Jahr 2010


Sächsische Zeitung, 29. Januar 2010

Dynamo schränkt Rechte der Fans ein
Von Tino Meyer

Weil der Drittligist ein drohendes Geisterspiel unbedingt verhindern will, werden die Vorschriften im Stadionverschärft.

Nebeltöpfe und bengalische Feuer im Dynamo-Fanblock: Nach den Vorkommnissen am Sonnabend zieht der Klub nun Konsequenzen. Foto: R. Michael

Dynamo Dresden geht in die Offensive. Noch bevor der Drittligist gestern die geforderte schriftliche Erklärung zu den wiederholt im Fanblock gezündeten Feuerwerkskörpern beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einreichte, beschloss der Verein ein Zehn-Punkte-Programm. In dem Maßnahmekatalog werden vor allem die Zugeständnisse an die Fans im K-Block, dem Stehplatzbereich, eingeschränkt.
Ab sofort werden die Arbeitskarten der Fanvertreter gesperrt und vor dem Heimspiel am 6. Februar gegen die Amateure des FC Bayern München in reduzierter Zahl und ausschließlich personalisiert wiederausgegeben. Das gleiche Prozedere gilt für alle Dienstleister im Stadion. Auch bei ihnen werden nun Personen- und Taschenkontrollen vorgenommen. „Nicht, weil wir sie verdächtigen. Wir haben vielmehr ein Konzept erstellt, das die Möglichkeit grundsätzlich einschränkt, Pyrotechnik ins Stadionzu bringen“, erklärt Dynamos Geschäftsführer Stefan Bohne.
Zudem reglementiert der Verein künftig das Anbringen der Zaunfahnen vorm K-Block. Diese dürfen nur noch an der Stadionmauer befestigt werden. „Der Zaun bleibt für Blicke von außen frei“,heißt es in dem Papier. Schließlich kündigte der Verein an, Verstöße gegen das im Stadiongültige Vermummungsverbot mit Hausverbot und einer Anzeige zu ahnden. „Die Maßnahmen sind hart, aber nötig. Doch damit ist es nicht getan“, sagt Robert Pohl, der Sprecher der Fangemeinschaft Dynamo. Die Vereinigung der Fanklubs hatte am Mittwochabend mit Vertretern der „Ultras“, dem Fanprojekt Dresden und Bohne die jüngsten Vorfälle ausgewertet. Bei der 2:4-Niederlage am vergangenen Sonnabend gegen Rapid Wien war erneut Pyrotechnik gezündet worden: Riesige Nebelschwaden stiegen im Fanblock auf, bengalische Fackeln brannten.

„Uns ist wichtig, dass die Täter gefasst werden. Denn so wird ein ganzer Fanblock in Misskredit gebracht“, betont Pohl und gesteht Fehler der Fangemeinschaft ein: „Obwohl wir nur ehrenamtlich arbeiten, müssen wir noch mehr Einfluss auf die verschiedenen Fangruppen ausüben.“ Er nimmt aber zugleich den Verein in die Pflicht: „Bei dem Spiel ist einiges schief gegangen. Wir fragen uns, wie überhaupt soviel Pyrotechnik ins Stadiongelangen konnte. Wurde nicht ordentlich kontrolliert?“

Der Klub will den Sicherheitsdienst nun anweisen, die Kontrollen „zu intensivieren“ – unabhängig von Alter und Geschlecht. Außerdem wünscht sich Bohne eine intensivere Zusammenarbeit mit der Polizei. So soll bei der Videoüberwachung im Stadion-Innenraum „der gute technische Standard um ein paar Optionen erweitert werden“, um Täter überführen zu können. Sieben an den Vorfällen im Wien-Spiel beteiligte Personen sind schon identifiziert. Sie sollen für das drohende Bußgeld aufkommen. „Wir werden alle unsere Möglichkeiten ausreizen“, bekräftigt Bohne. Ob Dynamo als Wiederholungstäter damit jedoch ein Geisterspiel ohne Publikum vermeiden kann, entscheidet der DFB in den nächsten Tagen.
„Ich halte eine Samthandschuh-Taktik in jedem Fall für verkehrt. Diesen Leuten ist es egal, ob wir Geldstrafen, ein Geisterspiel oder sogar Punktabzug erhalten. Deshalb muss der Verein, aber auch Polizei und Justiz gegen sie mit allen gebotenen Mitteln vorgehen“, erklärte Trainer Matthias Maucksch.

