Jahr 2012



Sächsische Zeitung, 19. Mai 2012

Leserbriefe
Zu „Dynamo will Trainingsplätze ausbauen“, in der SZ vom 10. Mai

Dynamo sollte im Großen Garten bleiben


In meinen Augen ist eine langfristige Lösung der Trainingsplatzfrage inzwischen mehr als überfällig. Bereits während der Planungsphase wurde die Errichtung eines vollwertigen Trainingsplatzes auf dem Gelände des neuen Stadions durch den Beschluss torpediert, den alten Dohnaischen Weg an der Bürgerwiese wiederzuerrichten. Dadurch wurde das eigentliche Stadiongelände zu klein, für einen wettkampftauglichen Trainingsplatz. Bleiben also die Trainingsplätze im Großen Garten. Bei allem Respekt für das großartige Engagement der Parkeisenbahner halte ich eine Erweiterung für völlig überflüssig – das Konzept der Parkeisenbahn funktioniert, so wie es ist. Meiner Meinung nach sollte sich das Land Sachsen (bzw. die nachgeordneten Staatlichen Schlösser und Gärten) das Geld für die geplante Erweiterung der Parkeisenbahn sparen und das Geld – zusammen mit den Mieteinnahmen durch die Trainingsstätte von Dynamo Dresden – nutzen, um den unsäglichen Parkeintritt für den Pillnitzer Schlosspark wieder abzuschaffen.
Dan Krügel, Dresden-Südvorstadt


Sächsische Zeitung, 18. Mai 2012

„Wir müssen die Fans mitnehmen“

Andreas Ritter sorgt sich um den deutschen Fußball. Der Dynamo-Präsident setzt deshalb auf den Dialog – und auf klare Strafen.

Herr Ritter, wie bewerten Sie die Ausschreitungen bei Fußballspielen zum Saisonfinale?

Kritisch. Wir müssen diese Spirale der Gewalt dringend stoppen, andernfalls mache ich mir ernsthafte Sorgen um unseren Fußball. Und das nicht erst seit den jüngsten Vorkommnissen. Wir haben nach den Ausschreitungen bei unserem Pokalspiel in Dortmund gesagt: Es ist kein Problem allein von Dynamo Dresden oder des Ostens, sondern ein gesamtgesellschaftliches. Der Fußball wird als Ventil benutzt.

Fühlen Sie sich nun bestätigt und sagen: Bei Dynamo ist es doch nicht so schlimm?

Nein, es geht nicht darum, ein Vorkommnis mit dem anderen zu vergleichen. Wir müssen uns schnellstens zusammenfinden, um vor der neuen Saison wirksame Maßnahmen zu beschließen. Der DFB muss seine Führungsrolle wahrnehmen.

Welche Maßnahmen?

Wir sollten grundsätzlich umdenken. Fußball ist ein Massenevent geworden. Das zeigen die steigenden Zuschauerzahlen nicht nur in Dresden. Wir müssen die Fans mitnehmen, mit ihnen kommunizieren. Eine Ursache dafür, dass sich die Lage verschärft hat, war der Abbruch der Gespräche über die Legalisierung der Pyrotechnik.

Wie ist das Problem zu lösen?

Dafür habe ich auch kein Patentrezept. Entweder, man nimmt den Dialog wieder auf, oder man muss die Gesetze anpassen. Die Ermittlungsverfahren gegen die Täter werden wegen Geringfügigkeit eingestellt oder als Ordnungswidrigkeit mit 35Euro bestraft. Aber der Klub wird zu 8000 Euro verurteilt.

Hat die Fangruppe „Ultras“ zu viele Privilegien?

Es ist nicht erwiesen, dass solche Vorkommnisse allein den Ultras zuzuschreiben sind. Deshalb verwahre ich mich dagegen, diese Szene zu kriminalisieren. Sie gehört zur Fankultur genauso, wie wir mit Kind und Kegel ins Stadion gehen wollen. Ihre Choreografien möchte ich nicht missen.

Was kann man sonst tun, um Ausschreitungen zu verhindern?

Der DFB muss einen klaren Strafenkatalog aufstellen. Jeder Fan muss wissen, welche Strafe er riskiert, damit eine Hemmschwelle da ist. Wenn er weiß, nach einem Platzsturm wird der Verein disqualifiziert, hält ihn das vielleicht davon ab. Zudem brauchen wir zertifizierte Sicherheitsdienste mit verbindlichen Vorgaben. Die unterschiedlichen Standards sind bei Auswärtsspielen ein großes Problem.

