Jahr 2009



BILD, 25.September 2009

Dynamo jagt den Saisonrekord ...leider nur bei der Zuschauerzahl
Von TIM SCHLEGEL

Morgen steigt das erste Drittliga-Punktspiel im neuen Harbig-Stadion. Dynamos schmuckes Wohnzimmer hat exakt 32066 Plätze
Die Fans sind eine Macht. Wer keine hat, gute Nacht...
Der Ohrwurm von Schlagerstar Frank Schöbel trifft bei Dynamo voll ins Schwarze. Die riesige Anhängerschar der Dresdner ist nicht nur extrem stimmungsvoll, sondern auch enorm leidensfähig – und soll dem schwächelnden Drittligisten morgen (14 Uhr) gegen Braunschweig mal wieder aus der Patsche holen.

Die Dynamo-Fans jagen den Zuschauer-Rekord!

Unglaublich: Obwohl das Team von Trainer Ruud Kaiser im Tabellenkeller rumkrebst (Platz 16), soll heute beim ersten Pflichtspiel im neuen Harbig-Stadion die bisherige Saison-Bestmarke von 15350 Fans aus dem Spiel Braunschweig gegen Osnabrück (1:0 am 25. Juli) geknackt werden.

Das geht nur bei Dynamo!

Kapitän Maik Wagefeld (28 ): „Unsere Fans sind einmalig. Da können in der dritten Liga höchstens die Braunschweiger mithalten.“
Die Anhänger sind doppelt wichtig: Als Antreiber, um die Mannschaft zum Sieg zu tragen. Und als Geldgeber, um das Überleben des Vereins zu sichern.

Wird Zeit, dass Dynamo dafür endlich mal Leistung zurückzahlt!

Wagefeld verspricht zumindest: „Wir werden uns den Hintern aufreißen.“
Na dann: Auf zur Rekordjagd! Im Vorverkauf gingen bisher 11500 Tickets weg.


Sächsische Zeitung, 25.September 2009

Dynamo Dresden hofft auf Zuschauer-Saisonrekord

Zehntausende Fans des Bundesligadrittligisten Dynamo Dresden sitzen am 15.09.2009 im neu eröffneten Rudolf-Harbig-Stadion und verfolgen das Traditionsspiel zwischen Dynamo und dem VfB Stuttgart.


Dresden - Die SG Dynamo Dresden hofft am Samstag im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig auf einen Zuschauer- Saisonrekord in der 3. Fußball-Liga. Derzeit halten noch die Braunschweiger die Bestmarke mit 15350 Fans im Heimspiel gegen Osnabrück.

Dagegen plagen Dresdens Trainer Ruud Kaiser weiterhin große Besetzungssorgen. Nicht zur Verfügung stehen Bekim Kastrati und Markus Palionis aufgrund von Problemen an der Achillessehne. Neuzugang David Solga, der noch keine Minute spielen konnte, muss am Schambein operiert werden und fällt länger aus. Timo Röttger und Richard Schöne absolvieren jeweils ein Reha-Programm. Cataldo Cozza (Knieverletzung), Lars Jungnickel (Bluthochdruck) und Sascha Pfeffer (Knöchelbruch/Meniskusschaden) fehlen ebenfalls.

Allerdings kann Kaiser auf die Defensivspieler Jonas Strifler und Thomas Hübener, die zuletzt in Burghausen (0:2) auch pausieren mussten, wieder zurückgreifen. Unterdessen hat der 33-jährige Holger Wehlage Trainer Kaiser im Probetraining überzeugt. Der ehemalige Bundesligaprofi ist derzeit ohne Verein und hat gute Aussichten auf einen Vertrag. (dpa)


Sächsische Zeitung, 24.September 2009

Laut und nah dran
Von Falk Jaeger

Bieder, ohne Eleganz und Raffinesse: Das neue Rudolf-Harbig-Stadion lockt keine Architekturtouristen nach Dresden, erfüllt aber seine Funktion optimal.
Das Rudolf Harbig Stadion steht an der viel befahrenen Lennéstraße. Auf der anderen Straßenseite beginnt der Große Garten.

Die Glasfassade des neuen Stadions spiegelt das Grün vom Großen Garten.

Ansichten der Arena

Nichts ist einfacher als ein Fußballstadion? Der Eindruck täuscht. Es ist eine baukünstlerische und städtebauliche Aufgabe, eine statisch-konstruktive Herausforderung, ein ökonomisches Wagnis, eine soziologische Intensivstation – insgesamt eine reichlich komplexe Bauaufgabe. Der Rostocker Architekt Martin Beyer, der bereits das Rostocker Ostseestadion geplant hatte und mit dem Investor HBM den Investorenwettbewerb für das neue Rudolf-Harbig-Stadion gewann, hatte es mit zusätzlichen Erschwernissen zu tun. Während des Spielbetriebs sollte das alte Stadion rings um das Spielfeld abgerissen und das neue errichtet werden. Das Spielfeld konnte also nicht zur Baustelleneinrichtung genutzt werden, aber auch im Umfeld war der Platz nicht üppig, denn das Grundstück an der Lennéstraße ist von allen Seiten eng begrenzt.

Die Nachbarschaft zum Großen Garten brachte sogar den Denkmalschutz auf den Plan. Wie sieht ein gartendenkmalverträgliches Stadion aus? Das mausgraue Gebäude lässt jedenfalls keine denkmalpflegerische Einflussnahme erkennen. Vielleicht sollte man es mit Pappeln umsäumen, den Lieblingsbäumen der Architekten? Eine elegante Erscheinung ist das Stadion ohnehin nicht geworden. Die Konstruktion mit ihren Betonpfeilern pragmatisch und ohne gestalterischen Anspruch, das stählerne Dachtragwerk bieder und ohne Raffinesse, die Farbgebung zurückhaltend – man wollte einem zukünftigen Sponsor und Namensgeber nicht vorgreifen und eventuell mit dessen Kennfarbe in Konflikt kommen. Auf den Reiseplan von Architekturtouristen wird es das neue Stadion also nicht bringen. Dafür auf den Spielplan der Damen-Fußballweltmeisterschaft – mit Recht, denn seine Funktion als Fußballarena erfüllt es mit Bravour. Die kompakte Bauweise gilt als Garant für gute Stimmung, und gute Stimmung ist im Fußball gleichbedeutend mit einem möglichst hohen Lärmpegel, den ein enthusiasmiertes Publikum erzeugt. In keinem Stadion Deutschlands sitzt oder steht der Zuschauer der letzten, obersten Reihe so nahe am Spielgeschehen wie in Dresden. Auch die Anordnung von 38 Reihen in einem Einrangsystem ist ungewöhnlich und bedurfte besonderer Sicherheitsvorkehrungen. So wurde ein spezieller Klappsitz „Sondermodell Dresden“ entwickelt, der im hochgeklappten Zustand nur 20Zentimeter tief ist und 80 Zentimeter Gehbreite (Fluchtwegbreite) freigibt. Mit 11000 von 32000 insgesamt ist der Anteil an Stehplätzen ungewöhnlich hoch, auch dies ein Grund für die hohe Dichte.

Fans mit eigener „Lounge“

Bei Dynamo spielen die Fans eine größere Rolle als anderswo, deshalb hat man den Fanclub in die Planung einbezogen. Es sollte ihr Stadion werden. Deshalb sind die Sitze gelb, farbige Sitze bilden in der Südkurve gegenüber dem Fanblock ein überdimensionales Dynamo-Logo ab. Deshalb haben die Fans ihre eigene „Lounge“ direkt vor ihrer traditionellen Nordkurve.

Die etwas gehobenere Klientel fährt an der Ostseite an der Lennéstraße vor. Für die Mannschaftsbusse öffnet sich eine Einfahrtschleuse zur unbehelligten An- und Abfahrt der Gäste. Die Kabinen für Profimannschaften und Schiedsrichter und die ungewöhnlich großen Kabinen für den Amateurbereich sind nicht wie üblich in den Katakomben verborgen, sondern im Erdgeschoss gut zugänglich angelegt.

Eine lang gestreckte Glasfassade entlang der Lennéstraße ermöglicht Ein- und Durchblick in das Stadion. Wenn am Abend die Lichtvoutendecken der Lobbys erleuchtet sind, strahlt das Innere verheißungsvoll und fast festlich in den Großen Garten.
Weite, helle Räume im Business-Bereich lassen sich auch anderweitig vermieten und sind für verschiedenste Veranstaltungen bereits gut ausgebucht. Ihnen kommen die innenstadtnahe Lage und der freie Ausblick in den Park zugute. Kurze Wege, gute Orientierbarkeit und die Transparenz nach innen und außen sind die großen Vorzüge des Entwurfs. Kein neues architektonisches Highlight ist am Großen Garten entstanden, aber eine stimmungsvolle, optimale Fußballarena. Beste Voraussetzungen also, dass sich Dynamo endlich in höhere Ligaränge aufschwingt.


Sächsische Zeitung, 23.September 2009

Dynamo-Geschäftsstelle wird abgerissen
Von Thilo Alexe

Die Baracke für Geschäftsstelle und Fanshop wird abgerissen. Das Steinhaus könnte Sitz des Vereins werden.

Wohin zieht Dynamo? Mitglieder fordern, dass der Verein seinen Sitz im Stadionareal behält. „Die Faninitiative Pro RHS wird das auf der Mitgliederversammlung im Oktober beantragen“, sagt Pro-RHS-Mitglied und SPD-Stadtrat Thomas Blümel. Die Anhänger, die über Jahre Druck für den Stadionneubau machten, fordern die Sanierung des sogenannten Steinhauses.

In dem heruntergekommenen einstigen Internat auf dem Stadiongelände ziehen sich die Dynamo-Spieler vor den Heimpartien um – jedenfalls bis die Mannschaftstrakte in der Arena fertig sind. Geschätzter Kostenpunkt für den Umbau: rund drei Millionen Euro. Wer dafür bezahlt, ist noch unklar. Die Fans wollen aber verdeutlichen, dass andere Alternativen voraussichtlich noch teurer würden.

Ursprünglich sollte der Verein seinen Sitz in der zur Lennéstraße gelegenen Stadion-Haupttribüne nehmen. Allerdings verzichtete der Club zugunsten größerer und besser vermarktbarer Business-Räume darauf. Zunächst war ein Umzug ins Ostragehege ins Gespräch – in die Nähe von Sportschule und Nachwuchszentrum. Auch das Anmieten von Büroräumen in Stadionnähe erschien als möglich.

Klar ist bislang: Dynamo muss raus aus dem Stadiongelände, zumindest vorläufig. Denn der jetzige Vereinssitz in der an das Steinhaus angrenzenden Baracke wird abgerissen. „Wir werden Ende Oktober ausziehen“, sagt Vereinssprecher Enrico Bach. Wohin, sei allerdings noch unklar. Der ebenfalls in der Baracke untergebrachte Fanshop soll jedoch neue Räume im Stadion erhalten.

Dynamo könnte bis zur Sanierung des Steinhauses bei einem seiner Förderer unterkommen. Der Dresdner Druckunternehmer Thomas Bohn, der den Verein sponsert, soll den Gelb-Schwarzen ein Angebot unterbreitet haben. Der ehemalige Dynamo-Aufsichtsratschef Bohn, der wie das gesamte Gremium auf Druck einiger Mitglieder unlängst von dem Posten zurücktrat, gibt sich zurückhaltend. „Wenn der Verein darüber reden will, bin ich gesprächsbereit“, sagt er. Das von ihm geführte Unternehmen Saxoprint residiert im Osten der Stadt gegenüber dem Seidnitz-Center.

Orosz trifft Fanvertreter

Neben der Frage des Vereinssitzes ist auch die nach dem Trainingsgelände unbeantwortet. Der Kontrakt zwischen Dynamo und dem Freistaat zur Nutzung der Rasenplätze im Großen Garten ist zwar verlängert worden. „Wir gehen aber davon aus, dass der Mietvertrag im Juni 2010 endet“, sagt der Sprecher der Staatlichen Schlösser und Gärten, Gottfried Dominik. Die Fans von Pro RHS wollen aber, dass die Spieler weiter am Stadion trainieren. Auf dem Arena-Areal gibt es zwar einen Kunstrasenplatz. Der Bau einer zweiten Trainingsstätte wurde jedoch gestoppt. Der Platz wäre zu klein gewesen. Vor Kurzem trafen Vertreter von Pro RHS um Michael Walter Rathauschefin Helma Orosz. Die hat das Ansinnen dem Vernehmen nach positiv aufgenommen. Kümmern müsse sich aber in erster Linie der Verein.


Warum Dynamos Finanzen katastrophal sind
Von Sven Geisler

Jens Heinig bricht sein Schweigen. Im Frühjahr war er wie die anderen Aufsichtsräte des Fußball-Drittligisten SGDynamo Dresden von einer Mitgliederinitiative zum Rücktritt aufgefordert worden, „da Sie in entscheidenden Punkten Ihrer Tätigkeit versagt haben“, wie es in einem Offenen Brief hieß.
Drei Jahre gehörte Heinig dem Kontrollgremium des Vereins an, war Vizechef. Der Geschäftsführer der Veolia Umweltservice Ost GmbH, seit Februar 2004 Trikotsponsor bei Dynamo, will sich nicht aus der Verantwortung nehmen. „Grundsätzlich verstehe ich die Mitglieder und Fans“, sagt der 51-Jährige, „denn wir standen in der Zeit dreimal vor der Pleite.“

Für die Saison 2006/07 konnte der Klub zwar ein Plus von 113000 Euro melden, darin waren jedoch bereits 630000 Euro verbucht, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Gewinnbeteiligung an der WM überwiesen hatte. Im Frühjahr 2008 bewahrte die Stadt Dresden den Verein vor der Insolvenz, indem sie ein Darlehen in Höhe von 1,25Millionen Euro zahlte. Und die vergangene Spielzeit überlebte Dynamo nur dank der 500000Euro, die Vermarkter Sportfive als Antrittsgeld überwiesen hat.

Heinig räumt ein: „Wir haben es nicht geschafft, ein System aufzubauen, wie es in jeder normalen Firma üblich ist. Wir bekamen von der Geschäftsführung nie solche Vorlagen, wie ich es von anderen Aufsichtsratsmandaten kenne.“ Nicht die Kontrolle durch den Aufsichtsrat sei das Problem, sondern Dynamo kranke an mangelhafter Führung der Geschäfte. „Wie soll der Aufsichtsrat eingreifen und gegensteuern, wenn falsche oder unvollständige Unterlagen vorgelegt werden?“ Beispielsweise seien die 350000Euro Prämie für das Erreichen der 3.Liga nicht im Etat kalkuliert gewesen. „Wir wussten nicht, dass solche Verträge mit den Spielern existieren. Als das entdeckt wurde, war der Verantwortliche schon nicht mehr im Amt.“

Bernd Maas wurde im Oktober 2008 als Hauptgeschäftsführer entlassen. Er soll private Rechnungen auf Kosten von Dynamo beglichen haben. Eingestellt worden war Maas vom Aufsichtsrat. Heinig steht zu der Entscheidung: „Auch aus heutiger Sicht würde ich ihn auswählen. Er war von allen Bewerbern durch Qualifikationen und seine Erfahrungen in Aachen geeignet. Leider konnte er diese Erwartungen bei uns nicht erfüllen.“
Vor drei Jahren habe sich der Aufsichtsrat in Klausur auf ein Zielkonzept geeinigt, umgesetzt wurde es bisher nicht. Auch der 2008 auf Verlangen der Stadt erstellte Sanierungsplan liege in der Schublade. „Wir laufen immer hinterher und schaffen es nie, strategisch zu agieren“, erklärt Heinig. Stattdessen werden wichtige Entscheidungen unter Druck getroffen.

Jüngste Beispiele: die Verträge über die Stadionnutzung und -vermarktung. Im Aufsichtsrat sei darüber kontrovers diskutiert worden. Die Entscheidung für die Unterschrift fiel am 26.März in einer Kampfabstimmung mit 4:3. Heinig stimmte dagegen. „Als Geschäftsmann konnte ich keinem Vertrag zustimmen, der für zehn Jahre gilt, während der mit der Stadt und dem Bauunternehmen HBM erzielte Kompromiss dem Verein nur für eine Saison das Überleben sichert.“
Genau wie Ralf Minge, der danach als Geschäftsführer Sport zurückgetreten ist, wollte sich Heinig nicht allein auf das Wort der Stadt für Nachbesserungen verlassen. „Wir hätten trotz der Zwangslage weiter verhandeln müssen und maximal einen Vertrag für das Übergangsjahr abschließen dürfen.“

Dynamos Schuld an dem Dilemma: „Der Verein hätte sich viel eher einbringen müssen.“ Volkmar Köster, bis Juni 2007 Hauptgeschäftsführer, habe es abgelehnt, mit den Stadtpolitikern zu reden. So war die SGD beim Baukonzessionsvertrag außen vor, in dem zur Refinanzierung des Neubaus der Stadion-Projektgesellschaft die Marketingrechte zugeschlagen wurden.

Nach drei knappen Abstimmungsniederlagen, zu denen auch die Neubesetzung der Geschäftsführerstellen gehörte, trat Heinig zurück. „Wegen unserer negativen Erfahrungen sollte durch eine Ausschreibung die beste Lösung für den Verein gefunden werden. Doch das wurde blockiert.“

Zunächst ließ er sich überzeugen, sich bei der Mitgliederversammlung am 9.Oktober wieder zur Wahl zu stellen. „Wir geben als Hauptsponsor nicht wenig Geld in den Verein (geschätzt 250000Euo pro Saison/d.A.), und wollen wissen, was damit passiert.“ Doch dann zog der Unternehmer seine Bewerbung zurück. Die Auswahl der Kandidaten durch das Präsidium bestärkt ihn in der Erfahrung, wie die Vereinspolitik funktioniert. „Sie wird bestimmt von eigenen Befindlichkeiten, Vetternwirtschaft und Unwissenheit“, erklärt Heinig. Kriterien für die Vorauswahl seien ihm nicht genannt worden.

Unternehmer verprellt

Es sei bemerkenswert, „dass es sich der Klub in seiner katastrophalen finanziellen Situation“ leisten könne, einen Unternehmer wie Thomas Bohn, Geschäftsführer der Saxoprint GmbH, zu verprellen. Heinig: „Er war erst wenige Monate dabei und kann nicht für die Fehler der Vergangenheit verantwortlich sein. Mit seiner privaten Bürgschaft hat er Dynamo im Frühjahr die Lizenz gerettet und er wäre mit seinem wirtschaftlichen Hintergrund und Kontakten bestens geeignet für den Aufsichtsratsvorsitz. Demokratie ja, aber einer muss sagen, ob es nach rechts oder links geht.“
Man müsse über die Satzung nachdenken, wenn ein dreiköpfiges Gremium eine nicht eindeutig nachvollziehbare Vorauswahl trifft. Die Abstimmung über die Bewerber sollte der Mitgliederversammlung vorbehalten sein.

Veolia werde den Sponsorvertrag erfüllen. „Wir beobachten natürlich, was bei Dynamo passiert. Ich will nur das Beste für meinen Heimatverein, aber im Moment kann ich keine Perspektive erkennen.“


Wochenkurier, 22.September 2009

Einwurf von Gert Zimmermann

Dresden.Was so ein Wochenende alles bewirken kann? Bei den Dresdner Eislöwen kam die Hoffnung zurück nach den Siegen gegen Landshut und in Riessersee. Nicht nur, eine ordentliche Saison spielen zu können, sondern vor allem auch das Loch in den Kassen zu stopfen. Noch zur zweiten Drittelpause am letzten Freitag nahmen sich die meisten Besucher in der Eishalle vor, das nächste Spiel auszusetzen. Doch plötzlich schossen die Dresdner vier Treffer, drehten eine ganz wichtige Partie. Mit dem gerade eroberten Selbstbewusstsein kamen sie zwei Tage später gar zu einem Kantersieg beim Traditionsklub in Garmisch Partenkirchen. Jetzt sind es nur noch minus zwei Punkte bis zum eigentlichen Saisonstart. Noch einmal zubeißen am Freitag in Hannover und so wählen garantiert einige Neugierige mehr am Sonntag die Partie gegen Bietigheim. Schon der Neugier wegen. Und des Stolzes, trotz nie dagewesenen Urteils von den Verbandsfunktionären Deutschland zu zeigen, wo eigentlich die Harke hängt.

So wie das schon einmal die Schwarz-Gelben in dieser Stadt durchgemacht haben. Die Fußballer, versteht sich.

Für Dynamo war das Wochenende einfach nur sinnlos. Außer Spesen wieder mal nichts gewesen. Gegen Burghausen nur enttäuscht. Und das, obwohl noch im März an der österreichischen Grenze bewiesen wurde, dass alles auch anders geht. Noch während des Abschlusstrainings schnalzten die einheimischen Journalisten mit ihren Zungen, als sie das Ballgefühl eines älteren Spielers bewunderten. Der fehlte zwar 24 Stunden später, stand aber am Spielfeldrand. Es war der Trainer der Dresdner. Ruud Kaiser bezwang gerade seinen kräftigen Muskelkater, ließ sich jedoch nichts anmerken. Auch nicht, wie sauer er wirklich war über den spielerischen Offenbarungseid in Hälfte Zwei. In der ging wirklich gar nichts mehr.

Und das alles nach diesem unvergesslichen Eröffnungsabend im neuen Stadion. Viele, vor allem ältere Zuschauer erzählten, sie hätten Tränen in den Augen gehabt. Aber welche der Rührung. Dass sie das noch erleben konnten. Und jetzt haben sie feuchte Augen vor Trauer. Weil die Mannschaft einfach nicht aus dem Knick kommt. Weil vielen Spielern die Substanz abhanden gekommen ist, gleichmäßig in der dritten Liga ihre Leistungen abzurufen. Das ist schade und bitter zugleich. Aber es kommt ja wieder ein Sonnabend.


Dresdner Neueste Nachrichten, 19.September 2009

Dynamofan hat Angst um den Verein

Zu „Von Woche zu Woche" von Dirk Birgel über Dynamo Dresden (Ausgabe 12./13. September)

Der Artikel trifft aus meiner Sicht in vielen Punkten genau ins Schwarze. Ich bin seit Mitte der 1970er Jahre Dynamofan, habe die goldenen Jahre erlebt. Und ich habe Angst um den Verein: Wir haben ein neues Stadion, wir haben ein Nachwuchsleistungszentrum (NWLZ). Aber da gelingt es einigen Mitgliedern, hier „Vereinspolitik" zu betreiben, dass es einem nur übel werden kann. Da werden Sponsoren, Bürgen vor den Kopf gestoßen und unter der Gürtellinie angegriffen, da wird von einem „kommerzfreien Profiverein" geträumt...

Noch-Aufsichtsratsboss Thomas Bohn, Trikotsponsor Jens Heinig und auch FDP-Stadtrat Jens Genschmar hätten 100-prozentig meine Stimme erhalten, aber alle stehen nicht zur Wahl... und ich etwas vor einer Leere. Die ständiger Wechsel, das Verjagen von Geldgebern, die „Wichtigtuerei" einiger Mitglieder - einfach nur erbärmlich.

Aus meiner Sicht verfolgte Herr Bohn genau den richtigen Weg mit der Ausgliederung der l. Mannschaft. Nur so können wir im Profifußball vorankommen. Aber geht es nach dem Willen einiger Fans, spielen wir dann lieber in unteren Ligen. Wie so das Stadion, das NWLZ etc. zu tragen sein sollen, bleibt deren Geheimnis! Und vor allem: Wofür brauchen wir dies alles in einer Amateurliga...Und dass man dabei auch an möglicherweise ca. 30000 Fuballfreunden „vorbei .regiert", interessiert scheinbar die Hundertschaften auch herzlich wenig.

Wahrheiten in Presseartikeln werden als „vereinsschädigend" etc. bezeichnet. Wer aber schadet wirklich dem Verein? Ungeliebte Wahrheiten auf den Punkt gebracht oder diejenigen, die diese Wahrheiten zu verantworten haben? Ich hoffe auf ein Wunder, fühle mich momentan aber recht machtlos.
Birgit Rutscher
Dresden


Geschäftsbericht als Lektüre empfohlen

Zum selben Beitrag

Die Kolumne zur Situation bei Dynamo Dresden ist leider voll von Unterstellungen, Unwahrheiten und Vorurteilen. Ich empfehle dem Autor Dirk Birgel die Lektüre des Geschäftsberichtes zur anstehenden Mitgliederversammlung. Er sollte einfach den Bericht der „Arbeitsgruppe Aufarbeitung" (bestehend aus Vereinsmitgliedern!) studieren und Sachkunde, Transparenz und Informationsgehalt direkt mit den Berichten der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates vergleichen. Vielleicht recherchiert er einfach mal die gefassten Mitgliederbeschlüsse der letzten Jahre und nennt ein paar Beispiele, wo Mitgliederbeteiligung dem Verein finanziell geschadet hat. Vielleicht legt der Autor dem geneigten Leser dann in einer seiner nächsten Kolumnen noch an Hand aktueller Beispiele - wie den Dresdner Eislöwen oder dem HC Elbflorenz - dar, warum die Ausgliederung in eine Spielbetriebs GmbH so unschätzbare wirtschaftliche Vorteile bringt.

