Jahr 2006




dnn, 30. Dezember 2006

Von Jahr zu Jahr (Auszug)

....Und auch wenn er für die Sportstätten zuständig ist, so hat Lehmann (*) mitnichten die Posse des Jahres zu verantworten: das ewige Hick-Hack um den Neubau des Harbig-Stadions. Was da durch Vorlagen und Anträge im Stadtrat verschlimmbessert wurde, passt zu einigen Auftritten der Schwarzgelben auf dem Rasen. Sie sind die Punktelieferanten des Jahres – zumindest auswärts. Daheim müssten sich normalerweise die Kräne drehen. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben. ...

Sächsische Zeitung, 30. Dezember 2006

Das Dresdner Regierungspräsidium verdonnert die Stadt wieder zum Nachsitzen.

Die Debatte um das Finanzkonzept für den Stadionneubau findet kein Ende. Das Regierungspräsidium fordert von der Stadt weitere Nacharbeiten zur Wirtschaftlichkeit der Arena. Das Rathaus müsse nachweisen, dass die Offerte des Unternehmens HBM günstiger sei als ein Bau in kommunaler Regie, sagte eine Behördensprecherin. Die Stadt habe dazu bereits etwas vorgelegt, es seien aber weitere Informationen erforderlich.
Zudem bittet das Präsidium das Wirtschaftsministerium um Rechtssicherheit in der Bürgschaftsfrage. Das dafür verantwortliche Ministerium hatte zwar vor Weihnachten erklärt, dass die städtische Bürgschaft von 40 Millionen Euro keine Beihilfe sei, wenn das Stadion möglichst vielen Nutzern offen stehe und Dynamo Dresden eine angemessene Miete bezahle. Das reicht dem Regierungspräsidium aber nicht aus. Nach Angaben der Sprecherin hat die Behörde ein Schreiben an das Ministerium geschickt und um Klarheit gebeten, ob die Bürgschaft in Brüssel angezeigt werden muss oder nicht.
Damit ist eine Entscheidung über den Stadionneubau zum Jahresbeginn wieder unwahrscheinlicher geworden. Zudem setzt sich der seit Monaten andauernde Konflikt fort, in dem sich alle beteiligten Parteien gegenseitig mangelhaftes Engagement vorwerfen. Im Dezember hatte Stadtchef Lutz Vogel (parteilos) betont, ihm komme das Verständnis für die Behörde abhanden.
 

BILD, 29. Dezember 2006

Dynamo 2006 - Pleiten, Pech und Pannen
von Steffen Hofmann

Das Jahr 2006 ist fast vorbei. Und das ist für Dynamo auch gut so. Denn der Kultclub hatte wahrlich nicht viel zu lachen. Der schwarz-gelbe BILD-Rückblick voller Pleiten, Pech und Pannen.

Januar: Neu-Trainer Peter Pacult entmachtet bei seinem Amtsantritt Manager Menz und Team-Manager Heidrich, schmeißt den „weißen Brasilianer" Ansgar Brinkmann raus.
Februar: Neueinkauf Jan Koziak wird nach nur einem Einsatz vom DFB bis Saisonende gesperrt. Der Slowake hatte vor seinem Wechsel zu Dynamo in der laufenden Saison schon bei zwei Vereinen gespielt.
April/Mai: Torwart Darko Horvat (Kreuzbandriß) und Verteidiger Dennis Cagara (Achillessehnenriß) verletzen sich schwer. Dynamo gewinnt am 14.5. das letzte Zweitliga-Spiel 3:1 in Rostock - und steigt ab. Ein Punkt fehlt zum Klassenerhalt. Stars wie Kresic, Kukielka, Langen, Wagefeld und Kennedy gehen.
Juni: Dynamo startet mit elf Neuen in die Regionalliga. Aufsichtsrats-Boss Friedemann Küchenmeister muss wegen privater Finanzprobleme zurücktreten.
August: Patrick Würll, Tomas Votava (beide Innenbandeinriß) und Michael Kügler (Kreuzbandriß) verletzen sich schwer.
September: Trainer Pacult flüchtet am 4.9. in einer Nacht- und Nebelaktion trotz Tabellenführung zu Rapid Wien. Norbert Meier wird sein Nachfolger. Zielstellung: Sofortiger Wiederaufstieg.
Oktober: Das Regierungspräsidium stoppt wegen ungeklärter Finanzierung den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions.
November:
Mit Pavel David (Bänderriß) fällt der vierte Schwerverletzte aus. Dynamo muss nach Fan-Randalen in Lübeck und bei Hertha BSC/A. 15.000 Euro Strafe an den DFB zahlen.
Dezember: Dynamo überwintert auf Platz fünf, nachdem unter Meier in sieben Auswärtsspielen nicht ein Sieg gelingt. Ein Mitgliederantrag auf Abwahl von Präsident Jochen Rudi wird vom Ehrenrat gekippt. Eigentlich kann es 2007 nur noch besser werden ... 
 

Morgenpost, 29. Dezember 2006

Trotz Abstieg: Dynamo bleibt der Zuschauer-Krösus!

Fans 2006: Galopper überliefen die Eislöwen, DSC-Schmetterlinge legten zu und Footballer fielen zurück

DRESDEN - Wahnsinn! Hunderttausende zog es 2006 in die Dresdner Arenen. Ob zum Fußball, Volleyball, Galopp, Eishockey oder zum American Football - in diesem Jahr war jede Menge los. Publikumsliebling Nummer 1 ist und bleibt Dynamo. Die Schwarz-Gelben lockten 246.046 Fans ins Rudolf-Harbig-Stadion. Das ist ein Schnitt von 14.473 pro Spieltag. Klingt auf den ersten Blick gigantisch - praktisch verlor das Regionalliga-Team durch den Abstieg gut 18 Prozent der Zuschauer.

