Jahr 2010



Sächsische Zeitung, 31. Mai 2010

Wird Dohmen Dynamos Geschäftsführer?
Von Daniel Klein

Wir haben definitiv keinen Beschluss verabschiedet, den Vertrag mit Herrn Bohne nicht zu verlängern.

Der in die Kritik geratene Aufsichtsratvon Dynamo Dresden gerät weiter unter Beschuss. Nachdem mehrere Sponsoren dem Kontrollgremium des Fußball-Drittligisten Untätigkeit vorgeworfen hatten, könnte nun eine Personalie für Wirbel sorgen. Der bei der Sitzung am vergangenen Donnerstag zurückgetretene AufsichtsratDieter Schulz erklärte gestern gegenüber der SZ den Hintergrund für seinen spontanen Entschluss. „Es wurde darüber diskutiert, den Geschäftsführer-Vertrag mit Stefan Bohne nicht zu verlängern“, sagte Unternehmensberater Schulz, der erst Mitte April in das Gremium nachgerückt war. „Dabei war es Stefan Bohne, der den Verein auf einen Konsolidierungskurs gebracht hat. Mit dieser Meinung stand ich allerdings ganz alleine da. Ich fand diese Debatte deplatziert, habe die Sitzung verlassen und mein Amt niedergelegt“, erklärte Schulz.

Holm Große, seit vergangenem Donnerstag neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates, bestreitet nicht, dass es „kämpfende Meinungen“ gab. „Aber Herr Schulz hat da vielleicht etwas überinterpretiert. Wir haben definitiv keinen Beschluss verabschiedet, den Vertrag mit Herrn Bohne nicht zu verlängern“, versicherte er gestern. Heute Vormittag trifft sich Große mit dem Geschäftsführer, um über eine Verlängerung des am 30. Juni auslaufenden Kontraktes zu sprechen. „Es gibt einen Katalog von Dingen, die wir abarbeiten müssen. Ich bin mir aber sicher, dass wir einen weiteren Weg der Zusammenarbeit finden werden“, sagte der Chef der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien.

Seit einigen Tagen kursiert jedoch bereits der Name des möglichen Bohne-Nachfolgers im Dynamo-Umfeld: Rolf Dohmen, von 2002 bis 2009 Manager des Karlsruher SC. Im Zuge der Ausschreibung eines Geschäftsführers Sport hatte sich der 58-Jährige im vergangenen Winter bei Dynamo beworben. „Im Dezember habe ich mich auch mit Herrn Dohmen, wie mit weiteren 14 möglichen Sportdirektoren, getroffen“, erklärte Große gestern. „Aber er schied aus privaten Gründen aus: Seine Familie in Karlsruhe, der Posten hier in Dresden - das passte nicht zusammen.“ Seitdem gab es keinen Kontakt mehr zu Rolf Dohmen, versichert der Aufsichtsratschef.
Bei den Verhandlungen über den Geschäftsführer-Posten hat der Aufsichtsratnicht das alleinige Sagen. Sollte das Gremium auf eine weitere Zusammenarbeit mit Stefan Bohne verzichten wollen, müsste die Stelle laut Satzung zunächst ausgeschrieben werden. Wird bis zum 1. Juli kein Nachfolger eingestellt, wäre Dynamo führungslos, und ein Notvorstand müsste die Geschäfte leiten. Zudem hat die Stadt bei der Besetzung der Stelle ein Mitspracherecht. Bei den Stadträten, die vor allem Kontinuität einfordern, genießt Bohne nicht zuletzt seit den Nachverhandlungen über die Stadionnutzungs-Verträge hohes Ansehen. Fraglich ist auch, wie die Sponsoren auf eine Absetzung von Bohne reagieren würden. Schließlich hatten drei Großsponsoren in einem Protestschreiben an den Aufsichtsratseine Vertragsverlängerung gefordert.

Doch dies ist nicht die einzige personelle Baustelle bei Dynamo derzeit. Auch der für die erste Mannschaft geltende Kontrakt mit Cheftrainer Matthias Maucksch läuft Ende Juni aus. Für Große ist unklar, warum der bisher nicht verlängert wurde. „Der Aufsichtsrathatte dies bereits im November oder Dezember beschlossen. Doch dies wurde ganz offensichtlich nicht umgesetzt. Dies ist allerdings allein die Aufgabe des Geschäftsführers“, so Große. „Wir als Aufsichtsrathatten grünes Licht gegeben, können aber keine Absichten, sondern nur fertig ausgearbeitete Verträge genehmigen. Ich werde Herrn Bohne fragen, warum dies nicht passiert ist.“

Absage: David Vrzogic, 20-jähriger Linksverteidiger bei den Amateuren von Borussia Dortmund, wechselt nicht nach Dresden. Er unterschrieb einen Einjahres-Vertrag bei Zweitliga-Absteiger Rot-Weiß Ahlen. Dynamo hatte sich für Vrzogic interessiert.


BILD, 31. Mai 2010

Das miese Spiel des Aufsichtsrats

Der Zoff bei Dynamo Dresden! Nachdem viele Sponsoren dem AufsichtsratInkompetenz vorwerfen, stellt sich das Gremium jetzt selbst ins Abseits, treibt ein mieses Spiel.

Darum geht´s: Mehrere Geldgeber wollen aussteigen, falls der Aufsichtsratnicht das Handtuch wirft. Damit drohen Dynamo rund eine Mio. Euro Einnahme-Verluste.