Was halten Sie von dem Vorschlag, Stehplätze abzuschaffen?

Nichts, weil wir damit die Leute vom Fußball ausgrenzen, die sich preisintensivere Sitzplatzkarten nicht leisten können. Eine solche Klassengesellschaft kann nicht das Ziel im Sport sein.

Was hat sich seit den Vorfällen bei Dynamos Pokalspiel in Dortmund vonseiten des DFB bewegt?

Nach meinem Kenntnisstand sehr wenig bis gar nichts.

Hat der DFB auf Ihre Einladung zum Gespräch reagiert?

Nein. Es gab die Anhörung vor dem Sportausschuss im Bundestag, wo wir unsere Position darlegen und unsere Erfahrungen schildern konnten. Wir haben vereinbart, dass Herr Große Lefert (DFB-Sicherheitschef/d.A.) zu Beginn der neuen Saison nach Dresden kommt.
Das Gespräch führte Sven Geisler.


Sächsische Zeitung, 11. Mai 2012

Grüne kritisieren Dynamo-Pläne

Die Grünen-Fraktion im Stadtrat reagiert mit Unverständnis auf den Plan von Dynamo Dresden, die Trainingsfläche im Großen Garten auszubauen. Der Vorstoß von Dynamo „ist aus denkmalschützerischer Sicht nicht akzeptabel“ sagt die Sprecherin für Denkmalschutz Ulrike Hinz. Dynamo möchte mit Ent- und Bewässerungsanlagen die Trainingsbedingungen verbessern.


Sächsische Zeitung, 10. Mai 2012

Dynamo will Trainingsplätze ausbauen
Von Juliane Richter

Der Verein verhandelt mit dem Freistaat über eine Entwässerung der Fläche im Großen Garten. Der Ausbau der Parkeisenbahn wäre damit vorerst vom Tisch.

Zweitligist Dynamo Dresden will die Trainingsbedingungen auf der Fläche im Großen Garten verbessern. Wie Sportchef Steffen Menze nun äußerte, sollen für rund 60000 bis 80000 Euro eine Drainage verlegt und eine Bewässerung installiert werden. „Die Bedingungen sind einem Zweitligatraining nicht angemessen“, sagt Dynamo-Sprecher Enrico Bach. Während bei Regen bisher das Wasser nicht abfließe, wäre im Sommer eine Bewässerung des Rasens sinnvoll.

Schnelle Lösung gesucht

„Wir sind aber nicht der alleinige Entscheider. Wir verhandeln derzeit mit dem Besitzer und haben deshalb auch noch keinen konkreten Zeitplan“, so Bach. Der Verein sei aber durchaus daran interessiert, die Arbeiten schnellstmöglich durchzuführen. Besitzer der Fläche sind die Staatlichen Schlösser und Gärten. Laut Sprecherin Gisela Ohme ist der Dynamo-Wunsch dort am Dienstag eingetroffen und wird nun geprüft. „Fakt ist, dass wir einen bestehenden Vertrag bis Juni 2013 haben“, sagt Gisela Ohme.

In den vergangenen Jahren hatten die Staatlichen Schlösser und Gärten wiederholt geäußert, die Fläche zurückzunehmen und dort eine weitere Gleisschleife für die Parkeisenbahn verlegen zu wollen. „Langfristig gesehen besteht dieser Plan auch noch“, so Ohme. Für Dynamo bedeutet das, sich früher oder später nach einem neuen Trainingsgelände umzuschauen. Der bisherige Platz war einst nur als Provisorium angelegt, hat jedoch den Vorteil, dass die Spieler die Umkleiden und auch den Physiotherapiebereich im gegenüberliegenden Stadion nutzen können.


Sächsische Zeitung, 2. Mai 2012

Das ist Dynamos neuer Chef
Von Sven Geisler

Christian Müller stammt aus Köln. Aber zu Dresden hat er eine ganz besondere Beziehung. Nun kommt er als Geschäftsführer. Mit klaren Vorstellungen, aber ohne Prioritätenliste.

