Jahr 2009



Sächsische Zeitung, 28. November 2009

„Dresden gilt immer noch als eine Fußballstadt“

Der DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach erteilt A-Länderspielen im neuen Rudolf-Harbig-Stadion eine Absage, nimmt aber die Stadt in die Pflicht. Herr Niersbach, hätten Sie gedacht, in Dresden einmal in einem WM-Stadion zu stehen?

Ich habe darauf gehofft und kann nur sagen: Hut ab und Gratulation an die Stadt! Das ist absolute Klasse. Vielleicht hätte man es ein bisschen früher machen sollen.

Hat Dresden die Chance, Spielort der WM 2006 zu sein, verschlafen?

Das will ich nicht sagen. Meine Heimatstadt Düsseldorf hatte sich als Spielort beworben und nicht den Zuschlag erhalten. Wichtig war, dass man jetzt den Mut hatte, das Ding anzupacken, was viele andere Städte wie Aachen und Augsburg auch getan haben.

Das neue Stadion macht nicht nur Freude. Dynamo beklagt sich über zu hohe Kosten auch im Vergleich zu anderen Drittligisten. Was darf ein Stadion einen Verein kosten?

Ich ziehe die Parallele zu Düsseldorf. Die Fortuna hat in der 3. Liga eine Jahresmiete von etwa 500000 Euro gezahlt. Die Stadt hat das Stadion zu einem Zeitpunkt gebaut, als der Klub nur viertklassig spielte. Gleichzeitig wurden städtische Gesellschaften wie die Stadtwerke, der Flughafen, die Messe als Sponsoren aktiv. Das war ein Gemeinschaftswerk von der Stadt für den Verein. Jetzt ist die Fortuna in der 2.Bundesliga wieder ein Werbeträger für die Stadt.

Wie kann die Stadt Dresden Dynamo helfen?

Man sollte hier nicht den Fehler machen, sich an dem Blick ins leere Stadion zu erfreuen. Hier muss Action rein. Niemand baut ein Haus und lässt es dann leer stehen. Das negative Beispiel gibt es schon in Leipzig. Ich kenne wenig von den internen Zwistigkeiten, Konflikten, Streitereien und weiß nicht, wer welche Fehler wann gemacht hat. Ich kann aus Sicht des DFB und aus der persönlichen Betroffenheit nur appellieren, dass die Stadt Dresden den Werbeträger Dynamo so unterstützen sollte, wie es die städtische Ausrichtung und der Haushalt vertragen. Dresden gilt immer noch als eine Fußballstadt.

Kann der Fußballverband eine Vermittlerrolle in den Verhandlungen über die Stadionverträge übernehmen?

Wir vermitteln, was wir können, das heißt: Wir wollen diese wunderbare Stadt mit diesem erstklassigen neuen Stadion einbeziehen. Am 22.April 2010 spielt unsere Frauen-Nationalmannschaft hier gegen Schweden und am 7. September ist das U21-Länderspiel gegen Nordirland hier geplant. Wir können aber nicht mit wirtschaftlichen Zuwendungen helfen. Das geht bei 26000 Vereinen nicht. Aber ich bin so optimistisch zu glauben, wenn hier alle Kräfte gemeinsam daran wirken, muss der Abstieg unbedingt vermieden werden und wird der Verein wieder eine Zukunft haben.

Wann spielt der gebürtige Görlitzer Michael Ballack mit der Nationalelf in Dresden?

(lacht) Vielleicht macht er hier sein Abschiedsspiel.

Können Sie den Fans hier ein A-Länderspiel versprechen?

Nein, dafür kann ich keine Hoffnungen machen. Es gibt einen Präsidiumsbeschluss, wonach wir nur Stadien mit einer Kapazität ab 40000 Zuschauern berücksichtigen. Das muss ich so klar sagen.

Nicht einmal ein Testspiel?

Wir umgehen diese Bestimmung beim Benefizspiel im Mai nächsten Jahres, wenn wir – auch im Respekt für unseren Ehrenpräsidenten Egidius Braun – nach Aachen gehen wollen. Vom Grundsatz halten wir uns an das beschlossene Limit.

Dieser Beschluss bestraft kleinere Städte, die sich zum Stadionneubau entscheiden.

Wir werden bedrängt von Fans, die Karten für Länderspiele wollen. Deshalb wurde der Beschluss vor Jahren gefasst. Diese Mindestgröße erfüllen in Deutschland zurzeit 16Stadien. Diese Städte kommen etwa alle drei Jahre dran. Wir machen es also nicht wie die Engländer, die nur in Wembley spielen, oder die Franzosen, die nur in Paris auftreten.

Das jüngste Testspiel gegen die Elfenbeinküste in Gelsenkirchen sahen nur 33015 Zuschauer, also nicht viel mehr, als Dresden Plätze hat.

Ich bin seit mehr als 20 Jahren beim DFB. Solche Phasen hat es immer gegeben. Nach der WM 2006 gab es eine Welle, weil die Mannschaft begeisternd gespielt hat. Der Vorverkauf hatte kaum begonnen, da waren die Karten schon ausverkauft. Wir sind aber selbstkritisch genug, um einzuschätzen, dass die Nationalelf gerade in einigen Freundschaftsspielen zuletzt enttäuschte und nicht mit totalem Engagement bei der Sache war, was der Fan erwarten darf. Die Preise sind sicher kein Argument, denn auch in Gelsenkirchen waren die teuersten Tickets alle weg.

Das Leipziger Zentralstadion erfüllt die Norm. Wann wird da wieder gespielt?

Wir waren im März zum WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein da, wobei wir nach Leipzig schon ein paar Mal früher wollten, aber das Stadion leider nicht frei war. Also bitte nicht sagen: Ihr kommt nur mit Liechtenstein nach Sachsen.

Themenwechsel: Der Wettskandal erschüttert den Fußball, aber wir wissen zu wenig, um das Ausmaß beurteilen zu können. Können Sie mehr sagen?

Nein, wir haben auch keine Fakten. Weder die Uefa noch ein Verband hatte Akteneinsicht. Das wird auch noch einige Wochen dauern, weil die Ermittler natürlich in Ruhe weiter vorgehen wollen. Das ist eine internationale Dimension.

Wie wird der DFB reagieren?

Wir als Sportverband können keinen kroatischen oder chinesischen Wettanbieter verfolgen. Wir können mit unserer Sportgerichtsbarkeit nur aktiv werden, wenn klar ist, dass Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Offizielle einbezogen waren. Dafür sind wir mit unseren Statuten gut vorbereitet, weil wir die Lehren aus dem Fall Hoyzer gezogen haben.

Wie groß wird der Schaden für den Fußball?

Diese Wettmanipulationen sind mindestens so gefährlich wie Doping. Deshalb müssen wir in der Prävention noch aktiver werden, indem wir allen Beteiligten klarmachen, dass sie mit dem Feuer spielen, wenn sie sich darauf einlassen. Aber ich warne vor falschen Verdächtigungen.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete, ein DFB-Schiedsrichter sei beteiligt. Ist der Ihnen bekannt?

Das ist genau das, was ich meine: Diese Spekulationen sind brandgefährlich, genauso wie die manipulierten Spiele selbst. So kann man sehr schnell einen Unschuldigen in Bedrängnis bringen. Daran werden wir uns nicht beteiligen.

Die Spekulationen wird es so lange geben, bis die Fakten auf dem Tisch liegen.

Das bestimmen Sie als Medienvertreter. Wenn einer einen Stein ins Wasser wirft, und Sie verfolgen in Ihrer Berichterstattung die Kreise und beziehen sich auf den, der den Stein ins Wasser geworfen hat, sind wir machtlos. Ich erwarte, dass angesichts des öffentlichen Drucks das eine oder andere Geständnis kommt. Auch der Fall Hoyzer war erst zum Durchbruch gekommen, nachdem er gestanden hatte.

Hat das nach dem Fall Hoyzer 2005 eingeführte Frühwarnsystem versagt?

Auf keinen Fall. Darüber ist vieles aufgedeckt worden. Aber in dem Frühwarnsystem werden etwa 300 weltweit tätige Buchmacher erfasst. Wenn der 301. in einem Hinterhof in Hongkong sitzt, hilft das leider auch nicht mehr.

Die Nationalelf hat sich direkt für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert. Hatten Sie zwischenzeitlich trotzdem Sorge, dass es nicht klappen könnte?

