Jahr 2011


Morgenpost, 4. März 2011

Geyer: "Dynamo - Eine Quatschbude!"

Ede Geyer ist wieder im Anflug! Der 66-Jährige wird seinem Ex-Verein Dynamo Dresden als Aufsichtsrat helfen (Morgenpost berichtete exklusiv). Im Interview spricht das Trainer-Urgestein über seine Pläne bei und mit den Schwarz-Gelben.

Herr Geyer, sind Sie froh, dass nun endlich Ihr Rentner- Dasein so jäh gestoppt wird?

Geyer: „Noch habe ich mit Fußballgucken genug zu tun. Aber: Das, was sich um Dynamo Dresden in den letzten Monaten gedreht hat, tat einfach richtig weh! Ich hatte das Gefühl, dass das Durcheinander immer größer wurde und die Kompetenz vollkommen den Bach runterging."

Deshalb hat wohl Dynamo-Berater Reiner Calmund schon seit vergangenen Sommer um Ihre Person getrommelt?

Geyer: „Halt! Ich war zwar im Gespräch, aber so richtig mit mir gesprochen hat kein Mensch. Erst vor zwei Tagen kam dann ein weiterer Anruf von Calli, der sich meine Mitarbeit sehr gut vorstelllen kann."

Sind denn die Regularien für die Kooptierung in das Kontrollgremium bereits geprüft?

Geyer: „Naja, ich bin zumindest schon mal Mitglied bei Dynamo. Aber muss mich von einem Rat, Ehren- oder Jugendrat, vorschlagen lassen. Soviel wie ich weiß, sollen aber auch Jens Heinig und Thomas Dathe über diesen Weg in den Aufsichtsrat gelangen."

Jetzt mal Klartext: Wie muss es denn bei Dynamo erfolgreich weitergeh'n?

Geyer: „Zunächst einmal muss gestern angefangen werden, mit den Spielern zu sprechen. Es kann einfach nicht sein, dass nicht einer den Anfang macht. Das bedeutet also, dass sofort Trainer Matthias Maucksch zusammen mit Thomas Dathe und Dixie Dörner in die neuen Vertragsverhandlungen gehen müssen."

Und wie soll die große Linie im Verein aussehen?

Geyer: „Ich sage es ungern, weil ich nicht als Klugscheißer dastehen will. Aber Dynamo war in den letzten 20 Jahren eine reine Quatschbude! Jeder hatte etwas zu sagen, wollte seinen Senf zu den kleinsten Kleinigkeiten dazugeben. Da ist es nur zu logisch, dass der Erfolg auf der Strecke bleibt."

Das klingt schon wieder sehr gefährlich für viele, denen ihr Verein so sehr am Herzen liegt.

Geyer: „Wenn es keinen gibt, der sagt, wo es langzugehen hat, wird immer das Chaos regieren. Also sollten alle bei Dynamo erstmal über den eigenen Schatten springen und ein Ziel ins Visier nehmen, mit dem auch alle leben können. Egal, wie derjenige nun heißt, der die Nachrichten nach außen gibt."
Gert Zimmermann


Morgenpost, 3. März 2011

Stadion-Streit: Stadt hilft finanziell, aber dauerhafte Lösung fehlt

DRESDEN - Lizenz gerettet, Problem vertagt: So lautet das Fazit im Streit um die Stadion-Miete! Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann präsentierte gestern offiziell seine Lösung. Danach schießt die Stadt in den kommenden zwei Spielzeiten insgesamt 3,29 Millionen Euro zur Miete dazu. Weitere 450 000 Euro entlasten den Dynamo-Etat, weil zwei städtische Gesellschaften (Sparkasse/Technische Werke) und die Stadt diese Summe in den schwarz-gelben Nachwuchs schießen (MOPO berichtete exklusiv).

