Jahr 2008


Sächsische Zeitung, 22. Mai 2008

Ein letztes Spiel vor dem Abriss des Harbig-Stadions

Der Verein Demokratisches Dresden und das Fanprojekt Dresden laden zu einer Veranstaltung der besonderen Art ein. Unter dem Motto „Kick-off für ein Miteinander“ wird das Rudolf-Harbig-Stadion am nächsten Dienstag ab 18Uhr seine letzte Veranstaltung vor dem Abriss erleben. Dabei besteht die Möglichkeit, selbst auf dem Rasen aktiv zu werden und dabei ein Zeichen für Toleranz und gegen Rassismus zu setzen. Nach der sportlichen Einlage wird anschließend ab 20Uhr unter dem Motto „27 Nationen – zwei Farben – ein Verein“ zum aktuellen Stand der Antirassismusarbeit bei Dynamo Dresden diskutiert. Für das Podium sind unter anderem die sächsische Ausländerbeauftragte Friederike de Haas, Dynamos Geschäftsführer Bernd Maas und Spieler der SG Dynamo Dresden geladen. (SZ)


Sächsische Zeitung, 21. Mai 2008

Die Stadion-Baustelle aus der Vogelperspektive: In der Badkurve setzten Bauarbeiter gestern den ersten von 55 Trägern für die Tribünen. Im Stadion-Innenraum soll in zwei Wochen ein Turmdrehkran stehen. Damit können unter anderem Tribünenplatten und Blockstufen montiert werden. Nach Saisonende wird die Spielfläche 20 Meter Richtung Lennéplatz verlegt. Ebenfalls im Sommer müssen die beiden verbliebenen „Giraffen“ weichen. Weiter abgebrochen wird das alte Stadion im Bereich des L-Blocks. Fotos: W. Wittchen (1), SZ/M. Gröning (1)

Neue Zuschauerränge im Dynamo-Stadion
Von Andreas Rentsch


Gestern setzten Bauleute in Dresden Stahlbetonträger für die West-Tribüne. Im August sollen dort knapp 13000 Fußballfans Platz finden.
Dresden. Dienstag, 9.15 Uhr: Kai-Uwe Panzer gibt das Zeichen. „Legt los!“, fordert der Projektleiter der Firma HBM per Mobiltelefon. Kurze Zeit später heben zwei Autokräne den 38,5 Meter langen Stahlbetonträger vom Boden und ziehen ihn in 18 Meter Höhe. Die ersten Balken für die neue Tribüne des Rudolf-Harbig-Stadions sind die größten und schwersten. 75,5 Tonnen wiegt das Teil, dessen Montage jetzt beginnt. In der Nacht hat es ein Spezial-Lkw von Laußnitz nach Dresden gefahren. Die Tour vom Betonwerk in Laußnitz bis nach Dresden hat rund sieben Stunden gedauert. Mancherorts seien Straßenbahn-Oberleitungen entfernt worden, damit der Schwerlaster durchfahren konnte, berichtet Panzers Kollege Uwe Scharnhorst. „Die nächste Tour geht heute Nacht.“

Pro Tag sollen zwei der gewaltigen Tribünenbalken verlegt werden. Schon als der erste Träger in Position schwebt, offenbaren sich die ersten Konturen des neuen Fußballtempels. Zum Beispiel, wie steil die Ränge sind. „Es gilt, die Zuschauer so eng wie möglich zusammenzubringen, damit eine Kessel-Wirkung entsteht“, erklärt Kai-Uwe Panzer. Das Kalkül der Planer ist klar: Die Dynamo-Fans sitzen so nahe am Geschehen – und können ihre Mannschaft durch lautstarke Gesänge zum Sieg treiben. Wenn alles klappt, soll die Tribüne auf der Westseite des Stadions im August nutzbar sein. Laut Panzer finden auf ihr 12811 Zuschauer Platz. Wenn Dynamo in der neu geschaffenen dritten Liga spielt, beginnt die Saison 2008/2009 am letzten Juli-Wochenende. Eile ist also geboten, selbst wenn der Club zuerst auswärts antritt. „Momentan liegen wir genau im Bau-Zeitplan“, beruhigt Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Allerdings habe die Stadion-Arge nur einen Tag Vorlauf, sagt Kai-Uwe Panzer.

