Jahr 2010



Sächsische Zeitung, 23. November 2010

Andreas Ritter ist neuer Dynamo-Präsident

Der 48-Jährige arbeitet als Vorstandsvorsitzender des Kreisverbandes Freital des Deutschen Roten Kreuzes.

Die SGD sucht einen neuen Chef. Die Wunschbesetzung vieler Fans scheitert aber an der Vereinssatzung. Andreas Ritter heißt der neue Präsident des Fußball-Drittligisten SG Dynamo Dresden. Das gab das Präsidium des Klubs gestern bekannt, nachdem Hauke Haensel das Amt im Anschluss an die ordentliche Mitgliederversammlung am Sonntag wie vorab angekündigt niedergelegt hatte.

Die Nachrücker Christian Dinter und Bernd Goltz hatten davor ihren Verzicht auf den Posten im Präsidium erklärt. Die derzeitigen Mitglieder Diana Schantin und Ritter führen daher das Gremium bis zur Neuwahl im Herbst nächsten Jahres zu zweit weiter. Beide einigten sich in der konstituierenden Sitzung darauf, dass Ritter das Amt des Präsidenten des Vereins übernimmt. Schantin fungiert weiter als Vizepräsidentin.

Der 48-jährige Ritter arbeitet als Vorstandsvorsitzender des Kreisverbandes Freital des Deutschen Roten Kreuzes und freut sich auf seine neue Aufgabe: „Ich nehme diesen Posten voller Vorfreude und Tatendrang an. Gemeinsam mit meiner Präsidiums-Kollegin Diana Schantin tue ich alles dafür, damit unser Gremium seine Aufgaben in konstant hoher Qualität erfüllt. Ich hoffe und wünsche mir, dass die Mitglieder uns dabei mit ihrem außergewöhnlichen Engagement unterstützen und wir auch in der neuen Besetzung ihr Vertrauen gewinnen und rechtfertigen können.“

Der Klub hatte im Geschäftsjahr 2009/2010 eine „schwarze Null“ geschrieben, aufgrund von Rückstellungen aber dennoch einen Verlust von beinahe 456000 Euro gemacht. Das ausgeglichene Betriebsergebnis mit einem Gewinn von 29,97Euro wurde durch zwei Posten gemindert. Für mögliche Ansprüche des Finanzamtes für die Jahre 2003 bis 2007 musste der Verein 94000 Euro zurückstellen. Außerdem kann auf die SG Dynamo Dresden eine Nachzahlung von etwa 360000 Euro an die Stadion Dresden Projektgesellschaft zukommen. Auch dieser Betrag wurde zurückgestellt. (SZ/mit sid)


BILD, 23. November 2010

Dynamo soll Stadion-Miete nachzahlen
Von Tim Schlegel

Und wieder gibt es Streit um das neue Stadion in Dresden! Dynamo soll 360000 Euro Miete für die Saison 2009/10 nachzahlen. BILD fragte bei Stadion-Manager Hans-Jörg Otto nach: Warum wollen Sie nachträglich so viel Geld vom Verein?

„Weil es uns zusteht“, behauptet Otto. Dynamo sieht das ganz anders.

In einer Mitteilung des Drittligisten ist von „unterschiedlichen Auffassungen über die Interpretation der Stadionnutzungsverträge“ die Rede. Otto kann das nicht nachvollziehen. „Aus unserer Sicht sind die Verträge relativ eindeutig.“
Zankapfel sind die Ausgaben für die Bewirtung der VIP-Gäste. Die will Dynamo laut Otto dem Stadion-Betreiber aufdrücken.

„Von dem an uns gezahlten Geld sollen wir noch das Catering bezahlen“, erklärt der Stadion-Manager. „Das war nicht abgemacht.“

Bei rund 500 VIP-Gästen pro Heimspiel und ca. 35 Euro Ausgaben pro Person kommen in der Saison 360000 Euro an Kosten zusammen.

Otto: „Geld, auf das wir einfach nicht verzichten können.“

Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz hält dagegen: „Wir sehen uns im Recht. Und haben uns bei den Zahlungen an den Wirtschaftsplan gehalten, der von der Stadt abgesegnet wurde.“

Wie geht´s jetzt weiter?