Ein Testspiel als Ersatz für die abgesagte Drittliga-Partie in Sandhausen gibt es nicht. Stattdessen hat Trainer Matthias Maucksch für heute ein internes Trainingsspiel angesetzt.


Sächsische Zeitung, 26. Januar 2010

Dynamos Problem mit der Stadionmiete
Von Sven Geisler

Vor knapp einem Jahr schlossen Verein und Stadt einen Kompromiss. Jetzt brauchen sie eine Lösung.
Die Zeit drängt. Am 1.März, 15.30Uhr, muss Dynamo Dresden den Lizenzantrag für die Saison 2010/11 beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereicht haben. Ein wesentlicher Posten in der Etatplanung ist die Stadionmiete. Seit Monaten verhandeln die Stadtverwaltung, die Stadion-Projektgesellschaft von HBM und der Verein über die Verträge zur Nutzung und Vermarktung der neuen Spielstätte – im stillen Kämmerlein. Ergebnisse wurden bisher keine genannt, und Dynamos Geschäftsführer Stefan Bohne sagt auf Nachfrage lediglich: „Wir verhandeln seit Sommer vorigen Jahres intensiv und konstruktiv, geben aber keine Wasserstandsmeldungen ab.“

Die SZ nennt die Knackpunkte und lotet Einigungschancen aus.

Die Kosten für den Verein

Auf mehr als zwei Millionen Euro bezifferte Bohne vor einem Jahr die Kosten, die Dynamo durch das Stadionentstehen würden. Diese Summe ergibt sich aus verschiedenen Abgaben von Zuschauer- und Werbeeinnahmen. Dynamo hatte sich vehement gewehrt, die Verträge zu diesen Konditionen zu unterschreiben und sogar mit einem Umzug ins Leipziger Zentralstadion gedroht, stimmte aber einem Kompromiss zu. Der entlastet den Klub für die laufende Spielzeit finanziell.
Die Stadt erhöhte ihren Zuschuss an die Stadion-Projektgesellschaft um 528000Euro auf 2,82Millionen. Der Verein sparte Miete, weil die Verträge erst nach der Stadion-Eröffnung am 15.September in Kraft traten. Zudem wurde die Tilgung des Dynamo im Mai 2008 gewährten Darlehens von 1,25Millionen Euro – monatlich 16000Euro – für ein Jahr ausgesetzt.

Der Liga-Vergleich

Eine Grundlage für die neuen Verhandlungen soll ein vom DFB erstellter Vergleich der Stadionkosten aller Drittligisten sein. Anders als in der aktuellen Tabelle nimmt Dynamo darin einen Spitzenplatz ein. Bohne nennt die konkreten Zahlen nicht, sagt aber: „Wir sind nicht in der Lage, ein Stadionzu finanzieren, das uns weit mehr als das Zehnfache des Ligadurchschnitts kostet.“
Eine solche Differenz lasse sich auch durch die vergleichsweise besseren Vermarktungsmöglichkeiten einer modernen Arena nicht ausgleichen. „Wir brauchen eine gemeinsame Konstruktion, die den Verein unter wettbewerbsfähigen Bedingungen in Dresden Fußball spielen lässt“, sagt der SGD-Chef.