2005 sonnte sich der Verein noch mit 299.709 Anhängern bei den Heimspielen. Genauso deutlich auf Platz zwei landeten die Galopper: Zwar kamen mit 71.653 Besuchern rund 2 500 weniger als im Vorjahr auf die Seidnitzer Rennbahn, doch der Schnitt von 7.165 bei zehn Renntagen kann sich immer noch sehen lassen. Vor allem die beiden Meetingtage im Frühjahr sowie der Sparkassen-Renntag mit jeweils fünfstelligen Besucherzahlen hoben den Schnitt deutlich an. Erfolg zahlt sich eben aus. Das wissen auch die Dresdner Volleyballerinnen vom DSC. Die Schmetterlinge übertrumpften im Zuschauerschnitt zum ersten Mal die Dresdner Eislöwen. In die Mehrzweckhalle an der Bodenbacher Straße strömten pro Heimspiel im Durchschnitt 2.150 Fans. Gegen den Deutschen Meister aus Schwerin waren zuletzt am 8.Dezember sogar
2.800 Dresdner als Unterstützung in der Arena. Sie sahen zwar ein packendes Spiel, allerdings hatten die Gäste Fortuna auf ihrer Seite und gewannen mit 3:2! Insgesamt drückten 43.005 Fans Jana Müller & Co. 2006 die Daumen. Weniger bissig waren die Löwen-Fans. Mit 65.287 Fans war die Halle zwar stets gut besucht, es sind jedoch 12.000 weniger als 2005. Im Durchschnitt (2.106 pro Spiel) landet der Zweitligist so knapp hinter den I Schmetterlingen auf dem vierten Platz in der Gunst der Dresdner. Abgeschlagen auf dem fünften Rang landen die „Königlichen". Einst lockte der Mix aus Show und Sport beim American Football die Fans in Massen an. Im Jahr 2001 kamen in der 2. Liga fast 4.000 Zuschauer pro Spiel. Der Aufstiegshit ein Jahr darauf lockte sogar 8.400 Footballfans. Doch seitdem ging es kontinuierlich bergab. Die Showanteile wurden weitestgehend gestrichen - bis auf den zweiminütigen Cheerleaderauftritt in der Halbzeitpause. Von den Fans gab's deshalb die gelbe Karte: Nur 9.660 verirrten sich in dieser Saison im großen Rund des Rudolf-Harbig-Stadions. Macht einen Schnitt von 1.610 Besuchern pro Spiel - eine traurige Kulisse. Da könnte man auch wieder zurück auf die Radrennbahn an der Bärnsdorfer Straße gehen...
TS - elu - LH
 

dnn, 28. Dezember 2006

Finanzbürgermeister wartet auf Grünes Licht / SPD-Fraktion kritisiert Aufsichtsbehörde

„Voraussetzungen für den Stadionbau sind alle erfüllt

Das endgültig grüne Licht durch die Aufsichtsbehörde für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions an der Lennèstraße ist offenbar nur noch eine Frage von wenigen Tagen. „Die Voraussetzungen jedenfalls sind nun alle erfüllt", erklärte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) gegenüber ,DNN und fügte hinzu: „Jetzt warten wir auf die Genehmigung." Schärfer als Dresdens Kämmerer formulierte es gestern SPD- Fraktionschef Peter Lames. „Nach der Entscheidung des Wirtschaftsministeriums, dass die Verträge keiner Notifikation bei der EU bedürfen, hängt alles am Regierungspräsidium. Das RP hat schon zuviel Zeit verplempert. Das Wirtschaftsministerium wurde viel zu spät hinzugezogen." Grund für Eile sieht Fraktionschef Lames in der notwendigen Vorbereitung der Bauarbeiten: „Wenn die Genehmigung von der anderen Elbseite da ist, kann die Stadtverwaltung selbst dann die Planungsauftrage auslösen, wenn noch eine abschließende Genehmigung des Vertrages durch den Stadtrat erforderlich sein sollte. 2006 war das Jahr der Bremser und Bürokraten; 2007 soll das Jahr des Handelns sein."
rare

Sächsische Zeitung, 28. Dezember 2006

SPD fordert von Behörde grünes Licht für Stadion

Noch 2006 soll das Regierungspräsidium grünes Licht für den Stadion-Neubau geben, fordert SPD-Fraktionschef Peter Lames. „Nach der Entscheidung des Wirtschaftsministeriums, dass die Verträge keiner Notifikation bei der EU bedürfen, hängt alles an der Genehmigung der Kommunalaufsicht. Das Regierungspräsidium hat schon zu viel Zeit verplempert.“ Es sei nötig, den Bau jetzt vorzubereiten.

Morgenpost, 28. Dezember 2006 (Auszug)

Köster: ''Meiers Schonzeit ist jetzt vorbei''

DRESDEN - Es gibt in der Geschichte des 1. FC Dynamo kein Jahr, das als nicht turbulent in die Geschichte einging. Doch 2006 kann getrost als das ereignisreichste in diesem Jahrtausend bezeichnet werden. Im MORGENPOST-Interview zieht Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster Bilanz.
Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn sie an das schwarz-gelbe Fußballjahr 2006 denken?
....

Auch das Thema Stadion hat Sie ziemlich beschäftigt. Wird das 2007 besser?
Köster: „Die Wetterkapriolen können natürlich in diesem Winter wieder auf uns zu kommen. Wie wir im Februar um die Austragung jedes einzelnen Spieles gekämpft haben, war wirklich Wahnsinn. Doch diesmal wüssten wir: Es ist das letzte Mal. Denn das neue Stadion kommt nun offenbar tatsächlich und dann wird alles einfacher. Nächstes Jahr um diese Zeit steht - wenn alles nach Plan läuft - die neue Haupttribüne. Dann haben wir das Gröbste überstanden."
Was wünschen Sie sich für Weihnachten 2007?
Köster: „Vor allem Gesundheit für meine Familie, das ist und bleibt das Wichtigste. Und Dynamo steht hoffentlich im gesicherten Mittelfeld der 2. Liga."
Thomas Schmidt

Wochenkurier, 27. Dezember 2006

Zimmis Einwurf

Das Jahr ist Geschichte, was bringt das Neue? Na, dann wollen wir doch mal alles vorbereiten für das Bleigießen und die bunte Glaskugel befragen.
Erst einmal kam der Heilsbringer Franz in unsere Stadt. Die Oberen des Freistaates wollten ihm einen Orden verpassen. Wegen seiner Verdienste um die Wirtschaftsförderung dank der Fußball-Weltmeisterschaft. Doch der Franz ist nicht nur für Deutschlands Nachwuchs als leuchtende Gallionsfigur verantwortlich. Er hat mit seinem Alter und seinen weltweiten Reisen inzwischen auch die Erfahrung eines Diplomaten. Und so lehnte er die Auszeichnung so lange ab, bis die Stadt und das Land endlich grünes Licht für den Stadion-Neubau gaben. Und siehe da, der Franz, der kann's. Los ging's mit der Lösung des Problems, an dem die Schildbürger in den Ämtern bis dahin ihre reine Freude hatten. Flugs machte sich diese Fußball-Mannschaft in Schwarz-Gelb daran und begann mit einem selten erlebten Elan zu trainieren. Auch außerhalb des Platzes waren die Kicker auf einmal nicht wieder zu erkennen. Sie stellten ihre Ernährung um, kamen nicht erst nach Mitternacht in ihre Betten und hatten sogar einen Schal um den Hals. Denn sie wollten urplötzlich auch keine Grippe, nicht mal einen Schnupfen.
An anderer Stelle wuchs die neue Eishalle zu einem Palast und die Eislöwen fraßen jedes andere noch so schlau daherkommende Tier auf eigenem Eis einfach auf.
Die Euphorie schwappte weiter. In die Halle auf der Bodenbacher Straße. Dort eilten die Volleyball-Mädels von Sieg zu Sieg. Es war einfach faszinierend, was auf einmal in Elbflorenz abging. Das beschauliche Städtchen wurde immer mehr zur Sportmetropole. Überall auf den Plätzen sah man Schachspieler sitzen. Die Köpfe rauchten, die Umstehenden starrten gebannt auf Dame und König. Und genau in diesem Hochgefühl passiert es. Als ich Blei nachlege, weil ich doch das mit den zwei Aufstiegen und der Meisterschaft sehen will, gleitet mir das Zeug aus den feuchten Händen, trudelt in die Kugel. Aus, vorbei!

