellplätzen ist. CDU-Sta:dtrat Lars Kluger lehnt die Vorlage ab. "Es wäre besser. dass Geld in Radverkehrswege zu investieren". so Kluger. Derzeit brau­che der Verein dieses Parkhaus nicht. sagt FDP-Stadtrat Jens Genschmar als Fan. Das Problem: Die Stadt hat sich selbst zum Bau im Rahmen der Verträ­ge für den Stadion-Neubau verpflichtet. Genschmar plädiert für eine Vertagung des Parkhausbaus. ~ Seite 13

Seite 13:

Fußballdrittligist kann Miete für nächste Saison nicht zahlen

Dynamo klamm: Stadt soll wieder Geld geben
Von RALF REDEMUND

Vor sechs Jahren stundete die Stadt Dresden - wieder einmal - dem Verein Dynamo Dresden die Miete. Vor zwei Jahren rettete die Stadt den Proficlub unter anderem mit der Übernahme einer Stadionbürgschaft von über. 40 Millionen Euro vor der Insolvenz. Man­cher sagt sich jetzt im Nachhinein: "Wir hätten den Club pleite gehen lassen sol­len nach dem Motto: Lieber .ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. .. Denn erneut soll die Stadt Dyna­mo finanziell aus der Patsche helfen. Dynamo-Geschäftsführer Stefan Boh­ne informierte im Finanzausschuss über die prekäre Finanzlage des Vereins. Ab nächster Saison müsste Dynamo laut Stadionbauvertrag 2,1 Millionen Euro für die Nutzung der Arena berappen - eine Million mehr als im laufenden Spieljahr. Doch Dynamo ist klamm. Und die Zeit drängt. Denn bis 1. März muss der Drittligist seine Unterlagen für die Spiellizenz für die nächste Saison beim Deutschen Fußballbund (DFB) einge­reicht haben. Schon jetzt müsse der Club 1,5 Millionen Euro an die Stadi­on - Dresden- Projektgesellschaft zahlen. Das Gesamtbudget liege bei 9,4 Millio­nen Euro, inklusive drei Millionen für die Profimannschaft, so Bohne. Noch vor Weihnachten signalisierte Finanzbürgermeister Hartmut Vor­johann (CDU), man könne dem Verein vielleicht mit 1,5 Millionen Euro ent­gegenkommen. Doch dann kam eine neue Steuerschätzung, strich der Frei­staat Fördergelder für die Sanierung von Schulen. Jetzt heiß es hinter vor­gehaltener Hand: Bestenfalls zahlt die Stadt die Hälfte. Dynamo müsste rund eine Million selbst aufbringen. Offiziell sagt Rathaussprecher Kai Schulz: "Die Verhandlungen laufen noch. Vorab gibt es keine Details.

Parkhaus tür 5,5 Mio. geplant

Schon kommt der nächste Hammer: Die Stadt will dem achtmaligen DDR ­Meister an der Strehlener Straße ein Parkhaus mit 801 Stellplätzen für 5,491 Millionen Euro hinstellen - aus Stell­platzablösegebühren. Das sind Gelder, die fällig werden, wenn bei Bauten aus Platzmangel keine Stellplätze errichtet werden konnten. Im Sportausschuss war diese Vorlage schon. CDU-Stadtrat Lars Kluger stimmte dagegen: Das Geld sei besser im Radwegebau angelegt, ~ sagt er süffisant. Die CDU sei immer ge­gen diesen Stadionstandort mit all sei­nen Folgen für die Innenstadt gewesen.

Dynamo-Fan und FDP-Stadtrat Jens Genschmar meint: "Ich sehe bei Spielen von Dynamo kein Verkehrschaos rund um das Stadion. Angesichts der prekä­ren Finanzsituation im Stadthaushalt sollten wir das Projekt verschieben." Das Problem: Die Stadt hat sich im Rahmen der Stadionbauverträge selbst zu diesem Projekt verpflichtet. Am Montag sollen beide Projekte im Finanzausschuss zur Sprache kommen und der Sportausschuss hinzugezogen werden. Am 25. Februar tagt der Stadt­rat, könnte den Verein erneut vor dem fmanziellen Kollaps retten.