9.45 Uhr: Ein Bauarbeiter steht auf einer Hebebühne und klopft an die sechs Anker, die aus dem rund 18 Meter hohen Pfeiler ragen. „Jetzt muss er einfädeln“, sagt Panzer. Alles muss genau passen, damit das obere Ende des Balkens in die 3,2 Zentimeter dicken Stahlstifte rutscht. Selbst wenn alle Maße stimmen, kann noch einiges schiefgehen. Zum Beispiel könnte die Durchbiegung des schlanken Stahlbetonteils falsch berechnet worden sein. Doch der Bauleiter macht nicht den Eindruck, als rechne er mit solch einem Fauxpas: „Bis zur Mittagspause sitzt der Träger.“

Spielfeld wird verschoben

In zwei Wochen soll die Montage der Tribünen- und Brüstungsplatten, Mundlochwände und Blockstufen beginnen. Dafür installieren die Bauleute im Innenraum des Stadions einen Turmdrehkran auf einem Gleis. Der Liebherr-Kran verfügt über eine technische Besonderheit: Er verlegt die Schienen, auf denen er sich bewegt, selbst weiter. So kommt er Stück um Stück vorwärts bis zum K-Block. Insgesamt verbaut HBM 55 Träger im neuen Stadion-Oval.
Auch das Spielfeld muss verlegt werden – damit es das benachbarte Arnhold-Bad nicht überschattet. In der Badkurve endet es künftig ein Stück vor der Linie des jetzigen 16-Meter-Raums. Gegenüber wird neuer Rasen angesetzt. Das endgültige Grün soll erst in der nächsten Spielpause aufgebracht werden.


dnn.de, 21. Mai 2008

Dynamo-Stadion nimmt Gestalt an - die ersten Stahlbetonträger sind montiert

Dresden. Im Rudolf-Harbig-Stadion geht es jetzt wieder sichtbar beim Hochbau voran: Am Dienstag wurde der erste von 32 Stahlbetonträgern für die neue Gegentribüne montiert. Die ersten Träger, auf denen einmal die Traversen mit den Sitzen ruhen werden, sind die größten und schwersten. Bis zu 75,5 Tonnen bringen sie auf die Waage, enthalten allein 7,3 Tonnen Stahlbewehrung. Mit zudem 38,5 Metern Länge stellen sie Mensch und Technik insbesondere bei Transport und Montage vor große Herausforderungen

In zwei Wochen sollen alle Träger verbaut sein. Dann kann die Montage der Tribünenplatten, Mundlochwände, Brüstungsplatten und Blockstufen beginnen. Geht alles glatt, ist die neue Tribüne zum Saisonstart der Dritten Liga am 26. Juli bis auf das Dach komplett. 10.000 Plätze stehen den Zuschauern dann zur Verfügung. Wenn die Kurven angebaut sind, sollen es gar 12.800 sein. Platz nehmen können die Fans künftig auf schwarzen und gelben Klappschalen aus der Slowakei, die der neuen Tribüne Farbe verleihen. Mit der Anordnung der verschiedenfarbigen Sitze soll der Schriftzug "DRESDEN" erscheinen und darauf hinweisen, dass das Stadion ein städtisches Projekt ist. Das "D" übrigens soll dynamotypisch geformt sein.(JOL)