Andere Modelle

Streit um die Stadionmiete gibt es nicht nur in Dresden. Der 1.FC Kaiserslautern einigte sich mit der Stadt auf eine Kürzung von bisher 3,2auf 1,8Millionen Euro. Die Pfälzer zahlen damit in der 2.Bundesliga weniger als Dynamo nach den bisherigen Verträgen eine Klasse tiefer aufbringen müsste, obwohl der 1. FCK deutlich höhere Einnahmen hat – wie beim Fernsehgeld: mindestens 3,6Millionen Euro statt 800000 in der 3.Liga.
Ein interessantes Modell gibt es in Düsseldorf. Wie die „Rheinische Post“ berichtete, muss die Fortuna, vorige Saison Dynamo-Konkurrent in der 3.Liga, 15Prozent der Zuschauereinnahmen abführen, mindestens aber 20000Euro pro Heimspiel. In Dresden beträgt die Garantiesumme, die Dynamo an die HBM-Projektgesellschaft zahlen soll, nach den bisher geltenden Verträgen 25000Euro – plus 22Prozent aus dem Kartenverkauf.

Verpflichtung des Vereins

Dynamo gilt als Fass ohne Boden. Seit dem Abstieg aus der 2.Bundesliga 2006 wurde der kalkulierte Etat jedes Jahr überzogen, in der Saison 2008/09 belief sich das Minus auf 750000Euro. Das soll nicht wieder passieren. Deshalb muss die Vereinsführung die Klub-Finanzen im Stadtrat offenlegen. „Das haben wir selbst angeboten, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen“, erklärt SGD-Geschäftsführer Bohne.
Er sieht Dynamo in der Verantwortung, „den Spar- und Konsolidierungskurs fortzusetzen und alle Ausgaben unter die Lupe zu nehmen“. Die Zahl der Mitarbeiter – außer Profis und Trainerstab – wurde unter anderem durch die Ausgründung des Fanshops von 23 auf neun reduziert. Bohne kündigt weitere Einsparungen an.

Ausstrahlung des Stadions

Die Arena soll für Veranstaltungen wie Konzerte und Tagungen genutzt werden, aber auch der Fußball zahlt sich für die Stadt aus. Jeder Fan gibt rund um seinen Besuch im Stadiondurchschnittlich 17Euro aus. Dieser sogenannte „Bratwurst-Effekt“ wurde in einer Studie der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ermittelt. Nicht auf Heller und Pfennig zu berechnen sind Image-Faktoren wie die Frauen-Weltmeisterschaft 2011.

Der Zeitdruck

Der Abgabetermin für die Etatplanung am 1.März ist bindend. Danach haben die Vereine zwar die Möglichkeit, Sponsorenverträge oder Bürgschaften nachzureichen. Es dürfte aber schwierig werden, eine andere Kalkulation auf der Grundlage neuer Verträge über die Stadionnutzung vom DFB genehmigt zu bekommen. „Wir wissen alle, dass uns die Zeit im Nacken sitzt“, versichert Bohne. Bis Ende Februar müssen die Verhandlungen abgeschlossen sein.


Sächsische Zeitung, 19. Januar 2010

Dynamo bittet um Änderung der Stadionverträge

Die Bosse von Dynamo Dresden haben gestern im Finanzausschuss des Stadtrates erneut auf eine Änderung der Mietverträge gedrängt. In der jetzigen Fassung kommen nach Auffassung von Geschäftsführer Stefan Bohne und Präsident Hauke Haensel zu hohe Kosten auf den Verein zu. Das gefährde die Lizenz für die kommende Saison.

In der nichtöffentlichen Runde präsentierte Bohne Teilnehmern zufolge zwar positive Geschäftszahlen. Dennoch könne der Verein die Stadionkosten nicht allein tragen, hieß es. Unlängst hatte Bohne in einem SZ-Interview die Kosten für Dynamo ab der kommenden Saison auf mehr als zwei Millionen Euro beziffert. Das könne der Drittligist nicht komplett aus eigener Kraft finanzieren. Bis März müsse Klarheit herrschen. (SZ)


Sächsische Zeitung, 14. Januar 2010

Dynamo bekommt das Fußball-Museum
Von Thilo Alexe

Ein Trikot von Ulf Kirsten und Milchtöpfchen mit Dynamo-Logo: Rund 1 000 Exponate zur Dresdner Sportgeschichte sollen bald im Stadion gezeigt werden.