Wochenkurier, 9. Februar 2010

Einwurf
von Gert Zimmermann

Der Auftakt des Dresdner Fußballjahres war gar nicht mal so schlecht. Er macht sogar Appetit auf mehr. Denn vor allem die Art und Weise, wie die zweite Vertretung der Bayern aus München niedergekämpft wurde, muss Anerkennung finden.
Und wenn Trainer Matthias Maucksch zum ersten Mal auf die Tribüne musste, dann spricht auch das Bände. Voller Emotionen, die dem Schiedsrichter nicht passten, trieb er seine Leute an. Der Erfolg war ganz sicherlich auch ein Fingerzeig für die Zukunft.

Dynamo will also die Klasse halten. Bei allem Ungemach, was da in den nächsten Wochen noch über den Verein hereinbrechen kann.

Natürlich sind die Ängste wegen der Lizenzerteilung noch lange nicht ausgestanden. Die Verhandlungen mit Rathaus und Stadionbetreibergesellschaft wegen der die Luft zum Atmen nehmenden Mietkosten sind noch in vollem Gange. Und wenn Stadtkämmerer Vorjohann das neue Rudolf-Harbig-Stadion als Fass ohne Boden sieht, dann muss er im gleichen Atemzug nur für den blinden Fanatismus seiner Kollegen um die Jahrtausendwende halt jetzt blechen. Mit betonköpfigem Gleichmut wurde damals das Unternehmen Fußball-Weltmeisterschaft und damit die Fördermittel für ein Stadion ignoriert. Nur weil einige mit reichlich Blindheit ausgestattete Kommunalpolitiker ausgerechnet die Fußballhochburg Dresden zu Grabe tragen wollten. Ja, auch hier ist es das Leben, was die Geschichte schreibt. Nicht nur, weil vor genau 20 Jahren dank einer Fußball-Gala 1,5 Millionen DM für das Dresdner Schloss zusammen kamen. Sondern weil mit dieser Aktion tatsächlich Anschub für das inzwischen wunderschön restaurierte Gebäude geleistet wurde. Regt sich vielleicht ein Fußballfreund auf, dass auch die Philharmonie mit reichlich Millionen am Leben erhalten wird? Nein, Kopfschütteln gibt es von der Bevölkerung nur für sinnlose Investitionen wie ein seit 20 Jahren gut erhaltenes Bauloch am Wiener Platz. Dass sich Dynamo selbst in die Zwickmühle begab und den ungleichen Deal über lange zwölf Jahre mit der Sportvermarkterfirma abschloss, war aber auch dem freundlichen Abnicken der Stadt geschuldet. Also sollten alle Seiten wenigstens dafür sorgen, dass der Patient mal wieder von der Intensivstation runterkommen darf. Denn der hat als erster mit seinen Leibesübungen vom Wochenende klar gemacht, dass er leben will.


BILD, 9. Februar 2010

Kirsten geht auf Dynamo los
„Verein schaufelt sein eigenes Grab“
Von STEFFEN HOFMANN

Dynamo Dresdens Vereinsführung gerät immer mehr unter Beschuss! Trotz des neuen Stadions hat es der Traditionsclub bisher nicht geschafft, die Talfahrt zu stoppen.

Im Gegenteil: Die unakzeptablen Verträge über die Nutzung der neuen Arena (2,1 Mio. Euro pro Saison) bedrohen die Existenz des Vereins.