Zu guter Letzt: Herr Genschmar ist bei vielen Mitgliedern nicht in Ungnade gefallen, weil er den Stadionkompromiss mitgetragen hat - sondern weil er in den letzten Jahren als Aufsichtsrat maßgeblich Mitverantwortung für die derzeitige wirtschaftliche Situation des Vereins getragen hat. Und wenn FDP-Stadtrat Genschmar so wichtig ist, dann sollte der Autor mal recherchieren, an wie vielen Aufsichtsratssitzungen er in letzter Zeit denn tatsächlich teilgenommen hat.

Zudem möchte ich Herrn Birgel noch versichern, dass dieser Verein ohne seine Fans und Mitglieder schon lange nicht mehr existieren würde, kein neues Stadion bekommen hätte und die Stadt Dresden damit um einen, wenn auch nicht immer unkomplizierten und skandalfreien, Werbeträger ärmer wäre.
Dan Krügel
Fan-Initiative „Pro RHS"
Dresden


Sächsische Zeitung, 18.September 2009

Hier schreiben die Leser

Zum Beitrag „Das Harbig-Stadion ist neu eröffnet“ in der SZ vom 15. September:

Das Pfeifkonzert war unterste Kategorie
Es ist traurig und ziemlich unflätig, wenn man die Dresdner Oberbürgermeisterin nicht zu Wort kommen lässt. Mag man zu ihr stehen wie man will, aber solch ein Pfeifkonzert ist unterste Kategorie und zeigt die Wertschätzung für eine öffentliche Person. Viele der „Fans“ vergessen gern, dass das Stadion mit Steuergeld und vor allem mit Geld der Stadt entstanden ist. Die Stadt Dresden, damit der Steuerzahler, muss auch geradestehen, wenn der Club weiter unten im Tabellenkeller bleibt oder weiter abrutscht.
Wiese, per E-Mail


Super ILLU, 17.September 2009

Giga-Party im Hexenkessel

So hat SUPERillu-Vize Stefan Kobus die Stadioneröffnung in Dresden erlebt

32000 Fans kamen zur Eröffnung des neuen Rudolf-Harbig-Stadions am 15. September 2009 in Dresden. Die Tickets waren seit Wochen ausverkauft, die Stimmung – wie in Dresden gewohnt – bombastisch. Die Altstars spielten gegen den VFB Stuttgart, die aktuelle Dynamo-Mannschaft gegen Erstligist Schalke 04. Roland Kaiser sang seine Hits, ein gigantisches Feuerwerk bildete dann den Abschluss einen gelungenen Fußballfestes. Ein echtes Schmuckkästchen, dass die SG Dynamo jetzt hat: 32000 Plätze, knallgelbe Sitze, genügend VIP-Boxen für potentielle Sponsoren und Ehrengäste, eine komplette Überdachung, gute Verkehrsanbindung, erstklassige Akustik – so mancher Erst- oder Zweitligist kann da schon neidisch werden… Der vom Rostocker Architekten Martin Beyer entworfene Bau ist das fünfte komplett umgebaute Fußball-Stadion in den neuen Bundesländern. Nach dem Zentralstadion in Leipzig, der DKB-Arena in Rostock, der MDCC-Arena in Magdeburg und der Alten Försterei in Berlin. Gekostet hat die futuristische neue Arena 42 Millionen Euro – eine stattliche Summe!

Dass das Finanzierungsmodell ziemlich komplex und kompliziert ist (die Landeshauptstadt Dresden als Konzessionsgeber überlässt der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG das Grundstück mit der Verpflichtung, ein Fußballstadion als Ersatzneubau zu bauen, zu finanzieren und eigenverantwortlich zu betreiben. Der Vertrag wurde für 32 Jahre vereinbart. Die Projektgesellschaft wiederum vermietet das Stadion für zwölf Jahre an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. Die Einnahmen werden aufgeteilt, die Stadt zahlt Dynamo einen Zuschuss), interessiert an diesem Abend niemanden. 32 000 Fans, die meisten in den Dynamo-Farben, wollen nur eins – endlich ihr neues Stadion einweihen und »ihre« SG spielen sehen. In ihrer Ungeduld schossen die Dynamo-Fans dann über das Ziel hinaus. ls Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) ihre Eröffnungsrede halten will, wird sie von einem gellenden Pfeifkonzert gestört. Orosz wehrt sich tapfer gegen den Lärmschwall, muss aber immer wieder innehalten: „Mit der Einweihung des Stadions kehrt Dresden auf die Weltkarte des Fußballs zurück. Es ist ein geschichtsträchtiges Event, was Dresden zu feiern hat“, sagt die Stadt-Chefin. Ihre Worte gehen in schrillen Pfiffen und lautstarken Dynamo, Dynamo-Rufen fast gänzlich unter. Sie kann einem fast schon leid tun, hält sich aber wacker.

Orosz muss jetzt ausbaden, dass der Neubau des Stadions über ein Jahrzehnt gedauert hat und dass gerade die CDU-Fraktion im Stadtrat dem finanziellen Kraftakt mehr als skeptisch gegenüberstand. Dennoch beteiligte sich die Stadt schlussendlich mit 4,6 Millionen. Den Fans war’s schnuppe, sie machten ihrem Unmut gegen die Stadtverteterin Luft. Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele – ebenso wie der Verein selbst - der Meinung sind, dass die SGD eine viel zu hohe Miete im neuen Stadion bezahlen muss. Auch ein eindeutiger Appell Orozs („Wir sollten diesen Abend würdig begehen…“) ließ die Pfiffe nicht verstummen.

Der Eklat um Helma Oroz war aber das Einzige, was an diesem denkwürdigen Abend zu bemängeln war. Sportlich gab’s nette Unterhaltung und viele große Namen: im Vorspiel standen sich die Europapokal-Recken von 1989 gegenüber. In einem denkwürdigen Match trennten sich der VFB-Stuttgart und Dynamo Dresden damals im UEFA-Cup Halbfinale damals in Dresden 1 zu 1 (Hinspiel 1 zu Null für Stuttgart), diesmal siegten die Schwaben um Spielführer Guido Buchwald 3 zu 1. Bei der SG (gecoached von Urgestein Ede Geyer) liefen u. a. Ulf Kirsten, Ralf Minge und Hans-Uwe Pilz auf. Emotionen pur für die Dresdner Fußballfans, dementsprechend bebte das neue Stadion vor Begeisterung. Auch im Hauptspiel gegen Schalke 04 – die Knappen waren übrigens ohne Gage nach Dresden gekommen! – gab’s beste Unterhaltung und 3 Tore. In einem sehenswerten Match, in dem sich Dynamo gut verkauft hat, verloren die Gelb-Schwarzen nur knapp mit 1 zu 2 gegen den großen Gegner aus Gelsenkirchen. Schalke-Boss Felix Magath zeigte sich beeindruckt: „Ein tolles Stadion, eine tolle Stimmung – ich hoffe, wir sehen uns in drei, vier Jahren in Liga eins wieder…“ Mit so viel donnerndem Applaus ist in Dresden selten ein Gästetrainer verabschiedet worden…

Schlager-Ikone Roland Kaiser, in Dresden bestens bekannt, heizte dann den 32000 restlos begeisterten Fans in der neuen Arena noch mit einem 30-minütigen Konzert ein, bevor die offizielle Einweihung dann mit einem gigantischen Feuerwerk beendet wurde. Donnernder Applaus, glückliche Gesichter, (fast) keine Zwischenfälle, eine sensationelle Stimmung und ein tolles Stadion – diesen Abend wird in Dresden so schnell keiner vergessen. Nicht nur die OB nicht…

Dennoch, bei aller Euphorie, eins darf nicht vergessen werden: die Millioneninvestition muss refinanziert werden. Und da steht in allererster Linie auch die SG Dynamo in der Pflicht: denn nur mit sportlichen Erfolgen können genügend Fans zu den Heimspielen gelockt werden. Auch das Erreichen einer – oder besser noch zwei – höheren Spielklassen ist fast schon Pflicht, um langfristig finanziell überleben zu können. In der 3. Liga sind die Kosten auf Dauer nicht zu stemmen. Und solche unsinnigen Aktionen wie die »Pfeifattacke« der Fans gegen Oroz trägt auch nicht dazu bei, das Bild der Dynamo-Anhänger in der Öffentlichkeit zu verbessern. Deren Ruf ist hinlänglich bekannt – auch da muss dran gearbeitet werden.

Gearbeitet werden muss auch – und zwar ganz dringend – an der Logistik beim Verkauf von Getränken und Speisen. Wartezeiten von mehr als einer Stunde für ein Bier oder eine Bockwurst sind inakzeptabel. Gegen die Endlosschlangen muss schnellstens was getan werden, schließlich ist das Stadion ja auch Spielstätte der FIFA-Frauen-WM 2011. Und schlussendlich muss der Verein auch noch einmal den Stadionsnutzungsvertrag prüfen und in dem strittigen Punkt eine Einigung erzielen. Denn wenn schon zu Beginn der neuen Ära Zoff darüber herrscht, ob die Miete für Dynamo viel zu hoch ist oder nicht, ist Stress vorprogrammiert. Denn Unruhe im Verein, das ist eine alte Binsenweisheit, beeinflusst letztendlich auch immer das sportliche Verhalten auf dem Rasen. Und da gibt’s für Dynamo eigentlich nur eine Richtung: immer weiter nach oben, so schnell wie’s geht…


Dresden feiert neue Fußball-Arena

Dresden hat endlich eine moderne Fußball-Arena: Das 43 Millionen Euro teure Rudolf-Harbig-Stadion ist am 15. September in Anwesenheit von Meister-Trainer Felix Magath feierlich eröffnet worden. Im Anschluss empfing die SG Dynamo Dresden den Bundesligisten FC Schalke 04.

Nach 22 Monaten Bauzeit war die neu erbaute Sportstätte beim Freundschaftsspiel zwischen dem Drittligisten SG Dynamo Dresden und Bundesligist FC Schalke 04 erstmals mit 32.000 Zuschauern ausverkauft. Das Duell gewann Schalke durch die Treffer von Kevin Kuranyi (27.) und Ivan Rakitic (54.) mit 2:1 (1:0). Den ersten Dresdner Treffer in der neuen Spielstätte markierte Maik Wagefeld (83./Foulelfmeter).

«Mit der Einweihung des Stadions kehrt Dresden auf die Weltkarte des Fußballs zurück. Es ist ein geschichtsträchtiges Event, was Dresden zu feiern hat», sagte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) bei ihrer Eröffnungsrede, bei der sie schon kurz nach ihren ersten Worten vom Dresdner Fan-Block gnadenlos ausgepfiffen wurde. Daraufhin fuhr sie fort: «Wir sollten versuchen, den Abend würdig zu begehen. Wichtig ist, die Fankultur, die einzigartig in Dresden ist, zu stärken.» In der Halbzeit des Freundschaftsspiels erhielt Dresdens Hochspringer Raul Spank seine echte WM-Medaille bekommen. Der 21- Jährige hatte bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin, wo er mit 2,33 Meter gemeinsam mit dem Polen Sylwester Bednarek Rang drei belegte, bei der Siegerehrung nur einen ungravierten Medaillen- Rohling bekommen, weil nur ein Original zur Verfügung stand. Und den hatte der Pole überreicht bekommen. Überreicht wurde ihm die Plakette von Ulrike Harbig, die Tochter des legendären Läufers und Weltrekordlers Rudolf Harbig, dessen Namen das Stadion trägt. «Das ist ein gigantisches Stadion und die beste Atmosphäre, die ich seit langem erlebt habe», sagte Spank.

Die Spielstätte ist 2011 für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland und ein Jahr zuvor bei der U-20-WM der Frauen eingeplant. 184 Strahler mit 2000 Lux ließen den Fußball-Tempel am Dienstagabend in den Vereinsfarben Schwarz und Gelb erstrahlen, ehe Schlagerstar Roland Kaiser vor dem abschließenden Feuerwerk die Besucher begeisterte.

Der vom Rostocker Architekten Martin Beyer entworfene Bau ist das fünfte komplett umgebaute Fußball-Stadion in den neuen Bundesländern nach dem Zentralstadion in Leipzig, der DKB-Arena in Rostock, der MDCC-Arena in Magdeburg und der Alten Försterei in Berlin. Die Landeshauptstadt Dresden als Konzessionsgeber überlässt der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG das Grundstück mit der Verpflichtung, ein Fußballstadion als Ersatzneubau zu bauen, zu finanzieren und eigenverantwortlich zu betreiben. Der Vertrag wurde für 32 Jahre vereinbart. Die Projektgesellschaft wiederum vermietet das Stadion für zwölf Jahre an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. Die Einnahmen werden aufgeteilt. Die Stadt, die sich am Bau mit 4,6 Millionen Euro beteiligte, zahlt Dynamo - je nach Ligazugehörigkeit - einen Zuschuss. Derweil sind es in der 3. Liga 2,69 Millionen Euro.


Dresdner Neueste Nachrichten, 17.September 2009

SIEBEN FRAGEN AN Stadionmanager Hans-Jörg Otto

Frage: Haben Sie vor dem Tag der Tage nachts noch schlafen können?

Otto: Nur wenig, denn sonst wäre es ganz schwer geworden.

Im Großen und Ganzen hat bei der Stadioneinweihung alles gut geklappt. Welche Wünsche sind offen geblieben?

Das Ergebnis. Aber auch die eine Videowand hat ein paar Probleme, gemacht. Ein kleines Anzeigefeld ging nicht, phasenweise war sie während des Spiels der Alten Herren ganz aus. Da gab es einen Defekt. Diese Wand wird aber sowieso ausgetauscht, sie ist ein Provisorium. Aber das war aus meiner Sicht auch schon das Schlimmste. Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen, und die Taxifahrer waren auch happy.

Vor welcher Panne hatten Sie Angst?

Dass die Elektrik streikt, wenn das Stadion von 0 auf 250 hochgefahren wird. Oder zur Halbzeit das Bier alle ist.

Ist was bei soviel Begeisterung etwas zu Bruch gegangen?

Der Rasen sieht schlimm aus, zwei Spiele kurz hintereinander tun ihm nicht gut. Die Raketen haben Schäden hinterlassen, aber auch nicht größer als die Stollenschuhe. Ob es daran liegt, dass die Alten Herren etwas schwerer sind, weiß ich nicht. Aber den Spaß war es wert, ich wäre bereit, das zu wiederholen.

Was hat Sie besonders beeindruckt?

Das Feuerwerk, die Choreographie und das „Dy-naa-moo". Das war so laut, als es hin und her ging. Das war bemerkenswert. Auch bei der Nationalhymne hatte ich Gänsehaut.

Die „Choreo" mit den Bengalfackeln hat vielen Fans gut gefallen. Dürfen Bengalos auch künftig so kontrolliert eingesetzt werden oder war das ein einmaliger Akt?

Das war eine absolute Ausnahme, bei den Ligaspielen ist das verboten. Wir hatten großes Vertrauen in die Fans, wollten sie einbinden. Alles war mit uns und dem Feuerwerker abgestimmt. Eigentlich wollten wir ursprünglich mal ein großes K machen, doch das war mitten im Block nicht möglich. Die Fackeln sind so heiß, die kriegen sie nicht aus, wenn was passiert.

Wieviel Zuschauer erwarten Sie nach dieser Werbeveranstaltung zum nächsten Heimspiel gegen Braunschweig?

Meine Wunschzahl liegt über 20 000. Ich hoffe darauf, dass die Braunschweiger viele Fans mitbringen und die Faszination, das Stadion mal zu sehen, zieht. Gegen Offenbach haben wir wieder ein Abendspiel, auch da wünsche ich mir 20 000.
Interview: JOL


Eingeschränkte Sicht

Dresden (DNN). Pech hatten bei der Stadioneröffnung einige wenige Zuschauer, die in den kurz zuvor bestuhlten Blöcken neben der Haupttribüne sitzen sollten. Ein Teil der Plätze nah am Hauptgebäude bietet nur eingeschränkte Sicht, andere waren falsch ausgewiesen. „Das sind Baufehler, die behoben werden", sagte Dynamo-Sprecher Enrico Bach. Die Betroffenen wurden umgesetzt und erhalten für das Braunschweig-Spiel gegen Vorlage ihres Tickets im Fanshop eine Freikarte, wenn sie sie nicht schon am Dienstagabend ausgehändigt bekommen haben.


Sächsische Zeitung, 17.September 2009

Auf die Stadion-Euphorie folgt Liga-Alltag

Dynamo konzentriert sich nach der emotionalen Eröffnung auf die Partie bei Wacker Burghausen.
Angesichts der Emotionen auf den Rängen wirkte die Einschätzung von Maik Wagefeld beinahe nüchtern. Dass er bei der 1:2-Niederlage gegen den Bundesligisten Schalke04 das erste Dynamo-Tor im fertiggestellten Dresdner Stadion-Neubau erzielt hatte, wollte der Kapitän nicht überbewerten. „Es war ja kein Pflichtspiel“, erklärte der 28-Jährige am Rande der Stadioneröffnung nüchtern.

Dies zeigt, dass bei aller Euphorie um die neue Heimstätte der Blick auf das Wesentliche nicht verstellt ist. Den forderte auch Trainer Ruud Kaiser ein: „Wir konzentrieren uns jetzt nur noch auf das Spiel am Sonnabend in Burghausen“, erklärte der Holländer unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Angesichts der Kulisse im Rudolf-Harbig-Stadion wollte er sich nicht einmal eine Vorfreude auf das nächste Heimspiel entlocken lassen: „Das hängt vom Ergebnis in Burghausen ab.“
Auch nach dem 3:0-Heimsieg gegen Holstein Kiel ist die Diskussion um seine Person nicht beendet. Geschäftsführer Stefan Bohne hatte zuletzt „eine Serie guter Ergebnisse“ gefordert. Mit einer Niederlage beim Tabellendritten würde der Abstand auf die Abstiegsplätze bedrohlich schmelzen. Kaiser sah nach dem Auftritt gegen Schalke zwar mehr Licht als Schatten, warnte aber zugleich: „Das ist die zweite englische Woche innerhalb kürzester Zeit.“ Auch deshalb hatte er bei der Eröffnungs-Gala gleich sieben Mal gewechselt. Wagefeld durfte durchspielen. „Mit unserer Leistung können wir zufrieden sein“, sagte der Kapitän. „Aber der Gegner hat uns auch knallhart unsere Schwächen aufgezeigt. Zum Beispiel müssen wir schneller aufrücken. Von solchen Spielen kann man viel lernen.“

Auch finanziell profitiert Dynamo von der Eröffnungsparty –nicht nur, weil Schalke 04 auf die übliche Antrittsgage von rund 100000 Euro verzichtete. Auch wenn die Schlussrechnungen der Imbissbetreiber und Merchandising-Verkäufer noch nicht vorliegen, dürfte der Verein am Dienstagabend 150000 bis 200000 Euro eingenommen haben. (SZ/dk/-ler)
Der Vertrag von Mittelfeldspieler Maik Kegel, der ursprünglich bis 2010 galt, wurde gestern bis zum Juni 2012 verlängert.


Falsche Karten beim Eröffnungsspiel im Dynamo-Stadion
Von Thilo Alexe

Wer bei der Fußballgala falsch etikettierte Tickets hatte, darf Ende September gratis in die Arena.

Dynamo Dresden hat ein positives Fazit der Stadion-Eröffnung gezogen. Allerdings wies der Traditionsverein am Mittwoch auch darauf hin, dass es kleinere Pannen gegeben habe. So hätten Zuschauer auf einigen Plätzen Sichtbehinderungen in Kauf nehmen müssen. Zudem seien auf einigen Tickets nicht die richtigen Plätze ausgewiesen gewesen. Dynamo-Sprecher Enrico Bach betonte, dass „zwischen 50 und 100“ Fans betroffen gewesen seien. „Keiner musste das Stadion verlassen. Wir haben den Zuschauern andere Plätze angeboten“, fügte er hinzu.

Dennoch entschuldigt sich der Verein. Die Betroffenen werden von Dynamo zum Heimspiel gegen Braunschweig am 26. September eingeladen. Einige hätten schon bei der Stadion-Gala am Dienstagabend eine Freikarte erhalten. Die anderen Betroffenen können sich bis zum 25. September im Fanshop melden. Wenn sie ihre Tickets vom Schalke-Spiel vorlegen, erhalten sie die Gratis-Karte für die Partie gegen die Niedersachsen. Der Verein wies ferner darauf hin, dass es bei der Eröffnung am Einlass „keine nennenswerten Probleme“ gegeben habe.
Die 32000 Zuschauer hätten ohne lange Wartezeiten und Orientierungsschwierigkeiten ihre Plätze gefunden. Dank guter Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben haben auch An- und Abreise weitgehend störungsfrei geklappt. Zudem sei der neue Business-Bereich gut angenommen worden.

Nach knapp zweijähriger Bauzeit war das Rudolf-Harbig-Stadion am Dienstagabend mit einem Freundschaftsspiel gegen Schalke eingeweiht worden. Der Bau kostete rund 43 Millionen Euro. Die Stadt bürgt für den Großteil der Summe.


Spitze Pfiffe für die Spitzen
Von Thilo Alexe

Helma Orosz ist bei der Eröffnung des Stadions ausgebuht worden. Damit ist sie in guter Gesellschaft.
Zur Tragik von Politikern gehört, dass sie hin und wieder ausgebuht werden, obwohl sie etwas nicht falsch machen. Unter diesem Aspekt ist Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) eine hochtragische Figur. Als sie im schicken roten Hosenanzug auf rotem Teppich ihre Glückwunschformel zur Einweihung des neuen Harbig-Stadions sprechen will, gellen am Dienstagabend spitze Pfiffe durch die neue Arena. Ihr Satz: „Es ist ein beeindruckendes Gefühl, hier zu stehen“, erhält unbeabsichtigt eine Doppeldeutigkeit.
„Einer ist immer dran“, heißt es in Orosz’ Umfeld. Die Pfiffe der Dynamo-Fans sind offenbar Quittung dafür, dass CDU, aber auch Teile der Stadtverwaltung dem Verein und dem Stadionneubau an der Lennéstraße lange skeptisch gegenüberstanden. Orosz aber, die erst seit 2008 im Amt ist, gilt als strikte Befürworterin des Arena-Projekts. Die von ihr vorangetriebene Bewerbung Dresdens als Spielort der Frauenfußball-WM hat den Stadionbau vorangebracht.

Buhs für Milbradt

Ob es für die Rathauschefin ein Trost ist, dass der Dynamo-Anhang auch andere Spitzen von Stadt und Land engagiert auspfeift? Der damalige Regierungschef Georg Milbradt (CDU) erntete beim Abschiedsspiel von Ulf Kirsten heftige Buhs – so wie Orosz-Vorgänger Ingolf Roßberg (FDP) beim Dynamo-Aufstieg. Milbradt hatte zwar keine Fördermittelzusage für einen Neubau gemacht. Allerdings betonte er 2003 übers Stadionmikrofon: „Wir haben es in Leipzig geschafft. Nun hoffe ich, dass es uns auch in Dresden gelingt.“ Roßberg sagte im Jahr darauf: „Hiermit verspreche ich, dass in Dresden ein neues Stadion gebaut wird.“ Den Standort ließ er aber offen. Beide sind nicht mehr im Amt. Sonst wären sie gestern Abend wohl ausgepfiffen worden, zumindest einer von ihnen. Denn einer ist immer dran.


dnn, 16.September 2009

Dresdner Harbig-Stadion mit 32.000 Fans neu eröffnet

Dresden. Die Stadt Dresden hat endlich eine moderne Fußball-Arena. Das 43 Millionen Euro teure Rudolf-Harbig-Stadion ist am Dienstag in Anwesenheit des Meister-Trainers Felix Magath eröffnet worden. Nach 22 Monaten Bauzeit war die neu erbaute Sportstätte beim Freundschaftsspiel zwischen dem Drittligisten SG Dynamo Dresden und Bundesligist FC Schalke 04 erstmals mit 32 000 Zuschauern ausverkauft. Das Duell gewann Schalke durch die Treffer von Kevin Kuranyi (27.) und Ivan Rakitic (54.) mit 2:1 (1:0). Den ersten Dresdner Treffer in der neuen Spielstätte markierte Maik Wagefeld (83./Foulelfmeter). „Mit der Einweihung des Stadions kehrt Dresden auf die Weltkarte des Fußballs zurück. Es ist ein geschichtsträchtiges Event, was Dresden zu feiern hat“, sagte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) bei ihrer Eröffnungsrede, bei der sie schon kurz nach ihren ersten Worten vom Dresdner Fan-Block gnadenlos ausgepfiffen wurde. Daraufhin fuhr sie fort: „Wir sollten versuchen, den Abend würdig zu begehen. Wichtig ist, die Fankultur, die einzigartig in Dresden ist, zu stärken.“

In der Halbzeit des Freundschaftsspiels erhielt Dresdens Hochspringer Raul Spank seine echte WM-Medaille bekommen. Der 21- Jährige hatte bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin, wo er mit 2,33 Meter gemeinsam mit dem Polen Sylwester Bednarek Rang drei belegte, bei der Siegerehrung nur einen ungravierten Medaillen- Rohling bekommen, weil nur ein Original zur Verfügung stand. Und den hatte der Pole überreicht bekommen. Überreicht wurde ihm die Plakette von Ulrike Harbig, die Tochter des legendären Läufers und Weltrekordlers Rudolf Harbig, dessen Namen das Stadion trägt. „Das ist ein gigantisches Stadion und die beste Atmosphäre, die ich seit langem erlebt habe“, sagte Spank.