1 Million Euro steht auf der Kippe: Stürzt der AufsichtsratDynamo Dresden ins Chaos?
Um die Geldgeber zu beruhigen, wählte der Aufsichtsratam Donnerstag fix Dr. Holm Große zum neuen Chef. Der versprach, die Kritik der Sponsoren ernst zu nehmen, die u.a. eine Verlängerung des Vertrages von Geschäftsführer Stefan Bohne (läuft am 30.6. aus) fordern. Große Freitag zu BILD: „Ich werde als erstes mit Herrn Bohne über eine Vertragsverlängerung reden.“
Aber wie BILD erfuhr, hatte der Aufsichtsratam Donnerstag beschlossen, Bohne abzuservieren! Statt dessen den früheren KSC-Manager Rolf Dohmen einzusetzen, mit dem es Pfingsten ein Treffen in Köln gab und der 15 000 Euro verdienen soll.

Das bestätigt Ex-Aufsichtsrat Dieter Schulz: „Ja, es wurde abgestimmt, dass Bohne von Dohmen abgelöst werden soll“, so Schulz auf BILD-Nachfrage.

Unglaublich: Große trat den Chef-Posten im Aufsichtsratnur unter der Bedingung an, dass Bohne gehen muss! Schulz, der deshalb als Aufsichtsratbitter enttäuscht zurücktrat: „Auch das stimmt. Wer etwas anderes behauptet, der lügt. Ich bin es meinem Verein Dynamo schuldig, dass die Wahrheit ans Licht kommt.“
Fakt ist: Der umstrittene Aufsichtsrat, der schon im Februar beim Versuch, Stephan Beutel zu installieren, auf die Nase gefallen ist, hat Dynamo wohl wieder einen Bärendienst erwiesen, der fatale Folgen haben könnte...


Sächsische Zeitung, 29. Mai 2010

Dynamo-Sponsoren kündigen Rückzug an
Mehrere Hauptsponsoren von Fußball-Drittligist Dynamo Dresden drohen aus Verärgerung über den Aufsichtsratmit dem sofortigen Rückzug. „Wenn ich das Gefühl habe, dass der Verein bewusst oder unbewusst ins Verderben gestürzt wird, muss ich reagieren", erklärte Jens Heinig, Geschäftsführer des Dynamo-Trikotsponsors Veolia Ost GmbH. Nach SZ-Informationen würde Dynamo mit einem Schlag rund 700000 Euro verlieren, das entspricht einem Drittel des Sponsorenbudgets.
Bis zum kommenden Freitag muss der Verein Bürgschaften in Höhe von 700000 Euro vorweisen, um vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Lizenz für die neue Saison zu erhalten. (SZ/dk)


Veolia und weitere Geldgeber werfen dem Aufsichtsrat Untätigkeit vor.
Nun ist die Lizenz in Gefahr.
Von Daniel Klein

Das Schreiben, das am Mittwoch bei der Geschäftsführung von Dynamo Dresden einging, gleicht einer Bombe. Darin kündigen mehrere Großsponsoren des Vereins ihren sofortigen Rückzug an. Dies könnte im schlimmsten Fall den Lizenzentzug für die kommende Saison zur Folge haben und damit die Insolvenz. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen:

WARUM WOLLEN DIE SPONSOREN AUSSTEIGEN?

Auslöser für den Konflikt war die Entscheidung des Aufsichtsrates Ende März, einen Geschäftsführer Sport einzustellen. Dabei hatte die Stadt Dresden an die Zahlung eines Zuschusses in Höhe von maximal 1,2 Millionen Euro für die Stadion- miete die Bedingung geknüpft, dass Dynamo selbst Geld einsparen muss, indem der Verein zum Beispiel auf diese Stelle verzichtet. Mehrere Großsponsoren werteten die Entscheidung des Aufsichtsrates als Affront gegenüber der Stadt und forderten die Mitglieder des Gremiums auf, „die notwendigen persönlichen Konsequenzen zu ziehen". Zurück trat jedoch lediglich Sven Jänchen - und auch nur von seinem Amt als Vorsitzender. Die Sponsoren verschickten weitere Anfragen. „Nach dem dritten Schreiben hätte ich zumindest eine Antwort erwartet", erklärte Jens Heinig, Geschäftsführer von Dynamos Trikotsponsor Veolia Ost GmbH. „So gehe ich mit keinem Geschäftspartner um. Ich lasse mich nicht wie einen dummen Jungen behandeln", sagte er erzürnt.

WAS WERFEN DIE GELDGEBER DEM AUFSICHTSRAT VOR?

Untätigkeit. „Der Vertrag des Cheftrainers Matthias Maucksch endet am 30. Juni. Doch er soll die Mannschaft für die neue Saison zusammenstellen. Wie passt das zusammen?", fragt Heinig. Ein zweiter Punkt: „Der Vertrag von Geschäftsführer Stefan Bohne läuft ebenfalls am 30. Juni aus. Ich würde gerne wissen, wer danach verantwortlich sein soll", sagt er. „Unprofessionalität ist dafür noch ein nettes Wort. Daher muss ich mich fragen, ob es Sinn macht, dass Veolia pro Saison einen sechsstelligen Betrag sponsert." Nach SZ-Informationen sind es mehr als 250 000 Euro.

WELCHE SPONSOREN SIND NOCH UNZUFRIEDEN?