Dynamo-Idol Ulf Kirsten (44) ist deshalb jetzt der Kragen geplatzt. Im DSF schimpfte er: „Dem Verein fehlt die Bereitschaft, sich von Fachleuten beraten zu lassen.“ Gegenüber BILD geht der Stürmer-Star sogar noch einen Schritt weiter, sagt knallhart: „Dynamo schaufelt sich sein eigenes Grab.“

Unterstützung bekommt Kirsten von Reiner Calmund (61). Der XXL-Manager weiß, worauf es in kritischen Situationen ankommt: „Da sind die Leute in den langen Hosen gefragt, nicht die mit den kurzen.“

Doch gerade da liegt Dynamos Hauptproblem: Der Chefetage fehlt nach dem Rücktritt von Ralf Minge vor knapp einem Jahr die Fußball-Fach-Kompetenz und ein starker Mann.

Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne führt sämtliche Verhandlungen – auch die sportlichen. Ein Ex-Banker fungiert als Sport-Manager (Peter Tauber). Und aus dem Aufsichtsratwurden die wirtschaftlich stärksten Leute vergrault.

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer (42) hatte bereits am 26. November 2009 beim WM-Countdown in Dresden über die besorgniserregende Entwicklung seines Ex-Clubs gewettert: „Was hier passiert, ist nicht mehr zu ertragen.“


Sächsische Zeitung, 9. Februar 2010

Diese Woche entscheidet über die Zukunft von Dynamo
Von Tino Meyer

Während es bei den neuen Stadionverträgen bereits eine Einigung geben soll, verzögert sich die Suche nach einem Sportdirektor.

Der Posten des Sportdirektors, die Verträge mit der Stadt Dresden über die Nutzung und Vermarktung des Rudolf-Harbig-Stadions, zudem das sportlich brisante Derby gegen Erzgebirge Aue am Donnerstag und nicht zuletzt die möglicherweise drastische Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund nach den Pyro-Vorfällen im Test gegen Wien: Diese Woche entscheidet vermutlich maßgeblich über die Zukunft des Drittligisten SG Dynamo Dresden. Und weil das allen Beteiligten bewusst ist, schweigen sie beharrlich. „Ich habe immer gesagt: Wir werden keine Wasserstandsmeldungen abgeben. Dabei bleibt es“, erklärte Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne gestern auf die SZ-Nachfrage zum Verhandlungsstand in Sachen Stadionverträge. Obwohl die Frist zum Einreichen der Lizenzunterlagen beim DFB heute nur noch 20 Tage beträgt, ist Bohne zuversichtlich: „Wir haben unsere Hausaufgaben zu hundert Prozent erledigt.“ Er sagte aber auch: „Der Februar ist für uns der richtungsweisende Monat. Doch das ist für uns und unsere Verhandlungspartner nichts Neues.“

Entscheidend sei für den Klub die Stadtratssitzung am 25. Februar. Dann sollen die Abgeordneten einem neuen Kompromiss zustimmen, der nach SZ-Informationen in den vergangenen Wochen bereits ausgehandelt worden ist. In dieser Woche soll das Vertragswerk den Stadtratsfraktionen zugestellt werden, am nächsten Montag sich dann der Finanzausschuss der Stadt damit befassen. Bestätigen wollten dies gestern jedoch weder Bohne noch Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann. Sie schwiegen, während im Stillen wohl die Details abgestimmt werden. Ebenso verhält es sich bei der Personalie Sportdirektor. „Ich sage dazu überhaupt nichts“, betonte der Dynamo-Aufsichtsratsvorsitzende Sven Jänchen, obwohl die Frist zur Besetzung des Postens gestern endgültig abgelaufen ist. Am 13. November 2009 hatte die Mitgliederversammlungden Aufsichtsratbeauftragt, binnen zwölf Wochen einen Sportdirektor einzusetzen. In der Zeit hatte Bohne allein die Geschäfte geführt – und wird es vorerst weiter tun. Laut Satzung benötigt Dynamo aber zwei vertretungsberechtigte Personen – neben dem Hauptgeschäftsführer zum Beispiel einen Sportdirektor.