Die Spielstätte ist 2011 für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland und ein Jahr zuvor bei der U-20-WM der Frauen eingeplant. 184 Strahler mit 2000 Lux ließen den Fußball-Tempel am Dienstagabend in den Vereinsfarben Schwarz und Gelb erstrahlen, ehe Schlagerstar Roland Kaiser vor dem abschließenden Feuerwerk die Besucher begeisterte. Der vom Rostocker Architekten Martin Beyer entworfene Bau ist das fünfte komplett umgebaute Fußball-Stadion in den neuen Bundesländern nach dem Zentralstadion in Leipzig, der DKB-Arena in Rostock, der MDCC-Arena in Magdeburg und der Alten Försterei in Berlin.

Die Landeshauptstadt Dresden als Konzessionsgeber überlässt der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG das Grundstück mit der Verpflichtung, ein Fußballstadion als Ersatzneubau zu bauen, zu finanzieren und eigenverantwortlich zu betreiben. Der Vertrag wurde für 32 Jahre vereinbart. Die Projektgesellschaft wiederum vermietet das Stadion für zwölf Jahre an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. Die Einnahmen werden aufgeteilt. Die Stadt, die sich am Bau mit 4,6 Millionen Euro beteiligte, zahlt Dynamo - je nach Ligazugehörigkeit - einen Zuschuss. Derweil sind es in der 3. Liga 2,69 Millionen Euro.


Jubel für Dynamo, Pfiffe für Orosz

Dynamo Dresden verliert zur Einweihung des neuen Harbig-Stadions gegen Schalke mit 1:2

Dresden (DNN). Für 32 000 Fußball-Fans ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung, für Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) wurde die offizielle Eröffnungsfeier für das neue Rudolf-Harbig-Stadion dagegen zum Albtraum. Als das Stadtoberhaupt um 19 Uhr ihre Gruß- und Dankesworte sprechen wollte, wurde die blonde Dame im roten Hosenanzug gnadenlos ausgepfiffen.

Sie musste dafür büßen, dass die Dresdner Fußballgemeinde über ein Jahrzehnt lang auf den Neubau hatte warten müssen und besonders die CDU-Fraktion im Stadtrat dem letztlich 43 Millionen Euro teuren Großprojekt lange sehr skeptisch gegenübergestanden hatte. Zudem unterstützen viele Fans die Haltung des Vereins, der eine zu hohe Miete im neuen Stadion beklagt. Orosz begegnete dem Eklat mit der Bitte um Mäßigung: „Wir sollten versuchen, den Abend würdig zu begehen." Sie gab vor, die „Stimmung hervorragend" zu finden und wurde dabei mit „Wir sind hier - die SGD!" niedergebrüllt. Als sie dann noch einmal betonte, „dass die Stadt an der Seite von Dynamo steht", bekam sie wenigstens noch einen zarten Applaus. Sachsens Justizminister Geert Mackenroth (CDU) hatte es leichter. Der Vertreter der Landesregierung, der schon bei der Grundsteinlegung 2007 dabei war, durfte ohne Störfeuer sagen: „Der Fußball in Dresden erhält eine prächtige Heimstätte." Und Applaus war ihm sicher, als er verkündete: „Wir brauchen im Osten fußballerische Leuchttürme." Fußball auf Spitzenniveau wäre eine „tolle Reklame für den Freistaat", so der Politiker.

Axel Eichholtz, Geschäftsführer der HBM Stadien- und Sportstättenbau, freute sich über den gelungenen Bau und versicherte: „Wir haben dieses Stadion mit Herzblut gebaut. Nirgendwo sind die Fans näher am Ball als hier."

Dynamo-Präsident Hauke Haensel dankte allen am Bau Beteiligten und schloss ausdrücklich Orosz und ihre Amtsvorgänger Lutz Vogel und Ingolf Roßberg ein. Der Bankier aus Pirna wünschte sich sportlichen Erfolg und ein friedliches Miteinander auf den Tribünen: „Bei aller Leidenschaft müssen wir dafür sorgen, dass es auf den Rängen laut, aber fair zugeht." Besonderen Dank richtete Haensel an die Gäste aus Gelsenkirchen: „Der Verzicht auf die Antrittsgage ist für uns eine große finanzielle Hilfestellung." Schalke-Trainer Felix Magath bedankte sich später höflich für die Einladung.

Vor dem Spiel gegen die Schalker spielte eine Blaskapelle den „Zwölften Mann", und im neu eröffneten K-Block zeigten die Fans eine tolle Choreographie samt Bengalfackeln. Nach dem Ehrenanstoß mit Helma Orosz und Steffi Jones rollte endlich der Ball. Und der Bundesligist zeigte, dass er nicht zum Schaulaufen gekommen war. Axel Keller im Dynamo-Tor reagierte zweimal fantastisch gegen Halil Altintop und verhinderte so einen frühen Rückstand. Die Niederlage konnte er jedoch nicht verhindern. Kevin Kuranyi (27.) und Ivan Rakitic (54.) schossen den Favoriten in Front. Die Fans feierten trotzdem munter und bekamen noch ein Tor ihrer Lieblinge zu sehen. Als Dynamo-Kapitän Maik Wagefeld kurz vor Schluss einen Foulelfmeter verwandelte (83.), mussten sich nicht wenige Zuschauer wegen des grenzenlosen Jubels die Ohren zuhalten. Obwohl es letztlich beim 1:2 aus Dresdner Sicht blieb, war Dynamo-Trainer Ruud Kaiser zufrieden: „Ich glaube, es war ein gutes Spiel für die Fans." Kollege Magath sah es ähnlich und wünschte Dynamo, „dass wir uns in drei oder vier Jahren in der Bundesliga wiedersehen". Das kam an, die Party konnte mit Schlagern von Roland Kaiser und einem Feuerwerk stimmungsvoll zu Ende gehen.
Jochen Leimert


STIMMEN ZUM TAG

Dynamo-Idol Ralf Minge: Ein fantastisches neues Stadion. Jetzt kann man nur hoffen, dass es sportlich voran geht und das Stadion oft so wie heute ausverkauft sein wird.

Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne: Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit dem weinenden, weil ein Stück Tradition verloren gegangen ist. Mit dem lachenden, weil das neue Stadion ein Meilenstein für Stadt und Verein ist.

Ex-Oberbürgermeister Ingolf Roßberg: Die Ansage für ein neues Stadion am alten Ort klang tollkühn - jetzt ist es Realität. Ich habe immer zu meinem Wort gestanden.

Ex-Dynamo Ansgar Brinkmann: Die Stimmung war hier schon immer toll, durch die neue Akustik ist sie einfach nur genial. Der Funke dafür muss aber vom Spielfeld kommen, nicht von den Rängen.

Monarchs-Präsident Sören Glöckner: Eine fantastische Schüssel. Es wäre ein großer Traum für uns, hier vor vollen Rängen auch einmal ein Footballspiel austragen zu können.

CDU-Stadtrat und Landtagsabgeordneter Patrick Schreiber: Das Stadion ist einer Stadt wie Dresden würdig. Hoffentlich wissen das auch die Fans zu würdigen.


Torsten Gütschow trifft für Dynamo

SGD-Oldies unterliegen Stuttgartern dennoch mit 1:3

Dresden (DNN/JOL). Es war zwar nur die Ouvertüre für das große Spektakel, doch das Stadion war schon bei Anpfiff des Vorspiels gut gefüllt. Als Gert Zimmermann wie vor 20 Jahren beim Uefa-Cup-Halbfinale die Aufstellungen der Traditionsteams von Dynamo und vom VfB Stuttgart verlas, brandete immer wieder Jubel auf.
Die Schwaben um den Weltmeister von 1990, Guido Buchwald, wurden freundlich begrüßt, besonders gefeiert wurden aber die Dresdner Legenden von 1989, von denen Hans-Uwe Pilz, Ralf Minge und Ulf Kirsten den meisten Applaus erhielten Lange mitwirken konnte Kirsten dann aber nicht, ein Muskelfaserriss stoppte den Trainer der U23 von Bayer Leverkusen frühzeitig.

So blieb es seinem früheren Sturmpartner Torsten Gütschow vorbehalten, das erste Tor für die in Schwarz aufgelaufenen Dynamo-Oldies zu schießen. Sieben Minuten nach dem Stuttgarter Führungstor durch Jörg Wolff (11.) glich „Horscht'l" zur Freude der Fans aus. Die jubelten dem letzten DDR-Fußballer des Jahres zu wie in besten Tagen. „Ihr könnt stolz sein, was ihr jetzt für ein Stadion habt!", zeigte sich Gütschow beeindruckt von der imposanten Kulisse. Stuttgarts Trainer Karlheinz Förster freute sich: „Dass das Publikum auch für gute Aktionen von uns Beifall spendet, finde ich toll." Zwar gaben Anhänger und Stars von einst alles, um die Stuttgarter zu bezwingen. Doch die siegten am Ende nach weiteren Toren durch Peter Reichert und Silvio Meißner mit 3:1. Die Dynamo-Trainer nahmen es locker. Reinhard Häfner sagte: „Die Niederlage tut nicht weh, wir haben einige schöne Spielzüge gesehen." Eduard Geyer scherzte: „Wir werden morgen zwei Stunden auslaufen." Alkohol- Und Rauchverbot ordnete er für den Abend gleich mit an. Das erstmals rundum gefüllte neue Stadion beeindruckte „Ede" mächtig: „Es ist unheimlich schön, hier zu sein."


Stimme zum Tag
Von Jochen Leimert

Beliebtes Streitobjekt

Kneif mich mal - ist das' wirklich wahr? Das dürfte so mancher Dynamo-Sympathisant unter den 32 000, die gestern an der Lennestraße für Volksfeststimmung sorgten, den Fan -auf dem Klappsitz neben sich gefragt haben. Als der Nachbar dann hilfsbereit zupackte, konnte auch der letzte Zweifler begreifen, dass er im Hier und Jetzt Zeuge eines kleinen Wunders wurde: Tatsächlich, die lange bröckelnde Fußball-Hochburg Dresden besitzt jetzt ein Stadion.
Eines, das diese Bezeichnung verdient verdient und nicht mehr als allen Wetterkapriolen ausgesetzte Ruine mit einer Hand voll stinkender Toiletten daherkommt. Eines, das nach einer 43 Millionen Euro schweren Investition Lust macht auf die schönste Nebensache der Welt, und für das sich die stolze Landeshauptstadt nicht mehr schämen muss. Fast eine Ewigkeit hat es gedauert, bis die gestrige Fete möglich wurde. Endlose Debatten mussten im Rathaus verstreichen, bis der Neubau 2007 beginnen konnte. Der Standort der neuen Arena war so umstritten wie die Frage, ob und wie viel Geld die Kommune in die Förderung von Profifußball stecken darf. Jahrelange Misswirtschaft in der Geschäftsstelle von Dynamo, Personal-querelen in Präsidium und Aufsichtsrat sowie wiederholte Entgleisungen von Anhängern des achtfachen DDR-Meisters hatten den Kritikern des Stadionneubaus reichlich Munition geliefert. So machte Dresden seinem Ruf, geplante Großprojekte zu verzögern, wieder einmal zweifelhafte Ehre. Gern hätten die Fans schon 2006 WM-Spiele in Elbflorenz erlebt, nun dürfen sie wenigstens 2011 dabei sein, wenn die Damen hier auflaufen. Ob das Stadion dann wieder so voll sein wird wie zur gestrigen Eröffnung, ist freilich ungewiss.

Die neue große Schüssel regelmäßig zu füllen, wird aber auch Dynamo nicht gelingen, wenn die Truppe von Trainer Ruud Kaiser weiter in den Niederungen der 3. Liga herumdümpelt. Dass hier das Potenzial da ist, bei höherem Unterhaltungswert weitaus mehr Fußball-Liebhaber als bisher ins Stadion zu locken, dafür lieferte die mit einem Feuerwerk effektvoll beendete Stadioneröffnung einen eindeutigen Beweis. Der Verein hätte tausende Karten mehr verkaufen können - so groß war die Nachfrage bei den Fans in Dresden und der Region.

Den „Zwölften Mann" muss man jetzt bei Laune halten. Dazu bedarf es allerdings einer Elf, die um den Aufstieg mitspielen kann. Verstärken kann Dynamo das Team aber nur, wenn nicht laufend potenzielle Sponsoren verprellt werden und die Stadionmiete nicht den Großteil der Einnahmen auffrisst. Das ist aber künftig der Fall, wenn darüber nicht nachverhandelt wird. Dass Dynamo weiter nur drittklassig spielt, kann nicht Dresdens Anspruch sein. Dafür hat man das Stadion auch nicht gebaut. Das ist ausnahmsweise mal unstrittig.


Sächsische Zeitung, 16.September 2009

Das Harbig-Stadion ist neu eröffnet

Die Stadt Dresden hat endlich eine moderne Fußball-Arena. Das 43 Millionen Euro teure Rudolf-Harbig-Stadion ist am Dienstagabend in Anwesenheit des Meister-Trainers Felix Magath und der Mannschaft des Bundesligisten Schalke 04 offiziell eröffnet worden.

Das neu eröffnete Rudolf-Harbig-Stadion wird zum Abschluss der Eröffnungsfeiern von Bengalfeuern erhellt. Zum großen Abschlussfeuerwerk sind die Flutlichter gelöscht worden. Foto: Robert Michael

Der Weg zum neuen Dynamo-Stadion Dresden - Nach 22 Monaten Bauzeit war die neu erbaute Sportstätte beim Freundschaftsspiel zwischen dem Drittligisten SG Dynamo Dresden und Bundesligist FC Schalke 04 erstmals mit 32000 Zuschauern ausverkauft. Das Duell gewann Schalke durch die Treffer von Kevin Kuranyi (27.) und Ivan Rakitic (54.) mit 2:1 (1:0). Den ersten Dresdner Treffer in der neuen Spielstätte markierte Maik Wagefeld (83./Foulelfmeter).

„Mit der Einweihung des Stadions kehrt Dresden auf die Weltkarte des Fußballs zurück. Es ist ein geschichtsträchtiges Event, was Dresden zu feiern hat“, sagte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) bei ihrer Eröffnungsrede, bei der sie schon kurz nach ihren ersten Worten vom Dresdner Fan-Block gnadenlos ausgepfiffen wurde. Daraufhin fuhr sie fort: „Wir sollten versuchen, den Abend würdig zu begehen. Wichtig ist, die Fankultur, die einzigartig in Dresden ist, zu stärken.“

WM-Bronzemedaille an Raul Spank überreicht

In der Halbzeit des Freundschaftsspiels erhielt Dresdens Hochspringer Raul Spank seine echte WM-Medaille bekommen. Der 21- Jährige hatte bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin, wo er mit 2,33 Meter gemeinsam mit dem Polen Sylwester Bednarek Rang drei belegte, bei der Siegerehrung nur einen ungravierten Medaillen- Rohling bekommen, weil nur ein Original zur Verfügung stand. Und den hatte der Pole überreicht bekommen. Überreicht wurde ihm die Plakette von Ulrike Harbig, die Tochter des legendären Läufers und Weltrekordlers Rudolf Harbig, dessen Namen das Stadion trägt. „Das ist ein gigantisches Stadion und die beste Atmosphäre, die ich seit langem erlebt habe“, sagte Spank.

Die Spielstätte ist 2011 für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland und ein Jahr zuvor bei der U-20-WM der Frauen eingeplant. 184 Strahler mit 2000 Lux ließen den Fußball-Tempel am Dienstagabend in den Vereinsfarben Schwarz und Gelb erstrahlen, ehe Schlagerstar Roland Kaiser vor dem abschließenden Feuerwerk die Besucher begeisterte.

Der vom Rostocker Architekten Martin Beyer entworfene Bau ist das fünfte komplett umgebaute Fußball-Stadion in den neuen Bundesländern nach dem Zentralstadion in Leipzig, der DKB-Arena in Rostock, der MDCC-Arena in Magdeburg und der Alten Försterei in Berlin.

Die Landeshauptstadt Dresden als Konzessionsgeber überlässt der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG das Grundstück mit der Verpflichtung, ein Fußballstadion als Ersatzneubau zu bauen, zu finanzieren und eigenverantwortlich zu betreiben. Der Vertrag wurde für 32 Jahre vereinbart. Die Projektgesellschaft wiederum vermietet das Stadion für zwölf Jahre an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. Die Einnahmen werden aufgeteilt. Die Stadt, die sich am Bau mit 4,6 Millionen Euro beteiligte, zahlt Dynamo - je nach Ligazugehörigkeit - einen Zuschuss. Derweil sind es in der 3. Liga 2,69 Millionen Euro. (dpa)


Kuranyi: Das erste Tor im neuen Stadion
Von Sven Geisler und Daniel Klein

Für Dynamo trifft Kapitän Maik Wagefeld beim Eröffnungsspiel. Schalke gewinnt nur mit 2:1 (1:0).

Es passierte gestern Punkt 20Uhr. Kevin Kuranyi umkurvte Jonas Strifler und schob den Ball ins Netz. Das 1:0 für den FCSchalke04 in der 27.Minute des Eröffnungsspiels gegen die SGDynamo war die offizielle Tor-Premiere im nach dem Neubau am alten Standort wieder kompletten Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. „Ich freue mich, dass ich ein historisches Tor geschossen habe“, sagte der Torschütze. Für den ersten Dynamo-Treffer sorgte Maik Wagefeld per Elfmeter. Der Kapitän verwandelte in der 83.Minute einen Strafstoß mit Wucht unhaltbar. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hatte ein Foul von Schalke-Keeper Mathias Schober an Pavel Dobry geahndet. Die Gäste gewannen trotzdem mit 2:1, denn Ivan Rakitic hatte kurz nach dem Seitenwechsel das zweite Schalker Tor erzielt.

32000 Zuschauer auf den ausverkauften Rängen sahen jedoch alles andere als ein ungleiches Duell zwischen dem Bundesliga-Dritten aus Gelsenkirchen und dem sächsischen Drittligisten. „Wir werden dieses Spiel genießen und alles geben, um den Fans einen schönen Abend zu bescheren“, hatte Axel Keller gesagt, und der Dynamo-Torwart hielt Wort. Erst kaufte er Halil Altintop den Schneid ab (5.), dann bewahrte er gegen Kuranyi die Nerven und verkürzte den Winkel, bis dem Schalker Torjäger keine Lücke blieb (10.). Aber auch sein Gegenüber durfte sich über Mangel an Beschäftigung nicht beklagen. Manuel Neuer, Nationaltorhüter in spe, fing Flanken von Gerrit Müller gleich nach wenigen Sekunden und Pavel Dobry (25.) sicher weg und parierte auch den straffen Schuss von Müller von der Strafraumgrenze glänzend (19.).
Schalke nahm dieses Freundschaftsspiel ernst, und dass es nicht nur ein freundschaftlicher Kick war, zeigte sich auch kurz vor der Pause, als Halil Savran den Schalker Keeper Neuer attackierte. Die Gäste ihrerseits drückten aufs Tempo. „Wir sollten keine Gastgeschenke verteilen, sondern das Spiel gewinnen“, gab Kuranyi den Auftrag von Felix Magath preis. „Das ist keine Pflichtaufgabe für uns“, meinte der erste Torschütze: „Bei einer Stadioneröffnung zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Ich finde den Dresdner Bau fast so schön wie unsere Arena auf Schalke.“

Sogar der Meistertrainer kam ins Schwärmen. „Ich bin überzeugt, dass das neue Stadion dem Verein Dynamo helfen wird“, sagte Magath, der kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit zum Mikrofon griff: „Liebe Dresdner, vielen Dank für die Einladung. Ich finde es toll, dass ihr endlich ein neues Stadion habt, und hoffe, dass dieser Traditionsverein in der Zukunft genauso erfolgreich sein wird wie in der Vergangenheit. Alles Gute für euren Klub!“ Die Gelsenkirchener leisteten so etwas wie Starthilfe, denn Schalke verzichtete auf die für solche Gastspiele übliche Antrittsprämie von etwa 100000 Euro.

Ulrike Harbig bringt Medaille

Eine Begegnung der sportlichen Generationen gab es zur Halbzeitpause auf dem Rasen: Die 66-jährige Ulrike Harbig, Tochter des Leichtathleten Rudolf Harbig, überreichte dem 21-jährigen Dresdner Hochspringer Raul Spank seine Original-Bronzemedaille von der WM. Ihr Vater war in der ehemaligen Ilgen-Kampfbahn am 24.Mai 1941 einen 1000-Meter-Weltrekord gelaufen. „Das ist ein wunderschöner Tag und ein herrlicher Abend“, sagte Ulrike Harbig, die in Gelb-Schwarz aufgelaufen war. Und diplomatisch antwortete sie auf die Frage von Moderator Gert Zimmermann, ob der Stadionname ewig Bestand haben solle: „Was heißt schon ewig? Wir gehen mit der Zeit mit und werden uns danach richten, was nötig ist. Es ist ein Stadion der Emotionen, und die müssen immer erhalten bleiben.“
Spank fühlte sich zwar von „Zimmis“ Vorgabe, bei Olympia 2012 in London ein Fußballtor zu überspringen, ein wenig unter Druck gesetzt. Das wären nämlich 2,44Meter. „Ich habe mir vier Zentimeter weniger vorgenommen, aber wenn wir es hier so ankündigen, werde ich es versuchen“, ließ er sich von der „besten Atmosphäre, die ich seit Langem erlebt habe“ zu einem Versprechen hinreißen.

Auch im zweiten Durchgang ging es im Licht der 184 ins Dach integrierten Flutlichtstrahler hin und her. Die Schalker spielten ihre individuelle Klasse beim 2:0 aus, Ivan Rakitic ließ dem eingewechselten Benjamin Kirsten im Dynamo-Tor keine Chance, der in einem lautstark von den Tribünen begleiteten Schlussspurt glänzend gegen Vicente Sanchez parierte.

Dynamo: Keller (46. Kirsten) – Strifler (62. Kunze), Oppitz (68. Petrovic), Zeiger, Trehkopf (46. Soltau) – Müller (70. Schmidt), Wagefeld, Hübener (46. Kegel), Nikol – Dobry, Savran (46. Koch).

Schalke: Neuer (46. Schober) – Moravek (46. Pachan), Zambrano, Höwedes, Hanzel (46. Kobiashvili) – Farfan (46. Asamoah), Pliatsikas, Schmitz, Holtby (46. Kenia) – Altintop (68. Sanchez), Kuranyi (46. Rakitic).

Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus (Hannover). Zuschauer: 32000 (ausverkauft). Tore: 0:1 Kuranyi (27.), 0:2 Rakitic (54.), 1:2 Wagefeld (83).


Torjäger Gütschow beglückwünscht die Fans

Auch 20 Jahre später zieht Dynamo gegen Stuttgart den Kürzeren. Diesmal ist es egal.

Von diesem Tag hatte Frank Lieberam seit 20 Jahren geträumt. „Wenn es ein Spiel in meiner Karriere gab, das ich gern wiederholt hätte, dann war es zweifellos dieses“, sagt der 46-Jährige. Der Verteidiger hatte an jenem 19.April 1989 das Tor für Dynamo erzielt. Doch das 1:1 gegen den VfBStuttgart reichte den Dresdnern nicht zum Einzug ins Finale des Uefa-Cups.

„Wir hatten eigentlich die bessere Mannschaft, aber an dem Tag leider nicht die optimale Form“, erinnert sich Lieberam. „Die Stuttgarter haben geschickt auf Zeit gespielt. Wir bekamen sie einfach nicht zu packen.“ Das wurmt ihn noch heute mehr als die 0:3-Niederlage im DFB-Pokalfinalemitdem VfLWolfsburg 1995 gegen Borussia Mönchengladbach, denn in dem Spiel waren wir wirklich unterlegen.“ Für Dynamo war allein der Einzug in die vorletzte Runde des Europapokals der größte internationale Erfolg, aber in die Endspiele zogen eben die Stuttgarter um ihren späteren Weltmeister Guido Buchwald ein. Allerdings scheiterten sie dann am SSC Neapel (1:2, 3:3).

Auch gestern, beim Spiel der Legenden, stand es zwischen Dynamo und dem VfB 1:1 – zur Pause. Wieder waren die Gäste in Führung gegangen, diesmal nicht durch Karl Allgöwer, sondern Jörg Wolf. Torsten Gütschow gelang vor mindestens schon 15000 Zuschauern der Ausgleich. Der erste Dynamo-Torschütze im Rudolf-Harbig-Rund beglückwünschte die Fans „zu dem wunderschönen Stadion“ und wünschte „viele geile Spiele“.
Die vermeintlich „alten Herren“ boten im neuen Stadion einen unterhaltsamen Kick, wobei sich Hans-Uwe Pilz einen Muskelfaserriss zuzog und Ulf Kirsten verletzt aufgeben musste. So ersatzgeschwächt gelang den Dresdnern nicht die Revanche. Peter Reichert und der frühere Chemnitzer Silvio Meißner stellten den 3:1-Endstand für den VfB her. Den Dynamo-„Oldies“ fehlte bei ihren Chancen wie durch Gütschow und Frank Lippmann wie 1989 das Glück. Lieberam nahm es gelassen: „Diesmal ist das Ergebnis nicht so wichtig.“

Ex-Dynamo-Torwart Claus Boden schwärmt von den alten Zeiten: „Der FC Liverpool mit Kevin Keegan und später Kenny Dalglish oder Juventus Turin mit Fabio Capello und Roberto Betega – wir hatten die Cremé de la Cremé des europäischen Fußballs zu Gast.“ Wehmut empfinde er trotzdem nicht beim Abschied von der alten Spielstätte, aber: „Vielleicht wären wir sogar noch erfolgreicher gewesen, wenn wir damals schon so eine Fußball-Arena gehabt hätten.“ (SZ/-ler)


Schalke – ein gern gesehener Gast
Von Sven Geisler

Sogar der Meistertrainer kommt ins Schwärmen. „Ich bin überzeugt, dass das neue Stadion dem Verein Dynamo helfen wird, dorthin zurückzukehren, wo er hingehört – in die 1.Bundesliga“, sagte Felix Magath gestern Abend im neuen Rudolf-Harbig-Stadion. Mit dem FCSchalke04 kam zur Eröffnung der Spielstätte zumindest ein Erstligist nach Dresden. Die Gelsenkirchener verzichten sogar auf das für solche freundschaftlichen Begegnungen übliche Antrittsgeld von etwa 100000 Euro. Das Spiel gegen die Drittliga-Elf der SGDynamo dauerte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an.