Neben Veolia kündigten auch die USD Immobilien GmbH, die Saxoprint GmbH und die HTI Dinger & Hortmann KG ihren Rückzug an. Zusammen unterstützen sie Dynamo mit rund 700000 Euro – knapp ein Drittel des Sponsorenbudgets. „Dies wäre ein Verlust, der aus heutiger Sicht nicht zu kompensieren ist", erklärte Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne. Nach SZ-Informationen denken weitere Firmen darüber nach, den Geldhahn zuzudrehen. Es droht ein Verlust im siebenstelligen Bereich. Auch der Dynamo-Vermarkter Sportfive ist beunruhigt: „Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass die Lage dramatisch ist", sagte Lars Tubbesing. „Aber uns sind die Hände gebunden. Wir haben keine Möglichkeit, auf den AufsichtsratEinfluss zu nehmen. Uns bleibt nur, den Schaden zu begrenzen."

WELCHE FOLGEN HAT DIES FÜR DIE LIZENZIERUNG?

Dynamo hatte die Spielberechtigung für die neue Saison vom DFB erhalten - allerdings mit der Auflage, bis zum kommenden Freitag Bürgschaften in Höhe von 700 000 Euro vorzuweisen. Ein Bürge ist nach SZ-Informationen Thomas Bohn, Geschäftsführer der Saxoprint GmbH - ein Unterzeichner des Protestschreibens an den Aufsichtsrat. „Ich hoffe, dass die Lizenz nicht in Gefahr ist. Aber eine Reaktion des DFB steht noch aus", sagte Dynamo-Geschäftsführer Bohne.

WIE REAGIERT DER AUFSICHTSRAT AUF DIE ANSCHULDIGUNGEN?

Am Donnerstagabend trat Unternehmensberater Dieter Schulz aus dem Gremium zurück. Holm Große, Geschäftsführer der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien, wurde bei der Sitzung zum neuen Vorsitzenden gewählt.
Am Montag will sich Große mit Geschäftsführer Bohne treffen, „um über die Lage zu sprechen und nach Lösungen zu suchen".

GIBT ES NOCH EINEN WEG, UM DIE SPONSOREN UMZUSTIMMEN?

Heinig betonte, dass er gesprächsbereit sei. „Aber bis zum heutigen Tag gab es keine Reaktion", erklärte er am Freitag. „Als Mitglied komme ich mir verarscht vor: Auf der einen Seite soll ich eine Sonderumalge von 25 Euro zahlen, auf der anderen Seite wird das Geld von Sponsoren offenbar nicht gebraucht."


BILD, 29. Mai 2010

Eine Million Euro steht auf der Kippe
Stürzt der Aufsichtsrat Dynamo Dresden ins Chaos?
Von Tim Schlegel

Der Zoff bei Dynamo Dresden! Viele Sponsoren laufen gegen den Aufsichtsratdes Drittligisten Sturm, fordern dessen Rücktritt.
In einem Brief an den Verein heißt es u.a.: „Der Aufsichtsratin seiner bisherigen Besetzung steht für fehlende Kompetenz, Vernachlässigung seiner Aufgaben, eine miserable Außendarstellung des Vereins...“

Stürzt der Aufsichtsrat Dynamo ins Chaos?

Fakt ist: Hauptsponsor Veolia hat gekündigt, mehrere Großsponsoren wollen folgen, falls der Aufsichtsratnicht abtritt. Das würde in den Etat für die neue Saison ein Loch von ca. einer Mio Euro reißen. Geschäftsführer Stefan Bohne: „Das wären fast unlösbare Probleme.“

Aber was bringt die Sponsoren auf die Palme?

Sie werfen dem Aufsichtsrat u.a. Arroganz, Konzeptlosigkeit und mangelnde Kritikfähigkeit vor. So hat Geschäftsführer Stefan Bohne noch immer keinen Vertrag für die kommende Saison. Obwohl der für die Lizenz-Unterlagen, die am 4. Juni beim DFB sein müssen, dringend nötig ist. Aber diesbezügliche Anfragen der Sponsoren hat der Aufsichtsrateiskalt ignoriert.
Ehrenrats-Chef Dr. Klemens Rasel: „Das war vom Aufsichtsratstillos. Die Kommunikations-Probleme sind besorgniserregend. Insofern ist die Rücktrittsforderung nachvollziehbar.“
Die Ursachen für den Knatsch sieht Rasel aber im angespannten Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung seit dem Machtkampf um die Personalie Stephan Beutel.
Rasel: „Den hat der Aufsichtsrat damals verloren. Jetzt tut er sich schwer damit, zu akzeptieren, dass Geschäftsführer Stefan Bohne derzeit alternativlos ist.“
In all dem Wirrwar gibt´s aber einen neuen Hoffnungsschimmer: Prof. Holm Große! Der Unternehmer ist seit gestern neuer Aufsichtsrats-Chef, will keine persönlichen Eitelkeiten dulden. „Ich werde am Montag als erstes mit Stefan Bohne über seine Vertragsverlängerung sprechen“, versichert er.

Für Präsident Hauke Haensel ein richtiger Schritt. „Ich bin überzeugt, dass die vom Aufsichtsratgemachten Fehler in Zukunft mit Holm Große vermieden werden.“
Bleibt abzuwarten, ob das auch die Sponsoren so sehen...


BILD, 28. Mai 2010

Hauptsponsor steigt aus

Aufstand gegen den Aufsichtsrat

Neuer Zoff bei Dynamo: Der Drittligist steht ohne Hauptsponsor da! Umwelt-Unternehmen „Veolia" (ca. 300 000 Euro pro Saison) hat gekündigt. Grund: Ein gestörtes Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat.

