Jahr 2009

wochenkurier.info, 31. März 2009

Einwurf von Gert Zimmermann

Dresden. Nachdenken verboten! Ein Glück, dass die Fußballer von Dynamo Dresden sich gemeinsam mit ihrem Trainer zusammengerauft haben. Und auf einmal Erfolg haben.

Wie das innerhalb der Führungsmannschaft aussehen soll, ist momentan noch nicht abzusehen. Na gut, am Dienstagabend kam erst einmal wieder frisches Geld in die leere Schatulle. Bitter nötig. Vor allem, wenn einem diese Fakten um die Ohren gehauen werden. Schlaue Leute haben sich alleine bei den Eintrittskarten mal rein zufällig um schlappe 490.000 Euro verrechnet. Zumindest beim Bilanzieren. Haben vergessen, dass 1.400 Freikarten abzuziehen sind. Haben nicht mehr gewusst, dass mit jedem Ticket auch Abgaben verbunden sind. Da bleibt nur die Hoffnung, dass auch der DFB mit der angesagten Ticketing-Demenz gut leben kann. Wenn einer auf die Idee käme und Vorsatz ins böse Spiel bringt, droht dem Verein richtig schlimmes Ungemach. Auch Fanartikeleinnahmen wurden richtig schön gerechnet. Auf dem Papier. Dynamo hat halt Glück, dass auch die anständigsten deutschen Banken ein Problem haben mit ihrer Arbeit am Kunden. So kann vielleicht ein wenig abgelenkt werden mit der Begründung, dass doch in Deutschland nun wirklich so viel daneben geht. Und in solchen schlechten Zeiten will der Bürger wenigstens seine Abwechslung haben. Sonst wird er vielleicht noch ungemütlich und geht demonstrieren Nein, dann lieber auf dem Fußballplatz alles unter Kontrolle. In Wirklichkeit wollen die meisten Fußballfans auch nur noch einen schönen Nachmittag im neuen Stadion verbringen. Und wenn vielleicht nichts auf dem Rasen geht, dann feiert sich das Publikum halt selbst. So passiert erst letzten Sonnabend im Leipziger Zentralstadion. Wer dann nachts wieder nach Hause fuhr, bekam auch die Karawane mit, die aus der Nähe der Residenzstadt Dresden wieder auf dem Rückweg war. Einmal erzählen dürfen, die Nationalspieler live erlebt zu haben. Das ist schon was für den Montagmorgen. Da hören die Kollegen hin, das bringt Bonuspunkte.

Nicht vergessen, in gut zwei Jahren bekommt dann endlich die Fußballhochburg Dresden seine Weltmeisterschaft. Die der Frauen zwar, aber für die wird nun auch weiter am Dresdner Stadion fleißig gewerkelt. Und wenn dann keine Mannschaft mehr in Elbflorenz spielt, wäre das peinlich.
Nicht nachdenken, freuen ist angesagt.


Sächsische Zeitung, 28. März 2009

Dynamo bleibt in Dresden
Von Sven Geisler

Die Vereinsführung sieht im Stadion-Kompromiss eine Übergangslösung für ein Jahr und mahnt weitere Verhandlungen an.

Jaqueline und René George reihten sich am Freitagnachmittag in einen Korso von rund 100 Autos ein, mit dem Dynamo-Fans noch einmal für eine Dresdner Lösung im Stadionstreit demonstrierten.
Foto: SZ/Thomas Lehmann


Der Streit um das neue Dresdner Stadion scheint endlich beigelegt. Der Aufsichtsrat des Fußball-Drittligisten SG Dynamo hat am Freitag die Geschäftsführung beauftragt, dem Kompromiss zuzustimmen. „Gleichzeitig sind sich Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Präsidium darin einig, dass es sich bei dem erzielten Kompromiss nur um eine Übergangslösung für ein Jahr handeln kann“, heißt es in einer Presseerklärung.
Die Zustimmung erfolge nur unter der Voraussetzung, „dass sofort und mit Nachdruck an einer Lösung gearbeitet wird, die dem Verein wirtschaftlich wie sportlich eine Perspektive bietet.“ Dafür hätten Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann in der gemeinsamen Sitzung des Sport- und Finanzausschusses am vergangenen Mittwoch ihr Wort gegeben.

Die Skepsis ist vor allem bei Ralf Minge nach wie vor groß. „Ich freue mich für unsere Fans, dass das Minimalziel erreicht wurde, in der nächsten Saison in unserem Dynamo-Stadion Fußball zu spielen“, kommentiert der Sportdirektor die Entscheidung, und er erklärt weiter: „Ich möchte allerdings klar betonen, dass die momentane Situation bei weitem noch nicht ausreicht, dem Verein wirtschaftlich wie sportlich eine Perspektive zu geben. Ich stehe dazu, dass mir diese Lösung nur für ein Jahr nicht ausreicht. Deshalb muss die Konsequenz sein, sofort weiter zu verhandeln unter Einbeziehung unabhängiger Experten.“

Die Eckpunkte des Kompromisses: Die Stadt erhöht für ein Jahr den Zuschuss an die HBM-Projektgesellschaft zur Refinanzierung des Stadionneubaus um 528.000 Euro auf 2,685 Millionen. Dadurch profitiert Dynamo stärker von den Einnahmen aus der Vermarktung. Die Stadt übernimmt zusätzliche Baukosten von 679.000 Euro vor allem für den Ausbau der Vip- und Business-Plätze auch im Hinblick auf die Frauen-WM 2011.

Dynamo muss die Kosten von 900.000 Euro für die Verlagerung der Fankneipe von der Haupttribüne in die Kurve übernehmen und ein Darlehen von HBM in dieser Höhe binnen zehn Jahren zurückzahlen. Im Gegenzug setzt die Stadt für die kommende Saison die Tilgung ihres Darlehens aus. Der Nutzungsvertrag tritt erst zum 15. September in Kraft.

Der Verein sehe sich gegenüber der Landeshauptstadt in der Pflicht, seine wirtschaftliche Lage aus eigener Kraft zu verbessern, heißt es in der Presseerklärung: „Eine strenge Kostenkontrolle, weitere Sparmaßnahmen und die Verbesserung der Einnahme-Situation haben oberste Priorität, um verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen.“ Die Geschäftsführung werde dem Sport- und Finanzausschuss der Stadt vierteljährlich einen Soll-Ist-Vergleich vorlegen. Jetzt steht noch die Zustimmung des Stadtrates aus, der am kommenden Donnerstag berät.


Nachgefragt bei SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne

Stefan Bohne amtiert seit 6. Februar als Hauptgeschäftsführer bei Dynamo Dresden. Der 35-jährige Unternehmer aus Pirna musste ein Finanzloch feststellen.

Herr Bohne, Dynamo steht schon wieder in den roten Zahlen. Dabei hatte Ihr Vorgänger Bernd Maas einen Sparkurs versprochen ...

Was in der Vergangenheit gesagt wurde, möchte ich nicht kommentieren. Fakt ist: Die eingeleiteten Sparmaßnahmen haben auch zum Teil bereits gegriffen. Wir werden bis 30. Juni rund 350.000 Euro einsparen. Aber Dynamo hat ein Einnahmeproblem vor allem im Bereich Ticketing. Die Zuschauerzahl war realistisch geplant, aber es wurde unter anderem versäumt, die fälligen Abgaben vom Eintrittspreis abzuziehen. Hinzu kommt, dass 1.400 Freikarten pro Spieltag voll berechnet wurden.

Wie viel Geld fehlt insgesamt?

Im Ticketing rund 490.000 Euro. Im Bereich Merchandising wurde mit 1,4 Millionen Euro geplant. Der Umsatz wird sich bei etwa 800.000 Euro bewegen. Wenn wir die Materialkosten dagegenrechnen, fehlen hier unter dem Strich 400.000 Euro. Im Bereich Marketing haben wir eine geringere Differenz. Auch uns ist durch die Wirtschaftskrise der ein oder andere Sponsor abgesprungen.

Wie groß ist die Insolvenzgefahr?

Das Darlehen von Michael Kölmel über 350.000 Euro haben wir gebraucht, um die Zahlungsfähigkeit kurzfristig zu sichern. Dafür sind wir sehr dankbar. Mit den zu erwartenden Einnahmen – unter anderem aus dem schon fast ausverkauften Ost-Derby gegen Jena – können wir die Saison zu Ende bringen.
Gespräch: Sven Geisler


dnn, 28. März 2009

Stadionstreit

SGD-Aufsichtsrat stimmt dem Kompromiss zu

Dresden (DNN/JOL). An Dynamo wird der Stadionkompromiss wohl nicht mehr scheitern. Der Aufsichtsrat beauftragte die Geschäftsführung gestern nach viereinhalbstündiger Sitzung, dem Vertragswerk zuzustimmen, wenn es am 2. April auch der Stadtrat absegnet.

Nach viereinhalbstündiger Sitzung, an der als Gäste auch die Geschäftsführung, das Präsidium und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) teilnahmen, sprach sich das Kontrollgremium mit 3:1 Stimmen dafür aus, die Kröte zu schlucken. Nur Aufsichtsratsschef Hans-Jürgen Tillig, Ron Fischwasser und der Fanvertreter Hanjo Moritz sagten Ja. Jens Heinig von Trikotsponsor Veolia Nein. Ex-Präsident Dieter Riedel, Ex-Schatzmeister Olaf Schäfer, Saxocom-Chef Thomas Bohn und FDP-Stadtrat Jens Genschmar enthielten sich der Stimme.

In einer gemeinsamen Presseerklärung machten Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Präsidium am Nachmittag noch einmal deutlich, „ dass es sich bei dem erzielten Kompromiss nur um eine Übergangslösung für ein Jahr handeln kann“. Man stimme dem Papier nur „unter der Voraussetzung zu, dass sofort und mit Nachdruck an einer Lösung gearbeitet wird, die dem Verein wirtschaftlich wie sportlich eine langfristige Perspektive bietet“. Man nehme die Oberbürgermeisterin und Vorjohann beim Wort. Beide hätten versprochen, die Verhandlungen fortzusetzen. Hauptgeschäftsführer Bohne forderte: „Dieses Jahr müssen wir gemeinsam mit der Landeshauptstadt nutzen, eine langfristig tragfähige Lösung zu finden. Das wurde uns von den Verhandlungsführern der Landeshauptstadt unmissverständlich zugesagt.“

Nach der Entscheidung kreuzten die Dynamo-Fans am Abend spürbar entspannter durch die Innenstadt. Per Autokorso forderten sie das Stadtparlament auf, den Kompromiss nicht mehr scheitern zu lassen. Vom Stadion aus starteten gestern mehrere hundert Dynamo-Fans zu einer Auto-Demo durch die Innenstadt.


BILD, 28. März 2009

Aufsichtsrat sagt JA zum Stadion-Vertrag
Dynamo bleibt in Dresden

Das neue Stadion soll im Herbst fertig sein

Endlich! Der Streit um das neue Stadion in Dresden ist zu Ende. Dynamos Aufsichtsrat hat gestern den mit der Stadt und Arenabauer HBM ausgehandelten Kompromiss abgesegnet.

Boss Hans-Jürgen Tillig: „Wir sind erleichtert, dass der Verein eine vernünftige Ausgangssituation für die kommende Saison erhält.“ Dynamo wird den Stadion-Vertrag unterschreiben, der zum 15.9. in Kraft treten soll.
Die Vereinbarung sichert dem Drittligisten 500.000 Euro vom neuen Vermarkter Sportfive zu. Und in der nächsten Saison eine Entlastung bei den Betriebskosten durch die Stadt in Höhe von 528.000 Euro! Geld, das der Verein dringend zur Deckung einer Etat-Lücke (965.000 Euro) benötigt. Trotzdem gab‘s bei Dynamo nicht nur Jubel. Sportdirektor Ralf Minge: „Ich stehe dazu, dass mir die Lösung nur für ein Jahr nicht ausreicht. Verein und Stadt sind jetzt in der Pflicht, an einer langfristigen Lösung zu arbeiten.“ Fakt ist: Der Kompromiss, dem der Stadtrat noch zustimmen muss, kann nur eine Übergangslösung sein! Denn der Stadion-Vertrag läuft über 12 Jahre...


Morgenpost, 28. März 2009

Aufsichtsrat gibt grünes Licht – Verträge werden unterschrieben
Ja! Dynamo bleibt zu Hause

DRESDEN – Dynamo bleibt in Dresden! Der Aufsichtsrat des Drittligisten hat den Geschäftsführern grünes Licht für die Unterzeichnung der HBM-Verträge (Nutzung/Vermarktung) gegeben! Ein Umzug ins Leipziger Zentralstadion ist damit vom Tisch.

Knapp vier Stunden hatte man zuvor getagt. Sogar Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann war anwesend, um die Sicht der Stadt zu beleuchten und mögliche Bedenken zu zerstreuen. Am Ende fielen die acht Aufsichtsräte die Entscheidung. „wir werden die Verträge unterschreiben“, versicherte am gestrigen Nachmittag Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne. „Auch, weil uns Vorjohann noch einmal zugesichert hat, dass wir gemeinsam eine langfristige Lösung finden werden.“
Denn eines ist Fakt: Bleibt es bei den jetzt zur Unterschrift vorliegenden Verträgen, kann Dynamo zwar dank der 1,2-Millionen-Euro aus der Stadtkasse die kommende Saison überleben, aber die anschließende nicht. Grund: Die Einnahmen Vermarktung Stadion- /Vereinsrechte sind momentan zuungunsten der Schwarz-Gelben geregelt. Deshalb ist das Stadion-Problem noch längst nicht vom Tisch. Sicher ist dagegen, dass der Drittligist zumindest in der kommenden Saison in Dresden spielt.

Nachdem Dynamo nun eingelenkt hat, fehlt jetzt das „Ja“ des Dresdner Stadtrats (soll am 2. April folgen) sowie von den Unternehmen HBM (Bauherr) und Sportfive (Vermarkter). Am kommenden Freitag sollen alle ihre Unterschrift leisten. Ralf Minge machte auch gestern keinen Hehl daraus, dass es ihm nicht leicht fiel, für den Kompromiss zu stimmen: „Aber ich freue mich für unsere Fans, dass das Minimalziel erreicht wurde, in der nächsten Saison in unserem Dynamo-Stadion Fußball zu spielen. Ich möchte allerdings auch klar betonen, dass die momentane Situation bei weitem noch nicht ausreicht, um dem Verein wirtschaftlich wie sportlich eine Perspektive zu geben. Ich stehe dazu, dass mir diese Lösung für ein Jahr nicht ausreicht. Deshalb muss sofort weiterverhandelt und an einer langfristigen Lösung gearbeitet werden!“
Enrico Lucke


Morgenpost, 27. März 2009

Haensel: "Wir sollten unterschreiben!"

Nur dann zahlt Sportfive - und im Etat fehlt fast eine Million

DRESDEN - Dynamo Dresden stellt heute die Weiche für die Zukunft: Gibt der Aufsichtsrat grünes Licht, die Stadion-Verträge zu unterschreiben oder nicht? Bei einem Nein droht die Insolvenz!

In der gemeinsamen Sondersitzung des Sport- und Finanzausschusses des Dresdner Stadtrates ist Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne nämlich sprichwörtlich die Hosen runter gelassen: Er räumte eine aktuelle Etat-Lücke von 960 000 Euro ein.
Als die MORGENPOST vor drei Wochen die Vereinsführung mit dieser Zahl konfrontierte, wurde noch dementiert. Präsident Hauke Haensel und Bohne sagten unisono, das Loch sei deutlich kleiner - von unter 500 000 Euro war damals die Rede.

Als die Stadträte in der Sondersitzung einen der zig Gründe für das Defizit hörten, trauten sie ihren Ohren kaum. Man habe brutto mit netto verwechselt - da schüttelten alle anwesenden Freizeitpolitiker den Kopf. Aber trotzdem scheinen alle Fraktionen bereit zu sein, in der Stadtratssitzung am 2. April das erneute 1,2-Millionen-Euro teure Unterstützungspaket für die kommende Saison mitzutragen.

Jetzt liegt es also am Verein. Schluckt er den Fakt, dass es keine Ausstiegsklausel aus den HBM-Verträgen (Nutzung und Vermarktung) geben wird? Haensel empfiehlt dem Aufsichtsrat: „Wir sollten unterschreiben, weil Oberbürgermeisterin Helma Orosz und der Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann uns das Wort gegeben haben, dass man im kommenden Jahr gemeinsam weiter verhandelt, um eine wirtschaftlich tragfähige und langfristige Lösung für den Verein zu finden." Die Frage ist nur: Kann der Aufsichtsrat zwei Geschäftsführer davon überzeugen, die Verträge zu unterschreiben? Denn das ist laut Dynamo-Satzung notwendig. Laut MOPO-Informationen haben Ralf Minge und Markus Hendel Bauchschmerzen, weil die Einnahmen/Ausgaben-Situation nach wie vor nicht ausreichend geregelt ist. Bohne hat zwar diesbezüglich auch Bedenken, würde aber unterschreiben, um erst einmal eine kurzfristige Lösung zu sichern.

Immerhin wurde beim Offenbarungseid der Schwarz-Gelben vor dem Ausschuss wieder deutlich, dass Dynamo die 500 000-Euro-Antrittsprämie von Sportfive dringend braucht, um zu überleben. Aber die gibt's eben nur bei Vertrags-Abschluss ...
Enrico Lucke


Sächsische Zeitung, 27. März 2009

Heute entscheidet Dynamo: „Keiner wird mit Hurra zustimmen“
Von Sven Geisler

In der Vereinsführung wird der Kompromiss kritisch gesehen, weil er dem Verein nur für ein Jahr hilft.
Die Fans des Fußball-Drittligisten SG Dynamo Dresden wollen heute Abend Flagge zeigen. 17.30 Uhr startet der Autokorso an der Blüherstraße mit der Losung: „Dynamo gehört ins Dynamostadion!“ Daran, so schien es nach den Meldungen der vergangenen Tage, konnte es keinen Zweifel mehr geben. Ein Umzug nach Leipzig sollte nach dem Kompromiss im Stadionstreit vom Tisch sein.
Aber offenbar tut sich nun vor allem Dynamo schwer mit der Zustimmung. Heute ab 8Uhr tagt der Aufsichtsrat. Ob die Geschäftsführer Stefan Bohne, Ralf Minge und Markus Hendel dem Kontrollgremium gemeinsam vorschlagen, die Verträge zur Nutzung und Vermarktung des neuen Dresdner Stadions zu unterschreiben, erschien gestern Abend jedoch nicht sicher. „In der Einschätzung der Risiken sind wir uns völlig einig“, beschwichtigte Bohne, und er fügte hinzu: „Keiner wird den Verträgen mit Hurra zustimmen.“

Insolvenz einzige Alternative?

Dem Verein bleibt jedoch kaum eine andere Alternative als die Insolvenz. „Das wäre ein Weg, den ich nicht mehr mitgehen könnte“, kündigte Präsident Hauke Haensel an: „Wir haben meiner Meinung nach nur noch eine Wahl, auch wenn sie uns allen nicht leicht fällt.“ Der erzielte Kompromiss biete Dynamo „für die nächste Saison halbwegs vernünftige Konditionen“, sagte Haensel, und Bohne meinte: „Die Wirtschaftlichkeit für die kommende Spielzeit hat sich erheblich verbessert.“
Der Knackpunkt: Die Verträge sollen für zwölf Jahre gelten, ein Sonderkündigungsrecht nach zwölf Monaten wird dem Verein nicht eingeräumt. Wegen der fehlenden wirtschaftlichen und damit sportlichen Perspektive hatte Minge schon vor zwei Wochen über Bauchschmerzen geklagt, und die plagen den Sportdirektor offenbar immer noch.

Bohne und Haensel berufen sich dagegen auf das Wort der Oberbürgermeisterin. Helma Orosz habe am Mittwoch vor den Stadträten erklärt, die Streitpunkte ohne Zeitdruck neu besprechen zu wollen. Kein Vertrag sei unantastbar. Skeptiker Minge: „Warum schreibt man das dann nicht vertraglich fest?“

Positivere Zahlen

Der Verhandlungsspielraum sei momentan sowohl auf Seiten der Stadt als auch bei HBM ausgereizt, schätzt SGD-Präsident Haensel ein: „Wenn wir jetzt nicht unterschreiben, brauchen wir bei der Stadt nie wieder antanzen.“ Die Geschäftsführung hat gestern den Etat für die nächste Saison mit den Eckpunkten der Einigung berechnet. „Wir haben dank hartnäckiger Gespräche in den vergangenen Wochen für Dynamo sehr viel erreicht, unsere Vertragspartner haben sich deutlich bewegt“, erklärte Hauptgeschäftsführer Bohne. Er hofft, dass die positiven Zahlen den Aufsichtsrat überzeugen.

Dynamo steht unter Zugzwang. Es sei völlig normal, dass man vor einer so schwierigen Entscheidung intern „auch mal konträr diskutiert“, räumte Bohne ein, er fügte aber hinzu: „Das geschieht offen und fair. Wir sprechen eine Sprache.“ Das wäre eine Grundvoraussetzung, um vor allem von der Stadt in Zukunft als seriöser Partner ernst genommen zu werden.


Dresdner Neueste Nachrichten, 27. März 2009

Haensel fordert: „Wir müssen unterschreiben!"

SGD-Präsident befürwortet Stadionkompromiss

Dresden (DNN). Friss oder stirb! - mit diesem plakativen Slogan im Hinterkopf werden die Geschäftsführer und Aufsichtsräte von Dynamo Dresden heute Vormittag um 8 Uhr in eine gemeinsame Sitzung gehen. Sie müssen sich entscheiden, ob sie dem am Dienstag zäh ausverhandelten Kompromiss im Stadionstreit ihren Segen geben oder schon mal den Insolvenzantrag vorbereiten. Ohne Vertragsabschluss mit der von HBM geführten Stadion Dresden Projektgesellschaft und dem Sportrechtevermarkter Sportfive dürfte ein Überleben des Klubs in Liga drei derzeit nicht machbar sein.

Die mit dem Abschluss verbundene Antrittszahlung von Sportfive in Höhe von 500 000 Euro braucht der Verein um zahlungsfähig zu bleiben. Denn auf der gemeinsamen Sitzung des Sport- und des Finanzausschusses am Mittwochabend wurde bekannt, dass der Verein die laufende Saison mit einem Minus von ca. 965 000 Euro abschließen wird. Der Grund sind grobe Fehlkalkulationen des ehemaligen Hauptgeschäftsführers Bernd Maas, der von weitaus höheren Zuschauereinnahmen und Erlösen aus dem Fanartikelverkauf ausgegangen war, die aber nicht eintraten.

Während sich die Geschäftsführung gestern erneut nicht zu einer öffentlichen Bewertung des von der Stadt verkündeten Stadionkompromisses durchringen konnte und über Pressesprecher Peter Tauber lediglich mitteilen ließ, dass das Trio Stefan Bohne, Ralf Minge und Markus Hendel heute eine wie auch immer geartete einheitliche Bewertung abgeben werde, wagte sich Präsident Hauke Haensel als erster Spitzenfunktionär aus der Deckung und erklärte: „Ich bin der Meinung, dass Dynamo den Kompromiss unterschreiben sollte - auch wenn es mit großen Schmerzen verbunden ist." Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) habe zudem bei der Sitzung der Ausschüsse, bei der Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann den anwesenden Stadträten einen Überblick über die fatale Finanzsituation der Schwarz-Gelben gab, ganz klar gesagt, dass sie bereit sei, nach dem ersten Jahr nochmals über alle Stadionverträge neu nachzudenken. „Frau Orosz hat uns ihr Wort gegeben, dass wir ohne Zeitdruck dann noch einmal über alles verhandeln können", betonte Haensel. Er glaube nicht, dass Dynamo jetzt noch eine Alternative habe, die Chance, die Lizenz noch zu bekommen, schwinde ohne Einigung mit jedem Tag. Der Umzug nach Leipzig sei vom Tisch, da spiele allein das Innenministerium schon nicht mit - zu groß sind die Sicherheitsbedenken.

Ob die Geschäftsführung heute auf Haensels Empfehlung eingehen wird, ist offen. Bohne, Minge und Hendel sind sauer, dass ihre Forderung nach einem Sonderkündigungsrecht nach zwölf Monaten nicht Bestandteil des von der Stadt verkündeten Kompromisses ist und sie trotz der finanziellen Erleichterungen im kommenden Spieljahr ab Sommer 2010 wieder vor dem Problem zu hoher Mietkosten und zu geringer Beteiligung an den Vermarktungserlösen stehen dürften. Fraglich scheint vor allem, ob Minge die noch vom Stadtrat abzusegnende Lösung unterschreibt und den Worten von Orosz glaubt. Gut möglich, dass er dem Rat seines Freundes Reiner Calmund folgt und das auf zwölf Jahre angelegte Vertragswerk nicht unterzeichnet und lieber von seinem Posten zurücktritt. Schluckt Dynamo die Kröte nicht, ist auch Haensels Rücktritt nicht mehr ausgeschlossen, das totale Chaos droht. Das kann keiner wirklich riskieren. Die DNN-Prognose lautet: Die Dynamo-Spitze stimmt dem Vorschlag zähneknirschend zu und hofft auf ein Wunder im kommenden Jahr - sportlich wie wirtschaftlich.
Jochen Leimert


BILD, 27. März 2009

Das Stadion spaltet Dynamo Dresden

Neues Millionen-Loch aufgetaucht!

Will Geschäftsführer Bohne deshalb den Nutzungsvertrag gegen den Willen von Minge unterschreiben?
Von STEFFEN HOFMANN und JAN ARNDT

Das hat mit professioneller Vereinsführung wenig zu tun...
BILD hatte am Montag Stefan Bohne (35) gefragt: „Gibt es ein neues Finanzloch bei Dynamo?“ Der Hauptgeschäftsführer antwortete: „Totaler Blödsinn!“ Bohne räumte nur ein: „Man muss zwischen aktueller Liquidität und dem Etat unterscheiden.“

Sicher scheint jetzt: Nur durch das kurzfristige Darlehen von Michael Kölmel (350 000 Euro) ist Dynamo derzeit nicht zahlungsunfähig.
Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann präsentierte bei der Sitzung des Finanz- und Sportausschusses am Mittwochabend eine erschreckende Zahl: Dynamo fehlen im Etat für die laufende Saison 965 000 Euro.

Da verwundert es nicht, dass der seit Wochen andauernde Streit um das neue Stadion den Verein mittlerweile in zwei Lager gespalten hat.

Die einen (Stefan Bohne gehört dazu) wollen nach dem mit der Stadt geschlossenen Kompromiss den Nutzungs- und Vermarktungsvertrag für die neue Arena jetzt unterschreiben. Denn der sichert neben der Entlastung bei den Betriebskosten in Höhe von 528 000 Euro für die nächste Saison auch 500 000 Euro von Vermarkter Sportfive bei Unterschrift zu.

Die anderen (mit Sport-Geschäftsführer Ralf Minge an der Spitze) sagen kategorisch NEIN zur Unterschrift.
Begründung: Der Kompromiss ist nur eine kurzfristige Entlastung. Da der Vertrag über 12 Jahre abgeschlossen werden soll, stünde Dynamo in einem Jahr wieder vor dem gleichen finanziellen Problem.


Morgenpost, 26. März 2009

Fauler Kompromiss im Stadion-Streit?

1,2 Stadt-Mios – für Dynamo nur Strohfeuer!

DRESDEN – Die angebliche Einigung im Stadion-Streit hängt am seidenen Faden!

Zwar haben sich die Vertreter von Sportfive (Vermarkter), HBM (Bauherr), Dynamo und Stadtverwaltung auf vier wesentliche Eckpunkte geeinigt, allerdings braucht es dafür die Zustimmung der jeweiligen Gremien (Aufsichtsrat / Stadtrat). Diese wurden gestern darüber informiert, dass die Landeshauptstadt noch mal 679 000 Euro in den Stadionbau investiert, damit der Business- und Logenbereich besser ausgebaut werden kann. Zudem nimmt HBM ein Darlehen von 900 000 Euro auf, um die Fankneipe zu errichten. Im Gegenzug verpflichtet sich der Verein, die Summe in den nächsten zehn Jahren abzustottern.

Dafür stundet die Stadt den Schwarz-Gelben in der kommenden Saison die fällige Rate für die Abzahlung des 1,2-Millionen-Kredits. Gleichzeitig erhöht Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann für die kommende Saison den Zuschuss auf den Maximalbetrag von 2,68 Millionen Euro. Macht summasummarum eine Mehrbelastung für den Steuerzahler von gut 1,2 Millionen Euro. Klingt im ersten Moment danach, als ob die Stadt deutlich dem Verein entgegengekommen ist. Aber wird dies reichen, damit die Nutzungs- und Vermarktungsverträge von Dynamo unterschrieben werden? Danach sah es gestern nämlich nicht aus. Zwar sind Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne und Aufsichtsratsboss Hans-Jürgen Tillich wohl dafür, Sportdirektor Ralf Minge und Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel lehnen es nach MOPO-Informationen aber ab. Für die Verträge müssen aber zwei Geschäftsführer ihre Unterschrift leisten. Minge gestern: „Ich sehe noch Verhandlungsbedarf.“

Aber wo liegt das Problem?
Ganz einfach, es ist das alte Thema mit der Verteilung der Marketing-Einnahmen aus Stadion- und Vereinsrechten. Da konnte Dynamo keine Verbesserung erreichen und somit bleibt das Hauptproblem bestehen. Der Verein nimmt im neuen Stadion zu wenig Geld ein. Lediglich das erste Jahr wird durch den Millionen-Nachschlag der Stadt schmackhaft gemacht. Deshalb will Minge nicht unterschreiben. Bohne und Tillich versuchen ihn jetzt umzustimmen, denn eine andere Lösung scheint nicht kompromissfähig. Immerhin hat sich Vorjohann selbst nach einem Besuch von Reiner Calmund (Ex-Leverkusen-Manager) und DFB-Vertretern nicht umstimmen lassen.
Enrico Lucke


Dresdner Neueste Nachrichten, 26. März 2009

Einigung unter Vorbehalt

Während die Stadt und HBM schon von einer Lösung des Stadionstreits sprechen, schweigt Dynamo

Dresden (DNN). Vom Tisch ist das Dauerthema Stadionstreit noch nicht, allerdings schien es gestern zeitweise so, als ob eine Lösung greifbar wäre. Während sich der künftige Hauptmieter des Stadions, die SG Dynamo, noch nicht offiziell zu Ergebnissen der Verhandlungsrunde am Dienstag äußern wollte, zeigten sich die Stadt und die von HBM geführte Stadion Dresden Projektgesellschaft zuversichtlich, dass der achtfache DDR-Meister auch nächste Saison seine Heimstatt an der Lennestrasse haben wird.

Kurz vor 18 Uhr verkündete die Stadt per Pressemitteilung, dass sich die Verhandlungspartner in der Stadionfrage geeinigt hätten. Die Stadt übernimmt danach neben den bisher vertraglich zugesicherten Leistungen eine weitere Zahlung in Höhe von 679 000 Euro, mit der durch Umplanungen am Bau entstandene Mehrkosten abgedeckt werden sollen. Der Betrag wird für den Ausbau des Business- und Logenbereiches sowie der Funktionsräume für die Sportler benötigt. Was Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) erst nicht bezahlen wollte, will er nun zur Verfügung stellen, um „die zu erwartenden FIFA-Anforderungen im Zusammenhang mit der Frauen-WM im Jahr 2011" zu erfüllen. HBM soll 900 000 Euro als Gesellschafter-Darlehen bereitstellen, damit die Fankneipe fertig gebaut werden kann. Bezahlen soll die Einrichtung aber Dynamo, verteilt auf zehn Jahre. Davor war zuletzt von 1,3 Millionen die Rede gewesen.