In den beiden entscheidenden Spielen gegen Russland haben wir stark gespielt, hatten aber auch Fortune. Das braucht man.

Und mit René Adler einen starken Torwart aus Sachsen…

Und mit Michael Ballack den Kapitän aus Sachsen.

Die sächsischen Vereine stehen weniger gut da. Machen Sie sich Sorgen, dass der Osten von der Landkarte des Profi-Fußballs verschwinden könnte?

Wir sollten nicht mehr in Ost und West unterscheiden. Ich habe eingangs von Düsseldorf geredet. Die Fortuna ist damals durch Missmanagement in die vierte Liga abgestürzt. Natürlich wäre es uns lieber, wenn sich die Bundesliga geografisch über das ganze Land verteilen würde, aber das können wir nicht vorgeben wie die Spielorte bei der WM 2006. Und wir werden auch keine Vereine an andere Orte delegieren, wie es in der DDR üblich war. Dem sportlichen Wettbewerb müssen sich alle stellen. Das wird immer so bleiben.

Am 4.Dezember werden die Vorrundengruppen für die WM 2010 ausgelost. Bleibt Deutschland das Losglück treu?

Wer sind denn noch schwache Mannschaften? Ich sage es pauschal: Normalerweise ist die Vorrunde bei einer WM leichter als bei der EM. Aber mir fällt von der WM 2006 sofort eine Wahnsinnsgruppe ein mit den Niederlanden, Argentinien, Elfenbeinküste und Serbien-Montenegro. Wir kriegen vielleicht eine afrikanische Mannschaft, und gegen die auf ihrem Kontinent zu spielen, wird schwer. Wir müssen es nehmen, wie es kommt.

Wann wird der Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw verlängert?

Dafür gibt es keinen Zeitdruck. Vor Weihnachten, nach Weihnachten, im Frühjahr – das sehen wir völlig gelassen, er selbst aber auch. Wir haben klar zum Ausdruck gebracht, dass wir sehr gern mit ihm als Person und dem ganzen Team zusammenarbeiten.

Das Gespräch führte Sven Geisler.


Sächsische Zeitung, 27. November 2009

Sammer ist stolz aufs neue Stadion und bricht mit Dynamo
Von Tino Meyer

Dresden ist einer von neun WM-Spielorten 2011. Das Turnier wird auf lange Sicht die sportlich hochwertigste Veranstaltung bleiben.

Dresdens WM-Botschafter für 2011: WM-Organisationschefin Steffi Jones (Mitte) mit der Schauspielerin Stephanie Stumph und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer gestern Abend im Rudolf-Harbig-Stadion. Foto: Lutz Hentschel

Der Vip-Raum im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion war gut gefüllt, die Stimmung bestens. 576 Tage vor dem Anstoß zur Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft 2011 starteten die Organisatoren gestern im Bauch der Spielstätte nicht nur den sogenannten Countdown, sie präsentierten auch Dresdens WM-Botschafterpaar: Matthias Sammer und Stephanie Stumpf. Beides gebürtige Dresdner mit Leib und Seele. Beide mit viel Temperament. Während die Schauspielerin aber freimütig einräumte, mit dem hiesigen Fußball „nur die O-Beine“ gemein zu haben, war Sammer bei dem Thema sofort in seinem Element. Gut gelaunt plauderte der DFB-Sportdirektor, wie er einige Nebenbuhler zur Seite gedrängt habe, um den Botschafter-Posten zu erhalten. Mit gewissem Stolz sei er nach Dresden gekommen, betonte der 42-Jährige zudem und sprach von einem schönen Gefühl, „wenn man dieses Stadion sieht“.
Doch es dauerte nur wenige Minuten, da hatte sich der in seiner aktiven Zeit als Hitzkopf bekannte Sammer in Rage geredet: „Die Fassade stimmt, doch dahinter bröckelt‘s. Was hier passiert, ist nicht mehr zu ertragen.“ Damit spielte er weniger auf die sportliche Talfahrt seines früheren Vereins SG Dynamo Dresden an, der in der 3. Liga momentan Tabellenschlusslicht ist. Sammer meinte vielmehr die Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Verein hinsichtlich des städtischen Zuschusses für die Bewirtschaftung der neuen Arena. „Wen die Kosten jetzt erschlagen, der muss sich fragen, ob er seine Hausaufgaben vorher nicht gemacht hat oder nicht machen wollte“, sagte Sammer und nahm insbesondere Dynamo in die Pflicht.
Der viel diskutierte Zuschuss ist spielklassenabhängig, beträgt aktuell 2,16 Millionen Euro – aber nur für die laufende Saison. Dynamos Ex-Sportdirektor und Sammer-Freund Ralf Minge bestand jedoch auf einer langfristigen Lösung und trat deshalb im April 2009 zurück. Damit sank auch Sammers Hilfsbereitschaft: „Ich habe mich für den Verein beim DFB verbürgt. Aber irgendwann muss man sagen: Gute Nacht. Macht euer Zeug alleine.“ Auf die Frage nach Dynamos Perspektiven wollte Sammer gestern nur milde lächeln.

Keine Männer-Länderspiele

Dass die Frauen-WM auf lange Sicht wohl die sportlich hochwertigste Veranstaltung im Harbig-Stadion ist, liegt darüber hinaus am DFB-Grundsatzbeschluss. Der sieht vor, Länderspiele der Männer nur noch in Stadien mit mindestens 40000 Plätzen zu vergeben. Neben Leipzig gibt es davon 15 weitere in Deutschland. In das Harbig-Stadion passen indes nur 32066 Zuschauer. Damit war die Partie gegen Mexiko am 14. Oktober 1992 das letzte Länderspiel der DFB-Auswahl in Dresden. Zum damaligen Rudi-Völler-Abschiedsspiel kamen 27000 Fans.


„Die Mitglieder sind häufig hinters Licht geführt worden“

Sven Jänchen ist neuer Chef des Aufsichtsrates von Dynamo Dresden. Als der starke Mann im Verein versteht er sich aber nicht.

Sven Jänchen hatte bei der Wahl zum Aufsichtsrat des Fußballklubs SGDynamo Dresden die meisten Stimmen der Mitglieder erhalten. Das Kontrollgremium bestimmte den 41-jährigen kaufmännischen Leiter zu seinem Vorsitzenden. Im Interview mit der Sächsischen Zeitung spricht der Diplom-Kaufmann über seine Ziele.

Herr Jänchen, welche Beziehung hatten Sie bisher zu Dynamo Dresden?

Ich war als Schwimmer von der ersten bis zur vierten Klasse am Trainingszentrum der SGDynamo. Bei den Maidemonstrationen durften wir direkt hinter den Fußballern laufen. Das war schon etwas. Schließlich war in den 70er- und 80er-Jahren die ganze Stadt in heller Aufregung, wenn unsere Schwarz-Gelben im Europapokal spielten. Mein Vater hat mich dann 1978 zum Heimspiel gegen Union Berlin mitgenommen. Von der Atmosphäre war ich sofort beeindruckt.

Und Sie sind Fan geblieben?

Unmittelbar nach der Wende war es mir wichtiger, mich beim gesellschaftlichen Wandel einzubringen. Ich bin noch zu DDR-Zeiten in die neu gegründete Sozialdemokratische Partei eingetreten und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Arbeiterwohlfahrt in Dresden. Jemand hatte mir erzählt, dass ältere Menschen unterkühlt und unterernährt in Krankenhäuser eingeliefert wurden, weil niemand mitbekommen hatte, dass sie tagelang hilflos in ihrer Wohnung lagen. In einer Zeit, als sich alles nur um die D-Mark drehte, wollte ich etwas für die Menschlichkeit tun.

Und für Dynamo blieb keine Zeit mehr?

Ehrlich gesagt, habe ich die Ära unter Präsident Rolf-Jürgen Otto nur kopfschüttelnd verfolgt. 2004 bin ich dann wieder Dynamo-Mitglied geworden.

Jetzt stehen Sie als Aufsichtsratsvorsitzender an der Spitze des Vereins…

Das sehe ich etwas anders. Ich fühle mich in dem Gremium als Gleicher unter Gleichen und werde es nicht mit einem autoritären Führungsstil leiten. Es gibt keine hierarchische Rangordnung. Deshalb wäre mir der Titel Sprecher des Aufsichtsrates lieber.