Jens Heinig (52), Chef von Veolia Ost: „Ich habe den Aufsichtsratmehrfach um Infos gebeten, unter anderem warum der Trainer noch keinen neuen Vertrag hat. Oder wann endlich feststeht, wer ab Juli Geschäftsführer ist. Es kam nie eine Antwort." Heinig weiter: „Diese Leute arbeiten unprofessionell, haben so viel Bockmist gebaut. Wenn sie nicht zum Rücktritt fähig sind, fühle ich mich verarscht und ziehe die Konsequenzen." Wie auch viele andere Sponsoren, die in einem Schreiben an den Verein den Rücktritt des Aufsichtsrates fordern. Andernfalls beenden sie ihr Sponsoring (ca. 700 000 Euro). Hoffentlich zieht der Aufsichtsratjetzt schnell die Notbremse! ts/sh


Sächsische Zeitung, 25. Mai 2010

Zuschauerrekord im neuen Stadion
Von Thilo Alexe

Das neue Rudolf-Harbig-Stadion ist ein Publikumsmagnet. Obwohl Dynamo Dresden die ersten vier Heimpartien noch auf der „Baustelle“ austragen musste und die volle Kapazität erst Mitte September zur Verfügung stand, ist der beliebte Verein Zuschauerkrösus. Zu den 19 Heimspielen kamen 274357 Fans, im Schnitt 14440 pro Partie. Kein anderer Drittligist hat mehr. Zum Vergleich: Eintracht Braunschweig verbuchte in dieser Saison Einnahmen von 241518 Anhängern. Sonst schaffte kein Verein aus der Liga die 200000er-Marke. Die Kehrseite war, dass es besonders bei den Ostderbys recht turbulent an den Eingängen zuging und etliche Fans die ersten Spielminuten verpassten. Dennoch: Die SG Dynamo Dresden hat trotz Imageproblemen wegen Gewalt und Finanzen weiter hohe Sympathiewerte. Zudem belegen die Zahlen, dass das über 40 Millionen Euro teure Stadionangenommen wird. Doch noch ist einiges zu tun. Die SZ sagt, was.

Fankneipe eröffnet

Erst war sie wegen der Finanzierung umstritten. Als in der Bauphase aber ein Kompromiss gefunden wurde, war klar, dass sie kommt: die Fankneipe. Mitten im Stehblock der Heimfans soll sie eröffnen und einen atemberaubenden Blick auf das Spielfeld bieten. Die Arbeiten liegen offenbar im Plan. Zur neuen Saison soll das in die Tribüne integrierte Lokal eröffnen, sagt Stadionmanager Hans-Jörg Otto.

Bauarbeiten dauern an

Das Stadionist voll nutzbar. Doch kleinere Arbeiten laufen weiter. Die Begrünung ist weitgehend abgeschlossen. Zudem wird aus Gründen des Denkmalschutzes die Alte Dohnaische Straße zwischen Lenné- und Blüherstraße wiederhergestellt. Dritter Punkt: Wegen der beiden Frauenweltmeisterschaften (Nachwuchs im Juli, das große Turnier 2011), für die Dresden Spielort ist, muss das Stadionleicht verändert werden. Unter anderem zieht die Pressetribüne um. Zudem werden im kommenden Jahr mehr Sitzplätze geschaffen – eine Auflage des Fußballverbandes. Die Stadt veranschlagt für die WM vier Millionen Euro. Heute befasst sich der Finanzausschuss mit der Parkplatzproblematik. An der Strehlener Straße sollen für 3,6 Millionen Euro 560 Plätze entstehen.

Tagesmieter für Logen

Die 18 Logen in dem mehr als 32000 Zuschauer fassenden Stadionsind nicht völlig ausgelastet. Die Vip-Plätze mit Rundumversorgung garantieren üppige Einnahmen. Zehn Logen waren in der vergangenen Saison vermietet. Nun werden vier so umgerüstet, dass sie auch als Tageslogen – also nur für eine Partie – genutzt werden können. Interessenten gibt es offenbar bereits. Ausbaufähig ist auch das Angebot an sonstigen Veranstaltungen. Zwar werden die Räume in der Haupttribüne bereits für Firmenpräsentationen und Tagungen genutzt. Doch als Konzertort hat sich das neue Stadionbislang nicht beweisen müssen. Ausnahme: der Auftritt von Kultstar Roland Kaiser bei der Eröffnungsfeier.

Verhandlung über Finanzen

Heikelster Punkt sind die Finanzen. Durch die Stadionverträge entstehen Dynamo überdurchschnittlich hohe Mietkosten. Um die womöglich drohende Pleite zu verhindern, schießt die Stadt weiteres Geld zu. Die Stadionprojektgesellschaft erhält für die kommende Saison rund 1,2 Millionen Euro. Zudem beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit der Neuverhandlung der Verträge bis Herbst. Ein heikles Unterfangen. Denn die CDU – stärkste Kraft im Rat – und die CDU-dominierte Bürgermeisterriege hatten sich für geringere Zuschüsse ausgesprochen. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) kündigte an, einen Streitschlichter hinzuzuziehen. Die Runden seien „nicht vergnügungssteuerpflichtig“.


Sächsische Zeitung, 23. Mai 2010

Die Mitglieder bewahren Dynamo vor einer Blamage
Von Daniel Klein

Der Verein beschließt ein Sparpaket von 200000 Euro und erfüllt damit die Forderungen der Stadt.