Damit sich der Verein auf die Neuverschuldung einstellen könne, will die Stadt die Tilgungspflicht für das im Mai letzten Jahres ausgereichte städtische Darlehen über 1,25 Millionen Euro für ein Jahr aussetzen. „Erleichterung" räumt Vorjohann der SG Dynamo für das kommende Spieljahr zudem ein, "indem für diesen Zeitraum von der Landeshauptstadt die vollständige Übernahme der Zahlungen des Schuldendienstes gegenüber der Projektgesellschaft erfolgt. Hierfür ist eine Erhöhung des ohnehin geplanten städtischen Zuschusses für die Projektgesellschaft von 2,157 Millionen Euro um 0,528 Millionen Euro auf dann 2,685 Millionen Euro vorgesehen", heißt es aus dem Presseamt. OB Helma Orosz (CDU) wird so zitiert: „Die Stadt leistet jetzt einen noch höheren Beitrag, um dem Stadionprojekt und der SG Dynamo Dresden zu einer wirtschaftlich gesicherten Zukunft zu verhelfen. Mit dieser Einigung wird dem Verein der Start in der neuen Arena deutlich erleichtert." Dass man sich bewegt hat, lag womöglich auch daran, dass DFB-Vertreter und der ehemalige Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, im Rathaus vorsprachen. Fast beiläufig wird erwähnt, dass der Stadtrat dem Vorschlag noch zustimmen muss. Das nächste Mal tagen die Räte am 2. April. Bis dahin muss auch die Geschäftsführung von Dynamo und der Aufsichtsrat der Schwarz-Gelben das Vertragswerk absegnen. Und da gibt es offenbar große Bedenken. Zu der verabredeten gemeinsamen Presseerklärung kam es nicht, die Stadt preschte allein vor, als Dynamo städtische Entwürfe ablehnte. Fakt ist: Dem Verein wäre nur kurzfristig geholfen, sieht er sich ab dem Sommer 2010 doch wieder vor dem Problem, nicht genug Geld für eine schlagkräftige Mannschaft aufbringen zu können, weil die Stadionkosten und die Tilgung der Darlehen nur das Backen kleiner Brötchen zulassen. Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne, Sportdirektor Ralf Minge und Präsident Hauke Haensel, die gestern Abend ab 18 Uhr bei einer nichtöffentlichen Sitzung des Sport- und Finanzausschusses weilten, waren vor Veröffentlichung der seit Mittag erwarteten Pressemitteilung nicht zu Stellungnahmen bereit. Auch Aufsichtsratschef Hans-Jürgen Tillig ging nicht ans Handy; eine Sitzung seines Gremiums hatte der Sebnitzer bis zum Abend noch nicht einberufen.

Wirklich erfreut zeigte man sich mit dem wackligen Kompromiss nur bei der von HBM geführten Projektgesellschaft: „Wir können damit sehr gut leben, weil wir wollen, dass Dynamo in diesem Stadion spielt", so Stadionmanager Hans-Jörg Otto. Er sagte, dass man noch kleinere Zugeständnisse gemacht habe. Kommen mehr als 16 000 Zuschauer in die neue Arena, soll der Verein davon mehr als bislang vorgesehen profitieren können. Bisher sei ein prozentualer Anteil an den Einnahmen festgeschrieben gewesen, der sich nun je nach der Anzahl der zusätzlich ins Stadion kommenden Fans erhöhe. „Der Hebel für den Verein wird immer größer", sagte Otto.

Sportfive übte sich in Zurückhaltung. Thomas Schulte, Abteilungsleiter Rechteeinkauf, meinte nur: „Im Moment gehen wir noch keinen Kommentar zu dem Thema ab. Das machen wir erst, wenn es abgeschlossen ist. Wir hoffen aber, dass das zeitnah passiert." Der Hamburger bekräftigte noch einmal, dass sein Unternehmen stark an einem Abschluss mit den Schwarz-Gelben und HBM interessiert ist, „weil Dynamo ein Traditionsverein ist und Dresden eine Stadt mit großem Entwicklungspotenzial, die mit dem Stadion jetzt auch über die nötige Infrastruktur verfügt". Laut Schulte wäre Dynamo der erste Drittligist, den sein Unternehmen vermarkten würde. Bisher gehören sieben Erstligisten (HSV, Leverkusen, Hannover, Frankfurt, Hertha, Dortmund, Bielefeld) und drei Zweitligisten (Nürnberg, Kaiserslautern. Augsburg) zu den Partnern.
Jochen Leimert


Sächsische Zeitung, 26. März 2009

Der Kompromiss im Stadion-Streit
Von Sven Geisler

Ein Wort bricht das Schweigen. Die Landeshauptstadt Dresden hat gestern Nachmittag in einer Pressemitteilung die Eckpunkte der Einigung im Streit um die Nutzung und Vermarktung des neuen Dresdner Fußball-Stadions bekanntgegeben.

Damit hat sie offenbar ihre Gesprächspartner überrascht, die sich strikt an das vereinbarte Stillschweigen halten wollten. Der Aufsichtsrat von Dynamo war jedenfalls in den Kompromiss nicht eingeweiht worden, weil dieser zuvor vertraglich fixiert sein sollte. Zudem ging das Schreiben unabhängig von der außerordentlichen Sitzung des Sportstätten- und Bäderausschusses sowie des Finanzausschusses aus dem Rathaus.
Allerdings mit dem Hinweis: „Die Zustimmung der jeweils zuständigen Gremien (Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden und Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden) ist noch einzuholen.“ Ob die Vorstände der HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH als Bauträger und des Vermarkters „Sportfive“ schon grünes Licht gegeben haben, war gestern Abend nicht zu erfahren.

„Die Pressemitteilung ist mit uns nicht abgestimmt“, meinte SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne kurz angebunden, denn er war als Gast zur Sitzung der Ausschüsse des Stadtrates geladen.

Folgende Vereinbarungen gab die Stadt bekannt:

Vermarktung

„Der gemeinsame Vermarktungsvertrag der Projektgesellschaft und Dynamo Dresden mit dem Vermarkter Sportfive mit einer Laufzeit von zwölf Jahren kann nunmehr unterschrieben werden“, heißt es in der Pressemitteilung.
Die auf Fußballklubs spezialisierte Agentur „Sportfive“ soll sowohl das Stadion als auch den Verein vermarkten. Sie garantiert Einnahmen in etwa der gleichen Höhe, wie sie Dynamo zurzeit durch Sponsoren erzielt. Das sind rund 2,5 Millionen Euro pro Saison. Davon gehen allerdings laut Vertrag 835.000 Euro als Sockelbetrag an die Betreibergesellschaft von HBM.
Einmalig zahlt „Sportfive“ an den Verein 500.000 Euro Antrittsgeld.

Mehrkosten

„Die Landeshauptstadt übernimmt ... eine weitere Zahlung in Höhe von maximal 679.000 Euro“, wird mitgeteilt. Sie kommt damit für Mehrkosten beim Ausbau des Business- und Logenbereiches sowie des Kabinentraktes auf. Sie erfüllt damit nach eigener Ansicht die zu erwartenden Anforderungen des Fußball-Weltverbandes Fifa für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011.
Zur Finanzierung der umstrittenen Fankneipe stelle HBM ein Gesellschafter-Darlehen in Höhe von 900.000 Euro zur Verfügung. Dynamo verpflichte sich, diese Kosten über einen Zeitraum von zehn Jahren abzuzahlen. Eine solche Forderung hatte der Verein bisher kategorisch abgelehnt. Die Stadt setzt deshalb die Tilgung des Darlehens über 1,25 Millionen Euro für die erste Saison im neuen Stadion aus, das sie dem Verein im Mai 2008 gewährt hatte. Das sind monatlich 16.666 Euro.
„Der Kredit, den wir Dynamo gegeben haben, hat offensichtlich nicht viel geholfen, wenn der Verein schon wieder in finanzieller Schieflage ist“, kommentierte Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann gegenüber dem MDR-Sachsenspiegel.

Zuschuss

Die Stadt Dresden übernimmt für die nächste Saison den Schuldendienst für das neue Stadion gegenüber der HBM-Projektgesellschaft. „Hierfür ist eine Erhöhung des ohnehin geplanten städtischen Zuschusses für die Projektgesellschaft von 2,157 Millionen Euro um 528.000 Euro auf dann 2,685 Millionen Euro vorgesehen“, wird in der Pressemitteilung vorgerechnet.
Das hieße: Dynamo könnte reichlich eine halbe Million Euro mehr aus der Vermarktung für sich beanspruchen – allerdings lediglich für eine Spielzeit. Ein Sonderkündigungsrecht nach einem Jahr, wie es Dynamo wollte, wird in der Pressemitteilung nicht erwähnt.

„Die Stadt leistet jetzt einen noch höheren Beitrag, um dem Stadionprojekt und der SG Dynamo Dresden zu einer wirtschaftlich gesicherten Zukunft zu verhelfen“, sagte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU). Damit werde dem Verein der Start in der neuen Arena deutlich erleichtert. Vom Verein war gestern Abend keine Stellungnahme mehr zu bekommen. Die Führungscrew saß im Rathaus.


dresden-fernsehen.de, 25. März 2009

Einigung im Dresdner Stadion-Streit

Die Stadionfrage ist geklärt. Die Landeshauptstadt beteiligt sich jetzt mit einem höheren Beitrag. Und greift damit der SG Dynamo unter die Arme.

Nach intensiven Verhandlungen zwischen HBM, der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG, dem Vermarktungspartner SPORTFIVE, der SG Dynamo Dresden e. V. und der Landeshauptstadt Dresden konnte eine Einigung zu den noch offenen Fragen im Zusammenhang mit der Finanzierung von Stadionzusatzkosten, den Nutzungs- und den Vermarktungsverträgen erzielt werden.

Folgende wesentliche Eckpunkte wurden vereinbart:

Der gemeinsame Vermarktungsvertrag der Projektgesellschaft und Dynamo Dresden mit dem Vermarkter SPORTFIVE mit einer Laufzeit von 12 Jahren kann nunmehr unterschrieben werden.

Die Landeshauptstadt übernimmt neben den bereits bekannten Finanzierungen für das Stadion-Projekt eine weitere Zahlung in Höhe von maximal 679.000 Euro zur Finanzierung im Business- und Logenbereich sowie im Bereich der Sportlernutzung.

Damit erfüllt die Landeshauptstadt auch die zu erwartenden FIFA-Anforderungen im Zusammenhang mit der Frauen-Fußball-WM im Jahr 2011. HBM stellt ein Gesellschafter-Darlehen zur Finanzierung der Fangaststätte in Höhe von 900.000 Euro zur Verfügung.

Die SG Dynamo Dresden verpflichtet sich zur Refinanzierung der Investitionskosten für die Fangaststätte über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Für die erste Saison im neuen Stadion wird die Landeshauptstadt zur Kompensation der Rückzahlungsverpflichtung für die Fangaststätte in gleicher Größenordnung die Tilgungspflicht des im Mai letzten Jahres ausgereichten Darlehens der Landeshauptstadt an die SG Dynamo Dresden aussetzen.

Ebenfalls für die erste Saison im neuen Stadion wird die Landeshauptstadt Dresden der SG Dynamo Dresden eine finanzielle Erleichterung einräumen, indem für diesen Zeitraum von der Landeshauptstadt die vollständige Übernahme der Zahlungen des Schuldendienstes gegenüber der Projektgesellschaft erfolgt.

Hierfür ist eine Erhöhung des ohnehin geplanten städtischen Zuschusses für die Projektgesellschaft von 2,157 Millionen Euro um 0,528 Millionen Euro auf dann 2,685 Millionen Euro vorgesehen. Die Zustimmung der jeweils zuständigen Gremien (Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden und Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden) ist noch einzuholen.

„Die Stadt leistet jetzt einen noch höheren Beitrag, um dem Stadionprojekt und der SG Dynamo Dresden zu einer wirtschaftlich gesicherten Zukunft zu verhelfen“, sagt Oberbürgermeisterin Helma Orosz.

Mit dieser Einigung wird dem Verein der Start in der neuen Arena deutlich erleichtert. Es kommt nun darauf an, dass in Dresden erfolgreicher wieder in den Vordergrund tritt.“
Quelle: Stadt Dresden


Morgenpost, 25. März 2009

Na endlich: Streithähne fanden Kompromiss

DRESDEN – Gott sei dank: Der Umzug von Dynamo Dresden nach Leipzig scheint jetzt wirklich begraben zu sein.

Die Vertreter des Vereins, der Stadtverwaltung, des Bauherren HBM und des Vermarkters Sportfive haben gestern stundenlang diskutiert, gestritten und verhandelt. Und Stillschweigen bis heute vereinbart. Am Abend sickerte dann durch, dass man eine Lösung im Stadion-Streit gefunden hätte. Fakt ist, dass aus der Stadtkasse noch mal ein kräftiges Sümmchen fließen wird, was aber noch vom Stadtrat (nächste Sitzung am 2. April) genehmigt werden müsste, weil damit in den bestehenden und vom Rat beschlossenen Baukonzessionsvertrag eingegriffen würde. Ein außerordentliches Kündigungsrecht, wie von Dynamo verlangt, scheint aber ebenfalls vom Tisch. Angeblich wollen alle Beteiligten heute die Lösung präsentieren. Hoffentlich, denn die Posse sollte endlich zu den Akten gelegt werden…
elu


BILD, 25. März 2009

Stadion-Streit

Umzug nach Leipzig vom Tisch?

Das hört sich gut an!
Im seit Wochen andauernden Dresdner Stadion-Streit scheint endlich eine Einigung in Sciht zu sein. Gestern verhandelten Vertreter der Stadt, von HBM und Dynamo den ganzen Tag lang. Wichtichtes Ergebnis: Die Stadt soll jatzt wohl bereit sein, den Betriebskostenzuschuss für die neue Arena im ersten Jahr von 2,1 auf 2,6 Millionen Euro aufzustocken. Das würde für die SG Dynamo, die bisher über zwei Mio. Euro pro Saison für die Stadion-Nutzung zahlen sollte, eine Entlastung von 500.000 Euro bedeuten. Damit sollte der geplante Umzug nach Leipzig vom Tisch sein.


Wochenkurier, 25. März 2009

EINWURF
Die WOCHENKURIER-Kolumne von Gerd Zimmermann (Printausgabe)

Na, wer erklärt denn dieses 3:0 in Burghausen? Urplötzlich stimmte alles bei Dynamo. Über Nacht hat der Trainer nicht nur die Taktik, sondern auch die einzelnen Positionen innerhalb des Teams neu besetzt. Auf einmal geht ein ganz wichtiges Auswärtsspiel ab wie Schmidts Katze. Natürlich ist etwas passiert im Mannschaftsgefüge. Klartext wurde geredet zwischen dem Mannschaftsrat, Sportdirektor Minge und Trainer Kaiser. Und siehe da, heraus kommt ein Auswärtssieg der ganz wichtigen Sorte. Das gab es alles schon im Fußball, das gab es alles schon einmal bei Dynamo. In der ersten Bundesliga-Saison forderte Hans Uwe Pilz den damaligen Coach Helmut Schulte heraus. Nach einer schlimmen 0:3-Niederlage bei der SG Wattenscheid 09 krempelte die Mannschaft einiges um, der Abstieg wurde verhindert. Diesmal nach einer peinlichen 0:2-Niederlage bei der Zweiten von Stuttgart erlebte genau dieses Prozedere eine Wiedergeburt. So lange es allen zum Nutzen ist, ist alles richtig und gut gewesen. Es spricht auch für den Anstand der Truppe, dass nach den 90 Minuten von Burghausen alle zufrieden waren. Kein Nachkarten, die Freude bei allen war riesengroß. Ein Beispiel, wenn erwachsene Männer sich zusammenraufen, um etwas bewegen zu wollen. Das war vor einem Jahr noch ganz anders.

Jetzt müsste dieses positive Beispiel nur noch abfärben auf den Dauerzoff um die Spielstätte. Sich gegenseitig Briefe schreiben und diese über die Presse veröffentlichen lassen, das hatte in der letzten Woche dann mal Kindergarten-Niveau. Großen Teilen der Bevölkerung reicht es langsam. Sie haben nur noch ein ungläubiges Schulterzucken übrig für die Unfähigkeit, in eine verfahrene Sache doch noch Vernunft einfließen zu lassen. Aber wenn es um das Geld geht, setzt halt bei vielen der Verstand aus. Die Dynamo-Anhänger wollen am Freitagabend mit einer besonderen Aktion zumindest für Aufsehen sorgen. Ein gemeinsamer Autocorso in Schwarz-Gelb quer durch die Stadt mit einer Sonderrunde um das Rathaus wird seine Wirkung nicht verfehlen. Wie war das doch gleich, damals mit den Aktionen rund um den Dresdner Opernball? Als Fußballkaiser Franz mit Hilfe des demokratischen Drucks der Straße auf Sachsens Ministerpräsident Milbradt traf, war auf einmal der Stadionbau besiegelt.
Wo ein Wille ist, ist immer ein Weg.

Ihr Gerd Zimmermann


Sächsische Zeitung, 25. März 2009

Streit um Stadion beigelegt – Dynamo bleibt in Dresden

Im Streit um die Nutzung des neuen Dresdner Stadions gibt es einen Kompromiss. Das bestätigten Vertreter von Stadt, Bauträger HBM und dem Verein gestern Abend gegenüber der SZ.

Die Zustimmung der Gremien vorausgesetzt, ist ein Umzug des Fußball-Drittligisten SG Dynamo von Dresden in das Zentralstadion nach Leipzig kein Thema mehr. Mehr als neun Stunden hatten die Verantwortlichen in Anwesenheit ihrer Anwälte hinter verschlossenen Türen um eine Lösung gerungen.

Für den Kompromiss mussten alle ihre Vorstellungen zurückschrauben. Über die Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart.


Nach Marathon-Verhandlung: Die Lösung ist in Sicht

Im Streit um das Dresdner Fußball-Stadion gibt es einen Kompromiss, über den alle Seiten schweigen.

Offiziell wollte keiner raus mit der Sprache, aber letztlich bestätigten alle Seiten: Es gibt einen Kompromiss im Streit um das neue Dresdner Fußball-Stadion. Wie dieser konkret aussieht, lässt sich allerdings nicht vermelden: Es wurde Stillschweigen vereinbart. Und weil in dieser sensiblen Angelegenheit jedes Wort abgewogen sein will, geben die Vertreter der Stadt, des Bauträgers HBM und des Vereins SGDynamo keine Inhalte preis.

Schließlich war schon mehrfach einer der Beteiligten zu weit vorgeprescht mit öffentlichen Erklärungen. Gestern verhandelten sie – in Anwesenheit der Anwälte – im alten Internatsgebäude am Stadion hinter verschlossenen Türen: von morgens 8Uhr bis kurz vor 17 Uhr. Diese Marathon-Debatte führte zu einem Ergebnis, dass von den Gremien jedoch abgesegnet werden muss, wahrscheinlich sogar vom Dresdner Stadtrat. Für heute, 18Uhr, hat Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) bereits die Vertreter des Betriebsausschusses für Sportstätten und Bäder sowie des Finanzausschusses kurzfristig zu einer Sondersitzung eingeladen. Einziger Tagesordnungspunkt: „Zukunft der SG Dynamo Dresden.“ Getagt wird allerdings nicht öffentlich. Verschwiegenheit ist angesagt.
Ein Diskussionspunkt für das Stadtparlament könnten die Mehrkosten für den Stadionbau sein, für die HBM ursprünglich eine städtische Bürgschaft in Höhe von 2,8Millionen Euro verlangt hatte. Die letzte bekannt gewordene Forderung belief sich noch auf 1,3Millionen Euro vorwiegend für die Fankneipe, die aus dem Hauptgebäude in den Zuschauerbereich verlagert werden soll. Dynamo hatte es abgelehnt, als potenzieller Mieter dafür zu zahlen.

Diskussionswürdig wäre aber auch die „dynamische Anpassung des Betriebskostenzuschusses“ an die wirtschaftliche Situation des Vereins, die SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne im Gespräch mit der SZ (Ausgabe 20.März) als einen Wunsch genannt hatte.

Laut Beschluss des Parlamentes zahlt die Stadt nach Fertigstellung der Arena jährlich einen Zuschuss zur Abzahlung des Baukredites. Dieser richtet sich nach der Spielklasse des Vereins: In der 2.Bundesliga wären das 0,758Millionen Euro, in der 3.Liga 2,291Millionen, ab der Regionalliga 2,82Millionen.

Nicht beziffert wurde die Summe für den Fall, dass das Stadion leer steht. Einen Umzug nach Leipzig hat Dynamo gestern nicht bekannt gegeben. Ein gutes Zeichen für alle Fans – und Dresden. (SZ/-ler/-ale)


Sächsische Zeitung, 24. März 2009

Dynamo-Fans planen einen Autokorso

Mit einem Autokorso durch die Dresdner Innenstadt wollen Dynamo-Fans für ein rasches Ende des Stadion-Streits demonstrieren. Die Aktion beginnt am Freitag um 17.30 Uhr auf der Blüherstraße nahe der Stadionbaustelle. Die Route führt über die Carolabrücke zum Albertplatz und wieder zurück zur Blüherstraße. Die Fangemeinschaft Dynamo und die Faninitiative Pro RHS fordern Stadt, Verein und die Baufirma HBM zu einem Kompromiss im Streit um die Stadionvermarktung auf. (SZ)Sport


Heute Stadion-Gipfel im Rathaus

In Leipzig sagt man: Es wäre verrückt, wenn Dynamo nicht in Dresden spielt.
Gibt es heute endlich die Lösung im Streit um das neue Dresdner Stadion? Ab 8Uhr verhandeln Vertreter von Stadt, Bauträger HBM und dem Fußball-Drittligisten SGDynamo im Rathaus. Über mögliche Kompromissvarianten wollte sich vorab niemand mehr äußern.

Die zwei entscheidenden Fragen für das Gipfeltreffen: Wer kommt für die Mehrkosten beim Neubau auf, speziell für die Fankneipe? Wie hoch wird Dynamo durch den Nutzungsvertrag an den Einnahmen aus der Vermarktung beteiligt?

"Ich bin optimistisch“, meinte Stefan Bohne gestern lediglich zu den Erfolgsaussichten, und der SGD-Geschäftsführer bekräftigte die Absicht von Dynamo, eine Dresdner Lösung zu finden. „Unabhängig davon möchte ich sagen, dass sich Leipzig uns gegenüber absolut fair verhält. Michael Kölmel hat uns unterstützt, ohne das mit Forderungen zu verbinden“, erklärte Bohne. Medienunternehmer Kölmel, der Besitzer des Zentralstadions, habe gesagt: „Eigentlich wäre es verrückt, wenn Dynamo nicht in Dresden spielt. Nur wenn ihr das Problem nicht gelöst bekommt, könnt ihr unsere Option ziehen.“

Die Mannschaft hat mit dem 3:0-Sieg bei Wacker Burghausen die beste Vorlage für entspannte und erfolgreiche Verhandlungen geliefert. „Der Klassenerhalt ist die Grundvoraussetzung für alle Diskussionen um das Stadion“, sagte Bohne erleichtert: „Über den Spielbetrieb in der Regionalliga bräuchten wir uns bei diesen Kosten keine Gedanken zu machen.“ (SZ/-ler)


dresden-fernsehen.de, 23. März 2009

Zuschauer-Nachricht:

Stadion-Streit führt in Sackgasse - Prominente setzen sich für Einigung ein In einem offenen Brief an die Presse haben sich bekannte Persönlichkeiten für eine Einigung im Dresdner Stadion-Streit eingesetzt. Sie fordern die Stadt Dresden, die SG Dynamo und die Firma HBM auf, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen.

Zitat Gunter Emmerlich:

"Es ist so als wenn man eine Semperoper baut und man spielt aber in der weitaus weniger schönen Oper in Leipzig. Das ist doch bekloppt sowas. Es ist ein Trauerspiel und ich hoffe, dass der letzte Akt des Trauerspiels nun bald gespielt ist und wir zum Lustspiel übergehen."


Unterstützerbrief, 21. März 2009

Mit großer Besorgnis haben wir zur Kenntnis genommen, dass die Verhandlungen zwischen der Landeshauptstadt Dresden, der Firma HBM und der SG Dynamo Dresden über den künftigen Betrieb des derzeit noch im Bau befindlichen Fußballstadions in Dresden offensichtlich in eine Sackgasse geraten sind.

Mit Vorfreude und riesigen Erwartungen hatte die große Fangemeinde der SG Dynamo Dresden in der Stadt, dem Land Sachsen und der gesamten Bundesrepublik der Fertigstellung des neuen Stadions entgegengefiebert. Hoch waren die Erwartungen, dass durch ein modernes Stadion die wirtschaftliche Situation des Vereines nachhaltig verbessert und dessen sportliche Perspektive stabilisiert werden kann. Die Stadt Dresden sollte über einen dann wieder erfolgreicheren Verein einen positiven Imagetransfer erfahren und zusätzlich von regional-ökonomischen Effekten profitieren. Die Firma HBM wollte einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie zweckmäßige und attraktive Stadien baut.

Nunmehr scheinen sich diese hoffnungsfrohen Vorstellungen in das Gegenteil zu verkehren: Ein nicht genutztes Stadion mitten im Herzen der Landeshauptstadt Dresden, ein Fußballverein, welcher trotz aller organisatorischer und sicherheitstechnischer Bedenken in der neuen Saison 38 Auswärtsspiele bestreiten wird, eine Betreibergesellschaft, die das wohl schönste Stadion im Osten der Republik nicht seinem eigentlichen Zweck zuführen kann.

Wir fordern alle Beteiligten auf: Beenden Sie alsbald die gegenseitigen Schuldzuweisungen über die Medien und kehren Sie wieder an den Verhandlungstisch zurück! Rücken Sie von festgefahrenen Verhandlungspostionen, persönlichen Vorbehalten und eigenen Interessen zum Wohle eine kreativen und tragfähigen Vertragskonstruktion ab.

Sichern Sie gemeinsam durch nachhaltige und faire vertragliche Regelungen sowohl den bestimmungsgemäßen Gebrauch des Stadions als auch den wirtschaftlichen Weiterbestand der SG Dynamo Dresden und damit die Fortsetzung des Profi-Fussballes in der Stadt. Werden Sie sich bitte der Verantwortung bewußt, in den nächsten Tagen nicht nur über das Schicksal eines Fussballvereins, sondern über die Herzensangelegenheit zehntausender Menschen in und außerhalb Sachsens, über die Aufrechterhaltung einer mehr als 55-jährigen Fussballtradition zu entscheiden.

Lassen Sie nicht zu, dass dieser Verein am neuen Stadion zugrunde geht.

Unterzeichner in alphabetischer Reihenfolge:

Berger, Jörg Fussballtrainer, Autor
Brinkmann, Ansgar Fussballprofi
Czudaj, Harald Olympiasieger 1994
Drogan, Bernd Weltmeister 1979,1981,1982
Emmerlich, Gunter Opernsänger, Entertainer
Fleischer, Annett Schauspielerin, Moderatorin
Förster, Kerstin Olympiasiegerin 1988
Haueisen, Sylvia Managerin Profi-Team Continental-Milram
Hölzel, Yvonne Model
Kaiser, Roland Schlager-Star
Kreische, Hans-Jürgen Dynamo-Idol, Torschützenkönig
Kirsten, Ulf Dynamo-Idol, Torschützenkönig
Luding, Christa Olympiasiegerin 1984, 1988
Otto, Werner Weltmeister 1969, 1971
Rehmer, Marko Vizeweltmeister 2002
Steffen, Britta Doppelolympiasiegerin 2008
Stumph, Wolfgang Schauspieler, Kaberettist
Sobotzik, Thomas Fussballprofi
Wessels, Gesine Mode-Designerin

PS von Gunter Emmerlich: Darüberhinaus möchte ich die Dynamospieler bitten, eine dem Traditionsverein gerecht werdende Spielweise an den Tag zu legen. Nur mit Statisten kann man auch kein Opernhaus führen.


Morgenpost, 20. März 2009

GLOSSE
Posse im Tal der Ahnungslosen
Von Enrico Lucke

Den Titel „Weltkulturerbe“ verliert Elbflorenz, aber eines wird uns hier nie genommen: Dresden liegt im Tal der Ahnungslosen. Und wohl deshalb sahen sich diese Woche Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann und die gesamte Dynamo-Führungsriege in der Pflicht. Was der eine behauptete, widerlegte die Gegenseite postwendend. Aber wer ist denn nun der Ahnungslose?

Der Verein? Nein! Schließlich ist man bei den Schwarz-Gelben ja seit Jahren auf einem guten und vor allem richtigen, erfolgreichen, zukunftsorientierten Weg… Durch die solide Politik sind die Millionen-Schulden Geschichte und sportlich hat man die Bundesliga als realistisches Ziel im Blick. Dynamo ist wieder Kult. Deshalb hat man sich einen cleveren Marketing-Schachzug einfallen lassen: Umzug nach Leipzig. Dann ist man zumindest in Dresden das langjährige Gewaltproblem los.

Auch die Lokisten freuen sich schon. Unter Studenten ist der Begriff „schlagende Verbindung“ nichts Neues. Und das in einer Stadt, in der das Völkerschlachtdenkmal steht – darauf können nur Dynamos Marketing-Strategen kommen. Überragend ist aber auch die Strategie der Stadtverwaltung. Mit dem Konzessionsvertrag hat man vor zwei Jahren das Schafott an der Lennéstraße errichtet. Die Schlinge hängt seit Monaten um den Hals des Vereins und zieht sich stetig zu. Nur leider hat man vergessen, wie man den Knoten aufbekommt.

So ein Mist. Und jetzt ist guter Rat TEUER! Einen positiven Aspekt hat die Dresdner Stadion-Posse aber doch. Denn jetzt gibt’s im Tal der Ahnungslosen nicht nur Westfernsehen, sondern sogar eine eigene sächsische „Daily Soap“. Gute Zeiten, schlechte Zeiten…


BILD, 20. März 2009

Stadion-Streit in Dresden immer schlimmer
Kommt endlich zur Vernuft

Von TIM SCHLEGEL

Der Dauer-Zoff um den Stadion-Neubau in Dresden! Erst lag sich Bauherr HBM mit der Stadt über die Mehrkosten (1,3 Mio. Euro) in den Haaren. Jetzt liefert sich das Rathaus eine Schlammschlacht mit Dynamo um den nach wie vor nicht unterschriebenen Nutzungsvertrag.

Stefan Bohne (35), Geschäftsführer des Drittligisten, gibt zu: „Wenn wir uns weiter gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, kommen wir keinen Schritt weiter. Wir müssen nach einer Lösung suchen, mit der alle Seiten leben können. Und zwar ganz, ganz schnell.“

Die Fakten: Die Arena kostet HBM 4,5 Mio. Euro im Jahr (inkl. Kredit). 2,1 Mio. Euro schießt die Stadt in der 3. Liga zu. Den Rest (2,4 Millionen) soll Dynamo zahlen. „Nicht machbar“, sagt der Verein. „Wir wären nicht mehr konkurrenzfähig, könnten nicht überleben.“

Auch wenn das Dynamo reichlich spät festgestellt hat – ein Kompromiss muss her! Denn steht das neue Stadion am Ende leer, gibt es nur Verlierer. Sollte Dynamo aus Kostengründen wirklich nach Leipzig umziehen müssen, lacht ganz Fußball-Deutschland über Dresden...

BILD fordert deshalb: Beendet den Streit und kommt endlich zur Vernunft!


Sächsische Zeitung, 20. März 2009

„Das Stadion kostet uns 2,5 Millionen“

Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne erklärt die Position des Vereins im Dresdner Stadion-Streit.

Herr Bohne, gibt es für Dynamo noch einen Ausweg im Streit um das neue Dresdner Fußball-Stadion?

Ich denke, das ständige Verschieben der Entscheidung von unserer Seite zeigt, dass wir lösungsorientiert für Dresden denken.

Was sind die Knackpunkte?

Das neue Stadion stellt für uns eine neue Situation dar. Deshalb möchten wir die Möglichkeit einer außerordentlichen Kündigung nach einem Jahr. Wir wollen uns nicht für zwölf Jahre an einen Vertrag binden, mit dem wir nach unserer Meinung nicht überleben können.

Wieso nicht?

Das Stadion kostet uns 2,5Millionen Euro pro Saison, was wir uns bei einem Gesamtetat von knapp über sechs Millionen nicht leisten können. Für uns ergibt sich ein Minus von knapp einer Million Euro.

Und die will Dynamo zehn Jahre lang von der Stadt kassieren?

So etwas haben wir nie gefordert.

Sondern?

Unser Vorschlag ist, den Betriebskostenzuschuss der Stadt für das Stadion dynamisch an die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins anzupassen. Wir sind uns im Klaren, dass die Stadt dafür eine Obergrenze festlegen muss. Wir sehen diese bei dem im städtischen Haushalt kalkulierten maximalen Zuschuss von 2,8Millionen Euro.

Das heißt doch im Klartext: Dynamo lässt sich sein wirtschaftliches Risiko – schlimmstenfalls seine Misswirtschaft – vom Steuerzahler absichern?

Es heißt, dass wir uns als Verein in der Pflicht sehen. Erstens: unsere Kosten durch knallharte Sparmaßnahmen – auch in Zusammenarbeit mit der HBM-Projektgesellschaft – weiter senken. Zweitens: unsere Einnahmen aus Marketing, Fanartikelverkauf und Ticketing verbessern. Und drittens: mit Transparenz bei der Stadt sowie unseren Mitgliedern und Fans Vertrauen gewinnen. Ich bin überzeugt: Würde Dynamo mehr Vertrauen genießen, hätten wir die Diskussion nicht in dieser Form.

Solche Absichtserklärungen gab es oft genug. Trotzdem tat sich für die laufende Saison wieder ein Etat-Loch auf. Warum sollte man also noch Vertrauen in den Verein setzen?

