Jahr 2012


Sächsische Zeitung, 21. Juni 2012

Sachsens Wirtschaft kommt nicht ohne Fußball aus

Dresden. Das interessiert auch Steuerberaterinnen und Klinik-Personalräte: Während der Fußball-Europameisterschaft versuchen Veranstalter von Wirtschaftstagungen in Sachsen, ihr Programm mit Ballsport attraktiver zu machen.

Zum Beispiel die Volks- und Raiffeisenbanken in Sachsen: Sie erwarten heute 400 Unternehmerkunden im Dresdner Kongresszentrum. Die hören zunächst Reden über die Energieversorgung der Zukunft. Doch später tritt der Mannschaftsarzt des Fußballbundesligisten FSV Mainz 05 auf, Dr. Klaus Gerlach. Er klärt das Publikum auf, wie Führungskräfte stille Reserven für ihre Fitness nutzen. Sachsens Steuerberaterkammer lädt ihre Mitglieder zur selben Zeit gleich ins Dresdner Stadion . Die hören dort zunächst Vorträge zum Datenschutz – und schauen sich dann auf der Leinwand die Fußball-EM an.

Dabei vermeiden sie ein Zusammentreffen mit 150 Betriebs- und Personalräten, denn die kommen dann morgen in die Dynamo-Heimstätte. Vor dem gemeinsamen „Public Viewing“ der EM-Übertragung beschäftigt sich diese Arbeitnehmerkonferenz auf Einladung der SPD-Landtagsfraktion mit Industriepolitik – und mit der Gewerkschaft der Vertragsfußballspieler.


Sächsische Zeitung, 20. Juni 2012

Die Verlegenheiten des Herrn Verleger

Der Cheforganisator der Frauen-Fußball-WM, des Kirchentages und der Schacholympiade geriet ins Visier der Rechnungsprüfer. Nun plant er einen überraschenden Abgang.
Von Juliane Richter

Der Verkauf einer Ehrenkarte zur Frauen-Fußball-WM hat für Jörn Verleger alles verändert. Seit knapp einem Jahr steht der einst gefeierte Veranstaltungsmanager in der Kritik. Nun plant er, Dresden zu verlassen – womöglich bevor alle offenen Fragen geklärt sind. Foto: Steffen Unger

Verspätete Vertragsunterzeichnungen, überteuerte Baumaßnahmen und nicht eingehaltene Vorschriften. Das ist nur ein Teil der Kritik des 48 Seiten langen Berichtes der Rechnungsprüfer am städtischen Veranstaltungsbüro.
Dresdens Stadträte hatten diese Untersuchung beauftragt. Auslöser dafür war ein Vorfall bei der Frauen-Fußball-WM im Juli 2011. Damals hatte der Chef des städtischen Veranstaltungsbüros, Jörn Verleger, eine Ehrengastkarte unerlaubt an einen Fan verkauft. „In der Folge kam es zu einer Reihe von Hinweisen auf weitere Unregelmäßigkeiten bei der Arbeit des Veranstaltungsbüros“, heißt es im entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion. Rund vier Monate haben die Mitarbeiter des Rechnungsprüfungsamtes Unterlagen gesichtet und Beteiligte befragt.
Das Ergebnis der Prüfung ist streng vertraulich. Der SZ liegt das Papier vor. Darin heißt es, „dass vieles nicht dokumentiert, oft mündlich besprochen und eher formlos abgehandelt wurde.“

Kritik gibt es vor allem an den Umbauten im Stadion für die Frauen-Fußball-WM. So musste die Pressetribüne nachträglich angebaut werden. Einer ersten Schätzung zufolge sollte sie rund 270000 Euro kosten, schlug dann aber mit rund 767000 Euro zu Buche. „Es kann davon ausgegangen werden, dass die [...] Medientribüne bei klaren Konzeptionen, Kompetenzverteilungen und wohl auch bei besserer interner Kommunikation mit geringeren Kosten hätte hergestellt werden können“, heißt es im Bericht. Weil die Pressetribüne nun auch bei den Zweitligaspielen von Dynamo Dresden genutzt wird, wäre eine Beteiligung des Stadionbetreibers an den Kosten „angebracht gewesen“. Die ist nicht erfolgt. Kritik gibt es auch am Rasenaustausch vor der WM. Der kostete die Stadt rund 133000 Euro – obwohl hierfür vertraglich ebenfalls der Stadionbetreiber in der Pflicht gewesen ist. Für die Prüfer wäre eine „Zwischenlösung“ denkbar gewesen, aber keine komplette Kostenübernahme. Auch dafür wieder verantwortlich: Jörn Verleger.