Sein erster offizieller Termin als Dynamo-Geschäftsführer: Christian Müller wurde gestern im Stadion vorgestellt. Foto: Frank Dehlis

Nach Dresden ist er schon damals gern gefahren. Wenn in dem „etwas verschlafenen Bergdörfchen“ Freiberg die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Von Ostern 1996 bis Ende 1999 beschäftigte sich Christian Müller an der Bergakademie wissenschaftlich mit dem Aufbau von Vereinsstrukturen und der Organisation von Sportligen. Gestern wurde er als neuer Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten SGDynamo vorgestellt.

Für Präsident Andreas Ritter war der 48-Jährige der „Wunschkandidat“. Und auch der Aufsichtsrat sei sich hundertprozentig einig gewesen, dass Müller zum Verein passt, berichtete dessen Vorsitzender Thomas Bohn. Die SZ stellt den neuen starken Mann im Verein vor:

Seine bisherigen Stationen

Müller wurde in Köln geboren und sammelte nach Banklehre und Studium zum Diplom-Kaufmann beim 1.FC seine ersten beruflichen Erfahrungen als Vorstandsassistent und später Leiter der Geschäftsstelle. „Damals konnte sich dort niemand vorstellen, dass der Klub jemals nicht erstklassig sein werde“, erzählt Müller. Von der Bergakademie wechselte er 1999 zu einer Unternehmensberatung und gehörte seit Gründung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) 2001 zur Geschäftsführung, vertrat die Bundesliga in Lizenzierungsfragen bei der Uefa. Sein Vertrag wurde im Februar 2010 aufgelöst, nicht nur wegen struktureller Veränderungen, wie es offiziell begründet worden war. „In einem Kollegium gibt es in der Regel Spannungen, zumal wenn man im Lichte der Öffentlichkeit steht“, erklärte Müller.
Er gilt als ein Querdenker. So hatte er 2004 empfohlen, Borussia Dortmund wegen der damaligen finanziellen Probleme die Lizenz zu verweigern. Der Liga-Vorstand entschied anders. Von seinen Kontakten zu den Verbänden könnte Dynamo profitieren. „Natürlich habe ich sehr enge Drähte und sicher das Privileg, gehört zu werden“, sagt Müller, warnt aber vor falschen Hoffnungen: „Die Hausaufgaben müssen hier erledigt werden.“

Seine Beziehung zu Dresden

Am Vormittag hatte er den Blick vom Schillergarten auf das Blaue Wunder und die Elbe genossen, er schwärmt vom Sauerbraten, der nur hier so gut sei wie im Rheinland. Von der Attraktivität der Stadt musste Müller nicht erst überzeugt werden. Und auch mit Dynamo hatte er schon ein paar Mal geflirtet, wie er zugibt. „Ich habe es immer als Alternative gesehen, nach der Zeit bei der DFL wieder in einem Klub zu arbeiten, und da kommen nicht viele infrage.“
Dynamo sei für ihn gerade deshalb interessant, weil es im Gegensatz zum Beispiel zum FCBayern München nicht darum gehe, einen perfektionierten Standard zu halten, sondern „einen Beitrag zu leisten, einen tollen Klub erfolgreicher zu machen“. Von Dresden schwärmen sehr viele, aber die meisten verbinden das nicht mit einem erstklassigen Fußballklub, meint Müller: „Das ist meine Vision: Dass man bei Dresden außer an die Brühlsche Terrasse oder die Elbschlösser auch an Dynamo denkt.“ Im Osten sei das zweifellos aufgrund der glorreichen Vergangenheit bereits der Fall. „Allerdings gibt es Regionen, wo sich Dynamo besser profilieren könnte. Das ist die Herausforderung für die Zukunft.“

Die muss allerdings noch ein wenig auf ihn warten. Müller kann seine Tätigkeit erst Mitte Juni aufnehmen, weil er als Dozent noch Vorlesungen für den Magisterstudiengang Sportmanagement an der Universität Heidelberg hält. Vorerst bleibt seine Frau Charlotte mit den beiden Söhnen (14Monate und 13Jahre) in Köln. Bevor seine Familie ihr gewohntes Umfeld aufgibt, will Müller die Probezeit abwarten. Vor Weihnachten können beide Seiten noch einmal prüfen, ob sie tatsächlich zueinander passen und den Zwei-Jahres-Vertrag erfüllen. Müller geht die Aufgabe enthusiastisch an, ist sich aber bewusst: „Welche Klippen mich im Verein erwarten, wird sich noch zeigen.“