Besteht nicht die Gefahr, dass Entscheidungen zerredet werden, wenn niemand die Richtung vorgibt?

Wenn jemand die Zügel in der Hand haben muss, um Ziele vorzugeben, ist das die Mitgliederversammlung. Sie muss die Frage klären: Wo wollen wir mit unserem Verein hin? Es gehört zu einer demokratischen Organisation, sich in einer Diskussion ein Grundsatzprogramm zu erarbeiten, das Leitlinie für Führungspersonen sein muss. Wir sind nur auf Zeit gewählt.

Bei Dynamo gibt es seit Jahren einen schnellen Wechsel der Führungskräfte. Glauben Sie, dass diese Turbulenzen in den Griff zu bekommen sind?

Die Mitglieder sind in der Vergangenheit häufig – gelinde gesagt – hinters Licht geführt worden. Unser Anspruch im neuen Aufsichtsrat ist es, die im Verein begonnene Entwicklung hin zu einer gewissen Ruhe und Systematik weiter zu fördern. Daran hindern würden uns Lager- oder Grabenkämpfe.

Wie stark wird der Aufsichtsrat die Vereinspolitik bestimmen?

Wir sind ein Kontrollorgan. Von uns hat keiner die Zeit, die Kraft oder die Ambitionen, sich in die operativen Aufgaben einzumischen. Das ist Sache der Geschäftsführung. Mit meinem bisherigen Einblick halte ich das, was dort im letzten halben bis ganzen Jahr passiert ist, für sehr professionell.

Aber inzwischen steht Stefan Bohne als Hauptgeschäftsführer ziemlich allein da…

Das ist eine Momentaufnahme wie der 20.Tabellenplatz.

Haben Sie Vorstellungen, die Lücke zu schließen?

Wir müssen uns gemeinsam mit der Geschäftsführung…

Also allein mit Herrn Bohne…

Ja, er ist der vorübergehend allein verantwortliche Hauptgeschäftsführer und hat Vorstellungen, wie die Geschäftsstelle strukturiert werden muss. Ich habe Stefan Bohne bisher als jemanden kennengelernt, der analytisch sehr gut ist und zielgerichtet vorgeht. Natürlich diskutieren wir im Aufsichtsrat über die Neubesetzung der Geschäftsführer-Stelle. Diese Sache ist im Fluss. Wir werden nicht ewig brauchen.

Braucht Dynamo denn überhaupt einen zweiten Geschäftsführer?

Das ist sinnvoll.

Für welche Verantwortung, nachdem Marketing durch die Agentur Sportfive übernommen wurde?

Das ist Gegenstand der Diskussion.

Soll es einen Geschäftsführer Sport geben?

Das ist eine Variante.

Zurzeit fehlt Dynamo sportliche Kompetenz in der Vereinsführung. Wer bestimmt darüber, ob Spieler verpflichtet werden oder nicht?

Stimmt, von uns hat keiner eine Trainerausbildung, okay, ich besitze eine Lizenz als Schwimmtrainer. Im Ernst: Wir sind ein Fußball-Verein mit mehr als 5000 Mitgliedern und Mitarbeitern, die unterschiedliche Kompetenzen einbringen, auch sportlich.

Werden Sie ehemalige Spieler stärker einbeziehen?

Wir machen uns Gedanken. Bis wir die entsprechenden Beschlussvorlagen auf dem Tisch haben, werden wir uns zusätzlichen sportfachlichen Rat organisiert haben.

Kann sich Dynamo Neuzugänge in der Winterpause leisten?

Wir können Mehrausgaben beschließen, wenn uns die Geschäftsführung eine entsprechende Gegenfinanzierung vorlegt.

Der Etat gibt also keine Mehrausgaben her?

Nein, ein prognostizierter Jahresüberschuss von 31000 Euro lässt nicht viel Spielraum, zumal die wirtschaftliche Entwicklung abhängig ist von der sportlichen Situation.

Also keine Verstärkungen?

Es wird schwierig, aber: Ein Abstieg in die vierte Liga wäre für den Verein auch schwierig. Wir kennen die Vorstellungen des Trainers und die finanziellen Möglichkeiten. Jetzt suchen wir nach Lösungen.

Ralf Minge ist als Sportdirektor zurückgetreten, weil er durch die Stadion-Nutzungsverträge keine Perspektive für den Verein sah. Wie sehen Sie die Chancen für die Nachverhandlungen mit der Stadt Dresden?

Die Zielrichtung des Vereins in dieser Frage wurde immer wieder klar formuliert. Da zwischen der Landeshauptstadt, der Projektgesellschaft und Dynamo derzeit sehr inhaltstief verhandelt wird, werden wir jetzt keine Aussagen zum aktuellen Stand oder den Aussichten treffen.

Wie stehen Sie zur Diskussion um mögliche Ausgründung?

Die Mitgliederversammlung hat beschlossen, in einer Kommission Argumente dafür und dagegen zu sammeln. Das machen Vereine, andere nicht, manche sind damit erfolgreich, einige nicht. Die lapidare Ansage, man könne nur eine GmbH wirtschaftlich führen, lässt sich jedenfalls leicht entkräften. Andere Vereine nicht nur im Fußball zeigen, dass man Management-Instrumente in verschiedenen Strukturen sinnvoll einsetzen kann.

Das Gespräch führte Sven Geisler.


Sächsische Zeitung, 26. November 2009

„Wir löschen, wenn es im Dynamo-Nachwuchs brennt“
Von Daniel Klein

Der Verein „Zukunft Dynamo“ unterstützt seit acht Jahren die Talente.

Vereinschef Sandro Tengg gehörte 2003 zu den Initiatoren der Aktion „Brustsponsor.

Um die Arbeit von „Zukunft Dynamo e.V.“ zu beschreiben, braucht Sandro Tengg nicht viele Worte: „Wir sind eine Art Feuerwehr. Immer, wenn es im Nachwuchs von Dynamo Dresden mal wieder brennt, löschen wir – finanziell“, erklärt der Vereinschef.
In diesem Jahr flossen bisher 13500 Euro, seit der Gründung von „Zukunft Dynamo“ im Juli 2001 waren es insgesamt 57000 Euro. „Damals waren die Profis gerade in die Oberliga abgestiegen, Dynamo ging am Krückstock“, erinnert sich Tengg. „Wir haben vor acht Jahren mit lebensrettenden Maßnahmen angefangen. Davon sind wir bis heute leider nicht weggekommen.“

Als Beispiel nennt der 37-Jährige, der bis vor wenigen Monaten als Teamleiter bei Qimonda gearbeitet hatte, die medizinischen Untersuchungen des Nachwuchses in diesem Jahr. Die sind zwar Pflicht, Dynamo hatte das Geld dafür trotzdem nicht. „Also sprangen wir ein.“ Wieder mal als Feuerwehr.
Tengg und die anderen 50 Mitglieder wollen künftig aber nicht mehr löschen, sondern viel mehr „ergänzende Maßnahmen unterstützen“. Karsten Reisinger denkt dabei an Trainingslager oder daran, sozial schwachen Talenten unter die Arme zu greifen. „Unsere Mittel geben wir immer zweckgebunden aus, Bargeld fließt nur in Ausnahmefällen“, erklärt der Schulleiter. In die Ausstattung des Nachwuchsleistungzentrums im Ostra-Gehege flossen bisher allein 30000 Euro.

Das Geld kommt von Sponsoren oder wird über Aktionen, etwa der Versteigerung von altem Stadioninventar, eingenommen. Bei Führungen durch die neue Arena bitten die Mitglieder um eine Spende. Auch die kommt dem Dynamo-Nachwuchs – angefangen von den Bambinis bis hinauf zu den Junioren – zugute. „Wir möchten erreichen, dass Verstärkungen für die Profielf wieder häufiger aus den eigenen Reihen kommen“, erklärt Tengg. Spieler wie Maik Kegel oder Richard Schöne sieht er als Beleg, dass die Arbeit von „Zukunft Dynamo“ auch Früchte trägt.

Dass sein Verein bald überflüssig wird, glaubt er nicht – „allein, wenn man sich die Summe an Altschulden ansieht“. Momentan drücken Dynamo Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 6,5 Millionen Euro. Über die Gründe für das finanzielle Desaster wollen sich Tengg und Reisinger nicht äußern. „Wir mischen uns nicht in Interna von Dynamo ein und streben dort auch keine Ämter an“, stellt Tengg klar. Das unterscheidet sie von manch anderen Faninitiativen.