Die „Knappen“ waren schon immer ein gern gesehener Gast, auch wenn sie sich selbst an ihre Auftritte im altehrwürdigen Rudolf-Harbig-Stadion nicht so gern erinnern. „Ich habe zweimal hier gespielt und zweimal 0:1 verloren“, erzählt Andreas Müller, der frühere Profi, der bis März dieses Jahres als Manager des FC Schalke amtierte.
Dynamo gewann in der Bundesliga alle vier Heimspiele gegen die „Königsblauen“. Es waren packende Duelle voller Spannung. Am 2.Mai 1992 erzielte Sven Kmetsch kurz vor Schluss den 2:1-Siegtreffer für die Gelb-Schwarzen. Damals ahnte der Torschütze nicht, dass er ab 1998 selbst für Schalke spielen würde, denn eigentlich wollte er aus Dresden nie weg: „Dynamo war – und ist es noch – mein Ein und Alles“, sagt der 39-Jährige.

Zunächst kämpfte Kmetsch weiter im gelb-schwarzen Trikot. Am 27.November 1992 erzielte Matthias Maucksch, inzwischen Co-Trainer und Chefcoach der Oberliga-Elf, per Foulelfmeter das „goldene“ Tor für die Gelb-Schwarzen vor 19800 Zuschauern. Ausverkauft war das Stadion zu Bundesliga-Zeiten selten. In der ersten Saison 1991/92 kamen zu den 19Heimspielen durchschnittlich nur 17415 Fans, was in der Zuschauertabelle Platz zwölf bedeutete.
„In Dresden ging die Schere auf zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, erinnert sich der Torwart René Müller: „Einerseits träumten alle noch von den Europapokal-Höhepunkten und den Meistertiteln, andererseits steckten wir tief im Abstiegskampf. Das waren die Dynamo-Fans einfach nicht gewohnt.“

Immerhin 20100 Besucher sahen am 9. April 1994 eine legendäre Partie gegen Schalke mit einem kleinen Mann mit einer großartigen Show. Es war der Tag des Marek Penksa. Erst schlug der 1,71 Meter kleine Slowake nach seinem siegbringenden Kopfballtor einen Salto, der als „Penksarolle“ in die Dresdner Fußballgeschichtsbücher eingetragen wurde.

Penksa setzt sich auf den Ball

Kurz vor Schluss setzte sich Penksa dann in der Nähe der Eckfahne mal kurz auf den Ball, um etwas Zeit zu schinden. Die Fans jubelten, aber die Schalker waren ebenso wenig begeistert wie der Schiedsrichter. Penksa mimte zwar in Schwejkscher Art das Unschuldslamm, aber Alfons Berg aus Konz zeigte ihm trotzdem die Gelbe Karte. „Das war mir den Spaß wert. Gemacht habe ich es für die Zuschauer, die uns immer unwahrscheinlich angefeuert haben“, erinnert sich der feine Techniker, der in der Saison 2007/08 noch einmal für Dynamo spielte und mit 36 Jahren noch beim slowakischen Erstligisten Tatran Prešov am Ball ist.
Sogar in der letzten Bundesliga-Spielzeit, als Dynamo sportlich wie finanziell abstürzte, hatten die leidgeprüften Anhänger gegen Schalke allen Grund zur Freude. Das 2:1 durch die Tore von Thomas Rath und Detlef Schößler war einer von nur vier Saisonsiegen. Mit nur 16 Zählern und 33:68 Toren blieb den Dresdnern nur der letzte Platz.

„Der sportliche Abstieg aus der Bundesliga allein war ein sehr herber Schlag“, erzählt Kmetsch. „Ich konnte es nicht fassen, dass der Verein wegen des Lizenzentzuges sogar noch eine Stufe tiefer rutschen musste. Das war so, als würde dir der Boden unter den Füßen weggezogen.“ Der Mittelfeldmotor wechselte zum Hamburger SV, ehe er 1998 zu Schalke ging, wo er inzwischen als Co-Trainer die zweite Mannschaft betreut.
Dynamo spielte in der Regionalliga einmal in Dresden gegen die Schalker Amateure. In der Aufstiegssaison 2003/04 wurde das Heimspiel natürlich mit 2:1 gewonnen, doppelter Torschütze Ranisav Jovanovic, das 2:1 in letzter Sekunde. Die Profis aus Gelsenkirchen waren am 18. Juli 2007 noch mal zu Gast. Motto der Partie: „Gib Gas gegen Gewalt!“ Damals traf David gegen Goliath zum verdienten 1:1. Pavel David hatte die von Gerald Asamoah erzielte Führung der Gäste ausgeglichen und dafür gesorgt, dass die Schalker auch nach diesem Freundschaftsspiel den Dresdner Rasen nicht als Sieger verlassen konnten.


BILD, 16.September2009

Nach grandioser Stadion-Eröffnung
Herr Kaiser folgt jetzt das sportliche Feuerwerk?
Von JAN ARNDT und STEFFEN HOFMANN

Das Schalke-Spiel vor 32000 Zuschauern war Gestern – der nächste Gegner im Drittliga-Alltag heißt Wacker Burghausen

Das große Fest zur Stadion-Einweihung ist Geschichte. Nach dem Spiel gegen Bundesligist Schalke (1:2) wartet wieder der Drittliga-Alltag auf Dynamo. Samstag geht‘s nach Burghausen.
Doch die Situation hat sich geändert. Mit dem neuen Stadion ist der Druck auf Mannschaft und Trainer enorm gewachsen. Alle erwarten, dass nach der grandiosen Eröffnungsfeier in der Meisterschaft das sportliches Feuerwerk folgt.

Dynamo-Idol Peter Kotte (54): „Mit so einem Stadion hätten wir 1973 die Bayern rausgehauen und wären Europapokalsieger geworden.“

Coach Ruud Kaiser (48 weiß, dass es jetzt nach oben gehen muss. Der Holländer kündigt gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (SID) an: „Wir haben die Verpflichtung, oben mitzuspielen, damit möglichst viele Zuschauer in dieses schöne Stadion kommen.“

Doch noch ist Dynamo weit davon entfernt, steht nach neun Spielen mit mageren drei Siegen (11 Punkte) nur auf Drittliga-Platz 14.
Aber nicht nur Mannschaft und Trainer – der ganze Verein steht nach Chaos-Jahren in der Pflicht!

Weltmeister Guido Buchwald (48 , der mit den Stuttgarter Altstars 3:1 gegen die Dynamo-Oldies gewann, bringt die Lage auf den Punkt: „Die Basis mit dem neuen Stadion ist gelegt. Jetzt liegt es am Verein, daraus was zu machen.“
Wenn nicht, sieht Dynamo trotz des neuen Stadions bald ganz alt aus...


Morgenpost, 16.September2009

Dieser Abend geht in die Geschichts-Bücher ein!

1:2 gegen Schalke, aber 32 000 feiern rauschende Stadion-Party

DRESDEN - Gänsehaut, grandiose Stimmung, ein Abend für die Geschichte dieser Stadt! Dresden feierte gestern eine rauschende Fußball-Party bei der offiziellen Eröffnung des neuen Harbig-Stadions. 32 000 Zuschauer in der erstmals vollbesetzten schwarz-gelben Schüssel waren hin und weg. Erinnerungen an glanzvolle Europacup-Nächte wurden wach - und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft für ganz Fußball-Dresden.

Der 15. September 2009 sollte auch ein gutes Datum in der Geschichte von Dynamo Dresden sein. Vielleicht der Startschuss unter dem Motto: Zurück in die Zukunft! Zurück zur Erstklassigkeit!

Davon ist man derzeit leider noch ein gutes Stück entfernt. Doch wie sagte Dynamos ehemaliger Torjäger Torsten Gütschow, der sein erstes (und vielleicht letztes) Tor auf dem neuen Rasen erzielte: „Man kann die Dynamo-Fans nur zu diesem neuen, wunderschönen Stadion beglückwünschen. Hier muss doch unsere alte Heimstärke wiederkommen - und dann der eine oder andere Aufstieg!" Richtig feierlich wurde's dann kurz vorm Hauptspiel. Gleißendes Flutlicht, die Hütte brechend voll, ohrenbetäubender Lärm, eine geile Choreographie des neuen K-Stehblocks - und dann die deutsche Nationalhymne. Was für eine Atmosphäre!

Im Hauptspiel hatte dann Dynamos Drittliga-Truppe gegen Schalke wie erwartet keine echte Siegchance, verkaufte sich aber gut. Die Königsblauen gewannen durch Treffer von Kevin Kuranyi (27.) und Ivan Rakitic (54.) zwar verdient mit 2:1. Das Dresdner Tor durch einen von Maik Wagefeld verwandelten Elfmeter (Schalke-Keeper Mathias Schober hatte Pavel Dobry gefoult) wurde um so frenetischer bejubelt. „Ein tolles Eröffnungsspiel für dieses Stadion", sagte Schalke-Coach Felix Magath und hatte ein gefeiertes Schlusswort: „Wir sehen uns in ein paar Jahren in der Bundesliga wieder!"

Der Auftritt von Schlagerstar Roland Kaiser und ein fantastisches. Feuerwerk rundeten einen Abend ab, den Dresden sicher nicht so schnell vergessen wird.
Dirk Löpelt/Enrico Lucke


Niveaulos: Pfeifkonzert für OB Orosz

DRESDEN - Jubel, Trubel und ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert: Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz war gestern wohl die Einzige, die im Stadion keine Freude auslösen konnte. Niveaulos: Als das Stadtoberhaupt ihre feierliche Eröffnungsrede halten wollte, schallte es aus dem Block der Ultras „Auf Wiedersehen!" Dabei wollte sich Orosz bei den Fans für ihr „faires Verhalten während der Bauphase" bedanken und meinte damit, dass Dynamo von Ausschreitungen verschont blieb. Vor allem aus dem mit 9 000 Fans gefüllten neuen K-Block gab's Pfiffe. Selbst der Satz „Dresden kehrt mit dem Stadion wieder auf die Weltkarte des Fußballs zurück", brachte keine Ruhe. Im sportlichen roten Hosenanzug gab sie zum Abschluss unter dem Ultra-Protest den Anstoß für die Schalke-Partie.


1:3! Schwäbischer Alptraum und Kirsten verletzt

DRESDEN - Das neue Stadion war schon gut besetzt, als es zur Revanche für 1989 kommen sollte. Daraus wurde leider nichts - der „schwäbische Alptraum" geht weiter... Die Teams des legendären UEFA-Cup-Halbfinals standen sich erneut gegenüber - etwas angegraut und nicht mehr ganz so schnell. Und wieder hatte der VfB Stuttgart die Nase vorn, gewann 3:1 gegen die Veteranen von Dynamo.

Die Schwaben um Weltmeister Guido Buchwald gingen nach einem schweren „Fauxpas" von „Atze" Döschner durch Jörg Wolff in Führung. Torsten Gütschow gelang der Ausgleich. Da war Ulf Kirsten schon nicht mehr auf dem Platz - Muskelfaserriss! Auch 1989 fehlte der „Schwarze" an allen Ecken und Enden, war nach seiner Roten Karte in Bukarest gesperrt. Peter Reichert und der immer noch spritzige Ex-Chemnitzer Silvio Meißner machten für den VfB alles klar. Dynamos Trainer Ede Geyer war überhaupt nicht einverstanden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: „Morgen früh ist zwei Stunden Auslaufen! Alkoholverbot, nicht rauchen! Ich hatte mir hier schon ein bissei mehr vorgestellt, besonders die zweite Halbzeit war durchwachsen ..."
dilö


Freie Presse, 15.September2009

Neues Domizil für die Dynamos

Umgebautes Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion wird heute eingeweiht

Nach zweijähriger Umbauzeit wird das Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion heute Abend offiziell eröffnet. Als Höhepunkt trifft der Fußball-Drittligist Dynamo Dresden vor rund 32.000 Zuschauern auf den Bundesligisten Schalke 04. „Wir sind seit Wochen bis auf den letzten Platz ausverkauft", freut sich der Hauptgeschäftsführer des Vereins, Stefan Bohne. Bauleiter Kay-Uwe Panzer spricht stolz von „Deutschlands größtem Einrangstadion". Man habe darauf geachtet, dass für alle Zuschauer die Distanz zum Spielfeld so kurz wie möglich ist. Die unterste Reihe sei von der Außenlinie maximal siebeneinhalb Meter entfernt. Die neue Flutlichtanlage habe die doppelte Leuchtkraft der alten. Eine weitere Besonderheit ist Panzer zufolge der Stehplatz-Block für die Dynamo-Anhänger: 8000 finden auf der Nordtribüne Platz. Auf Wunsch der Fans wurde dort auf Sicherheitsglas verzichtet, dadurch ist ein enger Kontakt von Anhang und Mannschaft möglich. Das nach dem Dresdner Leichtathleten Rudolf Harbig (1913-1944) benannte Stadion bietet 19.000 Sitz-und 11000 Stehplätze sowie 1170 „Business-Sitze". Die meisten der 18 Logen seien vermietet, sagt Lars Tubbesing, Dresdner Niederlassungschef der Agentur Sportfive, die Verein und Stadion vermarktet. Die Logen sind jeweils 32 Quadratmeter groß, bieten elf Tribünensitzplätze und kosten jährlich mindestens 35.000 Euro. Die Mindestmietdauer beträgt drei Jahre.

Der Anstoß kam von den Fans

Der Stadionumbau geht auf eine Initiative von 15 Dynamo-Anhängern zurück. Vor sechs Jahren hatten sie die Fan-Initiative „Pro RHS" gegründet. Der Name ist angelehnt an die Aktion „Pro AF" der Fans des Fußballvereins 1. FC Union Berlin, die sich für den Standort ihres Stadions „Alte Försterei" ebenso erfolgreich eingesetzt hatten. „Pro RHS" organisierte unter anderem Demonstrationen und eine Postkartenaktion. Das Engagement war erfolgreich: Die von der Stadtpolitik zunächst favorisierte Verlegung des Stadions ins Ostragehege konnte verhindert werden.
Dort kickt der Ortsrivale Dresdner SC. „Wir gehen nie ins Gehege", sangen die Dynamo-Fans, bevor ihnen der damalige Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) zur Zweitliga-Aufstiegsfeier 2004 vor rund 20.000 Menschen auf dem Altmarkt ein neues Stadion versprach – am alten Standort. Aber Pro-RHS-Gründungsmitglied Michael Walter sagt auch: „Unsere Mission ist erst vollendet, wenn das neue Stadion nicht nur Spielstätte, sondern auch Vereinssitz wird." Abhängig ist das vom Geld: Im Frühjahr trat der aufgrund seiner Dynamo-Vergangenheit populäre Sportdirektor Ralf Minge zurück, weil die Nutzungsbedingungen für das Stadion dem Verein langfristig finanzielle Probleme bescheren könnten. Auch Hauptgeschäftsführer Bohne warnt: „Ab der kommenden Saison drohen Dynamo unverhältnismäßig hohe Kosten für die Nutzung des Stadions."

Für zwölf Jahre hat sich der Verein zunächst eingemietet, darüber gibt es einen Vertrag mit einer Projektgesellschaft. Für die aktuelle Saison zahlt Dynamo zwar nur die Betriebskosten. Wie es danach weitergeht, ist indes unklar. Inzwischen hat sich auch der Deutsche Fußball-Bund in die Gespräche zwischen der Projektgesellschaft, der Stadt und dem Verein eingeschaltet. Der Verband sorgt sich schon wegen des Dresdner Hooligan-Problems seit längerem besonders um den Traditionsverein aus dem Osten. (ddp)


Wochenkurier 15.September2009

Einwurf von Gert Zimmermann

Dresden. Dresden hat sein neues Stadion.
Endlich! 20 Jahre nach der Wende. Obwohl ganz Deutschland spätestens nach der Fußball-Gala für das Dresdner Schloss am 26. März 1990 wusste, wie die Kicker-Hauptstadt im Osten heißt. Damals schüttelten alle Neugierigen aus den Alt-Bundesländern nur mit den Köpfen, als innerhalb von sechs Stunden das alte Harbig-Stadion restlos ausverkauft war. 20 Jahre später dauerte es zwei Tage, bis die Tickets vergriffen waren. Alle waren sie gekommen. Diejenigen, die sich für das 43 Millionen Euro kostende Bauwerk stark gemacht haben.

Aber auch die, denen der Fußball eigentlich so etwas von schnuppe ist. Immerhin, es war auf einmal ein Ereignis, ein Event sozusagen. Dieser nun mitten in der Stadt an alter Stelle errichtete Tempel soll Freude bringen. Das Ding soll sich nicht nur rechnen. Hier sollen Emotionen gebündelt werden. Jubelarien gesungen, aber auch die Tiefen der Enttäuschung nachempfunden werden. So wie es sich gehört für eine Ereignisstätte. So, wie es immer war. Damals, im November 1973, als Dynamo wenige Minuten vor Schluss doch noch gegen den FC Bayern im Europapokal der Landesmeister ausschied. Als keiner im Stadion jubelte, als Deutschlands Fußball-Bomber Gerd Müller aus sieben Metern die Kugel bei Claus Boden im Tor unterbrachte. Als die Staatsmacht Angst hatte, die Dynamo-Zuschauer könnten zu sehr dem Klassenfeind zujubeln. Als die Bayern damals schon ihre besondere Stellung ausnutzten und aus Angst vor dem Osten ein Märchen erfanden.
Das vom zu großen Höhenunterschied zwischen München und dem Elbtal. Doch es war kein geringerer als Deutschlands Kaiser Franz Beckenbauer, der vor zwei Jahren die entscheidenden Gespräche mit der sächsischen Landesregierung während des Opernballes führte, damit endlich das Rudolf-Harbig-Stadion in neuem Glanz entstehen konnte. Gemeinsam mit dem Fußballvolk, welches auf der Straße war. Tochter Ulrike von Meisterläufer Rudolf Harbig lauschte andächtig, dass während der 90-er Fußball-Gala August der Starke einfach das Zepter von seinem Finanzminister Brühl übernahm und das Dynamo-Stadion umbenannte. Es heißt noch heute so. Wichtig aber wird sein, dass in der Landeshauptstadt kein zweites Leipzig mit leerer Schüssel entsteht. Doch dafür müssen viele etwas tun. Auch die, die gegen Dynamo-Fußball waren.


MOPO 15.September2009

Licht an! Heute endet eine Stadion-Odyssee

DRESDEN - Alles glänzt, so schön neu - nur der Name Rudolf Harbig bleibt. Vorerst, denn Stadion-Manager Hans-Jörg Otto liebäugelt mit einem zahlungskräftigen Namensgeber für die 43 Millionen Euro teure Arena in Dresden.

„Ein mittlerer sechsstelliger Betrag pro Saison sollte es schon sein", sagt Otto und zeigt zugleich die Probleme auf. Denn die Spielstätte für die Frauen-WM 2011 und ein Jahr zuvor der „U20"-WM der Frauen darf keinen Werbeträger haben, da sich die Elbestadt mit dem Namen des einstigen 800-Meter-Weltrekordlers beworben hat.
Doch während die alte, marode Spielstätte an gleicher Stelle, die spätestens im August 2002 vom Jahrhundert-Hochwasser baufällig wurde, noch eine Laufbahn hatte, ist das neue in den Vereinsfarben Schwarz und Gelb gehaltene Stadion an der Lennéstraße nur für Fußball und Musik-Veranstaltungen ausgelegt. So wird bei der Eröffnung heute Abend Schlagerstar Roland Kaiser die 32 000 Besucher in der ausverkauften Arena unterhalten.

Wenn die 184 Strahler mit 2 000 Lux am Abend erleuchten, geht für viele Dresdner und Dynamo-Anhänger eine Stadion-Odyssee zu Ende. Denn unmittelbar nach der Wiedervereinigung entstanden die ersten Stadionpläne. Doch der Bundesliga-Zwangsabstieg 1995 in die Regionalliga Nordost machte Dynamo einen Strich durch die Rechnung. Im Zuge der verschärften Lizenzierung für die 2. Bundesliga muss der Club 2004 unter Auflagen 700 000 Euro in die Sanierung des Stadions investieren. Daraufhin beschloss der Stadtrat am 16. Dezember den Ausbau der Sportstätte zu einem modernen Fußball-Tempel. Nach dem Abriss des alten Stadions im Juli 2008 erfolgte parallel zum Spielbetrieb der Neubau. Die Bauzeit der Arena beträgt bis einschließlich Dezember dieses Jahres 22 Monate.

Der vom Rostocker Architekten Martin Beyer entworfene Bau ist das fünfte komplett umgebaute Fußball-Stadion in den neuen Bundesländern nach dem Zentralstadion in Leipzig, der DKB-Arena in Rostock, der MDCC-Arena in Magdeburg und der Alten Försterei in Berlin.

Auf dem Arenal an der Lenné-Straße, das immer noch der Stadt gehört, entstand bereits Ende des 19. Jahrhunderts einer der ersten Fußball-Plätze in Europa. Im April 1874 berichtete eine Leipziger Zeitung von „einer Gesellschaft, die sich Dresden Football Club (D.F.C.) nennt", und von deren Spiel, „bei dem die Bälle mit dem Fuße fortgeschleudert werden". Hauptsächlich handelte es sich bei den Fußballern um Engländer, die berufsbedingt nach Sachsen gekommen waren. Regelmäßig trafen sie sich an den Wochenenden auf der „Wiese am Großen Garten", an der sich heute das Rudolf-Harbig-Stadion befindet. 1883 fand dann zum ersten Mal ein öffentliches Schau- und Wett-Turnen statt. Das erste Fußballstadion wurde am 9. Juli 1867 mit dem Hampden Park in Glasgow eröffnet.

Der Neubau des 30 Meter hohen Stadions (vom Rasen bis zur Dachkante) wurde als PPP-Projekt (Public-Private-Partnership) realisiert und bezeichnet eine Partnerschaft zwischen der öffentlichen Hand und privaten Unternehmen. Die Landeshauptstadt Dresden als Konzessionsgeber überlässt der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG das Grundstück mit der Verpflichtung, ein Fußballstadion als Ersatzneubau zu bauen, zu finanzieren und eigenverantwortlich zu betreiben. Der Vertrag wurde für 32 Jahre vereinbart. Die Projektgesellschaft wiederum vermietet das Stadion für zwölf Jahre an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. Die Einnahmen werden aufgeteilt. Die Stadt, die sich am Bau mit 4,6 Millionen Euro beteiligte, zahlt Dynamo - je nach Ligazugehörigkeit - einen Zuschuss. Momentan sind es in der 3. Liga 2,69 Millionen Euro.
Frank Kastner


Einzig die knackigen Mädels vom Bad sind mir geblieben!
NACHRUF

Wie ein Denkmal im Nirgendwo steht die alte Anzeigetafel heute in der Badkurve. Die neue Arena wurde ihr einfach vor die Nase gesetzt. Jetzt soll das Kultobjekt ein Fan-Treff werden.
Das ist eine bodenlose Frechheit. Seit 30 Jahren stehe ich hier, war bei jedem Heimspiel dabei, egal ob die Sonne schien oder der Wintersturm mir eiskalt ins Gesicht blies. Dynamo konnte sich stets auf mich verlassen. Und jetzt sind die so dreist und setzen mir einen schnöden Betonklotz vor die Nase: Undank ist der Welten Lohn!

Dabei fing alles so schön an. Es war ein herrlicher Frühsommertag, als ich am 6. Juni 1979 zum ersten Mal eine Partie meiner Dynamos verfolgen konnte. Die Magdeburger putzten die Jungs von Gerhard Prautzsch 2:0 weg. Und ich war's, auf der das Ergebnis erstrahlte. Mann, war ich stolz!
Und jetzt, nach all den Jahren bedingungsloser Treue, wurde ich mit meinen 4333 Glühlampen einfach abgeschoben, regelrecht aufs Abstellgleis gestellt. Nicht mal ein „Pfleger" schaut vorbei, einzig die knackigen Mädels vom Schwimmbad nebenan sind mir geblieben.
Stattdessen musste ich die letzten 22 Monate mit ansehen, wie vor meiner Nase mein alter Stadion-Kumpel abgerissen wurde und Stück für Stück sein noch seelenloser Nachfolger entstand.