SPD-Fraktion im Stadtrat Dresden, 27.12.2006

SPD fordert von RP sofortige Stadion-Genehmigung - Vorzeitiger Planungsauftrag ist möglich

"Am besten noch im Jahr 2006 sollte das Regierungspräsidium Dresden grünes Licht für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions geben" fordert SPD-Fraktionschef Peter Lames. "Nach der Entscheidung des Wirtschaftsministeriums, dass die Verträge keiner Notifikation bei der EU bedürfen, hängt alles an der Genehmigung der Kommunalaufsicht im Regierungspräsidium. Das RP hat schon zu viel Zeit verplempert. Das Wirtschaftsministerium wurde viel zu spät hinzugezogen."

Grund für die Eile sieht der Fraktionschef besonders in der notwendigen Vorbereitung der Bauarbeiten: "Wenn die Genehmigung von der anderen Elbseite da ist, kann die Stadtverwaltung selbst dann die Planungsaufträge auslösen, wenn noch eine abschließende Genehmigung des Vertrages durch den Stadtrat erforderlich sein sollte. 2006 war das Jahr der Bremser und Bürokraten; 2007 soll das Jahr des Handelns sein."

Morgenpost, 23.Dezember 2006

Zum x-ten Mal `Grünes Licht´- neues Dynamo-Stadion für alle

DRESDEN-„Grünes Licht" für den Stadion-Neubau bis Mitte Januar oder Rücktritt-das hatte Dynamo-Präsident Jochen Rudi auf der Oldie-Weihnachtsfeier angekündigt (MORGENPOST berichtete exklusiv). Da Rudi seinen Posten nicht so einfach aufgibt, lag die Vermutung nah: Der Mann weiß etwas.
Gestern kam die Bestätigung: Das Wirtschaftsministerium des Freistaates kam nach einer Prüfung der Verträge zwischen dem vorgesehenen Bauherrn HBM und der Stadt Dresden zu dem Ergebnis, dass ein so genanntes Notifizierungsverfahren bei der EU „unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen" nicht notwendig sei. Das hatte das Regierungspräsidum (RP) angeregt, nachdem der Stadtrat sein „Ja" zum Neubau gegeben, das RP aber das Risiko auf Seiten der Stadt als zu hoch angesehen hatte.
Dass die Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmende EU-Prüfung nun nicht erfolgen muss, wurde von allen Seiten mit Erleichterung aufgenommen. Auch Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk war zufrieden mit der Arbeit seiner Leute: „Mir als Fußball-Fan und speziell als Dynamo-Fan gefällt es natürlich, wenn sich in dieser Sache etwas bewegt."
Nun ist nur noch zu klären, was unter „bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen" zu verstehen ist. Aus dem Wirtschaftsministerium wurden drei Punkte angeführt:
- Das Stadion muss offen stehen für alle, die es nutzen wollen - also nicht nur für Dynamo.
-Alle Nutzer müssen ein marktübliches Entgeld für die Nutzung an die Stadt zahlen.
- Es muss das kostengünstigste aller unterbreiteten Angebote ausgewählt werden.
Dynamos Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster hat kein Problem mit anderen Mietern in „seinem" Stadion: „Es war von vornherein klar, dass sich so ein Objekt nicht nur durch Dynamo Dresden trägt. Allerdings haben nicht viele das Potenzial, die nicht gerade billige Miete für eine Veranstaltung aufzubringen."
Köster geht nun davon aus, „dass die Bagger im frühen Frühjahr loslegen" - genau rechtzeitig, wenn's um die Lizenz für die neue Saison geht. Die hätte es mit der alten Arena definitiv nicht noch mal gegeben. Der Umbau ist ohnehin so konzipiert, dass fast alles bei laufendem Spielbetrieb abgerissen und neu errichtet wird. Als erstes soll die Hornbach-Tribüne samt Sprecherturm verschwinden.
Wenn nicht wieder irgend jemand kommt und neue Einwände gegen den Neubau hat - und zum x-ten Man das „Grüne Licht" wieder ausgeht...
Thomas Schmidt
 

dnn, 23. Dezember 2006

Brüssel hat bei Stadionbau nichts zu sagen

Doch noch eine erfreuliche Bescherung für die Fans von Dynamo Dresden und eine Bestätigung für die Position von Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU): Die städtische 40-Millionen-Euro-Bürgschaft für das Konsortium HBM und den Stadionneubau muss nicht bei der Europäischen Union (EU) angezeigt werden. Das hat jetzt das SPD-geführte Wirtschaftsministerium nach eingehender Prüfung eindeutig beschieden und damit die Position der Stadt bestätigt. Das Regierungspräsidium (RP) Dresden ging bislang davon aus, die Bürgschaft müsse in Brüssel vorgelegt werden, was einen Bauverzug für den Neubau des Harbig-Stadions von mehr als einem halben Jahr bedeutet hätte.

"Wir haben das Verfahren abgeschlossen, leiten das Ergebnis an das RP weiter: Eine Notifizierung bei der EU ist nicht notwendig", erklärte Lea Mock, Sprecherin im Wirtschaftsministerium, auf DNN-Nachfrage. Allerdings gebe es drei Bedingungen dafür: Das Stadion müsse verschiedensten Aktivitäten und Nutzern der breiten Öffentlichkeit offenstehen und zugute kommen. Der Preis für die Nutzung habe für jeden Nutzer angemessen und marktüblich zu sein. Das gelte natürlich auch für Dynamo Dresden, so Mock. Und drittens müsse das Gesamtangebot zum Neubau des Stadions das unter allen Anbietern kostengünstigste sein, nannte Mock die drei Auflagen.

Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) weilt seit 20. Dezember im Urlaub, der laut Sekretariat bis 8. Januar 2007 dauert. Das RP war telefonisch gestern nicht mehr erreichbar. Ob noch vor Silvester offiziell und öffentlich grünes Licht für das Gesamtprojekt Stadionbau gegeben wird, ist mehr als fraglich. Doch auf die paar Tage komme es jetzt auch nicht mehr an, sagte eine Ministeriums-Mitarbeiterin, die nicht genannt werden wollte.