Dresdner Zwiebelfleisch bringt dem Westen den Sieg. In der Uerdinger Bayer-Kantine, wo die Spieler der gleichnamigen Werkself speisten, stand das Gericht am 19. März 1986 auf dem Plan. Abends dann verputzte die Elf vom Niederrhein die Dynamos aus Sachsen mit sieben zu drei.

Das Ereignis hat sich ins kollektive Gedächtnis der Dresdner eingeprägt, auch wenn sie sonst keine Fußballfans sind. Weniger bekannt ist, dass die maschinengetippte Speisekarte des denkwürdigen Tages nicht wie das Spiel verloren ging. Das ernährungstechnisch brisante Papier ist nur eines von rund 1 000 Exponaten des Dresdner Fußballmuseums.
In einem heruntergekommenen Plattenbau auf der Hauptstraße hat Dynamo-Fan Jens Genschmar die Schau aufgebaut. Eine Heizung gibt es nicht, im hinteren Bereich der Sammlung fällt schon mal das Licht aus. „Ich will umziehen“, sagt Genschmar. Der notorische Sammler plant einen Coup: Den Umzug ins Stadion.

600 Quadratmeter Geschichte

Mit Dynamo und der Betreibergesellschaft ist er weitgehend einig. Im ersten Stock der Haupttribüne soll auf rund 600 Quadratmetern ab April eine professionelle Ausstellung entstehen. An Spieltagen sollen die geschichtsträchtigen Räume zur Dynamo-Lounge mit alten Trophäen und schicken Sofas umgerüstet werden. Unter der Woche sollen Museums- und Stadionführungen Publikum anlocken. Der Chef des Stadtarchivs, Thomas Kübler, hat, wie Genschmar stolz betont, bereits Unterstützung angekündigt.
Die ist nötig. Denn der Wirtschaftskaufmann betreibt das Museum mehr oder weniger im Alleingang. Er hat eine hochinteressante Sammlung von mindestens 10 000 Exponaten zusammengetragen, die teils bei ihm zuhause liegen. Doch als Privatier hat Genschmar, der für die FDP im Stadtrat sitzt, nicht die Mittel, um seine Schätze adäquat zu präsentieren. Vitrinen sind teuer. Auch für das Erstellen von Katalogen und größeren erklärenden Schrifttafeln fehlt das Geld.

Derzeit kommen rund 5 000 Besucher pro Jahr. „Geld verdient man damit kaum“, sagt Genschmar. Dabei sind seine Exponate ausdrucksstarke Zeugnisse ostdeutscher Sportgeschichte. Mal handelt es sich um Ulkiges, wie etwa eine Dynamo-Bierflasche und ein Kaffeeservice aus Porzellan samt markantem Logo des Vereins. Genschmar hat aber auch ein Trikot vom letzten DDR-Länderspiel gegen Belgien sowie eines von Frank Lippmann. Der Torschützenkönig des Europapokals hatte sich nach der Partie gegen Uerdingen, wo er das Leibchen trug, in den Westen abgesetzt. Eine Vitrine widmet sich dem DSC, der 1943 und 1944 Deutscher Meister wurde.

Seit den 90er-Jahren sammelt Genschmar, der mit Dynamo-Legenden wie Ulf Kirsten und Heiko Scholz befreundet ist, Fußball-Utensilien. In einer Ecke steht ein wuchtiges Tischfußballspiel aus den 60er-Jahren. Zudem besitzt der Dynamo-Kenner ein immenses Fachwissen. Unlängst wurde der 40-Jährige vom Fußballbund gebeten, beim Aufbau des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund mitzuarbeiten.