Die Verärgerung der Mitglieder war nicht zu überhören. Immer wieder brauche der Verein Geld und immer wieder müssten die Mitglieder zahlen, schimpfte eine Frau bei der außerordentlichen Mitgliederversammlungvon Dynamo Dresden am Freitagabend. Ihr Vorschlag: Warum verzichten nicht einmal die Profis auf einen Teil ihres Gehalts? Dafür erntete sie stürmischen Applaus. Beschlossen wurde mit großer Mehrheit jedoch etwas anderes: Jedes der derzeit rund 5200 Mitglieder muss am 1. Juli neben seinem obligatorischen Beitrag einmalig nochmals 25 Euro zahlen. Dies bringt rund 130000 Euro.
Der Betrag ist Teil eines Sparpakets, das die Stadt dem Verein vor zwei Monaten zur Auflage gemacht hatte. 200000 Euro soll Dynamo in der neuen Saison einsparen oder zusätzlich einnehmen. Im Gegenzug gewährt die Kommune in der Spielzeit 2010/11 einen Zuschuss zur Stadionmiete in Höhe von maximal 1,2Millionen Euro – und rettet Dynamo damit vor dem Lizenzentzug, einem Zwangsabstieg oder womöglich sogar der Insolvenz.
Die Regelung gilt jedoch nur für die kommende Saison. Bis September soll eine langfristige Lösung gefunden werden, wie die Stadionbauer einerseits ihre Ausgaben zurückgezahlt bekommen, Dynamo auf der anderen Seite aber nicht unter der Last einer überteuerten Miete erdrückt wird. Hätten die Dynamo-Mitglieder am Freitagabend das Sparpaket boykottiert, wären die derzeit laufenden Verhandlungen mit der Stadt zu den Stadionnutzungs-Verträgen womöglich geplatzt, die Folgen verheerend gewesen. „Mit den Beschlüssen haben wir dokumentiert, dass wir ein verlässlicher Partner sind“, erklärte Präsident Hauke Haensel in seinem Schlusswort dann auch erleichtert.

Kein zweiter Geschäftsführer

Zudem hatte das Rathaus vorgeschlagen, die Stelle eines zweiten Geschäftsführers zu streichen, den die Satzung bisher zwingend vorschrieb, und das Gehalt einzusparen. Die Mitglieder sollten das Vereinsstatut nun ändern und der Stadt ein Mitspracherecht bei der Besetzung oder Abberufung eines Geschäftsführers gewähren. Als Eingriff in die Autonomie des Vereins werteten dies einige der 427Dynamo-Mitglieder im gut gefüllten Saal des Congress-Centers. Dabei gilt diese Regelung bereits seit April 2008, als die Stadt dem finanziell klammen Klub mit einem Kredit über 1,25 Millionen Euro vor der Pleite rettete. Bis 2015 kann Dynamo das Darlehen zurückzahlen, so lange gilt auch das Mitspracherecht. Die Satzungsänderung sei deshalb „nicht mehr als ein Symbol des guten Willens gegenüber der Stadt Dresden“, erklärte der Ehrenratsvorsitzende Klemens Rasel.

Für die Zwei-Drittel-Mehrheit waren 267 Stimmen nötig, 351 Mitglieder hoben den Arm. Die retteten Dynamo vor einer Blamage und womöglich vorm finanziellen Kollaps. Die Dynamo-Profis müssen also nicht auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. Was auch mögliche Neuzugänge gerne hören werden.

Strafe: Nach den Ausschreitungen beim Landespokal-Halbfinale beim Chemnitzer FC muss Dynamo 2000 Euro zahlen.


Sächsische Zeitung, 20. Mai 2010

Warum Dynamo wieder Ärger droht
Von Daniel Klein

Die gemeinsame Erklärung aller fünf Dynamo-Gremien, die gestern veröffentlicht wurde, ist mit anderthalb Seiten außergewöhnlich lang. Ausführlich und nachdrücklich wird bei den Mitgliedern um die Zustimmung zu einer Satzungsänderung geworben. Die ist gerade einmal zehn Zeilen lang, der Inhalt jedoch hochexplosiv. Lehnt die Mitgliederversammlungmorgen Abend die Änderungen ab, ist die Zukunft des Fußball-Drittligisten gefährdet – wieder einmal. Die SZ erklärt, worum es genau geht.

Worüber sollen die Mitglieder abstimmen?

Die bisher gültige Dynamo-Satzung schreibt vor, dass der Verein von mindestens zwei Geschäftsführern geleitet werden muss: ein Hauptgeschäftsführer und ein Sportmanager. Diese sucht der Aufsichtsrataus. Dieser Punkt soll nun geändert werden, sodass in den kommenden Jahren nur noch ein Geschäftsführer nötig ist und der Stadt Dresden ein Vetorecht eingeräumt wird. Hierfür ist eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Außerdem soll eine einmalige Sonderzahlung von 25 Euro pro Mitglied beschlossen werden. Dies würde rund 130000 Euro einbringen.

Warum ist diese Änderung überhaupt notwendig?

Die Stadt Dresden hatte im April 2008 dem damals kurz vor der Insolvenz stehenden Klub einen Kredit über 1,25 Millionen Euro gewährt. Allerdings unter der Bedingung, dass die Stadt bis zur vollständigen Rückzahlung bei der Einstellung und Abberufung von Dynamo-Geschäftsführern mitentscheiden darf. Dies soll nun auch in der Satzung festgeschrieben werden. Bisher hat Dynamo 306000 Euro zurückgezahlt, 944000 Euro stehen noch aus. Die Laufzeit endet im April 2015. So lange kann die Stadt die Vereinspolitik mitbestimmen.

Warum sollen die Mitglieder erst jetzt abstimmen?