Hinter den Kulissen gab es - verschärft in den letzten Tagen, aber eigentlich schon seit Wochen - Knatsch zwischen dem RP, das dem CDU-geführten Innenministerium unterstellt ist, sowie der Behörde von Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD). Anlass: Die schriftlich den Medien gegenüber abgegebene Behauptung des RP's, die Bürgschaft sei bei der EU anzeigepflichtig. "Darüber haben wir uns verwundert die Augen gerieben", hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Grund: Das zuständige Fachreferat war dazu bis dahin nicht gefragt worden. Gestern ließ Jurk spontan verlauten: "Als großer Fußballfreund freue ich mich natürlich über das Ergebnis der Fachprüfung."
Ralf Redemund
 

SZ, 23. Dezember 2006

Ohne Brüssel
Von Thilo Alexe

Stadion. Ministerium gibt grünes Licht für den Bau– macht aber Auflagen.

Die städtische 40-Millionen-Euro-Bürgschaft für den Stadionbau muss nicht der EU zur Genehmigung vorgelegt werden. Sachsens Wirtschaftsministerium kam nach mehrwöchiger Prüfung zu dem Schluss, dass es sich um keine verdeckte Beihilfe für einen Privatinvestor handle. Allerdings müssen Auflagen erfüllt werden: Dazu zählt, dass das Stadion möglichst vielen Nutzern offen steht, wie Ministeriumssprecherin Lea Mock sagte. Zudem müsse Dynamo Dresden eine angemessene Miete bezahlen und die Stadt nachweisen, dass es sich bei dem Projekt des Unternehmens HBM um das günstigste Angebot handle.

Rathaussprecher Kai Schulz bezeichnete diese Auflagen als bereits erfüllt. Nun liegt das Verfahren nur noch in der Hand des Regierungpräsidiums. Unklar ist nach Angaben von Sprecher Holm Felber, wie lange die Prüfungen noch dauern werden. Das 15-seitige Dokument aus dem Ministerium sei bereits eingegangen.

Die Faninitiative Pro RHS reagierte erfreut: „Man kann es kaum fassen.“ Falls Brüssel eingeschaltet worden wäre, hätte dies nach Expertenmeinung einen Zeitverzug von bis zu einem Jahr bedeutet.
 

BILD Dresden 21. Dezember 2006

Fans lassen nicht locker

Die Dynamo-Fans machen weiter mobil für ein neues Stadion!
Gestern spannten sie sogar Transparente auf der Fußgängerbrücke  über die Albertstrasse in Dresden (Foto).

Ob’s hilft? Nach weiteren Nachbesserungen will das Regierungs-Präsidium jetzt angeblich Anfang Januar über den Bau entscheiden.
Foto: RÖHNER

Sächsische Zeitung, 21. Dezember 2006

Protest für Stadionbau

Fans von Dynamo Dresden haben für den raschen Stadion-Neubau demonstriert. Sei entrollten an der Fußgängerbrücke über die Albertstraße zwei Transparente: „Demokratie jetzt – Stadionbau jetzt – Stadtratsbeschlüsse umsetzen“ sowie „Dresden ist Dynamo – Stadionbau jetzt“ lauteten die Formulierungen. Nach Angaben der Faninitiative Pro RHS haben sich rund 30 Anhänger der Gelb-Schwarzen an der Aktion, die fortgesetzt werden soll, beteiligt.

Nach wie vor läuft eine Prüfung im Wirtschaftsministerium zur kommunalen Bürgschaft für das Projekt. Auch das Regierungspräsidium hat noch kein grünes Licht für das Projekt erteilt. Das Bauunternehmen HBM will für mehr als 40 Millionen Euro ein Stadion an der Lennéstraße errichten. Dynamos neue Heimat soll rund 32000 Zuschauer fassen. (SZ)
 

Sächsische Zeitung, 20. Dezember 2006

Unter Schmerzen
Von Thilo Alexe

Stadion. Hoffnung für Dynamo: Bauherr HBM sagt widerwillig Ja zum Vertrag mit der Stadt.

Nach mehrmonatigen Verhandlungen zeichnet sich beim Thema Stadionneubau ein Durchbruch ab. Das Bauunternehmen HBM hat die von der Stadt geforderten Nachbesserungen akzeptiert. „Wir haben unter Schmerzen Ja gesagt“, betonte HBM-Geschäftsführer Axel Eichholtz gestern. Nach seiner Darstellung hat die Stadt mehr Mitspracherechte bei der Stadionnutzung. Über die Details des Erbbaurechtsvertrags, mit dem das Stadionareal für mehr als 30 Jahre an ein Betreiberkonsortium um den Sportstättenbauer übertragen wird, sei Schweigen vereinbart worden.

Das Regierungspräsidium, auf dessen Druck die Stadt nachverhandelt hat, will nun prüfen, ob es grünes Licht erteilen kann. „Wenn uns alles vorliegt, äußern wir uns“, sagte Sprecher Holm Felber. Eine weitere Prüfung läuft noch im Wirtschaftsministerium, das der Frage nachgeht, ob die kommunale Bürgschaft von 40 Millionen Euro bei der EU angezeigt werden muss. Sie soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Falls beide Seiten das Finanzkonstrukt billigen, könnte – je nach Witterung – am Anfang des kommenden Jahres der Bau beginnen. Das Finanzvolumen des 32000 Zuschauer fassenden Stadions beträgt mehr als 40 Millionen Euro.

WochenKurier, 19.Dezember 2006

Einwurf - Kolumne von Gert Zimmermann

Wie erklären wir das nun wieder unseren Kindern? Da gibt es so ein Wort, was in Deutschland jeder versteht, nur in Dresden keiner darf. Diese Gesellschaft für deutsche Sprache hievt prinzipiell am Ende eines Jahres Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen, ganz oben auf den Wortolymp.
Was in den Jahren davor mit Bundeskanzlerin, Hartz IV, dem alten Europa, dem Teuro für die Einwohner von Elbflorenz noch nachvollziehbar war, ist in diesem Jahr verboten. Fanmeile. Ja, genau das war in unseren Stadtmauern nicht erwünscht, wurde unterdrückt. Aus Angst vor polnischen Hooligans, die sich angeblich das Elbufer vor der Staatskanzlei ausgesucht hatten, um hier richtig Randale zu machen. So lautete die Begründung von allerhöchster Stelle, um für Ruhe und Ordnung in der Residenzstadt zu sorgen.
Ja, liebe Kinder, Dresden war schon immer ein Tal der Ahnungslosen. Nur, wer sich aufmachte über die Elbhänge hinaus, konnte ab und zu mitbekommen, was in der übrigen Republik so abging. Doch das war gefährlich, denn in einer Provinz sind die Leute halt etwas anders aufgewachsen und sie brauchen immer etwas länger, um ihre Lage zu begreifen.
Das erkannten schon viele Jugendliche, die nicht nur während dieser komischen Tage, in denen die Klinsmänner fast ein ganzes Land veränderten, einfach ausbüchsten und sich in Leipzig oder Berlin schon am hellerlichten Tag auf diese ominösen Plätze begaben, die von Dresdens Feinden als Sommermärchen-Oasen ausgegeben wurden. Ein Glück für uns alle, dass hier noch alles so funktioniert wie früher. Als die Westantennen beim Rat der Stadt angezeigt und dann abgesäbelt wurden. Komisch nur, dass die Herrschaften damals das Fußballspiel als solches nicht verboten, sondern sogar gefördert haben. Die Krönung ist aber, dass die jetzt Herrschenden unseren Kaiser Franz für Januar in die selbstständige politische Einheit Dresden zur Auszeichnung eingeladen haben. Hat aber garantiert nichts mit diesem Unwort Fanmeile zu tun! Das wär's ja wohl.
 

