Jahr 2011


Sächsische Zeitung, 21. Januar 2011

Die Katastrophe ist ausgeblieben
Von Alexander Hiller

Die gelb-schwarzen Talente können noch nicht wieder im Ostragehege trainieren, obwohl die Elbe dort kaum Schaden angerichtet hat.

Entspannung nach der Anspannung. Die Elbe hat sich aus dem Sportpark Ostragehege weitestgehend zurückgezogen. Und die befürchteten Schäden in Millionenhöhe sind ausgeblieben – auch am Nachwuchsleistungszentrum des Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden.

„Unser Kunstrasen ist frei, es sind keine Schäden sichtbar. Es ist fast wie ein Wunder“, sagte gestern Michael Lösch, der bei Dynamo Dresden die Beseitigung der Flutschäden am Nachwuchsleistungszentrum koordiniert. Nur das Granulat hat die Elbe bei ihrem Rückzug aus der Kunstwiese rausgeschlürft. „Das muss nur neu aufgetragen werden, dann ist alles wieder okay“, sagte Lösch. Wann das passieren soll, konnte er jedoch noch nicht sagen, dazu müssen sich die Gelb-Schwarzen noch mit dem Sportstätten- und Bäderbetrieb absprechen. „Wir haben noch Restbestände an Granulat, das wir zeitnah zuerst wieder auf dem Kunstrasenplatz des Nachwuchsleistungszentrums aufbringen werden“, versichert Theresa Dühn, Sprecherin des Dresdner Sportstätten- und Bäderbetriebs (SBB).

Der SBB hatte einen der anderen beiden Kunstrasenplätze im Ostragehege mit Folien überdeckt (die SZ berichtete gestern) und damit offenbar ebenfalls Erfolge erzielt. „Es ist mehr oder weniger ein Experiment, denn bundesweit gibt es noch keine technische Lösung für einen Überschwemmungsschutz von solchen Plätzen“, sagte der kommissarische SBB-Chef Sven Mania. Auch ein Versicherungssschutz gegen Hochwasser für die alle erst nach 2007 in der Flutrinne installierten drei Kunstrasenplätze gebe es nicht, heißt es aus dem Sportstätten- und Bäderbetrieb.

„Die befürchtete große Katastrophe ist ausgeblieben. Wir sind froh, dass wir dank vieler Mitarbeiter und Helfer – wie etwa dem Technischen Hilfswerk – ist der Platz jetzt eigentlich so beräumt, dass er zumindest trainingstauglich ist“, sagte Volker Piekarski, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NWLZ) von Dynamo Dresden. Denn neues Granulat – das vor allem die Standfestigkeit gewährleisten soll – ist für die Übungseinheiten nicht unbedingt erforderlich. Allerdings werden die gelb-schwarzen Nachwuchsteams wohl nicht vor Mitte nächster Woche auf dem NWLZ-Kunstrasen trainieren können. „Denn jetzt muss noch geklärt werden, wann die Stadt wieder den Strom für unsere Flutlichtanlage freischaltet“, sagte Piekarski. Er geht aber davon aus, dass das spätestens in der nächsten Woche passiert. „Wir sind aber parallel auch weiter auf der Suche nach Ausweichmöglichkeiten“, sagte der Nachwuchs-Chef. Denn auf dem Kunstrasen neben dem Glücksgas-Stadion – der derzeit einzigen Trainingsmöglichkeit unter freiem Himmel – „stapeln sich die Mannschaften“.


Sächsische Zeitung, 15. Januar 2011

Warum Oppitz bei Dynamo so oft Nein sagt
Von Sven Geisler

Er ist der jüngste Manager im deutschen Profi-Fußball. Trotzdem riskiert er es, seinen Kopf durchzusetzen.
Reiner Calmund hält große Stücke auf den Geschäftsführer. „Der Junge ist buchstäblich in Fußballschuhen an den Schreibtisch gestürmt und schlägt sich wacker“, sagte der XXL-Manager über Volker Oppitz. Der 32-Jährige musste nach der Führungskrise im Juni 2010 plötzlich die Verantwortung beim Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden übernehmen. Zurzeit fällt der Doktor der Wirtschaftswissenschaft weniger mit Entscheidungen auf. Vielmehr könnte der Eindruck entstehen, Oppitz sei ein notorischer Nein-Sager. Die SZ sagt warum.

Nein zu neuen Spielern

Matthias Maucksch macht Druck. Der Trainer will noch in der Winterpause bis zu drei echte Verstärkungen, hat dafür Dani Schahin (SpVgg Greuther Fürth), Marco Terrazzino (1899Hoffenheim) und Dario Damjanovic (vereinslos) im Visier. Doch der Geschäftsführer bleibt trotz der klangvollen Namen hart. Der Grund: die Lizenzauflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Das habe ich dem Trainer im Dezember mitgeteilt. Ich finde die Situation auch nicht schön, aber sie ist ein Fakt“, erklärt Oppitz, der in puncto Lizenz kein Risiko eingehen will. Der Etat ist ausgereizt – auch nach der Auflösung des bis 30.Juni 2012 datierten Vertrages mit Shergo Biran. „Durch die fällige Abfindung sparen wir vor allem nächste Saison.“

Nein zu Vertragsauflösungen

Maucksch hat eine Streichliste erstellt, die längst nicht mehr geheim ist. Biran und Maik Wagefeld hatte der Chefcoach schon länger ausgemustert. Mit Marc Sand, Denny Herzig, Florian Grossert, Thomas Franke und Tore Andreas Gundersen stehen aber auch fünf Spieler drauf, die er selbst geprüft und für gut genug befunden hatte. Sand könnte zu Bayer Leverkusen wechseln. Ulf Kirsten steckt mit der zweiten Mannschaft des Werks-klubs im Abstiegskampf der Regionalliga und erhofft sich von dem Österreicher frischen Wind im Sturm. Oppitz verweigert dem 22-Jährigen aber die Freigabe.