Vor zwei Monaten hatte der Stadtrat im Zuge der Nachverhandlung über die Nutzungsverträge für das neue Rudolf-Harbig-Stadion ein Zuschuss zur Stadionmiete in Höhe von maximal 1,2Millionen Euro gewährt, damit Dynamo die Lizenz für die Saison 2010/11 erhält. Daran war jedoch die Bedingung geknüpft, dass der Verein selbst 200000 Euro aufbringt – etwa in Form eines Zuschlages auf den Ticketpreis, oder indem er auf die Einstellung eines zweiten Geschäftsführers verzichtet. Dynamos Aufsichtsrathatte den zweiten Punkt ignoriert, und mit dem Ex-Erfurter Stephan Beutel einen Vertrag als Sportdirektor abgeschlossen. Dies führte zu einem Eklat, einige Fraktionen forderten, den Mietzuschuss zurückzunehmen. Beutels Vertrag trat daraufhin nicht in Kraft, Dynamos Aufsichtsratschef Sven Jänchen trat als Vorsitzender zurück.

Was passiert, wenn der Antrag abgelehnt wird?

Die Folgen wären fatal. Derzeit verhandelt die Stadt mit dem Verein darüber, wie die Kosten für das Harbig-Stadion so verteilt werden können, dass Dynamo wirtschaftlich kein Nachteil gegenüber der Ligakonkurrenz entsteht, der Verein also finanziell gesunden kann. Gesucht wird nach einer langfristigen Lösung ab der Saison 2011/12. Ende September soll der Stadtrat darüber abstimmen. Würden die Dynamo-Mitglieder nun das Rathaus brüskieren, würde sich die Stimmung fraktionsübergreifend gegen Dynamo drehen. „Ein Scheitern (...) würde das fragile Vertrauen von Politik, Stadtverwaltung und Wirtschaft in unseren Verein enorm belasten und einen schweren Rückschlag für die anstehenden Verhandlungen der Stadionnutzungsverträge (...) bedeuten“, heißt es deshalb in der gestern von den Dynamo-Gremien veröffentlichten Erklärung. Die Vereinsspitze fürchtet offenbar um die Mehrheit bei der Abstimmung. Wird Dynamo ab der Saison 2011/12 bei der Miete für das Stadionnicht entlastet, drohen Lizenzentzug oder Insolvenz.

Reichen der Stadt die Satzungsänderungen aus?

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hatte bemängelt, dass die Änderungen nicht weitreichend genug seien, sondern lediglich der Status quo fortgeschrieben werde. „Daraufhin hatte ich dem Bürgermeister in einem ausführlichen Schreiben unsere Sicht erklärt“, sagte Präsident Hauke Haensel gestern. „Bisher hat er darauf nicht reagiert, sodass ich davon ausgehe, dass er einverstanden ist. Zudem haben wir die mündliche Zusage von Oberbürgermeisterin Helma Orosz.“ Nach SZ-Informationen will sich Vorjohann heute mit Dynamo-Vertretern treffen.


Sächsische Zeitung, 6. Mai 2010

Dynamo-Fan trotz Verbots im Stadion
Von Sven Geisler

Wenn es ein Stadionverbot gibt, ist es von den Vereinen umzusetzen. Ohne Ausnahme.

Die SG Dynamo Dresden und ihre Problemfans: 185 haben zurzeit bundesweites Stadionverbot. Mindestens einer von ihnen – Name ist der Redaktion bekannt – war am Freitag trotzdem beim Spiel der Gelb-Schwarzen in der Heidenheimer Gagfah-Arena. Das diskutierten Anhänger im Forum auf der vereinseigenen Internetseite. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) räumt auf Nachfrage der SZ ein, dass es entsprechende Hinweise gebe.

DFB-Sprecher Stephan Brause betont: „Der DFB ist extremst hinterher, dass Stadionverbote stringent umgesetzt werden.“ Es habe tatsächlich eine Anfrage für einen Dresdner Anhänger gegeben, ob eine Ausnahme möglich wäre. „Wir haben uns absolut korrekt verhalten und ganz klar Nein gesagt.“ Die Sicherheitsbehörden vor Ort aber haben anders entschieden, wie der Einsatzleiter der Heidenheimer Polizei, Manfred Bayer, bestätigt. „Wir haben über einen Fall diskutiert, bei dem die Zustellung eines Stadionverbots äußerst unglücklich verlaufen war“, erklärt der Beamte: „Er war ja bereits da.“ Allerdings war dem Dresdner die Strafe nicht erst auf dem Weg nach Heidenheim mitgeteilt worden, sondern durch den DFB bereits wenige Tage vor dem Spiel.
Bayer weiter: „In Absprache mit dem Hausherrn (also dem 1.FC Heidenheim/d.A.) haben wir entschieden, dass wir ihn reinlassen.“ Wie die SZ aus Polizeikreisen erfuhr, hatten sich die Dresdner Kollegen dagegen ausgesprochen. Die Einsatzleitung vor Ort fürchtete aber offenbar, dass sich andere Fans mit dem ausgesperrten Anhänger solidarisieren und die Lage eskalieren könnte. So sei es nicht zu Gewalt gekommen, erklärt Bayer.

Dabei sieht der DFB nur eine Toleranzvariante vor: Sollte ein Fan trotz Stadionverbots durch die Kontrollen geschlüpft sein, kann er unter Umständen drinbleiben, um Provokationen zu vermeiden. Das müssen die Sicherheitskräfte vor Ort entscheiden. Prinzipiell stellt DFB-Sprecher Brause ausdrücklich klar: „Wenn es ein Stadionverbot gibt, ist es von den Vereinen umzusetzen. Ohne Ausnahme.“ Der Verband fordert nun den 1.FC Heidenheim und die Polizei zu einer Stellungnahme auf. „Wir sind sehr daran interessiert, den Vorfall so schnell wie möglich aufzuklären“, versichert Brause. Eine Frist könne der DFB jedoch nicht setzen, weil es kein Fall für das Sportgericht sei.