Anfangs dachte ich mir: Naja, vielleicht gar nicht so schlecht, muss ich die Spiele wenigstens nicht mehr sehen. Denn was ich in den letzten Jahren ertragen musste, war nach all der Fußballkunst zu DDR-Oberliga-Zeiten und in der Bundesliga echt alles andere als anschaulich. Aber irgendwie fehlen mir die 90 Minuten aller zwei Wochen. Zumal ich den Jubel und das Entsetzen der Fans weiterhin höre. ICH SEHE NUR NICHTS! Das macht mich ganz wuschig.

Jetzt hoffe ich nur, dass ich wirklich ein Clubhaus für die Fans werde. Das hat mir Kay-Uwe Panzer kürzlich versprochen. Der Junge ist dafür verantwortlich, dass der Beton-Klotz (soll ja ein richtiges Schmuckstück sein) gebaut wurde. Mit den Anhängern könnte ich dann wieder über die alten Zeiten plaudern. Was ich in den 30 Jahren erlebt habe, ist eine Menge. Ach, wird dasschööön!
(Aufgezeichnet von Enrico Lucke)


Ein Rückblick in gute, alte Zeiten: Mit Kirsten & Minge heute gegen die Schwaben!

DRESDEN - Punkt 17.30 Uhr gibt es den Rückblick in gute, alte Zeiten: Dynamo Dresdens erfolgreichste Europapokal-Saison war die 1988/89. Unter Eduard Geyer wurde zum ersten Mal das vom DDR-Fuballverband gesteckte Ziel Halbfinale erreicht.

Nachdem im UEFA-Cup der FC Aberdeen, der KSV Waregem, der AS Rom und Viktoria Bukarest weggeputzt wurden, wartete im Halbfinale der VfB Stuttgart auf die Dresdner. „Im Vorfeld der Partie hatten wir Kartenbestellungen von 80 000", erinnert sich der damalige Vereinschef Alfons Saupe. Zum ersten Mal sollte ein „Public Viewing" auf der berühmten Cocker-Wiese entstehen. Doch nach dem Chaos während des Kartenvorverkaufs vor der Pferderennbahn in Seidnitz, als es mehrere Verletzte zu beklagen gab, lehnte die Polizei dieses Ansinnen ab.

Noch heute erinnern sich viele Dynamo-Fans an die Fahrt mit Sonderbussen ins Neckarstadion am 5. April 1989. Neun davon wollten das Rückspiel in Dresden nicht mehr erleben. Karl Allgöwer erschoss Dynamo fast im Alleingang. Nach seinem Tor zum 1:0-Sieg in Stuttgart war er auch in Dresden erfolgreich. Frank Lieberam konnte nur noch zum 1:1 ausgleichen - Dynamo war raus. Aber feierte zum ersten Mal gesamtdeutsch im Bellevue.

Heute sehen sich neben Guido Buchwald, Karlheinz Förster und Günther Schäfer auf der Schwabenseite und Ralf Hauptmann, Andreas Trautmann, Matthias Döschner, Claus Boden auf Dynamo-Seite auch Ralf Minge und Ulf Kisten wieder. Die beiden wurden erst gestern Nachmittag von ihrem ehemaligen Boss Reiner „Calli" Calmund überredet. „Die konnten selbstredend meinem Körpergewicht nach einer Viertelstunde nicht mehr standhalten, weil ich bei beiden praktisch auf dem Schoss gesessen und überzeugt habe. Wenn ihr in Dresden einmal Stadioneröffhung feiert, müssen die beiden doch dabei sein." Calmund ist natürlich auch vor Ort.
Gert Zimmermann


dnn, 15. September 2009

Neues Harbig-Stadion wird eingeweiht - Dynamo spielt zur Eröffnung gegen Schalke 04

Dresden. Für die Fußballfreunde in und um Dresden wird sie ein Freudenfest, für sportlich desinteressierte Anwohner und Passanten eine Geduldsprobe - die offizielle Feier zur Eröffnung des neuen Rudolf-Harbig-Stadions löst Dienstagabend eine "Völkerwanderung" aus. 32.000 Zuschauer werden spätestens um 19.30 Uhr in der 43 Millionen Euro teuren Arena an der Lennéstraße erwartet, wenn Hauptmieter Dynamo Dresden den aktuellen Bundesliga-Dritten FC Schalke 04 zum Eröffnungsspiel empfängt. Seit Wochen gibt es keine Karten mehr, das einmalige Spektakel unter Flutlicht war innerhalb weniger Tage ausverkauft.

"Mit diesem Stadionneubau müssen wir uns nicht verstecken. Ich bin als Oberbürgermeisterin stolz auf dieses Schmuckstück", freut sich auch Stadt-Oberhaupt Helma Orosz (CDU) auf die Einweihung des Ovals. Für die Sportstätte zahlte das Rathaus einen einmaligen Baukostenzuschuss von 4,6 Millionen Euro und überweist an den Betreiber jährlich einen Betriebskostenzuschuss, dessen Höhe abhängig ist von der Liga, in der Dynamo spielt. In der 3. Liga sind das 2,16 Millionen Euro, die für dieses Jahr einmalig um 528.000 Euro aufgestockt wurden.

Komplette Stadion-Fertigstellung erst im Dezember

Zwar wird der neue Fußball-Tempel, errichtet von der HBM Stadien- und Sportstättenbau und deren Mutterkonzern BAM Deutschland AG, erst im Dezember nach dann insgesamt 22 Monaten Bauzeit komplett fertiggestellt sein, doch die Eröffnung wurde auf den heutigen Tag vorgezogen, damit die chronisch klamme SG Dynamo noch einmal groß Kasse machen kann, bevor sich der Verein die Einnahmen aus dem Spielbetrieb mit dem Bauherr, Finanzier und Betreiber teilen muss. Die Stadion Dresden Projektgesellschaft vermietet das Stadion an die Schwarz-Gelben, die über die zuletzt im Frühjahr für zwölf Jahre ausgehandelten Konditionen wenig erfreut sind und Nachverhandlungen anstreben. Weil er die Wettbewerbsfähigkeit des Vereins unter diesen Bedingungen als gefährdet ansieht, trat Dynamo-Idol Ralf Minge Anfang April als Sport-Geschäftsführer zurück. Bis gestern lehnte es der Ex-Auswahlspieler auch ab, zur Eröffnung am Vorspiel der 89er Legenden gegen die Stuttgarter Oldies mitzuwirken. "Ich habe einen anderen Formaufbau", begründete er noch am Sonnabend diplomatisch ausweichend seine Absage, ein Teil der heutigen Stadion-Show zu sein. Doch sein Freund und Berater Reiner Calmund, Ex-Manager von Bayer Leverkusen, stimmte ihn um.

Viele Prominente bei Stadioneröffnung dabei

Calmund wird heute nur einer von vielen Prominenten sein, die sich unter die Massen mischen. Auch Ulrike Harbig, Tochter von Rudolf Harbig, kommt, um DSC-Hochspringer Raul Spank seine inzwischen gravierte WM-Bronzemedaille zu übergeben. Erstmals seit dem 30. Mai 2004 wird das Stadion wieder mehr als 30.000 Fans beherbergen. Damals gewann Dynamo in der eigentlich nur für exakt 18 808 Zuschauer zugelassenen alten Spielstätte mit 1:0 gegen Neumünster und besiegelte den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Verkehrschaos droht

Wie damals droht heute ein Verkehrschaos, denn es fehlt noch immer an Parkplätzen. Die Stadt und Dynamo bitten daher alle Besucher, möglichst früh den Weg in die Arena anzutreten und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Die Eintrittskarte gilt wie bei allen Dynamo-Punktspielen seit Saisonbeginn als Fahrausweis, diesmal von 12.30 Uhr bis 4 Uhr morgens. Straßenbahnzüge und Busse werden vermehrt eingesetzt, die Linie 10 verkehrt im Fünf-Minuten-Takt. Besuchern von außerhalb wird geraten, die an der Autobahn gelegenen Park+Ride-Plätze in Kaditz, Gompitz/ Pennrich und Prohlis zu nutzen. Ein Auffang-Parkplatz wird in der Flutrinne im Ostragehege eingerichtet. Wer mit dem Auto zum Stadion fahren will, wird es schwer haben: Ab 15 Uhr wird die Lennéstraße zwischen Straßburger Platz und Lennéplatz gesperrt, auch die Blüherstraße zwischen Parkstraße und Hauptallee ist dicht.

Zeitiges Kommen ist auch deshalb wichtig, weil das Stadion ab heute in Sektoren aufgeteilt ist. Erstmals geöffnet ist der große Stehplatzblock K. Die dort befindliche Fankneipe hat noch geschlossen. Auch die Profis müssen weiter auf Komfort verzichten: Der Mannschaftstrakt ist noch im Bau, Dynamo und die Schalker ziehen sich im alten Funktionsgebäude um.

Die Eröffnung im Fernsehen

Das MDR Fernsehen berichtet in mehreren Live-Schaltungen vom Geschehen und zeigt in der Spätausgabe von "MDR aktuell" eine Zusammenfassung des Hauptspiels. Das ist ab 21.30 Uhr zeitversetzt bei Dresden Fernsehen auch in voller Länge zu sehen.
Jochen Leimert


BILD, 15. September 2009

Stadioneröffnung in Dresden
Magath schenkt Dynamo 125 000 Euro
Von STEFFEN HOFMANN

Die große Eröffnung des neuen Rudolf-Harbig-Stadions in Dresden! Die hochmoderne Fußball-Arena ist heute mit 32 066 Zuschauern restlos ausverkauft. Zum Gratulieren fliegt Bundesligist Schalke 04 mit voller Kapelle ein.

Tolles Präsent der Königsblauen: Trainer und Manager Felix Magath (56) schenkt Dynamo 125 000 Euro, verzichtet auf die für Schalke übliche Antrittsprämie! Dynamo muss dem Bundesligisten nur die Anreise und das Tageshotel bezahlen (rund 20 000 Euro).
Zu verdanken hat das der Drittligist dem Berliner Rechtsanwalt Karsten Schmidt (47), der auch Schwimm-Star und Dynamo-Mitglied Britta Steffen (2 x Olympiagold, 3 WM-Titel) berät. Der Dynamo-Sponsor hat den Deal persönlich eingefädelt. Schmidt: „Eine Super-Geste von den Schalkern.“
Nach Abzug der Kosten dürften so insgesamt rund 200 000 Euro Einnahmen in der Dynamo-Kasse klingeln.
Marketing-Chef Markus Hendel (28 freut sich darüber, zieht auch den Hut vor den Handwerkern: „Die haben für das Highlight zuletzt sogar Nachtschichten eingelegt.“


Wir haben die Arena entworfen

Das Architekten-Ehepaar Beyer ist bei der Stadion-Einweihung dabei

Martin (56) und Waltraud Roeseler-Beyer (56) aus Rostock sind die Architekten des neuen Dynamo-Stadions. Ich denke, dass Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen" sagt Martin Beyer stolz. Zwei Stadien (Rostock und Hannover) hat das Ehepaar schon entworfen. Die große Besonderheit in Dresden: die 120 m lange und 2000 Quadratmeter große Glasfassade zur Lennestraße. Beyer: „Damit wurde eine Symbiose zwischen Stadion und dem angrenzenden Großen Garten geschaffen." Stadion-Fakten: 43 Mio. Euro teuer, 32066 Plätze, 195 m lang, 160 m breit, 30 m hoch.


Sächsische Zeitung, 15. September 2009

Wie Fans den Stadionbau vorantreiben

Die Initiative Pro RHS macht über Jahre Druck für Dynamos neue Heimat.
Der Wind verwandelt die Kälte in klirrenden Frost. Michael Walter friert, schüttelt sich und greift schließlich zum Mikrofon: „Die Veranstaltung ist jetzt eröffnet.“ Es ist der Abend des 26. Januar 2007. Vor der Staatskanzlei drängeln sich Hunderte Dynamo-Fans. Drinnen gibt Ministerpräsident Georg Milbradt seinen traditionellen Neujahrsempfang. Draußen gibt es Bier und Glühwein. Mit einer originellen Parodie auf das Regierungsprotokoll machen zitternde Dynamo-Anhänger Druck für ein neues Stadion. Initiator: Die Fan-Initiative Pro RHS um Michael Walter.

Der Angestellte in einer Elektronikfirma und seine Mitstreiter sind Lobbyisten für Dynamos neue Heimat. 2006 organisieren sie eine Demonstration, bei der 5000 Anhänger des Kult-Clubs vom maroden Oval am Großen Garten zum Rathaus ziehen. Sie halten Mahnwachen bei Stadtratssitzungen ab und veranstalten Auto-Corsos. Der feine Unterschied zu Lobbyisten aus Politik und Wirtschaft: Die Fans schuften neben Job und Familie fürs Stadion, ohne einen Cent zu sehen. Der 46-jährige Walter ist so etwas wie die gute Seele von Pro RHS. Die drei letzten Buchstaben stehen für Rudolf-Harbig-Stadion. Sie bedeuten: Das neue Stadion soll auf dem innerstädtischen Areal der alten Spielstätte entstehen.

„Als wir vor vier Jahren angefangen haben, gab es drei Beschlüsse für den Stadionbau im Ostragehege“, sagt Walter.
Im Revier des mittlerweile abgeschlagenen Ex-Rivalen DSC hat sich nicht viel getan. Am Großen Garten dagegen prangt ein schicker Neubau. Mehr als nur ein bisschen ist das ein Verdienst von Pro RHS. „Wenn die uns nicht ständig auf die Füße getreten hätten, wäre das Projekt womöglich gar nicht über die Anfangsphase hinausgekommen“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter von Ex-Rathauschef Ingolf Roßberg im Rückblick.

Die, das sind etwa 15 Dynamo-Fans, die Protestaktionen organisieren, Presse-Mails tippen, Kontakt mit Stadträten, Verwaltung und Fan-Gruppen halten. Nach Abschluss der Ausschreibung lädt Pro RHS 2005 Vertreter der Baufirmen ein. Walter fuchst sich durch das Studium von Zeitungen, Internet, aber auch Diplomarbeiten in die Feinheiten von Bürgschaftsrecht und Stadion-Finanzierung ein. „Andere schreiben ihre Doktorarbeit darüber“, sagt er. Was niemand sagt: Pro RHS macht die Arbeit, die eigentlich Dynamo Dresden leisten müsste. Und das nicht schlecht.

Unter Druck steht die Fan-Initiative dennoch – durch die Fans. Weil lange keine Bagger rollen. Ende November 2006 – der Streit zwischen Stadt und Rechtsaufsicht um die Finanzierung wogt – teilt die Gruppe mit, dass sie sich nicht mehr in der Lage sehe, „den Druck der Dynamo-Fans vernünftig zu kanalisieren“. Dennoch: Mit kleinen Ausnahmen bleibt es friedlich, wenn Pro RHS den Anhang ruft.
Einmal kommt sogar der Kaiser vorbei. Am Rande des Opernballs 2007 trifft Franz Beckenbauer die Jungs von Pro RHS. Drei Monate später sind erste Verträge perfekt. Am Jahresende beginnt der Bau.

Der Text ist entnommen aus dem Buch von Jürgen Schwarz und Thilo Alexe: Das Dresdner Stadion, 96 Seiten, kartoniert und bebildert, 9,90 Euro; erhältlich in SZ-Treffpunkten und im Buchhandel oder unter www.editionsz.de


Das Stadion und sein Architekt

Vision: Martin Beyer, der die Fußballarena entworfen hat, wünscht sich eine offene, familienfreundliche Sportstätte.

Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90Minuten, aber sonst ist alles anders im neuen Dresdner Fußballstadion. „Moderne Stadien sind wie eine kleine Stadt“, sagt der Rostocker Architekt Martin Beyer, „die Gebäude müssen vielfältige Funktionen erfüllen – immer im Dienst des Events Fußball.“ Da gibt es eine Empfangsgalerie für Vip- und Business-Gäste, Klubräume, Logen und eine Panorama-Ebene.
Unterm Dach befindet sich eine Schaltzentrale für die Einsatzleitung der Polizei. Es gibt eine Arzt-Praxis, ein modernes Pressezentrum und Verwahrzellen für Randalierer. „Die Zeiten, in denen Fußballstadien nichts weiter als ein Erdhügel oder aufgeschüttete Hänge waren, sind vorbei“, sagt Beyer.

Wer auf der Lennéstraße vorbeikommt, dem fällt als Erstes die transparente Glasfassade auf. Inspiriert von der Gläsernen Manufaktur am anderen Ende der Straße, soll dieses „Fenster zur Stadt“ die enge Beziehung zwischen Fußball und Dresden vergegenständlichen, sagt Beyer. In den getönten Scheiben spiegeln sich die Bäume des Großen Gartens gleich gegenüber.
Der Eingangsbereich harmoniert auch mit der Bauhaus-Architektur des benachbarten Hygiene-Museums.
Für eingefleischte Fans ist diese offene und transparente Ausrichtung ihrer neuen Spielstätte sicher gewöhnungsbedürftig. Aber darin besteht für den Architekten gerade der Reiz: „Die Überschrift heißt: Ich gestalte ein Event. Und zu diesem Event kommen die unterschiedlichsten Leute.“ Gerade für ein Stadion, das mitten in der Stadt steht, soll gelten: Fußball ist für alle da. Deshalb gibt es jetzt auch einen Familien-Block. „Fußball ist ein Familien-Ereignis, das wünsche ich mir auch für Dresden“, sagt Beyer.

Giraffen sind nicht kopierbar

Doch auch Fußball-Puristen sollen im neuen Stadion auf ihre Kosten kommen. Rings um den Rasen ist alles aufs Wesentliche konzentriert. Vor allem die extrem steile Tribüne fällt auf: So sitzen die Zuschauer so nah wie möglich am Spielfeld, kein Vordermann verdeckt einem die Sicht. Der Architekt ist zufrieden mit dem Ergebnis: „Die Akustik und die Atmosphäre in Dresden sind einmalig.“
Vermissen werden viele Dresdner die legendären Giraffen. Beyer hätte die markanten Flutlicht-Masten gerne ins neue Stadion integriert. So war es in den ersten Entwürfen vorgesehen. „Sie waren ja auch ein städtebaulicher Finger und ein schöner Orientierungspunkt.“ Doch dann beschloss die Stadt, das Stadion einige Meter nach Süden zu verrücken, um die Südachse des Großen Gartens zu erhalten und um das Arnoldbad nebenan nicht zu sehr in den Schatten des Stadions zu stellen.

„Da war es um die Giraffen geschehen“, sagt Beyer. Denn versetzen ließen sich die Masten nicht, und einen Nachbau hält der Architekt nicht für sinnvoll: „Die Giraffen sind Zeugnisse ihrer Zeit, die kann man nicht kopieren.“ Aber beim ersten abendlichen Flutlicht-Spiel vor zwei Wochen war die Trauer schnell verflogen: Die neuen Strahler unterm Stadiondach leuchten mehr als doppelt so hell wie einst die Giraffen.

Beyer selbst ist Hansa-Rostock-Fan, „mit allen Höhen und Tiefen“. In Rostock geht er regelmäßig zu Fußballspielen. Aber auch andere Stadien hat sich der Architekt genau angeschaut. Von ihm stammt unter anderem auch das Ostseestadion in Rostock, und er hat ein neues Stadion für die ukrainische Stadt Lwiw (Lemberg) entworfen, wo 2012 die Fußball-EM ausgetragen werden soll.
Wenn Beyer in einer fremden Stadt zu Besuch ist, und es findet ein Spiel statt, dann geht er hin, wenn er kann. „Wenn man Stadien plant, muss man sie im Betrieb erleben“, sagt Beyer. „Dieses Kribbeln und Krabbeln, wenn so viele Menschen zusammenkommen, das geht auf den ganzen Körper. Das muss man fühlen.“ (SZ/mk)


Ein Kribbeln wie 100.000 Stecknadeln
Sven Geisler

Rückblick auf ein legendäres Stadion: Warum Biervorräte und Riesenwürste hier schon manches Spiel entschieden haben.

Manchmal steckt in einer Kritik die höchste Anerkennung. „Gucke mal an, unsere Idee hat gezündet. Man gönnt es uns nicht“, dachte sich Gert Zimmermann, als er den bissigen Kommentar einer Stuttgarter Zeitung las: „Vor dem Spiel werden in Dresden die Erfolge sozialistischer Produktionsbetriebe durchs Stadion getragen“, schrieb das Blatt nach dem Rückspiel im Halbfinale des Fußball-Europapokals zwischen Dynamo und dem VfBStuttgart am 19.April 1989. Gemeint war die von Zimmermann moderierte Show vor dem Anstoß im Rudolf-Harbig-Stadion.

Was der Reporter aus dem Schwabenland nicht wusste: Der süße Ball war nicht in einem volkseigenen Betrieb, sondern in der privaten Pfefferküchlerei von Lutz Tenne in Pulsnitz gebacken worden – für den Handwerksmeister schon der zweite Auftritt vor einem Dynamo-Spiel.
Dabei interessierte er sich nicht sonderlich für Fußball und warf bestenfalls mal einen Blick auf die Ergebnisse der Sportgemeinschaft. Trotzdem ließ er sich bei einer Diskussionsrunde im Dresdner Kulturpalast auf die Wette ein: „Wenn Dynamo gegen den ASRom weiterkommt, backe ich einen zwei Quadratmeter großen Pfefferkuchen.“
Sein Einsatz erschien nicht allzu mutig, denn die Italiener mit dem deutschen Auswahlstürmer Rudi Völler galten als haushoher Favorit. Doch nach dem 2:0-Sieg der Schwarz-Gelben im Heimspiel hörte Tenne im Radio die Zwischenstände vom Rückspiel in Rom. „Als Dynamo 1:0 führte, ahnte ich, dass ich mir etwas einfallen lassen muss. Dann fiel sogar das 2:0.“ Ein Kumpel besorgte das zwei mal zwei Meter große Blech.

Aus knapp 40 Kilogramm Pfefferkuchenteig und mehr als zehn Kilogramm Zuckerglasur entstand der Riesenpfefferkuchen. „Wir hatten ,Viel Glück fürs Halbfinale‘ draufgeschrieben, ihn mit Fliegenpilz und Herz verziert, eine grüne Ranke außen rum – der sah richtig klasse aus. Für mich war das ein großer Spaß“, erinnert sich Tenne, und die Augen des 63-Jährigen funkeln. „Heute könnte ich den nicht mehr backen, der neue Ofen ist nur noch 1,60Meter lang.“
Tenne schmunzelte über den vermeintlich guten Rat. Er solle vorher einen Schnaps trinken zur Beruhigung, rieten ihm erfahrene Stadion-Besucher. „Ich dachte, die übertreiben. Was soll schon sein? Aber so etwas hatte ich noch nie erlebt: Wir kommen mit dem Pfefferkuchen ins Stadion, und eine La-ola-Welle setzt ein. Auf meinem Körper hat es gekribbelt wie 100.000 Stecknadeln.“
Tenne fühlte sie, die unbeschreibliche Europapokal-Atmosphäre im Dresdner Stadion. Den ersten internationalen Vergleich hatte Dynamo noch im Heinz-Steyer-Stadion bestritten. Dieter Riedel erzielte am 20.September 1967 vor 40000 Zuschauern den 1:1-Ausgleich gegen die Glasgow Rangers. In Schottland verloren die Dresdner 1:2 und schieden aus. Den nächsten Gast von der Insel empfingen sie am 4.November 1970 im Rudolf-Harbig-Stadion. Vor 35000 Zuschauern reichte den Schwarz-Gelben ein 2:1-Sieg nicht zum Weiterkommen. Für die Partie gegen Leeds United wurde die Stahlrohrtribüne aufgebaut, von der eigentlich die Partei- und Staatsfunktionäre am 1.Mai dem Fußvolk zuwinkten. Es sollte ein Provisorium sein, aber die Konstruktion trotzte bis zum Baustart für die neue Arena am 19.November 2007 jedem Sturm.

Bananen für die „Firma“

Hoher Besuch kam am 29.September 1971 nach Dresden. Der niederländische Fußball-König Johan Cruyff lief mit Ajax Amsterdam auf. „Ich werde nie vergessen, wie der unmittelbar vor dem Anpfiff auf dem Stuhl des Schiedsrichter-Beobachters saß und sich eine Zigarette ansteckte“, erzählt Dynamo-Legende Reinhard Häfner über seine erste Begegnung mit einem Weltstar, mit dem er nach Spielschluss das Trikot tauschte.

Sein Gegenspieler Johan Neeskens, nur wenige Monate älter als der Dresdner Mittelfeldspieler, erzählte ihm von seinem roten Ferrari. „Und ich wohnte im Dreibettzimmer im Internat.“

Meisten Karten gingen an die Stasi

Luxus definierten Dynamo-Spieler damals sowieso anders. Frank Ganzera war Kapitän, als das Team zu den deutsch-deutschen Duellen im Meistercup gegen Bayern München im Herbst 1973 antrat. Bis auf 8 000 Tickets waren alle Karten über die Betriebe verteilt worden, und am Spieltag stellte sich heraus, dass die meisten an eine „Firma“, nämlich die Stasi, gegangen waren. Deren Vertreter holten Bananen, die es in DDR-Kaufhallen nur selten zu erstehen gab, aus ihren Verpflegungsbeuteln.