Diese Frage ist berechtigt, aber: Wir haben in dieser Saison die Kosten um 300000Euro reduziert. Das Problem entstand vielmehr durch die schlechte Einnahme-Situation.

Wo liegen dafür die Ursachen?

Die Analyse ist nicht abgeschlossen. Es gab zweifellos Schwachstellen in der Etatplanung wie in der Berechnung der Ticket-Einnahmen. Wir mussten Defizite im Marketing, auch verursacht durch die Wirtschaftskrise, feststellen. Rückgänge gab es zudem im Verkauf von Fanartikeln.

Der Umgang mit Zahlen gehört nicht zu Dynamos Stärken. Im Dezember 2008 sollen Sie für ein Sanierungskonzept eine andere Rechnung aufgemacht haben als jetzt.

Für das Sanierungskonzept wurde zum Beispiel unterstellt, dass wir das Stadion ab 1.Juli vollständig nutzen können und der Vermarkter im letzten Quartal 2008 startet. Der Bau soll nun Anfang Oktober abgeschlossen sein, und wegen der ungeklärten Vertragslage müssen auf den letzten Drücker Sponsoren gewonnen werden. Die jetzige Ausgangsposition ist deutlich ungünstiger als noch im Dezember.

Es hieß, die Verträge für Nutzung und Vermarktung des Stadions seien am 19.Februar wegen der Forderung des Bauträgers HBM nach einer Bürgschaft für 2,8Millionen Euro Mehrkosten geplatzt. Damals hätten Sie also unterschrieben?

Nein. Das kam auch durch unsere Darstellung leider in der Öffentlichkeit falsch an. Richtig ist, dass wir klar gesagt haben und sagen: Mehrkosten können wir nicht schultern. Zeitgleich haben wir in der Vorbereitung der Lizenzunterlagen alle Zahlen auf den Prüfstand gestellt. Dabei ist unsere Vermutung bestätigt worden: Mit den Kosten für das Stadion können wir die nächste Saison definitiv nicht beenden.

Weshalb hat Dynamo seine Bedenken nicht eher angemeldet?

Das ist nicht korrekt. Der Verein hat mehrfach signalisiert, dass der Nutzungsvertrag eine nicht zu überwindende Hürde sein kann. Ich räume ein, dass Dynamo seine Interessen bereits 2006, also zum Ursprung der Verträge, mit mehr Druck hätte deutlich machen können. Aber es geht jetzt nicht darum, in der Vergangenheit zu wühlen, sondern eine Lösung zu finden, die wir später vertreten können.

Wie soll die aussehen?

Keine Mehrkosten, dynamische Anpassung der Betriebskosten, Nutzungsvertrag erst zum 1.Januar 2010 und Sonderkündigungsrecht nach einem Jahr.

Und welche Kompromisse macht der Verein?

Die haben wir an anderen Stellen gemacht. Selbst wenn wir diese Punkte geregelt bekommen, wären wir nicht auf Rosen gebettet. Unsere Gesprächsbereitschaft ist ungebrochen. Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber Fans und Mitgliedern bewusst.

Bis wann fällt die Entscheidung?

Ich nenne keinen Termin, aber wir brauchen eine schnelle Einigung.

Das Gespräch führte Sven Geisler.

Lars Jungnickel (Bänderriss im Sprunggelenk) fällt vier Wochen aus. Timo Röttger (chronische Entzündung der Achillessehne) wird operiert.


SPD und Grüne fordern Sondersitzung zum Stadion

Der Dresdner Stadionstreit soll nach dem Willen von zwei Ratsfraktionen entschärft werden. SPD und Grüne verlangen eine gemeinsame Sondersitzung der Ausschüsse für Sport und Finanzen. Dabei sollen auch Vertreter von Dynamo und der Baufirma HBM gehört werden. Seit Wochen schwelt ein Konflikt um Betrieb und Vermarktung des Stadions.
(SZ)Sport


BILD, 19. März 2009

Stadion-Streit

Stadt watscht Dynamo ab

Das schier unendliche Theater um den Stadionneubau im Dresden! Erst nahm die Stadt Dynamo in einem Brief unter Beschuss. Dann wehrte sich der Verein – ebenfalls schriftlich.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann schrieb dem Drittligisten u.a.: „So tief und fest schlafen kann doch keine Vereinsführung oder ein Aufsichtsrat gar nicht, wie dies nun leider den Anschein hat.“ Hintergrund für den erneuten Ärger: Dynamo hatte den Stadtvätern am Montag mitgeteilt, dass der Verein den Nutzungsvertrag für die neue Arena nun doch nicht unterschreiben wird. Begründung: Die Kosten von jährlich über 2 Millionen Euro sind nicht zu stemmen.

Der Verein bat die Stadt deshalb, den beschlossenen Betriebskostenzuschuss für die neue Arena von jährlich 2,1 Mio. Euro für die dritte Liga aufzustocken. Doch davon ist das Rathaus wenig begeistert – sowohl von der späten Erkenntnis des Vereins, als auch die Nachforderung betrifft.

Dynamos Antwort an Vorjohann: „In der Sache selbst beschleicht uns immer mehr das Gefühl, dass sie überhaupt kein Interesse an einer gemeinsamen Lösung haben,“ Nur gegenseitige Vorwürfe statt Lösungsvorschläge! Seit gestern ist eine Einigung im Stadionstreit in noch weitere Ferne gerückt……


Morgenpost, 19. März 2009

Keine Lösung! Dafür knallte es zwischen Vorjohann und Dynamo gestern kräftig

DRESDEN – Rums! Gestern flogen die Fetzen zwischen Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann und Dynamo…

Damit bekam der Krimi über den Stadion-Streit ein weiteres Kapitel. Während die Fans nicht interessiert, wer der Mörder ist (sie wollen endlich die Dresdner Einigung), suchen Verein und Stadt nach ihm: Herr Schuldig! Und so wetterte gestern Vorjohann auf seiner Spurensuche: „So tief und fest schlafen kann doch eine Vereinsführung oder ein Aufsichtsrat gar nicht, wie dies nun leider den Anschein hat.“ Er haderte mit der Tatsache, dass Dynamo quasi fünf vor zwölf mit der Erkenntnis um die Ecke kam, dass man sich unter den momentanen finanziellen Rahmenbedingungen die neue Arena nicht leisten kann.

Hintergrund: Im Konzessionsvertrag zwischen der Stadt und Arena-Bauer HBM ist geregelt, dass die Stadionrechte dem Unternehmen übertragen werden. Die Einnahmen fehlen jetzt dem Verein. Allerdings hieß es im schwarz-gelben Sanierungskonzept, dass Dynamo vor drei Monaten der Stadt vorgelegt hatte: Trotz dieser schwierigen Situation könne man einen Überschuss von rund 700 000 Euro in der kommenden Saison erwirtschaften.

Vorjohann: „Angesichts dieser Zahlen fällt es mir außerordentlich schwer, konkret nachzuvollziehen, an welcher Stelle sich welche Zahlen aufgrund welcher Annahmen nun plötzlich so verändert haben, dass kein positives Betriebsergebnis mehr zustande kommt.“ Schon gar nicht nachvollziehbar sei, dass der Verein auf einmal zusätzlich eine weitere Million jährlich als Zuschuss von Vorjohann haben will. Soll die Stadt ausgepresst werden wie eine Zitrone?

Der Verein wies diese Behauptungen zurück. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt zusätzliche Mittel in Höhe von einer Million Euro für die Laufzeit von zehn Jahren gefordert“, entgegnete Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne gestern Abend. „Lediglich gebeten, den städtischen Zuschuss bis auf den Maximalbetrag von ca. 2,6 Millionen anzuheben.“ Und geschlafen habe man jahrelang auch nicht. Stattdessen habe man im August und September 2008 auf die Lage hingewiesen, dass durch die Stadionverträge Mindereinnahmen von einer Million drohen. Mal sehen, wann die Streithähne wieder am Verhandlungstisch sitzen. Eigentlich brauchen beide eine schnelle Lösung…
Enrico Lucke


dnn, 19. März 2009

Stadionstreit geht in Form von Offenen Briefen weiter

Finanzbürgermeister Vorjohann beschuldigt Dynamo, immer neue Forderungen aufzumachen - der Verein wehrt sich

Dresden (DNN). Der Stadionstreit nahm gestern an Schärfe zu: In einem am Nachmittag durch das Presseamt veröffentlichten Brief von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) an die Dynamo-Geschäftsführung warf die Stadtverwaltung den Schwarz-Gelben vor, eine Lösung des Konfliktes durch immer neue finanzielle Forderungen zu verhindern. Der Verein habe im Dezember ein Sanierungskonzept vorgelegt, dessen Zahlen mit den aktuellen Forderungen nicht in Einklang zu bringen seien. Damals habe die SG Dynamo ein Plus für die Saison 2009/10 vorgerechnet, nun würden angeblich eine Million Euro pro Jahr zusätzlich aus Steuermitteln benötigt.

Die Dynamo-Geschäftsführung wies die Vorwürfe am Abend entschieden zurück und formulierte das ebenfalls in einem Brief, der in gleicher Manier den Medien, übermittelt wurde. Einen Beschluss pro Umzug nach Leipzig gab es im Aufsichtsrat nicht: Dynamo will noch einmal mit Stadt und HBM an einem Runden Tisch verhandeln. Bevor sich gestern Abend der Dynamo-Aufsichtsrat in der Geschäftsstelle traf, war Vorjohann in die Offensive gegangen, um den Klub für den noch immer nicht auszuschließenden Umzug Leipzig allein verantwortlich zu machen. In seinem vierseitigen Schreiben äußert der CDU-Politiker sein Unverständnis darüber, dass Dynamo laut Ansage vom vergangenen Montag nicht in Dresden spielen wolle, obwohl die Stadt an diesem Tag angeboten habe, von den Mehrkosten am Stadionbau „weitere Lasten" zu übernehmen und Dynamo nur noch die Refinanzierung der Fankneipe über zehn Jahre bliebe. Außerdem habe die Stadt als Hilfe bei der Refinanzierung die Aussetzung der Tilgungslast aus dem 1,25 Millionen-Euro-Kredit der Kommune für die nächste Saison angeboten.

Dynamo lehnte die Übernahme der Mehrkosten in seiner gestrigen Antwort erneut ab, eine weitere Verschuldung könne man nicht schultern. Da helfe auch die Aussetzung der Tilgung nichts. Vorjohann zeigte sich in seinem Brief zudem überrascht, dass Dynamo am Montag zusätzliche Mittel in Höhe von einer Million Euro pro Saison entweder als direkten Zuschuss aus dem städtischen Haushalt oder als Entlastung über die Stadionkosten gefordert habe, um eine konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen zu können. Dass man seitens der Schwarz-Gelben den seit 2006 bekannten Baukonzessionsvertrag nun in Frage stelle, könne er nicht nachvollziehen, so Vorjohann. Er fragte, was der Verein denn in den letzten drei Jahren gemacht habe: „So tief und fest schlafen kann doch eine Vereinsführung gar nicht, wie dies nun leider den Anschein hat."

Dynamo wies die angebliche Millionen-Forderung zurück. Man habe zu keinem Zeitpunkt zusätzliche Mittel in Höhe von einer Million Euro für eine Laufzeit von zehn Jahren gefordert. Und dass die Kostenstruktur im neuen Stadion dem Verein seit 2006 bekannt gewesen sei, wäre „an Sarkasmus kaum zu überbieten". Der Baukonzessionsvertrag sei schließlich ohne Dynamo ausgehandelt worden, belastbare Zahlen habe der Verein erst Ende letzten Jahres bekommen.

Vorjohann schrieb weiter, dass die SGD der Stadt am 17. Dezember 2008 ein Sanierungskonzept vorgelegt habe, das für die Saison 2009/10 auf Grundlage der gemeinsamen Vermarktung von Stadion- und vereinsgeborenen Rechten sowie auf der Basis eines gemeinsam mit der Projektgesellschaft entwickelten Wirtschaftsplans für den Betrieb des Stadions einen Jahresüberschuss von 693 000 Euro (nach Abzug der der Zinsen für aufgenommene Darlehen 533 000 Euro) ausweist. Wieso die halbe Million Euro Gewinn nun nicht mehr anfällt und Dynamo noch eine Million pro Zuschuss braucht, erschließe sich ihm nicht. „Noch im Dezember sagten Sie also, dass die Stadionnutzung zu den bekannten Konditionen zu Etatüberschüssen von 0,5 Mio. Euro führt und nun soll das alles nicht mehr stimmen?", fragte der CDU-Politiker. Um eine rasche Antwort war Dynamo auch da nicht verlegen: Den Businessplänen hätte die Annahme zugrunde gelegen, dass die Vermarktung des Stadions spätestens im Januar 2009 begonnen wird. Da das nicht möglich war, seien Mindereinnahmen nicht zu vermeiden. Bohne sagte über den DNN auch: „Wenn man Zahlen nicht glaubt, dann können die Stadt oder gar Sportfive auch gern über einen Posten im Aufsichtsrat bei uns Einsicht nehmen."

Bislang lehnte die Stadt das immer ab. Sie forderte nun „belastbare Zahlen“, die Dynamo bei einer neuen Verhandlungsrunde gern erläutern will. Bohne & Co. baten ausdrücklich um einen Terminvorschlag. „Wir müssen zurück zur Sachlichkeit", sagte der SGD-Geschäftsführer.
Jochen Leimert


Sächsische Zeitung, 19. März 2009

Eskalation im Dresdner Stadion-Streit

Dresden contra Dynamo – Stadt gegen Verein. Und umgekehrt. Eine Lösung im Streit um das neue Dresdner Fußball-Stadion ist seit gestern in weite Ferne gerückt.

Schwere Vorwürfe

Dresden contra Dynamo – Stadt gegen Verein. Und umgekehrt. Eine Lösung im Streit um das neue Dresdner Fußball-Stadion ist seit gestern in weite Ferne gerückt.

Die Eskalation:In einem Brief an die SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne und Ralf Minge, der den Medien zuging, greift Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann die Vereinsspitze massiv an. Den vom Klub am Freitag präsentierten Kompromissvorschlag weist der CDU-Politiker zurück. Er bezichtigt die Dynamo-Verantwortlichen, ihre Bedenken gegen den Baukonzessionsvertrag nicht rechtzeitig angemeldet zu haben und mit falschen Zahlen zu argumentieren. Die SZ analysiert die Vorwürfe der Stadt:

Millionen-Forderung:In dem Brief der Stadt heißt es: „Ihre erstmals am 16.03.2009 vorgetragene Forderung bestand zu unserer Überraschung ... darin, dass die SG Dynamo Dresden zusätzliche Mittel in Höhe von 1 Mio. EUR pro Saison entweder als direkten Zuschuss aus dem städtischen Haushalt oder aber als Entlastung über die Stadionkosten benötigt, da ansonsten kein konkurrenzfähiger Spielerkader gehalten werden kann und die Insolvenz des Vereins droht.“ Das wären in zehn Jahren zehn Millionen Euro, für die der Steuerzahler aufkommen müsse. Es sei dem Verein bekannt gewesen, dass die HBM-Projektgesellschaft ab Mai den Baukredit abbezahlen und dafür jährlich 570 000 Euro erwirtschaften muss. 2,1 Millionen Euro würden vertragsgemäß aus dem Haushalt der Landeshauptstadt zur Verfügung gestellt.

Zeitfrage:

Die Kosten-Struktur für das neue Stadion ist seit 2006 bekannt. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum der Verein erst „nach Abschluss eines sehr langen Verhandlungsprozesses ... mit der Projektgesellschaft“ die Grundkonstellationen infrage stelle. „So tief und fest schlafen kann doch eine Vereinsführung oder ein Aufsichtsrat gar nicht, wie dies nun leider den Anschein hat“, heißt es in dem von Vorjohann unterzeichneten Brief: „Ich muss Sie deshalb fragen, was Sie in den letzten Monaten und insgesamt in den letzten drei Jahren überhaupt veranstaltet haben.“ Fakt ist: Die ehemalige Dynamo-Führung um Geschäftsführer Volkmar Köster und Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister hat die Interessen des Vereins in der Stadionfrage zu keinem Zeitpunkt ausreichend vertreten. Bei der Vertragsgestaltung durfte der Klub dann aber nach Aussage von FDP-Stadtrat und Dynamo-Aufsichtsrat Jens Genschmar nicht mitreden.Schon bei der Unterzeichnung des Baukonzessionsvertrages zwischen Stadt und HBM am 5. April 2007 hat der Verein seine Bedenken angemeldet. Seitdem hat der damalige Aufsichtsratschef Thomas Mulansky in Gesprächen mit Vertretern der Stadt versucht, die Position für Dynamo zu verbessern.Der Verein sollte das Problem allein mit dem Bauträger HBM klären, hieß es. Seit Anfang vorigen Jahres liefen die Verhandlungen mit HBM über die gemeinsame Vermarktung, für die am 18. Dezember 2008 eine einvernehmliche Lösung mit der Agentur „Sportfive“ erzielt worden war. Erst am 16. Januar 2009 stimmte die Stadt zu.

Falsche Zahlen:

Vorjohann verweist auf die im Sanierungskonzept der SGD am 17. Dezember 2008 eingereichte Wirtschaftsplanung für die Saison 2009/10. Diese seien auf der Basis der jetzt zugrunde liegenden Verträge für die Nutzung und die Vermarktung des Stadions aufgestellt worden. Bei Einnahmen von 7,4 Millionen Euro habe der Verein Ausgaben von 6,7 Millionen Euro kalkuliert. Nach Abzug der Zinsen für laufende Darlehen bliebe ein Überschuss von 533 000 Euro.

Es sei nicht nachvollziehbar, auf Grund welcher Annahmen sich diese Zahlen nun so verändert haben, dass aus dem Plus ein Minus von der geforderten Million wird. Vorjohann verweist auf die Position Werbeeinnahmen, die mit 2,05 Millionen Euro „sogar niedriger als 2008/2009 geplant ist".

Vertrauensbruch:

Minge soll das nach dem Treffen mit der Oberbürgermeisterin vereinbarte Stillschweigen gebrochen haben, heißt es in Bezug auf den Artikel „Lässt Dresden Dynamo nach Leipzig ziehen?“ (Mittwochausgabe der SZ.) Darin hatte der SGD-Sportdirektor auf Nachfrage der SZ seinen Eindruck geschildert, dass die Stadt nicht bereit sei, ein Gutachten oder Aussagen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) in ihre Überlegungen einzubeziehen.

Im Gegenzug macht nun Vorjohann vereinsinterne Zahlen öffentlich. Zudem wird Dynamo aufgefordert, die Vergleichsstudie zu anderen Stadien vorzulegen. „Ich hatte angeboten, die Experten mit an den Tisch zu bringen. Das haben Herr Vorjohann zweimal und Frau Orosz einmal abgelehnt“, erklärt Minge. Die – wie es in dem Schreiben heißt – angeblichen Experten wären der Unternehmensberater Alfons Madeja aus Nürnberg, ein Vertreter des DFB und der frühere Bundesliga-Manager Reiner Calmund (Leverkusen) gewesen.
Bericht: Sven Geisler

Die Reaktion des Vereins

Dynamo hat gestern Abend, 20.45 Uhr, in einer Pressemitteilung auf die Darstellung der Stadt reagiert.

Der Verein

habe zu keinem Zeitpunkt von der Stadt zusätzlich eine Million Euro über zehn Jahre gefordert. „Unser einziges Ziel ist es nach wie vor, für den Verein unter Berücksichtigung der Üblichkeiten in der jeweiligen Liga einen konkurrenzfähigen Etat aufstellen zu können.“

Die Rechnung von Dynamo:

Bei einem Aufstieg in die 2. Bundesliga würde sich der städtische Zuschuss von 2,6 Millionen Euro jährlich (für die vierte Liga oder ein Stadion ohne Verein) auf 600 000 verringern. „Das bedeutet, dass die Landeshauptstadt um jährlich 2 Mio. € entlastet wird. Stellt man Ihre Berechnung aus diesem Blickwinkel an, wären es in zehn Jahren 20 Mio. €“, heißt es.

Der Aufsichtsrat

hat in seiner Sitzung gestern Abend nicht über die Stadionfrage entschieden. (SZ)


Sächsische Zeitung, 18. März 2009

Lässt Dresden Dynamo nach Leipzig ziehen?

Von der Stadt gibt es bisher kein positives Signal in der Stadionfrage.

Beschließt der Aufsichtsrat des Fußball-Drittligisten SGDynamo Dresden heute Abend den Umzug nach Leipzig? Aus dem Rathaus gibt es jedenfalls noch keine Erklärung zu dem vom Verein vorgelegten Lösungsvorschlag: Der Nutzungsvertrag zu besseren Konditionen gilt erst ab 1.Januar 2010. Der Klub erhält ein Sonderkündigungsrecht zum 30.Juni 2010. Dann bliebe das Rudolf-Harbig-Stadion auch in der nächsten Saison die Heimstätte der Gelb-Schwarzen.
Damit würde Zeit gewonnen, die grundlegenden Fragen der Finanzierung des Neubaus und dessen Vermarktung zu verhandeln. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Stadt bereit ist, neutrale Bewertungen wie ein Gutachten oder Aussagen vom Deutschen Fußball-Bund in ihre Überlegungen einzubeziehen“, sagte Dynamos Sportdirektor Ralf Minge. Er hatte am Montagabend Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (beide CDU) eine Studie vorgelegt, in der die wirtschaftlichen Nachteile für Dynamo bei der Stadion-Vermarktung gegenüber Städten wie Düsseldorf oder Kaiserslautern belegt werden. „Wir wollen kein Geld von der Stadt, wie es oft fälschlich dargestellt wird, sondern einen konkurrenzfähigen Mietvertrag“, machte Minge deutlich.

Vorjohann hatte im SZ-Gespräch bereits bestätigt, dass er den jetzt strittigen Baukonzessionsvertrag „als nicht ideal“ angesehen habe: „Aus heutiger Sicht wäre es sicher besser gewesen, ihn unter Beteiligung des Vereins aufzusetzen“, erklärte der Finanzbürgermeister (SZ/ 24.2.). Warum schwenkt er jetzt trotzdem nicht in den von Dynamo aufgezeigten Ausweg ein, diese komplizierte Konstellation ohne Zeitdruck auf den Prüfstand zu stellen?

Die Position der Stadt wirft Fragen auf. Offenbar beharren die Kommunalpolitiker zudem darauf, dass Dynamo an den vom Bauträger HBM angemahnten Mehrkosten für die Arena beteiligt werde. Für die Fankneipe und den Ausbau des Kabinentraktes soll der Verein zehn Jahre lang jeweils 135000 Euro abstottern.
An den nachträglichen Forderungen von HBM – ursprünglich 2,8 und zuletzt 1,3Millionen Euro – hatte sich der Streit vor drei Wochen öffentlich entzündet. Merkwürdig: Damals sprach Vorjohann davon, dass HBM den Verein „in Geiselhaft“ nehme und forderte das Bauunternehmen auf, Vermarktung und Baukosten nicht miteinander zu verknüpfen, sondern die unterschiedlichen Positionen gerichtlich klären zu lassen.

Gegenüber der SZ verriet Vorjohann sogar, darauf gefasst gewesen zu sein, dass HBM eine zusätzliche Rechnung aufmacht: „Sie wollten schon vor der Vertragsunterschrift einen höheren Zuschuss, was wir zurückgewiesen hatten.“ Plötzlich aber verkünden Stadt und HBM ihre Einigung; scheinbar auf Kosten des Klubs. „Was haben wir mit Nachforderungen zu tun?“, fragt Minge: „Wir sind lediglich ein potenzieller Mieter und nicht autorisiert, Aufträge zu erteilen, sondern äußern nur Wünsche. Für die kann man uns nicht zur Kasse bitten.“

Lässt Dresden Dynamo tatsächlich nach Leipzig ziehen? Bis heute Abend müsste es ein Signal geben, um die Blamage für alle Seiten zu verhindern. (SZ/-ler)


dnn, 18. März 2009

Stadionstreit - Treffen bei Orosz bringt keine Fortschritte

Dresden (DNN). Die Uhr im Lizensierungsverfahren tickt, doch eine Lösung des Stadionstreits ist noch immer nicht in Sicht. Auch das Treffen zwischen Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und der Dynamo-Geschäftsführung am Montagabend im Rathaus brachte keinen Durchbruch. Statt einer Annäherung zwischen den Verhandlungspartnern scheinen die Fronten zementiert. Im Presseamt der Stadt hieß es gestern folglich: „Es gibt nichts Neues, daher auch nichts zu sagen." Bei den Schwarz-Gelben zeigte sich Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne ebenfalls wortkarg: „Wir dürfen keine Informationen an die Presse geben. Das war Tenor auf beiden Seiten." Der Tonfall seiner Stimme verhieß dabei allerdings nichts Gutes, da schwang mehr als nur ein Hauch von Resignation mit. Fakt ist, die Erwartungen der SGD-Spitze vor dem Gespräch waren hoch. Erfüllt wurden sie nicht. Man hoffte u.a., dass die Stadt ernsthaft über eine Anhebung der Betriebskostenzuschüsse für die Stadion Dresden Projektgesellschaft nachdenken würde. Dadurch wäre deren Spielraum, Dynamo mehr als bisher an den Vermarktungserlösen partizipieren zu lassen, gewachsen. Doch offenbar fühlt sich die Rathaus-Spitze weiter dem Prinzip Kostenminimierung verpflichtet. Das Risiko, dass der Drittligist auf lange Zeit wirtschaftlich wie sportlich nicht in ruhiges Fahrwasser kommt, schätzen Orosz und ihre Mitarbeiter wohl geringer als Bohne & Co. ein.

Probleme gibt es aber nach wie vor nicht nur mit der Stadt. Während HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz in der Frage des von Dynamo geforderten außerordentlichen Kündigungsrechtes für die auf zwölf Jahre angelegten Stadionverträge Gesprächsbereitschaft signalisierte, lehnt der Sportrechtevermarkter Sportfive das Ansinnen nach DNN-Informationen ab. Wenn Dynamo nach einem Jahr kündigen könnte, sei es beispielsweise kaum möglich, einen Caterer im die neue Arena zu locken. Der will natürlich Planungssicherheit, wenn er in sein Geschäft investiert.
Welche Strategie der Verein angesichts der sehr bescheidenen Fortschritte im Kampf um akzeptable Konditionen im .neuen Dresdner Fußball-Tempel jetzt verfolgen will, wird der Aufsichtsrat heute Abend abwägen. Es dürfte eine spannende Sitzung werden.

Drei Fragen an...Klaus Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes

Frage: Wie verfolgen Sie den Krimi um das neue Harbig-Stadion?

Das ist eine Seifenoper. Dass Verträge langfristig ausgehandelt sind und ein Klub, wenn danach spielen sollte, finanziell kaputt geht, das kann ich überhaupt nicht begreifen. Dazu müssten aber Verantwortliche der Stadt Dresden gefragt werden.

Wie stehen Sie zu einem möglichen Umzug Dynamos nach Leipzig?

Wenn Dynamo im Zentralstadion spielt, dann wird die Anhängerschaft vom l. FC Lok Leipzig ständig Krieg spielen wollen. Da können wir zu jedem Spiel eine Polizeikette um das Stadion stellen. Das ist völlige Idiotie, für mich kann sowas überhaupt nicht stattfinden. Und jeder, der weiß, was wir in Sachsen für Probleme mit Fans haben, kann realistisch einschätzen, dass das eine Provokation allererster Art ist. Da kommt Sachsen in Sachen Gewalt im Fußball nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus.

Wie hoch schätzen Sie den Imageschaden ein, der durch die „Seifenoper" schon eingetreten ist?

Gucken Sie sich Leipzig und Dresden an: Das ist ein großes Trauerspiel im Fußball. Da kann man schon fast gar nichts mehr dazu sagen, weil einem nichts mehr einfällt. Wenn eine Stadt eine Ausschreibung macht für ihr eigenes Stadion und hinterher die Leute feststellen, das rechnet sich nicht, dann kann ich Dynamo Dresden verstehen. Aber verschiedene andere Leute, die das zu verantworten haben, kann ich nicht verstehen. Es gab mehrere Bewerber bei der Geschichte und man muss doch vorher wissen, was am Ende hinten rauskommt. Das hätte ohne Wenn und Aber anders gelöst werden können. Jetzt muss der Schuldige, der diesen Blödsinn gemacht hat, mal den Kopf hinhalten. Aber das geschieht nicht.

Es war schon früher so, dass Dynamo und die Stadt im Clinch lagen. Dann gab es eine positive Entwicklung und jetzt tritt das wieder ein, was vorher war. Das bringt aber die Stadt nicht vorwärts und Dynamo auch nicht. Die ganze Auseinandersetzung ist kontraproduktiv für Dynamo, das jetzt erst einmal gegen den Abstieg spielen muss. Immer wenn es oben knirscht, dann setzt sich das meist im spielerischen Niveau der Mannschaft fort.
JOL


Wochenkurier, 17. März 2009

Einwurf

WochenKurier-Kolumne von Gert Zimmermann


Dresden. Die Verantwortlichen von Dynamo Dresden waren also tief im Keller. Sie haben sich auf das Eingemachte gestürzt. Weil nichts anderes mehr da war, musste der Teufel Fliegen fressen. In der Not ist das so.

Eine von Leipzigs Medienmogul gewährte Bürgschaft von 350.000 Euro wurde mit Abnicken des Deutschen Fußball Bundes in ein Darlehen umgewandelt. Das wird sofort zurückgezahlt, wenn beispielsweise die halbe Million Antrittsprämie von der Vermarkterfirma Sportfive überwiesen wird. Doch so weit ist es noch lange nicht. Erst einmal werden neue Verhandlungen aufgenommen. Mit einem schwergewichtigen Moderator, der sich im Fußballgeschäft dann doch etwas auskennt. Reiner Calmund will vermitteln, weil ihn sein früherer Arbeitnehmer Ralf Minge darum gebeten hat. Weil der eigentlich keinen Ausweg mehr sieht aus der Finanzkrise. Damit ist aber mal nicht die Weltwirtschaftskrise gemeint, sondern die hausgemachte schwarz-gelbe. Die Sprüche kommen nur so gepurzelt. Die Luft zum Atmen würde fehlen, wenn sich Dynamo auf die Verträge mit der Stadt Dresden und HBM einlässt. Dreißig Jahre hätte der Verein Ketten am Fuß. Diese Aussagen sind nicht frei erfunden, weil mit einem gewissen Maß an Polemik eine besondere Aufmerksamkeit geschaffen wird. Diese Aussagen kommen von Ralf Minge. Der ließ die Verträge gegenlesen und wurde entscheidend gewarnt. Das Drama des Dresdner Fußballs steuert also gerade auf den nächsten Höhepunkt zu. Als Ende der 90er Jahre bekannt wurde, dass sich Deutschland um die Fußball-WM beworben hatte und den Zuschlag erhielt, wollte der DFB unbedingt Elbflorenz mit im Boot haben. Noch vor Leipzig. Zwei Drittel der Finanzierung der Schüssel hätte der Bund übernommen. Aber bockig wie die Landesfürsten damals waren, wollten sie nur Kunst und Kultur in der Sachsenhauptstadt etablieren. Der damalige Oberbürgermeister verkündete noch Jahre nach seiner Entscheidung voller Stolz, dass er diesen undurchsichtigen Stadionbauer aus seinem Rathaus gejagt hatte. Jetzt rettet Kölmel Dynamo, weil er immerhin sieben Millionen irgendwann vom Klub zurückerwartet.

Bei einem Gang zum Insolvenzrichter wäre seine Hoffnung futsch. Dynamos Kaufleute waren alle nicht da, als die entscheidenden Minuten für das Stadion und die Verträge angebrochen waren. Dumm gelaufen. Aber alle machen mit.


BILD, 17. März 2009

Stadion Streit - Dynamo bei OB Oroz

Der Stadionstreit in Dresden! Am Freitag hatte sich Dynamo weit aus dem Fenster gelehnt und eine Neuverhandlung der Nutzungsverträge gefordert. Deshalb mußte der Drittligist gestern Abend bei Dresdens OB Helma Oroz antanzen. Nach Bild- Informationen soll Dynamo klargemacht worden sein, dass eine Erhöhung des städtischen Zuschusses nicht in Frage kommt.


Morgenpost, 17. März 2009

Ausstiegklausel – zieht auch Sportfive mit?