Pattis serviertfeine Esskultur bei Dynamo
Von Nadja Laske

Im Harbig-Stadion lädt jetzt eine Koch-Lounge zum Brutzeln in Gesellschaft ein.

Gourmetkoch Mario Pattis und sein Kollege, der Privatkoch Jean-Luc Belon, testen die neue Küche der Koch-Lounge im Dynamo-Stadion. Foto: Steffen Füssel

Nobel speisen im Fußballstadion? Gourmetkoch Mario Pattis findet die Idee großartig. „Es muss nicht immer Bratwurst und Bier sein“, meint er und freut sich über den Einzug der höheren Esskultur im neuen Harbig-Stadion.

Dort gibt es jetzt das sogenannte Lounge Cooking, das heißt, Freunde, Familien, Unternehmer mit ihren Kunden oder Kollegen scharen sich um den hochmodernen Kochblock in der neuen Koch-Lounge im VIP-Bereich und zaubern gemeinsam ein Menü. Dabei unterstützt sie ein Experte, entweder Privatkoch Steffen Dziuba oder ein extra geladener Gastkoch, wie Mario Pattis, der die Einrichtung der Lounge als Berater begleitet hat. Er sieht sich übrigens auch gern mal ein Fußballspiel an. „Aber mein Sohn ist der größere Kenner. Er spielt selbst und ist Dynamo- und Bayern-Fan“, erzählt er.

Eigenes Restaurant geplant

Zu zwei, drei Veranstaltungen im Jahr wolle er in der Dynamo-Lounge kochen. Zurzeit beschäftigt ihn aber ein anderes Projekt: Seit Mario Pattis im Sommer aus dem Romantikhotel ausgestiegen ist, plant er die Eröffnung eines eigenen neuen Restaurants in der Innenstadt. Wo genau es stehen soll, ist noch in Verhandlungen.

„Auf jeden Fall soll es einen kleinen Gourmetbereich haben und ein Bistro für alle, die gern gehoben und zu moderaten Preisen speisen.“ Familienfreundlich und einfach zum Wohlfühlen, so stellt sich der Gourmetkoch sein Restaurant vor. Dazu gehört auch eine besondere Kinderkarte, die mehr als nur Nudeln und Fischstäbchen bietet.

Anmeldungen für das Lounge-Cooking im Rudolf-Harbig-Stadion: www.lounge-cooking.de. Betreiber: Lounge-Cooking Dresden GmbH.


Morgenpost, 25. November 2009

Bohne kämpft fürs Trainingsgelände im Großen Garten & Geschäftsstelle!

DRESDEN - Schlägt das Dynamo-Herz dauerhaft an der Lennestraße? Das ist eine der spannendsten Fragen. Zwar steht das Stadion mindestens die nächsten 30 Jahre an dieser Stelle, lebendig wird das Areal aber eigentlich erst, wenn's auf dem Grundstück eine Geschäftsstelle des Drittliga-Vereins gibt und ein passendes Trainingsgelände im Umfeld. Momentan ist Letzteres im Großen Garten vorhanden, doch der Mietvertrag läuft aus.

Die Position der Parkverwaltung ist klar. „Bis Juni 2010 läuft der Vertrag. Was danach passiert steht in den Sternen", so Gottfried Dominik, Sprecher von „Schlösser und Gärten". Das staatliche Unternehmen ist seit Jahren daran interessiert, dass die schwarz-gelben Kicker ihr Trainingsgelände anderswo aufschlagen. Bislang wurde der Kontrakt nur von Jahr verlängert, weil das neue Stadion errichtet wurde und auf dessen Gelände Trainingsplätze entstehen sollten. Allerdings zeigte sich während der Arbeiten, dass diese zu klein wären. Konsequenz: Sie wurden ersatzlos gestrichen.

Deshalb will Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne nun mit der Parkverwaltung verhandeln. Ziel: langfristige Nutzung des Geländes im Großen Garten. Das Gespräch soll's in den kommenden Tagen geben. Geht das im Sinne von Dynamo aus, zieht auch die Geschäftsstelle des Vereins zurück ans Stadion. Dafür soll das alte Steingebäude saniert werden. Das gehört zwar der Stadt, aber die hätte kein Problem damit. Sportbürgermeister Winfried Lehmann: „Wenn der Verein da rein will, gern. Nur über die Sanierungskosten müssten sie sich selbst Gedanken machen. Wir werden den Bau nicht finanzieren." Doch da kommt Bohne der Fall Union Berlin in den Sinn. Auch dank der tatkräftigen Unterstützung der Köpenicker Anhänger wurde das Stadion „Alte Försterei" wieder auf Vordermann gebracht - und das für die 2. Liga. Diesem Beispiel folgend soll die künftige Geschäftsstelle modernisiert werden...
elu


BILD, 24. November 2009

Dynamo Dresden am Boden
BILD nennt die Gründe für den Absturz
Von STEFFEN HOFMANN

Dynamo Dresden hat den Tiefpunkt erreicht, ist Tabellen-Letzter in der 3. Liga. Im neuem Stadion droht der Absturz in die Regionalliga. Wer ist schuld an der Krise? Die große BILD-Analyse!
MASSE STATT KLASSE

Der ehemalige Sportdirektor Ralf Minge (49) verjüngte im Sommer 2008 den Kader. Mit 14 neuen Spielern (davon zehn von außerhalb) wurde die 3. Liga in Angriff genommen. Der Umbruch ging nach hinten los! Nur Torwart Axel Keller und Stürmer Halil Savran haben sich von den Neuzugängen wirklich durchgesetzt.

FEHLEINSCHÄTZUNG

Ex-Trainer Ruud Kaiser ( 48 ) spuckte vor dieser Saison große Töne. „Wir sind besser als im Vorjahr“, sagte er. Eine fatale Fehleinschätzung, die dem Holländer am 4. Oktober den Job kostete. Kaiser, der nach dem Rücktritt von Minge im April auch die Aufgaben des Sportdirektors übernahm, ersetzte die Abgänge Pavel Pergl, Jens Truckenbrod und Thomas Bröker nicht gleichwertig. Sein Wunsch-Stürmer Ibad Muhamadu erwies sich als totaler Flop. Nach nur zwei Monaten in Dresden war er wieder weg.

KEINE KOMPROMISSE

Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne (35) führte die finanziellen Verhandlungen mit den Spielern. Weil auch er die Mannschaft im Sommer für konkurrenzfähig hielt, ging er kaum Kompromisse ein. Die Vertragsverlängerung von Truckenbrod (jetzt in Jena) soll an 500 Euro monatlich mehr Gehalt gescheitert sein.

DAS NEUE STADION

Dynamo spielt in der teuersten Arena der dritten Liga. Die Nutzung kostet in dieser Saison rund 1,5 Mio. Euro, In der nächsten wären es ohne Nachverhandlungen mit der Stadt etwa 2 Mio. Euro. Geld, das für Verstärkungen fehlt. Der Verein ist nicht konkurrenzfähig. Die Pleite droht. Zum Vergleich: Jena und Erfurt zahlen nur ein Zehntel der Dresdner Stadion-Kosten.

Dynamo sportlich am Boden! Besserung scheint vorerst nicht in Sicht. Der Verein hat weder einen Sportdirektor, noch einen Fußball-Fachmann im Aufsichtsrat – dafür einen früheren Banker als Sport-Manager (Peter Tauber)...


Sächsische Zeitung, 21. November 2009

Dynamo hat einen neuen Aufsichtsratschef

Dynamos Chefcoach erwartet in Regensburg einen unangenehmen Gegner mit englischem Stil.

Der Fußball-Drittligist SGDynamo Dresden hat wieder einen Aufsichtsratschef. Eine Woche nach der Neuwahl des Kontrollgremiums durch die Mitgliederversammlung wurde Sven Jänchen am Freitagabend zum Vorsitzenden bestimmt. Er ist Kaufmännischer Leiter des Technik-Unternehmens Ubigrate und hatte mit 747 die meisten Stimmen erhalten. Damit ist der Verein wieder entscheidungsfähig. Der alte Aufsichtsrat war im Juli auf Druck einer Mitgliederinitiative zurückgetreten. Vor der Neuwahl hatte es ein monatelanges Hickhack gegeben.