Pressemitteilung auf dresden.de, 20. Mai 2008

2. Rudolf-Harbig-Stadion: Erste Stahlträger für Besuchertribüne montiert

Zuschauer können die Tribüne ab Mitte August 2008 nutzen

Bürgermeister Winfried Lehmann konnte heute gemeinsam mit Hauke Haensel, Präsident SG Dynamo Dresden e. V., Axel Eichholtz, Geschäftsführer der Stadion Dresden Projektgesellschaft und Raphael Beckmann, Betriebsleiter Sportstätten- und Bäderbetrieb beobachten, wie die Montage der ersten Stahlbetonträger für die neue Besuchertribüne im Rudolf-Harbig-Stadion begann. Die ersten Träger sind die größten und schwersten. Sie wiegen bis zu 75,5 Tonnen und sind bewehrt mit bis zu 7,3 Tonnen Stahl. Ihre Länge beträgt 38,5 Meter. Die Montage erfolgt mit zwei Autokränen. Ein 500 Tonnen Kran steht im Stadioninneren und ein 250 Tonnen Kran auf der Umfahrt. Geplant ist, pro Tag zwei Tribünenbalken zu verlegen. Mit einem Versatz von ca. zwei Wochen beginnt die Montage der Tribünenplatten, Mundlochwände, Brüstungsplatten und Blockstufen. Dafür wird ein großer Turmdrehkran (Liebherr 280 HC Litronic) auf eine Schiene im Stadioninnenraum aufgestellt. Der Kran kann das Gleis, auf dem er sich bewegt, selbst weiterverlegen und kommt so Schritt für Schritt voran. Die Montage der Tribüne beginnt an der Badkurve und geht weiter in Richtung Geschäftsstelle Dynamo. Im ersten Bauabschnitt der Tribüne werden 32 Träger verbaut. Insgesamt werden es 75 Träger sein.
Die Zuschauertribüne wird eine Kapazität von 12 811 Plätzen haben. Im August 2008 soll sie bereits in Betrieb genommen werden.


Sächsische Zeitung, 14. Mai 2008

Das Kollektiv der HO Clubgaststätte Anfang der 80er Jahre von links: Siegfried Tschersch, Herr Müller, Reiner Wiegel, Leiter Peter Zimmermann, Gisela Dobratz, Axel Dagan, Küchenleiter Johannes Goltzsche, Michael Huhle, Andreas Künzel, Rudi Fürstenberg und Fritz Nowak. Foto: Privatarchiv Peter Zimmermann

Was sonst kaum zu haben war, kam im Casino auf den Tisch

Von Sven Geisler


Dresden. Zeiten ändern sich. Wenn Peter Zimmermann heute einen Speiseplan für die Kicker von Dynamo Dresden erstellen müsste, wäre der nicht mehr zu vergleichen mit dem aus den 70er und 80er Jahren. „Fußball war als Ausdauersport in die LeistungklasseA eingeordnet“, erzählt der frühere Gaststättenleiter im „Casino“: „Die Sportler sollten täglich bis zu 7000 Kalorien zu sich nehmen. Ich habe mal zu Reinhard Häfner gesagt: Eigentlich müsste ich euch ab und zu ein halbes Pfund Nüsse geben, damit ihr auf diesen Wert kommt.“
16 DDR-Mark konnte Zimmermann täglich pro Spieler für Lebensmittel ausgeben. „Das war eine Menge Geld, und dank der guten Beziehungen bekamen wir, was es in den Kaufhallen selten gab: Rinds- oder Schweinslende, Champignons, Spargel“, erzählt der 68-Jährige, der als Gasthörer an der TUDresden Ernährungsgeschichte studiert. „Ölsardinen würde heute niemand mehr als Sportler-Nahrung empfehlen, aber damals waren die etwas Besonderes und brachten außerdem viele Kalorien.“
Von der exklusiven Versorgung profitierten auch die Gäste im Dynamo-Casino, das offiziell HO-Clubgaststätte hieß. Bis zu 180Plätze konnten im Saal für Feiern hergerichtet werden. Besonders groß war der Umsatz zu den Heimspielen der Gelb-Schwarzen. Die meisten Fans stärkten sich am liebsten mit einer Bockwurst von der Privatfleischerei Hantusch.
„Außerdem wurden mehr als 4000 Glas Bier ausgeschenkt“, erzählt Zimmermann. „Für je 51Pfennig“, und er fügt noch hinzu: „Es gingen nur 0,25Liter ins Glas, von denen passten 15Stück auf eine Trommel. Die Kellnerinnen mussten früher ein bisschen mehr laufen.“ Die neue Schankanlage hatte in drei 500-Liter-Tanks ausreichend Speicherplatz für das Dresdner Spezialbier. Für die Spieler, Trainer und Funktionäre lieferte zudem die Radeberger Exportbierbrauerei jede Woche eine Palette mit 24Kisten, also 480Flaschen. „Die Nachfrage war natürlich immer größer. Als ,Dixie‘ Dörner mal zu kurz kam, sagte ich zu ihm, dass die Sache schon verrückt sei. Wäre er bei einem Klub im Westen, würden dort Plakate hängen, auf denen er für das Bier wirbt. Und hier muss er fast um eine Flasche betteln.“
Ein Engpass in der Versorgung ergab sich in der DDR im Sommer oft bei alkoholfreien Getränken. „Bei uns waren sie während meiner Zeit als Gaststättenleiter von 1974 bis 1984 nie ausverkauft, obwohl wir an Spieltagen allein am Kiosk etwa 1000 Liter Limonade ausgeschenkt haben“, erzählt Zimmermann. Er verstand es, die richtigen Quellen anzuzapfen. In der Euphorie nach Siegen überreichte er seine Wunschzettel den Leitern staatlicher Betriebe und privater Versorgungsfirmen, die sich als Dynamo-Fans im Casino tummelten.