dnn, 19. Dezember 2006

Aufsichtsbehörde über Rudolf-Harbig-Stadion: Entscheidung zum Neubau kommt vor Silvester

Zu einer echten schönen Bescherung für die Dynamo-Fans reicht es nicht mehr. "Die Stadt und der Investor HBM müssen sich noch diese Woche ins Benehmen setzen", sagte gestern Holm Felber, Sprecher des Regierungspräsidiums (RP). Zwischen Weihnachten und Silvester könne seine Behörde jedoch prüfen, erklärte der RP-Sprecher - wenn die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht habe. Vor Silvester soll auch die Entscheidung im Sächsischen Wirtschafts- und Arbeitsministerium fallen, ob die städtische 40-Millionen-Euro-Bürgschaft für das Stadion in Brüssel bei der Europäischen Union angemeldet werden muss oder nicht. "Die Mitarbeiter im zuständigen Referat haben sich noch bis Jahresende Zeit ausbedungen", so Felber. Ursprünglich wollte das Referat 31 über die so genannte EU-Notifizierung vor Weihnachten entscheiden.
"Wir sind zwei Millimeter vor dem Ziel-Einlauf", antwortete Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) auf die Frage nach dem Stand der Verhandlungen mit der HBM Stadien- und Sportstätten GmbH. "Wir haben das RP gefragt: Wie sieht ein Vertrag aus, der genehmigungsfähig ist? Daraufhin haben alle drei Beteiligten - Stadt, RP und HBM - kräftig verhandelt", schildert der Kämmerer. Herausgekommen sei jetzt ein Kompromiss, bei dem jede Seite Kröten schlucken musste.
Warum fängt die Stadt nicht einfach an zu bauen, wo sie doch schuldenfrei ist und den Haushalt nicht mehr zur Genehmigung vorlegen muss? "Laut Sächsischer Gemeindeordnung muss eine Bürgschaft halt vom RP genehmigt werden", seufzt Vorjohann und fügt hinzu. "Würden wir jetzt einfach losbauen, hieße es wohl uns gegenüber: Gehen sie ins Gefängnis." Und warum verklagt die Stadt die Aufsichtsbehörde nicht auf Behinderung, überzogene Forderungen und Unangemessenheit der Prüfung? Das sei jetzt nicht sinnvoll, wo "wir doch" - siehe oben - "zwei Millimeter vor dem Ziel stehen". Und hoffentlich nicht stehen bleiben, bliebe zu ergänzen. Dass sich alles so lange hinziehe, sei ärgerlich, weil sich alle Beteiligten im Detail so schwer tun. Aber die Ausgangslage sei auch mies gewesen: schlechte Verträge zu Lasten der Stadt. Jetzt sehe es für die Stadt deutlich besser aus.
Ralf Redemund
 

MOPO 18. Dezember 2006

Rücktritt oder Neubau! Was weiß Rudi?

Dresden – Da lehnt sich einer ganz weit aus dem Fenster: Dynamo-Präsident Jochen Rudi. “Entweder Mitte Januar gibt´s Grünes Licht für den Stadion-Neubau- und zwar an der Lennéstraße- oder ich trete zurück!“

Dieser Satz schlug auf der Weihnachtsfeier der Dynamo-Oldies ein wie eine Bombe. Rudi machte diese Aussage nicht etwa leise an seinem Tisch im Dorint-Hotel – er nahm sich extra das Mikrofon vom DJ und brachte alle 130 Anwesenden ins Grübeln.
Denn auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung im neuen Jahr soll der Dynamo-Boss doch ohnehin gestürzt werden . Volkmar Köster hatte nach der Partie bei den Hertha-Bubis im Herbst der Berliner Polizei eine Mitschuld an den danach folgenden Ausschreitungen gegeben – und Rudi sich davon öffentlich distanziert.
Der Präsident stellt klar: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe mir übrigens genau die 280 Stimmen, die wegen mir gesammelt wurden, ganz genau angesehen. Eigentlich hätten zehn Prozent aller Mitglieder für die Einberufung der Versammlung stimmen müssen. Die Anzahl reicht den Initiatoren trotzdem, da von 3100 Mitgliedern mehr als 600 ihre Beiträge nicht gezahlt haben und damit nicht Stimmberechtigt sind. Aber ich werde auch gnadenlos Klartext reden, weshalb ich meine Aussage gegenüber dem DFB und gegen unseren Hauptgeschäftsführer so getroffen habe. Ich kämpfe um mein Amt.“
Bleibt die Frage: Warum Rudis Rücktrittsdrohung? Die Gäste der Weihnachtsfeier waren sich einig: Rudi weiß in Sachen Stadion-Neubau mehr, als er verriet. Hat tatsächlich das Regierungspräsidium schon „Grünes Licht“ gegeben und Rudi von seinen CDU-Parteifreunden die Nachricht zugespielt bekommen? Denn dass der Dynamo-Boss ein Zocker ist, wäre neu…
Gert Zimmermann
 

MOPO 16. Dezember 2006

Kaiser will Politikern Dampf machen

Stürmer kommt, Koziak & Csik gehen • Berliner Polizei gesteht Fehler

DRESDEN-Neuer Stürmer und das Ja für den Stadion-Neubau: Die Dynamao-Führung hofft vor dem Fest auf zwei Weihnachtsgeschenke. Und wenn’s nichts wird kommt Franz Beckenbauer und macht den Politikern Dampf.