Damit kann sich der Drittligist zwar die Arena für zwei lahre leisten, der Stadtrat hatte Vorjohann aber den Auftrag erteilt, die Finanzierung der Stadion-Miete langfristig neu zu lösen. „Das ist nicht passiert", wettert SPD-Stadtrat Thomas Blümel. Vorjohann beteuert, dass sich weder ein „betriebswirtschaftlicher noch ein juristischer Spielraum" zur Vertragsänderung aufgezeigt habe. Blümel: „Unsinn, die Stadt könnte für 500 000 Euro die Projektgesellschaft kaufen und das Stadion selber betreiben."
Enrico Lucke


Calli holt Geyer in den Aufsichtsrat!

DRESDEN - Mit 66 Jahren fängt das Fußballerleben an: Ede Geyer befindet sich im „Sturzflug" und zwar in den Aufsichtsrat von Drittligist Dynamo Dresden!

Reiner Calmund, der schwergewichtige Berater der Schwarz-Gelben, hatte in den vergangenen Tagen Alarm geschlagen und mit aller Macht auf schnelle Personalentscheidungen gedrängt. Gestern verkündete er die nächste: „Damit auch in den Aufsichtsrat sportliche Kompetenz einzieht, haben wir die nächste Personalie geklärt - Ede Geyer soll sofort Einzug halten und kooptiert werden!"

Die Entscheidungen der Stadt empfindet Calmund übrigens als sehr positives Signal: „Ich werde bei Helma Orosz mit einem Riesenblumenstrauß und einem großen Präsentkorb auftauchen - die Frau hat so viel für Dynamo getan und muss schnell gesund werden."
Gert Zimmermann


Sächsische Zeitung, 3. März 2011

Dresden hilft Dynamo
Von Thilo Alexe und Sven Geisler

Der Fußballklub SG Dynamo und die Stadt Dresden haben im Streit um die Kosten für das neue Stadion erneut einen Kompromiss gefunden. Das Rathaus erhöht seine Zuschüsse für den Schuldendienst und den Betrieb der 2008 eröffneten Sportstätte in den nächsten beiden Spielzeiten jeweils von 2,29 Millionen auf 3,29 Millionen Euro. Dadurch verringert sich die Mietbelastung für Dynamo auf rund 900000 Euro. Der Verein hatte ursprünglich erklärt, in der dritten Liga maximal eine halbe Million Euro zahlen zu können – auch mit dem Hinweis auf die Stadionmieten anderer Klubs, die in dieser Spielklasse im Durchschnitt bei 160000 Euro liegen.

Zusätzlich erhält der Verein direkte Zuwendungen für sein Nachwuchsleistungszentrum in Höhe von insgesamt 450000 Euro für die nächsten zwei Jahre. Das Geld stammt aus Mitteln der Stadt, der Ostsächsischen Sparkasse und der städtischen Technischen Werke.

So scheint der Konflikt um die Finanzierung der unlängst in Glücksgasstadion umbenannten Arena entschärft. „Damit kann das Lizenzierungsverfahren für die kommenden beiden Spielzeiten für die SG Dynamo Dresden abgesichert werden“, sagte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU). Allerdings muss der Stadtrat noch über die Finanzhilfe entscheiden – voraussichtlich Ende März.

In der Politik löst die Vorlage ein geteiltes Echo aus. SPD-Mann und Dynamo-Kenner Thomas Blümel lobt, dass auch ein Entschuldungskonzept für den Verein gefordert wird. Die Dresdner CDU-Landtagsabgeordneten Christian Hartmann und Patrick Schreiber kritisieren die Nachwuchsförderung. Schreiber nannte das einen „Affront“ gegenüber anderen Vereinen.

Dynamos Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Bohn sprach von einem „achtbaren Ergebnis“. Er hob die Planungssicherheit für die nächsten zwei Jahre positiv hervor, verwies allerdings auch darauf, dass „die überdurchschnittlich hohen Stadionkosten nach wie vor einen großen Nachteil gegenüber unseren Wettbewerbern bedeuten“.