Seine Ziele mit Dynamo

Schon vor seinem ersten Arbeitstag verteilte Müller ein Extralob an seine künftigen Mitarbeiter. Wie die sportliche Leistung entspreche die Arbeit der „Mannschaft hinter der Mannschaft“ oberem Zweitliga-Niveau. Im Vergleich zu seiner DFL-Zeit, als er Dynamo von der anderen Seite kannte, erscheine die Situation „an vielen Stellen gefestigter“. Das ist zugleich ein Kompliment an seine Vorgänger Stefan Bohne und Volker Oppitz, die den Konsolidierungskurs eingeleitet und umgesetzt haben. Müller will ihn nun konsequent fortsetzen, bringt aber Verständnis für die sportliche Leitung auf. Sie stehe unter Druck, dem Verein die Klasse zu halten. Deshalb müsse man versuchen, die wirtschaftliche Lage zu verbessern, um „noch attraktivere Spieler nach Dresden holen zu können, die in der Regel auch ein höheres Gehalt verlangen“.

Eine Prioritätenliste für seine Aufgaben hat er bisher nicht aufgestellt. „Es wäre vermessen zu glauben, man hätte die wichtigen Stellschrauben erkannt, ohne vorher mit den Verantwortlichen gesprochen zu haben“, meint Müller.

Seine Sicht auf das Image

Das Erscheinungsbild von Dynamo sei verbesserungswürdig, sagt Müller: „Viele in meinem privaten Umfeld wünschten zu meiner Entscheidung für Dresden mitfühlend ,Na dann, Glück auf!‘“ Das negative Image spiegele aber die Realität nicht richtig wider. Bei allen Problemen sei speziell in der Arbeit mit den Fans schon viel geleistet worden, was die Atmosphäre bei den Heimspielen im Glücksgas-Stadion beweise. „Ob das eine nachhaltige Entwicklung ist, hoffe ich, kann ich aber noch nicht beantworten.“ Trotzdem sei es wichtig, Verbesserungen zu kommunizieren.


KOMMENTAR

Warum also nicht Steffen Menze?
Sven Geisler über Dynamos neuen Geschäftsführer

Dynamo feiert Erfolge auf ganzer Linie. Erst den Klassenerhalt in der 2.Fußball-Bundesliga vorzeitig perfekt gemacht, dann die Lizenz ohne Bürgschaften erhalten und nun einen Geschäftsführer vorgestellt, der in der Branche einen guten Ruf genießt. Christian Müller kennt Theorie und Praxis, Verein und Verband. Er kann dem Klub mit seinen Erfahrungen neue Wege aufzeigen und mit seinen Kontakten wichtige Türen öffnen.
Er übernimmt zwar kein bestelltes Feld, kommt aber auch nicht in einen Chaos-Verein. Dynamo hat sich seit drei Jahren nicht nur sportlich mit dem Aufstieg, sondern auch finanziell positiv entwickelt. Das ist ein Verdienst seiner Vorgänger. Dafür gebührt Stefan Bohne, der den Sparkurs eingeleitet und um den Stadionkompromiss gerungen hat, genauso ein Kompliment wie Volker Oppitz, der Dynamo wirtschaftlich ins Plus führen konnte.

Ob Müller nun eine gute Wahl ist, muss sich zeigen. Entscheidend wird sein, dass er ausreichend Zeit bekommt. Zwei wichtige Voraussetzungen bringt er schon mal mit: Sachlichkeit und Unvoreingenommenheit. Er wird die Aufgabe mit der nötigen Draufsicht angehen, obwohl er für den Klub mindestens eine große Sympathie empfindet.

Die Vereinsspitze muss laut Satzung einen weiteren Geschäftsführer einstellen. Allerdings wird es schon schwierig, das Anforderungsprofil für den Mann neben Müller zu erstellen, der den kaufmännisch-organisatorischen Bereich vollständig abdecken könnte. Wäre in einer Doppelspitze also eigentlich der sportliche Part zu besetzen. Wie in anderen Klubs üblich. Und bei Dynamo bis zum Rücktritt von Ralf Minge vor drei Jahren praktiziert. Warum also nicht Steffen Menze? Seine Reifeprüfung hat der sportliche Leiter in dieser Saison jedenfalls mit Bravour bestanden. Und, mehr als ein Nebeneffekt: Ihm zahlt Dynamo bereits ein Gehalt.