DRESDEN – „Ich habe grundsätzlich kein Problem, Dynamo ein außerordentliches Kündigungsrecht nach einem Jahr einzuräumen“, versicherte gestern HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz und stieß damit wohl die Verhandlungstür im Dresdner Stadion-Streit auf! Allerdings erklärte der Bauunternehmer im selben Atemzug: „So weit mein Kenntnisstand ist, hat Sportfive aber kein Interesse an dieser Ausstiegsklausel.“ Diese ist aber eine von drei Bedingungen der Schwarz-Gelben, damit sie die HBM-Verträge unterschreiben. Verhandlungsspielraum gibt’s scheinbar auch in der Frage, ob der Drittligist an den Umplanungskosten für die Arena beteiligt wird. „In den Verhandlungen mit der Stadt haben wir neue Vorschläge gemacht“, so Eichholtz. Was das für welche sind, wollte er aber noch nicht verraten und Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hüllte sich gestern in Schweigen. Angeblich wurde gestern kräftig verhandelt. Die dritte und zugleich entscheidendste Forderung – eine höhere prozentuale Beteiligung an den Einnahmen durch die Stadion-Vermarktung – könnte aber der Knackpunkt bleiben. „Wir haben unsere Spielräume ausgeschöpft – mehr geht nicht“, versicherte gestern der HBM-Chef. Es bleibt somit spannend in der Frage: Spielt Dynamo in der kommenden Saison in Dresden?
Enrico Lucke


BILD, 16. März 2009

Die Wochen der Wahrheit
Nur 1:1 gegen Wuppertal +++ Drei Auswärtsspiele in Folge
Von Tim SCHLEGEL

„Wer gedacht hat, dass wir raus aus dem Abstiegskampf sind, hat zu viel Phantasie...“

...

Die (zwei) Wochen der Wahrheit!

Stürmer Halil Savran (23), der mit seinem Kopfball-Treffer gegen Wuppertal den Supergau verhinderte: „Jammern hilft nichts, jetzt müssen wir auswärts was reißen.“
Verteidiger Markus Palionis (21) glaubt fest daran: „Auswärts läuft es vielleicht sogar besser, weil uns das Konterspiel eher liegt.“
Daraus wird aber nur was, wenn die Mannschaft 90 Minuten lang Gras frisst. Genau das hat gegen den WSV nicht geklappt. Trainer Ruud Kaiser ( 48 ): „In der ersten Halbzeit kamen wir meist einen Schritt zu spät, waren nicht aggressiv genug und haben dumme Fouls begangen.“

Fazit: Auf Dynamo wartet jetzt viel Arbeit. Auf dem Rasen wie in der Chefetage. Denn auch im Stadion-Streit muss endlich eine Entscheidung her. In dieser Woche findet das nächste Gipfel-Treffen zwischen Stadt, Bauherr HBM und Verein statt. Die Fans stellten ihre Meinung dazu klar: „Wir fahren niemals nach Leipzig“ schallte es durch die Stadion-Baustelle.

Jetzt heißt es kämpfen: Für Dynamo. Und für Dresden!


SZ, 14. März 2009

Ralf Minge: Ich habe kalte Füße gekriegt
Von Sven Geisler

Dynamo-Idol Ralf Minge grübelt über die Zukunft des Klubs. Foto: Thomas Eisenhuth

Die Insolvenzgefahr bei Dynamo Dresden ist für diese Saison gebannt. Mit 350.000 Euro sichert Medienunternehmer Michael Kölmel dem Fußball-Drittligisten die Zahlungsfähigkeit. Sportdirektor Ralf Minge sieht Dynamos Zukunft gefährdet.

Ralf Minge faltet die Hände, als würde er beten: für Dynamo in Dresden. Er hat sich nie gescheut, Verantwortung für den Verein zu übernehmen, der für ihn ein Stück Heimat ist. Zweimal war der Torjäger (103 Treffer in 222 Punktspielen) mit den Gelb-Schwarzen DDR-Meister geworden, viermal gehörte er zu den Pokalsiegern. 1991 führte er Dynamo als Kapitän in die Fußball-Bundesliga, obwohl der damals fast 31-Jährige „körperlich ein Wrack gewesen“ sei, wie er sich erinnert.
Mit ein paar schmerzstillenden Spritzen ist es diesmal nicht getan. Erst rebelliert der Magen, dann rumort das Gewissen. „Ich habe kalte Füße gekriegt“, sagt Minge, und die tief schwarzen Ringe unter seinen Augen lassen erahnen, wie viele schlaflose Nächte ihm die Stadionfrage bereitet hat. "Über Weihnachten wurde mir bewusst, dass ich bald Verträge unterschreiben soll, die das Schicksal des Vereins für zwölf bis 15Jahre prägen werden."
Die Tragweite einer solchen Entscheidung brachte den 48-Jährigen ins Grübeln. Im Sommer 2007 hatte Minge als Sportdirektor die ihm lange zugedachte strategische Position bei Dynamo eingenommen – nicht ahnend, dass er nach der Entlassung von Bernd Maas im Oktober 2008 auch als Hauptgeschäftsführer einspringen muss. Plötzlich sah sich der Fußball-Lehrer mit Problemen der Stadionnutzung und -vermarktung konfrontiert. "Das ist eigentlich nicht meine Spielwiese."

So nicht konkurrenzfähig

Deshalb ließ Minge die Papiere prüfen: von einem unabhängigen Gutachter und erst am Montag dieser Woche vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Das übereinstimmende Fazit: Zu diesen Bedingungen im neuen Stadion wäre Dresden im Profi-Fußball nicht konkurrenzfähig. Für die nächste Saison könne sich Dynamo so bestenfalls eine Mannschaft mit Oberliga-Niveau leisten, hieß es bei einem Pressegespräch der Vereinsspitze am Freitag. "Wenn wir dadurch sportlich den Berg runter rasseln oder wirtschaftlich Oberkante Unterlippe stehen, kommt die Frage: Welcher Idiot hat das unterschrieben?", redet sich Minge in Rage.
Er will nicht der Idiot sein so wie mancher Vereinsboss in der Nachwendezeit. "Wir haben in der Vergangenheit solche Entscheidungen immer unter aktuellen Zwängen getroffen", sagt er. Gemeint sind Präsidenten wie Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, Rolf-Jürgen Otto oder Endrik Wilhelm, in deren Amtszeit die Verträge mit den Vermarktern Sorad oder Kinowelt geschlossen wurden, die nur kurzfristig Geld in die Vereinskasse spülten. "Es wurde nie die Vision, die Strategie in die Gedanken mit einbezogen. Aber wir brauchen eine Grundlage, die dem Verein die Sanierungs- und Lebensfähigkeit garantiert."

Das – darin ist sich die Dynamo-Spitze einig – wäre zu den bisher ausgehandelten Konditionen im neuen Stadion nicht gegeben. Deshalb würde der Verein den Nutzungsvertrag nur unterschreiben, sofern er höher an den Erlösen aus der Vermarktung beteiligt wird und nach einem Jahr außerordentlich kündigen kann. Zudem soll der Kontrakt erst zum 1.Januar 2010 in Kraft treten, weil das Stadion erst dann fertiggestellt sein wird. Dieser neue Lösungsvorschlag ging am Freitag an die Landeshauptstadt Dresden und den Bauträger HBM.

Es fällt auch Minge schwer zu erklären, warum der Verein nicht schon vor Monaten die Grundsatzfragen gestellt hat, sondern glauben machte, eine Einigung stehe kurz bevor. "Wir haben immer unterstellt, dass der Baukonzessionsvertrag nicht verhandelbar ist."
In diesem Kontrakt wurden die wesentlichen Vermarktungsrechte an die HBM-Projektgesellschaft vergeben, um den rund 40Millionen Euro teuren Neubau zu refinanzieren. Mit diesem Modell wollten die Dresdner Stadträte 2007 ihre Forderung nach einem Stadion fast zum Nulltarif durchsetzen und ignorierten die übereinstimmende Bewertung von Stadtverwaltung und Verein. Nach der hatte nämlich die Helmich Bau GmbH aus Duisburg das beste Angebot abgegeben.

Finanzbürgermeister warnte

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann hatte gewarnt, dass diese grundsätzliche Vereinbarung zum Stadionbau mit HBM zu Lasten des Vereins gehen werde, der seine Vorstellungen damals nicht einbringen durfte. Der CDU-Politiker sollte recht behalten. Jetzt steckt er jedoch als Verhandlungsführer der Stadt mit in der Klemme. Wie Ralf Minge. "Es läuft mir kalt den Rücken runter bei dem Gedanken, dass wir nächste Saison nicht in diesem herrlichen Dresdner Stadion spielen würden."

Der Mietvertrag in Leipzig wäre unterschriftsreif, auch wenn der Besitzer des Zentralstadions meint: "Dynamo in Dresden wäre die natürlichste Lösung." Michael Kölmel hat seinerseits den Weg dafür bereitet. Unabhängig von einem immer noch möglichen Umzug in die Messestadt sichert der Medienunternehmer den Gelb-Schwarzen mit einem neuen Darlehen von 350000 Euro die Zahlungsfähigkeit für die aktuelle Saison. "Die Insolvenz ist für uns definitiv kein Ausweg", sagt Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne.


dnn, 14. März 2009

Kölmel leiht Dynamo erneut 350 000 Euro

Dresden (DNN/JOL). Die Insolvenzgefahr bei Dynamo Dresden ist vorerst gebannt. Obwohl das Tauziehen um den Vermarktungs- und den Nutzungsvertrag für das neue Harbig-Stadion andauert, konnten die Schwarz-Gelben ihre Liquidität bis auf weiteres sichern. Allerdings schlossen die Schwarz-Gelben keinen neuen Sponsorenvertrag ab, sondern durften mit Zustimmung eines guten alten Bekannten eine Bürgschaft ziehen. Kinowelt-Chef Michael Kölmel, bei dem Dynamo schon mit 5,5 Millionen Euro in der Kreide steht, hatte im Lizensierungsverfahren für die laufende Saison mit 350.000 Euro gebürgt und gab das Geld nun über die Dynamo Dresden Sportwerbe GmbH frei.

Laut SGD-Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel, der mit Kölmels Justiziarin Bianca Krippendorf zugleich Geschäftsführer der Sportwerbe GmbH ist, hat Kölmel den Verein auch nicht genötigt, in der kommenden Saison im Leipziger Zentralstadion zu spielen, das formal der Frau des Leipziger Medienunternehmers gehört.

„Man sagt uns in Leipzig auch ganz klar: Ihr müsstet eigentlich in Dresden spielen", berichtete Hendel gestern. Kölmel wolle helfen, Dynamo über Wasser zu halten, bis entschieden ist, wo gespielt wird und die Vermarktung für die neue Drittliga-Saison endlich anlaufen kann. Hendel räumte bezüglich der Werbepartner besorgt ein: „Es gibt für die kommende Saison noch so gut wie keine Verträge." Erst wenn der Spielort feststeht, könne man loslegen. Jeder Tag, der ohne Klärung der Stadionfrage verstreicht, koste Dynamo richtig Geld.

Der Aufsichtsrat und die Dynamogechäftsführung bekannten sich gestern eindeutig zu Dresden als Heimstatt der SGD-Kicker. Dem zuletzt von Stadt und Stadionbauer HBM vorgelegten Kompromiss will man aber so nicht zustimmen. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Spielbetrieb in dieser Form nicht finanzierbar ist", sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne und meinte den Spielbetrieb mit einer wettbewerbsfähigen Profi- und nicht mit einer zum Abstieg verdammten Amateurmannschaft. Die Einigung zwischen Stadt und HBM sehe unter anderem vor, dass die beim Stadionbau entstandenen Mehrkosten in Höhe von 1,35 Millionen Euro über zehn Jahre verteilt von Dynamo abbezahlt werden.

„Nachträge schultern wollen und werden wir nicht", wiederholte Bohne gestern noch einmal. Außerdem fordert der Verein eine stärkere Beteiligung an den Erlösen und vor allem ein außerordentliches Kündigungsrecht in dem auf zwölf Jahre angelegten Vertrag, von dem er nach dem ersten Jahr Gebrauch machen könnte. So erhielte Dynamo die Chance, mit der Stadt und HBM den Baukonzessionsvertrag neu zu regeln. Ein neutrales Gutachten eines Nürnberger Professors und ein Gespräch beim DFB am vergangenen Montag hätten deutlich gemacht, dass der bestehende Vertrag auch für künftige Lizensierungsverfahren immer wieder Probleme für Dynamo mit sich brächte, sagte SGD-Sportdirektor Ralf Minge.


Sächsische Zeitung, 13. März 2009

So teuer wird das Stadion für Dynamo
Ulrich Wolf und Sven Geisler

Der Fußball-Drittligist muss prüfen, ob er sich das noble Mietobjekt überhaupt leisten kann.

Das neue Dresdner Fußball-Stadion wächst, aber: Wer wird hier spielen?
Dynamo meldet sich nicht zu Wort. Seit die Stadt Dresden und die HBM Stadien- und Sportstätten GmbH ihrerseits eine Einigung im Streit um Mehrkosten für das neue Stadion verkündet haben, gibt es vom Verein keine Stellungnahme. Dabei hatte der Fußball-Drittligist wegen des Lizenzierungsverfahrens auf eine schnelle Entscheidung gedrängt.

Jetzt, so scheint es, spielt Dynamo auf Zeit. Warum zögert der Klub, den Nutzungsvertrag für die moderne Spielstätte in Dresden zu unterschreiben? Der SZ liegen einige Zahlen aus diesem Papier vor. Die Knackpunkte:

Vermarktung

HBM beteiligt den Verein durch die gemeinsame Vermarktung an den Einnahmen aus den „stadiongeborenen“ Rechten. Dazu zählt der Name genauso wie die Werbung über die Stadionlautsprecher. Diese waren durch den Baukonzessionsvertrag zwischen HBM und Stadt der Stadion-Projektgesellschaft zugesprochen worden, um aus den Erlösen den Neubau zu refinanzieren. Im alten Rudolf-Harbig-Stadion konnte Dynamo die Sponsoring-Einnahmen allein für sich verbuchen: rund 2,5 Millionen Euro für diese Saison. Künftig würden mindestens 835000 Euro davon an die Projektgesellschaft von HBM fließen. Nach der Kalkulation würden dem Verein in der 3. Liga nur knapp 1,4 Millionen Euro bleiben. Hinzu kämen lediglich der Trikotsponsor (etwa 250000 Euro) sowie die Werbebanden direkt um das Spielfeld (etwa 350 000 Euro), die sich jedoch meist nur im Paket, zum Beispiel mit einer Loge, vermarkten lassen.

Zuschauer/Miete

Dynamo zahlt als Mieter pro Heimspiel 25000 Euro an HBM, das wären also bei 19 Heimspielen pro Saison 475 000 Euro. In der laufenden Spielzeit zahlt der Verein keine Miete, übernimmt aber die Betriebskosten inklusive der Stadion-arbeiter. Im alten Rudolf-Harbig-Stadion betrug die Warmmiete pro Jahr 380 000 Euro. Künftig würde HBM zusätzlich zu dem festen Betrag einen Anteil von 22 Prozent der Einnahmen aus dem Ticketverkauf erhalten. Dynamo plant für die nächste Saison in der 3. Liga mit einem Zuschauerschnitt von 13000. Der durchschnittliche Preis für die Karten dürfte sich auf Grund der Businessplätze und Vip-Logen auf etwa zehn Euro erhöhen. So kämen also rund 2,5 Millionen Euro in die Kasse. Minus 20 Prozent blieben zwei Millionen für den Verein – etwa der Betrag wie in dieser Saison mit geringerer Zuschauerzahl und niedrigerem Durchschnittspreis. Die Kartenpreise und Freikarten-Kontingente darf Dynamo nicht allein festlegen, sondern nur in Abstimmung mit HBM.

Catering

Von den Einnahmen aus der Versorgung im Stadion soll Dynamo laut Vertragsentwurf keinen Cent sehen. Kalkuliert wird mit netto 311000 Euro pro Saison plus 660000 Euro durch die Businessplätze und Vip-Logen. Bisher kassiert Dynamo vom Caterer pauschal einen Euro pro Zuschauer. Das sind für die laufende Saison beim kalkulierten Schnitt von 12 000 Fans und 19 Heimspielen 228 000 Euro. Diese Summe geht Dynamo komplett verloren.

Weitere Kosten

Über die Beteiligung an den Spieltagseinnahmen hinaus verlangt HBM Miete für die Räume, die Dynamo im Funktionsgebäude nutzen würde; zum Beispiel Geschäftsstelle, Umkleidekabinen, Fanshop sowie Kunst- und neuer Naturrasenplatz am Stadion. Das wären brutto rund 77 000 Euro.

Kosten für HBM

Für den Betrieb des Stadions werden 1,895 Millionen Euro veranschlagt. HBM hat Dynamo einen Schadenersatz zu zahlen bei Bau- und Umbaumaßnahmen, die nicht durch höhere Gewalt wie Blitzschlag verursacht werden. Die aktuellen Bauverzögerungen sind von dieser Regelung ausgeschlossen.

Fazit

Der einzige potenzielle Mieter für das neue Dresdner Fußball-Stadion muss sich überlegen, ob er sich das noble Objekt zu diesen Konditionen leisten kann oder nicht. Auf Grund der Zahlen, die hier angegeben wurden, lässt sich nicht genau beziffern, ob und wie viel Geld Dynamo durch den Nutzungsvertrag für das neue Stadion weniger in der Kasse hätte. Wenig gewagt ist jedoch die Prognose, dass der Verein wirtschaftlich keinesfalls wesentlich besser dastehen würde – und zwar für die Vertragsdauer von zwölf Jahren. Der Nutzungsvertrag wäre durch Dynamo nur zu kündigen, sollte der Verein in die Regionalliga absteigen und die Gesamteinnahmen aus der Vermarktung unter 1,75 Millionen Euro sinken. In diesen Überlegungen ist der vermeintliche Kompromiss zwischen Stadt und HBM zu den Mehrkosten für den Bau, die zuletzt auf 1,3 Millionen Euro beziffert worden waren, noch nicht berücksichtigt. Es ist nicht bekannt, wie stark er Dynamo trifft, aber Geschäftsführer Stefan Bohne hatte zu Beginn des Streites erklärt: „Eine finanzielle Mehrbelastung kann der Verein nicht schultern.“


Grundsatzfragen in Ruhe klären

Sven Geisler über den Streit um das neue Dresdner Fußball-Stadion

So viel steht fest: Morgen empfängt Dynamo Dresden den WuppertalerSV im Rudolf-Harbig-Stadion. Das halbfertige Rund ist dem Fußball-Drittligisten für die restlichen fünf Heimspiele dieser Saison garantiert. Wo die Gelb-Schwarzen ab Juli auflaufen, ist dagegen weiter offen. Nach einer Woche angeblich intensiver Gespräche ist bisher kein Ergebnis bekannt. Diese Hängepartie nervt zunehmend. Vor allem die Fans. Sie können und wollen sich einen Umzug des Dresdner Traditionsvereins nach Leipzig nicht vorstellen. Verständliche Emotionen. Von denen allein darf sich die Dynamo-Führungsriege jedoch nicht leiten lassen. Schließlich geht es um die vertragliche Grundlage für die Zukunft des Vereins im nächsten Jahrzehnt. Das heißt: Dynamo muss mit dem neuen Stadion eine wirtschaftliche und damit sportliche Perspektive bekommen. Die wird jedoch versperrt durch den Baukonzessionsvertrag, in dem die Stadt dem Bauträger HBM jene Vermarktungsrechte überlassen hat, mit denen andere Klubs richtig Kasse machen können.

HBM zeigt sich kompromissbereit und will Dynamo ein Stück von dem Kuchen abgeben. Die gemeinsame Vermarktung ist zweifellos der richtige Ansatz, aber eben noch nicht die Lösung des Problems. Doch die ist in dieser schwierigen Dreierbeziehung von Bauträger, Stadt und Verein offenbar nicht so schnell zu finden. Also sollten sich alle Seiten dafür mehr Zeit nehmen, aber schnellstens einen Nutzungsvertrag zu Sonderkonditionen für die nächste Saison schließen. Dann könnten die Grundsatzfragen in Ruhe geklärt werden.


Steyer-Stadion und Sachsenbad entstehen neu
Von Thilo Alexe

Das Areal im Ostragehege soll modernisiert werden. Die Stadt stellt Mittel für die Planung bereit. Geld fließt auch für das alte Bad.

Auch das Sachsenbad soll saniert werden.

Diese Sportstätten sollen saniert werden Dresden soll neben dem neuen Dynamo-Stadion eine zweite moderne Arena erhalten. Die Stadt plant die Sanierung und den Umbau des Steyer-Stadions. Im Ostragehege soll eine Anlage für rund 12000 Zuschauer entstehen, in der überregionale Leichtathletik-Titelkämpfe sowie Fußball- und Footballpartien ausgetragen werden können.

Der Startschuss für die Feinplanung fällt im April. Dann beschließt der Sportausschuss über ein Investitionspaket von knapp acht Millionen Euro aus städtischen Mitteln und Landes-Förderung, das bereits im Haushalt eingestellt ist. 400000 Euro davon sind für die Sanierungsplanung des 1919 eröffneten Steyer-Stadions reserviert.

Drei neue Kunstrasenplätze

Eine vor drei Jahren in Auftrag gegeben Studie für die baufällige Arena beziffert das Finanzvolumen für einen Komplett-Umbau in mehreren Abschnitten auf rund zwölf Millionen Euro. Mit der jetzt anvisierten Feinplanung will die Stadt die Voraussetzungen für den Baustart schaffen. Frühester Termin: Voraussichtlich 2010.
Das geschichtsträchtige Stadion verfügt zwar über moderne und wettkampftaugliche Leichtathletik-Bahnen. Auf den Zuschauerrängen bröckeln aber die Stufen. Die wacklige Holztribüne ist seit Jahren gesperrt. Es mangelt an Sanitäranlagen. Derzeit dient das Stadion als Wettkampfstätte für Nachwuchs-Athleten. Zudem tragen der Fußball-Achtligist DSC sowie die Footballer der Dresden Monarchs ihre Heimspiele dort aus. Nach dem Willen der Stadt sollen nach dem Umbau zumindest deutsche Leichtathletik-Meisterschaften im Ostragehege stattfinden. Ferner könnte das Steyer-Stadion zur Fußballbühne für unterklassige Clubs werden, wenn die Spiele an Sicherheitsauflagen geknüpft sind.
Doch der Investitionsplan für 2009 enthält neben Planungen, die den Großteil des Budgets ausmachen, auch konkrete Baumaßnahmen. Auf den Sportanlagen auf der Pfotenhauer Straße, der Pirnaer Landstraße 267 sowie der Maltenstraße soll je ein Kunstrasenplatz neu entstehen. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro. Insgesamt profitieren knapp 30 Sportstätten von dem Geld, darunter auch die Schwimmhalle am Freiberger Platz.

Plantschen in Pieschen?

Auf der von Verwaltungs- und Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) verantworteten Liste taucht auch das 1994 geschlossene Sachsenbad in Pieschen auf. Es soll für öffentliches Schwimmen, Schulsport und Vereine wieder hergerichtet werden. 150000 Euro stellt die Stadt für Planungsarbeiten zur Verfügung.

In einer nichtöffentlichen Sitzung des Sportausschusses hat sich Lehmann unlängst optimistisch gezeigt, dass das 1929 erbaute Bad mit Hilfe von Städtebaufördermitteln saniert werden kann.


Startschuss für neue Sportstätten
Von Ufer.Peter@dd-v.de

Peter Ufer über die Sportstätten in der Stadt

Das Rathaus greift in die Schatulle und will endlich wichtige Sportstätten in der Stadt sanieren. Das ist auchdringend nötig und deshalbeine gute Idee. Sport frei! Doch gerade beim Sport gibtes eine lange Warteliste dringend notwendiger Sanierungsfälle. Da ist, ähnlich wie bei Schulen, in den vergangenen Jahre viel auf der Strecke geblieben. Das Steyer-Stadion gehört dazu. Gerade für die Leichtathleten fehlt seit Jahren in der Stadteine ordentliche Arena. Gernerinnern sich die Dresdner an die Glanzzeiten hiesiger Sportler, die zu großen Wettkämpfenihre Runden im Steyer-Stadion drehten. Nebenan trainierten beim SC Einheit die Fechter. Land, lang ist es her. Gut, dass die Sportstätte wieder fit gemacht wird. Nicht nur der Nachwuchs kann es gebrauchen.


Morgenpost, 12. März 2009

Schön gerechnet – ist das Sanierungskonzept quatsch?

DRESDEN – Fluch oder Segen: Was bringt das neue Stadion für Dynamo Dresden?? Dies ist zurzeit die spannende Frage. Im Herbst 2008 rechneten sich die Vereins-Bosse den Neubau mit einem dicken Saison-Plus von fast 700 000 Euro für die kommende Spielzeit jedenfalls schön…

Der MORGENPOST liegt exklusiv das Sanierungskonzept der Schwarz-Gelben vor – erstellt von den damals verantwortlichen Geschäftsführern Markus Hendel und Ralf Minge. Dieses Papier war eine Bedingung der Stadt, damit der Drittligist den 1,2-Millionen-Euro-Kredit im Mai 2008 bekam.

Hier die wichtigsten Eckpunkte des Papiers: Der Verein plant in der Saison 2009/2010 bei einer Teilnahme im Spielbetrieb der 3.Liga mit Einnahmen in Höhe von insgesamt 7,42 Mio. Euro. Im Gegenzug will man die Ausgaben von rund 7,22 Mio. Euro (laufende Saison) auf 6,73 Mio. Euro reduzieren. Macht summasummarum einen Überschuss von 690 000 Euro.
Das dicke Plus soll in erster Linie also durch Einsparungen erzielt werden. Minge und Hendel setzen dafür an folgenden Punkten den Rotstift an:

1. Reduzierung der Kosten für den Spielbetrieb von 168 000 Euro

2. Rund 295 000 Euro könnten bei der Bewirtschaftung der VIPs eingespart werden, da dies künftig über die Projektgesellschaft abgerechnet werde.

3. Weitere 219 000 Euro stehen im Posten sonstiger Aufwand. Dahinter versteckten sich in der laufenden Saison unter anderem Kosten für die Homepage sowie den Torwartbetreuer des Profi-Teams.

4. Reduzierung des aktuellen Fuhrparks von 21 auf 9 Fahrzeuge.

Klingt im ersten Moment nach einem vernünftigen Konzept. Zumal extra berücksichtigt wird, „dass jedenfalls im ersten Jahr des Betriebes des Ersatzneubaus des Rudolf-Harbig-Stadions Anlaufschwierigkeiten in der Vermarktung einkalkuliert werden müssen. Und trotzdem kamen Minge und Hendel zum Schluss: Am Ende der Saison 2009/2010 schreibt Dynamo schwarze Zahlen.
Wenn das so wäre, warum hält sich der Drittligist solange daran fest, nach Leipzig zu ziehen? Traut man seinem eigenen Sanierungskonzept nicht oder gibt’s neue Zahlen? Fragen, welche der Verein momentan nicht beantwortet…
Enrico Lucke


Süddeutsche.de, 12. März 2009

Stadion-Wechsel von Dresden stößt auf Widerstand

Leipzig (dpa) - Der immer noch diskutierte Stadion-Wechsel von Fußball-Drittligist Dynamo Dresden ins Leipziger Zentralstadion stößt auf harte Kritik und ruft vor allem Fragen nach der Sicherheit auf.

«Dynamo muss in Dresden bleiben», sagte Thomas Rudolph, Sozialarbeiter aus der Landeshauptstadt, und fügte hinzu: «Ich halte die Idee, nach Leipzig zu gehen, für unverantwortlich, denn damit würde man regelmäßige Fan-Krawalle zwischen den in Leipzig ansässigen Anhängern des 1. FC Lok und Dynamo Dresden provozieren. Damit würde man unsere Arbeit der letzten Jahre zu Nichte machen, die maßgeblich zur Entspannung der Situation in Dresden geführt hat.»

Ähnlich äußerte sich auch Polizeisprecher Andreas Loepki aus Leipzig: «Wir haben in Leipzig bereits zwei rivalisierende Fan- Gruppierungen, außerdem besteht nach Polizeieinschätzungen eine tiefe Rivalität zwischen den Anhängern von Dynamo Dresden und den Fans vom 1.FC Lok. Vor diesem Hintergrund halten wir den Vorschlag, Spiele von Dynamo in Leipzig auszutragen, nicht für besonders verantwortungsvoll. Falls es doch zu der Vergabe kommt, müssen und werden wir den personellen und materiellen Mehraufwand schultern.» Auf welche Summe die Ausgaben für die Sicherheit rund um das Zentralstadion steigen könnten, wollte Loepki nicht prognostizieren.

Auch Steffen Kubald, Präsident des 1. FC Lok, erteilte der Idee eine entschiedene Absage: «Da würde sich der gesamte sächsische Fußball lächerlich machen. Man baut in Dresden ein Stadion und dann kommt Dynamo nach Leipzig. Das ist doch eine riesige Posse.» Aus dem Leipziger Rathaus kommen dagegen eher moderate Töne. «Als Stadt verhalten wir uns neutral. Es ist eine privat-wirtschaftliche Entscheidung, aber uns wäre ein Leipziger Verein natürlich lieber», gab Sportbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) zu.

Wegen Problemen bei den Verträgen um das neue Dresdner Stadion zwischen der Stadt Dresden und der Baugesellschaft HBM, die auch die künftigen Einnahmen von Dynamo tangieren, hatte der Dresdner Fußball- Drittligist auch einen Umzug nach Leipzig nicht ausgeschlossen und war damit bei Stadion-Inhaber Michael Kölmel auf offene Ohren gestoßen. Dieser hatte Dynamo lukrative Vergünstigungen in Aussicht gestellt. Alle Mannschaften müssen in ihren Lizenzunterlagen zwei Spielstätten im Umkreis von 100 Kilometern angeben, wo sie gegebenenfalls Heimspiele austragen können und die den Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) entsprechen. So hatte Dynamo wegen fehlender Alternativen in und um Dresden das Leipziger Zentralstadion als Ausweichspielstätte benannt.


Leipziger Internet Zeitung, 12. März 2009

Michael Kölmel und das Zentralstadion (1): Guter Fußball ist das Einzige, was noch fehlt!

Robert Weigel/Jan Kaefer

Bis zum Jahr 2030 ist Dr. Michael Kölmel der Herr über das Leipziger Zentralstadion. Nach dem Verkauf der Kinowelt spannte er sich höchst persönlich vor den Vermarktungskarren, um sein “Herzensprojekt Stadion“ auf Erfolg zu trimmen. Wie es weitergehen soll, darüber sprach er jetzt im Interview.
Mit den L-IZ-Redakteuren Robert Weigel und Jan Kaefer sprach Dr. Michael Kölmel über die Sehnsucht nach gutem Fußball, vergebliches Hoffen auf städtische Unterstützung, die Freude über Länderspiele und darüber, warum sich Leipziger Viertligisten das Zentralstadion nicht leisten können.

Herr Dr. Kölmel, Sie sind kürzlich als Geschäftsführer sowohl in die Betriebsgesellschaft als auch in die Besitzgesellschaft des Zentralstadions eingestiegen, um es – nach eigenen Worten – “zu deutlich höherem Erfolg zu führen“. Was macht für Sie die Erfolgsgeschichte des Zentralstadions aus?

Das Stadion ist fertig gestellt, funktional und optisch sehr schön geworden. Die WM-Feuerprobe hat es gut bestanden. Alle, die schon mal bei großen Veranstaltungen im Stadion waren, kommen mit guter Laune wieder raus. Es passt gut in die Stadt als Versammlungsstätte, wo guter Sport und auch große Partys stattfinden können.
Und das Stadion ist von den Menschen, die hier leben, angenommen. Das Länderspiel gegen Liechtenstein ist ausverkauft, obwohl das ja nicht unbedingt ein Top-Gegner ist. Aber alle wollen hier die deutsche Nationalmannschaft sehen. Als Konzertstandort hat es sich ebenfalls gut etabliert – das AC/DC-Konzert war sofort ausverkauft und für Depeche Mode war die Nachfrage sogar so groß, dass es noch ein Zusatzkonzert gibt.

Das Zentralstadion ist auf die Zukunft ausgerichtet, weil es ein Innenstadt-Stadion ist. Damit entfällt die ganze Transportiererei, und die Leute stehen hinterher nicht irgendwo in der Pampa sondern können zu Fuß zum Bahnhof oder in die Innenstadt gehen. Das belebt die Stadt, was man perfekt während der Fußball-WM gesehen hat.
Was Leipzig jetzt noch braucht, ist höherklassiger Fußball. Andere Städte haben vielleicht bessere Fußballvereine aber marode Stadien. In Leipzig ist die Ausgangssituation eine andere. Wir haben ein gutes Stadion, und jetzt geht es darum, auch guten Fußball darin zu spielen. Das ist das Einzige, was noch fehlt

Ab der wievielten Liga beginnt guter Fußball für Sie?

Ich würde sagen ab der 3. Liga. Die hat sich in ihrem ersten Jahr ganz gut durchgesetzt. Die Zuschauerpräsenz ist groß, was man von der Regionalliga weniger behaupten kann. Dort spielen viele zweite Mannschaften und man hat den Engpass, dass nur Einer aufsteigt. Die 3. Liga ist ein Erfolg – die Regionalliga eher nicht.