In mehreren Verhandlungsrunden haben sich Vertreter von Stadt, Verein und der Stadionprojektgesellschaft geeinigt – anders als 2009 und 2010 weitgehend still und ohne gegenseitige Vorwürfe in der Öffentlichkeit. Dabei provoziert das Thema kontroverse Diskussionen. Dass die Stadt immer mehr Geld fürs Stadion gibt, stößt bei etlichen Dresdnern, kleineren Sportvereinen und auch Politikern auf deutliche Kritik.
Rund zwölf Millionen Euro hat das Rathaus nach Darstellung von Vorjohann bislang für das Großprojekt zugeschossen – und mit rund 40 Millionen Euro für den Großteil der Baukosten gebürgt. Doch die ursprüngliche Idee, dass Dynamo über die Einnahmen aus der Vermarktung den Bau refinanziert, entpuppte sich rasch als nicht umsetzbar. Der Verein ist zwar mit reichlich 16000 Fans pro Heimspiel Zuschauermagnet in der dritten Liga. Doch das reicht nicht, um die ursprünglich geforderten 2,1 Millionen Euro aufzubringen.

Alle gewinnen Zeit

Deshalb hatte der Verein in der jüngeren Vergangenheit mit einem Umzug nach Leipzig, dem Lizenzentzug und/oder der Insolvenz gedroht. Auf solche Drohgebärden hat die Klubführung diesmal verzichtet. Stattdessen reichte der Verein die Lizenzunterlagen für die Saison 2011/12 am Montag ohne Kritik an der Stadt beim Fußballbund ein – mit der Erklärung, die Stadionfinanzen nachzureichen.

Doch vollends ausgestanden ist der Konflikt offenbar nicht. Vorjohann weist zwar darauf hin, dass die laufenden Verträge bestehen bleiben, „da sich in den Verhandlungen weder ein betriebswirtschaftlicher noch ein juristischer Spielraum zur Vertragsänderung aufgezeigt hat“. Dynamo unterstreicht allerdings die Absicht, „auf nachhaltige Verbesserungen der vom Verein als intransparent und uneffektiv erachteten Vertragskonstellation hinzuwirken“. Mit dem jetzigen Kompromiss gewinnen beide Seiten vor allem Zeit.


AUF EIN WORT
Gutes Signal
Thilo Alexe über die Hilfe für Dynamo Dresden

Das Rathaus und Dynamo Dresden haben ihren Streit um die Stadionkosten zumindest in Teilen beigelegt. Das ist ein gutes Signal. Einerseits für die Zukunft des Traditionsvereins, der nun die sportliche Zukunft ohne erdrückende Mietlast in Angriff nehmen kann. Andererseits für die Sportstadt Dresden. Was nützt ein supermodernes Stadion, wenn der Hauptnutzer pleitegeht?

Dennoch werfen die städtischen Zuschüsse Fragen auf. Warum hilft die Stadt dem Dynamo-Nachwuchs, während kleinere Vereine darben? Ist nicht schon genug Geld in das Stadionprojekt geflossen? Es mag für viele ehrenamtliche Trainer, Jugendfußballer und Helfer in Amateurvereinen schmerzlich sein, dass sie unter widrigen Bedingungen arbeiten, schlechte Plätze und miefige Duschen haben.

Doch die Stadt hat sich – trotz Warnungen – für das Stadion entschieden. Sie hat das getan, was häufig gefordert wird: Prioritäten gesetzt.


dnn, 3. März 2011

Entlastung für Dynamo Dresden - Stadt schießt zwei Jahre je 3,29 Millionen Euro zu
Thomas Scholze/Ralf Redemund

Die Stadt entlastet Dynamo bei den Stadionverträgen.