Wir danken allen Lesern, die uns Ihre Erinnerungen geschrieben und Fotos geschickt haben. Die Gewinner, die am 21.Mai an der der Veranstaltung zum Abschied vom Dynamo-Casino vor dem Abriss teilnehmen, erhalten die Einladung per Post.


Wochenkurier Dresden, 14. Mai 2008

Einwurf von Gert Zimmermann

Dresden braucht Dynamo. Braucht Dynamo auch Dresden? Natürlich!

Die letzten Wochen sprechen für die Vernunftehe. Auch wenn sich beide Seiten nicht unbedingt lieben. Sie akzeptieren sich. Sie müssen, weil sonst der Supergau á la Leipzig droht. Deshalb unterstützt die Stadt Dynamo.

Tatsache, sogar die Kicker wollen in die dritte Liga. Wer sie am Sonntag tanzen sah nach dem mühevollen Sieg über Essen, kann zu keinem anderen Schluss kommen. Wer drei Tage vorher die Geyer-Elf in Berlin bei Union versagen sah, wusste allerdings Bescheid. Zweitliga-Niveau ist ein Fremdwort über die gesamte Distanz der Saison gewesen. Jetzt aber, als Mannschaft und Trainer sogar Einigkeit im Glücksgefühl des Sieges beim Ringelreihen demonstrierten, kommt die nächste Hiobsbotschaft. Diesmal nicht aus irgendeiner Redaktionsstube. Sie kommt direkt aus der Baracke. Dem einzigen Bau, der da noch steht auf der Baustelle im Harbig-Stadion. Sozusagen aus dem Hauptquartier. In dem wird seit Dienstag fieberhaft gearbeitet an der Profilierung der Mitglieder. Wer Glück hat, bekommt einen Anruf und wird aufgeklärt, wie wichtig gerade seine Stimme für das Fortbestehen seines Lieblingsvereins ist.

Am 24. Mai ab 10 Uhr in der Neuen Messe benötigt der Verein eine zwei Drittel Mehrheit für einige Satzungsänderungen. Gefordert vom Dresdner Stadtrat. Denn der hat bekanntlich die Kohle zum Überleben der Schwarz-Gelben genehmigt und möchte, dass die auch mit Überblick und Übersicht angelegt wird. Erster Zankapfel ist die Forderung auf das Kombiticket, das auf die Fußball-Eintrittskarte aufgeschlagen werden soll. Als eine Lizenz zum Gelddrucken sehen es die einen. Andere sind bereit für diesen Schritt, wenn die Unternehmen auch als Sponsor bei Dynamo einsteigen. Viele sehen den 24. Mai aber als Tag der Abrechnung. Mit denen, die ihrer Meinung nach die Misswirtschaft geduldet haben. Die nicht eingeschritten sind, als sich die finanzielle Lage zuspitzte. Keiner aber möchte den Untergang des Vereins, die Insolvenz. Das betonen die Mitglieder, die bereits einen Acht-Punkte-Katalog vorgelegt haben, in dem unter anderem der komplette Rücktritt des Aufsichtsrates gefordert wird. Die Zeiten, in denen ein Wirtschaftsprüfer mit einem Satz das Geld mit Rolf Jürgen Otto als Präsidenten herbeiredete, sind in Dresden vorbei.