Aktuell wird diskutiert, ob der Hallesche FC oder Dynamo Dresden in der nächsten Saison im Zentralstadion spielen. Als wie realistisch schätzen Sie diese Pläne ein?

Diese Fußballvereine müssen für die höheren Ligen bestimmte Qualifikationen nachweisen. Dazu gehört ein gutes Stadion. Das Zentralstadion erfüllt alle Bedingungen für höherklassigen Fußball. Die Situation in Halle ist die, dass der HFC das nicht hat und deswegen bei einem Aufstieg in die 3. Bundesliga gern hier spielen würde. Das wäre auch möglich.

Ein Vorteil des Zentralstadions ist auch, dass die Mietkosten günstig sind. Das hat dazu geführt, dass selbst Dynamo Dresden überlegt, in Leipzig zu spielen. Genau kenne ich die Situation dort nicht, aber offensichtlich ist man sich nicht einig, wie und zu welchen Kosten man das eigene Stadion überhaupt nutzen kann. Für die Lizenz braucht ein Fußballverein aber einen Mietvertrag und da haben wir uns in Leipzig natürlich angeboten.
Ich fände es toll, wenn Dresden hier spielen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass hier viele Spiele mit sehr vielen Zuschauern statt finden. Damit gäbe es auch den Effekt, dass unheimlich viele Gästefans kommen, einfach weil sie das WM-Stadion sehen und live erleben wollen.

Der 1. FC Lok Leipzig findet die Mietkosten für das Zentralstadion vermutlich alles andere als günstig – könnte sich den hohen Preis im Falle eines Regionalliga-Aufstiegs nicht leisten. Im ungünstigsten Fall wäre damit sogar die Lizenz in Gefahr …

Das ist nur schwer nachvollziehbar, denn im Zentrum stehen nur die Kosten, die durch Externe entstehen – also Strom, Wasser, Heizung und Reinigung – die muss der Verein auf jeden Fall bezahlen. Das ist eine Größenordnung zwischen 12.500 und 15.000 Euro – sozusagen die Nebenkosten. Darin sind noch nicht mal die Kosten enthalten, die wir mit unseren Festangestellten abdecken müssen: Rasen mähen, Instandhaltung, die Vorbereitung des Spieltages. Dieser Teil sollte mit 15 Prozent vom Ticketerlös abgegolten werden – bis zu 5.000 Zuschauern wären es sogar nur 10 Prozent. Das ist sehr wenig, wenn man es mit anderen Stadien vergleicht – den Leipziger Vereinen ist das aber offensichtlich zu viel.

Kurioserweise wurde dadurch, dass das Thema in den Zeitungen stand, das Interesse anderer Städte geweckt, die sagten: „Was, so billig ist das, bei Euch zu spielen!? Von den Werbeeinnahmen wollt Ihr gar nichts!? Und von den Business- und VIP-Logen da wollt Ihr auch gar nichts!? Das ist ja unheimlich günstig!“
Wenn das zu viel für einen Viertligisten ist, muss sich die Stadt überlegen, ob sie deren Stadien für die Regionalliga flott macht oder eventuell die Nebenkosten für den Verein übernimmt bzw. Strom und Wasser bezahlt, denn das sind ja städtische Betriebe. Uns fehlen die Möglichkeiten, auch das noch zu subventionieren.

Sie haben angekündigt, das Zentralstadion allen Vereinen, die das möchten, gegen eine symbolische Miete zu öffnen. Sind die gerade genannten Summen bereits diese symbolische Miete?

Ja, der Verein muss die Nebenkosten bezahlen und im Bereich bis 5.000 Zuschauer noch 10 Prozent vom Eintrittsgeld. Bei 6 Euro Eintritt und 2.500 Zuschauern, sind das 1.500 Euro Miete. Für so ein großes Stadion deckt das die Vollkosten nur zu einem kleinen Teil und ist daher symbolisch.
Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Vereine, die mal einen höherklassigen Gegner für ein Freundschaftsspiel verpflichten wollen oder ein Jubiläum feiern, durchaus sagen: 'Okay, zu unserem großen Vereinsfest spielen wir mal im Zentralstadion.' Dafür ist die Tür jederzeit offen.

Ihrer Meinung nach sind für den Erfolg des Zentralstadions zusätzliches Engagement und know how nötig. Wer muss da konkret an welcher Stelle mehr tun?

Ich habe lange Zeit gehofft – und versucht, hier Überzeugungsarbeit zu leisten – dass die Stadt oder die städtischen Betriebe sagen: ‚Wenn wir schon durch Glück bzw. Subventionen so ein tolles Stadion gekriegt haben, dann müssen wir auch was für den Fußball tun, denn das bringt ja die Stadt insgesamt voran.’ Doch dafür gibt es in Leipzig offensichtlich keine Befürworter. So ist die Situation – was ich traurig finde – aber es hilft auch nicht, darüber zu jammern. Deswegen lege ich meinen Fokus jetzt eher darauf, außerhalb Leipzigs – im In- und Ausland – Partner unterschiedlicher Natur zu finden. Also zum Beispiel einen Markenartikler, der damit eine Werbebotschaft verbinden will oder Einzelpersonen bzw. Gruppen von Einzelpersonen, die sagen: “Jetzt haben wir hier schon ein Stadion, jetzt bauen wir hier auch einen Fußballverein auf!“

Können Sie schon Namen potentieller Partner nennen?

Ich rede mit Vielen. In einem frühen Gesprächsstadium ist es nicht sinnvoll, schon Namen zu nennen. . Das sind die bekannten Adressen, die im Sport – im Fußball – in Deutschland und international präsent sind oder die sich vielleicht mit Fußball verbinden wollen. Heute gibt es jedoch noch nichts Konkretes.

Sie haben sich für dieses Jahr bereits zufrieden mit Ihren Wirtschaftlichkeitszielen gezeigt. Reichen denn wirklich 4-5 Großveranstaltungen im Jahr, um so ein Stadion wirtschaftlich zu betreiben?

Die wirtschaftlichste Veranstaltung in so einem Stadion ist natürlich ein Länderspiel, dafür wurde es ja auch gebaut. Die Rockkonzerte sind weniger wirtschaftlich, weil dafür ein unheimlich großer Aufwand betrieben und viel umgebaut werden muss. Aber wenn man ein Jahr wie 2009 hat, in dem – wie jetzt mit Depeche Mode und AC/DC – gleich zwei bzw. drei große Konzerte stattfinden, dann ist das sehr gut. Das Tollste ist und bleibt aber das Länderspiel. Nur bekommt man das turnusmäßig leider nur alle 2-3 Jahre.

In Leipzig sind’s momentan sogar 5 Jahre…

Das liegt an der Weltmeisterschaft – und wir hatten den Confederations Cup. Deshalb hat der DFB in der Vor- und in der Nach-Weltmeisterschaftszeit erst mal die Stadien bzw. Städte berücksichtigt, die bei der WM leer ausgegangen sind. Jetzt spielt sich das wieder ein. Ich gehe davon aus, dass 2010 oder 2011 wieder ein Länderspiel in Leipzig ist.

Apropos 2010. Ab der Saison 2010 will der DFB das Frauen-Pokal-Finale in einer anderen Stadt als Berlin austragen. Wäre das etwas für Leipzig – bewerben Sie sich darum?

Ja, wir wären an allen Veranstaltungen dieser Art interessiert. Ich glaube auch, dass in Leipzig viele Zuschauer kommen würden. Es kann allerdings passieren, dass das Finale in einem Stadion ausgetragen wird, das für die Frauen-WM ausgewählt wurde. Da hat man etwas kleinere Stadien genommen, damit diese auch ausverkauft sind. Sie haben nach eigener Aussage eine “sehr starke emotionale Bindung“ an das Stadion. Was mögen Sie daran so sehr?

Das Stadion gefällt mir und passt gut in die Zeit. Vor allem ist es ein Stadion, das mitten in der Stadt ist – oder sehr nahe an der Innenstadt. Damit ist das Leben, das im Stadion stattfindet auch ein Leben, das in der Stadt stattfindet.


Quelle: l-iz.de


Teil 2 vom 13. März 2009

Michael Kölmel und der Leipziger Fußball (2): Wir wären ja schon froh, wenn einer in der dritten Liga mitspielt!

Robert Weigel/Jan Kaefer

Gedanken machen über höherklassigen Fußball im Zentralstadion: Michael Kölmel.

Als Herr über das Zentralstadion ist Dr. Michael Kölmel ein Schwergewicht im Leipziger Fußball. Mit den L-IZ-Redakteuren Robert Weigel und Jan Kaefer sprach der 55-jährige Unternehmer unter anderem über seinen Ärger über die erneute Pleite des FC Sachsen.

Außerdem Thema: Warum Leipzig bei der Jagd nach dem runden Leder nicht auf professionelle Beine kommt und weshalb der deutsche Fußball im internationalen Vergleich immer noch hinterher hinkt.

Herr Dr. Kölmel, ihr Ziehkind, der FC Sachsen, steht erneut vor der Pleite. Wie haben Sie denn die letzten Nächte geschlafen?

Es hat mich sehr geärgert, dass der Verein wieder in die Insolvenz geht, denn für mich ist das ein großer finanzieller Verlust. Grund dafür sind diesmal die geringen Einnahmen. Die Regionalliga hatte nicht den erwarteten Zuschauerzuspruch. Sponsorengelder, die man eingeplant hatte, sind ausgefallen. Das ist ärgerlich. Man schiebt das immer auf die Vergangenheit, aber daran liegt es aus meiner Sicht gar nicht. Das sind Altschulden, die im Wesentlichen durch mich abgedeckt sind, da sind Zins und Tilgung überhaupt nicht mehr angefallen. Enttäuscht bin ich darüber, dass man es in dieser Saison es nicht geschafft hat, mit dem Aufstieg neue Sponsoren zu finden, die alten zu halten, und auch neue Zuschauergruppen zu erreichen.

Sie dürften auf der Gläubigerliste einen Spitzenplatz einnehmen. Wie viel Geld müssen Sie denn jetzt abschreiben?

Das alte Geld, das ich in den letzten Jahren immer wieder in den Verein gesteckt habe, habe ich im Kopf schon abgeschrieben gehabt. In dieser Saison bin ich mit einer Bürgschaft eingesprungen, die wichtig für die Lizenzerteilung in der Regionalliga war. In anderen Städten war das eine Aufgabe, die die ganze Stadt beschäftigt hat, bei der auch die Stadtverwaltung sich eingesetzt hat. Hier habe ich das gemacht und jetzt hat man meine Bürgschaft von 200.000 Euro gezogen. Das Geld ist weg und drei Tage später meldet der Verein Insolvenz an. Das ist schon mehr als ärgerlich.

Bis zum Jahr 2030 ist Dr. Michael Kölmel der Herr über das Leipziger Zentralstadion. Nach dem Verkauf der Kinowelt spannte er sich höchst persönlich vor den Vermarktungskarren ...

FC Sachsen-Insolvenz: Neue Zahlen und angespannte Nerven
Beim derzeit zahlungsunfähigen FC Sachsen ist jetzt das Insolvenzprüfungsverfahren angelaufen ... Glauben Sie, dass es einen Insolvenzplan geben wird, und werden Sie dem zustimmen, damit der Verein überleben kann?

Ich werde trotz aller Verärgerung auf jeden Fall zustimmen. Ich habe kein Interesse daran, dass der Verein jetzt zerstört wird. Ich sehe die Gefahr eher bei Finanzämtern, Krankenkassen usw. Die, und das war beim VfB Leipzig so, vielleicht einfach sagen: Wir haben keine Interesse mehr, dass Vereine, die jetzt schon zwei Mal pleite gegangen sind, noch ein drittes Mal hier auftauchen. Wenn es zu keinem Insolvenzplan kommt, wird der Verein liquidiert, dann muss man wieder ganz unten anfangen. Wobei Lok ja die Zeit genutzt hat, die Marke und den Kult wieder zu reaktivieren. Thema Rathaus.

Sie haben in der Vergangenheit immer wieder mehr Engagement von Seiten der Stadt gefordert. Was genau haben die Sportexperten im Rathaus denn falsch gemacht?

Mit dieser Meinung stehe ich ja nicht alleine da. Klaus Reichenbach (Präsident des Sächsischen Fußballverbandes/d. Red.) hat in der Leipziger Volkszeitung auch angemerkt, dass die Hauptverantwortung an der Misere eher bei der Stadt liegt. Es ist halbherzig, wenn man 50 Millionen Euro Bundeszuschuss annimmt und das Stadion auch plant, einen Investor sucht und dann mit dem Fußball nichts mehr zu tun haben will.
Ich sehe außer dem Spitzensport, den man in Leipzig dann nicht hat, auch, dass Fußball eine soziale Funktion hat. Die ganzen Jugendmannschaften, der Sportbetrieb, die Sportschulen, von der Hochschule über Gymnasien mit sportlichem Profil – alle hängen da mit dran. Ohne Spitzenfußball schafft man keine Integration. Und im Sachen Profifußball hat man es in Leipzig nie geschafft in großen Zusammenhängen zu denken. Das ist kein Thema, das nur den Sportbürgermeister oder das Sportdezernat angeht, das muss auch das Wirtschaftsdezernat interessieren.

Profifußball ist Standortpolitik, da werden Arbeitsplätze geschaffen, die auch nicht von Leipzig in ein anderes Land verlegbar wären. Das täte Leipzig in jeglicher Hinsicht gut. Im Rathaus hat man sich aber nicht darum gekümmert. Wenn man die letzten Jahre betrachtet, sind die Sponsoring-Ausgaben von städtischen Betrieben eher stärker zurückgegangen.

Viertklassiger Fußball in Leipzig genügt nicht ... Foto: Jan Kaefer
In den vergangenen Jahren ist viel darüber diskutiert worden, dass man einen gemeinsamen Leipziger Fußballverein aus der Taufe hebt – fernab der Fanrivalitäten, die zwischen 1.FC Lok und FC Sachsen herrschen. Ist jetzt nicht genau der richtige Zeitpunkt, den Plan wieder aufzugreifen?

Wenn Sie die Fans oder die Verantwortlichen fragen, dann sagen die: 'Das geht auf keinen Fall!' Wenn man sich mit der Tradition der Vereine, mit der DDR-Fußball-Geschichte beschäftigt, gibt es für diese Sichtweise gute Gründe. Chemie war immer der Underdog, dem die Spieler wegdelegiert worden sind und dann sind sie doch DDR-Meister geworden. Lok war der Verein, der auch international erfolgreich war. Das waren zwei Welten. Dass man diese Rivalität noch heute kultiviert, da fassen sich natürlich viele an den Kopf. Vor allen Dingen Jüngere und Leute, die erst später nach Leipzig gekommen sind. Aber das scheint wohl nicht zu vermeiden zu sein.

Aber auch im deutschen Fußball gibt es inzwischen neue Entwicklungen. Wenn man sich das Beispiel Hoffenheim ansieht, stellt man fest, dass man auch ohne Tradition Stadien füllen kann. Wenn das stimmt, weshalb die Leute kommen: Es wird guter Fußball gespielt. Und Hoffenheim wird den deutschen Fußball sicher auch in den nächsten Jahren noch prägen. Tradition ist nicht alles – sie kann wie hier in Leipzig auch ein Ballast sein.

In Hoffenheim hat man dafür sehr viel Geld an die Hand genommen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass in Leipzig ein ähnlich wohlhabender und fußballverrückter Unternehmer auftaucht. Ist es trotzdem möglich, dass man hier einen Fußballverein mit den richtigen Machern an den richtigen Positionen eine ähnliche Entwicklung durchmachen lässt?

Denkbar ist alles, aber ich will da jetzt nicht spekulieren. Der Mitteleinsatz in Hoffenheim ist natürlich enorm. Das Stadion bräuchte man in Leipzig immerhin nicht mehr zu bauen, das hätte man schon. Einen Durchmarsch im Stile von Hoffenheim, die jetzt sogar in der Bundesliga-Tabellenspitze mitmischen, ist aber auch gar nicht die Erwartungshaltung in Leipzig. Wir wären ja schon froh, wenn einer in der dritten Liga gut mitspielt. Entsprechend niedriger wäre auch der Geldeinsatz.

Dr. Michael Kölmel: Ohne externe Kräfte geht's nicht ... Foto: Jan Kaefer
Momentan schleicht überall das Schreckgespenst Wirtschaftskrise über die Flure der Management-Etagen. Ist es aktuell überhaupt möglich, regionale und überregionale Unternehmen dazu zu bringen, in ein neues Projekt zu investieren?

Fußball ist immer noch relativ attraktiv und in Deutschland nicht so ausgereizt wie in anderen Ländern. Ich denke schon, dass so etwas möglich ist, vor allen Dingen, weil auch die 3. Liga in den Medien relativ präsent ist. Es ist für Sponsoren, die das professionell angehen, kalkulierbar. Ob hier in Leipzig die Krise etwas verändert, bezweifle ich. Hier ist die Sponsoren-Situation ohnehin schon schlecht. Viel schlechter kann es eigentlich nicht mehr werden.

Vor einigen Jahren hatte der Getränkeriese Red Bull seine Fühler nach Leipzig ausgestreckt, wollte beim FC Sachsen einsteigen, ist aber am Veto des DFB gegen eine Umbenennung gescheitert. Obwohl solche Deals in anderen europäischen Ligen und durchaus auch in anderen Sportarten in Deutschland an der Tagesordnung sind. Sind die deutschen Fußballfunktionäre da ein bisschen hinter der Zeit zurück?

In Deutschland ist der Fußball noch in der Form des eingetragenen Vereins organisiert. Daran haben viele ein Interesse. Vor allem deshalb, weil in den Verbänden und Vereinen oft die Politik von ehemaligen Spielern bestimmt wird. Nicht unbedingt direkt sondern eher als Strippenzieher im Hintergrund in Form von Spielervermittlern oder sportlichen Leitern. Diese Macht ist in der Form von eingetragenen Vereinen leichter zu konservieren. Jeder Präsident, der um seine Wiederwahl kämpft, wird immer die populären Helden der Vergangenheit reaktivieren. Das sind die deutschen Verhältnisse.

Ich glaube, dass der deutsche Ligafußball im Vergleich zum internationalen Fußball dadurch relativ schwach ist. Das Geschäft wird kontrolliert von den ehemaligen Spielern in unterschiedlichen Funktionen. Das ist sicher ein Hemmschuh. Diese entscheidende Rolle haben Ehemalige in anderen Ländern nicht, vor allen Dingen nicht in dieser finanziellen Form. Was frühere Spieler als Vermittler und Manager heutzutage in den Vereinen verdienen ist unglaublich.

Nach der Sachsen-Pleite ist damit zu rechnen, dass ab der kommenden Saison der 1. FC Lok die erste Kraft im Leipziger Fußball sein wird. Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zum Verein?

Wenn Lok nicht aufsteigt, hätten wir wieder einen Patt. Ich treffe Herrn Kubald (Präsident des 1.FC Lok/d. Red.) regelmäßig, wir hatten erst kürzlich wieder Mietverhandlungen wegen der Spiele im Zentralstadion. Lok hat in den letzten Jahren eine gute Entwicklung hingelegt. Wobei die Schwierigkeiten erst dann beginnen, wenn man unten steht. Und vielleicht dann um Abstiege zu verhindern, mehr Geld ausgibt, als man hat, in der Überlegung: abzusteigen kostet noch mehr. Lok ist bis jetzt immer aufgestiegen, spielt immer oben mit, sorgt für Euphorie. Für Leipzig ist das auf jeden Fall gut.

Was trauen Sie dem Verein in der Zukunft zu?

Ohne externe Kräfte ist in Leipzig finanziell nicht mehr als Regionalliga möglich. Das hat aber auch mit der Regionalliga selbst zu tun. Die ist durch die ganzen zweiten Mannschaften nicht sonderlich attraktiv.


BILD, 11. März 2009

Dresden oder Leipzig

BILD beantwortet die wichtigsten Fragen zum Stadion-Poker
Von JAN ARNDT und Steffen Hofmann

Bleibt Dynamo in Dresden oder zieht der Drittligist nächste Saison wirklich ins Leipziger Zentralstadion um? Die Zukunft des Vereins ist weiter ungewiss.
Die Stadt und Stadionbauer HBM haben zwar den Millionenstreit um die Mehrkosten für die neue Arena in Dresden beigelegt. Doch der Poker um die Spielstätte der Schwarz-Gelben geht weiter. Warum? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen.

Auf welchen Kompromiss haben sich die Stadt und HBM geeinigt?

Der Stadionbauer verzichtet auf die ursprünglich geforderte Bürgschaft, trägt die Mehrkosten von mittlerweile nur noch 1,3 Mio. Euro selbst. HBM holt sich das Geld jedoch über die Betreibung der Arena zurück. Dynamo-Präsident Hauke Haensel (40): „Wir müssen jetzt prüfen, was das für den Verein bedeutet."

Warum verhandelt Dynamo mit Leipzig?

Um Zeit zu gewinnen und eine Alternative zu haben! Denn nach jetzigem Stand wären Heimspiele in Dresden für den Verein kaum finanzierbar.

Was würde Dynamo eine Saison im neuen Stadion kosten?

Von 2,4 Mio. Euro ist die Rede. Darin enthalten sind die Miet- und Nebenkosten, der HBM-Anteil an den Einnahmen (Werbung, Zuschauer usw.), die Provision für Vermarkter Sportfive.

Ist ein Umzug nach Leipzig billiger?

Auf jeden Fall! Laut BILD-Informationen wäre das Gesamtpaket für eine Saison nur rund 1,1 Mio. Euro groß. Außerdem bekommt Dynamo das Zentralstadion werbefrei.

Warum sind Spiele in der neuen Arena in Dresden viel teurer?

HBM trägt 40 der insgesamt 45 Mio.Euro Baukosten selbst, benötigt inkl. des abzuzahlenden Kredits jährlich über 4 Mio. Euro für die Refinanzierung und kostendeckende Betreibung des Stadions. Die Stadt zahlt einen Betriebskostenzuschuss von 2,1 Mio. Euro. Der Rest geht zu Lasten des Mieters. Und der ist Dynamo.

Wo liegen die Ursachen für die Probleme?

Die Stadt hat bei Vertragsabschluss über den Bau der Arena HBM die alleinigen Vermarktungsrechte zugeschlagen. Wie geht's jetzt weiter? Dynamo-Boss Haensel: „Wir machen keinen Schnellschuss, wollen uns aber noch in dieser Woche klar positionieren."


Morgenpost, 11. März 2009

Dynamo lässt Dresden zappeln

DRESDEN – Potz Blitz! Dynamo lässt die Dresdner Stadtverwaltung samt Arena-Bauer HBM plötzlich zappeln!

Wie viele Kapitel der Stadion-Streit noch haben wird, ist unklar. Gestern wurde jedenfalls ein neues von den Schwarz-Gelben aufgeschlagen. Erst konnte es dem Verein nicht schnell genug gehen, dass sich Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann mit HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz einigt – immerhin hängt davon die Lizenzerteilung des DFB ab. Jetzt wo die Einigung auf dem Tablett serviert wird, scheint man neue Bedenken zu haben. Offiziell wollte sich zwar keiner äußern, weil man sich mit der Stadtverwaltung auf eine „Nachrichtensperre“ geeinigt habe. Raus kam aber: Die Vereinsführung hat erkannt, dass die mit dem Stadion-Bauer ausgehandelten HBM-Verträge Dynamo nie auf einen grünen Zweig kommen lassen würden.

Unterschreibe man jetzt, könne der Verein auch gleich Insolvenz anmelden. Das Problem jedoch ist seit zwei Jahren bekannt. Die Stadion-Rechte (VIP-Logen, Businessplätze, Arena-Namen) kann der Drittligist nicht allein versilbern. Rechteinhaber HBM will den Verein zwar prozentual beteiligen, doch der Anteil reicht den Schwarz-Gelben plötzlich nicht mehr. Dabei hatte man im Dezember noch erklärt, dass man eine gemeinsame Lösung gefunden habe.

Warum die jetzt hinfällig ist, weiß nur die Führungsetage an der Lennéstraße, die gestern stundenlang tagte. Sie verhandelte sogar eifrig in Leipzig. Will Dynamo keine Dresdner Lösung? Schon schwierig, wenn man auf einmal keine Schuldigen mehr hat, sondern selbst für die Fehlwirtschaft der letzten Jahre Verantwortung übernehmen muss…
Enrico Lucke


dnn, 11. März 2009

Dynamo-Bosse in der Klemme

Stadt und HBM im Stadionstreit wieder auf einer Linie, doch die Schwarz-Gelben bleiben skeptisch

Dresden (DNN). Gibt es im schier endlosen Hin und Her um den künftigen Spielort von Dynamo doch noch eine Dresdner Lösung? Zumindest die Stadt und die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH aus Düsseldorf glauben offenbar fest daran. Beide Parteien, seit 2007 Vertragspartner beim Bau der neuen Fußball-Arena am Großen Garten, haben sich im Streit um die Absicherung von Mehrkosten bei der Errichtung des neuen Harbig-Stadions und den damit verknüpften Vermarktungs- und Nutzungsvertrag für die neue Spielstätte auf einen Kompromiss verständigt.

Rathaus-Sprecher Kai Schulz sagte gestern Nachmittag gegenüber den DNN: „Die Stadt und HBM haben sich auf Eckpunkte eines möglichen Vertrages geeinigt und parallel dazu Dynamo Dresden informiert. Wir hoffen nun, dass wir von Dynamo rasch eine Reaktion bekommen." Über Details des Kompromisses wollte er keine Auskunft geben, u.a. weil die Anwälte beider Parteien noch mit der Ausformulierung des Vertragswerkes beschäftigt seien. Noch nicht klar ist offenbar auch, ob und wie der Baukonzessionsvertrag zwischen der Stadt und dem Arenabauer und -betreiber aus Düsseldorf geändert und ob der Stadtrat noch einmal gefragt werden muss. „Darum kümmern sich jetzt die Anwälte", meinte Schulz. Dynamo Dresden hält sich derweil noch mit einer Bewertung zurück. Die Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates gingen auch gestern auf Tauchstation. Präsident Hauke Haensel kündigte lediglich an: „Wir werden bis Ende der Woche eine Entscheidung fällen. Was HBM und die Stadt jetzt ausgehandelt haben, werden wir vorerst nicht kommentieren."

Klar ist, dass die von den anderen Beteiligten im Stadionstreit vorgelegte Lösung für die Schwarz-Gelben alles andere als der große Wurf ist. Die aus Vereinssicht nur schwer akzeptablen Mietbedingungen bereiten Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne schlaflose Nächte. Die hohen Mietkosten im neuen Stadion drohen den schon mit sieben Millionen Euro in der Kreide stehendenden Drittligisten zu ersticken, den Wiederaufstieg zu einer geachteten Marke im bezahlten Fußball langfristig zu verhindern. Gestern Vormittag reisten Bohne und Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel noch einmal zu Verhandlungen nach Leipzig. Sie haben die Alternative, Dynamo kommende Saison im Zentralstadion spielen zu lassen, offenbar noch nicht ganz aufgegeben. Insbesondere Hendel soll mit einem Umzug eher leben können. Er hält es offenbar nicht für unmöglich, bei Dynamos Sponsoren ausreichend Werbebanden fürs Zentralstadion zu verkaufen. Da Dynamo bisher aber zu 95 Prozent von regionalen oder gar lokalen Geldgebern getragen wird, dürfte seine Rechnung nur schwer aufgehen. Auch Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich dürfte der Verein an der Pleiße nur in wenigen Spielen erreichen, ein Teil der Fans demonstrierte erst am Sonntag vorm Rathaus gegen den Umzug.

Stadtsprecher Kai Schulz bestritt gestern, dass der mit HBM ausgehandelte Kompromiss Dynamo die Luft zum Atmen abschnürt. Er glaubt, dass der achtfache DDR-Meister in der gut 45 Millionen Euro teuren neuen Arena an der Lennestraße überlebensfähig ist. „Darauf haben alle Beteiligten geachtet, sonst wäre der Kompromiss eine Totgeburt." Er habe Verständnis, dass sich Dynamos Begeisterung in Grenzen hält, aber er stellte klar: „Kompromisse kommen nur zustande, wenn sich alle bewegen." Der Verein habe verlangt, dass sich die Stadt mit HBM an einen Tisch setzt: „Das haben wir getan, jetzt ist Dynamo dran. Wir können mit einer Entscheidung auch noch zwei Monate warten, aber kann das Dynamo auch?", fragte Schulz.
Jochen Leimert


Sächsische Zeitung, 11. März 2009

Dynamo zweifelt: Geht die Rechnung auf?
Von Sven Geisler

Stadt bestätigt Einigung mit HBM in der Stadionfrage

Winfried Lonzen Zentralstadion Leipzig

Einem Umzug des Fußball-Drittligisten SGDynamo Dresden nach Leipzig stünde nichts im Wege: „Für den Fall, dass die Entscheidung für uns fällt, wären wir vorbereitet“, sagt Winfried Lonzen. Der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft für das Zentralstadion (ZSL) sprach gestern mit Vertretern des Vereins „über technische Dinge wie die Organisation des Kartenverkaufs und die Anfahrt“. Unabhängig davon sei der Mietvertrag unterschriftsreif.
„Wir veranstalten hier kein Kasperletheater“, erklärt Lonzen, „aber wo Dynamo nächste Saison spielt, wird in Dresden entschieden.“ In der sächsischen Landeshauptstadt ist aber immer noch keine Entscheidung gefallen, auch wenn Sprecher Kai Schulz gestern bestätigte, dass sich die Stadt mit dem Bauträger HBM auf Eckpunkte für einen Kompromiss im Stadion-streit geeinigt habe.

Die Details würden jetzt von den Anwälten in einem Vertragsentwurf fixiert, der „noch in dieser Woche“ Dynamo zugehen werde. Bisher konnte der Verein also nicht zustimmen, weil er nicht konkret über den Lösungsvorschlag informiert ist. Schulz erklärt, es gebe in den Punkten Laufzeit, Kosten für Nachbesserungen und Vermarktung eine Variante, „die aus Sicht von Stadt und HBM wirtschaftlich darstellbar ist“.
Für Dynamo scheint die Rechnung dagegen weder kurzfristig noch in der Zukunft – es geht um einen Vertrag für zwölf Jahre – aufzugehen. Nach Informationen der SZ müsste die Vermarktung des neuen Stadions mindestens fünf Millionen Euro bringen, damit unter dem Strich für den Verein die 2,5Millionen Euro blieben, die er in der laufenden Spielzeit durch Sponsoring einnimmt. Das scheint selbst mit einem professionellen Vermarkter wie „Sportfive“ an der Seite ein allzu ehrgeiziges Unterfangen, zumal durch die Hängepartie in der Stadionfrage für die Sponsorensuche schon fünf Monate ungenutzt verstrichen sind.

Der Dynamo-Aufsichtsrat hat der Geschäftsführung am späten Dienstagabend trotzdem den Auftrag erteilt, weiter an einer Lösung für Dresden zu arbeiten. Darüber hinaus soll es keine Informationen von Seiten des Vereins geben.

Wie die SZ erfuhr, wird im Kontrollgremium das Modell Leipzig auch finanziell kritisch gesehen. Nach ungünstigeren Prognosen zum Beispiel für Sicherheitskosten und Zuschauerzahlen (nur 7500 statt 10000) käme Dynamo im Zentralstadion bei weitem nicht so günstig wie ursprünglich angenommen.
Bleibt die Frage nach dem Ausweg, falls Dynamo dem Kompromiss von Stadt und HBM – auch mit Blick auf die Lizenz – nicht zustimmen könnte. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) soll auf Nachfrage des Vereins bereits deutliche Zweifel angemeldet haben. So könnten drei Möglichkeiten aussehen:

Erstens: Dynamo zieht für ein Jahr nach Leipzig in der Hoffnung, dass die günstige Planung aufgeht. Kurzfristig ließe sich die Insolvenzgefahr durch ein – weiteres – Darlehen von Medienunternehmer und Zentralstadion-Besitzer Michael Kölmel bannen.

Zweitens: Die Verhandlungen werden ohne Zeitdruck weitergeführt mit dem Ziel, eine auf Jahre tragfähige Vertragsgrundlage zu schaffen. Dazu müssten Stadt, HBM und Verein kurzfristig eine Lösung finden, damit Dynamo nächste Saison in Dresden spielen kann. Bei den Konditionen würde berücksichtigt, dass das neue Stadion zu Saisonbeginn im Juli nicht fertiggestellt sein wird.

Drittens: Dynamo meldet Insolvenz an und Dresden verschwindet auf lange Sicht von der Landkarte des deutschen Profi-Fußballs.

Oder finden die Beteiligten doch noch einen anderen Weg, den gordischen Knoten zu zerschlagen?


Morgenpost, 10. März 2009

Gestern einigten sich die Stadt und HBM!
Dynamo spielt in Dresden

DRESDEN - Geschafft-Dynamo spielt weiter in Dresden!
Zumindest ist der Weg dafür frei.