Sächsische Zeitung, 13. Januar 2010

Was macht eigentlich „Sportfive“?
Von Sven Geisler

Unser Ziel ist eine Drei vor dem Komma, und ich gehe davon aus, dass wir die erreichen.

Lars Tubbesing Teamleiter Sportfive Dresden

Die international tätige Agentur „Sportfive“ mit Stammsitz in Hamburg kümmert sich seit April 2009 um die Vermarktung des Dresdner Fußball-Stadions und der SGDynamo. Bisher gab es keine aufsehenerregenden Erfolgsmeldungen. Trotzdem nennt Teamleiter Lars Tubbesing die erste Bilanz sehr zufriedenstellend. Die SZ erklärt, was „Sportfive“ macht.

Wie viele der Vip-Logen im Stadionsind vergeben?

Zehn der 18 lukrativen Logen mit je 13 Plätzen sind vergeben und von den Mietern selbst eingerichtet worden. Sie kosten pro Saison zwischen 35000 und 40000 Euro. Die Verträge werden in der Regel für drei Jahre geschlossen. Eine Dresdner Besonderheit: Es haben sich mehrere Sponsoren zu Logen-Gemeinschaften zusammengeschlossen. „Das kennen wir aus anderen Stadien so nicht“, sagt Tubbesing. „Sportfive“ vermarktet in Deutschland elf Vereine, unter anderen die Bundesligisten HamburgerSV, HerthaBSC und Borussia Dortmund.

„Angesichts der Tatsache, dass es die Logen bis zum Eröffnungsspiel gegen Schalke04 am 15.September nicht gab, sind wir von der Auslastung angenehm überrascht.“ Zwei weitere Anfragen gibt es derzeit. Außerdem können ab dem Testspiel gegen Rapid Wien am 23.Januar zwei Logen tageweise gebucht werden – für 2100Euro.

Wieso ist der Stadionname noch nicht verkauft?

„Was heißt schon ewig?“, meinte Ulrike Harbig, als sie zur Eröffnung gefragt wurde, ob das Dresdner Stadionnach ihrem Vater, dem Leichtathleten Rudolf Harbig, benannt bleiben soll. Und sie fügte hinzu: „Wir gehen mit der Zeit.“ Seit der HamburgerSV im Sommer 2001 sein Volksparkstadion in AOL-Arena umbenannte und dafür jährlich fünf Millionen Euro von dem Internet-Provider bekam, ist der Name die lukrativste Einnahmequelle.

In Dresden sprudelt sie noch nicht. „Das Stadionwurde erst zum Jahresende fertiggestellt“, begründet Tubbesing, dass sich „Sportfive“ diesem Thema erst jetzt mit Nachdruck widmet. „Ich kann nicht behaupten, wir hätten schon fünf Kandidaten. Wir sind dabei, den Markt zu sondieren.“ Ziel sei es, den passenden Partner bis zur neuen Saison gefunden zu haben. „Festlegen lassen wir uns auf einen Termin aber nicht.“ Der Vertrag soll für mindestens fünf Jahre geschlossen werden und – sofern Dynamo in der 3.Liga spielt – einen Betrag „im unteren bis mittleren siebenstelligen Bereich bringen“. Zur Frauen-WM 2011 wird auf jeden Fall im Rudolf-Harbig-Stadion gespielt. Die Stadt Dresden hatte sich mit diesem Namen beim Weltverband Fifa beworben. Das müsse Interessenten nicht abschrecken weil die Fifa alle Kosten für die Neutralisierung übernehmen würde.

Wie steht „Sportfive“ zu den Stadionverträgen?