Von dem ist Dynamo in dieser Saison bereits zu Geldstrafen in Höhe von insgesamt 25000Euro Geldstrafe verurteilt worden. Nun wird auch das bengalische Feuerwerk im Dresdner Fanblock in Heidenheim verhandelt, an dem der mit Stadionverbot belegte Fan aber laut Polizei nicht beteiligt war. Zur Identifikation der Täter soll das Video der Dresdner Polizei zugestellt werden. Bis gestern war das nicht erfolgt.
Dynamo kündigt immer wieder an, die Randalierer zivilrechtlich zu verklagen, um ihnen die Geldstrafen in Rechnung zu stellen, die dem Verein auferlegt werden. Der letzte bekannt gewordene Fall stammt jedoch vom Mai 2007. Damals war einem Dresdner Anhänger durch die Zusammenarbeit mit der Polizei nachgewiesen worden, dass er beim Gastspiel in Lübeck im Oktober 2006 Feuerwerkskörper gezündet hatte. Ein Gericht verurteilte ihn zur Zahlung einer hohen vierstelligen Summe an den Klub.
Zurzeit laufen nach Angaben des Vereins vier Ermittlungsverfahren, wo mutmaßliche Täter festgestellt wurden. Die betreffenden Spiele in Halle, gegen Lok Leipzig, Rapid Wien und Rot-Weiß Erfurt lagen zwischen Januar 2009 und Februar 2010. Die beantragte Akteneinsicht hat Dynamo in den Fällen bisher nicht erhalten.

Verein lädt zu Arbeitstreffen

Warum läuft die strafrechtliche Verfolgung von Gewalttätern im Fußball so schleppend? Das könnte eine der Fragen für ein Arbeitstreffen zum Thema Sicherheit sein, zu dem Dynamo gestern eingeladen hat. Mit Vertretern der Polizeidirektion und der Staatsanwaltschaft Dresden, der Bundespolizeidirektion Pirna, des Deutschen Fußball-Bundes und des sächsischen Verbandes (SFV) sowie des Fanprojekts will der Verein die Saison kritisch auswerten. Der SFV könnte bei der Gelegenheit begründen, wieso zu einem Brisanzspiel wie dem Sachsenpokal-Halbfinale von Dynamo beim ChemnitzerFC den Anhängern des Gastgebers eine Pyroshow genehmigt wurde. Spielleiter Lutz Mende sieht keinen Zusammenhang zu dem unerlaubten Abrennen von Feuerwerkskörpern im Dresdner Block, das zu einer Spielunterbrechung führte. „Das hat mit Sicherheit überhaupt keine Rolle gespielt“, erklärt Mende. (mit lex)


Sächsische Zeitung, 5. Mai 2010

Bei Dynamo raucht’s gewaltig

Der Fußball-Drittligist präsentiert sich zum Ende der Saison als Chaos-Klub. Eine Analyse der Situation.

Sportlich desolat, finanziell am Tropf der Stadt, zerstritten in den Führungsgremien und durch einige Pyromanen unter den Fans auf der Anklagebank des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): Zum Ende der Saison 2009/10 gibt es beim Fußball-Drittligisten SG Dynamo Dresden mehrere Brandherde. Die SZ hinterfragt die Probleme.

Ist der Effekt des Trainerwechsels verpufft?

Matthias Maucksch hat die Mannschaft durch eine straffe Vorbereitung in der Winterpause fit gemacht und ihr ein klares Spielsystem verordnet. Obwohl das Frühjahrshoch verflogen ist, steht vor allem der Erfolg. Dynamo – nach der Hinrunde noch Vorletzter mit drei Punkten Rückstand zu den Nichtabstiegsplätzen – hat den Klassenerhalt längst gesichert. Geschäftsführer Stefan Bohne: „Wenn uns einer vor zehn, zwölf Wochen garantiert hätte, dass wir vor dem letzten Spieltag mit 47Punkten durch sind, hätten wir das sofort angenommen.“
Nach dem 0:0 bei der SpVgg Unterhaching und einer starken, aber torlosen ersten Halbzeit im Ostderby gegen Carl Zeiss Jena (0:3) ging bei den Gelb-Schwarzen allerdings nichts mehr. Das Ausscheiden im Halbfinale des Sachsenpokals mit 1:2 beim Regionalligisten ChemnitzerFC war ein Tiefpunkt. Einige Gründe: der Kräfteverschleiß in den englischen Wochen, die verletzungsbedingten Ausfälle und die Ansage des Trainers an einige Spieler, dass er für die nächste Spielzeit nicht mehr mit ihnen plant. Das könnte man Maucksch sogar als Fehler ankreiden. Offenbar sind nicht alle Profis bereit, sich trotzdem für den Klub zu engagieren, der sie bis 30. Juni bezahlt.
Bohne stärkt Maucksch den Rücken: „Wir ziehen an einem Strang. Der Trainer hat die Schwachstellen in der Mannschaft erkannt, und ich bin überzeugt, dass wir auch mit den geplanten Neuverpflichtungen den richtigen Weg einschlagen.“

Kann Dynamo die auflagen für die Lizenz erfüllen?