Sportlich hat sich die personelle Lage bei den Gelb-Schwarzen nicht entspannt. Ohne die virusgeschwächten Maik Kegel und Lars Jungnickel sowie insgesamt fünf verletzte Spieler ist die Mannschaft nach Regensburg gereist. Für die Partie beim SSVJahn nominierte Matthias Maucksch deshalb Stefan Süß nach. Positiv: Der Trainer kann die gleiche Startelf wie beim 4:0-Sieg bei Carl Zeiss Jena vor zwei Wochen aufbieten.

„Es kann ein Vorteil sein, ein eingespieltes Team zu haben. Ob es ein Nachteil ist, dass zurzeit für einige Positionen die Konkurrenz fehlt, wird sich auf dem Platz zeigen“, sagt Maucksch. Defensivarbeit sei das A und O. „Wir haben nicht die spielerische Qualität, dass ich garantieren könnte, wir schießen fünf Tore und kriegen maximal vier“, sagt der 40-Jährige: „Das Spiel zu zerstören ist einfacher, als es zu gestalten. Also müssen alle kompakt nach hinten arbeiten – auch die Stürmer.“ (SZ/-ler)


Morgenpost, 19. November 2009

Bohne: Dynamo musste im nächsten Jahr 1,89 Mio. Euro für das Stadion berappen!

DRESDEN „Das Stadion ist zu teuer!" Das predigen die Dynamo-Bosse seit Monaten, ohne dabei bislang irgendwelche Zahlen genannt zu haben. Ralf Minge trat sogar als Sportgeschäftsführer zurück, weil er den Verein um seine Zukunft beraubt sieht. Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne rechnet jetzt exklusiv in der MORGENPOST vor, was der Drittligist in dieser Saison für die Arena hinblättert und in der kommenden Spielzeit bezahlen müsste.

„Die Zahlen sind durch den Wirtschaftsprüfer der Stadt und des Vereins jeweils überprüft", versichert Bohne vorweg. Denn es gehe ihm nicht darum, ein Horrorszenario aufzuzeigen, sondern die Fakten zu benennen. Und die sind eindeutig. Hochgerechnet auf die aktuelle Saison bei einem Zuschauerschnitt von 13 000 Fans bildet sich die finanzielle Situation so ab: Die Schwarz-Gelben hätten Zuschauereinnahmen von etwa 2,5 Millionen Euro, dazu kommen voraussichtlich 3,1 Millionen Euro durch Werbeeinnahmen. Macht in der Summe etwa 5,6 Millionen Euro.

Dagegen rechnet Bohne die Gelder, welche der Verein laut Nutzungsvertrag an den Stadionbetreiber, die Stadion Projekt Gesellschaft, abführen muss. Das wären über 735 000 Euro von den Ticketeinnahmen, dazu etwa 732 000 Euro von den Werbeerlösen. Rechnet man die Zahlen zusammen, kommt man auf ungefähr 1,47 Millionen Euro. Davon trägt die Stadt Dresden in dieser Saison durch einen einmaligen Zuschuss knapp 530 000 Euro. Macht schlussendlich für die aktuelle Saison einen finanziellen Aufwand für die Nutzung der 32 000 Mann fassenden Arena von fast 940 000 Euro. Ein dicker Batzen für einen Drittliga-Verein, der wenigstens dadurch geschmälert wurde, dass das Geld für die ersten fünf Heimspiele (Ticket- und Werbeerlöse) zu 100 Prozent in die Dynamo-Kasse floss, weil die Arena noch nicht fertig war.
Das fällt in der kommenden Saison genauso weg wie - zum jetzigen Zeitpunkt - der städtische Zuschuss. Sodass die Einnahmen (Tickets/Werbung) zwar erneut bei rund 5,6 Millionen Euro liegen würden, die Abgaben an die Projektgesellschaft jedoch wären deutlich höher. Laut Bohnes Rechnung lägen die bei etwa 1,89 Millionen Euro. Diese Zahl ergibt sich aus dem prozentualen Verteilungsschlüssel der Einnahmen durch das Stadion, der im Nutzungsvertrag geregelt ist, und der festgelegten Grundmiete für die Arena von 25 000 Euro pro Spiel. Zu dieser Summe kommen jährlich noch etwa 54 000 Euro (Miete Kabinen, Kunstrasenplatz, Ticket-Schalter). Fazit: Diese Kosten kann Dynamo nicht stemmen! Und da die Projektgesellschaft (darf keine Gewinne erzielen) jährlich 4,2 Millionen Euro zur Betreibung des Stadions benötigt, muss der Verein mit der Stadt und der Projektgesellschaft eine Lösung finden, wie die Kosten künftig verteilt werden. Gelingt das nicht, kann sich Dynamo die neue Arena nicht leisten.
Enrico Lucke


wochenkurier, 18. November 2009

Einwurf von Gert Zimmermann
Es geht weiter, immer weiter. Schon spielte die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch gegen die Elfenbeinküste. Ein Spiel, welches die Welt nicht brauchte.

Natürlich hätte ein weiteres Mal inne gehalten werden können. Wie sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger? Fußball sei nicht alles im Leben. Da hat er natürlich vollkommen Recht. Doch für viele ist der moderne Gladiatorenkampf auf Hochglanzebene das einzige, was noch für ein wenig Abwechslung sorgt. Noch vor Jahren war es das kickende Personal, welches mittwochs, samstags und sonntags zur Arbeit schritt und die täglichen Nachmittagstalkshows, die die Langeweile im Alltag bekämpften. Das Gequatsche hat sich verflüchtigt, Fußball kommt jetzt zu jeder Tages- und Nachtzeit, auf irgend einem TV-Kanal. Es ist übrigens müßig zu streiten, weshalb Robert Enke sich entschied, von dieser Welt zu gehen. Oder wer vielleicht die Depressionen hätte entdecken müssen? Ob nun eine Feierabendtruppe in der elften Liga enger zusammen gestanden hätte und die Krankheit aufgefallen wäre? Alles Spekulationen.

Der Alltag hat uns wieder. Auch Dynamo. Die sich ja richtig quälten, um sich nicht ein weiteres Mal gerade in Zwickau zu blamieren. Borna wäre diesmal der Stolperstein vor nicht einmal 1.000 Zuschauern gewesen. In einer völlig unsinnigen Ansetzung. An der Stelle auch mal ein herzlicher Gruß an die Funktionäre des Sächsischen Fußballverbandes, die gerade dabei sind, den Sächsischen Pokal mit ihren Eskapaden zu beerdigen. Mit Urteilen, Dynamo ein zweimaliges Zuschauerverbot für die nächsten beiden Heimspiele, die es höchstwahrscheinlich nie geben wird, zu belegen. Genau so kurios ging es vorm Verbandsgericht in Dresden zu, die Punktabzüge für drei Vereine wegen deren Formfehler wieder rückgängig zu machen. Aber die Geldstrafen zu belassen. Die Hohen Herren vom Sportgericht fühlen sich freilich inzwischen richtig verhöhnt. Der normale Sportplatzgänger winkt nur noch ab, will mit so viel Blödsinn nichts zu tun haben. Wie aus gut unterrichteten Kreisen durchsickerte, streben jetzt die Sportgerichtler ein Veto vor einem Zivilgericht an, um wenigstens für ihre Ehre Recht zu bekommen. Was bei diesem Durcheinander hängen bleibt, ist Unverständnis. Es geht ja nur um Fußball. Nein, es geht doch um viel mehr und es geht immer weiter und weiter.


Sächsische Zeitung, 17. November 2009

Zehn Jahre bei Dynamo: Der Ex-Marketingchef baut auf diese Erfahrung
Von Sven Geisler

Markus Hendel hat für den Verein Sponsoren geworben. Seit gestern ist er arbeitslos.

So lange hielt sich bei Dynamo Dresden kein anderer im Amt: Markus Hendel arbeitete seit 1999 bei dem Klub, seit 2003 trug er Verantwortung als Geschäftsführer Marketing. Heute gibt der 28-Jährige seinen Ausstand, gestern hat er sich auf dem Arbeitsamt gemeldet.