Die Stadt Dresden, Dynamo und die HBM-Projektgesellschaft verhandeln immer noch geheim, wie sie den im März 2009 geschlossenen Kompromiss zur Nutzung und Vermarktung des Stadions in eine langfristige Lösung umwandeln. Der Vermarkter ist dabei außen vor. „Unser Auftrag ist es, möglichst hohe Werbeerlöse zu erzielen, damit Verein und Stadion-Betreiber leben können“, sagt Tubbesing. „Wenn die Stadion-Konstellation nicht so kompliziert wäre, hätte sich Dynamo sehr wahrscheinlich keinen Vermarkter ins Boot geholt.“

Welche Geldquellen hat der Vermarkter erschlossen?

Die finanzstärksten Sponsoren von Dynamo sind alte Bekannte: Veolia Umweltservice, Radeberger Exportbierbrauerei, Saxoprint, USD Immobilien. Neu unter den Exklusiv-Partnern ist die Ostsächsische Sparkasse. Das Verhältnis zwischen bisherigen und neuen Geldgebern wie Pegasus, Signal Iduna und Brillux-Farben beziffert Tubbesing auf 50:50. Insgesamt sind etwa 150Firmen im Sponsorenpool. „Für einen Drittligisten eine stattliche Zahl. Die regionalen Sponsoren sind unabhängig von der sportlichen Lage treu. Aber ein, zwei überregionale Exklusiv-Partner würden uns zweifellos gut zu Gesicht stehen.“ Für diese Saison hatte „Sportfive“ Werbeeinnahmen von 2,86 Millionen Euro aus Stadion- und Vereinsvermarktung prognostiziert „Unser Ziel ist eine Drei vor dem Komma, und ich gehe davon aus, dass wir die erreichen.“ Und zwar Cash. Sachleistungen, die bisher mit kalkuliert wurden, stellen Verein und Projektgesellschaft bei dem Partner in Rechnung. Dass der Vermarkter von jedem Vertrag 20Prozent kassiert, sei legitim. „Wer die Arbeit macht, muss dafür entlohnt werden“, sagt Tubbesing. Dynamo und der Stadion-Betreiber sparen Kosten für Personal und Organisation.

Wie würde „Sportfive“ im Abstiegsfall reagieren?

Der Vertrag des Vermarkters gilt nur für die drei Profi-Ligen. Sollte Dynamo absteigen, könnte „Sportfive“ so lange aussteigen, bis der Wiederaufstieg gelingt. „Wir gehen fest davon aus, dass dieser Fall nicht eintritt“, versichert Tubbesing. „Andernfalls müssten wir die Situation neu bewerten, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir weitermachen“, sagt der 37-Jährige. Schließlich habe man auch Verträge geschlossen, die weiter gelten.


Sächsische Zeitung, 5. Januar 2010

Stadt baut Dynamo-Stadion für Frauenfußball-WM um
Von Thilo Alexe

Über fünf Millionen Euro kostet das Spektakel die Stadt. Stehplätze werden in Sitzplätze umgebaut. Nach der WM werden sie wieder rausgerissen.

Das gerade erst eingeweihte Dynamo-Stadion braucht neue Sitze. 6000 sollen im kommenden Jahr eingebaut werden, großteils im sogenannten K-Block, der Bastion der Stehplatzfans. Nötig ist das wegen der Frauenfußball-WM. Internationale Regeln erfordern mehr Sitzplätze.
Dresden erscheint, wie Rathauschefin Helma Orosz (CDU) gerne betont, wieder auf der Weltkarte des Fußballs. Die Damen tragen vier Spiele ihrer Weltmeisterschaft hier aus. Das macht Investitionen ins Stadionerforderlich. Die Gesamtkosten für das Spektakel betragen 5,5 Millionen Euro.