Dresden. Man kommt sich näher: Die Stadt Dresden und ihr „liebstes Kind" Dynamo können miteinander. 3,29 Millionen Euro will die Landeshauptstadt jährlich in den kommenden beiden Spieljahren zu den Mietkosten für das Glücksgas-Stadion zuschießen, den Fußball-Drittligisten so ein Stück weiter von den hohen Aufwendungen für seine Spielstätte entlasten.
Eine entsprechende Beschlussvorlage, die den DNN vorliegt, ging am Mittwoch an die Fraktionen. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich in seiner Sitzung am 24. März darüber. Eine Mehrheit dafür zeichnete sich bereits am Mittwoch ab.
Dynamo hat die Inhalte der Beschlussvorlage selbst mit ausgearbeitet, in den Stadtratsfraktionen für eine großzügige Unterstützung des Vereins geworben. Schließlich segnete Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) das Papier ab.

„Wir sind unseren Partnern im Rathaus dankbar, dass die Gespräche einen konstruktiven Verlauf genommen und ein achtbares Ergebnis erbracht haben", freute sich Dynamos Aufsichtsratsvorsitzender und Verhandlungsführer Thomas Bohn am Mittwoch und ergänzte: „Mit diesem Kompromiss haben wir für die nächsten zwei Jahre Planungssicherheit. Wir sind aber dennoch weiterhin gefordert, unsere finanzielle Situation zu verbessern. Die überdurchschnittlich hohen Stadionkosten bedeuten nach wie vor einen großen Nachteil gegenüber unseren Wettbewerbern."

3,29 Millionen Euro sind eine ganze Million Euro mehr Mietkostenzuschuss als zwischen Klub und Stadt ursprünglich vertraglich vereinbart und auch 300.000 Euro mehr als Dynamo für die laufende Saison bekommen hat. Vor knapp einem Jahr war der städtische Zuschuss nach viel Tamtam um 700.000 Euro aufgestockt worden. Ein Zugeständnis, dass den Schwarz-Gelben damals die Lizenz rettete.
In den Lizenzunterlagen für die kommende Saison, die Dynamo Anfang der Woche nach Frankfurt schickte, fehlen aktuelle Stadionverträge noch. Die will und kann der Verein nachreichen. Stimmen die Stadträte Ende März der Vorlage zu, bleiben für Dynamo in den nächsten beiden Jahren jeweils rund 900.000 Euro Mietkosten übrig (die Gesamtmiete liegt bei rund 4,2 Millionen Euro).

Dass die 2009 vereinbarten 2,29 Millionen Euro Zuschuss für Dynamo nicht reichen können, war schon damals klar. Der damalige Dynamo-Hauptgeschäftsführer Stefan Bohne musste den Vertrag jedoch unterschreiben, um die Lizenz zu retten, Ralf Minge hatte seinen Geschäftsführerposten deshalb aufgegeben.

Dynamo erhält indes noch mehr Geld: In Zusammenarbeit mit der Ostsächsischen Sparkasse und der städtischen Gesellschaft Technische Werke Dresden (TWD), die zusammen 250.000 Euro geben, will die Stadt in den nächsten zwei Spielzeiten jährlich 200.000 Euro in die Nachwuchsarbeit des Klubs stecken, macht also jährlich insgesamt 450.000 Euro.

Diese zusätzliche Unterstützung allerdings rief am Mittwoch sogleich Kritiker auf den Plan. Das sei ein Affront gegenüber allen anderen Sportvereinen, die eine entsprechende Nachwuchsarbeit leisten. Wo da die Gleichbehandlung bleibe, fragte der frühere Stadtrat und jetzige CDU-Landtagsabgeordnete Christian Hartmann, flankiert von seinen Parteikollegen Patrick Schreiber und Christian Piwarz.