Der Kommentar des Geschäftsführers: „Marc kann erst gehen, wenn wir passenden Ersatz zu passenden Konditionen gefunden haben.“ Sand habe bei seinem Vertragsabschluss finanzielle Abstriche gemacht, sagte sein Bruder und Berater Christian der SZ. Es ist also davon auszugehen, dass einer wie Schahin nicht in die freiwerdende Lücke auf der Gehaltsliste passen würde. Oppitz erhebt noch einen anderen Einwand: „Ich will nicht riskieren, dass wir plötzlich ohne Stürmer dastehen.“

Nein zum Investorenpool

Die Lizenzauflage ließe sich umgehen, wenn zusätzliche Mittel fließen. Ein Investorenpool um Aufsichtsratschef Thomas Bohn, Geschäftsführer der SaxoprintGmbH, und Immobilienunternehmer Thomas Dathe würde nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro zur Verfügung stellen. Doch auch dazu gibt es bisher ein Nein. „Nicht nur von mir, sondern auch vom Aufsichtsrat“, meint Oppitz. Er stellt klar: „Dieser Investorenpool wäre für den Verein sehr wichtig, wenn wir höhere Ziele verfolgen wollen.“
Sein Aber: „Meine oberste Prämisse ist die Wahrung der Vereinsinteressen. Das bedeutet, dass ich einerseits Verbandsvorgaben zu beachten habe und andererseits unsere Wirtschaftlichkeit langfristig sicherstellen muss. Wir haben einen entsprechenden Vorschlag formuliert und hoffen, dass wir damit den Pool überzeugen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns einigen. Dann könnten wir sofort starten.“
Der öffentlich geäußerten Sicht, das Risiko würden allein die Investoren tragen, widerspricht der Geschäftsführer, ohne Details zu nennen. Nach Informationen der SZ möchten die Investoren als Sicherheit die Spieler-Transferrechte bis zur Rückzahlung überschrieben bekommen. Geert Mackenroth, Vizechef im Aufsichtsrat und Ex-Justizminister Sachsens, soll vermitteln.

Nein zu „Dixie“ Dörner

„Ich habe niemals Nein zu Herrn Dörner gesagt“, erklärt Oppitz vehement. Der Geschäftsführer sucht – wie vom Aufsichtsrat beschlossen – einen Abteilungsleiter Sport. „Diese Position wäre wichtig, um in unserem Kernbereich strategisch arbeiten zu können“, sagt er, „aber die Finanzierung muss sichergestellt sein.“ Als Berater des Trainers wurde „Dixie“ bis Jahresende extern bezahlt. Von den Zusagen, die ihm nach seiner Darstellung für die Zeit danach gemacht worden sind, weiß Oppitz nichts.
Dörner ist keinesfalls außen vor. „Ob er der Richtige für diese Aufgabe ist, wird man sehen, wenn wir die Konzepte der Kandidaten verglichen haben. Ich suche die beste Lösung im Interesse des Vereins“, meint der Geschäftsführer. Erste Kontakte habe er geknüpft, wolle sich aber nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Für diese Saison ist die Stelle im Etat nicht vorgesehen und eine externe Finanzierung im Moment nicht in Sicht. Für die nächste Spielzeit will er den sportlichen Leiter zwar einplanen, aber wie hoch das Budget sein wird, hängt von den Stadionkosten ab.

Nein zu den Stadionkosten

Oppitz müht sich gemeinsam mit Bohn um eine Lösung im Stadion-streit. „Wenn wir in der 3.Liga konkurrenzfähig sein wollen, können wir maximal 500000Euro Miete zahlen.“ Seine Rechnung: Wenn Dynamo die Summe aufbringen muss, die sich aus den Verträgen ergibt, bleiben nur noch knapp zwei Millionen Euro für den Profi-Kader. Im Durchschnitt wenden die Drittligisten drei Millionen für die Mannschaft auf. „Das heißt, wir müssten gegen den Abstieg planen.“ Den Vorwurf, Dynamo habe nur eine Maximalforderung, lässt Oppitz nicht gelten. „Dann würden wir mit dem Liga-Durchschnitt von rund 160000 Euro argumentieren. Wir sind uns aber bewusst, dass wir mit unserem modernen Stadion auch mehr Zuschauer anlocken.“
Übrigens: In Offenbach wurde die Mietfrage jetzt gleich mit dem Beschluss zum Neubau einer Fußball-Arena geklärt: 471000Euro jährlich sollen die Kickers künftig für die Nutzung ihrer neuen Spielstätte zahlen. Zu so einer Lösung würde sogar Oppitz sofort Ja sagen.