„Ich finde, das Stadionist sehr geil“, hatte die WM-Organisationschefin Steffi Jones bei einem Besuch der damals noch im Bau befindlichen Sportstätte vor reichlich einem Jahr gesagt. Dennoch müssen die Stehplätze umgewandelt werden. Kostenpunkt: Eine dreiviertel Million Euro. Doch dabei bleibt es nicht. Zu den Auflagen zählen der Einbau von Drehkreuzen an den Stadion-Eingängen sowie der Ausbau von Medienarbeitsplätzen. Die Stadt müht sich, einen Teil der Summe durch Sponsoren abdecken zu lassen, wie der Dresdner WM-Beauftragte Jörn-Torsten Verleger sagt. Unklar ist jedoch, in welchem Umfang das gelingt.

Dessen ungeachtet stößt das Turnier bereits jetzt auf großes Zuschauerinteresse. Obwohl seit Monaten klar ist, dass die deutschen Weltmeisterinnen nicht in Dresden auflaufen, waren Mitte Dezember deutlich mehr als 16.000 Tickets verkauft. In Dresden finden drei Vorrundenspiele sowie eine der Viertelfinal-Partien statt. Verleger ist sicher: „Dresden wird sich für weitere Großveranstaltungen empfehlen.“


Wochenkurier, 5. Januar 2010

Einwurf von Gert Zimmermann

Es ist alles so wie früher. Zumindest was die Saisonvorbereitung der Dynamo-Kicker angeht.

Als Matthias Maucksch noch unter Trainer Ede Geyer ranklotzen musste, ging es ab auf Skiern durch die Loipen von Johanngeorgenstadt. Diesjährig beginnt das Krafttanken in Altenberg. Wahrscheinlich ein klein wenig dosierter als vor über 20 Jahren. Und auch ein klein wenig abwechslungsreicher.

Aber es gibt keinen Ball. Und schon die Tatsache macht einen Fußballspieler hungrig. Mal sehen, wie die Muskeln und die Bänder die kleineren Qualen überstehen. Und vor allem der Kopf. Denn Wintervorbereitung ist nichts anderes als eine Frage des Willens. Der kann aber nur gekitzelt werden, wenn es wenigstens einmal weh tut am Tag. Wenn der Körper am Abend nur noch ruhen will. Und wenn das dem jetzigen Trainer gelänge, dann wären tatsächlich die Grundlagen für eine bessere Rückrunde gelegt. Neuzugänge sind freilich noch keine angekommen in der Elbestadt.

Und wenn wirklich noch einer vorbeischauen würde, dann ganz sicher erst nach der Quälerei des Trainingslagers. Allerdings hat Maucksch zwei frühere Stammkader aussortiert. Trehkopf und Cozza bekamen vor der Abfahrt ins Osterzgebirge die Nachricht übermittelt, dass zukünftig die Oberligavertretung ihr Zuhause ist. Was beide natürlich vollkommen frustrierte und nicht wahrhaben wollen. Also wollen sie genau so wechseln wie Kastrati, der eigentlich nie eine Bindung fand zur Mannschaft. Zeichen setzen für das Frühjahr nennt der Coach seine Maßnahmen. In Bälde soll ja zusätzlich ein Sportdirektor für noch mehr Schwung sorgen. Neben den üblichen Verdächtigen sind ein paar Namen im Lostopf der 32 Bewerber drin, die natürlich das Fußballgeschäft aus dem „ff“ kennen. Olaf Marschall kennt sich genau so aus wie Rolf Dohmen. Der frühere Karlsruher Manager soll schon mal im Endausscheid angekommen sein.

Das sieht in der Eishalle ein bisschen anders aus. Am nächsten Mittwoch soll dort wenigstens ein neuer Präsident gewählt werden, damit der Verein endlich wieder in ein ruhigeres Fahrwasser gelangen kann. Favorit für den Posten, der wahrlich kein einfacher ist, ist ein Unternehmer aus Dresden-Niedersedlitz. Der übrigens bisher sehr zurückhaltend agierte und zusammen mit Urgestein Karl Heinz Domschke den festgefahrenen Karren wieder flott bekommen soll.