"Die Kuh ist vom Eis", freute sich gestern Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann. "Wir haben uns mit dem Arenabauer HBM geeinigt." Zu den genauen Details der Einigung wollte sich der Kämmerer nicht äußern, meinte nur: "Es ist für alle drei Seiten ein Kompromiss." Jetzt liegt es somit am Verein, dem Ganzen zuzustimmen. Immerhin hatte dieser in einem Brief die Forderung gegenüber der Stadtverwaltung aufgemacht: Vorjohann solle sich bis gestern 13.00 Uhr mit HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz einigen, sonst würde man im Leipziger Zentralstadion spielen. Klingt nach einer Erpressung! Fakt ist aber: Jetzt liegt der Ball bei Dynamo Dresden. Kann der Verein mit dem Kompromiss leben oder nicht? Die Antwort darf nur ein "Ja" sein. Dafür haben die Fans in den letzten Tagen zu deutlich formuliert, dass sie einen Umzug in die Messestadt nicht wollen. Und ohne seine Anhänger dürfte es richtig schwer werden, eine Saison im Zentralstadion zu überleben. Vom Zuspruch der Zuschauer sind sämtliche Einnahmen (Eintrittsgelder, Sponsoren, Catering) abhängig.
Enrico Lucke


Wochenkurier, 10. März 2009

Einwurf von Gert Zimmermann

In dieser Woche soll also die Vernunft siegen. Die Vernunft zwischen zwei Partnern, die auf Kosten eines Fußballvereins Geld verdienen wollen.

Der ist zugegeben in keiner beneidenswerten Lage, weil er jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat.
Aber er ist der einzige, der den beiden Vertragspartnern Geld bringen könnte. Wenn die SGD ihre Spiele der neuen Saison in Elbflorenz austrägt, dann möchte der Klub wenigstens ein paar Kröten zum Überleben haben. Das ist in ganz Deutschland oder anderswo in der Fußballwelt so Usus.

Nur, weil vieles schief gelaufen ist im Verein, muss dem aber wenigstens eine Chance zum Überleben eingeräumt werden. Im Moment stehen die Zeichen der Zeit tatsächlich auf Untergang. Denn die vorliegenden Verträge bringen sowohl der Stadt Dresden, aber auch dem Bauträger HBM die Kohle, die freilich schon einmal in das Stadion investiert wurde. Das ist richtig. Aber jetzt auf Teufel komm raus schnellstens alles wieder einspielen zu wollen, endet in einer Farce. Und vor der stehen inzwischen alle Teilnehmer mit diesem gar nicht lustigen Monopoly-Spiel.

Ralf Minge bestätigte noch am Sonntag in Berlin, dass bei den jetzigen Verträgen Dynamo Dresden 30 Jahre lang mit Fußketten rumlaufen müsste. Schön, dass es wenigstens einer gemerkt hat. Genau wie den Fakt, dass kein Trainingsgelände rund um das neue Stadion gebaut wird. Ist zwar alles ein klein wenig merkwürdig, aber spart wenigstens die Investition einer Sauna und eines Wellness-Bereiches. Dies wiederum bringt eine neue Verhandlungsposition in Sachen Bürgschaft. Wirkt aber natürlich mehr als peinlich.

Weil ganz sicher das Team in das Ostragehege zum Training muss. Und gegen dieses Areal gab es nun wahrlich genügend Vorbehalte. Weil praktisch Feindesland aus Zeiten, in denen dort noch ein anderer Klub sein Glück versuchte. Die Einsicht kommt immer erst, wenn das neue Bauwerk schon steht und wenn die Emotionen langsam abklingen. Jetzt mehren sich sogar die Stimmen aus dem Dynamo-Lager, eine neue Arena am Rande der Stadt wäre bestimmt besser und vor allem sinnvoller gewesen. Zu spät, zu spät, zu spät. Deshalb möge wenigstens in den nächsten Stunden der Geist eingeschaltet werden von allen Beteiligten, damit aus dieser verfahrenen Kiste noch was rauskommt. Und damit das Lachen über Dresden verstummt.


MDR, 10. März 2009

Dynamo Dresden
Offenbar Einigung im Stadionstreit

Der Streit um das neue Stadion von Dynamo Dresden ist offenbar beigelegt. Mehreren Presseberichten zufolge haben sich die Dresdner Stadtverwaltung und das Bauunternehmen HBM auf einen Nutzungsvertrag geeinigt. Über die Einzelheiten liegen noch keine Informationen vor. Beide Seiten hätten Stillschweigen vereinbart, hieß es weiter. Es gilt jedoch als sicher, dass weder die Stadt noch der Verein die Mehrkosten für den Stadionbau übernehmen. Bisher waren die Verhandlungen gescheitert, weil HBM die Mehrkosten beim Stadionbau nicht selbst übernehmen wollte.

Verein muss neuem Vertrag noch zustimmen

Die Geschäftsführung von Dynamo Dresden muss dem neuen Vertrag jetzt noch zustimmen. Der Vermarktungs- und Nutzungsvertrag ist für die Erteilung der Lizenz für die kommende Spielzeit notwendig. Mit der Einigung scheint ein möglicher Umzug von Dynamo Dresden ins Leipziger Zentralstadion vom Tisch. Entsprechende Gespräche sollten am Dienstag in Leipzig geführt werden.

Stadionbetrieb von Strukturen des Vereins trennen

In dem Streit zwischen HBM und der Stadt ging es um 2,5 Millionen Euro. Diese wollte das Unternehmen für eine Fan-Gaststätte, einem erweiterten Logenausbau sowie größeren Flächen für den Businessclub und dem Verein geltend machen. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin erklärt, dass auf diese Zusatzwünsche notfalls verzichtet werden müsse. Die Stadt hatte ihre Bürgschaft in Höhe von 40,7 Millionen Euro nur unter Bedingungen erteilt, dass der Stadionbetrieb von den Strukturen und Problemen des Vereins getrennt wird.


BILD, 10. März 2009 (Auszug)

Kapitän Maik Wagefeld: Wir starten eine neue Serie!
Von TIM SCHLEGEL

Maik Wagefeld (27) ist seit Beginn des Jahres in Top-Form. Als neuer Kapitän und Abwehrchef gibt er bei Dynamo den Ton an. BILD sprach mit dem Dresdner.

...

BILD: Ist der Stadion-Zoff im Team ein Thema?

Wagefeld: Jeden Tag sogar! Es kann nicht sein, dass Dynamo endlich eine neue, geile Schüssel kriegt, aber statt davon zu profitieren scheinbar mehr Nachteile hat.

BILD: Und deshalb vielleicht nach Leipzig umzieht!

Wagefeld: Fakt ist, dass wir alle in Dresden spielen wollen. Aber wenn die Existenz von Dynamo auf dem Spiel steht, bleibt den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als nach Alternativen zu suchen.

BILD:Wie geht die Mannschaft damit um, dass es diesen Monat nur das halbe Gehalt gab?

Wagefeld: Klar ist das keine angenehme Sache. Aber wer wie gegen Union vor 15000 Fans spielen kann, denkt nicht ans Geld. Zumal es bis jetzt immer pünktlich kam und uns die zweite Hälfte für diese Woche zugesichert wurde.

BILD: Samstag kommt Wuppertal...

Wagefeld: Solche Spiele gegen Tabellen-Nachbarn musst du gewinnen. Und dann vor vollem Haus eine neue Serie starten! Genau das ist unser Ziel.


Einigung zwischen Stadt und HBM

Der Dauer-Zoff ums Dresdner Harbig-Stadion: Gestern haben sich Bauherr- und Betreiber HBM und die Stadt Dresden geeinigt!

Wie BILD erfuhr, hat HBM einen neuen Vertrag vorgelegt, der von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann im Gegensatz zur Vorwoche abgesegnet wurde, über Vertragsinhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Aber es gilt als sicher, dass weder die Stadt Dresden noch Dynamo die entstandenen Mehrkosten am Neubau von ca. 1.3 Mio. Euro tragen müssen. Daran war die Einigung zuletzt gescheitert.

Bedeutet: Jetzt ist Dynamo am Zug! Der Drittligist muss „nur" noch den Nutzervertrag mit HBM unterschreiben, der zur Lizenz-Erteilung für die kommende Saison benötigt wird. Damit wäre ein Umzug nach Leipzig vom Tisch.
(Tim Schlegel)


Kicker, 10. März 2009

Dresden: Fans gegen Umzug nach Leipzig

Axel Keller: "Darauf kann man aufbauen"

Nach fünf Spielen ohne Niederlage ging Dynamo Dresden mal wieder als Verlierer vom Platz, trotz eines couragierten Auftritts beim Tabellenführer. "Es tut weh, so eine Partie gut zehn Minuten vor dem Ende abzugeben", sagte Dresdens enttäuschter Trainer Ruud Kaiser, "aber meine Jungs haben ein gutes Spiel gemacht." In der Abwehr passte Dynamo jedoch zweimal nicht richtig auf.

Im zehnten Spiel in Serie gab es damit mindestens einen Gegentreffer. "Schade, wir haben insgesamt ganz gut gestanden", ärgerte sich Torhüter Axel Keller: "Aber die Spiele, die für uns extrem wichtig sind, die kommen noch. Auf dieser Leistung beim Tabellenführer können wir aufbauen."

Haben sich möglicherweise das Theater um das Stadion und die seit kurzem zur Hälfte einbehaltenen Spielergehälter negativ bemerkbar gemacht? "Nein, solche Dinge kenne ich doch schon seit einigen Jahren in Dresden", stellte Mittelfeldspieler Lars Jungnickel klar, "wir waren unabhängig davon nicht viel schlechter als der 1. FC Union."

Die große Masse der 3000 mitgereisten Dynamo-Fans zeigte übrigens deutlich, was sie über die Umzugspläne ins Leipziger Zentralstadion denkt. "Wir fahren niemals nach Leipzig", sagen sie und hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Frauenkirche auch bald in Leipzig?" hoch.
Matthias Koch


Sächsische Zeitung, 10. März 2009

Dynamo verhandelt heute in Leipzig
Von Sven Geisler

Während der Stadion-Streit in Dresden schwelt, wird der Verein umworben von Medienunternehmer Kölmel.
In Dresden gingen die Verhandlungsführer im Streit um das neue Fußball-Stadion gestern auf Tauchstation. Weder von der Stadt noch vom Bauträger HBM war eine Stellungnahme zum Stand der Dinge zu bekommen. Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne zeigte sich zwar auskunftsbereit, gab aber nur eine allgemeine Lageeinschätzung: „Alles bewegt sich in Richtung einer Problemlösung. Es gibt Ansätze, aber inwieweit die durchführbar sind, wird sich zeigen.“ Gestern Abend beriet Dynamos Aufsichtsrat über die Vorschläge.

Eine Entscheidung war bis Redaktionsschluss dieser Seite nicht bekannt. Nach Informationen der SZ sollen Stadt und HBM sich auf einen Kompromiss geeinigt haben, bei dem jedoch der Verein finanzielle Einbußen hinnehmen müsste. Bohne betonte zwar erneut, dass es für den Verein oberstes Ziel sei, in Dresden zu spielen. Gleichzeitig bekräftigte er aber, dass der Umzug nach Leipzig „eine Option ist, wenn wir hier keine vernünftige Lösung auf die Beine stellen“. Wie SZ erfuhr, will die Geschäftsführung heute in Leipzig einen Mietvertrag für das Zentralstadion aushandeln.
Der Umzug wird – unabhängig von der emotionalen Seite und der eindeutig bekundeten Ablehnung durch die Fans – im Verein auch aus wirtschaftlicher Sicht kontrovers diskutiert. Laut Bohne habe „Herr Dr. Kölmel ein attraktives Paket geschnürt“. Das sieht Michael Kölmel, der Besitzer des Leipziger Zentralstadions, natürlich genauso. „Wirtschaftlich wären wir für Dynamo selbst bei erheblich geringeren Einnahmen günstiger“, meinte der Medienunternehmer.
Außer den Betriebskosten für die Arena müsste Dynamo 15 Prozent der Erlöse aus dem Ticketverkauf sozusagen als Miete abführen. Die restlichen Einnahmen zum Beispiel aus der Vermarktung der Vip-Logen und Business-Plätze sowie der Bandenwerbung blieben beim Verein. „Das ist schon ein super Vorzugsangebot für Dresden“, sagte Kölmel. Er ist den Gelb-Schwarzen bereits seit 1999 verbunden. Als Vermarkter zahlte die Kinowelt/Sportwelt von Kölmel umgerechnet rund fünf Millionen Euro als Darlehen an den Verein. Vor dieser Saison übernahm Kölmel eine Bürgschaft in sechsstelliger Höhe und trug damit wesentlich dazu bei, dass der Traditionsklub vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) überhaupt die Lizenz für die neue 3.Liga erhalten hat.

Vermarkter wartet ab

Angesichts der aktuellen Liquiditätsprobleme der Dresdner habe er Gesprächsbereitschaft signalisiert, bestätigte Kölmel. Wenn Dynamo nicht im Rudolf-Harbig-Stadion spielen sollte, käme wahrscheinlich auch der Vertrag mit der Agentur „Sportfive“ nicht zum Tragen, die eine halbe Million Euro als so genanntes Antrittsgeld in Aussicht gestellt hatte. Zumindest einen Teil dieser Summe benötigt der Verein jedoch, um die Insolvenzgefahr für die laufende Spielzeit abzuwenden.

Kölmel würde – wahrscheinlich mit einem Darlehen – einspringen. Bohne gab sich zurückhaltend: „Wir können keine Entscheidung treffen, die uns heute die Zahlungsfähigkeit sichert, aber morgen auf die Füße fällt“, kommentierte der SGD-Geschäftsführer das lukrative Angebot aus Leipzig. Kölmel sieht in den Gelb-Schwarzen einen attraktiven Mieter für sein Stadion. „Das wäre auch ein Zeichen an die Stadt Leipzig, denn hier ist ein Investor unternehmerisches Risiko eingegangen, und sie lässt ihn ihm Regen stehen.“

Von den ursprünglich 90,55 Millionen Euro Baukosten für das Zentralstadion hatte Kölmel mit seiner EMKA Immobilien-Beteiligungs-GmbH 27,338 Millionen Euro sowie von dem 26-Millionen-Nachschlag durch die Fußball-WM 2006 noch einmal knapp zwei Drittel übernommen. Zum Vergleich: Für das Dresdner Stadion hat die Stadt vier Millionen Euro als Zuschuss gezahlt und bringt noch mal so viel unter anderem für den Bau von Parkplätzen auf. Zudem bürgt sie für die restliche Bausumme von rund 40Millionen Euro, die über die Vermarktung – das ist der Knackpunkt – refinanziert werden sollen, was wiederum zu Lasten der Einnahmen für Dynamo geht.
HBM als Bauträger hat kaum ein Risiko, wollte aber am Ausgangspunkt des aktuellen Streites eine weitere städtische Bürgschaft über 2,8Millionen Euro für Mehrkosten. Nach letztem Stand belief sich die Forderung auf 1,3 Millionen Euro.


Sächsische Zeitung, 9. März 2009

Dynamo-Demo gegen Spielort Leipzig

Rund 500 Dynamo-Fans haben am Sonntagabend in der Innenstadt friedlich gegen den „Albtraum Leipzig“, den drohenden Umzug ins Leipziger Zentralstadion demonstriert.

Demo gegen Umzug nach Leipzig: Die Interessen der Fans fielen beim Poker um Stadionbau und Vermarktung zwischen SG Dynamo, Stadt Dresden und Bauträger HBM unter den Tisch, sagte Demo-Organisator Robert Pohl von der Fangemeinschaft Dynamo e.V. Für Fans sei Leipzig als „Heimspielort“ zu teuer. Pohl: „Wir hätten dann nur noch Auswärtsspiele.“ In Leipzig gebe es schon zwei verfeindete Fußballclubs. Dynamo-Fans würden nicht mit offenen Armen empfangen. „Es drohen noch mehr Sicherheitsauflagen, die unserer positiven Fankultur widersprechen, und ein Zuschauerschwund zum Nachteil der SG Dynamo.“ Mehr als 100 Polizisten waren im Einsatz. Die Demo führte vom Hauptbahnhof über die St. Petersburger Straße zum Rathaus. (lex)


Stadionwelt, 9.März 2009

Noch immer keine Einigung

Im Streit um den geplatzten Vermarktungsvertrag des Rudolf-Harbig-Stadions gibt es noch immer keine Einigung. Am Wochenende gingen die Vertreter der Stadt Dresden, von Dynamo Dresden, des Bauunternehmers HBM und von Sportfive ohne Ergebnis auseinander.


Sächsische Zeitung, 7. März 2009

Dynamos Kassen sind schon wieder leer
Daniel Klein

Hauke Haensel ist Banker und beherrscht die Finanz-Sprache. Der Präsident von Dynamo Dresden wählt die Worte deshalb behutsam. „Wir haben momentan eine Liquiditätslücke“, erklärt der Vorstand der Volksbank Pirna. Was nichts weiter bedeutet als: Dynamo ist das Geld ausgegangen. Wieder einmal. In der vergangenen Saison rettete den Verein ein städtischer Kredit über 1,2 Millionen Euro vor der Insolvenz.

Wie prekär die Lage ist, wurde den Profis am vergangenen Montag mitgeteilt. Geschäftsführer Stefan Bohne und Sportdirektor Ralf Minge eröffneten ihnen, dass die Hälfte ihres Februar-Gehaltes später ausgezahlt wird. „Begeistert waren wir natürlich nicht. Aber dass wir überhaupt informiert wurden, ist schon ein Fortschritt. Ich habe in diesem Verein auch andere Zeiten erlebt“, meint Kapitän Maik Wagefeld.
Nach der Mitgliederversammlung Ende November vergangenen Jahres hatte Haensel noch erklärt: „Wir planen, die laufende Saison mit einem Minus von 65.000 Euro abzuschließen.“ Gut drei Monate später muss er einräumen: „Dies werden wir nicht schaffen. Die Lücke wird größer ausfallen.“
Laut Haensel fehlt aktuell genau die Summe, die der Verein beim Spiel gegen die Bayern-Amateure einbüßte. Der Deutsche Fußball-Bund hatte als Reaktion auf Ausschreitungen einiger Dynamo-Fans verfügt, dass nur 5.000 Dresdner Zuschauer ins Stadion dürfen. Geplant hatte der Verein mit 10 000. „Dadurch haben wir rund 50 000 Euro verloren“, erklärt Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel. Ein weiteres Loch in die Kasse habe der schleppende Verkauf von Fanartikeln gerissen. Die neuen Trikots von Ausrüster Jako trafen erst nach dem Saisonstart in Dresden ein. Die Mannschaft musste die ersten Heimspiele in den Auswärtstrikots bestreiten. „Da wir ein Großteil zum Saisonstart absetzen, hat uns das hart getroffen“, erläutert Hendel. Eine Vertragsstrafe gegen einen Sponsor durchzuboxen, sei nicht so einfach. „Auch das Weihnachtsgeschäft lief nicht gut. Das ist stark abhängig vom sportlichen Erfolg.“ Im Advent kämpften die Gelb-Schwarzen gegen den Abstieg.
Für die Zahlungsschwierigkeiten gibt es aber auch noch eine andere Erklärung: Dynamo hat die 500.000 Euro, die Vermarkter Sportfive bei Abschluss der Stadionverträge an den Verein überweisen will, längst verplant. Dies bestätigte Präsident Haensel zumindest indirekt: „Wir haben sie nicht vollständig verplant.“ Da sich eine Einigung über den Vermarktungs- und Nutzungsvertrag des neuen Stadions weiter hinauszögert, zahlt Sportfive die halbe Million nicht und Dynamo steckt in der Klemme.

Kölmel will helfen

Hilfe bietet nun ausgerechnet der Filmrechtehändler Michael Kölmel an, dem Dynamo bereits fünf Millionen Euro schuldet. Kölmel will dem Verein erneut unter die Arme greifen, falls die Mannschaft die Heimspiele in seinem Leipziger Zentralstadion austrägt. „Es gibt da gewisse Anreize von Seiten des Herrn Kölmel“, bestätigte Haensel. „Wenn dies die einzige Alternative zu einer Insolvenz wäre, müssen wir eben nach Leipzig“, erklärte Maik Wagefeld. Von der Mannschaft erwartet der Kapitän nun „eine Trotzreaktion“.


BILD, 7. März 2009

Wo kommt das Etat-Loch her?
Von TIM SCHLEGEL

Skeptischer Blick: Geschäftsführer Stefan Bohne

Sportlich läuft´s bei Dynamo endlich wieder besser. Dafür geht´s wirtschaftlich drunter und drüber. Das Hickhack um den Stadion-Neubau bringt den Klub in akute Existenz-Nöte.
Fakt ist: So lange keine Entscheidung darüber fällt, wo Dynamo ab Sommer spielt, fließt kein Cent in die leere Vereinskasse. Nur ein Stadion-Nutzungsvertrag bringt frisches Geld.

Kann sich Dynamo bis Montag mit Bauherr HBM und der Stadt Dresden aufs Harbig-Stadion einigen, gibt´s rund 500 000 Euro von der Vermarkter-Firma „Sport five“. Zieht der Drittligist nach Leipzig, winkt der dortige Stadion-Besitzer Michael Kölmel mit der gleichen Summe.
Kohle, die Dynamo eigentlich für die kommende Saison beiseite legen wollte. Aber schon jetzt dringend braucht! Denn es gibt schon wieder ein Finanz-Loch. Die Rede ist von über einer halben Mio. Euro!

Unglaublich: Keiner weiß, wie es trotz Kontrolle durch die Stadt und den DFB dazu kommen konnte. Angeblich sollen u.a. Fehlkalkulationen beim Ticket-Verkauf eine Rolle spielen. Geschäftsführer Stefan Bohne (35): „Ein Wirtschaftsprüfer soll jetzt Klarheit bringen.“

Hoffentlich stellt der nicht fest, dass es nur noch eine Lösung gibt: den Insolvenzantrag...


Sächsische Zeitung, 6. März 2009

Heimvorteil trotz Umzug: Union Berlin noch ungeschlagen
Von Sven Geisler
Der Dresdner Stadionstreit geht in die Verlängerung – und Dynamo muss in das Berliner Ausweichquartier.

Spielt Dynamo Dresden nächste Saison in Leipzig? Die Wahrscheinlichkeit steigt, je länger der Stadionstreit dauert. „Wir brauchen endlich Planungssicherheit, vor allem um die Sponsorensuche voranzutreiben. Normalerweise beginnt man damit im vierten Quartal des Vorjahres“, erklärt SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne. Eigentlich wollte der Verein heute entscheiden, „aber es wird über das Wochenende weiter verhandelt, sodass wir noch auf eine gute Lösung hoffen“, sagt Bohne.
Durch das Hickhack um Vermarktung und Nutzung des neuen Dresdner Stadions hat Dynamo wertvolle Zeit verloren, um die im Etat für 2009/10 kalkulierten Werbeeinnahmen von etwa 2,5Millionen Euro vertraglich abzusichern.

Bis Anfang Mai bleibt dem Drittligisten dafür Zeit. Andernfalls könnte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Lizenz verweigern, was den Abstieg – mindestens in die Regionalliga – zur Folge hätte. Die Frage, wo die Dresdner spielen, sieht man beim DFB dagegen entspannt. „Die Vereine müssen generell zwei Stadien angeben, die nicht mehr als 100Kilometer voneinander entfernt sein dürfen“, erklärt Stephan Brause, Sprecher für die 3.Liga.
Beide Spielstätten würden auf ihre Tauglichkeit geprüft. Einen Termin für die Entscheidung habe der DFB deshalb nicht gesetzt. „Die Unterlagen mussten bis vergangenen Montag, 15.30Uhr eingereicht sein. Auf dieser Grundlage erfolgt der erste Bescheid für die Lizenz. Danach können die Vereine eventuell geforderte Nachweise im Rahmen einer Frist nachreichen“, sagt Brause. Geprüft wird sowohl unter Sicherheitsaspekten als auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten anhand der von Dynamo vorgelegten Berechnungen.

„Dresden ist die Stadt unserer Träume! Wir gehen niemals nach Leipzig!“, hatten Dynamo-Fans zum Heimspiel gegen Kickers Offenbach im Rudolf-Harbig-Stadion plakatiert. Genauso unvorstellbar war es für die Anhänger des 1.FC Union Berlin, von ihrer „Alten Försterei“ in den ungeliebten Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark umzuziehen. Schließlich hatte dort der BFCDynamo gespielt, der Lieblingsklub von Stasi-Chef Erich Mielke.

Dynamo im Jahnsportpark

Aber weil die Kultstätte der „Eisernen“ saniert werden muss und sich der Umbau der Stehplatz-Tribünen wegen des fehlenden Daches seit Monaten verzögert, spielt Union auch am Sonntag, 14Uhr, gegen Dynamo im Ausweichquartier. Sportlich konnten die Berliner den Heimvorteil dorthin mitnehmen. Der Spitzenreiter ist zu Hause ungeschlagen: acht Siege, vier Unentschieden. So heimstark ist kein anderer Drittligist. Unter den Spielern herrscht inzwischen die Meinung vor: So lange wir gewinnen, ist es egal, wo wir spielen. Laut sagen dürfen sie das aber nicht, sonst laufen die Fans Sturm. Mittlerweile 1100 ehrenamtliche „Stadionbauer“ werkeln mit in der „Alten Försterei“. Dorthin wollen sie schnellstens zurück. Viele verweigern ihrem Verein sogar die Gefolgschaft in den Jahnsportpark. Trotz des Höhenfluges liegt Unions Zuschauerschnitt mit 6378 deutlich unter dem der Vorsaison (7063).

„Vor ein paar Tagen war mir der Gedanke fremd, Dynamo könnte in Leipzig spielen“, sagt SGD-Sportdirektor Ralf Minge, der als Spieler mit den Gelb-Schwarzen zwei DDR-Meistertitel und vier Pokalsiege feierte: „Aber wenn die Alternative ist, dass Dynamo gar nicht mehr spielt, muss man sich damit beschäftigen.“ (mit mko)


BILD, 5. März 2009

Was nun Dynamo?

Kein Geld wegen Stadion-Zoff +++ Nur halbes Gehalt für die Mannschaft +++ Kölmel will helfen
Von TIM SCHLEGEL

Der Streit ums neue Stadion – langsam steht die Existenz von Dynamo Dresden auf dem Spiel. Boss Hauke Haensel (40): „Die neue Arena kann uns sehr arm machen...“

Dynamo Dresden: Kein Geld wegen Stadion-Zoff

Die Dynamo-Spieler sind nachdenklich geworden. Obwohl sie in diesem Jahr bisher starke Leistungen gezeigt haben (zwei Siege, zwei Remis), stehen sie finanziell vor einer unsicheren Zukunft
Das ist der Stand vorm Ost-Knaller Sonntag bei Spitzenreiter Union Berlin (14 Uhr, live im MDR): Dynamo braucht dringend einen Nutzungsvertrag fürs Stadion, sonst gibt´s für die kommende Saison keine Lizenz vom DFB. Den Vertrag gibt´s aber nicht, solange sich Verein, Stadt und Bauherr HBM darüber streiten, wer die entstandenen Mehrkosten am Stadion-Neubau (ca. 1.3 Mio Euro) übernimmt. Deshalb verhandelt Dynamo inzwischen mit dem Leipziger Zentralstadion als Spielort.

Durch das Stadion-Hickhack hat der Drittligist schon jetzt massive Geldsorgen. Weil mit dem Nutzungsvertrag ein Vermarktervertrag mit der Agentur „Sport five“ verbunden ist, der Dynamo eine Sofort-Zahlung von 500 000 Euro garantiert. Geld, mit dem der Klub für DIE aufende Rückrunde offenbar bereits geplant hat. Und das jetzt fehlt.

BILD erfuhr: Die Vereinskonten sind so gut wie leer, den Kickern wurde deshalb in diesem Monat nur die Hälfte des Gehaltes überwiesen!

Sportdirektor Ralf Minge (48) „Wir haben der Mannschaft die Karten offen auf den Tisch gelegt. Klar, dass die Spieler nicht begeistert sind. Aber es bringt nichts, drumherum zu reden.“ Geschäftsführer Stefan Bohne (35): „Die Truppe kriegt die Querelen ja aus der Presse mit. Ich hoffe, dass sie jetzt erst recht zusammenhält und weiter so einsatzstark wie zuletzt spielt.“


Stadion-Streit - Jetzt kracht‘s richtig!

Kaum zu glauben: Jetzt könnte Michael Kölmel (45) wieder zum Retter werden!
Der Ex-Kinowelt-Boss und Besitzer des Zentralstadions, der zwischen 1999 und 2001 schon mal rund 5 Mio. Euro in den Verein gepumpt hat, soll zu einer sofortigen Finanz-Spritze bereit sein. Wenn Dynamo in der kommenden Saison in Leipzig spielt.

Der Drittligist soll bereits einen Mietvertrag mit dem Zentralstadion ausgearbeitet haben. Falls es bis Montag keine Lösung des Dresdner Stadion-Problems gibt, wird sich Dynamo für Leipzig entscheiden. Und zwar nur aus einem Grund: Um zu überleben!


Morgenpost, 5. März 2009

Umzug zum Trainieren?

DRESDEN - Zwar gab's gestern nichts Neues im Stadion-Streit, dafür kam raus, dass Dynamo Dresden überlegt, ein eigenes Trainingsgelände zu beziehen! Bayern München hat seine Säbener Straße und die Schwarz-Gelben bald ihre Pieschener Allee? Diesen Plan lüftete gestern HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz: „Die Sauna ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, weil sie nicht mehr notwendig sein dürfte, wenn sich das Trainingsgelände nicht mehr am Stadion befindet."

Davon war bisher allerdings nie die Rede. Eigentlich sollte auf dem heutigen Standort der Geschäftsstelle ein Rasenplatz entstehen. Direkt daneben bleibt der bestehende Kunstrasenplatz erhalten. Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne: „Wir müssen erst das eine Problem mit dem Stadion lösen..."
Offenbar kam es zu den Überlegungen, nachdem die Geschäftsstelle im Funktionstrakt des Stadionneubaus den Businessplätzen weichen musste. Getreu dem Motto: Wenn man ohnehin umziehen muss, gibt's auch ein neues Trainingsgelände. Das würde übrigens ohnehin benötigt, falls es keine Einigung zwischen Dynamo, der Stadtverwaltung und HBM gibt. Immerhin soll in Leipzig nur der Spielbetrieb durchgeführt werden. Aber: Wer soll das bezahlen?
Enrico Lucke


Kicker, 5. März 2009

Dresden: Neuer Höhepunkt beim Stadionstreit Umzug nach Leipzig droht

Obwohl die Dresdner fünf Spiele in Folge ungeschlagen sind, bleibt die sportliche Leistungsentwicklung derzeit nur ein Randthema. Dagegen erreicht der "Stadionstreit" einen neuen Höhepunkt. Zwar wurden die Lizenz-Unterlagen pünktlich beim DFB abgegeben, allerdings fehlten beim Vermarktungs- und Nutzungsvertrag für das neue Stadion die notwendigen Unterschriften.

Glaubt weiter an den Standort Dresden: Geschäftsführer Stefan Bohne.

Die Stadt hatte die vom Bauunternehmen HBM geforderte Bürgschaft für zusätzliche Baukosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro abgelehnt. Auch einem Lösungsvorschlag zwischen Bauunternehmen und Verein stimmte sie nicht zu. HBM hatte vom finanziell angeschlagenen Verein verlangt, die Unternehmensanteile an der Stadion-Projektgesellschaft zu übernehmen. Nach diesem Modell hätte Dynamo ab 2011 sieben Jahre lang jeweils 320000 Euro aufbringen müssen. "Das liegt nicht im Interesse des Vereins und auch nicht der Stadt", sagte Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann.

Dynamo hat bis Mitte nächster Woche Zeit, die unterschriebenen Verträge nachzureichen. Sollten die Verhandlungen kein Ergebnis bringen, droht der Umzug nach Leipzig. Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne hat in den Lizenzunterlagen für die neue Saison das Zentralstadion als möglichen Spielort angegeben: "Ziel bleibt es, in Dresden zu spielen", so Bohne, der 10000 Zuschauer pro Spiel in Leipzig für realistisch hält.


Sächsische Zeitung, 5. März 2009

„Es wird gepokert auf hohem Niveau“

HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz erklärt die Haltung des Bauträgers.

Herr Eichholtz, Sie präsentieren andere Zahlen, als bisher bekannt waren. Ist das ein neuer Lösungsvorschlag?

Nein. Das hatten wir in der Nacht zum 26.Februar bis vier Uhr morgens verhandelt. Warum das Ergebnis auf der Pressekonferenz von Stadt und Verein falsch dargestellt wurde, ist mir ein Rätsel.