„Zwar rechne ich mit nichts, aber es gibt Anzeichen, das in der nächsten Woche das Regierungspräsidium vielleicht doch noch das Okay für den Baustart unserer Arena gibt", ist der Dynamo-Aufsichtsrats-Boss Thomas Mulansky optimistisch. Welche Signale er erhalten hat und von wem, wollte Mulansky nicht verraten. „Nur so viel: Ich sitze nicht rum und harre der Dinge.“

Ob dieser Optimismus gerechtfertigt ist, wird man sehen. Laut MORGENPOST-Informationen ist die Stadt und das Regierungspräsidium zurzeit wieder in „guten Gesprächen". Allerdings gab's nach einen Treffen in dieser Woche noch Hausaufgaben für die Stadt, die zurzeit der Arena-Bauer HBM umsetzt.

Unterdessen bekommt Dynamo prominente Unterstützung. Bei der Einweihung des Magdeburger Stadions erklärte Franz Beckenbauer in die Mikrofone: „Am 19. Januar bin ich zum Opernball in Dresden, da werde ich mich auch um das Stadion dort kümmern." Ob der „Kaiser" helfen kann- schau'n mer mal!

Einig ist sich Coach Norbert Meier seit gestern mit seinem Geschäftsführer Volkmar Köster über eine Neuverpflichtung. Ein Stürmer soll's werden, dafür können Jan Koziak und Levente Czik gehen. Mit dem dann zur Verfügung stehenden Geld soll der Neue bezahlt werden.

Ein klärendes Gespräch hatte Köster zudem in Berlin. Beim „Krisen-Gipfel" zu den Ausschreitungen nach dem Hertha-Spiel habe die Polizei nun Fehler eingeräumt „Gegen acht Beamte wurde deshalb ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", so Dynamo-Sprecher Peter Tauber.
Enrico Lucke
 

Mopo, 15. Dezember 2006 (Auszug)

Pro RHS luden in die Höhle des Löwen - Wird Grundmann Torwarttrainer?

DRESDEN - Dynamo-Coach Norbert Meier, Teammanager Peter Tauber sowie die Spieler Markus Knackmuß und Michael Lerchl mussten in die „Höhle des Löwen". Der Verein „Pro RHS" hatte dazu ins Kulti geladen. Zu der Talkrunde in der Stadion-Kneipe kamen gut 50 Fans. Allerdings hatten wenige Mut, ihre Idole auszuquetschen. Ein paar Fragen gab's trotzdem. „Wieso tritt die Mannschaft nicht geschlossen auf?" Da wusste Meier Rat: „Es dauert seine Zeit, bis ein Team sich zusammen gerauft hat." Er hofft jedoch, dass dies bald passiert. Neugierig waren die Fans auch, weshalb sich kein Führungs-Spieler findet. „Das ist ein Prozess in der Mannschaft. Fünf Spieler haben vielleicht das Zeug dazu. Der Coach hat darauf wenig Einfluss", erklärte Knackmuß. Neues gab's von der Torwart-Trainer-Front. Meier überlegt, ob Gunnar Grundmann bei den Schwarz-Gelben diesen Posten ausfüllen kann. Zu Weihnachten wünscht sich der Coach einen Sport-Direktor.
Enrico Lucke
 

Sächsische Zeitung, 15. Dezember 2006

Watsche für das Präsidium
Von Thilo Alexe

Politik. Stadträte warnen: Die Rechtsaufsicht raubt der Landeshauptstadt die Selbstständigkeit.

Die Stimmung ist gereizt, der Unmut greifbar. Wegen seiner ablehnenden Haltung bei den Themen Stadion und Operette zieht das Regierungspräsidium immer mehr Kritik der Stadt auf sich. Die Rechtsaufsichtsbehörde behindere die Selbstverwaltung und verzögere Entscheidungen unnötig, lauten die Vorwürfe.

CDU-Fraktionschef Michael Grötsch konstatiert angesichts des noch immer nicht begonnenen Neubaus der Dynamo-Arena, es sei „bedauerlich, dass keine Entscheidung gefallen ist, obwohl Gespräche gelaufen sind“. Zwar habe das Regierungspräsidium mit seiner Ablehnung des Stadion-Finanzkonzeptes dafür gesorgt, dass die Stadt ihre Stellung im Vertrag mit dem Bauherrn HBM stärken müsse. Doch nun sei nachverhandelt worden und schwer ersichtlich, warum die Behörde noch immer zögere.

Offenbar, mutmaßt Grötsch süffisant, mühe sich das Präsidium, wahrgenommen zu werden – eine unverhohlene Anspielung auf Pläne in der Landesregierung, wonach bei den Präsidien gespart werden soll. Im Klartext: Wer von sich reden macht, muss nicht kürzen.

Grötschs Kritik birgt Brisanz – in Rathauskreisen gilt das dem CDU-geführten Innenministerium unterstellte Präsidium als unionsnahe Behörde, was deren Sprecher Holm Felber allerdings mit Nachdruck zurückweist. Die Rats-CDU hat zudem ungewohnte Verbündete. Grünen-Fraktionschef Jens Hoffsommer spricht von „massiven Eingriffen in die kommunale Selbstverwaltung, die offensichtlich politisch motiviert sind“. SPD-Fraktionsmitglied Thomas Blümel ätzt mit Blick auf die Präsidiumsforderung nach immer neuen Stadionunterlagen: „Irgendwann wollen die auch noch das Gesundheitszeugnis des HBM-Geschäftsführers sehen.“ Und Rathauschef Lutz Vogel (parteilos) hatte in der vergangenen Woche im Stadtrat ungewohnt undiplomatisch bekannt, dass ihm das Verständnis für die Rechtsaufsicht abhanden gekommen sei.

Vorwürfe zurückgewiesen

Präsidiumssprecher Felber hält weniger von solcher „Moserei“: „Niemand drängelt sich bei uns danach, sich einzumischen.“ Das Rathaus schalte die Behörde nach klar vorgegebenen Regeln ein. Die Rechtsaufsicht prüfe ohne Ansehen von Parteiinteressen und politischem Tageskalkül. Beim Stadion liefen die Nachverhandlungen mit der Stadt – über Details sei Schweigen vereinbart worden. Bei der Operette habe das Präsidium vor allem auf handwerkliche Fehler bei der Abfindungsregelung für Mitarbeiter aufmerksam gemacht, nicht aber die Ausschreibung verhindert.

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Intransparent

Jetzt ist es raus: Henry Hasenpflug, sagt sein Sprecher, ist kein CDU-Mitglied. Und selbst wenn: Die Mitarbeiter des Regierungspräsidenten nehmen kommunales Handeln ohne parteipolitisch getönte Brille unter die Lupe.