Von 31 Kandidaten waren im Januar noch vier im Rennen. Seitdem vertröstet Jänchen die Fans Woche für Woche. Auch gestern. Zwar hat der Aufsichtsrat„mit einem Kandidaten eine grundsätzliche Übereinkunft erzielt“. Ob es sich dabei um Rot-Weiß Erfurts Ex-Manager Stephan Beutel handelt, der inzwischen Kontakt zu Dynamo bestätigte, wollte Jänchen nicht verraten.


BILD, 8. Februar 2010

10 Millionen Euro Betriebskosten
Dynamo-Krise im Rathaus
Von Wiebke Müller

Laut Finanz-Bürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) kostete das Stadiondie Stadt bisher schon rund 14 Mio. Euro

Schon wieder kriselt es wegen Dynamo im Rathaus – denn deren neues Stadiondroht die Stadt Millionen zu kosten!

Weil Dynamo die Betriebskosten nicht allein stemmen kann, soll das Rathaus erneut mit einer Finanzspritze helfen. Übernächste Woche wird es dazu eine Krisensitzung von Sport- und Finanzausschuss geben.

Das Problem: Zwar gewann Dynamo am Samstag 2:0 gegen Bayern München II. Doch ab nächster Saison müsste der Verein 2,1 Mio. Euro für die Nutzung der neuen Arena berappen.

Das ist 1 Mio. Euro mehr als im laufenden Spieljahr. Dynamo müsste ein Drittel seines Jahres-Etats (ca. 6 Mio. Euro) ins Stadionstecken – nicht zu stemmen. Darum soll das Rathaus den Betriebskostenzuschuss erhöhen!
Nach BILD-Informationen sind bis zu 1,5 Mio. Euro im Gespräch – pro Jahr und für die ganze Laufzeit des Stadion-Nutzungsvertrages mit der Projektgesellschaft (12 Jahre). Insgesamt geht‘s also um über 10 Mio. Euro aus der Stadtkasse.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) sagt: „Der Steuerzahler hat für das Stadionschon viel Geld gezahlt. Aber wenn es Dynamo schlecht geht, heißt es immer nur: ‚Die Stadt ist schuld.‘“
Doch nach Wunsch der Fans soll der Stadtrat schnell die Millionen-Hilfe auf seiner Sitzung am 25. Februar beschließen. Denn schon Anfang März muss Dynamo die Lizenz beantragen – und dafür muss die Sache unbedingt geklärt sein!

Stadtrat Jens Genschmar (41, FDP): „Es muss darum gehen, das Überleben des Vereins zu sichern. Ein Stadionohne Nutzer würde auch der Stadt nur Nachteile bringen.“

Was das Stadionuns bisher schon kostete

Das neue Stadion sollte die Stadt erst keinen Cent kosten (Investorenprinzip). Dann forderte Investor HBM eine städtische Bürgschaft über 40,7 Mio. Euro. Dazu zahlte bzw. zahlt die Stadt u.a.: 4,6 Mio. Euro Baukostenzuschuss, 2,1 Mio. Euro/Jahr Betriebskostenzuschuss (für 3. Liga, sinkt bei höherer Spielklasse), 900 000 Euro für Fangaststätte, 528?000 Euro Extra-Zuschuss für laufende Saison, dazu Millionen für Parkplätze und Altlastensanierung.


Sächsische Zeitung, 4. Februar 2010

Eisbrocken gefährden das Dynamo-Spiel

Schmelzender Schnee auf dem Stadiondach könnte für eine Absage sorgen. Neue Woche, das gleiche Spiel: Gestern verkündete der Deutsche Fußballbund (DFB) die ersten Spielabsagen fürs kommende Wochenende: In der 3. Liga fällt die Partie zwischen Eintracht Braunschweig und Wacker Burghausen ebenso aus wie die Begegnung zwischen dem Wuppertaler SV und dem SV Wehen Wiesbaden. Der Grund ist in beiden Fällen das anhaltende Winterwetter.

