Jahr 2009



Wochenkurier, 28. Juli 2009

Einwurf von Gert Zimmermann

Der Countdown läuft. Bis zum 15. September, der Stadioneröffnung.

Zwar werden Logen und VIP-Räume spätestens Anfang November beziehbar sein. Wenn aber zum ersten Mal über 32.000 Besucher rein dürfen in die neue Schüssel, dann soll es halt so sein. Der Einweihungsgegner ist mit dem FC Schalke 04 wahrlich ein namhafter.
Und mit dem Auftritt der 89er Meistermannschaft gegen den VfB Stuttgart kommen bei vielen tausenden älteren Dynamo-Anhängern plötzlich wieder die Gefühle hoch. Tatsache, 20 Jahre danach noch einmal eine Wiedergeburt des damals sagenumwobenen UEFA-Cupspiels.

Rückblende: Über 100.000 Kartenbestellungen lagen auf der Geschäftsstelle. Ein großer Plan wurde geboren. 35.000 drin im Stadion und draußen auf der Cockerwiese unmittelbar vor dem Arnhold-Bad sollte zum ersten Mal in der Republik das Massenerlebnis Fußball vor einer Videoleinwand stattfinden.
Praktisch mit Anfeuerung aus dem eigenen Stadion und in nächster Nähe. Für die Unkosten sollten damals drei DDR-Mark genommen werden. Alles war eigentlich angerichtet, dann passierte das Unglück vor der Pferderennbahn in Dresden-Seidnitz. Dort sollten an einem Sonnabendmorgen die Tickets verkauft werden. Doch schon freitags abends standen, saßen gut 40.000 auf dem Parkplatz.
Ein Gerücht machte die Runde. Dies besagte, der Verkauf ginge schon eher los. Plötzlich brach Panik aus. Von hinten wurde gedrängelt und geschubst, was das Zeug hielt. In der vordersten Front brachen alle Dämme. Tote gab es keine, aber einige Schwerverletzte mussten in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Damit war auch die Veranstaltung vor dem Stadion geplatzt.
Dynamo schied übrigens nach einem 1:1-Unentschieden gegen die Schwaben aus. Die hatten das Hinspiel mit 1:0 gewonnen. Schon damals bekamen die Funktionäre der FIFA graue Haare. Denn das Stadion war natürlich nicht in dem Zustand, um ein Europapokal-Endspiel ausrichten zu können.

Der Gegner wäre der SSC Neapel mit Maradona gewesen. Im UEFA-Pokal wurde auch der finale Sieg in zwei Spielen bei den jeweiligen Mannschaften ausgetragen. Ja, es war was los in Fußball-Elbflorenz. Auch die Vereinigungs-Gala am 26. März 1990 war binnen 12 Stunden ausverkauft.

Garantiert kommen auch die Sportfreunde, die damals glückliche Jahreskarten-Inhaber waren, am 15. September erneut in ihre Stätte.


Wochenkurier, 14. Juli 2009

Einwurf von Gert Zimmermann

Wenn die Verantwortlichen von Dynamo Dresden den guten alten Satz „Houston, wir haben ein Problem“ per E-Mail in die texanische Stadt senden würden, vielleicht könnte ihnen geholfen werden.

Fieberhaft suchen die Schwarz-Gelben immer noch nach einem Gegner für das Stadion-Eröffnungsspiel. Das soll ja immer noch am 15. September steigen, obwohl dann zwar 33.000 Besucher in die neue Schüssel könnten, aber vermutlich die beiden Stadionkneipen einschließlich der Logen noch nicht fertig sind. Bis Mitte Dezember werden die Arbeiten andauern, bis das Schmuckkästchen dann endgültig steht.