Bis 4.Juni hat Dynamo Zeit, beim DFB 700000 Euro durch Verträge oder Bürgschaften nachzuweisen. Für etwa die Hälfte der Summe gebe es bereits Zusagen, versichert Bohne: „Wir führen intensive Gespräche und spüren eine sehr positive Resonanz.“
Unabhängig davon fehlt für die nächste Saison schon wieder eine Einnahmequelle. Für die Teilnahme am DFB-Pokalhätte es vom DFB 100000Euro Fernsehgeld gegeben. Etwa die gleiche Summe wäre aus dem Ticketverkauf bei einem attraktiven Gegner in der ersten Runde zu erzielen gewesen. „Der Ärger darüber, wie leichtfertig die Mannschaft Geld verspielt hat, ließ mich die ganze Nacht nicht schlafen“, sagt der Geschäftsführer. Die Einnahmen sind zwar im Etat nicht geplant, „wir hätten sie aber trotzdem gut gebrauchen können“, erklärt Bohne.

Wieso gibt es noch keinen neuen Aufsichtsratschef?

Seit knapp sechs Wochen hat Dynamo keinen Aufsichtsratschef. Nach dem Rücktritt von Sven Jänchen fand sich kein Nachfolger. Zurzeit amtiert Hanjo Moritz, Vertreter der Fangemeinschaft, als Sprecher – und er verkündet: „Es gibt nichts Neues.“ Ein nächster Anlauf soll am 17.Mai folgen. So lange beschäftigt sich das Kontrollgremium zum Beispiel ausführlich mit dem Konzept für die dritte Mannschaft. „Wir sind handlungsfähig“, meint Moritz.
Offenbar will aber keiner die Verantwortung übernehmen. Trotzdem wurde der Vorschlag eines Aufsichtsratsmitglieds verworfen, geschlossen zurückzutreten. Nur der vormalige Stellvertreter Ralf Liebscher zog diese Konsequenz, nachdem das Gremium die Stadt brüskiert hatte. Nach dem Beschluss, Dynamo bei den Stadionkosten für die nächste Saison um rund 1,2Millionen Euro aus kommunalen Mitteln zu entlasten, wollte der Aufsichtsratgegen den Willen der Abgeordneten einen zweiten Geschäftsführer einstellen. Der Vertrag mit Stephan Beutel war ohne Zustimmung der Stadt bereits zum 1.März geschlossen worden.

Am 21.Mai soll eine außerordentliche Mitgliederversammlungeine Satzungsänderung beschließen, durch die ein Geschäftsführer den Verein vertreten darf – zumindest so lange, wie Dynamo das im Mai 2008 von der Stadt gewährte Darlehen in Höhe von 1,25Millionen Euro nicht zurückgezahlt hat.
Nach jetzigem Stand würde Bohne als Hauptgeschäftsführer weiter allein die Verantwortung tragen, aber: Sein Vertrag läuft zum 30.Juni aus. „Es gibt derzeit wichtigere Dinge“, sagt er selbst zu seiner ungeklärten Zukunft. Im Aufsichtsratist Bohne jedoch höchst umstritten. Er würde Dynamo „wie ein Sonnengott“ regieren, hieß es im Zusammenhang mit der Ausschreibung der Stelle für den Leiter des Nachwuchsleistungszentrums – natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Ein Schwelbrand.

Welche Folgen haben die Ausschreitungen der Fans?

Einige Fans praktizieren derweil weiter die Geldverbrennung auf ihre Weise: Die Strafe für das Feuerwerk in Heidenheim steht noch aus, da haben die Chaoten beim Sachsenpokalspiel in Chemnitz mit bengalischen Feuern und Leuchtraketen eine Spielunterbrechung provoziert. „Uns ist großer Schaden zugefügt worden“, sagt Bohne. Als Wiederholungstäter droht dem Verein ein teilweiser oder kompletter Ausschluss der Zuschauer für die 3.Liga. Im Sachsenpokal sind nach den Ausschreitungen beim Finale im Vorjahr sowieso noch zwei Geisterspiele offen, weil Dynamo diese Saison nicht im eigenen Stadiongespielt hat. Für die nächste Spielzeit droht nun der Ausschluss.


Sächsische Zeitung, 3. Mai 2010

Was nun, Dynamo? (Auszug)
Von Sven Geisler

Fans feiern – und machen Ärger

Axel Keller warnte seine Mitspieler: „Wenn sich einer für das Spiel in Chemnitz nicht straffen kann, soll er zu Hause bleiben.“ Der Torwart will trotz der sportlichen Talfahrt von Dynamo in den vergangenen zwei Wochen den Gegner „nicht stärker reden, als er ist“, und nahm die Favoritenrolle an: „Wenn jeder seine Mittel in die Waagschale wirft, gibt es keine Diskussion.“
Keller fand auch die passenden Worte zum zwiespältigen Auftritt der Dynamo-Fans in Heidenheim, die zur Verblüffung der Gastgeber trotz der Niederlage feierten und noch eine Stunde nach Schlusspfiff im Stadionsangen. „Wir wissen, dass unsere Fans sensationell sind, einmalig in der 3.Liga“, erklärte der 33-Jährige, und er fügte hinzu: „Wenn sie jetzt noch das Problem mit der Pyrotechnik in den Griff kriegen, wären wir alle zufrieden.“

Weil wieder mehrere bengalische Feuer und ein Böller gezündet wurden, droht dem Verein zumindest ein teilweiser Ausschluss der Zuschauer bei einem Heimspiel zu Beginn der neuen Saison. Schon nach den letzten Vorfällen wollte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Stehplatzbereich (K-Block) für eine Partie sperren, beließ es aber dabei, keine Dresdner Anhänger für das Auswärtsspielin Unterhaching zuzulassen. Mehr als 500 Dynamo-Fans hatten es geschafft, das Verbot zu umgehen. Das wird sicher nicht strafmildernd wirken.