Dynamo hat die Summe in der Saison-Bilanz 2009/10 zwar vorsorglich als Fehlbetrag ausgewiesen, will die Rechtmäßigkeit aber juristisch prüfen lassen.

Oppitz: „Wir akzeptieren die Forderung definitiv nicht. Sonst könnten wir morgen das Licht ausmachen...“


Sächsische Zeitung, 22. November 2010

Dynamo-Mitglieder bremsen Calmund aus
Von Daniel Klein

Eine Ausgliederung der Profis in eine GmbH ist zwar nicht vom Tisch, momentan aber auch nicht gewollt.

Hauptsponsor Heinig darf in den Aufsichtsrat
Der DFB hebt das Verbot auf. Der Veolia-Chef könnte nun das neugewählte Gremium verstärken.

Das ist Dynamos neuer Aufsichtsrat Nach vier Stunden durfte Calli endlich ans Mikro. Der Flieger nach München, wo Dynamos Berater gestern Abend beim Bezahlsender Sky als Experte auftrat, wartete. Also versuchte Reiner Calmund, die knapp 600 Mitglieder im Congress-Centrum in einem Schnellkurs von den Vorzügen einer Kapitalgesellschaft zu überzeugen.

Gewohnt hemdsärmlig, leidenschaftlich, und mit rheinischem Humor warb er für einen Beschluss, der eine Ausgliederung der Profis in eine Spielbetriebs-GmbH vorbereiten soll. 75 Prozent Zustimmung wollte er, grünes Licht. „Sonst lassen wir es bleiben.“ Die satte Mehrheit kam zustande, doch das Signal war nicht grün, sondern allenfalls gelb. Die Dynamo-Mitglieder verabschiedeten lediglich die Vorschläge der vor einem Jahr eingesetzten Strukturkommission. Die empfiehlt, die „Lizenzspielerabteilung unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht auszugründen“. Gleichzeitig soll der neugewählte Aufsichtsrat eine Machbarkeitsstudie über eine Ausgliederung in Auftrag geben. Ein Ergebnis wie beim Hornberger Schießen.
Calmund ließ aus München mitteilen, dass die Entscheidung der Mitgliederversammlung richtig sei. „Mehr konnte man heute nicht erwarten.“ Was zum Teil auch an seinem Auftritt lag. Mit deutlichen Worten hatte der Ex-Manager von Bayer Leverkusen die Zustände rund um den Traditionsverein angeprangert – Wahrheiten, die nicht alle Anhänger kommentarlos hinnahmen. So verglich er den Verein angesichts von 16 Ehrenratsverfahren gegen den scheidenden Präsidenten Hauke Haensel als „Irrenhaus“. In Bezug auf den Leipziger Medienunternehmer Michael Kölmel, der Dynamo mit millionenschweren Krediten wiederholt vor der Insolvenz gerettet hat, von vielen Fans aber dennoch als Sündenbock angesehen wird, erklärte er: „Hier wird einer, der uns geholfen hat und seit Jahren sein Geld nicht zurückbekommt, als Drecksack beschimpft.“ Auf Zwischenrufe reagierte er gereizt: „Mit eurer Laberei, eurem ständigen Bla-bla-bla, habt Ihr den Verein dorthin geführt, wo er jetzt steht.“ Das war dann doch zu viel für einige der Dynamo-Getreuen.
Zumal das Neu-Mitglied Calmund nicht darüber diskutieren wollte, „ob eine Ausgliederung sinnvoll ist oder nicht“. Das steht für ihn zweifelsfrei fest, die 28 erfolgreich arbeitenden Kapitalgesellschaften in den drei deutschen Profiligen seien dafür der Beweis.

Thomas Bohn, Vorsitzender des Not-Aufsichtsrates und neugewähltes Mitglied des Gremiums, fand, dass Calmund „eine unnötige Dynamik“ reingebracht habe. Der wollte im kommenden halben Jahr die Bedingungen für die Gründung einer Kapitalgesellschaft abklopfen. „Wenn ich zu Investoren und zu Herrn Kölmel fahre, kann ich das aber nicht als Vollidiot mit leeren Händen. Ich brauche einen Auftrag der Mitgliederversammlung“, argumentierte Calmund. Ob er die mit dem gestrigen Beschluss nun bekommen hat oder nicht, darüber stritten die Beobachter eifrig. Bohn jedenfalls glaubt, dass Calmund weiter Berater bleibt.