Tausende Fans hatten vergeblich im kühlen Oktober im Schlafsack vor den Vorverkaufsstellen übernachtet, um doch noch dabei sein zu können. Dynamo-Kapitän Ganzera konnte wenigstens einen glücklich machen. Im Austausch für eine Sitzplatzkarte wurde ihm trotz chronischer Materialnot im Arbeiter-und-Bauern-Staat schnell die Stahlkonstruktion für die Treppe im Eigenheim geliefert. „Ich wollte es nicht glauben, als ich auf die Baustelle kam und die komplette Konstruktion mit Podesten und allem Drum und Dran vom Kran in den Rohbau gehoben wurde“, sagt Ganzera: „Angeliefert und montiert für eine Karte im Dynamo-Stadion.“

Hans-Jürgen Kreische, Spielmacher und Torjäger, konnte zwar nicht auflaufen, profitierte aber trotzdem vom West-Kontakt. Ein ZDF-Reporter hatte den damals 26-Jährigen in dessen Wohnung überrascht. Er wollte ein Interview mit ihm führen. „Ich habe dem die Taschen gefüllt, dafür legte er einen Schein unter die Obstschale, und ich konnte mal im Intershop einkaufen.“

Für einen anderen Dresdner sind die Erinnerungen an die Begegnung mit den Bayern dagegen schmerzlich. „Bei seinem Treffer zum 3:3 ist mir Gerd Müller auf die Hand getreten“, erzählt Torwart Claus Boden.

Gerd Müller weist das brüsk zurück: „Der stand doch auf der Linie“, behauptet das Bayern-Idol, der heute noch kräftig durchatmet, wenn er von diesem spektakulären innerdeutschen Fußball-Gipfeltreffen erzählt.

In München hatte der West-Meister den Klassenkampf mit 4:3 für sich entschieden. Weniger das knappe Ergebnis als vielmehr die Befürchtung, ihnen könnte vor der Partie in Dresden etwas in den Tee gemixt werden, machte den Bayern Angst und Bange.

Etwa 3000 Leute wollten ihnen am Tag vor dem Spiel vor dem Hotel „Newa“ einen jubelnden Empfang bereiten. Sie warteten vergeblich auf die Truppe um Trainer Udo Lattek, Kapitän Franz Beckenbauer und eben jenen Müller, den die Fans als „Bomber der Nation“ auch im Osten verehrten. Die Stars übernachteten in Hof. Der Höhenunterschied zwischen München und Dresden sei zu gewaltig, erklärte Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker. Müller verrät, wie es wirklich war: „Das war nicht geplant.
Beim Essen in Hof erzählten Uli Hoeneß und Paul Breitner, dass sie vor den Spielen immer müde geworden seien, wenn sie mit der Nachwuchsauswahl in der DDR gespielt hatten. Unser Manager Robert Schwan entschied daraufhin spontan: Wir bleiben hier.“

Erst sechs Stunden vor dem Anpfiff rollte der Bus der Bayern am Hotel vor. Die Gäste ahnten nicht, dass ihre Mannschaftsbesprechung aus dem verwanzten Salon „Puschkin“ live in die Stasi-Zentrale auf der Bautzner Straße übertragen wurde. „Ich habe beim Einlaufen die Stimmung im Stadion gespürt, und mir war klar: Wir können heilfroh sein, wenn wir uns hier nicht blamieren“, sagt Müller: „Als dieses ,Dynamo‘ von allen Seiten erschallte, bekam ich eine Gänsehaut. Für die Heimmannschaft ist das natürlich überragend.“

Turbulente 90 Minuten endeten 3:3. Dynamo hatte die Sensation knapp verpasst. Müller: „Für uns wäre das Ausscheiden eine Katastrophe gewesen, aber ich denke, gegen jede andere Mannschaft wäre Dynamo damals weitergekommen.“

Die Schnapsidee vom Schlaftrunk griffen die Dresdner drei Jahre später tatsächlich auf. Nach einem 1:5 beim FC Liverpool ließen sie vor dem Rückspiel die Kühlschränke in den Hotelzimmern der Spieler bis an den Rand mit Bier füllen. „Ich bin mir sicher, dass zumindest Case und Kennedy bei den Liverpoolern am Abend des Spiels noch einen sitzen hatten“, erzählt Dynamos langjähriger Mannschaftsleiter Wolfgang Oeser.

Nach der Partie vor 33.000 Zuschauern machten die Engländer ein Fass auf, während die Dresdner auf den 2:1-Sieg als Achtungserfolg anstoßen konnten.

National feierten die Schwarz-Gelben in den 70er- und 80er-Jahren Titel und Pokale, begeisterten mit dem „Kreisel“ so viele Fans zwischen Kap Arkona und Fichtelberg wie kein anderer Klub in der DDR.

Um Dynamo zu sehen, war ihnen kein Weg zu weit und jedes Mittel recht. „Wir staunten oft am nächsten Tag, was auf den Rängen stehen geblieben war: Bänke, Stühle, sogar Leitern“, erinnert sich Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner, der von 1968 bis 1986 mit dem Verein je fünfmal DDR-Meister und -Pokalsieger und dreimal als „Fußballer des Jahres“ gewählt worden war.

Zur Begrüßung 27-mal „Genosse“

Wenn die Nationalmannschaft in Dresden auflief, blieben viele Plätze leer. Tiefpunkt: Nur 7500 Unerschrockene verfolgten am 23.Februar 1983 den 2:1-Sieg gegen Griechenland. „Die Auswahl hatte nicht den Stellenwert“, erklärt Dörner die Diskrepanz: „Es spielten zwar mehrere Dresdner, aber es war nicht der Dynamo-Stil. Damit konnten sich die Leute nicht identifizieren. Zudem fehlten bis auf wenige Ausnahmen wie unser Olympiasieg 1976 die großen Erfolge.“

Auch Dynamo gelang trotz Heimstärke international nie der große Wurf. Stattdessen flog am 4.November 1981 nach dem Abpfiff eine Seltersflasche durch die Kabine. „Ich habe die in meinem Zorn geworfen, aber nicht, um ihn zu treffen“, sagt Dörner. Die Glasflasche zersprang dicht über dem Kopf von Matthias Döschner, der mit einem Querpass in die Füße des Gegners kurz vor Schluss den Ausgleichstreffer für Feyenoord Rotterdam eingeleitet hatte. „Ich war noch nie so schnell angezogen, bin ungeduscht aus dem Stadion“, erinnert sich Unglücksrabe Döschner. Nur Sekunden fehlten Dynamo zum Weiterkommen.

Sehr weit kamen die Schwarz-Gelben erst mit Trainer Eduard Geyer in der Saison 1988/89, in der die Europapokal-Abende auch wegen der Show vor dem Spiel zum besonderen Erlebnis wurden. „Was wir gemacht haben, glich einer Revolution“, sagt Gert Zimmermann. Gemeinsam mit dem Unternehmer Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, der in Stolpen eine private Fernsehwerkstatt betrieb, setzte der jetzige MDR-Radioreporter zuerst ein Abschiedsspiel für Mittelfeld-Legende Reinhard Häfner durch. Die Funktionäre reagierten entsetzt auf diese fixe Idee: „Das geht doch nicht.“

Die Initiatoren bewiesen Stehvermögen und Klubchef Alfons Saupe Rückgrat, als er „Zimmi“ zu diesem Spiel als Stadionsprecher zuließ. „Er sagte zu mir: Entweder, du machst es so, dass alle staunen, oder wir sind beide weg“, erinnert sich Zimmermann. Bei der Begrüßung war ihm schlecht. „Ich musste 27-mal Genosse sagen.“ Streng nach Protokoll. Das Murren im Publikum wurde immer lauter. „Ich habe es durchgezogen und brauchte danach nie mehr ,Genosse‘ zu sagen.“

Riesensalami für den Torschützen

Dafür konnte der Moderator zu den Shows viele namhafte Gäste willkommen heißen. Beispielsweise trat Kammersänger Theo Adam zum Elfmeterschießen an, und Entertainer Gunter Emmerlich strampelte auf dem Tandem über die Aschenbahn. Die Schlagersänger Inka und Olaf Berger traten als Team ebenso in die Pedale wie Schwimm-Olympiasiegerin Kristin Otto und Friedensfahrtsieger Olaf Ludwig. Wolfgang Lippert machte den Gaudi genauso mit wie die Puhdys. Für die Prominenten wurde eine zusätzliche Sitzreihe montiert. „Keiner wollte Gage. Sie waren froh, dabei sein zu dürfen.“ Genau wie die Handwerksmeister. Zum Viertelfinale gegen Victoria Bukarest versprach Fleischer Dieter Hantusch dem ersten Torschützen eine acht Meter lange Riesensalami. Ralf Minge sicherte sich den fetten Happen. „Wie es sich für eine gute Truppe gehört, haben wir uns die geteilt“, sagt der Torjäger und Salami-Fan: „Das ist schon eine leckere Sache.“

Die Cupspiele im Rudolf-Harbig-Stadion bleiben auch für Minge unvergesslich. „Die Aufregung war schon eine Woche vorher in der Stadt zu spüren. Wenn wir dann von unserem Tagesquartier in die Stadt gefahren sind und von Weitem schon die Flutlichter strahlen sahen, klopfte das Herz bis zum Hals. Die Hütte war bei jedem Wetter voll, und es hat oft geregnet. Es ist unglaublich, welches Selbstvertrauen einem eine solche Atmosphäre geben kann.“

Der VfB Stuttgart, am kommenden Dienstag zum Eröffnungsspiel herzlich willkommen, zerstörte jedoch am 19.April 1989 den Dresdner Traum vom europäischen Finale. Und das letzte von 98Europapokalspielen gegen Roter-Stern Belgrad im März 1991 musste der Schiedsrichter abbrechen, weil Chaoten aus ganz Deutschland in der Fankurve randalierten und Gegenstände aufs Spielfeld warfen.

Dynamos Glanzzeiten waren vorbei, und auch das Harbig-Stadion zerfiel trotz millionenteurer Flickschusterei zur Ruine. Nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga wegen Lizenzbetruges und Überschuldung waren vor allem Begegnungen mit Erinnerungscharakter die Höhepunkte: das Traditionsspiel gegen Benfica Lissabon 1996, die Fluthilfe-Aktion mit Bayer Leverkusen 2002, das emotionale Abschiedsspiel von Ulf Kirsten 2003. Zum Karriereende verneigte sich der beste deutsche Torjäger der 1990er-Jahre vor 33000 Zuschauern. Mindestens so viele – offiziell sollen es nur 28000 gewesen sein – drängelten sich wohl auch am 30.Mai 2004 auf den brüchigen Traversen. Dabei hätten es zur entscheidenden Partie um den Aufstieg in die 2.Bundesliga gegen den VfRNeumünster nur 18800 sein dürfen. Die restlichen Ränge waren nämlich aus baulichen Gründen bereits gesperrt.
Schließlich verabschiedeten sich die Stars von einst mit dem „Spiel der Legenden“ am 27.Juni 2007 vor knapp 10000 Fans von ihrer großen Bühne. In die neue Arena zieht nach der Eröffnungsparty am Dienstag wieder der triste Drittliga-Alltag ein.Sven Geisler


Heute wird das Dynamo-Stadion eingeweiht

Dresden - Mit mehreren Freundschaftsspielen, Musik und Feuerwerk wird der Neubau des Harbig-Stadions heute eingeweiht. Knapp zwei Jahre nach Baubeginn stehen erstmals alle rund 32000 Plätze zur Verfügung. Höhepunkt ist das Spiel von Dynamo gegen den Erstligisten Schalke 04, das um 19.30 Uhr angepfiffen wird.
Bereits zwei Stunden vorher beginnt das Spiel der „Legenden von 1989“. In einer freundschaftlichen Neuauflage eines Europapokalspiels treffen die Traditionsteams von Dynamo und dem VfB Stuttgart aufeinander. Der lange umstrittene Stadionbau wurde im Grundsatz 2004 beschlossen. Baubeginn war 2007. Die Stadt bürgt mit 40 Millionen Euro für den Großteil der Bausumme. (SZ)

Eröffnungsprogramm: Fußball, Musik und Feuerwerk

Programm für den besonderen Anlass

Die Stadt Dresden, die SG Dynamo und die Stadion-Projektgesellschaft haben gemeinsam mit Faninitiativen das Programm für diesen besonderen Anlass zusammengestellt. Die Höhepunkte:

17.30 Uhr
wird das Vorspiel „Die Legenden von 1989“ angepfiffen. Die Traditionsteams von Dynamo und des VfB Stuttgart treffen in einer Neuauflage des Europapokalspiels von 1989 aufeinander. Das Spiel dauert 2 x 25 Minuten. Gert Zimmermann, Moderator der früheren Stadion-Shows und Radio-Reporter, wird das Geschehen auf und abseits des Rasens gemeinsam mit Ilse Bähnert alias Tom Pauls kommentieren.

18.45 Uhr
heizt „Dolly D.“ mit rockiger und natürlich dynamischer Musik ein.

19 Uhr
halten Sachsens Justizminister Geert Mackenroth, Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz, Geschäftsführer Axel Eichholtz von der Baufirma HBM sowie Dynamo-Präsident Hauke Haensel die offiziellen Grußworte.

19.30 Uhr
beginnt das Hauptspiel zwischen Dynamos Drittliga-Team und dem Bundesligisten FC Schalke 04. Stadionsprecher Peter Hauskeller moderiert.

21.20 Uhr
sorgt Schlagerstar Roland Kaiser gleich zur Eröffnung für die Konzertatmosphäre, die im neuen Stadion öfter herrschen soll.

21.50 Uhr
endet der Tag mit einem Feuerwerk. (SZ)

Kaum Parkplätze: Zusätzliche Busse und Bahnen

Was die 32 000 Zuschauer bei der Anreise zum neuen Dresdner Fußball-Stadion beachten sollten.

Das neue Rudolf-Harbig-Stadion ist zur Eröffnung bereits ausverkauft. Damit die 32.000 Zuschauer nichts verpassen, empfehlen die Stadt Dresden und Dynamo, sich rechtzeitig auf den Weg zu machen. Der Einlass beginnt bereits 16.30 Uhr. Wer dem größten Andrang an den Stadiontoren entgehen will, sollte bis zur offiziellen Zeremonie ab 19 Uhr seinen Platz eingenommen haben. Hinweise zur Anreise:

Strassen gesperrt

Ab 15 Uhr wird die Lennéstraße zwischen Straßburger Platz und Lennéstraße gesperrt, ebenso die Blüherstraße zwischen Parkstraße und Hauptallee. Der Zugang zur bisher bereits geöffneten Westtribüne erfolgt nur über die Hauptallee und die Zinzendorferstraße.

Parkplätze knapp

Im Umfeld des Stadions gibt es keine ausreichenden Parkmöglichkeiten. Besuchern, die von außerhalb Dresdens anreisen, wird dringend geraten, die P+R-Plätze in Kaditz (A 4/Neustadt), Gompitz/Pennrich (A 17/Gorbitz) oder Prohlis (A 17/Prohlis) zu nutzen. Ein zusätzlicher Auffangparkplatz wird in der Flutrinne im Ostragehege eingerichtet. Von dort ist die Straßenbahnlinie 10 (Endpunkt Friedrichstadt) zu Fuß schnell zu erreichen.

Strassenbahnen nutzen

Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) setzen für eine möglichst reibungslose An- und Abreise zusätzliche Straßenbahnzüge und Busse ein. Besonders empfohlen wird die Straßenbahnlinie 10, die zwischen Friedrichstadt, Hauptbahnhof, Stadion und Fetscherplatz im Fünf-Minuten-Takt verkehren wird. Gut zu erreichen ist das Stadion auch mit den Linien 1, 2, 4, 9, 11, 12 und 13 sowie der Buslinie 75.

Eintritts- als Fahrkarte

Wie zu allen Dynamo-Heimspielen gilt die Eintrittskarte als Fahrausweis für den öffentlichen Personennahverkehr im Tarifbereich des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO). Ab vier Stunden vor Veranstaltungsbeginn, also 12.30 Uhr, bis 4 Uhr des folgenden Tages können Busse und Bahnen kostenlos genutzt werden. (SZ)

Aktuell noch Rudolf-Harbig-Stadion

Der Volksmund mag es gerne schlicht. "Dynamo-Stadion" sagen viele zum Rudolf-Harbig-Stadion, auch nach dem Neubau. Aber das ist streng genommen nicht richtig, obwohl die Südtribüne nun ein riesengroßes Dynamo-Emblem zeigt.

Denn Dynamo ist hier eigentlich nur zu Gast, und das auch nur nach langem und kompliziertem politischen Streit - auf dessen Gipfel im Frühjahr 2009 sogar drohte, dass Dynamo im Leipziger Zentralstadion spielen sollte. Sobald sich ein Sponsor findet, wird auch der Name Rudolf Harbig verschwinden: (SZ/mk/-ler)

Hintergrund: Wem gehört das Stadion?

Stadt Dresden

Besitzer des Grundstücks an der Lennéstraße ist die Stadt Dresden. Mit 4,6Millionen Euro aus der städtischen Haushaltskasse wurde zudem der Neubau unterstützt - vor allem für die Infrastruktur: Parkplätze, Zufahrten und so weiter. Ferner übernahm die Stadt eine Bürgschaft über 40Millionen Euro, um die Gesamtfinanzierung zu gewährleisten. Um alles andere kümmern sich private Unternehmen.

Stadion Dresden Projektgesellschaft

Bauherr, Finanzier und Betreiber des neuen Stadions ist die Stadion Dresden Projektgesellschaft.

Diese hat mit der Stadt einen Vertrag über 32 Jahre abgeschlossen: Die Gesellschafter dürfen das Grundstück nutzen und verpflichten sich dafür, an dieser Stelle selbstständig ein Fußballstadion zu bauen und zu betreiben.

Die HBM Stadien- und Sportstättenbau und die BAMDeutschlandAG kümmern sich um den Stadionbau. Für die Technik ist die GTE Gebäude- und Elektrotechnik verantwortlich.

Im November 2008 stellte die BAM Nachforderungen an die Stadt, unter anderem wegen der Beseitigung von Altlasten. Nach langen Verhandlungen erklärte sich die Stadt bereit, eine weitere Million zuzuschießen.

Dynamo Dresden

Die Projektgesellschaft vermietet das Stadion an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. Der Vertrag läuft über zwölf Jahre. Die Einnahmen aus Eintritt, Gastronomie und Werbung werden nach einer komplizierten Vereinbarung aufgeteilt.

Die Stadt zahlt an Dynamo - je nach Liga- einen Zuschuss. Für die 3.Liga beträgt dieser 2,16 Millionen Euro. Dieser wurde nach zähen Verhandlungen um 528000Euro aufgestockt, aber nur für die laufende Saison.

Sportdirektor Ralf Minge bestand indes auf einer langfristigen Lösung. Er trat deshalb im April 2009 zurück.

Sportfive GmbH

Als Vermarkter von Dynamo kümmert sich die SportfiveGmbH um die Marketingrechte des Vereins. Die Einnahmen aus Vermarktung und Sponsoring werden geteilt, der Vertrag läuft über zehn Jahre.

Sportfive ist weltweit für über 250 Klubs zuständig, etwa für Real Madrid und den FCLiverpool. Kunden in der Bundesliga sind unter anderem Borussia Dortmund, der Hamburger SV und HerthaBSC.


Stadionwelt, 14. September 2009

Zurück auf die „Fußball-Weltkarte“!

Ganze 22 Monate hat es gedauert- der Bau des neuen Rudolf-Harbig-Stadions. Nachdem die Flutlichtpremiere vor zwei Wochen geglückt ist, wird das Stadion am 15. September offiziell eingeweiht. Als Gegner konnten zwei Bundesligisten verpflichtet werden.

Schon die Maße des neuen Stadions sind beeindruckend: 195 Meter lang und 160 Meter breit. In 30 Metern Höhe werden die 32.066 Plätze von einem 20.000 Quadratmeter großen Dach überspannt. Selbst die insgesamt 11.055 Stehplätze haben unter dem Dach Platz gefunden - wie auch die 18 VIP-Logen. Für den Spielüberblick sorgen zwei Videoleinwände die stolze 42 Quadratmeter messen. Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz zeigt sich gegenüber der BILD begeistert: „Mit diesem Stadion kehren wir auf die Fußball-Weltkarte zurück.“ Den ersten Fingerzeig um sich auch spielerisch wieder dorthin zu katapultieren, kann die SG Dynamo Dresden morgen Abend geben. Dann tritt sie ab 19.30 Uhr zum Eröffnungsspiel gegen den FC Schalke 04 an. Davor wird um 17:30 Uhr das Spiel der „Legenden von ´89“ zwischen den Traditionsmannschaften von SG Dynamo Dresden und VfB Stuttgart angepfiffen.

Ab sofort wird das Rudolf-Harbig-Stadion in drei Sektoren unterteilt, um die Auflagen des DFB und der DFL zu erfüllen, wie der Verein in einer Presseniteilung schreibt. Diese Sektoren sind baulich so voneinander getrennt, dass kein Besucher von einem in den anderen Sektor gelangen kann. Für die Sektoren sind auch separate Eingänge geschaffen worden. Bei der morgigen Eröffnung werden erstmals die neue Haupptribüne und der Block K frei gegeben, bislang hat Dynamo seine Heimspiele in der Dritten Liga mit eingeschränktem Fassungsvermögen bestritten.

Den Um- beziehungsweise Neubau der Spielstätte wurde vom Dresdner Stadtrat bereits im Juni 2006 beschlossen. Bis die Bauarbeiten dann tatsächlich los gingen, sollte es noch bis zum November 2007 dauern. Unter anderem wollte der Generalunternehmer, die HBM GmbH, wegen gestiegener Baukosten die städtische Bürgschaft um zwei Millionen Euro erhöht werden sollte. Gut ein Jahr nach Baubeginn, als die Bauarbeiten schon weit fortgeschritten waren, wurde zudem bekannt, dass der Neubau 4,8 Millionen Euro teurer werden würde, als geplant. Damit wäre der von der Stadt festgeschriebene Festpreis von 43 Millionen Euro aber gesprengt worden.

Im Januar 2009 brach zudem noch ein heftiger Streit um den Stadionnutzungsvertrag zwischen der Stadt, der HBM GmbH und Vermarkter Sportfive aus, der entweder einen Umzug ins Leipziger Zentralstadion und schlimmstenfalls die Insolvenz der SG Dynamo bedeutet hätte. Darüber hinaus wurden weitere Mehrkosten in Höhe von 2,6 Millionen Euro bekannt gegeben. Erst Ende März konnte hier eine endgültige Einigung erzielt werden. Die neue Saison begann Dynamo Dresden noch mit der Hälfte des Fassungsvermögens, während die Haupttribüne und der Block K noch fertig gestellt wurden. Das erste Pflichtspiel im neuen Stadion wird die Ligapartie gegen Eintracht Braunschweig am 26. September sein.


dnn, 12. September 2009

Von Woche zu Woche

Chaostage bei Dynamo? Für eine Zeitung, die „Neueste Nachrichten" im Titel führt, eigentlich kein Grund aktiv zu werden. Dass es beim Drittligisten drunter und drüber geht, ist kalter Kaffee. Zumindest hier wird Schwarz-Gelb seinem Nimbus als Traditionsverein mehr als gerecht. Quasi seit der Wende geht das so. Der Verein wechselt seine Aufsichtsräte wie andere Leute ihr Hemd, Präsidenten kommen und gehen, von Trainern ganz zu schweigen.

Und auch der jetzige Boss Hauke Haensel - ganz eindeutig einer von den Guten scheint der Herkulesaufgabe nicht gewachsen, Ruhe und Ordnung in den Verein zu bringen. Am Dienstag kündigte Marketing-Chef Markus Hendel seinen Rückzug an. Als Grund nennt er das nicht nachvollziehbare Vorgehen seines Präsidiums bei der Erstellung der Kandidatenliste für den neuen Aufsichtsrat. Konkret geht es um zwei Namen, die von der Liste geflogen sind. Zum einen Noch-Aufsichtsratsboss Thomas Bohn, zum anderen FDP-Stadtrat Jens Genschmar. Letzterer gilt in Fankreisen als Verräter, da er den Stadionkompromiß zwischen Stadt und Verein mit abgesegnet hat. Verständlich. Als echter Fan darf man fern jeder Realität erwarten, dass die Stadt die Kosten für das Stadion komplett trägt - 300 Millionen Euro für Neuverpflichtungen hielte man sicher auch für angemessen.
Bohn ist in Ungnade gefallen, weil er die Profimannschaft als Spielbetriebs GmbH aus dem Verein herauslösen will. Das wäre vernünftig weil die Vereinsführung weniger abhängig von unkalkulierbaren Mitgliederentscheidungen wäre. Aber genau das lieben die Mitglieder ja so sehr. Also verprellt man zwei Leute: den Verbindungsmann ins Rathaus und einen Unternehmer, der jährlich im sechsstelligen Bereich sponsert und nebenbei mit einer Bürgschaft die Lizenz für diese Saison gerettet hat.

Warum streicht das Präsidium die beiden von der Liste? Ganz einfach: Weil Haensel in dem dreiköpfigen Gremium keine Mehrheit hat. Die Stadtangestellte Diana Schantin und der Anlagenfahrer Lutz Kaiser, gern als der Baggerfahrer von Bautzen" verulkt, überstimmen ihn, machen Vereinspolitik für Fans. Dass dabei nichts herauskommen kann, liegt auf der Hand.