Sächsische Zeitung, 6. Mai 2008

War von 1980 bis 1989 Küchenchef im Casino: Johannes Goltzsche. Hier schreiben die Leser zum Dynamo-Casino

Casino-Fan trotz Blitzschlag

Das Casino war eine Gaststätte in angenehmer Atmosphäre mit guter Küche, ohne Zweifel ein Verdienst des damaligen Leiters der Gaststätte, Herrn Baumgart (vorher Fernsehturm-Gaststätte). So war es fast logisch, dass Gesellschaften, Betriebe usw. Feiern oder Veranstaltungen betrieblicher Art im „Casino“ feiern wollten, man musste also zeitig „planen“. Zwei Beispiele, die das beweisen sollen: Unser Sohn, Jörg, hatte 1974 Jugendweihe, und es war aller Wunsch, dass die Klasse gemeinsam feiert. Es war eine prima Veranstaltung, an der fast alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Angehörigen teilnahmen; prima Mittagessen, ein feines Kuchen- und Tortenangebot am Nachmittag und am Abend ein kaltes Buffet, eben „Ca- sino“-Qualität. Und nun etwas Ausgefallenes: Im Sommer der Jahre 1968 oder 1969 plante unser Betrieb eine ökonomische Konferenz, Ort: Dynamo-Casino. Es war ein schwüler Tag und am Himmel zogen Gewitterwolken auf. Ich war damals Ökonomischer Direktor im oben genannten Betrieb und schon sehr zeitig vor Beginn der Konferenz im Casino. Das Gewitter kam, es blitzte und donnerte wie verrückt und ein Blitz schlug wohl in die offene Tür (Alu-Rahmen) ein, an der ich lehnte. Ich fand mich plötzlich – völlig unversehrt – drei Meter neben der Tür, und der Wirt, Herr Baumgart, kam durch den Gastraum und schimpfte gewaltig, warum wohl? Der Blitzeinschlag hatte einen derartigen Knall zur Folge, dass der Wirt dachte, die Tür wäre zersplittert. Es war aber nichts, die Konferenz konnte stattfinden. Also im Casino war immer was los. Mit meiner Frau war ich zur Faschingsfeier und am Silvesterabend im Casino. So könnte man noch über manche angenehme Stunde im Casino berichten. Ich hoffe, dass es im neuen Stadion wieder ein Casino gibt, welches für alle zugängig ist.
Helmar Dulik 01307

Dynamo-Sieg im VIP-Raum genossen

In der Zeit von März 1991 bis September 2001 betrieb ich gemeinsam mit einem Geschäftspartner einen kleinen Landgasthof in der Nähe meines Heimatortes Torgau. Zu unserer Heimatbrauerei, dem Brauhaus Torgau, unterhielten wir rege Geschäftsverbindungen. Die kleine Brauerei hatte in den Nachwendejahren auf dem gesamtdeutschen Biermarkt kaum eine Überlebenschance und musste demzufolge fusionieren. Somit gehörte sie zur Stuttgarter Schwabenbräu. In diesem Zusammenhang lud die Geschäftsführung der Brauerei die Gastwirte der Region zum gegenseitigen Kennenlernen zu sich ein. Nach einigen leckeren Pils erweiterte sich die Diskussion über das Geschäftliche hinaus und der Geschäftsführer (Herr Latzel) und ich waren plötzlich bei dem Thema Dynamo Dresden. Herr Latzel versuchte mir in seinem schwäbischen Dialekt zu erklären, dass Schwabenbräu einer der größten Sponsoren von Dynamo sei. Darauf antwortete ich ihm, dass ich seit Anfang der 70er Jahre Dynamofan sei, aber von diesem Sponsoring noch nichts gehört hatte. Herr Latzel verabschiedete sich dann mit den Worten: „Wir fahre da ma hin.“ Ich dachte, nun hat sich die Sache ja erledigt. Weit gefehlt. Im März 1993 war es dann so weit. Zwei VIP-Karten für das Spiel gegen Borussia Dortmund lagen für uns bereit. Am 27. März 1993 wurde ich zusammen mit meinem Geschäftspartner gegen 10 Uhr mit dem PKW der Brauerei nach Dresden gefahren, wo wir nach der Ankunft zum Essen eingeladen wurden. Natürlich hatte ich im Laufe der Jahre schon viele Spiele von Dynamo live im Stadion erlebt, aber noch nie war es mir vergönnt, im VIP-Bereich Platz zu finden. Fieberhaft warteten wir auf den Anpfiff und sogen die Atmosphäre in uns auf. Unsere Dynamos fanden gegen den Favoriten aus Dortmund das richtige Rezept und besiegten die Borussia mit 3:0 Toren. Nach dem Spiel wurde der Sieg im VIP-Raum noch ordentlich gefeiert. Trotz des bekannten Ausganges wird dieser Tag immer in meiner Erinnerung bleiben, neben vielen anderen Erlebnissen, angefangen von der DDR-Oberliga über viele EC-, Bundesliga- und Pokalspiele bis in die heutige Zeit mit dem Stadionneubau und dem Kampf um das sportliche und finanzielle Überleben unserer SG Dynamo Dresden! In diesem Jahr bin ich 51 Jahre alt geworden, mein Sohn Benjamin (20 Jahre) ist seit circa 10 Jahren Dynamofan, und mein Enkel Jason-Elias (2 Jahre) wird bald auch mit ins dann neue Stadion kommen!
Lutz Hirmer 04860 Torgau