Die Vorlage der Stadt zeigt auch: Dynamos Probleme sind teils hausgemacht. Im Durchschnittsvergleich mit den fünf größten Klubs der dritten Liga erzielt Dynamo sowohl beim Spielbetrieb als auch bei der Werbung die höchsten Einnahmen. Der Dresdner Verein habe demnach kein Problem auf der Ertragsseite, folgert die Stadt, die im Übrigen die bestehenden Verträge mit der Projektgesellschaft unangetastet ließ. Hier gebe es keinen Spielraum.


Sächsische Zeitung, 2. März 2011

Dynamo setzt auf Dörner und Dathe

Wie die Dresdner die Lücke des sportlichen Leiters bis Sommer ausfüllen wollen.

Fußball-Drittligist Dynamo Dresden plant nun doch eine interne Lösung für die Position des sportlichen Leiters. Demnach soll Hans-Jürgen Dörner neben Cheftrainer Matthias Maucksch die Verantwortung für die Zusammenstellung des Kaders für die nächste Saison wahrnehmen. „Das ist so geplant“, bestätigte „Dixie“ auf Nachfrage der SZ: „Wir müssen endlich anfangen.“

Vorausgesetzt, der Aufsichtsrat stimmt zu, soll Thomas Dathe die Vertragsverhandlungen mit Spielern und Beratern führen. Rechtsanwalt Carsten Schmidt, Vertrauter von Reiner Calmund, könnte die juristischen Fragen klären. Der 44-jährige Unternehmer Dathe hat im Fußballgeschäft als Präsident des Dresdner SC von 1999 bis 2002 Erfahrungen gesammelt. Seit Jahren unterstützt Dathe, der seit Kindertagen Fan der Gelb-Schwarzen ist, mit seiner Firma USD-Immobilien den Verein als Premiumsponsor. „Es wäre sehr wichtig, dass wir ihn mit ins Boot bekommen“, meint Dörner: „Herr Dathe hat bei Alexander Esswein bewiesen, dass er Spieler für Dynamo begeistern und nach Dresden holen kann.“
Dathe hatte im Sommer extra eine Woche Urlaub im österreichischen Going gebucht, weil dort der VfLWolfsburg sein Trainingscamp aufgeschlagen hatte. Dort traf er mit VfL-Geschäftsführer Frank Aehlig einen alten Dresdner Bekannten und nutzte dessen Kontakte, um Manager Dieter Hoeneß und Esswein „sieben Tage lang zu bearbeiten“, wie Dathe erzählte. Seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Der 20-jährige Esswein wechselte vor dem fünften Spieltag zu Dynamo und avancierte mit bisher elf Treffern zum besten Torjäger.

Esswein kaum zu halten

Dörner ist sich im Klaren, dass es schwer wird, den Angreifer zu halten. Esswein könnte für eine festgeschriebene Ablösesumme, die bei 200000Euro liegen soll, aus seinem bis Juni 2012 datierten Vertrag herausgekauft werden. Bundesligist 1899Hoffenheim hat bereits ein Auge auf ihn geworfen. „Ich bin kein Träumer“, meint Dörner: „Wenn er ein gutes Angebot bekommt, können wir uns drehen und wenden, wie wir wollen.“ Aber damit möglichst viele Leistungsträger wie Florian Jungwirth und Cristian Fiel bleiben und neue Hoffnungsträger kommen, müsse der Verein ihnen eine Perspektive bieten. „Dazu gehört es, dass wir Klarheit schaffen, wie die Mannschaft in der nächsten Spielzeit aussieht und welche Ziele wir angehen.“

Apropos Perspektive: Die langfristige Lösung für den sportlichen Leiter wäre damit nicht vom Tisch. Dynamo würde aber Zeit gewinnen, um die Kandidaten zu prüfen. Herbert Maron (Ex-Manager von Hansa Rostock) und Steffen Menze (zuletzt Trainer in Offenbach) haben sich bereits vorgestellt.
(SZ/-ler)


Sächsische Zeitung, 1. März 2011

„Mit aller Kraft aus der dritten Liga rauskommen“

Nach der Kritik von Berater Reiner Calmund äußert sich Dynamos Aufsichtsratschef Thomas Bohn zur Lage bei dem Fußball-Drittligisten.