„Ich habe keine Existenzangst“, sagt er trotzdem. „Ich konnte in zehn Jahren bei Dynamo so viele Erfahrungen sammeln wie in einem normalen Unternehmen wahrscheinlich in 30Jahren nicht.“ Hendel erlebte fünf Präsidenten, sechs Aufsichtsratsvorsitzende und vier Hauptgeschäftsführer. Während die meisten mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt wurden, hatte Hendel seinen Rückzug bereits vor Wochen selbst angekündigt. Als Grund nannte er die unklaren Kriterien bei der Auswahl der Kandidaten für den neuen Aufsichtsrat. Das Präsidium hatte mehrere Sponsoren nicht nominiert.
Sein Vertrag war allerdings schon zum 30.Juni ausgelaufen und sein wichtigstes Aufgabengebiet weggefallen, nachdem die Agentur „Sportfive“ im April offiziell bei den Gelb-Schwarzen eingestiegen war. Hendel hatte die Zusammenarbeit mit eingefädelt, wechselte aber nicht selbst zu der anerkannten Agentur. „Ich hätte es als unseriös empfunden, für Dynamo die Gespräche zu führen und gleichzeitig anzufragen, ob ich eine Stelle bekommen könnte.“ Dem Gerücht, er würde jetzt bei „Sportfive“ einsteigen, widerspricht Hendel, lässt sich aber auch diese Option offen: „Ich habe die Arbeit von Sportfive mit meinen Erfahrungen und Kontakten bisher unterstützt und werde das weiter tun, wenn es gewünscht wird.“ Er sondiere seine Möglichkeiten, bei denen andere Vereine zurzeit keine Rolle spielen. „Eine so emotionale Bindung wie zu Dynamo könnte es nicht noch einmal geben. Ich denke eher daran, in meiner Stadt etwas anderes zu machen“, sagt der Dresdner.

Hendel war 2003 als 22-Jähriger überraschend zum Marketingchef aufgestiegen. Sein Vorgänger Carsten Bentrup hatte ihm die Gelb-Schwarzen mit blanker Brust überlassen. Eine Faninitiative startete die Aktion „Brustsponsor“ und spielte durch den Verkauf von 2003 Trikots etwa 150000 Euro ein. Nur wenige Wochen nach seiner Beförderung konnte Hendel mit dem Entsorgungsunternehmen „Cleanaway“ (jetzt Veolia) einen neuen Hauptsponsor präsentieren, der sich vom Engagement der Dynamo-Anhänger beeindruckt zeigte.
Hendel begann mit einem Stamm von etwa 40 Geldgebern. „Ich kann mich gut an meinen ersten Termin bei einem Unternehmer erinnern. Er sei zwar Dynamo-Fan, würde aber keinen Cent in den Verein geben. Wenn ich es allerdings schaffe, nach einem halben Jahr in derselben Position wieder bei ihm anzufragen, könnten wir einen Vertrag machen.“ Hendel kam wieder, und der Unternehmer gehört heute noch zu den inzwischen knapp 200 Sponsoren. „Wir haben Vertrauen aufgebaut.“ Unter seiner Regie hat Dynamo die Marketing-Einnahmen auf mehr als 2,5Millionen Euro verfünffacht, und in dieser Position gab es nie ein nennenswertes Loch im Etat.


Sächsische Zeitung, 16. November 2009

Dynamo spart sich den Gang vors Gericht
Von Daniel Klein

Fußball-Drittligist Dynamo Dresden bleibt auch in den kommenden Wochen handlungsfähig. Mit Zweidrittel-Mehrheit beschlossen die 717 Mitglieder am Freitagabend im Congress-Center zwei Satzungsänderungen, die einen Gang zum Gericht und damit die Bestellung eines Notvorstandes in letzter Sekunde abwendeten.

Eine halbe Stunde vor Mitternacht stand am Freitagabend im Congress Center Dresden der neue Aufsichtsrat fest.

Dresden - Demnach genügt innerhalb einer Übergangsfrist die Unterschrift eines Geschäftsführers, um rechtsgültige Verträge abzuschließen – so lange, bis der Aufsichtsrat einen zweiten Geschäftsführer ausgewählt hat. Dieser Fall tritt bereits am kommenden Montag ein. Dann endet der Arbeitsvertrag von Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel. Da Sportdirektor Ralf Minge, der hinter den Kulissen weiter für Dynamo arbeitet, offiziell von seinem Posten zurückgetreten war, ist Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne somit in den nächsten Wochen allein vertretungsberechtigt.
Ähnlich ist der Fall beim Aufsichtsrat. Das ehrenamtliche Gremium war Ende Juli auf Druck einiger Fans zurückgetreten. Seitdem konnten keine Beschlüsse mehr gefasst werden – etwa die Einstellung eines Nachfolgers für Marketingchef Hendel. Um ein solches Vakuum künftig zu vermeiden, kann das Präsidium nun mindestens drei Aufsichtsräte benennen, die bis zur nächsten Wahl amtieren.

Harmonischer Verlauf

Das Datum – Freitag, der 13. – erwies sich also nicht also böses Omen. Präsident Hauke Haensel, der die überraschend harmonisch verlaufende Versammlung mit 24-minütiger Verspätung eröffnete, dankte der Stadt und Oberbürgermeisterin Helma Orosz für die Unterstützung. „Sie hätte Beifall verdient und keine Pfiffe“, sagte er in Anspielung an die Stadioneröffnung, als Orosz von den Dynamo-Fans niedergepfiffen worden war.
Beim Bericht der Geschäftsführung wurden die Mitglieder diesmal nicht – wie in den Jahren zuvor – von neuen Schulden überrascht. Bohne bezifferte das Minus in der Saison 2008/09 auf 749 000 Euro. Im Januar 2009 hatten Wirtschaftsprüfer noch einen Fehlbetrag von einer Million Euro prognostiziert. „Durch höhere Einnahmen beim Kartenverkauf und Kosteneinsparungen auf allen Ebenen konnten wir das Defizit um 25 Prozent senken“, erklärte Bohne. Für die laufende Saison rechnet er mit einer „schwarzen Null“, aktuell liegt Dynamo mit 32 000 Euro im Minus.

Ex-Aufsichtratschef Thomas Bohn und Stadtrat Jens Genschmar, die beide bei der Vorauswahl gescheitert waren, sowie Hauptsponsor Jens Heinig, der seine Kandidatur zurückgezogen hatte, traten nicht an. Dadurch konnte am Freitagabend gewählt werden. Eine halbe Stunde vor Mitternacht stand das Ergebnis fest (siehe Infobox). Nicht in den Aufsichtsrat schafften es Dieter Schulz (Unternehmensberater), Simone Sperling (Rechtsanwältin), Maik Vogel (Gesellschafter Eastprint GmbH) und Axel Gürtler (Mitarbeiter der TU Dresden).
Mit großer Mehrheit beschlossen die Mitglieder außerdem, einen Ausschuss ins Leben zu rufen, der prüfen soll, ob die Profiabteilung in eine Spielbetriebs-GmbH ausgegliedert werden könnte. (SZ)


Dynamo wirbt um die Gunst der Stadt Dresden

Die Mitgliederversammlung verläuft harmonischer als in den Jahren zuvor und wählt einen Aufsichtsrat.
Dresden. Nach fünf Stunden, am Ende der Mitgliederversammlung, war die Stimmung im Congress-Center beinahe so wie einige Hundert Meter entfernt bei den SPD-Genossen in der Dresdner Messehalle: Es schien, als hätten sich plötzlich alle wieder lieb. Dynamo-Präsident Hauke Haensel sprach anschließend gar von einer „beispielhaften Mitgliederversammlung“ und sandte Schmusebotschaften an die Rathausspitze: „Die SG Dynamo weiß um die Bedeutung, die die Unterstützung der Landeshauptstadt und ihrer Oberbürgermeisterin Helma Orosz hat.“

Die soll in den kommenden Wochen die Stadionverträge zugunsten Dynamos ändern. Bei der Eröffnung des Neubaus war sie von den Fans allerdings ausgepfiffen worden. Deshalb mühte sich Haensel um Klimaverbesserung. Auch die Neuwahl des seit dem Rücktritt im Juli beschlussunfähigen Aufsichtsrates verlief harmonischer als vermutet, da der im Vorfeld aussortierte, ehemalige Gremienchef Thomas Bohn doch nicht versuchte, nachträglich auf die Stimmzettel zu kommen. So ernennen die gewählten Sven Jänchen, Matthias Matzka, Ralf Liebscher, Ralf-Peter Wolter, Uwe Schöne und Ron Fischwasser am Freitag aus ihrer Mitte den Vorsitzenden. Ob die neuen Aufsichtsräte die dringend erforderliche Umstrukturierung des Vereins, der von vier Gremien und der Geschäftsführung geleitet wird, in Angriff nehmen werden, bleibt abzuwarten. (SZ/dk)


dnn, 16. November 2009

Dynamo Dresden hat wieder einen Aufsichtsrat

Mitglieder wählten am späten Freitagabend fünf neue Kandidaten und einen alten Bekannten ins Amt

Dresden (DNN/JOL). Nach Monaten ohne beschlussfähigen Aufsichtsrat hat das Kontrollgremium von Dynamo Dresden wieder volle Mannschaftsstärke erreicht. Bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend wurden sechs von zehn angetretenen Kandidaten ins Amt gewählt.