Da ändert es auch nichts, dass Trikotsponsor Jens Heinig (Veolia) ein Zeichen setzt und seine Kandidatur für den Aufsichtsrat zurückzieht. Soll er doch, bei Dynamo stehen die Geldgeber Schlange - freilich erspäht sie nur, wer durch die schwarz-gelbe Brille guckt.

Tatsächlich sieht es drei Tage vor der Eröffnung des schönen neuen Stadions düster aus. Dynamo steht im Tabellenkeller, der Trainer vor dem Rauswurf, die Vereinsführung im Regen. Wenn sich etwas ändern soll, müssen sich die Mitglieder und Fans langsam mal zurücknehmen. Oder besser: ganz fix!
Ein schönes Wochenende
Ihr Dirk Birgel


Sächsische Zeitung, 11. September 2009

Dynamo trägt zur Eröffnung „Dresden“ auf der Brust

Die SG Dynamo demonstriert zur Eröffnung des neuen Dresdner Fußball-Stadions ihre Verbundenheit mit der Stadt. Zum Spiel gegen den Bundesligisten Schalke 04 am Dienstag werden die Schwarz-Gelben mit dem Schriftzug „Dresden“ auf dem Trikot auflaufen.

Jens Heinig, Geschäftsführer des Hauptsponsors Veolia, will mit dieser Geste im Sinne des Vereins ein Zeichen für ein vertrauensvolles Verhältnis zur Landeshauptstadt setzen.

Die Verhandlungen über die Nutzungsverträge für das Stadion gehen unterdessen in eine neue Runde. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat seine Bereitschaft erklärt, Stadt und Verein zu beraten, Vergleichszahlen und Finanzierungsvorschläge vorzulegen. (SZ/-ler)


Dynamo: Trikot-Sponsor nicht auf der Wahlliste

Steffen Lobach unterstützt die zweite Mannschaft. Zur Wahl des Aufsichtsrates darf er sich nicht stellen.
Der Wirbel um die Kandidatenliste für den Aufsichtsrat von Dynamo Dresden: Auch der Vertreter des Trikot-Sponsors der zweiten Mannschaft des Klubs wurde nicht nominiert. Steffen Lobach, Verkaufs- und Betriebsleiter der Dresdener AutoAG, war vom Präsidium zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden. „Ich habe meine Meinung deutlich kundgetan, dass Dynamo wie ein mittelständisches Unternehmen geführt werden muss, denn das wäre einem Verein mit dem Etat von sieben Millionen Euro angemessen“, erläutert Lobach, und der 31-Jährige fügt hinzu: „Ich habe die gleichen Vorstellungen wie Herr Bohn.“

Thomas Bohn, Geschäftsführer der Saxoprint GmbH, wurde trotz seiner wirtschaftlichen Erfahrungen und seines finanziellen Engagements bei Dynamo nicht auf die Liste gesetzt. Daraufhin zog mit Jens Heinig auch der Geschäftsführer des Hauptsponsors Veolia zurück.

Die Dresdener Auto AG überweist als Dynamo-Partner jährlich zwischen 60000 und 70000 Euro an Dynamo, hinzu kommen Sachleistungen im Wert von rund 20000 Euro. „Wenn Not am Mann ist, helfen wir immer“, sagt Lobach, den Ex-Profi René Beuchel begeistern konnte, den Traditionsklub zu unterstützen. Als Sponsor hat er ein besonderes Interesse, dass jeder Euro sinnvoll eingesetzt wird. „Der Aufsichtsrat muss die Kontroll- und Beraterfunktion wahrnehmen, damit finanzielle Defizite nicht entstehen oder ihnen rechtzeitig entgegengearbeitet werden kann. Ich weiß, wovon ich rede, denn wir haben zwei Aktiengesellschaften und setzen an vier Standorten in Dresden, Döbeln, Riesa und Ehrenberg mit knapp 100Mitarbeitern jährlich rund 35Millionen Euro um“, berichtet der 37-jährige Pirnaer.
Er ahnt, weshalb er vom Präsidium nicht nominiert wurde. „Ich bin zwar seit 2008 Sponsor, aber erst seit April dieses Jahres Vereinsmitglied“, sagt Lobach. Laut Satzung müssen Bewerber dem Klub mindestens seit einem Jahr angehören. Es ist zwar möglich, jemanden wegen seiner besonderen Verdienste für Dynamo trotzdem zur Wahl zuzulassen, aber die sah das Präsidium offenbar nicht. „Die Entscheidung akzeptiere ich“, meint Fan Lobach, aber er wundert sich, dass „sie mir vom Präsidium nicht mitgeteilt wurde.“ Schlechter Stil. Vergnatzt ist er nicht: „Ich stehe weiter zu Dynamo.“ Trotzdem bleibt merkwürdig: Unter den verbliebenen elf Kandidaten ist kein anderer aktueller Sponsor in seiner Größenordnung. (SZ/-ler)


Legendäre Stadionshows lockten die Stars

Selbst Fußball-Stars wie der Portugiese Eusebio wurden in Dresden begrüßt.

Auf die Frage, wann er zum ersten Mal als Stadionsprecher auf dem Rasen des Rudolf-Harbig-Stadions stand, antwortet Gert Zimmermann wie aus der Pistole geschossen: „Am 13. August 1988.“ Es war das Saison-Eröffnungsspiel gegen Rot-Weiß Erfurt, „aber der eigentliche Höhepunkt war die Verabschiedung von Reinhard Häfner“. Erstmals in der Vereinsgeschichte wurde ein verdienstvoller Dynamo-Kicker mit einem Abschiedsspiel verabschiedet. „Zimmi“ sorgte mit der entsprechenden verbalen Umrahmung für einen unvergessenen Nachmittag: „Das ich so etwas noch erleben darf. 13. August 1988. Abschiedsspiel von Reinhard Häfner.“
Was Zimmermann nicht wusste: Alles, was er auf dem Rasen ins Mikro rief, wurde in die Stasi-Zentrale an der Bautzener Landstraße übermittelt. „Ein falsches Wort und die hätten den Hahn zugedreht.“ Angefangen hatte Zimmermann Mitte der 80er als Stadionsprecher in Cossebaude, wo Dynamos zweite Mannschaft eine Zeit lang spielte. Wenig später war die Idee von den Stadionshows geboren. Knapp zwei Monate nach Häfners Abschiedsspiel stieg die erste Show anlässlich eines Europapokalspieles. „Die Leute kamen Stunden vor dem Anpfiff ins Stadion. Wir wollten ihnen etwas bieten, und es sollte ein bleibendes Erlebnis sein“, schildert er die damalige Idee. „Wir sorgten für einen würdigen Rahmen, hatten gegen Aberdeen, Waregem, Rom, Bukarest und Stuttgart viele Persönlichkeiten aus Sport und Kultur der DDR auf dem Platz.“ Gunter Emmerlich, Theo Adam, Peter Schreier, die Gruppen City und Puhdys sowie Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog gehörten zu den Gästen in Dresden.

Auf die Frage, wer die Gagen für die Prominenten aufbrachte, winkt „Zimmi“ mit einem Schmunzeln ab. „Die wollten doch alle Dynamo im Europapokal spielen sehen. Eine Eintrittskarte war mehr wert, als ein paar DDR-Mark.“
Am 5. Oktober 1988 stieg die erste Stadion-Show – vor dem Rückspiel gegen den FC Aberdeen (2:0). Es folgten die Heimspiele gegen Waregem (4:1) und den AS Rom (2:0). Egal, ob eine sechs Meter lange Wurst oder ein Riesen-Pfefferkuchen vom Pulsnitzer Küchlermeister, „der in seinem Haus sogar den Türrahmen entfernen musste, um das Teil überhaupt nach Dresden transportieren zu können“ – Zimmermann sorgte für Gaudi und beste Unterhaltung. „Unvergessen, wie Theo Adam vor dem Spiel gegen Rom mit einem weißen Schal um den Hals zum Elfmeterschießen gegen Torhüter Dirk Heyne antrat.“

Was „Zimmi“ nicht wusste: Auf der Tribüne saß Stasi-Chef Erich Mielke. Das wäre ihm fast zum Verhängnis geworden. „Wir hatten die Eishockeyspieler aus Weißwasser eingeladen, die nach zehn Jahren endlich Dynamo Berlin als DDR-Meister abgelöst hatten. Ich habe bei der Begrüßung von Genugtuung und der großen Freude gesprochen, endlich wieder einen sympathischen DDR-Meister im Land zu haben. Mielke muss auf der Tribüne getobt haben.“ In der Saison 1990/91 stiegen die letzten Shows.

Der Text ist entnommen aus dem Buch von Jürgen Schwarz und Thilo Alexe: Das Dresdner Stadion, 96 Seiten, kartoniert und bebildert, 9,90 Euro; erhältlich in SZ-Treffpunkten und im Buchhandel oder unter www.editionsz.de


Dynamo Dresden - Pressemitteilung, 10. September 2009

Stadion-Verträge: DFB unterstützt Dynamo

Ungeachtet der auf Hochtouren laufenden Vorbereitungen für die Stadion- Eröffnung werden bei Dynamo Dresden auch andere wichtige Themen konzentriert weiter bearbeitet: Bereits seit vier Wochen laufen die Nachverhandlungen der Stadionnutzungsverträge zwischen der Dynamo- Geschäftsführung, der Landeshauptstadt Dresden und der Stadion Dresden Projektgesellschaft. Die Parteien stehen diesbezüglich in regem Kontakt und tauschen offen ihre Positionen aus.

In dieser Woche gelang es der Geschäftsführung der SGD, bei einem Besuch in der DFB-Zentrale in Frankfurt auch den Deutschen Fußball Bund in die Vorbereitungen einzubinden. „Ab der kommenden Saison drohen Dynamo unverhältnismäßig hohe Kosten für die Nutzung des neuen Rudolf- Harbig-Stadions. Dieser Situation begegnen wir nicht untätig“, sagt Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne.

In einem sehr konstruktiven Gespräch mit DFB-Direktor Helmut Sandrock stellte Bohne mit Unterstützung von Ralf Minge die derzeitige Verhandlungssituation dar und bat gleichzeitig darum, den Verein mit Know-How von Seiten des DFB zu unterstützen. "Wir stehen seit dem Bau des Stadions sowohl mit dem Verein als auch mit der Stadt Dresden in Kontakt und stehen daher gern mit unserer Expertise zur Verfügung", so Helmut Sandrock. Neben der Zuarbeitung von Vergleichswerten und Finanzierungs- Vorschlägen sind auch gemeinsame Gespräche von Verbandsvertretern, Dynamo und der Stadt Dresden angedacht.

Ziel der Dynamo-Geschäftsführung ist es, die Nachtragsverhandlungen zu einem Ergebnis zu bringen, das durch faire und marktübliche Bedingungen das wirtschaftliche Überleben Dynamo Dresdens sichert sowie die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Profi-Mannschaft schafft.


Sächsische Zeitung, 9. September 2009

Zankapfel Wahlliste: Streit bei Dynamo
Von Sven Geisler

Zweifel an der Auswahl der Aufsichtsrat-Kandidaten: Zwei Führungskräfte schmeißen die Brocken hin.
Sportlich auf Talfahrt und intern zerstritten: Dem Fußball-Drittligisten SGDynamo Dresden stehen turbulente Wochen bevor. Gestern erklärten gleich zwei Führungskräfte ihren Rückzug: Geschäftsführer Markus Hendel und Aufsichtsratsmitglied Jens Heinig. Die SZ erläutert die Hintergründe.

Umstrittene Kandidatenliste

Hendel und Heinig ziehen die Konsequenzen aus den Querelen um die Kandidatenliste für die Neuwahl des Aufsichtsrates am 9.Oktober. Das Präsidium hatte in einer Mehrheitsentscheidung zwölf Bewerber für den künftigen Aufsichtsrat ausgewählt. Dabei wurde unter anderem Thomas Bohn gestrichen, der seit Mai den Vorsitz innehatte. „Die Entscheidung des Präsidiums kann ich weder nachvollziehen noch mittragen“, erklärt Hendel, der seit 2003 als Marketingchef für die Sponsorensuche bei Dynamo verantwortlich war. Nach Ende seines Vertrages am 15.November stehe er nicht mehr zur Verfügung. Er tritt nur deshalb nicht sofort zurück, weil der Verein dadurch handlungsunfähig würde. Nur noch Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne wäre unterschriftsberechtigt. Eine Alleinvertretung ist laut Satzung allerdings verboten.

Unklare Kriterien

„Das Präsidium konnte mir auf Nachfrage keine klaren Kriterien für die Auswahl nennen. Vielmehr bestätigte sich mein Eindruck, dass es nach persönlichen Befindlichkeiten ging“, sagt Hendel. Bohn wird Geringschätzung der Vereinsdemokratie und mangelnde Teamfähigkeit vorgeworfen. Der Geschäftsführer der Saxoprint GmbH macht keinen Hehl daraus, dass er die Profi-Abteilung ausgründen und den Klub wie ein Wirtschaftsunternehmen führen will.
Ohne Bohn, meint Hendel, würde Dynamo nicht mehr in der 3.Liga spielen. „Als niemand mehr bereit war, uns weitere Bürgschaften zu geben, hat er persönlich die Lücke in sechsstelliger Höhe geschlossen.“ Darüber hinaus sei sein Unternehmen seit Jahren einer der Großsponsoren, und er habe mehrfach Nachwuchsspielern Lehrstellen zur Verfügung gestellt. „Ich möchte nicht sagen, dass die anderen Kandidaten weniger geeignet wären, aber ich frage mich, welche Voraussetzungen für die Nominierung Herr Bohn nicht erfüllt. Wenn von Demokratie die Rede ist, hätten die Mitglieder die Chance bekommen sollen, über ihn abzustimmen.“

Zweifelhafte Bewerber

Unter den insgesamt 16Bewerbern waren zwei, von denen einer Stadionverbot hatte und der andere noch hat. Die Namen sind der Redaktion bekannt. Präsident Hauke Haensel bestätigte auf SZ-Nachfrage, dass beide – wie er betont, gegen seinen Willen – zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. „Das stimmt“, sagt der Vorstand der Volksbank Pirna. Dass sie für die Wahl-Broschüre fotografiert wurden, sei aber „kein Indiz, dass sie auf die Liste kommen sollten“.
Die Vizepräsidenten Lutz Kaiser, Anlagenfahrer im Straßenbau, und Diana Schantin, Angestellte der Stadtverwaltung Dresden, erkannten die Brisanz dieser Personalien.

Zwist der Gremien

Jens Heinig stand auf der Liste. Der Geschäftsführer des Hauptsponsors Veolia zog seine Kandidatur aber zurück. Er begründete den Schritt mit der Auswahl der Kandidaten für den Aufsichtsrat und dem Bericht des Ehrenrates zur Mitgliederversammlung. Darin wird den Aufsichtsräten, die auf Druck einer Mitgliederinitiative zurückgetreten waren, vereinsschädigendes Verhalten unterstellt. Ihr Rücktritt sei zur Unzeit erfolgt.
Hendel: „Wir verlieren zwei Vertreter von Premium-Partnern. Ich habe jahrelang viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit regionale Sponsoren Verantwortung im Verein übernehmen. Das heißt nicht, dass sie fehlerfrei waren oder sind. Aber dieses Vertrauensverhältnis war die Basis, unsere Werbeeinnahmen zu verfünffachen.“ Im aktuellen Etat sind diese mit 2,86Millionen Euro höher kalkuliert als die Erlöse aus dem Kartenverkauf mit 2,4Millionen.

Affront gegen die Stadt

Zur Wahl zum neuen Aufsichtsrat steht – abgesehen vom nachgerückten Ron Fischwasser – kein bisheriger Vertreter, der auch im Thema Stadion-Nutzungsverträge steckt. Bohn hatte die Nachverhandlungen mit der Stadt Dresden auch durch seine Kontakte zu Oberbürgermeisterin Helma Orosz mit angeschoben. „Wir müssten so schnell wie möglich Nägel mit Köpfen machen, damit im Januar die Planung für die nächste Saison beginnen kann“, sagt Hendel, und er äußert seine Bedenken: „Die neuen Aufsichtsräte brauchen mindestens bis Dezember, um sich einen Überblick zu verschaffen.“
Die Verhandlungsposition gegenüber der Stadt wird laut Hendel zusätzlich geschwächt, weil der FDP-Stadtrat Jens Genschmar überraschend wie Bohn nicht auf die Wahlliste kam. 2007 hatte er mit 582 noch die meisten Stimmen der Dynamo-Mitglieder erhalten.


BILD, 8. September 2009

Dynamo stürzt ins Chaos!

Präsidium unfähig +++ Marketing-Chef wirft hin +++ Hauptsponsor gibt auf
Von T. SCHLEGEL und S. HOFMANN

Sorgengemeinschaft Dynamo: Sportlich läuft´s nicht rund – und jetzt droht auch noch eine handfeste Führungskrise!
Grund: Dubiose Personalentscheidungen des Präsidiums bei der Aufstellung der Kandidaten-Liste für den Aufsichtsrat, der am 9. Oktober auf der Mitgliederversammlung neu gewählt werden soll.

Deshalb wirft Marketing-Chef Markus Hendel (28 ) das Handtuch!

„Ich kann die Liste nach außen nicht vertreten“, erklärte Hendel, der seinen bis zum 15.11. laufenden Vertrag nicht verlängert. „Weil ich glaube, dass bei der Auswahl der Kandidaten persönliche Befindlichkeiten ausschlaggebend waren. Und nicht die Eignung der Bewerber. Das hat nichts mit Vereinsdemokratie zu tun.“

Dynamo stürzt ins Chaos!

Unglaublich: Das dreiköpfige Präsidium (Boss und Bank-Chef Hauke Haensel, Sachbearbeiterin Diana Schantin, Anlagen-Fahrer Lutz Kaiser) hatte zwei Aufsichtsrats-Kandidaten im Auge, die Stadionverbote hatten bzw. haben. Der bisherige Aufsichtsrats-Chef Thomas Bohn (42) darf sich dagegen trotz bester Referenzen nicht zur Wiederwahl stellen!
Hendel: „Herr Bohn hat mit seiner privaten Bürgschaft die Lizenz für diese Saison gerettet. Er ist seit Jahren Sponsor im sechsstelligen Bereich, hat beste Kontakte zur Stadt. Jetzt wird er aus dem Verein getrieben. Das ist den vielen Sponsoren, die mich besorgt anrufen, nicht vermittelbar.“

Weil Stadtrat Jens Genschmar (der bei der letzten Wahl die meisten Stimmen bekam!) vom Präsidium für die Wiederwahl ebenfalls gestrichen wurde, ist auch der Draht ins Rathaus quasi gekappt.

Hendel: „Eine Katastrophe! Dadurch werden die überlebenswichtigen Verhandlungen über die Nachbesserung der Stadionverträge extrem erschwert.“

Dynamo stürzt ins Chaos!

Die Entscheidung des Präsidiums – fahrlässig, berechnend oder einfach nur dumm? Jedenfalls trieb sie gestern auch Jens Heinig (51), Chef von Trikotsponsor VEOLIA dazu, seine Aufsichtsrats-Kandidatur zurückzunehmen.

Hendel: „Das Vertrauen von Sponsoren wie Bohn und Heinig in den Verein geht den Bach runter. Unter diesen Umständen sehe ich für Dynamo keine Zukunft...“


dnn, 5. September 2009

SGD-Aufsichtsratswahl
Vizepräsidenten ernten Kritik für Ausschluss Bohns

Dresden (DNN/JOD). Die Entscheidung des Dynamo-Präsidiums, den noch amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Bohn nicht als Kandidaten für die Neuwahl des Kontrollgremiums zuzulassen, sorgt für Wirbel. Als Reaktion auf die überraschende Ausbootung Bohns überlegt nun eine andere verdienstvolle Führungspersönlichkeit des Vereins, die Brocken hinzuschmeißen. Jens Heinig, Geschäftsführer der Veolia Umweltservice AG, hat im noch bis zum 9. Oktober amtierenden Aufsichtsrat mit Bohn eng zusammengearbeitet und wollte das auch künftig tun. Der Dresdner, dessen Unternehmen seit Jahren Trikotsponsor bei den Schwarz-Gelben ist und den Vertrag erst kürzlich verlängerte, bewarb sich beim Präsidium für den Aufsichtsrat und wurde auch zur Wahl auf der Mitgliederversammlung am 9. Oktober zugelassen. Die Streichung Bohns war für ihn ein Schock, nun überlegt er, seine Bewerbung zurückzuziehen: „Ich denke darüber nach", so Heinig zu den DNN.

Dass der auch als Großsponsor und Bürge für den Verein wichtige Bohn gegen den Willen von Präsident Hauke Haensel von dessen Stellvertretern Diana Schantin und Lutz Kaiser per 2:l-Mehrheitsentscheid abserviert wurde, regt Heinig mächtig auf: „Ich kann nicht verstehen, warum man so einen Mann, der über Führungskompetenz verfügt und seinen finanziellen Background nicht nur besitzt, sondern auch für den Verein eingesetzt hat, nicht als geeignet ansieht." Kritik an der Nichtzulassung des Inhabers der Firma Saxoprint kommt auch von Holm Große. Der vom Jugendrat kooptierte Dynamo-Aufsichtsrat lobte die Arbeit Bohns im Kontrollgremium und schüttelt über die Entscheidung Schantins und Kaisers nur den Kopf: „Ich kann das nicht nachvollziehen. Thomas Bohn hat als Aufsichtsrat die richtigen Themen angesprochen." Der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien wies daraufhin, dass Bohn dem Verein nicht nur mit seiner Arbeitskraft und seinen finanziellen Zuwendungen hilft, sondern auch mehreren A- und B-Jugendspielern Lehrstellen in seiner Firma verschafft hat. Dass Heinig nun über einen Rückzug nachdenkt, bedrückt Große ebenfalls: „Wenn das stimmen sollte, bringen wir uns um Pfunde, die wir im Verein unbedingt brauchen. Es wäre daß falsche Zeichen, wenn hier versucht wird, einen Graben zwischen Wirtschaft und Fans zu ziehen."

Warum die bestimmten Fankreisen nahe stehenden Vizepräsidenten Schantin und Kaiser Bohn für ungeeignet halten, blieb ihr Geheimnis. Schantin war auch gestern nicht erreichbar. Die Angestellte der Stadt Dresden sei im Urlaub teilte ihr Mitstreiter Kaiser auf Anfrage mit; er selbst wollte seinen Entschluss nicht begründen. „Das ist eine Entscheidung, die im Gremium gefallen ist. Das geht nur das Präsidium etwas an. Wenn einige meinen, sie müssten da etwas nach außen tragen, dann müssen sie es tun. Ich werde mich daran nicht beteiligen", konnte sich der Bautzner Anlagenfahrer im Straßenbau einen Seitenhieb auf Präsident Haensel nicht verkneifen. Der Bankier aus Pirna hatte gegenüber den DNN sein Bedauern ausgedrückt, dass Bohn nicht nominiert wurde. Wie verschieden die Ansichten zwischen den drei Präsidiumsmitgliedern sind, das belegt auch der Umstand, dass die Vizepräsidenten zwei mit Stadionverboten belegte Vereinsmitglieder zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen haben sollen Immerhin kamen sie nicht auf die Kandidatenliste.

Eine Chance, auf das Papier zu kommen, hat Bohn jetzt noch. Falls der Chef der Saxoprint GmbH noch will, kann er sich durch die Mitgliederversammlung direkt als Bewerber aufstellen lassen. Festlegen mochte sich der 32-Jährige, der die Profiabteilung gern in eine Spielbetriebsgesellschaft ausgliedern würde und deswegen im Verein auch aneckt, gestern nicht: „Ich habe ja noch ein bisschen Zeit und werde mir das gut überlegen." Streckt er die Waffen nicht und tritt ' an, dann kann er von den Mitgliedern am 9. Oktober mit einfacher Mehrheit auf die Liste gesetzt werden. Laut Satzung würde die Wahl dann an diesem Tag ausfallen. Sie würde dann in Form einer Briefwahl nachgeholt. Zuvor müsste vom Präsidium eine aktuelle Ausstellung mit allen Kandidaten verschickt werden.


Sächsische Zeitung, 5. September 2009

Neue SZ-Serie zum Neubau des Dynamo-Stadions

Anlässlich des Stadionneubaus hat die Edition SZ ein Buch mit Geschichte und Geschichten rund um die Dynamo-Heimat herausgebracht. „Das Dresdner Stadion. Die Geschichte einer legendären Fußballarena“ ist ab sofort in allen SZ-Treffpunkten, im Buchhandel oder über das Internet erhältlich. Die Autoren Jürgen Schwarz und Thilo Alexe blicken zurück auf legendäre Spiele im alten Stadion, schildern emotionale Stadtratsdebatten und beschreiben den Neubau. Historische und aktuelle Bilder ergänzen die Reportagen über Fans, Spieler und Politiker. Am Montag beginnt die SZ in einer Serie mit dem Abdruck ausgewählter Passagen. (SZ)

Jürgen Schwarz, Thilo Alexe: Das Dresdner Stadion, 96 Seiten, kartoniert und bebildert, 9,90 Euro; www.edition.sz


dnn, 4. September 2009

Bohn und Genschmar abserviert

Dynamo-Präsidium lehnt Neu-Bewerbungen für den Aufsichtsrat überraschend ab

Dresden (DNN). Bei der Vorauswahl der Kandidaten für den am 9. Oktober zu kürenden Dynamo-Aufsichtsrat gab es gestern für zwei namhafte Anwärter eine böse Überraschung: Thomas Bohn und Jens Genschmar, Mitglieder des am 30. Juli zurückgetretenen und noch bis zur Neuwahl amtierenden alten Aufsichtsrates, fielen im Präsidium durch. Das Dreier-Gremium, das laut Satzung der Mitgliederversammlung zwölf Kandidaten für die sechs neu zu vergebenen Wahl-Aufsichtsratsposten vorschlagen darf, fällte dabei keine einstimmige Entscheidung.