Als Haensel, der gestern Abend wie vorher angekündigt als Präsident zurücktrat, nach siebenstündigem Marathon die Versammlung beendete, war Calmund längst in München gelandet. Nun wird bei Dynamo wieder einmal diskutiert. Voraussichtlich ein Jahr lang.


dnn, 22. November 2010

Neuer Dynamo-Aufsichtsrat gewählt - Andreas Ritter tritt Nachfolge von Hauke Haensel an
jol/seko

Dresden. Auf der Mitgliederversammlung der SG Dynamo Dresden ist am Sonntagnachmittag ein neuer Aufsichtsrat gewählt worden. Dem Gremium gehören künftig Thomas Bohn, Geschäftsführer der Saxoprint GmbH, Geert Mackenroth, CDU-Landtagsabgeordneter und ehemaliger sächsischer Justizminister, Rechtsanwältin Simone Sperling, Ron Fischwasser von der Ergo Lebensversicherungs AG, Thomas Kunert, Leiter Fahrzeug-Projekte der Audi AG und Thomas Leiteritz, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Veolia Verkehrs GmbH an. Klar ist inzwischen auch, wie es an der Vereinsspitze weitergehen wird. Nach DNN-Informationen übernimmt der bisherige Vize-Präsident Andreas Ritter das Amt von Hauke Haensel. Der bisherige Präsident Haensel hatte kürzlich das Handtuch geworfen und angekündigt, nach der Mitgliederversammlung nicht weiter für das Amt zur Verfügung stehen zu wollen.

Insgesamt hatten sich nur sieben Kandidaten für die sechs Posten im Aufsichtsrat zur Wahl gestellt. Deshalb hatte der bis dato noch amtierende Dynamo-Präsidenten Haensel gleich zu Beginn der Versammlung im Dresdner Kongresszentrum Kritik einstecken müssen. Mitglieder monierten die dünnen Personalauswahl zur Besetzung des Gremiums. Haensel verwies darauf, dass insgesamt 35 Personen angesprochen worden seien, allerdings viele abgelehnt hätten. Er könne niemanden zwingen, so Haensel.

Am Vormittag war auf dem Treffen bereits der Bericht der Geschäftsführung vorgestellt worden. Die SG Dynamo Dresden hat demnach in der abgelaufenen Saison ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielt. Die Geschäftsentwicklung sei planmäßig verlaufen, hieß es.

Für die laufende Saison liege der Verein momentan sogar etwa über den Plan. Der Gesamtertrag sei bislang 13 Prozent höher ausgefallen, als erwartet. Die Verantwortlichen führen das auf höhere Zuschauerzahlen zurück, als zuvor kalkuliert worden waren. Auch bei den Erträgen aus der Werbung gebe es bislang ein kleines Plus. Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz rechnet daher auch dieses Jahr wieder mit einer schwarzen Null: „Auch im laufenden Jahr werden sich die Gesamterträge im Rahmen des Plans bewegen", sagte Oppitz im gut gefüllten Versammlungssaal.

Grund zur Sorge gibt es dennoch: Wie ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer betonte, sei die Existenz des Vereins durch die hohe Stadionmiete gefährdet. In der 3. Liga sei die Miete in dieser Höhe für Dynamo auf Dauer nicht zu stemmen. Nachverhandlungen mit der Stadt hätten bislang keine konkreten Ergebnisse gebracht. Die Verantwortlichen bei Dynamo wollen nun deshalb mit noch mehr Nachdruck bei den Stadtratsfraktionen für eine niedrigere Miete werben.

Nach einem knapp einstündigen Auftritt von Dynamo-Berater Reiner Calmund und dem Bericht der Strukturkommission beschlossen die 597 stimmberechtigten Mitglieder im Saal, die Vereinsspitze zu beauftragen, eine Machbarkeitsstudie für eine eventuelle Strukturreform hin zu einer Gründung einer Kapitalgesellschaft von Experten erstellen zu lassen. Calmund begrüßte die Wahl von Bohn und Co. sowie das Votum für die Machbarkeitsstudie. "Mehr konnte von den Mitgliedern heute nicht erwartet werden", so Calmund.