Am 15. September steigt die Champions League in den Spielbetrieb ein, einen Tag später die neu gegründete Euro-League. Wen also nehmen für ein attraktives Spektakel? Die Bayern, auch Rapid Wien werden bereits spielen. Aber ein Klub könnte für eine mehr als neugierige Kulisse sorgen. Dynamo Houston, der Marktführer in der Western Conference und zweifache Meister im US-amerikanischen Fußball. Wo sich doch gerade Dresden als würdiger Gastgeber für eine Schlafeinheit des US-Präsidenten mehr als empfohlen hat. Genau, Dynamo im Land des Kapitalismus. Die meisten wissen noch gar nichts von diesem Verein, der am 15. Dezember 2005 per Internetabstimmung der Fangemeinde wie Phönix aus der Asche entstand. Und der geführt wird von der Anschütz Entertainment Group. Genau von dem Unternehmen, welches in der deutschen Hauptstadt neben dem Ostbahnhof die modernste Halle entstehen ließ, in der die Berliner Eisbären, weiterhin liebevoll mit Dynamo-Sprechchören unterstützt, ihre Heimstatt gefunden haben. Vor allem, der Kreis würde sich endlich schließen für die Befürworter, die immer am Namen festhielten. Obwohl so viele wichtigen Menschen in Dresden bereits 1990 den Namen verteufelten. Dynamo, das war verpönt in der gerade neu herrschenden Klasse. Nur die Menschen in dieser Stadt wollten davon überhaupt nichts wissen. Deshalb dauerte es auch nachweislich so lange, bis endlich dieses Stadion gebaut wurde. Mit der Konsequenz, dass erneut Dynamo finanziell dafür büßen soll. Politisch gesehen wäre die Eröffnungsveranstaltung mit einer amerikanischen Dynamo-Mannschaft genau der richtige Kick für alle Festredner. Ich höre schon den Satz in den Ohren klingen. Dynamo in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.


Sächsische Zeitung, 14. Juli 2009

Dynamo-Stadion erhält heute neuen Rasen

Das neue Dresdner Stadion erhält heute sein Herzstück. Arbeiter verlegen den Rasen auf dem Spielfeld. Mehr als 20 Lastwagen liefern das Grün aus den Niederlanden an. Es stammt vom dort ansässigen Spezialproduzenten Hendriks. Die Firma hat auch das Madrider Bernabeu-Stadion ausgerüstet.

Angeliefert werden nach Angaben von Stadionbauleiter Kay-Uwe Panzer 8000 Quadratmeter Rasen. Das Grün wurde in den Niederlanden angepflanzt, fachmännisch geschält und dann zu 2,40 breiten und rund 15 Meter langen Rollen geformt.

Das Verlegen des Rasens wird voraussichtlich heute, spätestens jedoch am Mittwoch abgeschlossen sein. Zuvor wurde auf dem Gelände des Spielfeldes eine Rasenheizung verlegt. Arbeiter installierten zudem Drainagen. Damit Regenwasser fließend und nicht stehend versickert, ist der Mittelkreis zwölf Zentimeter höher als die Spielfeldränder. Das fließende Versickern schadet dem Platz weniger.
(SZ/ale)


Sächsische Zeitung, 13. Juli 2009 (Auszug)

Kaiser spricht nicht mehr vom Aufstieg

Am Ende des Trainingslagers redet der Holländer über Saisonziel, Kadergröße, Hierarchie und die Vorteile des neuen Stadions.

...

Im September wird das neue Stadion eröffnet. Die Spieler fiebern dem Datum regelrecht entgegen, setzen große Hoffnungen in die gewaltige Kulisse. Könnte sich der Vorteil womöglich sogar in einen Nachteil wandeln, wenn die Mannschaft übermotiviert ist und es besonders gut machen möchte?

Das glaube ich nicht. Das neue Stadion wird für Gänsehaut sorgen. Der Druck ist allenfalls positiv und setzt noch einmal zehn Prozent mehr Leistung frei. Trotzdem werden wir natürlich nicht jedes Heimspiel gewinnen.
Gespräch: Daniel Klein


BILD, 4. Juli 2009

Die Stufen der Leiden

Bei 36 Grad wurde das neue Stadion für die Dynamo-Profis zum Schwitzkasten
Von TIM SCHLEGEL

Das neue Harbig-Stadion steht kurz vor der Vollendung. Die Vorfreude bei den Dynamo-Fans auf die supermoderne Arena ist riesengroß. Aber für die Spieler wurde das „heilige Rund“ jetzt zum Schwitzkasten...

Gestern Mittag kurz vor Elf Uhr: Am Ende einer knallharten Kraft-Einheit mit Hanteln, Medizinbällen und Gummiseilen mussten die Drittliga-Profis auf der Tribüne ran – Treppenläufe bis unters Stadion-Dach.