Wie konnte es zu diesem Missverständnis kommen?

Ich glaube, es wird gepokert auf hohem Niveau. Die Stadt möchte den Konzessionsvertrag mit HBM nicht ändern, durch den aber der Verein zu kurz kommt, weil die Vermarktungsrechte zur Refinanzierung des Stadions genutzt werden sollen. Dieses ursächliche Problem wollen wir mit der Übertragung der Rechte an den Verein lösen.

Sie wollen die Gesellschafteranteile ab 2011 an Dynamo verkaufen. Das heißt doch, HBM will so schnell wie möglich raus aus dem Vertrag.

Ja, klar. Wir profitieren ja nicht mehr davon, wenn wir alle Betriebskosten auf Abrechnungsbasis stellen und die Vermarktungsrechte an den Verein übertragen oder ihn daran wesentlich partizipieren lassen. Wir könnten sagen: Wir erfüllen den Konzessionsvertrag, wie es die Stadt möchte, aber dann bleibt der Verein auf der Strecke.

Wieso wollen Sie nicht – wie von der Stadt gefordert – die zusätzlichen Baukosten von der Vermarktung trennen?

Das hilft doch nicht weiter. Der Verein sagt zum Beispiel, er braucht diesen zweiten Businessclub, weil er sich ideal vermarkten lässt. Das bringt Geld in die Kasse. Aber man kann doch nicht erwarten, dass wir dem Verein diese Mehrinvestition schenken. Also geht es darum, wer sie bezahlt.

HBM gibt die Mehrkosten jetzt nur noch mit 1,3 statt 2,8 Millionen Euro an. Wie ist das möglich?

Wir haben die Dinge wie die Versickerungsanlage für das Regenwasser herausgenommen, die von der Stadt getragen werden. Außerdem wurden viele Wünsche zurückgefahren; zum Beispiel den Lagerraum für das Fanprojekt, der zwischenzeitlich zum Aufenthaltsraum werden sollte. Auch die Sauna ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, auch weil sie nicht mehr notwendig sein dürfte, wenn das Trainingsgelände nicht mehr am Stadion sein wird. Die Fankneipe soll es in abgespeckter Version geben.

Wo ist der Ausweg?

Indem die Stadt den Verträgen zustimmt, weil sie eine saubere Lösung beinhalten: Mit den Rechten geht auch die Verantwortung an den Verein. Ich wüsste im Moment nicht, wie wir uns weiterbewegen könnten.

Von Seiten HBM gibt es keinen Verhandlungsspielraum mehr?

Wir haben den Verhandlungstisch nie verlassen und sind jederzeit gesprächsbereit. Wenn die Stadt sagt, dass sie unser Modell nicht will, muss sie klären, wie es anders gehen soll. Das warten wir ab.

Gibt es bis morgen keine Einigung, wird Dynamo nächste Saison wohl in Leipzig spielen. Schreckt Sie das nicht?

Diese Aussicht ist nicht schön, aber wir können doch nicht überall, wo wir ein Stadion bauen, noch den Verein mit jährlich einer Million Euro unterstützen. Ich kenne die Termine vom DFB zwar nicht, aber man kann sich auch selbst unter Zeitdruck setzen.
Gespräch: Sven Geisler


Stadt und Dynamo widersprechen HBM
Von Sven Geisler

Der Bauträger nennt in einer Pressemitteilung bisher unbekannte Zahlen.

Die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH hat ihre Sicht im Streit um das neue Dresdner Fußballstadion gestern in einer Pressemitteilung erläutert. Nach dieser Darstellung wären die Landeshauptstadt und die SGDynamo bei der Ablehnung des Lösungsvorschlages am Montag von falschen Zahlen ausgegangen.
Das weist Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann zurück: „Genau die in der Pressemitteilung aufgelisteten Zahlen standen leider nicht in den Papieren, die wir bekommen hatten.“ HBM gibt die zusätzlichen Baukosten nur noch mit 1,3Millionen statt den bisher geforderten 2,8Millionen Euro an. „Da bewegt sich ja schon mal was“, meinte Vorjohann. Unabhängig von den gegensätzlichen Auffassungen werde zurzeit „in aller Sachlichkeit“ verhandelt. Auf die Frage, ob der Umzug von Dynamo nach Leipzig noch zu vermeiden sei, sagte Vorjohann: „Eine Chance gibt es immer.“
Auf wenig Verständnis stieß die HBM-Erklärung bei Dynamo. SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne nannte sie „einseitig und nicht ergebnisorientiert“. Die SZ stellt beide Standpunkte gegenüber:

Vermarktung

Laut HBM habe die Projektgesellschaft dem Verein 90Prozent der Einnahmen an den Stadion-Rechten zugesichert, die über den zum Betrieb und zur Refinanzierung notwendigen Betrag hinausgehen. Des Weiteren werde der Verein am Cateringumsatz beteiligt. In Summe ergebe das eine freiwillige Unterstützung des Vereins durch die Projektgesellschaft und somit durch den Gesellschafter HBM von 700000Euro pro Saison.

Aus Dynamo-Sicht soll der Klub in Abhängigkeit von der Spielklasse 50 bis 60 Prozent der Gesamteinnahmen aus den Stadion-Rechten bekommen. Ob das 90Prozent der Summe entsprechen würde, die nicht in die Refinanzierung fließt, sei von vielen Faktoren abhängig, entgegnet Bohne. Die von HBM errechneten 700000 Euro Unterstützung seien „schön dargestellt“. Am Cateringumsatz wäre der Verein nicht beteiligt.
Unstrittig ist, dass die Projektgesellschaft die Bürgschaft für die vom Vermarkter „Sportfive“ in Aussicht gestellten 500000Euro Antrittsgeld übernehmen würde und diese zurückzahlen müsste, falls der Verein in die Insolvenz geht.

Baukosten

Bei HBM heißt es: „Es entspricht ... dem aktuellen Wunsch des Vereins, eine größere und besser vermarktbare Fankneipe unter der Stehplatztribüne zu errichten. Darüber hinaus wünscht der Verein einen zweiten Businessclub.“ Dadurch werde die Wirtschaftlichkeit des Stadions erheblich gesteigert.

Der SGD-Geschäftsführer verweist darauf, dass diese Vorhaben beim Verein „auf offene Ohren“ gestoßen seien. Von seiner Seite sei aber immer klargemacht worden, dass dafür die Landeshauptstadt der Verhandlungspartner sei. Den Bau der Fankneipe habe HBM jedoch auf der Mitgliederversammlung im Oktober 2008 versprochen. Gesellschafteranteile

Laut HBM müsse Dynamo für den Erwerb der Gesellschafteranteile ab 2011 nicht 320000 Euro, sondern 175000 Euro jährlich aufbringen. Darüber habe es nach mehrstündiger Verhandlung der Geschäftsführer und Anwälte von HBM und Dynamo am 26. Februar, vier Uhr morgens, „Einigkeit auf Arbeitsebene“ gegeben, heißt es in der Mitteilung.
Dynamo stellt das anders dar: „Wir hatten nachprüfbare Zahlen gefordert, die wir bis heute nicht erhalten haben“, sagt Bohne: „Aus unserer Sicht waren die Knackpunkte klar: Die Übernahme der Gesellschafteranteile wird durch die Stadt Dresden abgelehnt, und eine finanzielle Mehrbelastung kann der Verein nicht schultern.“

Die Aussichten

Dynamo will bis morgen Klarheit, um – unabhängig vom Lizenzierungsverfahren beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) – die neue Saison planen zu können.


Morgenpost, 4. März 2009

Dynamo kämpft um Dresdner Spiele

Geheimverhandlungen hinter verschlossenen Türen / Knackpunkt Vermarktungsrechte

Dresden - "Es gilt jetzt, nicht den Schuldigen zu suchen, sondern eine Lösung zu finden", forderte Dynamos Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne gestern in Sachen Stadion-Streit.

Aber wie kann die aussehen?

Oberste Priorität hat bei allen Beteiligten: Die Schwarz-Gelben müssen weiter in Dresden spielen. Jetzt gilt es, ein machbares Modell dafür zu entwickeln. Dafür verhandeln Stadtverwaltung, Vereinführung und Arena-Bauer HBM fleißig hinter verschlossenen Türen.
Aber wo liegt das grundsätzliche Problem? Ist es der vorfristige Ausstieg von HBM aus der Betreibergesellschaft, wie von der Stadt beanstandet? Sind es die hohen Schulden des Drittligisten, die eine Abzahlung eines Kredites unmöglich machen?
Es dreht sich alles um den Konzessionsvertrag, der im Mai 2007 zwischen HBM und der Stadt geschlossen wurde. Darin wird geregelt, dass die Stadionrechte von HBM als Betreiber der Arena vermarktet werden. Heißt: Der Arena-Bauer bestimmt, wer im Stadion Bier ausschenkt und wer für wieviel Geld seine Werbebande aufstellt. Und er kassiert die Einnahmen aus Businessplätzen und VIP-Logen. Genau diese Kohle fehlt allerdings jetzt dem Verein, weil er alles bis zum Neubau selbst vermarkten konnte. Mit dem Konzessionsvertrag wurde somit Dynamo eine entscheidende Säule der Refinzierung der laufenden Ausgaben weggerissen. Zur damaligen Zeit verständlich, da keiner aus dem Rathaus einem der Vereins-Vertreter über den Weg traute und die Belastung durch einen dringend erforderlichen Stadionbau für den städtischen Haushalt so gering wie möglich bleiben sollte. Das ging eben nur, indem man HBM den Bau mit den Stadionrechten schmackhaft machte. Jetzt fällt das scheinbar allen Beteiligten auf die Füße. Und Dynamo muss sich ernsthaft mit dem Umzug nach Leipzig beschäftigen, weil man sich in der momentanen vertraglichen Situation das Rudolf-Harbig-Stadion als Heimspielstätte nicht leisten kann - eben weil besagte Einnahmen fehlen. Eine Lösung muss so aussehen, dass der Verein genug einnimmt, um seinen Sieben-Millionen-Euro-Schuldenberg abzuarbeiten, langfristig finanziell gesunden kann und nicht irgendwann wegen zu geringer Einnahmen und zu hoher Ausgaben Insolvenz anmelden muss. HBM würde seine Vermarktungsrechte aus dem Konzessionsvertrag mit dem Verein teilen, aber nicht ohne Gegenleistung. Doch wie soll die aussehen? Und wer soll die aufbringen? Keine einfache Aufgabe, zumal die Zeit drängt: Innerhalb der nächsten zehn Tage muss eine Lösung auf dem Tisch liegen, damit der DFB die Lizenz erteilt.
Enrico Lucke


Pressemitteilung von HBM, 4. März 2009

Pressemitteilung

Auf Grund der am Montag, den 02.03.2009, stattgefundenen Pressekonferenz seitens der Landeshauptstadt Dresden und der SG Dynamo Dresden, zu der wir nicht geladen waren, nehmen wir detailliert zum Stand der Verhandlungen Stellung:

Mit Abschluss des Agenturvertrages und Namensrechts-Vertrages erhält die SG Dynamo Dresden durch die Projektgesellschaft wesentliche finanzielle Unterstützungsleistungen. Diese sehen im Detail wie folgt aus:

1. Eine Zahlung in Höhe von 500.000,00 Euro durch Sportfive, deren Rückzahlung von der Projektgesellschaft auf Forderung des Rechtevermarkters im Insolvenzfall der SG Dynamo Dresden voll abgesichert wird (sog. "signing-fee"),

2. eine wesentliche Beteiligung von 90 % an den Einnahmen der stadiongeborenen Rechte, die über den zum Betrieb und zur Refinanzierung notwendigen Betrag hinausgehen,

3. eine Beteiligung am Cateringumsatz.

Die vorstehenden Rechte stehen nach dem Baukonzessionsvertrag zwischen der Landeshauptstadt Dresden und der Projektgesellschaft vom 05.04.2007 in vollem Umfang der Projektgesellschaft zu.
Die vorstehenden finanziellen Unterstützungen gehen über den Businessplan, der dem Baukonzessionsvertrag mit der Landeshauptstadt Dresden zugrunde lag, hinaus und stellen somit eine massive freiwillige Unterstützung der Projektgesellschaft und somit durch den Gesellschafter HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH an den Verein dar. Das Volumen dieser Zuwendung beläuft sich insgesamt auf ca. 700.000,00 Euro pro Jahr.

Eine weitere Beteiligung an den der Projektgesellschaft zustehenden stadiongeborenen Rechten ist nicht möglich, da die entsprechenden Einnahmen gemäß den Vorgaben der Landeshauptstadt Dresden zur Refinanzierung des Stadions benötigt werden. In den letzten Verhandlungen mit der SG Dynamo Dresden wurde klar, dass der Verein trotz der Beteiligung an den stadiongeborenen Rechten weitere finanzielle Unterstützung erwartet. Aus Sicht der Projektgesellschaft ist dies nur möglich, wenn der Verein alle Rechte (stadiongeborene und vereinsgeborene) selber vermarktet und sich somit Vorteile aus den Synergien ergeben.
Konsequenter Weise wurde daher zwischen der Projektgesellschaft und dem Verein vereinbart, dass die Geschäftsanteile an der Projektgesellschaft - und damit die stadiongeborenen Rechte der Projektgesellschaft - insgesamt auf den Verein übergehen. Diese Lösung der widerstreitenden Interessen ist im Übrigen nicht neu, sondern steht als Absichtserklärung bereits seit Monaten in den Vertragsentwürfen, die im Übrigen auch der Landeshauptstadt Dresden vorliegen.

Es entspricht auch dem aktuellen Wunsch des Vereins eine größere und besser vermarktbare Fankneipe unter der Stehplatztribüne zu errichten. Darüber hinaus wünscht der Verein einen zweiten Businessclub. Durch die vorstehenden Maßnahmen wird die Wirtschaftlichkeit erheblich gesteigert.

Nach eingehenden Verhandlungen dazu wurden die zusätzlichen Kosten für eine abgeschlankte bauliche Lösung mit ca. 1,3 Mio. € beziffert, wobei weitere Details in einem Optionsvertrag, der kurzfristig ausformuliert werden soll, geregelt werden. Dies führt zu einer jährlichen Belastung des Vereins ab 2011 von 175.000,00 Euro / Jahr. Nicht zutreffend ist die Darstellung in der Pressekonferenz vom 02.03.2009, eine jährliche Belastung des Vereins in Höhe von 320.000,00 Euro / Jahr sei vereinbart worden. Ebenso falsch ist der am 02.03.2009 genannte Kaufpreis von ca. 2,2 Mio. Euro. Städtische Bürgschaften waren zu keinem Zeitpunkt Gegenstand der mit dem Verein geführten Gespräche.
Die Parteien trennten sich nach mehrstündiger Verhandlung am Donnerstag, den 26.02.2009 um 4.00 Uhr morgens mit einer Einigung auf Arbeitsebene, jedoch mit der Maßgabe, dieses Verhandlungsergebnis ihren jeweiligen Gremien vorzutragen. An den Verhandlungen haben jeweils Geschäftsführer wie anwaltliche Vertreter beider Seiten teilgenommen.
Die zuständigen Gremien der Projektgesellschaft haben am Freitag, dem 27.02.09, den verhandelten Ergebnissen grundsätzlich zugestimmt.
Es ist uns unverständlich, daß ein im Beisein der jeweiligen Geschäftsführer seitens der Projektgesellschaft und der SG Dynamo Dresden sowie deren jeweiligen Juristen entstandenes Verhandlungsergebnis mit ausformulierten Verträgen anlässlich der Pressekonferenz am 02.03.2009 teilweise falsch dargestellt wurde.

Eine offizielle Mitteilung zu den Verträgen seitens der Landeshauptstadt Dresden liegt uns bislang nicht vor.

Mittwoch, den 04.03.2009
Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH


Leipziger Volkszeitung, 4. März 2009

Dynamo-Umzug nach Leipzig rückt näher - HBM stellt keine Einigung in Aussicht

Dresden/Leipzig. Ein Wechsel der SG Dynamo Dresden ins Leipziger Zentralstadion zur neuen Saison wird immer wahrscheinlicher. Die Projektgesellschaft um Investor HBM hat sich am Mittwoch im Streit um den künftigen Nutzungsvertrag des Rudolf-Harbig-Stadions per schriftlicher Mitteilung zu Wort gemeldet. Eine schnelle Einigung stellt HBM darin nicht in Aussicht.
Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf verwies in seinem Schreiben noch einmal darauf, dass auf Wunsch der SGD nachträglich eine Fankneipe unter der Stehplatztribüne und ein zweiter Businessclub errichtet werden soll. Die Kosten für die zusätzlichen Bauleistungen werden mit 1,3 Millionen Euro beziffert. Aufgebracht werden soll diese Summe dadurch, dass der Drittligist von 2011 an die Anteile der Projektgesellschaft aufkauft und somit auch Gesellschafter des neuen Stadions würde. Dafür wären laut HBM Jahresraten zu je 175.000 Euro fällig. Bisher war immer von 2,5 Millionen Euro Mehrkosten und Jahresleistungen von 320.000 Euro die Rede.

Egal wie hoch die Kosten tatsächlich wären, die Landeshauptstadt hat der geplanten Änderung des Nutzungsvertrages bereits einen Riegel vorgeschoben. Wie die Kommune mitteilte, widerspricht ein Gesellschafterwechsel, bei dem der Verein Anteile an der Stadionprojektgesellschaft erwirbt, den bestehenden Verträgen. Die Stadt forderte HBM statt dessen auf, das Stadion so zu bauen, wie vertraglich vereinbart.

HBM hatte nicht nur den Zuschlag für den Bau des neuen Stadions erhalten, sondern auch für den Betrieb über 30 Jahre. "Der Dresdner Stadtrat hat den Verträgen mit HBM zugestimmt. Der geplante Rückzug von HBM widerspricht genau diesen Beschlusslagen", so Oberbürgermeisterin Helma Orosz. "Eine derartige Lösung kann weder im Interesse der Stadt noch des Vereins sein." Der mit sieben Millionen Euro bereits überschuldete Verein könne sich keine zusätzlichen Aufwände leisten, weitere Forderungen seitens Dynamo an die Kommune seien sonst zu erwarten. Die Stadt bürgt bereits jetzt mit 40,7 Millionen Euro für das gesamte Stadionprojekt.

Vereinssprecher Peter Tauber wollte die HBM-Mitteilung nicht groß kommentieren. "Da steht nichts Neues drin", meinte er. Dynamo müsse jetzt schnell den Spielort für die kommende Saison klären. Es müsse eine Lösung gefunden werden, um die bereits am Sonntag beim DFB eingereichten Lizenzunterlagen schnellstmöglich zu präzisieren. Sollte es zwischen Stadt, Verein und Investor keine Einigung geben, ist ein Umzug der Dynamos ins Leipziger Zentralstadion wahrscheinlich. "Für einen Vertragsabschluss mit den Leipzigern fehlt nicht mehr viel", sagte Tauber. Über genaue Konditionen wollte er nichts sagen.
Die Dresdner wechselten "nicht gern und freiwillig" die Spielstätte, eine andere Lösung sei beim Scheitern der Gespräche mit HBM aber nicht denkbar. Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne hält 10.000 Zuschauer pro Spiel in Leipzig für realistisch. Der Drittligist hofft dabei auch auf Fußballfans aus der Messestadt.
Matthias Roth/Stephan Lohse


Sächsische Zeitung, 4. März 2009

Der Stand in der Stadionfrage

Schweigen. Vom Bauträger HBM hieß es gestern nur, dass man mit einer Presserklärung auf die Darstellung der Stadt Dresden und der SGDynamo reagieren werde. Die soll heute herausgegeben werden. HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz war vorher zu keiner Stellungnahme bereit.

Vorbereitung. Der Betreiber des Leipziger Zentralstadions, ZSL, erstellt bereits einen Mietvertrag für Dynamo für die nächste Saison. „Anfangs habe ich über die Idee gelacht“, sagte ZSL-Geschäftsführer Winfried Lonzen, „aber jetzt sind das keine theoretischen Planspiele mehr, sondern es ist eine ernsthafte Absicht.“ (SZ)


BILD, 4. März 2009

Kölmel: „Dynamo in Leipzig herzlich willkommen“
von TIM SCHLEGEL

Was wie ein schlechter Witz klingt, könnte schon bald zur (traurigen) Realität werden: Weil in Dresden Stadionbauer HBM und die Stadt nicht auf einen grünen Zweig kommen, nimmt der Umzug von Dynamo in der nächsten Saison nach Leipzig immer konkretere Formen an.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte... „Dynamo ist in Leipzig herzlich willkommen“, sagt Dr. Michael Kölmel (54), Besitzer des Zentralstadions. „Natürlich wäre es absurd, wenn das neue Stadion in Dresden leer steht. Aber ich möchte dem Verein helfen, um in dieser misslichen Lage überleben zu können.“
Fakt ist: Bis Ende der Woche will der DFB von Dynamo einen Spielort mit dem dazugehörigen Nutzungsvertrag auf dem Tisch haben. Dass es bis dahin eine Lösung im Streit um die neue Arena in Dresden gibt, scheint derzeit eher unwahrscheinlich. Dynamo ab Sommer im Zentralstadion? Kölmel: „Wir räumen dem Verein günstige Konditionen ein.“

Nach BILD-Informationen wären das pro Spiel 12500 Euro Grundmiete plus 15 Prozent vom Ticket-Verkauf. Vorteil im Vergleich zu Dresden: Dynamo würde sämtliche Werbe-Einnahmen kassieren. Kölmel: „Wir übergeben das Stadion werbefrei.“ Auch das Problem der Fan-Anreise wurde bereits diskutiert.

So ist ein Kombi-Ticket für Bus und Bahn im Gespräch. Und zur Leipziger Polizei wurde wegen einer möglichen Zusammenarbeit ebenfalls schon Kontakt aufgenommen. Vorsichtigen Planungen zufolge geht Dynamo in Leipzig mit im Schnitt 10000 Zuschauern pro Spiel aus. Kölmel hält das für realistisch. „Leipzig ist zentral gelegen. Die WM-Arena würde sicher auch mehr Gästefans anlocken. Außerdem lechzen auch viele Leipziger nach höherklassigem Fußball...“


wochenkurier, 3. März 2009

EINWURF von Gert Zimmermann

Dresden. Ja, ist denn die Welt total verrückt geworden? Ich baue mir ein Fußballstadion und spiele 120 Kilometer entfernt davon. Weil derjenige, der es errichtet hat, mit mir und der Stadt Dresden nicht mehr kann.
Ein Schildbürgersteich allererster Güte kündigt sich an. Wenn heute die neue Saison angepfiffen würde, müsste Dynamo Dresden ständig auf Reisen gehen. Auswärts und aller 14 Tage zum Heimspiel nach Leipzig. Klar, die Fans jubeln ohne Ende. Ins Zentralstadion wollten sie schon immer. Und dann immer öfter. Was scheren einen da die paar Euro Mehrkosten für Zug oder Benzin? Wir haben es ja und vor allem viel zu dicke.

Eine gewisse Ratlosigkeit machte sich breit. Am Montagnachmittag im Dresdner Rathaus. Der Spruch, dass der aus diesem Haus Kommende bekanntlich klüger sei, ist ab sofort Makulatur. Nun ist die jetzige Lage aber bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss. Dynamos Präsident Hauke Hensel sieht noch eine Chance, bis zum Wochenende wenigstens wieder Dresden als Spielstätte zu favorisieren. Doch bis dahin muss Dynamo wohl alle Register ziehen. Wie konnte es überhaupt zu dieser Katastrophe kommen? Rückblende: Als die Stadt endlich einwilligte, nicht mehr ausweichen konnte, entschied man sich für den vierten auf der Ranking-Liste der Bewerber. Weil halt HBM den Preis so schön niedrig hielt. Ein Vertrag wurde geschlossen über 32 Jahre. Zwei Jahre bauen und 30 Jahre betreiben. Der Verein war außen vor. Keiner hielt es für notwendig, die eigenen Interessen festzuzurren. Nur die Faninitiative Pro RHS kümmerte sich liebevoll um Details. Zum Beispiel um die Fankneipe. Inzwischen einer der Zankäpfel. Jetzt aber will HBM die Stadionvermarktung Dynamo übergeben. Weil es den Schwaben leid ist, sich täglich um das Geld zu streiten. So die Begründung. Nun greift die Stadt ein. Die bekommt mit, dass ja Dynamo mit gut sieben Millionen Euro Schulden gar nicht in der Lage sein kann, jährlich erst einmal 320.000 Euro abzuzahlen. Das sind die Raten für die Mehrkosten von 2,8 Millionen, die der Stadionbauer für die Extras, von Dynamo gewünscht, gern schon von der Stadt haben wollte. Dazwischen lag noch der Verzicht der Exportbierbrauerei auf weiteren Ausschank, damit der neue Vermarkter ungestört neue Kunden werben konnte.
Alles ganz schön dumm gelaufen. Aber für alle.


dnn, 3. März 2009

Stadionstreit eskaliert weiter

Stadt lehnt Gesellschafterwechsel in Projektgesellschaft ab / Dynamo plant alternativ mit Leipzig

Dresden (DNN) Spielt Dynamo kommende Saison nun in Dresden oder Leipzig. Die Frage, die sich Vereinsführung, Sponsoren, dir Fans und wohl auch die Polizei seit Tagen stellen, konnte auch gestern nicht geklärt werden. Klar ist nur, die Aktien der Elbestadt fallen, die der Pleißemetropole steigen. Denn die Dresdner Stadtverwaltung akzeptiert die neuen Bedingungen von HBM zur Unterzeichnung des Vermarktungs- und Nutzungsvertrages für das neue Harbig-Stadion nicht.

OB Orosz bleibt hart

Die Düsseldorfer Baufirma möchte die Papiere nur absegnen, wenn das chronisch klamme Dynamo ab 2011 die HBM-Anteile an der Stadion-Projektgesellschaft erwirbt und über sieben Jahresraten zu je 320 000 Euro für die durch Umplanungen seitens HBM entstehenden Mehrkosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro abstottert. Das kann Dynamo nicht, das will die Stadt nicht. „Eine solche Lösung ist nicht im Interesse der Stadt, nicht im Interesse des Vereins", betonte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz. Zum einen „belastet man den Verein enorm", so die CDU-Politikerin. Zum anderen unterstrich sie: „Der geplante Rückzug von HBM durch die Hintertür ist mit uns nicht zu machen." Einen Gesellschafterwechsel hat die Stadt immer abgelehnt, sie besteht auf dem Vertrag, in dem sie dem HBM-Konsortium den Zuschlag zum Bau und eigenverantwortlichen Betrieb des Stadions über 30 Jahre erteilt hat. „Der Dresdner Stadtrat hat den Verträgen mit HBM zugestimmt. Der geplante Rückzug von HBM widerspricht genau diesen Beschlusslagen", so Helma Orosz.

Sie möchte nicht, dass Dynamo - derzeit mit etwa sieben Millionen Euro verschuldet - Gefahr läuft bei der Stadt erneut um Finanzspritzen zu betteln. Man habe die städtische Stadionbürgschaft (40,7 Millionen Euro) 2007 nur deshalb bei der Rechtsaufsicht genehmigt bekommen, weil der Stadionbetrieb von den Strukturen und Problemen des Vereins abgekoppelt worden war. Auch SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne stellte klar: „Mit den Mehrbelastungen in Höhe von 320 000 Euro pro Jahr hätten wir ein massives Problem." Die letzten Freitag per Presseerklärung von HBM vorschnell verkündete Einigung mit dem Klub, habe es so nie gegeben. Er und Präsident Hauke Haensel äußerten Verständnis für die Entscheidung der Stadt. Bohne beobachtet sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Das lachende sieht unsere Finanzen, das weinende, dass wir eventuell nach Leipzig gehen müssen."

Dynamo: Leipzig nur im Notfall

Letzteres wolle man aber nur dann den Fans zumuten, wenn sich HBM weiter quer stellt. Die Unterlagen für die Drittliga-Lizenz, die bis gestern um 15.30 Uhr in der DFB-Zentrale sein mussten, habe man rechtzeitig in zweifacher Ausführung abgegeben, so Bohne. Der Notfall-Plan Leipzig stehe, er sei „wirtschaftlich untersetzt". Die Betreibergesellschaft des Zentralstadions habe „recht attraktive Mietbedingungen" angeboten, „natürlich sind die Risiken wesentlich größer als in Dresden", fügte Bohne an. Er hoffe, dass das für die Fans kostspielige und die Stadt Dresden höchst peinliche Umzugsszenario noch abgewendet werden kann, indem sich HBM bewegt und beispielsweise auf den Bau der Extras (u.a. 1,34 Millionen Euro für die größere Fankneipe, 300 000 Euro für einen weiteren Logenausbau, je 200 000 für einen erweiterten Businessclub und erweiterte Vereinsflächen) verzichtet oder die Kosten selbst trägt. Für neue Verhandlungen habe der über die verzwickte Lage gut informierte DFB Dynamo keine Frist gesetzt, aber er hoffe, noch in dieser Woche, eine Lösung zu finden, so Bohne.
Helma Orosz drängte die Düsseldorfer, an den Verhandlungstisch zurückzukehren: „Jetzt liegt der Ball bei HBM. Ich erwarte, dass der Vertragspartner den Vertrag einhält." Ein zeitweises Abwandern von Dynamo an die Pleiße sei für sie und das Ansehen der Landeshauptstadt gewiss nicht „das Gelbe vom Ei - aber in der Not frisst der Teufel Fliegen". Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) forderte HBM-Chef Axel Eichholtz nochmals auf, die aus Sicht der Baufirma strittige Kostenfrage abseits des Vermarktungs- und Stadionnutzungsvertrages juristisch klären zu lassen: „Sie können doch klagen. Im Vertrag mit HBM steht ja noch nicht mal eine Bausumme." Ruhig beantwortete er die Frage, ob HBM die im Konzessionsvertrag verbürgten und nach Ligazugehörigkeit des Hauptmieters gestaffelten Betriebskostenzuschüsse auch bekomme, wenn die SGD nicht im Stadion spielt: „Im Vertrag steht nur, wenn Dynamo im Stadion spielt. Im Vertrag steht nichts von Borea oder anderen Klubs." Vorjohann wähnt die Stadt in einer guten juristischen Position.

HBM will weiter verhandeln

Eine Stellungnahme von HBM war gestern zunächst nicht zu bekommen. Die Baufirma fehlte am Nachmittag auf der Pressekonferenz im Rathaus, Geschäftsführer Eichholtz ging wieder mal nicht ans Handy. Stadionmanager Hans-Jörg Otto erklärte später auf Anfrage: „Wir sind nicht eingeladen wurden. Ich weiß zumindest nichts davon. Wir werden aber zeitnah mit den anderen Parteien sprechen und uns anhören, wo der Schuh drückt."

Hält Sportfive zur Stange?

Gespannt ist man bei Dynamo auch auf die Position, die Sportfive nun einnimmt, nachdem der gemeinsame Vermarktungsvertrag mit HBM und der SGD geplatzt ist. „Sportfive ist informiert. Jetzt müssen wir abwarten, wie sie reagieren. Wir werden morgen sicher telefonieren", sagte Dynamo-Geschäftsführer Bohne gestern Abend. Zwar kann der Verein auch ohne den Hamburger Sportrechtevermarkter einen Etat aufstellen, doch würden die Schwarz-Gelben nur ungern auf die an den Vermarktungsvertrag geknüpfte Antrittsprämie (500 000 Euro) verzichten. Dass der Tabellenelfte der 3. Liga die Saison ohne das Geld unbeschadet zu Ende spielen kann, wollte oder konnte Bohne nicht versprechen. Nur soviel war zu hören: „Dass wir das Geld gut gebrauchen könnten, das ist Fakt." Er betonte aber, in der „bescheidenen Situation" eine Menge Unterstützung von Dynamos Sponsoren zu erfahren. „Viele begrüßen, dass wir mal nicht etwas unter Druck unterschreiben, was nicht gut für uns ist." Trotzdem wollen die Partner rasch Klarheit, wo sie werben können. Ein Problem hat auch Sport-Geschäftsführer Ralf Minge. Er kann für die neue Saison noch keine Verträge mit den Spielern abschließen: „In der losen Form sind die Gespräche geführt worden, aber das ist alles natürlich noch hypothetisch."
Jochen Leimert


Morgenpost, 3. März 2009

OB Orosz lehnt HBM-Verträge ab - Lenkt der Noch-Bauherr ein?