Die Suche geht weiter: Wer ist der passende zweite Mann?

Ein Geschäftsführer reicht nicht. So steht es in der Vereinssatzung. Aber wofür braucht ihn Dynamo?

Vor der nächsten Personalentscheidung: Aufsichtsratschef Thomas Bohn (r.) und Präsident Andreas Ritter suchen jetzt den zweiten Geschäftsführer für Dynamo. Foto: Robert Michael
Es ist alles andere als ein sicherer Job. In den vergangenen fünf Jahren hat Dynamo Dresden sechs Geschäftsführer verloren, das heißt: Volkmar Köster 2007 und Bernd Maas 2008 wurden entlassen, der Vertrag mit Markus Hendel 2009 nicht verlängert, und nach Ralf Minge 2009 und Stefan Bohne 2010 trat Anfang Februar auch Volker Oppitz zurück. Abgesehen davon hatte Stephan Beutel 2010 bereits einen Vertrag unterschrieben, durfte das Amt aber dann nicht antreten, weil sich die Stadt quer stellte. Ebenso am Veto aus dem Rathaus scheiterte wenig später die Inthronisierung von Rolf Dohmen.

Nun also Christian Müller. Doch der Neue soll nicht allein bleiben. Die Vereinssatzung verlangt mindestens einen zweiten hauptamtlichen Geschäftsführer. Dieser Passus war auf Beschluss der Mitgliederversammlung vorübergehend ausgesetzt – bis Dynamo das vor vier Jahren von der Stadt gewährte Darlehen in Höhe von 1,25Millionen Euro vollständig zurückgezahlt hat. Das hat Oppitz zu Jahresbeginn noch erledigt.

Aufsichtsratschef Thomas Bohn kündigt an, dass „wir uns intensiv um einen zweiten Geschäftsführer bemühen“. Es gab sogar bereits einen heißen Kandidaten. Doch Ex-Profi Thomas Eichin entschied sich, beim Eishockey-Traditionsklub Kölner Haie zu bleiben. „Wir haben noch ein relativ großes Portfolio an Bewerbungen“, meint Bohn, der vor allem eines vermeiden möchte: Zeitdruck. Stattdessen wolle man mit großer Sorgfalt auswählen. „Wir werden darauf achten, dass die zwei zueinander passen, denn wir wollen nicht eine Situation riskieren, die uns wieder in Turbulenzen bringt, und die wir nicht gebrauchen können.“
Unklar ist das Anforderungsprofil für den zweiten Mann. Müller ist die „starke kaufmännische Hand mit Erfahrung im Fußballgeschäft“, wie Bohn die Erstbesetzung beschreibt. Steffen Menze deckt den sportlichen Bereich ab. Sein Vertrag wurde am Tag nach dem überraschenden Oppitz-Rücktritt im Februar bis Juni 2014 verlängert. Theoretisch könnte auch Menze in den Status eines Geschäftsführers erhoben werden. Das war bei seiner Einstellung im März 2011 jedoch wegen des Vetos der Stadt nicht möglich und bis zur Vertragsverlängerung kein Thema.

Müller geht gelassen damit um, dass ihm noch jemand zur Seite gestellt werden soll. Die Einhaltung der Satzung habe für einen Vereinsrepräsentanten oberste Priorität. Und was die Arbeit betrifft, sehe er es positiv, „die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen“. Bis zum 16.Oktober 2008 standen bei Dynamo sogar drei Geschäftsführer in der Verantwortung.

Zwar kann sich Interimsgeschäftsführer Stefan Henke als kaufmännischer Leiter nach Müllers Amtsantritt wieder verstärkt den Zahlen widmen. Aber an Aufgaben, die einer Lösung harren, mangelt es Dynamo wahrlich nicht. So gilt der vom Stadtrat beschlossene Kompromiss zur Stadionmiete nur noch für die nächste Saison, wird 2015 das Darlehen an den Filmrechtehändler und früheren Vermarkter Michael Kölmel fällig – immerhin 5,8Millionen Euro plus 1,2Millionen für den Rückkauf der Fernsehrechte. Dagegen erscheinen die Reizthemen Nachwuchsleistungszentrum, Trainingsgelände oder Vereinsstrukturen als eher kleine Hürden. (SZ/-ler)