Mit Herz und Tanzbein ins Eheglück

Mit dem Dynamo-Casino verbinde ich die schönsten Erinnerungen in meinem Leben. Nicht wegen besonderer sportlicher Ereignisse, sondern weil ich dortmeine jetzige Frau kennengelernt habe.
Abgesehen davon habe ich auch schon viele schöne sportliche Höhepunkte (im heutigen Sprachgebrauch: Highlights) im Rudolf-Harbig-Stadion erlebt. Besonders eingeprägt haben sich für mich die Rudolf-Harbig-Gedenk-Sportfeste von 1956 und 1957 mit internationaler Spitzenbeteiligung.1956 kamen damals immerhin 35000 Zuschauer, was aus heutiger Sicht für ein Leichtathletik-Sportfest gigantisch erscheint. Um die Stadionkapazität zu erhöhen, wurde extra dafür die damalige Queckenberg-Tribüne des Sachsenringes aus Hohenstein-Ernstthal nach Dresden transportiert und im Harbig-Stadion aufgebaut. Später erlebte ich dann als Zuschauer 1962 den Aufstieg Dynamos in die Fußball-Oberliga und anschließend den sofortigen Wiederabstieg 1963, was mich damals sehr ärgerte. Später war ich seltener live im Harbig-Stadion als Zuschauer, sondern verfolgte als Dynamo-Anhänger die Spiele meist nur als Fernseh-Zuschauer. Zu einigen Europa-Cup-Höhepunkten war ich aber dann doch im Stadion. So erinnere ich mich noch recht gut an die Spiele gegen Juventus Turin im Jahr 1973 und gegen Liverpool. Aber der eigentliche Grund meines Schreibens war der 4. Juli 1992. Das war an einem Samstagabend. Ich war damals Single und auf der Suche nach einer Ergänzung weiblichen Geschlechts. In diesem Zusammenhang besuchte ich im Dynamo-Casino den Tanzabend für Alleinstehende. Schon kurz nach Beginn der Veranstaltung fiel mir eine Frau auf, die durch ihr Äußeres sich klar von den restlichen Damen des Abends absetzte.
Ich begab mich also zu ihrem Tisch und forderte sie mit den Worten „Darf ich bitten oder wollen wir erst tanzen“ zum Tanz. Daraufhin lachte die von mir Angesprochene (entweder aus Höflichkeit oder weil sie den Spruch wirklich noch nicht kannte). Zumindest bekam ich keinen Korb und ich wusste sofort, dass sie viel Humor besaß, was mir bei einer Frau ganz wichtig war und ist. Und da sie genau wie ich gern und sehr gut tanzte.Mit anderen Worten: Bei mir hatte es gefunkt. Und ich kann heute nach fast 15 Jahren sagen: Wir führen nach fast 12 Jahren eine recht glückliche Ehe. Unter dem Strich kann ich also sagen, dass das Dynamo-Casino für mich immer in positiver Erinnerung bleiben wird, denn ich habe hier mein persönliches Glück gefunden.
Siegmar Läntzsch per E-Mail

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