Die Stufen der Leiden!

Genau 84 an der Zahl mussten erklommen werden. Mit jeweils drei kurzen Zwischensteps pro Stufe. Und das insgesamt fünf Mal bei brutalen 36 Grad in der Sonne.
„Das ist das Alpe d´Huez des Fußballs“, schnaufte Keeper Axel Keller (32) in Anspielung auf die gefürchtete Berg-Etappe der Tour de France. Und Kapitän Maik Wagefeld (28 ) gab zu: „Nach der Hälfte fängt es an wehzutun.“
Co-Trainer Jan Seifert (40), der anstelle von Chefcoach Ruud Kaiser (aus familiären Gründen in Holland) den „Quälix“ gab: „Eigentlich ist das Stadion für diesen Zweck noch zu klein gebaut. Es könnten ruhig noch ein paar Stufen mehr bis nach oben sein.“
Doch die Kicker ließen sich von solchen „Provokationen“ nicht aus der Reserve locken. Im Gegenteil! Ronny Nikol (34) mit süß-saurem Grinsen: „Wenn man oben angekommen ist, hat man eine herrliche Aussicht.“ Und Sascha Pfeffer (22) erklärte ganz cool: „Wenn man fit ist, geht alles.“
Die Dynamos werden die Stufen der Leiden in wohl noch einige Male erklimmen müssen. Schließlich wollen sie in der Tabelle auch weit oben ankommen...


BILD, 2. Juli 2009

Dynamo Dresden - Sinnlos-Strafe für Dynamo

Zwei Geisterspiele im Sachsenpokal! Dabei kann der Verein als Drittligist höchstens einmal Heimrecht haben...

Das neue Stadion in Dresden soll im Sachsenpokal 2009/10 leer bleiben. Aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass Dynamo in diesem Wettbewerb überhaupt ein Heimspiel hat
Foto: Jürgen Männel

Peinlich! Offensichtlich kennt sich das Sportgericht des Sächsischen Fußballverbandes mit den eigenen Durchführungsbestimmungen für den Landespokal nicht richtig aus. Dynamo wurden nämlich nach den Vorfällen beim Cupsieg der zweiten Mannschaft in Leipzig (Bild berichtete) neben einer Geldstrafe von 7000 Euro auch noch zwei Geisterspiele im Pokalwettbewerb 2009/10 aufgebrummt. Doch diese Strafe ist sinnlos!

Grund: Dynamo kann als Drittligist höchstens ein Heimspiel haben – und zwar gegen Liga-Konkurrent Erzgebirge Aue. Denn im Sachsencup haben bis ins Finale die unterklassigen Teams Heimrecht.
Die Sinnlos-Strafe gegen Dynamo! Selbst SFV-Geschäftsführer Bernd Kraus räumt ein: „Ein unglückliches Urteil. Man sollte schon mit Strafen arbeiten, die in der Praxis auch greifen.“

Begründet wurde das Urteil damit, dass beim 2:1-Finalsieg nach Verlängerung gegen Plauen Dynamo-Fans zur Jubelfeier auf den Platz stürmten, Tornetze beschädigten und Rasenstücke herausrissen. Hinzu kam, dass Keeper Benjamin Kirsten mit einem Bengalo durchs Leipziger Zentralstadion rannte.
Auch wenn Strafe sein muss – Dynamo wird Berufung gegen das Urteil einlegen. „Wir lassen uns gerade juristisch beraten“, sagt Geschäftsführer Stefan Bohne (35). „Da im Pokal die Einnahmen zwischen beiden Teams geteilt werden, bekäme der Gegner bei einem Spiel in Dresden ohne Zuschauer keinen Cent. Aue würde also mitbestraft, wenn es dazu kommen sollte.“

Auch gegen die Strafe für Kirsten will Dynamo vorgehen. Der Sohn von Stürmer-Idol Ulf Kirsten muss für seine Fackel-Dummheit zusätzlich zur Vereinstrafe (4000 Euro, drei Pflichtspiele Sperre) weitere 2000 Euro an den Verband zahlen. Außerdem wurde er vom SFV bis 30. August für jeglichen Spielbetrieb gesperrt.