Herr Bohn, Dynamos Berater Reiner Calmund hat Ihnen geraten, die Brocken als Aufsichtsratschef hinzuwerfen. Was macht die Situation so unerträglich?

Nein, die Situation ist nicht unerträglich. Wir sind ein neu zusammengesetztes Gremium und haben mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Unser Geschäftsführer Volker Oppitz, dem wir alles Gute wünschen, ist zurzeit krank. Gleichzeitig fehlt uns im Verein die sportliche Kompetenz neben dem Trainer, also derjenige, der Vertragsverhandlungen führt. Dadurch sind wir im Aufsichtsrat in Entscheidungen involviert, die eigentlich nicht zu unserem Job als Kontrollorgan gehören. Aber wir können das in so einer entscheidenden Phase nicht liegen lassen. Deshalb diskutieren wir kontrovers, um schnellstmöglich Lösungen zu finden. Wie diese aussehen könnten, darüber gibt es zweifellos verschiedene Meinungen.

Calmund spricht davon, dass Sie für Ihre Vorschläge immer wieder volle Breitseite bekommen. Warum ist das so?

Ich würde das relativieren. Aber als Unternehmer habe ich natürlich hin und wieder eine andere Sicht der Dinge und bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen. Eine Lizenzierung ohne den Geschäftsführer zu schaffen, ist eigentlich ein Wahnsinn. Wir haben die Unterlagen trotzdem rechtzeitig fertiggestellt. Das war und ist jedoch nicht das einzige Thema. Die Geschäftsstelle ist zurzeit so dünn besetzt, dass den wenigen Mitarbeitern im Interesse des Vereins geholfen werden muss.

Das heißt, es sind Personalentscheidungen zu treffen?

Ja, wir brauchen den sportlichen Leiter. Die Frage ist, ob wir schnell jemanden mit der nötigen Kompetenz finden, der diese Aufgabe ohne große Einarbeitungszeit übernehmen kann. Als Termin haben wir uns den 7.März gesetzt. Denn für die Vertragsgespräche mit den Spielern ist es nicht fünf vor zwölf, sondern schon punkt zwölf. Da gebe ich Herrn Calmund recht.

Warum nutzt man dann nicht die Kompetenz von Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner, der ja laut Oppitz ein Kandidat für den sportlichen Leiter war und jetzt weiter als Berater tätig ist?

Wir sollten Dixie Dörner auf jeden Fall verstärkt einbeziehen und seinen Sachverstand nutzen, aber gleichzeitig muss es jemanden geben, der im Auftrag des Vereins die Gespräche mit den Spielern und Beratern führt. Dafür wäre durchaus eine interne Übergangslösung bis Sommer denkbar. Wir brauchen aber künftig in der Geschäftsstelle neben dem kaufmännischen unbedingt einen sportlichen Part. Ob der dann auch Geschäftsführer sein muss, ist eine andere Frage.

Trainer Matthias Maucksch und auch Calmund kritisieren, dass die Liste der Spieler, die bleiben sollen, im September vorlag. Heißt das, Geschäftsführer Oppitz war danach untätig?

Um Gottes Willen! Das wäre ein absolut falscher Zungenschlag. Er hat ohne Zweifel sehr, sehr viel und hart gearbeitet. Er hat den Weg der finanziellen Konsolidierung, den sein Vorgänger Stefan Bohne eingeschlagen hatte, konsequent fortgesetzt und optimiert. Und was man bei dem Thema noch betrachten muss: Planungssicherheit für die nächste Saison haben wir erst, wenn die Frage der Stadionmiete geklärt ist. Man kann nicht im September oder Oktober auf Verdacht eine Mannschaft für die darauffolgende Saison zusammenstellen.