1123 Stimmen, davon 520 per Briefwahl, wurden bei der gegen 23 Uhr beendeten Kür abgegeben. Die meisten Stimmen erhielt Sven Jänchen, der kaufmännische Leiter der Ubrigate GmbH. Für den gebürtigen Dresdner, der seit zehn Jahren mittelständische Unternehmen berät, votierten 747 Mitglieder. Mit 684 Stimmen auf Rang zwei folgte der Dresdner Rechtsanwalt Matthias Matzka. Eine Stimme weniger erhielt Ralf Liebscher, Prokurist der SEB Bank AG. Der Schatzmeister des Fanprojekts Dresden gehört dem „Ausschluss Aufarbeitung Dynamo-Finanzen 2006 bis 2008" und dem „Zukunft Dynamo e.V." an. Zum neuen Aufsichtsrat gehört auch Ralf-Uwe Wolter, geschäftsführender Gesellschafter der HRM Consulting. Er arbeitete im Verein bislang für die „Faninitiative Dynamo 5000" und war am Aufbau des Mitgliederportals www.dynamomitglieder. de beteiligt. 614 Stimmen konnte Wolter auf sich vereinen. 554 Mitglieder wählten Dr. Uwe Schöne in den Rat. Schöne, Vater von Dynamo-Stürmer Richard Schöne, ist beruflich in leitender Funktion für die T-Systems Telekom AG tätig. Den sechsten und letzten freien Platz ergatterte Ron Fischwasser, der Regionaldirektor der Hamburg-Mannheimer kam auf 519 Stimmen. Bei der letzten Aufsichtsratswahl im Herbst 2007 war der Versicherungsfachmann noch knapp gescheitert, am 1. Februar dieses Jahres aber als Nachrücker doch noch in den Aufsichtsrat eingezogen. Er ist damit der einzige ehemalige Wahl-Aufsichtsrat, der es nach dem kollektiven Rücktritt wieder ins Amt schaffte.

Seine früheren Aufsichtsratskollegen Thomas Bohn, Jens Heinig und Jens Genschmar sollten laut eines Antrags des einfachen Vereinsmitglieds Matthias Möbius von der Versammlung am Freitagabend noch auf die Wahlliste gesetzt werden, doch Heinig und Bohn waren nicht ins Kongresszentrum gekommen, Genschmar lehnte das kurzfristig an ihn herangetragene Vorhaben ab, sodass Möbius seinen Antrag zurückzog und den Weg für die Wahl noch an diesem Abend frei machte.
Das Ergebnis kommentierte Präsident Hauke Haensel, der als Versammlungsleiter durch den insgesamt recht ruhigen Abend führte, mit den Worten: „Ich denke, wir haben eine gute Mischung aus rechtlicher Kompetenz und Erfahrung." Er kündigte an, dass sich der neue Aufsichtsrat, dem auch die drei kooptierten Mitglieder Dr. Holm Große, Hans-Jürgen Tillig und Hanjo Moritz angehören, am Freitag zu seiner konstituierenden Sitzung treffen wird. Dann dürfte auch die Entscheidung fallen, wer den Vorsitz übernimmt und die Nachfolge von Bohn antritt. Gute Chancen werden Große (Jahrgang 1966) eingeräumt. Der gebürtige Radebeuler, der die Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH in Bautzen leitet, verfügt über viel Erfahrung, war schon vor vielen Jahren mal kurz im Aufsichtsrat und leitete 2001 sogar eine Mitgliederversammlung.


sz-online.de, 13. November 2009

Dynamo-Mitglieder entscheiden über Zukunft des Vereins

Fußball-Drittligist Dynamo Dresden bleibt auch in den kommenden Wochen handlungsfähig. Mit Zweidrittel-Mehrheit beschlossen die 717 Mitglieder am Freitagabend im Congress-Center zwei Satzungsänderungen, die einen Gang zum Gericht und damit die Bestellung eines Notvorstandes in letzter Sekunde abwendeten.

Wer nimmt Platz im neuen Dynamo-Aufsichtsrat? 717 Mitglieder sollten darüber am Freitagabend im Congress Center Dresden entscheiden.

Dresden - Demnach genügt innerhalb einer Übergangsfrist die Unterschrift eines Geschäftsführers, um rechtsgültige Verträge abzuschließen - so lange, bis der Aufsichtsrat einen zweiten Geschäftsführer ausgewählt hat. Dieser Fall tritt bereits am kommenden Montag ein. Dann endet der Arbeitsvertrag von Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel. Da Sportdirektor Ralf Minge, der hinter den Kulissen weiter für Dynamo arbeitet, offiziell von seinem Posten zurückgetreten war, ist Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne somit in den nächsten Wochen allein vertretungsberechtigt, kann Verträge bis 100.000 Euro abschließen.
Ähnlich ist der Fall beim Aufsichtsrat. Das ehrenamtliche Gremium war Ende Juli auf Druck einiger Fans zurückgetreten. Seitdem konnten keine Beschlüsse mehr gefasst werden - etwa die Einstellung eines Nachfolgers für Marketingchef Hendel. Um ein solches Vakuum künftig zu vermeiden, kann das Präsidium nun mindestens drei Aufsichtsräte benennen, die bis zur nächsten Wahl amtieren.

Das Datum - Freitag, der 13. - erwies sich also nicht also böses Omen. Präsident Hauke Haensel, der die Versammlung mit 24-minütiger Verspätung eröffnete, dankte der Stadt und Oberbürgermeisterin Helma Orosz für die Unterstützung. „Sie hätte Beifall verdient und keine Pfiffe“, sagte er in Anspielung an die Stadioneröffnung, als Orosz von den Dynamo-Fans niedergepfiffen worden war.
Beim Bericht der Geschäftsführung wurden die Mitglieder diesmal nicht - wie in den Jahren zuvor - von neuen Schulden überrascht. Bohne bezifferte das Minus in der Saison 2008/09 auf 750 000 Euro. Im Januar 2009 hatten Wirtschaftsprüfer noch einen Fehlbetrag von einer Million Euro prognostiziert. „Durch höhere Einnahmen beim Kartenverkauf und Kosteneinsparungen auf allen Ebenen konnten wir das Defizit um 25 Prozent senken“, erklärte Bohne. Für die laufende Saison rechnet er mit einer „schwarzen Null“.

Trio kandidiert nicht

Für Wirbel sorgte ein Antrag, die Kandidatenliste für die Aufsichtratswahl um drei Namen zu erweitern: Ex-Aufsichtratschef und Sponsor Thomas Bohn, Stadtrat und Dynamo-Museum-Chef Jens Genschmar sowie Jens Heinig, Geschäftsführer des Trikotsponsors Veolia Ost GmbH. Bohn und Genschmar hatten sich beworben, wurden vom Präsidium aber nicht auf die Kandidatenliste gesetzt, Heinig hatte seine Kandidatur daraufhin aus Protest zurückgezogen. Genschmar erklärte am Freitag, keine Einwilligung für eine erneute Kandidatur erteilt zu haben, Bohn und Heinig waren nicht erschienen. Der Antrag wurde daraufhin abgelehnt.

Eine Elefantenrunde aller Gremien hatte im Vorfeld der Mitgliederversammlung festgelegt, die Presse auszuschließen. Michael Walter von der Initiative Pro RHS kritisierte dies scharf. Für ihn sei dies der falsche Weg. Zudem müssten dies, wenn überhaupt, die Mitglieder selbst beschließen. (SZ)


dnn, 12. November 2009

Quo vadis, Dynamo?