Zweifel? Dynamo-Lobbyisten bemühen gern eine Verschwörung der Christdemokraten gegen das neue Stadion, wenn es darum geht, auch den eigenen Leuten zu erklären, warum der Bau noch immer nicht begonnen hat. Sicher, CDU-Kämmerer Vorjohann hat sich (wie auch bei der Operette) anfangs gegen das Projekt gesträubt. Der andere Teil der Wahrheit ist aber: Dort, wo das Präsidium von der Stadt eingebunden wird, zieht es meist mit. Die größte Privatisierung Dresdens, der Verkauf der städtischen Woba-Wohnungen, ging dank intensiver Kommunikation binnen Wochen über die Bühne. Beim Stadion – beide Seiten redeten lange Zeit nicht miteinander – klemmt es seit Monaten. Dennoch: Seit langem schweigt die Rechtsaufsicht zu den Arena-Verhandlungen, das Nein zur Operette ist über Nachfragen von Stadträten bekannt geworden. Die Rathaus-Kritik, das Präsidium handle eitel, intransparent und sei sehr Dresden-kritisch, ist so nachvollziehbar. Henry Hasenpflug sollte sich schnellstens äußern. Sonst bleibt der Eindruck haften, sein Haus schränke die Dresdner Selbstverwaltung ein.

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Lachender Henry

Dynamo-Fans beweisen Humor: Das Foto des lächelnden Regierungspräsidenten Henry Hasenpflug ziert ihre Homepage sgd-fanforum.de

Verschwunden sind aus dem Forum gestern aber Einträge zum Stadion, offenbar, damit das Präsidium die gut unterrichteten Quellen nicht mehr studieren kann.
 

BILD, 13. Dezember 2006 (Auszug)

FANS LADEN EIN
Die Faninitiative „Pro RHS" lädt heute (18.30 Uhr) zum Stammtisch in die Stadion-Kneipe Kulti ein. Trainer Norbert Meier sowie die Spieler Markus Knackmuß, Rene Beuchel und Michael Lerchl beantworten Fragen zum ersten Regionalliga-Halbjahr.

 

Morgenpost, 9. Dezember 2006

Lästige "Ersatzregierung": Stadträte mosern übers RP

Bei Dresdens Großprojekten hakt es derzeit: In Sachen Waldschlößchenbrücke tut sich nichts, bis mit der UNESCO über eine einvernehmliche Lösung verhandelt wird. Stadion und der Neubau der Operette liegen brach, weil das Regierungspräsidium (RP) immer wieder Dinge beanstandet. Deswegen platzte nun dem Stadtrat der Kragen - alle proben den Aufstand gegen das RP.
PDS-Sprecher André Schollbach:
"Das CDU-kontrollierte RP blockiert mit Stadion und Operette wichtige Projekte der Stadt. Es missachtet die kommunale Stadtverwaltung - das ist glatter Verfassungsbruch." SPD-Fraktions-Chef Peter Lamés spricht von einer "Ersatzregierung" durch das RP: "Die Bedenken der RP sind fadenscheinig und dumm. Dinge, die im Rat ohne CDU-Zustimmung beschlossen wurden, werden vom RP bewusst blockiert." Grünen-Sprecher Jens Hoffsommer: "Das RP greift in die Geschäfte und die Autonomie der Stadt ein - und das ist nicht der Job. Das RP untersteht dem Innenministerium - und dort muss man sich bekennen, ob man Stadion und Operette will."
Selbst die CDU im Rat wettert gegen das RP. Fraktions-Chef Michael Grötsch: "Das RP muss seine Blockadehaltung beenden. Die Aufgabe des RP ist die Rechts- und Fachaufsicht für die Stadt - nicht in Zeiten der Kreisgebietsreform zu zeigen, wie wichtig man als Behörde ist." Bei der Kreisgebietsreform stehen auch die drei RPs in Sachsen auf dem Prüfstand.
RP-Sprecher Holm Felber: "Wir machen keine Politik. Wir müssen Verträge prüfen. Schließlich sind wir für das, was die Stadt finanziell macht, als Aufsichtsbehörde mit verantwortlich."

Sächsische Zeitung, 8. Dezember 2006

Vogel: Präsidium muss beim Stadion handeln
Von Thilo Alexe

Arena. In der Debatte um Dynamo Dresdens neue Heimat wird der Ton schärfer.

Beim Thema Stadionneubau geht die Stadt in die Offensive und greift das Regierungspräsidium in ungewöhnlich scharfer Form an. Nach neuerlichen Verhandlungen bezeichnete der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) das Veto der Rechtsaufsicht zum Finanzkonzept für den mehr als 40 Millionen Euro umfassenden Neubau als unverständlich. „Was nun passiert, ist für uns nicht mehr nachvollziehbar“, sagte der Rathauschef, der dafür im Stadtrat am Donnerstag Applaus erhielt. Die Stadt habe die Forderungen der Behörde aufgegriffen und nachgebesserte Verträge vorgelegt. Warum das Präsidium noch immer kein grünes Licht erteilt habe, ist für Vogel ein Rätsel. Den Stadträten sagte er: „Ich will Ihnen deutlich machen, dass uns das Verständnis für die Rechtsaufsicht abhanden kommt.“ Den Bürgern sei der Streit ums Stadion sowie der immer wieder hinausgeschobene Baubeginn nicht vermittelbar.

Im Kern geht es bei dem Konflikt um zwei Fragen: Welche Mitsprachemöglichkeiten hat die Stadt bei dem neuen Stadion? Und: Muss das Rathaus die kommunale Bürgschaft in Höhe von 40 Millionen Euro bei der Europäischen Union als Beihilfe anzeigen?

Applaus von Mulansky

Vogel kritisierte, dass das Bürgschaftsproblem schon längst geklärt sein könnte, wenn das Präsidium rechtzeitig das sächsische Wirtschaftsministerium zu Rate gezogen hätte. Im Übrigen habe die Kommune mehr Mitwirkungsmöglichkeiten durch Nachverhandlungen mit dem Bauunternehmen HBM erreicht. „Die Stadt hat das Recht, das Stadion für sämtliche ihr wichtigen Zwecke zu nutzen“, sagte Vogel, der die Arena-Frage eigens auf die Tagesordnung gesetzt hatte.

Der Dynamo Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mulansky, der unter den Zuhörern weilte, begrüßte Vogels klare Worte. „Ich finde es gut, dass sich der Oberbürgermeister so für das Projekt einsetzt“, sagte er am Rande der Sitzung. Beim Regierungspräsidium löste Vogels Rede ein geteiltes Echo aus. Sprecher Holm Felber räumte ein, dass durchaus Druck bestehe. Dynamo könne ohne den Neubau bei der Lizenz für die kommende Saison Probleme erhalten.

Allerdings erneuerte er auch die Kritik an der Stadt. Die letzten erforderlichen Unterlagen seien erst am Montag beim Wirtschaftsministerium eingetroffen. Ansonsten verwies der Sprecher auf die generelle Haltung der Behörde. Demnach fällt die Verteilung von Chancen und Risiken für den rund 32000 Zuschauer fassende Neubau an der Stelle des Harbig-Ovals zu Ungunsten der Stadt aus.