In Dresden schmolz der Schnee gestern zwar dahin, eine Absage des für Sonnabend (14 Uhr) angesetzten Spiels zwischen Dynamo und den Amateuren des FC Bayern München droht trotzdem. „Wir haben auf dem Stadiondach Schneereste und Eisbrocken. Kommen die ins Rutschen und fallen aus einer Höhe von 25 Metern herunter, wäre das gefährlich“, erklärt Stadionmanager Hans-Jörg Otto. Heute informiert sich die Bauaufsicht vor Ort über die Lage. „Wir können das Eis nicht herunterkratzen. Dafür ist das Dach einfach zu dünn“, erklärt Otto. Die Spielfläche im Rudolf-Harbig-Stadion präsentiert sich dagegen der Witterung entsprechend in gutem Zustand. Seit Tagen läuft die Rasenheizung auf Hochtouren. „Der Rasen macht uns überhaupt keine Sorgen“, so Otto.

Für Dynamo würde sich die Winterpause bei einer Absage erneut um eine Woche verschieben. Bereits die Partie in Sandhausen vor einer Woche fiel der Witterung zum Opfer. (SZ/dk)


Wochenkurier, 3. Februar 2010

Einwurf von Gert Zimmermann

Jetzt wollen wir mal Daumen drücken. Damit das Dresden-Wetter endlich wärmer wird und am Sonnabend Fußball gespielt werden kann. Immerhin hat das Dresdner Stadion eine Rasenheizung, die schon vor der Testpartie gegen Wien auf Hochtouren lief. Ob das allerdings der grüne Belag für gut befindet, steht auf einem anderen Blatt. Zuletzt müffelte es ganz schön an der Rasenkante. Aber viel schlimmer waren ja wohl die selbst ernannten Feuerwerker, die mit ihren Aktionen wieder einmal für Entsetzen in den eigenen Reihen sorgten. Und für einen neu gestalteten Maßnahmenkatalog. Nun wartet Dresden erneut auf Post aus Frankfurt am Main. Mit zitternden Händen wird der Geschäftsführer den Brief aufreißen und erneut auf Milde für den unter Beobachtung stehenden Dauerpatienten hoffen.

Deshalb gab es diesmal den offensiven Umgang mit den Vorkommnissen, die Gästetrainer Pacult als kleine Scharmützel abtat, die doch sicher keinem so richtig wehgetan hätten. Da kennt der Wiener halt nicht die Gepflogenheiten bei Missachtung der Regeln. Auf alle Fälle scharren die Kicker von Dynamo schon kräftig mit den Hufen, um endlich aus eigener Kraft aus dem Abstiegskeller klettern zu können. Gegen die kleinen Bayern will auch die Fangemeinde zum Erfolg beitragen. Ohne Wenn und Aber. Denn die Aufholjagd soll endlich starten. Ohne Sprüche, mit Taten. Mit den drei Neuzugängen und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Die allerdings müssen sich die Akteure nun mal selbst besorgen. Und dafür haben sie ganz anders gearbeitet als noch im Sommer. Konnte unsereiner so zwischen den Zeilen diverser Interviews herauslesen. Stellt sich aber sofort die nächste Frage, weshalb wohl überhaupt der Schlendrian so Einzug halten konnte? Immerhin behauptet jeder Profi, dass ausgerechnet und gerade Dresden für ihn eine echte Herausforderung sei.

Schluss jetzt mit dem Theoretisieren. Taten wollen bejubelt werden. Vor allem im Monat Februar. Denn in diesen 28 Tagen müssen schließlich vom Verein die Unterlagen für die Lizenzerteilung so erstellt werden, dass es überhaupt Sinn macht, diese zu verschicken. Das heißt, wir erwarten Kompromisse von Seiten der Stadt und der Stadion-Betreibergesellschaft für die neue Saison.

Weil ansonsten schon der Sieg gegen die zweite Mannschaft von Bayern so was von umsonst wäre.