Wird ihm aber nicht genau das indirekt vorgeworfen, nämlich dass er zu risikoscheu ist?

Nein. Er hat sich im Winter aktiv eingesetzt, dass Dani Schahin zu uns kommt. Vielleicht hat er nicht die Notwendigkeit gesehen, bereits im Herbst Verträge zu verlängern.

Würde Jonas Strifler andernfalls nicht nach der Saison zu Alemannia Aachen in die zweite Liga wechseln?

Ein Drittliga-Spieler, der sich zu Höherem berufen fühlt, wartet sicher erst einmal ab: Habe ich die Chance, mit der Mannschaft aufzusteigen? Bekomme ich bessere Angebote? Diese Spieler werden sich auch länger Zeit lassen. Man muss ihnen aber rechtzeitig signalisieren: Ich will dich!

Wer muss das machen?

Der Trainer, und das hat er auch getan. Er führt auch jetzt diese ersten Gespräche.

Noch mal zu Oppitz: Jahrelang hieß es, Dynamo sei ein Fass ohne Boden. Jetzt will ein Geschäftsführer erst wissen, welches Geld zur Verfügung steht, bevor er es ausgibt. Und das wird ihm angekreidet?

Prinzipiell ist es für den Fortbestand des Vereins wichtig, dass wir die wirtschaftliche Seite in den Vordergrund stellen. Um Geld zum Fenster rausschmeißen zu können, müssten wir erst einmal welches haben. Wir versuchen, mit vergleichsweise geringen Mitteln viel zu erreichen. Andererseits sind wir eben ein Sportverein und müssen schauen, dass wir mit aller uns zur Verfügung stehenden Kraft aus dieser dritten Liga rauskommen.

Der Aufstieg scheint sogar in dieser Saison wieder möglich …

Wir dachten, der Zug sei bereits abgefahren, aber vielleicht sind wir doch noch auf dem richtigen Gleis unterwegs. Mal sehen, was mit der entsprechenden Motivation möglich ist. Und wenn es Platz vier und damit die automatische Teilnahme am DFB-Pokal werden sollte, hätte das auch einen gewissen Charme.

Das Gespräch führte Sven Geisler.


dnn, 1. März 2011

Dynamo Dresden

Dynamo reicht pünktlich und vollständig die Lizenzierungsunterlagen für drei Ligen ein
Franziska Schmieder

Die Stadionverhandlungen sind noch offen, die Lizenzanträge aber schon auf dem Weg.
Dresden. Nach eigenen Angaben pünktlich und vollständig hat die SG Dynamo Dresden am Montag die Lizenzierungsunterlagen für die Spielzeit 2011/12 der Post übergeben. Die insgesamt sechs Ordner und Broschüren sind per Kurierdienst und auch digital unterwegs in die DFB-Zentrale in Frankfurt am Main, teilte der Verein Montagabend mit. Noch bis Dienstag 15.30 Uhr werden die Anträge angenommen.

Anders als in der ersten und zweiten Bundesliga, in denen die Deutsche Fußball-Liga die Lizenzierung übernimmt, müssen sich in der Drittliga die Vereine selbst kümmern. Um allen Eventualitäten vorzubeugen, hat Dynamo Lizenzen für die Regionalliga, die dritte und die zweite Liga beantragt. Auch der derzeit erkrankte Geschäftsführer Volker Oppitz sei in die Antragerstellung einbezogen gewesen, so der Verein weiter.

Weiterhin offen bleiben die Stadionverhandlungen des Vereins mit der Stadtverwaltung und dem Stadtrat. Der Ausgang dieser Verhandlungen wird die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Dynamo in der kommenden Saison direkt beeinflussen und muss an die Lizenzierungsverbände nachgereicht werden. Mit einem ersten Bescheid rechnet Dynamo allerdings erst Ende April, heißt es.