Präsident Hauke Haensel befürwortete die Bewerbung von Bohn, der seit dem 30. April als Aufsichtsratschef fungiert und im Lizensierungsverfahren mit einer großen Summe aus seinem Privatvermögen für Dynamo gebürgt hatte. Auch FDP-Stadtrat Jens Genschmar wollte der Vorstand der Volksbank Pirna auf der Kandidatenliste sehen, doch wie bei Bohn wurde Haensel von seinen Stellvertretern Diana Schantin und Lutz Kaiser, die der Fanszene sehr nahe stehen, mit 2:1 überstimmt. „Ich bin enttäuscht, denn Bonn und Genschmar haben Verdienste um den Verein", gestand Haensel seine Niederlage ein. Er befürchtet, dass das ohnehin nicht einfache Verhältnis zur Stadt leiden könnte, denn der Unternehmer Bohn (Saxoprint) soll über gute Kontakte zu Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) verfügen, Genschmar gehört dem Sportausschuss des Stadtrates an. Außerdem weiß der Präsident genau, wie schwer es ist, für Dynamo finanzkräftige Sponsoren und Bürgen zu finden. Mit Bohn könnte einer schnell die Lust verlieren.

Während Bohn gestern Nachmittag nicht erreichbar war, sagte Genschmar: „Begeistert bin ich nicht, zumal ich bei der letzten Wahl die meisten Stimmen der Mitglieder erhalten habe. Aber enttäuscht werden jetzt vor allem jene sein, die mich bestärkt haben, wieder anzutreten." Das waren u.a. Ex-Spieler und -Funktionäre wie Dieter Riedel, Eduard Geyer oder Ulf Kirsten.
Jochen Leimert

Zur Wahl zugelassen wurden aus 23 Bewerbern: Lutz Finkler (Mitarb. der Medizin. Akademie), Ron Fischwasser (Hamburg-Mannheimer AG), Axel Gürtler (wiss. Mitarbeiter an der TU), Jens Heinig (Veolia Umweltservice AG), Sven Jänchen (Ubigrate GmbH), Ralf Liebscher (SEB Bank AG), die Rechtanwälte Simone Sperling und Matthias Matzka, Dr. Uwe Schöne (T-Systems Telekom AG/Vater von Spieler Richard Schöne), der Unternehmensberater Dieter Schulz, Maik Vogel (Eastprint GmbH) und Ralf Peter Wolter (HRM Consulting).


Vizepräsidenten ernten Kritik für Ausschluss Bohns

Dresden (DNN/JOD. Die Entscheidung des Dynamo-Präsidiums, den noch amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Bohn nicht als Kandidaten für die Neuwahl des Kontrollgremiums zuzulassen, sorgt für Wirbel. Als Reaktion auf die überraschende Ausbootung Bohns überlegt nun eine andere verdienstvolle Führungspersönlichkeit des Vereins, die Brocken hinzuschmeißen. Jens Heinig, Geschäftsführer der Veolia Umweltservice AG, hat im noch bis zum 9. Oktober amtierenden Aufsichtsrat mit Bohn eng zusammengearbeitet und wollte das auch künftig tun. Der Dresdner, dessen Unternehmen seit Jahren Trikotsponsor bei den Schwarz-Gelben ist und den Vertrag erst kürzlich verlängerte, bewarb sich beim Präsidium für den Aufsichtsrat und wurde auch zur Wahl auf der Mitgliederversammlung am 9. Oktober zugelassen. Die Streichung Bohns war für ihn ein Schock, nun überlegt er, seine Bewerbung zurückzuziehen: „Ich denke darüber nach", so Heinig zu den DNN.

Dass der auch als Großsponsor und Bürge für den Verein wichtige Bohn gegen den Willen von Präsident Hauke Haensel von dessen Stellvertretern Diana Schantin und Lutz Kaiser per 2:l-Mehrheitsentscheid abserviert wurde, regt Heinig mächtig auf: „Ich kann nicht verstehen, warum man so einen Mann, der über Führungskompetenz verfügt und seinen finanziellen Background nicht nur besitzt, sondern auch für den Verein eingesetzt hat, nicht als geeignet ansieht." Kritik an der Nichtzulassung des Inhabers der Firma Saxoprint kommt auch von Holm Große. Der vom Jugendrat kooptierte Dynamo-Aufsichtsrat lobte die Arbeit Bohns im Kontrollgremium und schüttelt über die Entscheidung Schantins und Kaisers nur den Kopf: „Ich kann das nicht nachvollziehen. Thomas Bohn hat als Aufsichtsrat die richtigen Themen angesprochen." Der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien wies daraufhin, dass Bohn dem Verein nicht nur mit seiner Arbeitskraft und seinen finanziellen Zuwendungen hilft, sondern auch mehreren A- und B-Jugendspielern Lehrstellen in seiner Firma verschafft hat. Dass Heinig nun über einen Rückzug nachdenkt, bedrückt Große ebenfalls: „Wenn das stimmen sollte, bringen wir uns um Pfunde, die wir im Verein unbedingt brauchen. Es wäre daß falsche Zeichen, wenn hier versucht wird, einen Graben zwischen Wirtschaft und Fans zu ziehen."

Warum die bestimmten Fankreisen nahe stehenden Vizepräsidenten Schantin und Kaiser Bohn für ungeeignet halten, blieb ihr Geheimnis. Schantin war auch gestern nicht erreichbar. Die Angestellte der Stadt Dresden sei im Urlaub teilte ihr Mitstreiter Kaiser auf Anfrage mit; er selbst wollte seinen Entschluss nicht begründen. „Das ist eine Entscheidung, die im Gremium gefallen ist. Das geht nur das Präsidium etwas an. Wenn einige meinen, sie müssten da etwas nach außen tragen, dann müssen sie es tun. Ich werde mich daran nicht beteiligen", konnte sich der Bautzner Anlagenfahrer im Straßenbau einen Seitenhieb auf Präsident Haensel nicht verkneifen. Der Bankier aus Pirna hatte gegenüber den DNN sein Bedauern ausgedrückt, dass Bohn nicht nominiert wurde. Wie verschieden die Ansichten zwischen den drei Präsidiumsmitgliedern sind, das belegt auch der Umstand, dass die Vizepräsidenten zwei mit Stadionverboten belegte Vereinsmitglieder zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen haben sollen Immerhin kamen sie nicht auf die Kandidatenliste.

Eine Chance, auf das Papier zu kommen, hat Bohn jetzt noch. Falls der Chef der Saxoprint GmbH noch will, kann er sich durch die Mitgliederversammlung direkt als Bewerber aufstellen lassen. Festlegen mochte sich der 32-Jährige, der die Profiabteilung gern in eine Spielbetriebsgesellschaft ausgliedern würde und deswegen im Verein auch aneckt, gestern nicht: „Ich habe ja noch ein bisschen Zeit und werde mir das gut überlegen." Streckt er die Waffen nicht und tritt ' an, dann kann er von den Mitgliedern am 9. Oktober mit einfacher Mehrheit auf die Liste gesetzt werden. Laut Satzung würde die Wahl dann an diesem Tag ausfallen. Sie würde dann in Form einer Briefwahl nachgeholt. Zuvor müsste vom Präsidium eine aktuelle Ausstellung mit allen Kandidaten verschickt werden.


wochenkurier, 4. September 2009

Wie eng wird’s rund ums neue Dynamo-Stadion?

Bald werden die letzten Baugeräte verschwunden sein, dann wird sich das neue Rudolf-Harbig-Stadion in voller Schönheit zeigen. Am 15.September wird die Dynamo-Spielstätte mit dem Spiel gegenSchalke 04 eröffnet.

Dresden. Wenn Dynamo Dresden zum Spiel ruft, kommen die Fans. Wenn am 15. September das neue Stadion offiziell eröffnet und Schalke 04 auf dem Rasen stehen wird, dann werden 32.0000 Zuschauer auf den Rängen in der neuen Schüssel toben. Wie werden An- und Abreise an diesem Tag logistisch gelöst? Wer jemals das Areal rund um das Fußballstadion an einem normalen Spieltag gesehen hat, der weiß: Wer mit dem Auto anrollt, hat Probleme. „Ich bin total gespannt, wie die Fans sowohl hin als auch zurück kommen sollen. Zumal der Anmarschweg der Fans genau in die Hauptverkehrszeit fällt“, sagt Sportreporter Gert Zimmermann, der seit Jahrzehnten bei jedem Dynamo-Heimspiel dabei ist. Und der sich schon genau so lange ärgert über die Parkverhältnisse, strenge Politessen und die mitunter chaotischen „Abreiseszenarien“ der Besucher nach dem Spiel. Antworten auf diese Frage zu erhalten ist knapp 14 Tage vorher sehr schwierig. Von „Wir beraten noch“ über „Wir sagen dazu im Vorfeld nichts“ bis „Das wissen wir noch nicht“ reicht die Palette der ausweichenden Angaben. Richtig konkret klingt da die Auskunft aus dem städtischen Sportstätten- und Bäderbetrieb nach der Parksituation: Der neue Parkplatz mit 245 Stellflächen an der Strehlener Straße (Baukosten: 700.000 Euro, Planungs- und Bauzeit rund ein Jahr) wird pünktlich zum 15. September fertig sein. Ein Mobilitätskonzept für das neue Stadion wurde bereits 2007 im Stadtrat beschlossen, „wesentliche Maßnahmen daraus sollen am Eröffnungsspiel greifen“, heißt es im Stadtplanungsamt. An diesem Konzept tüftle derzeit eine Arbeitsgruppe, in der die Stadt, die Stadion Projektgesellschaft und die DVB mitarbeiten.

Fest steht dagegen: Auch am Tag der Stadionpremiere werden städtische Politessen wachsam durch das Areal streifen und keine Gnade vor Recht ergehen lassen... Natürlich bleibt geheim, wie viele Ordnungshüter Jagd auf Falschparker machen werden. Geheimnis umwoben auch die Pläne der Dresdner Polizei. Gilt erhöhte Einsatzbereitschaft? „Nein.“ Wie viele Polizisten, wie viele Pferde werden im Einsatz sein? „Keine Angaben.“ Ist die Sperrung der Lennéstraße geplant? „Im näheren Umfeld, insbesondere der Lennéstraße ist mit Behinderungen und Sperrungen zu rechnen.“ Letztere Frage ist von entscheidender Bedeutung für die Verkehrsbetriebe. „Wir würden eine Linie E10 über Lennéstraße, Hauptbahnhof und Fetscherplatz pendeln lassen“, sagt DVB-Sprecher Falk Lösch, „doch wir wissen ja noch nicht, ob die Straße frei ist, vor allem nach dem Spiel.“ Auch ein Bus-Shuttle vom Ostragehege zum Stadion ist machbar, wenn die Stadt das Messegelände als Parkfläche für das Spiel ausweisen würde. Trotz der Unsicherheiten: Wer mit Bahn oder Bus anreist, hat die besseren Karten, das steht fest. Denn mit Stadioneröffnung gilt jede Eintrittskarte als Kombiticket im gesamten VVO-Bereich. Ohne diese Lösung hätte die Stadt weit mehr als die 245 Parkplätze bauen müssen. C. Pönisch


Sächsische Zeitung, 4. September 2009

Präsidium streicht Aufsichtsratschef Bohn von der Kandidatenliste

Der Unternehmer steht bei der Mitgliederversammlung im Oktober nicht zur Wahl.

Dresden. Erneuter Wechsel an der Vereinsspitze der SGDynamo

Dresden: Thomas Bohn fehlt auf der Liste der zwölf Kandidaten für den Aufsichtsrat, der von der Mitgliederversammlung am 9.Oktober gewählt werden soll. Der 32-jährige Unternehmer, Geschäftsführer der Saxoprint GmbH, war am 30.April zum Vorsitzendern des Kontrollgremiums ernannt worden.
„Die Aufstellung der Kandidatenliste erfolgte nach den Bestimmungen unserer Satzung in einem demokratischen Wahlverfahren durch das Präsidium“, sagte Hauke Haensel der SZ. Der SGD-Präsident hatte für Bohn gestimmt, die „Vize“ Diana Schantin und Frank Kaiser lehnten ihn ab – 1:2 Stimmen. Die Dresdner Stadtangestellte und der Anlagenführer im Straßenbau aus Bautzen waren vor einem Jahr von den Mitgliedern in das Ehrenamt gewählt worden.

„Ich halte es für außerordentlich unglücklich, dass Herr Bohn nicht auf der Liste steht, weil er im vergangenen halben Jahr im Aufsichtsrat die richtigen Dinge angepackt hat“, meinte Haensel. „Er hätte die Chance verdient, diesen Kurs fortzusetzen, zumal er den Verein auch als Sponsor unterstützt.“ Für die Lizenz hatte Bohn Dynamo eine Bürgschaft in sechsstelliger Höhe gewährt. Bohn wollte den Verein umstrukturieren und die Profi-Abteilung in eine Spielbetriebsgesellschaft ausgründen. „Ich habe meine Vorstellungen gegenüber dem Präsidium klar geäußert, weil es für mich keinen Sinn macht, irgendetwas zu erzählen, nur um auf die Liste zu kommen“, erklärte Bohn: „Um den Verein zu entschulden, muss er wie ein wirtschaftliches Unternehmen geführt werden.“

Über satzungskonforme Umwege könnte sich Bohn trotzdem zur Wahl stellen, sagte aber: „Ich weiß nicht, ob das Sinn macht.“ Vom bisherigen Aufsichtsrat, der auf Druck einer Mitgliederinitiative zurückgetreten war, gehören nur noch Jens Heinig (Geschäftsführer von Hauptsponsor Veolia) und Ron Fischwasser (Regionaldirektor einer Versicherung) zu den Kandidaten.

Bohn war bei Dynamo bereits der dritte Aufsichtsratschef binnen eines Jahres nach Thomas Mulansky und Hans-Jürgen Tillig. (SZ/-ler)


Stadionwelt, 3. September 2009

Bei Dynamo gehen die Lichter aus

Fannähe wird bei Dynamo Dresden groß geschrieben. Dass sie allerdings so groß ist, dass Fans Zugang zum Schaltkasten der Flutlichtanlage haben, war wohl nicht zu erwarten. Das könnte zumindest ein Grund sein, warum es beim Spiel gegen Osnabrück plötzlich dunkel wurde.

Dabei sollte der siebte Spieltag das Premierenspiel für die neue Flutlichtanlage werden. Beim 0:0 gegen den VfL Osnabrück wurde es zum Schluss allerdings dunkel. Wie Dresden Fernsehen berichtete, fielen einige Lampen der Flutlichtanlage aus, ein technischer Defekt wird ausgeschlossen. Es bleibt also nur noch die Möglichkeit, dass jemand einen Schalter umgelegt hat. Ob zufällig oder mit Absicht, kann nicht gesagt werden.


Sächsische Zeitung, 3. September 2009

Schalke zieht sich in alter Kabine um

Die Bauarbeiten am neuen Dresdner Fußball-Stadion sind bis zur Eröffnung am 15. September noch nicht vollständig abgeschlossen. Dresden. Die Vorbereitung wird „mit heißer Nadel gestrickt“, sagt Hans-Jörg Otto, der Manager des neuen Dresdner Fußballstadions, im Hinblick auf die Eröffnungsparty am 15. September. Für die Spiele der Traditionsteams von Dynamo Dresden gegen den VfB Stuttgart sowie der Drittliga-Mannschaft gegen den FC Schalke 04 sind zum ersten Mal alle Ränge freigegeben.

Der Neubau am alten Standort ist damit allerdings noch nicht abgeschlossen. So müssen sich auch die Schalke-Stars wie Torwart Manuel Neuer oder Angreifer Kevin Kuranyi im alten Steingebäude neben dem Stadion umziehen. „Die Mannschaftsräume stehen auf der Prioritätenliste ganz hinten“, sagt Otto. Auch die 18 Vip-Logen für jeweils 13 Personen, für die Interessenten jährlich 35000 bis 40000 Euro zahlen – die teureren sind für diese Saison bereits vergeben –, werden noch nicht eingeräumt sein.

„Wichtig ist vor allem, dass wir die volle Zuschauerkapazität erreichen“, sagt Otto. Bis Jahresende hat die HBM Stadien- und Sportstätten GmbH aus Düsseldorf Zeit, den Fußballtempel fertigzustellen. Feierlich eingeweiht sollte er aber werden, wenn die volle Zuschauerkapazität von rund 32000 zur Verfügung steht. „Es wäre nicht mehr etwas Besonderes, wenn man das Eröffnungsspiel vier Monate später macht“, begründet Otto.

Mit der SZ zur Stadion-Party

Tickets für den 15. September gibt es schon lange keine mehr zu kaufen, aber: Die SZ vergibt 50-mal zwei Freikarten. Allerdings nicht als Gewinnspiel, sondern für besonders verdienstvolle Helfer des Sports. Vereine – nicht nur Fußballabteilungen – können ihre Kandidaten vorschlagen: Welcher Spieler, Trainer, Funktionär hat sich für seine ehrenamtliche Tätigkeit ein besonderes Dankeschön verdient?
Einsendungen mit einer kurzen Begründung sind bis 8. September (Posteingang) zu richten an:
Sächsische Zeitung
Sportredaktion ...


Premiere für 184 Flutlicht-Strahler
Von Thilo Alexe

Die neue Lichtanlage hat den Härtetest bestanden. Dafür fiel der Ton aus.

Optimal ausgeleuchtete Ecke im neuen Rudolf-Harbig-Stadion: Der Unparteiische an der Seitenlinie hatte besten Durchblick. Foto: Robert Michael Die Premiere beginnt um 18.20 Uhr. 25 Minuten vor dem verspäteten Anpfiff fangen die ersten der 184 Leuchten zu glimmen an. Wenig später tauchen die Strahler das gesamte Spielfeld im Stadionneubau in angenehmes Licht – zwei Jahre nach der bislang letzten Flutlichtpartie.

Wie in modernen Wettkampfstätten üblich, sind die Leuchten der Marke „Arena Vision“ unter dem Dach angebracht. Noch wird die Beleuchtung von Hand hochgefahren, später soll das automatisch geschehen. In einer Lichtstärke von 1500 Lux brezeln die Strahler ihr Licht aufs Spielfeld. Damit glimmen sie doppelt so hell wie die legendären Giraffen, die für den 40-Millionen-Bau weichen mussten. Trotz der Strahlkraft: Das Licht blendet nicht.
Zum Auftakt des Osnabrück-Spiels hebt sich der Rasen deutlich vom rötlichen Abendsonnenschein ab. Die Spieler werfen jeweils vier Schatten auf das satte Grün. Jeder Strahler ist auf einen Punkt auf dem Feld ausgerichtet. Zusammen illuminieren sie den Platz gleichmäßig – am Mittwochabend auf der höchsten von fünf Stufen. Es ist die fürs Fernsehen.

Also eine gelungene Premiere? Fast. Als das Leuchten beginnt, fällt der Ton aus. Stadionsprecher Peter Hauskeller muss eine Viertelstunde schweigen. Und: In der 20. Minute zünden Chaoten bei einer strittigen Entscheidung einen Böller. Ansonsten: Licht an für die Eröffnungs-Gala am 15. September. Vielleicht fällt da ja das erste Tor unterm neuen Flutlicht.


DNN 2. September 2009

Meinhard Hemp: „Das war wie Doping"

Am 3. September 1969 fand im Dresdner Harbig-Stadion erstmals ein Fußballspiel unter Flutlicht statt

Dresden (DNN/JOL). Wenn heute Abend das erste Flutlichtspiel im neuen Rudolf-Harbig-Stadion steigt, dann wird so mancher Besucher staunend ins hell erleuchtete Rund blicken. An die Begeisterung der 30.000 Zuschauer, die fast auf den Tag genau vor 40 Jahren bei der Flutlichtpremiere in der alten Arena dabei waren, dürfte der Enthusiasmus der gut 10.000 gegen Osnabrück erwarteten Schlachtenbummler allerdings nicht heranreichen.

Am 3. September 1969 herrschte an der Lennestraße, die von 1970 bis zur Wende Dr.-Richard-Sorge-Straße hieß, Volksfeststimmung: Damals spielte Dynamo zur Einweihung der „Giraffen" gegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Verbandes (DFV) der DDR und verlor in einer spannenden Begegnung nur knapp mit 2:3(1:1).

„Das war etwas ganz Besonderes für die Zuschauer, das Stadion war ausverkauft. Flutlichtspiele gab es damals noch sehr selten. Dresden bekam eine der ersten Anlagen, die entsprechend ausgestattet waren", erinnert sich Dynamo-Legende Hans-Jürgen Dörner an diesen Tag. Mit 18 Jahren bestritt „Dixie" eine seiner ersten Partien für die DDR-Auswahl, für die er in seiner langen Karriere 100 A-Länderspiele absolvierte. Neben Hans-Jürgen Kreische war der heutige Trainer des Radebeuler BC einer von zwei Dynamos, die im Schein der vier 60 Meter hoch aufragenden Lichtmasten gegen ihren Heimatverein aufliefen. Auch „Hansi" Kreische, heute Scout beim Hamburger SV, erinnert sich gern an das Volksfest am Großen Garten. „Die Leute waren hungrig auf guten Fußball und ein Flutlichtspiel war was ganz Neues", erzählt der frühere Torjäger. Gegen seinen Verein und seinen Heimtrainer Walter Fritzsch anzutreten, das fand er schon ein wenig „komisch". Beide Seiten nahmen die Partie sehr ernst. „Die Jungs haben sich schon mächtig reingekniet, das Spiel war ziemlich ausgeglichen", blickt Kreische zurück. „Wir haben alles gegeben, das Flutlicht hat uns unwahrscheinlich motiviert, das war wie Doping", erinnert sich Meinhard Hemp. Im Alter von 27 Jahren spielte der heutige Rentner im Mittelfeld der SGD-Elf und jubelte kräftig mit, als die Sachsen die Mannschaft von Verbandstrainer Harald Seeger in Bedrängnis brachten. Der Jenaer Torjäger Peter Ducke hatte die Auswahl in der 31. Minute zwar mit 1:0 in Front gebracht, doch Dynamo-Stürmer Siegfried Gumz glich postwendend aus (32.). Nach der Halbzeitpause gelang Horst Rau, der 40 Jahre später den Meißner SV als Trainer betreut, der 2:1-Führungstreffer (57.). Peter, der jüngere der beiden berühmten Ducke-Brüder, egalisierte fünf Minuten später (62.). Erst der Berliner Gerhard Körner (88.) ersparte mit seinem Siegtreffer der DFV-Auswahl eine Blamage.

Die Fachzeitschrift „FU-WO" urteilte damals: „Dynamo war ein guter Übungspartner. Ehrgeizig, den Ehrgeiz aber nie übertreibend, prüften die Schützlinge von Walter Fritzsch unsere Auswahl auf Herz und Nieren." Seeger, der kurz vor Weihnachten wegen der verpassten WM-Qualifikation seinen Hut nehmen musste, ärgerte sich: „Wir haben das Geschehen nicht ständig, sondern etwa nur im letzten Drittel des Spiels bestimmt." Ein Lob von der „FUWO" bekam nicht nur die Dresdner Mannschaft, sondern auch ihr frenetisch feierndes Publikum. Schon zum Vorspiel der Bezirksauswahl Dresden gegen die mit Eduard Geyer angetretene DDR-Nachwuchsauswahl (Endstand 1:1) sei das Stadion halbvoll gewesen, heißt es. „Dynamo darf sich glücklich schätzen! Wer über solch ein Publikum verfügt, der hat die Verpflichtung, ihm durch entsprechende Leistungen zu danken", schrieb Autor Klaus Schlegel. Was in den folgenden Jahren, den „Goldenen Siebzigern", noch passieren sollte, konnte er noch nicht ahnen. Mit der Flutlichtanlage (104 Lampen mit einer Leistung von insgesamt 208 Kilowatt erzeugten eine Lichtstärke von anfangs 570 Lux) war eine Voraussetzung für die großen Europapokal-Nächte geschaffen worden. Der Veteran Meinhard Hemp glaubt: „Unter Flutlicht haben wir unsere besten Spiele gemacht."

Dynamo Dresden: Meyer, Ziegler, Pfeifer, K.Sammer, Ganzera, Hemp, Hofmann, Walter, Heidler, Rau, Gumz

DDR-Auswahl: Croy (Zwickau), Stein (Jena) 46. Fräßdorf (Vorwärts Berlin), Urbanczyk (Halle), Seehaus (Rostock), Bransch (Halle), Dörner (Dyn. Dresden), Irmscher (Jena) 68. Körner (Vorwärts Berlin), P. Ducke (Jena), Frenzel 46. Löwe (beide Lok Leipzig), Kreische (Dyn. Dresden), Vogel (Karl-Marx-Stadt)
Schiedsrichter: Rudi Glöckner (Markranstädt)