Staatsanwalt ermittelt

Auch bei der Kasse für die Einnahmen des von Verleger geführten Veranstaltungsbüros ist dem Bericht zufolge nicht alles nach Vorschrift gelaufen. Eigentlich sollte täglich mit der Stadtkasse abgerechnet werden, das wurde teils aber nur aller zwei bis fünf Tage gemacht.
Das Fazit der Prüfer: „Im Ganzen kann festgestellt werden, dass die erfolgreiche Durchführung der Veranstaltungen zeitweise gefährdet war, aber letztendlich doch gelang.“

Der Bericht ist nicht die einzige Kritik an Dresdens Cheforganisator Verleger. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn. „Es laufen Untersuchungen wegen des Verdachts der Untreue“, sagt Sprecher Lorenz Haase. Verleger, der nun wieder als Abteilungsleiter im städtischen Bäderbetrieb arbeitet, plant indes, Dresden zu verlassen. Ab 1. Oktober soll er als Geschäftsführer des Grünwalder Freizeitparks bei München arbeiten. Auf 120000 Quadratmetern ist er dort für zahlreiche Sport- und Schwimmanlagen verantwortlich.
Der Grünwalder Gemeinderat hat Verleger vor Kurzem als neuen Geschäftsführer bestellt. Auch der neue Arbeitgeber hat den Vertrag bereits unterschrieben. Verleger selbst wollte sich gestern nicht zu den „persönlichen Angelegenheiten“ äußern.


Sächsische Zeitung, 13. Juni 2012

Dynamo darf Trainingsplatz nicht ausbauen
Von Juliane Richter

Der Besitzer hat den Einbau einer Drainage abgelehnt. Nun braucht der Verein dringend eine Alternative.

Die Trainingsbedingungen von Dynamo Dresden im Großen Garten sind laut Pressesprecher Enrico Bach „einem Zweitligatraining“ nicht angemessen. Der von Sportchef Steffen Menze voreilig ausgeplauderte Plan, die Bedingungen mithilfe einer Drainage und einer Bewässerung zu verbessern, haben sich nun jedoch zerschlagen. In den nach Menzes Vorstoß geführten Verhandlungen konnte der Verein den Besitzer, den Staatsbetrieb Schlösser und Gärten, nicht von den bis zu 80000 Euro teuren Arbeiten überzeugen.

Platz für die Parkeisenbahn

In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es: „Der Einbau einer Drainage ist nicht möglich, da er mit dem Charakter des Gartendenkmals nicht vereinbar ist und der Verein ohnehin an einem mittelfristigen Auszugskonzept arbeitet.“ Der aktuelle Vertrag über das Trainingsgelände im Großen Garten läuft noch bis Juni 2013. Ob dieser Vertrag danach verlängert wird, hält sich der Staatsbetrieb bislang offen. Fest steht, dass es schon längere Zeit Pläne gibt, auf dem jetzigen Trainingsgelände eine weitere Gleisschleife für die Parkeisenbahn zu bauen.

Dynamo muss früher oder später eine Alternative finden. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Dynamo, Thomas Bohn, hofft zunächst auf eine Vertragsverlängerung, um danach ein dauerhaftes, neues Gelände präsentieren zu können. „Mit der damaligen Geschäftsführung war geplant, eine Studie zu erstellen, was optimale Trainingsbedingungen sind, und wo sie erfüllbar sind“, sagt Bohn. Das sei bisher nicht geschehen, müsse aber durch den neuen Geschäftsführer erfolgen. Bei den Analysen, welche Standorte denkbar sind, setzt Bohn auf die Zusammenarbeit mit der Stadt. Sportstättenchef Sven Mania will dem Verein helfen. „Die Stadt kann aber definitiv finanziell und zeitlich kein neues Trainingszentrum stemmen. Die Hauptinitiative muss vom Verein ausgehen.“


Harte Strafe für Dynamo gefordert

Die Dresdner sollen für das erste Heimspiel nur 13000 Karten verkaufen dürfen.
Der Deutsche Fußball-Bund greift durch. Neun Vereine müssen nach Ausschreitungen von Fans mit harten Strafen rechnen, darunter auch Dynamo Dresden. Der Kontrollausschuss fordert in seinem Antrag an das Sportgericht außer einer Geldstrafe von 20000Euro, dass beim ersten Heimspiel der neuen Saison nur 10000 Heim- und 3000 Gästefans zugelassen werden. Die Stehplätze sollen geschlossen bleiben.
Dynamo soll damit für die Becherwürfe in Richtung des Schiedsrichter-Assistenten beim Heimspiel gegen 1860München sowie die Vorkommnisse zum Saisonfinale beim FSVFrankfurt bestraft werden. Dabei werden gleich vier Vergehen aufgelistet: Sturm der Einlasskontrolle, Eindringen von Zuschauern in den Innenraum, Beschädigung der Banden, Zünden von Pyrotechnik. Dynamo prüft einen Einspruch, der bis Montagvormittag eingelegt werden kann.
Am härtesten bestraft werden soll Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Wegen Vorkommnissen in drei Rückrundenspielen der 2.Bundesliga und in beiden Relegationsspielen gegen Hertha BSC fordert der Kontrollausschuss, dass Fortuna mit einem Geisterspiel in die erste Liga startet und zudem 100000 Euro Geldstrafe zahlt.

Auch der Karlsruher SC soll sein erstes Heimspiel in der 3.Liga vor leeren Rängen austragen. Hertha, der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt dürften gemäß Antrag maximal 20000 Tickets für den Saisonstart im eigenen Stadion verkaufen. Geldstrafen sollen Borussia Dortmund, Bayern München und Jahn Regensburg zahlen. (dpa)