Morgen Abend stehen bei den Schwarz-Gelben zwei spannende Mitgliederversammlungen an

Dresden (DNN). Bekommt Dynamo nach Monaten ohne einen handlungsfähigen Aufsichtsrat endlich ein beschlussfähiges Kontrollgremium oder geht die Hängepartie in der Vereinsspitze weiter?
Das ist die Frage, die die 5000 Mitglieder des Dresdner Fußball-Drittligisten morgen Abend im Kongresszentrum am Elbufer beantworten müssen.

Gleich in zwei Mitgliederversammlungen steht ab 18 Uhr die Zukunft der Schwarz-Gelben zur Debatte. Zunächst geht es in einer außerordentlichen Zusammenkunft der Vereinsmitglieder darum, das ganz große Chaos abzuwenden. Denn Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne kann ohne eine abgeänderte Satzung nicht mehr viel ausrichten, wenn er nach dem Abschied seines Geschäftsführerkollegen Markus Hendel am 15. November allein zurückbleibt, aber die für den Fortgang der Geschäfte notwendigen Entscheidungskompetenzen nicht erhält.

Ein vom Präsidium eingebrachter Satzungsänderungsantrag soll das Dilemma lösen und Bohne einen vorübergehenden Alleinvertretungsanspruch sichern, bis ein in der Satzung vorgeschriebener zweiter Geschäftsführer durch den Aufsichtsrat bestellt ist.
Ein zweiter Satzungsänderungsantrag des Präsidiums sieht vor, dass das Dreier-Gremium für eine Übergangszeit Ersatz-Aufsichtsräte bestimmen darf, wenn es später am Abend oder auch bei weiteren Anläufen nicht zu einer gültigen Neuwahl des Aufsichtsrates kommen sollte. Platzt die Wahl, müsste sonst per Gericht ein Notvorstand eingesetzt werden - ein an Peinlichkeit kaum zu überbietender Vorgang, „den wir gern verhindern würden", sagte Präsident Hauke Haensel schon vor einem Monat.

Haensel hofft, dass die Neuregelungen noch am selben Abend an Bedeutung verlieren und es einen komplett besetzten und jederzeit beschlussfähigen Aufsichtsrat geben wird. Ob der allerdings morgen gewählt werden kann, ist erst dann klar, wenn die im Kongresszentrum anwesenden Mitglieder die Kandidatenliste des Präsidiums nicht durch neue Bewerber erweitert haben. Durch die Versammlung können sich Interessenten mit einfacher Mehrheit auf die Vorschlagsliste des Präsidiums setzen lassen. Schafft es ein Bewerber auf das Papier, wird nicht mehr an diesem Abend, sondern per Briefwahl gewählt. Neue Unterlagen müssen verschickt werden, erst kurz vor Weihnachten wäre mit einem Ergebnis zu rechnen.
Spannend bleibt, wer den Versuch wagt, auf die Wahlliste zu gelangen. Ex-Aufsichtsratschef Thomas Bohn (Saxoprint), FDP-Stadtrat Jens Genschmar und André Gasch (Mannschaftleiter von Dynamo III) gelten als mögliche Kandidaten. Das Trio zählt zu den Bewerbern, die bei der Vorauswahl durchgefallen sind. ....

Was sie machen wollen, ist aber unklar.
Genschmar sagte den DNN, er habe sich noch nicht entschieden, Bohn ging gestern nicht ans Handy. Präsident Haensel konnte den Unternehmer mit den guten Kontakten ins Rathaus in den letzten Tagen auch nicht erreichen: „Ich habe keine Ahnung, was er vorhat. Es war recht ruhig um seine Person - vielleicht zu ruhig." Definitiv nicht mehr antreten wird Bohns und Genschmars ehemaliger Aufsichtsratskollege Jens Heinig. Der Dresdner Geschäftsführer der Veolia Umweltservice AG, die Trikotsponsor bei Dynamo ist, hatte aus Protest gegen die Nichtberücksichtigung Bohns und Genschmars bei der Vorauswahl seine bereits genehmigte Kandidatur zurückgezogen. Er hätte gern mit beiden weitergearbeitet.
Jochen Leimert

ZEHN KANDIDATEN
Sie treten morgen Abend definitiv an:
Ron Fischwasser (Regionaldir. Hamburg-Mannheimer), Axel Gürtler (wiss. Mitarbeiter TU), Sven Jänchen (ge-schäftsf. Gesellsch. Ubrigate GmbH), Ralf Liebscher (Prokurist SEB Bank), Simone Sperling, Matthias Matzka (beide Anwälte), Dr. Uwe Schöne (T-Systems Telekom AG), Dieter Schulz (Unternehmensberater), Maik Vogel (gf. Ges. Eastprint GmbH), Ralf Peter Wolter (gf. Ges. HRM Consulting)


stadionwelt.de, 12. November 2009

Dynamo Dresden existenzbedroht?

Das neue Stadion steht, gespielt wurde auch schon. Doch wie das Rudolf-Harbig-Stadion bezahlt werden soll, wird wieder einmal verhandelt. Für den Drittligisten seien die Stadion-Nutzungsverträge nach eigenen Aussagen „existenzbedrohend“. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

Wie Dynamo Dresden auf seiner Homepage erklärte, wurde zu Beginn der Woche über die Verträge verhandelt. Anwesend waren neben den Vertretern von Verein, Stadt und Stadionprojektgesellschaft auch Abgesandte des Deutschen Fußball- Bundes.

Schön ist das Rudolf-Harbig-Stadion geworden, aber wohl auch zu teuer für den Verein.
Bild: www.schwarzgelb-dynamo.de

Seit einiger Zeit beschwert sich der Club über viel zu hohe Miet- und Betriebskosten. Angeblich wären jährlich um die zwei Millionen Euro fällig. Viel zu viel, sind sich Präsident Hauke Haensel und Geschäftsführer Stephan Bohne einig und argumentierten bei der Versammlung „mit neuen Zahlen und Fakten“. Ihrem Wunsch nach soll der Betrag um rund 800.000 Euro gesenkt werden. Wer die fehlende Summe zahlen soll, wurde allerdings nicht gesagt. Zur Einigung kam es daher nicht, und so wird es in zwei Wochen in die nächste Verhandlungsrunde gehen. (Stadionwelt, 12.11.2009)


BILD, 4. November 2009

Dynamo Dresden-Boss Bohne im Bild-Interview

Job-Garantie für Maucksch
Dresden am Abgrund
Von TIM SCHLEGEL

Seit 6 Spielen ohne Sieg, Sturz auf Abstiegsplatz 19! Dynamo steckt tief in der Krise. BILD sprach mit Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne (35).

BILD: Die Situation ist mehr als bedrohlich...

Bohne: „Wir müssen in den sechs Spielen bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich holen. Und uns dann intensiv auf die Rückrunde vorbereiten.“

BILD: Ohne Verstärkungen wird´s ganz schwer, die Liga zu halten.

Bohne: „Die Gespräche laufen. Herr Mauksch erstellt aktuell ein klares Anforderungs-Profil, dazu eine Kandidaten-Liste.“

BILD: Ist überhaupt Geld für neue Leute da?

Bohne: „Wir können keine großen Sprünge machen, werden uns auch von Spielern trennen müssen.“

BILD: Bleibt Matthias Maucksch bis Saisonende Trainer, auch wenn die Talfahrt anhält?

Bohne: „Ja! Er genießt unser volles Vertrauen, macht sehr gute Arbeit. Das wird sich irgendwann auszahlen.“

BILD: Am 15. November hört Marketing-Manager Markus Hendel auf. Wurde die Stelle schon neu ausgeschrieben?

Bohne: „Nein. Das muss der Aufsichtsrat machen. Im Moment haben wir aber keinen, der neue wird erst auf der Mitgliederversammlung am 13. November gewählt.“

BILD: Wie ist der Stand bei den Verhandlungen mit der Stadt zum Thema Mietverträge fürs Stadion ab der kommenden Saison?

Bohne: „Die Gespräche laufen, alle Seiten legen ihre Vorstellungen dar. Auch der DFB ist als neutraler Beobachter dabei.“

BILD: Hoffen Sie auf ein Einlenken der Stadt?

Bohne: „Fakt ist, dass zu den derzeitig gültigen Konditionen ab der kommenden Saison kein Profi-Fußball in Dresden möglich ist. Das aktuelle Jahr ist nur als Sondersituation mit der zwingenden Verpflichtung zu weiteren Verhandlungen zu sehen. Das war auch allen Beteiligten im Vorfeld klar.“