DRESDEN - Lange Rede, kurzer Sinn: Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz gibt kein „Grünes Licht" für die HBM-Verträge. Damit muss Dynamo die Karte „Spielort Leipziger Zentralstadion" erstmal für die Lizenz ziehen

Was keiner für möglich gehalten hatte, ist damit traurige Realität. Der Drittligist konnte in den Lizenz-Unterlagen für die neue Saison nicht die im Bau befindliche 43-Millionen-Euro-Arena an der Lennestraße als Heimspielstätte angeben. Grund: Die Stadt akzeptiert die dafür nötigen Nutzungs und Marketingverträge zwischen dem Bauherren und Betreiber HBM sowie dem Verein nicht.
Das Problem: Der Stadion Bau er will die Arena besser ausstatten, als es der Vertrag vorm ersten Spatenstich vorsah. Geplant sind mehr VIP-Logen, ein zusätzlicher Businessbereich und eine schicke Fankneipe. Zusammen mit ein paar weiteren „Neuerungen" macht das Mehrkosten von 2,8 Millionen Euro. HBM forderte dafür erstmals Ende Februar eine Bürgschaft von der Stadt - und war abgeblitzt, letzt sollte der mit gut sieben Millionen Euro verschuldete Verein das Geld aufbringen. Der Bauherr schlug vor: Dynamo bezahlt über sieben fahre jährlich 320 000 Euro ab und erhält anschließend die Vermarktungsrechte der Arena. Doch das Unternehmen hatte sich im Mai 2007 dazu verpflichtet, nach der Errichtung das Stadion die nächsten 30 Jahre zu betreiben. Und auch deshalb den Zuschlag bekommen.
„Der geplante Ausstieg von HBM durch die Hintertür ist mit uns nicht zu machen", so Orosz. „Zudem sind die Zusatzleistung nicht Bestandteil des mit uns geschlossenen Vertrages." Ein weiterer Ablehnungsgrund für den OB: „Dies würde den Verein finanziell zu sehr belasten." Dafür hatte sogar Dynamo Verständnis. Präsident Hauke Haensel: „Wir sind in einer sehr schwierigen Situation, aber mit dem HBM-Vorschlag hätten wir keine wirtschaftliche Basis, uns zu entwickeln. Er war auch nicht mit uns abgestimmt."
Stadt und Verein fordern nun vom Stadion-Bauer „auf den Weg der Vernunft zurückzukehren". Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne: „Ich hoffe, dass wir in dieser Woche eine Lösung finden. Denn wir wollen in Dresden spielen."
Enrico Lucke


Sächsische Zeitung, 3. März 2009

Stadionverträge von Dynamo Dresden geplatzt – Umzug nach Leipzig droht
Das Bauunternehmen will mehr Geld. Stadt und Verein lehnen das ab.

Dresden. Die Verhandlungen über Nutzung und Betrieb des neuen Dynamo-Stadions sind vorerst gescheitert. Die Landeshauptstadt und Dynamo Dresden wiesen gestern finanzielle Nachforderungen der Baufirma HBM mit Nachdruck zurück. Das gab Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) am Nachmittag während einer Pressekonferenz bekannt. Damit sind auch die zwischen dem Bauunternehmen und dem Fußball-Drittligisten SG Dynamo Dresden ausverhandelten Verträge für die Nutzung und Vermarktung des neuen Stadions ab der nächsten Saison geplatzt.
HBM hatte vom finanziell ohnehin angeschlagenen Drittligisten verlangt, die Unternehmensanteile an der Stadionprojekt-Gesellschaft für rund 2,2 Millionen Euro zu übernehmen. Orosz kündigte weitere Gespräche mit Vertragspartner HBM an und appellierte an das Unternehmen, den bestehenden Kontrakt zum Stadionbau einzuhalten.

Der Fußballclub hat nun noch zehn Tage Zeit, um die unterschriebenen Verträge in der Frankfurter DFB-Zentrale nachzureichen. Sollten die Verhandlungen kein Ergebnis bringen, droht Dynamo der Umzug nach Leipzig. Vereinsgeschäftsführer Stefan Bohne hat in den gestern beim Deutschen Fußballbund vorgelegten Lizenzunterlagen für die neue Saison auch das Zentralstadion als möglichen Spielort angegeben. „Wir wollen aber in Dresden bleiben“, sagte er. HBM äußerte sich gestern nicht.

Knackpunkt für die Ablehnung war ein Modell, wonach der Verein die HBM-Anteile an der Gesellschaft zum Betrieb des Stadions ab 2011 zurückkaufen sollte. Dafür hätte Dynamo sieben Jahre lang jeweils 320.000 Euro aufbringen müssen. Dies sei für den finanziell angeschlagenen Klub wirtschaftlich nicht darstellbar, betonte auch Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne. Er zeigte ausdrückliches Verständnis für die Entscheidung der Landeshauptstadt. (SZ/ale/-ler)

Ausführliche Berichte zur Zukunft des neuen Stadions und was das für die SG Dynamo Dresden bedeutet, lesen Sie am Dienstag in der Sächsischen Zeitung.


Der Streit ums Stadion und die Folgen

Die Vermarktung ist an Forderungen des Bauträgers HBM gescheitert. Muss Dynamo in Leipzig spielen?
Von Sven Geisler und Thilo Alexe

Die Führungsspitzen der Landeshauptstadt Dresden und des Fußball-Drittligisten demonstrieren Einigkeit. Gemeinsam erklärten Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Präsident Hauke Haensel gestern die Entscheidung, den Lösungsvorschlag in der Stadionfrage abzulehnen. Nach ihrer Darstellung lag dieser nur im Interesse des Bauträgers HBM, dessen Geschäftsführer Axel Eichholtz gestern Abend nicht zu erreichen war.

WARUM LEHNT DIE STADT m DRESDEN DEN VORSCHLAG AB?

Der Knackpunkt: Dynamo sollte die Anteile von HBM und der anderen Mitgesellschafter an der Gesellschaft zum Betrieb des Stadions ab 2011 kaufen. Das widerspräche jedoch den Beschlüssen des Stadtrates, nach denen HBM der Zuschlag für den Bau und eigenverantwortlichen Betrieb des neuen Stadions über 30 Jahre erteilt worden war. Der Lösungsvorschlag sei auch für Dynamo „nicht akzeptabel und wirtschaftlich nicht tragbar", unterstrich Haensel. Der Verein hätte sieben Jahre lang jeweils 320000 Euro aufbringen müssen, insgesamt 2,2 Millionen Euro.

WO SPIELT DYNAMO IN DER NÄCHSTEN SAISON AB JULI?

Vermarktungs- und Nutzungsvertrag sind vorerst geplatzt. Das heißt: Dynamo hat für die kommende Saison kein Stadion, obwohl die Arena in Dresden im Herbst fertig werden soll. „Wir haben in den Lizenzunterlagen die Alternative Leipzig wirtschaftlich untersetzt", sagte SGD-Geschäftsführer Stefan Bohne.
Trotzdem gebe es eine Chance, den ungewollten Umzug zu verhindern. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeige Verständnis. Einen Termin, an dem Dynamo dem DFB eine Lösung präsentieren müsste, gebe es nicht, aber: „Mit schnellstmöglich ist diese Woche gemeint", erklärte Bohne.

WAS BEDEUTET DAS FÜR DYNAMOS FINANZLAGE?

Sollte der Vertrag mit dem Vermarkter „Sportfive" nicht zustande kommen, muss Dynamo diese Saison ohne die 500000 Euro Antrittsgeld finanziell überstehen. „Die Lage ist angespannt", räumte Bohne ein. Zudem kommt der Verein in puncto Vermarktung für die nächste Spielzeit unter Zeitdruck. Für die etwa 2,5 Millionen Euro an Werbe einnahmen, die kalkuliert wurden, konnten bisher keine Verträge mit Sponsoren geschlossen werden. „Wir müssen in den Verhandlungen wenigstens angeben, in welchem Stadion wir spielen."
Zudem hatte sich erst am Freitag die Radeberger Exportbierbrauerei zurückgezogen, weil ihr Vertrag in puncto Namensrecht den Interessen des potenziellen Vermarkters „Sportfive" widersprochen hätte. Damit fehlen 250000 Euro. „Radeberger hat erklärt, für Gespräche mit Dynamo weiter offen zu sein", meinte Bohne.

WIE WIRKT SICH DIE LAGE IM SPORTLICHEN BEREICH AUS?

Die Vertragsgespräche mit Spielern werden zur Hängepartie. „So lange es keine verlässlichen Entscheidungen gibt, können wir keine verbindlichen Aussagen treffen", erläuterte Sportdirektor Ralf Minge. Von den Stammspielern Maik Wagefeld, Thomas Hübener, Lars Jungnickel, Jens Truckenbrod, Sascha Pfeffer und Pavel Dobry laufen die Verträge aus. Thomas Bröker hat bereits beim Zweitligisten Rot-Weiß Ahlen unterschrieben.

MIT WELCHEN POSITIONEN KANN NOCH VERHANDELT WERDEN?

„HBM muss auf den Weg der Vernunft zurückkehren", forderte Oberbürgermeisterin Orosz: „Der geplante Rückzug von HBM durch die Hintertür ist mit uns nicht zu machen." Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann erinnerte an den Konsens, der bis 19. Februar bestanden habe, Vermarktung und Mehrkosten auseinanderzuhalten.

Die Stadt hat bereits vier Millionen Euro Zuschuss gezahlt und für Baukosten von 40,7 Millionen gebürgt. HBM forderte jetzt eine zusätzliche städtische Bürgschaft für 2,8 Millionen Euro. 300000 Euro für die Regenentwässerung und 40000 Euro für die Schließanlage würde das Rathaus übernehmen. Vorjohann forderte HBM auf, die unterschiedlichen Rechtspositionen wie zu den Kosten für eine Fankneipe gerichtlich klären zu lassen.

WIE GEHT ES MIT DEM STADION WEITER?

HBM ist vertraglich gebunden. Ob der städtisch garantierte Zuschuss von maximal 2,8 Millionen Euro pro Jahr jedoch gezahlt werden müsste, falls Dynamo nicht in Dresden spielt, sei eine „juristisch reizvolle Frage", meinte Vorjohann. Für die restlichen Heimspiele dieser Saison sei Dynamo das Harbig-Stadion als Spielstätte garantiert.


KOMMENTAR: Sven Geisler über das Votum der Stadt Dresden in der Stadionfrage

Schwarzer Peter ohne Gewinner

Wer hat den Schwarzen Peter? Die Landeshauptstadt Dresden? Sie hat schließlich dem Lösungsvorschlag nicht zugestimmt, den das Bauunternehmen HBM und der Fußball-Drittligist SG Dynamo Dresden in der Stadionfrage gefunden hatten. Doch von „Einigkeit", wie es am Freitag in einer Pressemitteilung von HBM hieß, kann offenbar keine Rede sein. Jedenfalls beteuern die Dynamo-Verantwortlichen jetzt, dass sie dieser Variante selbst nicht zugestimmt hätten und zeigen volles Verständnis für die Entscheidung der Landeshauptstadt.

Also hat HBM den Schwarzen Peter? Der Bauträger knüpfte erst die Forderung nach einer städtischen Bürgschaft für 2,8 Millionen Euro höhere Baukosten an den Vermarktungs- und Nutzungsvertrag mit Dynamo für das Stadion. Dann präsentierte er ein Modell, mit dem er schon nach zehn statt 30 Jahren nicht mehr für den Betrieb der Arena verantwortlich wäre.

Die Stadt pocht auf die Einhaltung des für den Bau und den Betrieb des Stadions geschlossenen Konzessionsvertrages. Zweifellos zu Recht. Allerdings liegt in diesem Papier wohl die Wurzel des Übels. Demnach hätte Dynamo von der Vermarktung unter anderem des Stadionnamens nicht profitiert. HBM zeigte sich nachträglich bereit, den Verein an den Einnahmen zu beteiligen. Deshalb sieht sich das Bauunternehmen offenbar in einer starken Position auch gegenüber der Stadt. Überspannen sollte es den Bogen jedoch nicht. Dynamo in Leipzig und ein leeres Stadion in Dresden - in einem solchen Schwarzer-Peter-Spiel kann es keinen Gewinner geben.

Das sagt Leipzig

„Wir haben mit Dynamo verhandelt und ihnen ein attraktives Angebot unterbreitet", erklärte gestern Winfried Lonzen, Geschäftsführer des Leipziger Zentralstadion-Betreibers ZSL. „Dabei nutzen wir die Notlage des Vereins nicht aus und wollen Dynamo auch nicht ausquetschen", so Lonzen. Konkrete Zahlen verriet er nicht. Stadion-Besitzer Michael Kölmel hatte gestern erklärt, dass die Leipziger Vereine bei ihren Spielen lediglich die Nebenkosten wie Wasser und Energie begleichen müssten. „Da käme bei Dynamo sicher noch eine kleine Miete drauf", so Lonzen. (SZ/dk)


BILD, 3. März 2009

Stadion-Streit - Jetzt kracht‘s richtig!

Vermarktungsvertrag abgelehnt +++ OB Orosz schießt gegen HBM +++ Dynamo doch nach Leipzig?
Von TIM SCHLEGEL

Dynamo Dresden hat gestern fristgerecht den Lizenzantrag für die kommende Drittliga-Saison gestellt.
Allerdings ohne Aussicht auf Erfolg. Denn der dringend benötigte Nutzungs- und Vermarktungsvertrag für das neue Stadion war nicht dabei!

Die Stadt Dresden schmetterte gestern den zwischen Stadionbauer HBM und Dynamo neu ausgehandelten Vertrag ab. Und fuhr schwere Geschütze gegen den Bauriesen auf. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (45, CDU): „HBM sollte aufhören zu taktieren und auf den Weg der Vernunft zurückkehren.“ Streitpunkt sind nach wie vor die Mehrkosten von rund 2,8 Mio. Euro für den Bau der Arena!
HBM will mehr Luxus: eine größere Fankneipe, weitere Logen, einen erweiterten Business-Club, hochwertigere Funktionsräume. Die Kosten dafür aber nicht selber tragen.

Erst wurde eine Bürgschaft von der Stadt gefordert. Jetzt sollte Dynamo die Kohle in sieben Jahresraten zu je 320000 Euro abstottern. Im Gegenzug wollte HBM seine Anteile an den Vermarktungsrechten dem Verein übertragen.

Oberbürgermeisterin Helma Orosz (55, CDU) lehnt das strikt ab: „Dieser Vorschlag würde Dynamo wirtschaftlich extrem belasten. Er entspricht auch nicht den Verträgen, die zwischen Stadt und Bauunternehmen geschlossen wurden.“ Dresdens Stadtväter fordern, dass HBM das Stadion zu den vereinbarten Konditionen fertigbaut, die zusätzlichen Baumaßnahmen selbst bezahlt oder darauf verzichtet. Vorjohann: „Wir wollen das, was wir bestellt haben. Nicht mehr und nicht weniger.“

Was sagt HBM?

Stadion-Manager Hans-Jörg Otto (30): „Man sollte nicht versuchen, alle Probleme auf HBM abzuwälzen. Wir werden definitiv an den Verhandlungstisch zurückkehren. “

Was bedeutet der Konflikt für Dynamo?

Geschäftsführer Stefan Bohne (35): „Die Situation ist sehr bescheiden für uns. Der DFB hat zwar Verständnis signalisiert, will aber schnellstens Fakten haben. Wenn es in dieser Woche kein Ergebnis gibt, sind wir gezwungen, in der nächsten Saison im Leipziger Zentralstadion zu spielen. Das Angebot liegt vor.“ OB Orosz zum möglichen Umzug: „In der Not frisst der Teufel Fliegen...“

Dresden hat ein neues Stadion. Aber Dynamo spielt in Leipzig. Seit gestern weit mehr als nur eine Horrorvision...


MDR, 2. März 2009

Hiobsbotschaft für Dynamo

Hiobsbotschaft für Fußball-Drittligist Dynamo Dresden: Die Stadt hat dem an einen Millionen-Kredit gebundenen Nutzungsvertrag zwischen Dynamo und Stadionbauherr HBM nicht zugestimmt. Mehrere neue Klauseln seitens HBM haben zu der Ablehnung geführt.

Aktueller Stand: Dynamo spielt in der neuen Saison nicht in Dresden.

Umzug nach Leipzig?

Damit kann der Verein in der neuen Saison nicht im umgebauten Rudolf-Harbig-Stadion auflaufen. Ohne Spielstätte gibt es wiederum keine Lizenz, was den Zwangsabstieg bedeuten würde. Erschwerend hinzu kommt die DFB-Frist, denn die Lizenzunterlagen mussten bereits am heutigen Montag abgegeben werden. Für Nachbesserungen bleiben nur zehn Tage Zeit.

Die letzte Chance für Dynamo besteht nun in einem Umzug ins Leipziger Zentralstadion, das Dynamo als Ersatz-Spielstätte beim DFB angegeben hat.


dresden-fernsehen.de 2. März 2009

AKTUELL: Dynamo - Stadt lehnt Gesellschafterwechsel beim Stadion ab
Verträge müssen nachbearbeitet werden.


Im Einzelnen handelt es sich hierbei um den Nutzungsvertrag zum Stadion zwischen der Projektgesellschaft und Dynamo Dresden, den gemeinsamen Agenturvertrag zwischen Dynamo Dresden, der Projektgesellschaft und Sportfive sowie um den Agenturvertrag Namensrechte zwischen der Projektgesellschaft und Sportfive. Leider muss erneut festgestellt werden, dass die Verträge nicht vollständig vorgelegt wurden. (Es fehlen Anlagen sowie einige wichtige finanzielle Kenngrößen.)

Trotzdem kann von der Landeshauptstadt Dresden nach erfolgter Prüfung erklärt werden, dass zu den wesentlichen Vertragsdetails der gemeinsamen Vermarktung des Stadions und Dynamo Dresden keine grundsätzlichen Einwände bestehen. Leider sind zahlreiche, von der Landeshauptstadt Dresden in den letzten Wochen vorgetragene Änderungsnotwendigkeiten nicht berücksichtigt worden. Hier müssen die Verträge nachgearbeitet werden. Der eigentliche Konfliktpunkt besteht seit Freitag-Nachmittag darin, dass in dem Nutzungsvertrag zum Stadion zwischen der Projektgesellschaft und Dynamo Dresden eine Zusatzvereinbarung verankert wurde, durch die HBM (und die anderen Mitgesellschafter) ihre Anteile an der Stadionprojektgesellschaft ab 2011 an Dynamo Dresden verkaufen. Hintergrund ist, dass die Landeshauptstadt Dresden, bezogen auf die vorgelegten Nachforderungen in Höhe von 2,8 Millionen Euro, eine Zusatzbürgschaft abgelehnt hat. Nunmehr sollen die Zusatzkosten von Dynamo Dresden direkt bezahlt werden, indem Dynamo Dresden die Anteile an der Projektgesellschaft erwirbt und hierfür einen Kaufpreis bezahlt, der den genannten Projekt-Mehrkosten entsprechen soll.

Leider sind die der Stadt vorgelegten Vertragsentwürfe insofern unvollständig, als dass sich zu der Höhe der Kostenmehrungen und damit zur Höhe des Kaufpreises keinerlei Angaben finden. Die Ursprungsforderung von HBM belief sich auf 2,8 Millionen Euro, von denen 300 000 Euro ohnehin von der Landeshauptstadt übernommen werden (Regenentwässerung). Die verbleibende Höhe von 2,5 Millionen Euro setzte sich im Wesentlichen zusammen aus 1,34 Millionen Euro Zusatzaufwendungen für die Fan-Kneipe, 300 000 Euro für einen weiteren Logenausbau, 200 000 Euro für die Erweiterung des Businessclubs und 200 000 Euro für die Erweiterung von Vereinsflächen sowie diverse weitere Einzelpositionen. Es ist in diesen Verträgen festgelegt, dass die Bezahlung dieser Kosten ab 2011 in Raten erfolgt, und zwar als Vorab-Abzug aus den Vermarktungserlösen. Einen Gesellschafterwechsel lehnt die Landeshauptstadt Dresden strikt ab. Im Investorenauswahlverfahren hat die Stadt den Zuschlag für das HBM-Konsortium zum Bau und eigenverantwortlichen Betrieb des Stadions über 30 Jahre erteilt.

"Der Dresdner Stadtrat hat den Verträgen mit HBM zugestimmt. Der geplante Rückzug von HBM widerspricht genau diesen Beschlusslagen", so Oberbürgermeisterin Helma Orosz. "Eine derartige Lösung kann weder im Interesse der Stadt noch des Vereins sein." Da Dynamo Dresden bereits heute mit etwa 7 Millionen Euro bilanziell überschuldet ist, würden hier aus Sicht der Landeshauptstadt zusätzliche Schulden entstehen, die der Verein sich nicht leisten können wird, ohne am Ende regelmäßig bei der Stadt um weitere Geldzuführungen fragen zu müssen. Weil die Landeshauptstadt Dresden gleichzeitig nur unter strengen Auflagen die Bürgschaft für den Stadionneubau in Höhe von 40,7 Millionen Euro gegenüber der Projektgesellschaft genehmigt bekommen hat, stellen derartige Veränderungen der rechtlichen und finanziellen Grund- und Sicherheitsarchitektur für die Bürgschaft einen genehmigungspflichtigen Tatbestand dar, der der Rechtsaufsicht der Landesdirektion zur Genehmigung vorgelegt werden muss.

Der wesentliche Aspekt, der im Jahr 2007 zur Genehmigung der Bürgschaft geführt hat, bestand insbesondere in der Trennung des Stadionbetriebs (und damit der Sicherung der 40,7 Millionen Euro-Bürgschaft) von den Strukturen und Problemen des Vereins. Durch die nunmehr verabredete Übernahme der Gesellschafteranteile einer Projektgesellschaft durch Dynamo Dresden wird diese Trennung aufgehoben, so dass eine Überleitung der 40,7 Millionen Euro-Bürgschaft auf Dynamo Dresden erfolgt. Dies lag nie im Interesse und der Absicht der Landeshauptstadt Dresden und bedürfte darüber hinaus ohnehin der Mitwirkung der Rechtsaufsicht der Landesdirektion. Da leider kurzfristige Lösungen offensichtlich nicht verhandelbar sind, wird die Landeshauptstadt Dresden gegenüber der Projektgesellschaft nunmehr auf die Einhaltung der vertraglich fixierten Baubeschreibung drängen. Da HBM und die Projektgesellschaft leider nicht willens sind die Finanzierungsrisiken einer erweiterten Fan-Kneipe sowie für erweiterte Businesslogen und Vereinsflächen in die eigene Betreiberverantwortung zu übernehmen, muss wohl auf diese Zusatzwünsche verzichtet werden.


dnn-online, 2. März 2009

Dynamo: Stadt lehnt Änderung am Stadionvertrag ab

Dresden. Die Landeshauptstadt Dresden hat die geplante Änderung am Nutzungsvertrag für das neue Fußballstadion zwischen Dynamo Dresden und der Projektgesellschaft um Investor HBM abgelehnt. Wie die Kommune am Montag mitteilte, widerspricht der geplante Gesellschafterwechsel, bei dem der Verein Anteile an der Stadionprojektgesellschaft aufkauft, den bestehenden Verträgen. Die Stadt forderte HBM statt dessen auf, das Stadion so zu bauen, wie vertraglich vereinbart.

Für den Verein habe die Entscheidung der Stadt keine aktuellen Folgen, so Pressesprecher Peter Tauber. Die Verträge würden vielmehr den Spielort für die kommende Saison tangieren. "Alle Beteiligten werden jetzt sofort Gespräche führen", kündigte er an. Es müsse jetzt schnell eine Lösung gefunden werden, um die bereits am Sonntag beim DFB eingereichten Lizenzunterlagen schnellstmöglich zu präzisieren.

Zusätzlich zu den 40,7 Millionen Euro Baukosten, für die die Stadt Dresden bereits bürgt, waren zuletzt 2,8 Millionen Euro Mehrkosten angefallen, mit denen HBM den Wert der neuen Arena an der Lenestraße erhöhen will. Der Großteil der Summe, etwa 2,5 Millionen Euro, sollte aufgebracht werden, indem der Verein ab 2011 die Anteile der Projektgesellschaft aufkauft und somit auch Gesellschafter des neuen Stadions würde.

Das lehnt die Stadt Dresden nun ab und pocht auf die bestehenden Vereinbarungen. "Der Dresdner Stadtrat hat den Verträgen mit HBM zugestimmt. Der geplante Rückzug von HBM widerspricht genau diesen Beschlusslagen", so Oberbürgermeisterin Helma Orosz. "Eine derartige Lösung kann weder im Interesse der Stadt noch des Vereins sein." Der mit sieben Millionen Euro bereits überschuldete Verein könne sich dies nicht leisten, weitere Forderungen seitens Dynamo an die Kommune seien damit zu erwarten.

Außerdem sei die Trennung zwischen Stadionbetrieb und Verein eine wesentliche Säule der 40,7 Millionen Euro-Bürgschaft gewesen. Die Übernahme der Gesellschafteranteile durch den Verein bedürfe damit einer Zustimmung der Rechtsaufsicht der Landesdirektion Dresden. Wie letztlich die Lösung aussehen könnte, wagte Dynamo-Sprecher Tauber noch nicht zu sagen. "Da gibt es noch keine Tendenz. wir müssen die jetzt kommenden Gespräche abwarten."
Stephan Lohse


dresden.de, 2. März 2009

Stadt lehnt Gesellschafterwechsel beim Stadion ab
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OB Orosz: "Dies widerspricht den Stadtratsbeschlüssen"

Die Verträge rund um die gemeinsame Vermarktung von Stadion und Dynamo Dresden sind am Freitag, dem 27. Februar 2009, um 16 Uhr bei den, von der Stadt beauftragten Anwälten eingegangen. Im Einzelnen handelt es sich hierbei um den Nutzungsvertrag zum Stadion zwischen der Projektgesellschaft und Dynamo Dresden, den gemeinsamen Agenturvertrag zwischen Dynamo Dresden, der Projektgesellschaft und Sportfive sowie um den Agenturvertrag Namensrechte zwischen der Projektgesellschaft und Sportfive.

Leider muss erneut festgestellt werden, dass die Verträge nicht vollständig vorgelegt wurden. (Es fehlen Anlagen sowie einige wichtige finanzielle Kenngrößen.)

Trotzdem kann von der Landeshauptstadt Dresden nach erfolgter Prüfung erklärt werden, dass zu den wesentlichen Vertragsdetails der gemeinsamen Vermarktung des Stadions und Dynamo Dresden keine grundsätzlichen Einwände bestehen. Leider sind zahlreiche, von der Landeshauptstadt Dresden in den letzten Wochen vorgetragene Änderungsnotwendigkeiten nicht berücksichtigt worden. Hier müssen die Verträge nachgearbeitet werden.

Der eigentliche Konfliktpunkt besteht seit Freitag-Nachmittag darin, dass in dem Nutzungsvertrag zum Stadion zwischen der Projektgesellschaft und Dynamo Dresden eine Zusatzvereinbarung verankert wurde, durch die HBM (und die anderen Mitgesellschafter) ihre Anteile an der Stadionprojektgesellschaft ab 2011 an Dynamo Dresden verkaufen. Hintergrund ist, dass die Landeshauptstadt Dresden, bezogen auf die vorgelegten Nachforderungen in Höhe von 2,8 Millionen Euro, eine Zusatzbürgschaft abgelehnt hat. Nunmehr sollen die Zusatzkosten von Dynamo Dresden direkt bezahlt werden, indem Dynamo Dresden die Anteile an der Projektgesellschaft erwirbt und hierfür einen Kaufpreis bezahlt, der den genannten Projekt-Mehrkosten entsprechen soll. Leider sind die der Stadt vorgelegten Vertragsentwürfe insofern unvollständig, als dass sich zu der Höhe der Kostenmehrungen und damit zur Höhe des Kaufpreises keinerlei Angaben finden. Die Ursprungsforderung von HBM belief sich auf 2,8 Millionen Euro, von denen 300 000 Euro ohnehin von der Landeshauptstadt übernommen werden (Regenentwässerung).

Die verbleibende Höhe von 2,5 Millionen Euro setzte sich im Wesentlichen zusammen aus 1,34 Millionen Euro Zusatzaufwendungen für die Fan-Kneipe, 300 000 Euro für einen weiteren Logenausbau, 200 000 Euro für die Erweiterung des Businessclubs und 200 000 Euro für die Erweiterung von Vereinsflächen sowie diverse weitere Einzelpositionen .

Es ist in diesen Verträgen festgelegt, dass die Bezahlung dieser Kosten ab 2011 in Raten erfolgt, und zwar als Vorab-Abzug aus den Vermarktungserlösen.

Einen Gesellschafterwechsel lehnt die Landeshauptstadt Dresden strikt ab. Im Investorenauswahlverfahren hat die Stadt den Zuschlag für das HBM-Konsortium zum Bau und eigenverantwortlichen Betrieb des Stadions über 30 Jahre erteilt. "Der Dresdner Stadtrat hat den Verträgen mit HBM zugestimmt. Der geplante Rückzug von HBM widerspricht genau diesen Beschlusslagen", so Oberbürgermeisterin Helma Orosz. "Eine derartige Lösung kann weder im Interesse der Stadt noch des Vereins sein."

Da Dynamo Dresden bereits heute mit etwa 7 Millionen Euro bilanziell überschuldet ist, würden hier aus Sicht der Landeshauptstadt zusätzliche Schulden entstehen, die der Verein sich nicht leisten können wird, ohne am Ende regelmäßig bei der Stadt um weitere Geldzuführungen fragen zu müssen.

Weil die Landeshauptstadt Dresden gleichzeitig nur unter strengen Auflagen die Bürgschaft für den Stadionneubau in Höhe von 40,7 Millionen Euro gegenüber der Projektgesellschaft genehmigt bekommen hat, stellen derartige Veränderungen der rechtlichen und finanziellen Grund- und Sicherheitsarchitektur für die Bürgschaft einen genehmigungspflichtigen Tatbestand dar, der der Rechtsaufsicht der Landesdirektion zur Genehmigung vorgelegt werden muss. Der wesentliche Aspekt, der im Jahr 2007 zur Genehmigung der Bürgschaft geführt hat, bestand insbesondere in der Trennung des Stadionbetriebs (und damit der Sicherung der 40,7 Millionen Euro-Bürgschaft) von den Strukturen und Problemen des Vereins. Durch die nunmehr verabredete Übernahme der Gesellschafteranteile einer Projektgesellschaft durch Dynamo Dresden wird diese Trennung aufgehoben, so dass eine Überleitung der 40,7 Millionen Euro-Bürgschaft auf Dynamo Dresden erfolgt. Dies lag nie im Interesse und der Absicht der Landeshauptstadt Dresden und bedürfte darüber hinaus ohnehin der Mitwirkung der Rechtsaufsicht der Landesdirektion. Da leider kurzfristige Lösungen offensichtlich nicht verhandelbar sind, wird die Landeshauptstadt Dresden gegenüber der Projektgesellschaft nunmehr auf die Einhaltung der vertraglich fixierten Baubeschreibung drängen. Da HBM und die Projektgesellschaft leider nicht willens sind die Finanzierungsrisiken einer erweiterten Fan-Kneipe sowie für erweiterte Businesslogen und Vereinsflächen in die eigene Betreiberverantwortung zu übernehmen, muss wohl auf diese Zusatzwünsche verzichtet werden.


Sächsische Zeitung, 2. März 2009

„Wir haben defensiv geplant"

Nachgefragt: Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne bringt den Lizenzantrag auf den Weg.

Herr Bohne, kann Dynamo die Lizenz für die neue Saison beantragen?

Ja. Ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle ist bereits am Sonntagabend nach Frankfurt/Main gefahren, um die Unterlagen pünktlich beim Deutschen Fußball-Bund abzugeben, (heute bis 15.30 Uhr/d. A.)

Inklusive der Verträge für die Nutzung und Vermarktung des neuen Stadions in Dresden?

Selbstverständlich. Allerdings vorbehaltlich der Unterschriften. Die dürfen wir per Fax nachreichen.

Gibt es schon ein Signal, ob das Rathaus dem Lösungsvorschlag zustimmen kann, den das Bauunternehmen HBM und der Verein für Mehrkosten beim Stadionbau gefunden haben?

Das erwarten wir wie abgesprochen am Montagvormittag. Vor der Entscheidung der Stadt Dresden äußern wir uns dazu nicht.

Mit welchem Etat plant Dynamo für die nächste Saison?

In etwa so wie für diese Spielzeit, also etwa sechs Millionen Euro. Wir _ haben trotz des neuen Stadions bei den Zuschauerzahlen sehr defensiv geplant und für Sponsoren-Einnahmen nur mit der vom Vermarkter garantierten Summe gerechnet.

Wie viele Zuschauer sind pro Heimspiel geplant?

Wir gehen von 13 000 aus, was nur leicht über dem aktuellen Schnitt liegen würde, obwohl wir überzeugt sind, dass das fertige Stadion auch einen Schub auslösen kann.

Und wie sieht der Plan für den Umzug nach Leipzig aus?

Unser Ziel ist und bleibt es, in Dresden zu spielen. Trotzdem mussten wir die andere Variante für die Lizenz planen. 10000 Zuschauer würden wir auch in Leipzig für realistisch halten.
Gespräch: Sven Geisler