Wann das Regierungspräsidium seine Prüfung abgeschlossen haben wird, sagte Felber nicht. „Es gibt keine Frist“, fügte er hinzu. Das Wirtschaftsministerium hatte Anfang der Woche darauf hingewiesen, dass die Klärung der Bürgschaftsfrage voraussichtlich am Monatsende abgeschlossen sein werde. Damit scheint ein Baubeginn noch in diesem Jahr ausgeschlossen. Vogel schlug abschließend aber optimistische Töne an: „Ich bin zuversichtlich, dass das Präsidium grünes Licht erteilt.“

 

Dresdner Morgenpost, 7. Dezember 2006

Köster rechnet mit nichts mehr

Am Sonntag packt der FC Magdeburg sein Weihnachtsgeschenk aus: Das nigelnagel-neue Stadion. In Dresden ist man davon weiter entfernt. „Seht her, wir haben es geschafft" - freute sich der Magdeburger OB Lutz Trümper. Trotz ähnlicher Turbulenzen wie in Dresden ist deren 22 750 Fans fassende Arena fertig. Der FCM freut sich auf die Rückrunden -Saison. Regionalliga-Konkurrent Dynamo muss derweil in der Ruine vom Zweitliga-Aufstieg träumen.

„Wir warten weiter auf die Zuarbeit der Stadt Dresden", erklärte der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP) Holm Felber. „Die Stadt geht mit der 40-Millionen-Bürgschaft ein zu hohes finanzielles Risiko ein, hat dabei aber keinen Einblick in die Zahlen, kann nicht über die Nutzung mitbestimmen." Bis auf Lippenbekenntnisse aus dem Rathaus habe sich nichts an der Situation von vor zwei Monaten geändert. Damals hatte das RP den Neubau-Plänen die Rote Karte gezeigt. Solange dieser Punkt zwischen dem Bauherren HBM und der Stadtverwaltung nicht geklärt ist, gibt's kein Okay. Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster hat die Hoffnung aufgegeben: „Ich rechne mit nix mehr." In Dresden hat man das Projekt wohl schlicht und ergreifend falsch angefangen. Die Stadt Magdeburg nahm 15 Mio. Euro in die Hand und bekam das Mitspracherecht. Der Dresdner Stadtrat wollte nichts investieren. Jetzt steht man vor dem Problem...
elu
 

wochenkurier, 6. Dezember 2006

Zimmis Einwurf

Heute ist Nikolaustag, nicht morgen. Am Donnerstag sollen die Stadträte vom amtierend die Amtsgeschäfte erfüllenden Bürgermeister Lutz Vogel über die Stadionproblematik informiert werden.
Er hatte nach der Ablehnung durch das Regierungspräsidium die Angelegenheit zur Chefsache erklärt und war sicher, dass sie gut ausgehen werde. Also, dass das Zeichen zum Bauen kommt. Inzwischen ließ Dresdens CDU-Chef dank eines Interviews sogar verlautbaren, dass Dresden die Stadt in Deutschland werden könnte, die sogar zwei Stadien baut. Das Harbig-Stadion für den Fußball, das Steyer-Stadion für die Leichtathleten und die American Footballer. Dies klingt nicht nur zynisch in den Ohren der Bürger dieser Stadt, es muss einfach nicht beachtet werden.
Beachtet werden sollte aber weiterhin die Meinungsmache, mit der die Menschen dieser Stadt an der Nase herum geführt werden. Im Entwurf der Stadt steht ausgerechnet zum Fußballstadion, dass dies eine Sportstätte des Spitzen-, Breiten-, Amateur- und Schulsports sein muss. Und der Höhepunkt: Es soll als Austragungsort für bedeutende Veranstaltungen eine für jedermann offen stehende Einrichtung sein.
Immer noch nicht geklärt ist, ob denn tatsächlich dieser Bau bei der EU in Brüssel angezeigt werden muss. Es ist eigentlich viel zu schade, darüber immer noch zu diskutieren. Doch wer aufhört, den Finger in die Wunde zu legen, der kapituliert. Und genau darauf haben es gewisse Kreise in dieser, unserer Stadt abgesehen. Mit ihrer stoischen Hinhaltetaktik wollen sie den Fall aussitzen und den einfachen Bürger zermürben. Wenn der bald keine Kraft mehr hat, hat am Ende tatsächlich die Demokratie gesiegt.
Aha, so einfach geht das also in Dresden. Dazu kommt, dass die Truppe in Schwarz-Gelb auswärts so kickt, als wolle sie niemals aufsteigen. Als würden sie schon wissen, dass sie ohnehin bei Erfolg nach Leipzig oder Cottbus umziehen müssten. Weiß man denn, was hier wirklich gespielt wird?
 

Sächsische Zeitung, 6. Dezember 2006

Blick von der Lennéstraße in den Großen Garten: Beeinträchtigt bald ein Zaun die Sicht auf den Park? Foto/Montage: Steffen Füssel/Uwe Nitschke

Großer Garten bald hinterm Zaun?

Dresden. Eine Absperrung soll den Park vor Zerstörungen schützen.

Die Gewaltdebatte rund um Dynamo Dresden treibtr eigenartige Blüten: Weil Polizeipferde, sperrige Blaulicht-Fahrzeuge aber auch schlagfertige Fans auf der Suche nach Prügelpartnern die Fauna im Großen Garten zertrampeln und zerwalzen, soll der innerstädtische Park durch einen Zaun geschützt werden. Der Plan der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten sieht das Aufstellen einer Barriere an der Lennéstraße vor. Der Staatsbetrieb will unliebsamen Besuch aus dem Teil des Großen Gartens fern halten, der an das Stadionareal angrenzt. Im kommenden Jahr, so die internen Überlegungen, könnte der Zaun aufgebaut werden.

Sprecher Gottfried Dominik verweist zur Begründung auf die Schäden, die regelmäßig „vor und nach Fußballspielen“ entstünden. Als Verursacher nennt er dabei Hooligans sowie die Polizei, die bei Großeinsätzen Beamte in dem Garten zusammenzieht. „Die Kosten dafür müssen wir selbst tragen“, sagt Dominik, macht aber keine Angaben dazu, wie viel die Schadensbeseitigung in diesem Jahr verschlingt. Details zu dem Zaun wie die Frage nach der Höhe oder ob er aus Maschendraht sein wird, sind noch nicht geklärt. Auch ist Dominik zufolge offen, ob das Bauwerk den Garten an der gesamten Lennéstraße abschirmt oder nur im stadionnahen Teil. Und was wird aus dem Zugang an der Hauptallee? „Wir haben mit den Bauplanungen noch nicht begonnen“, sagt Dominik. Keinesfalls aber solle das grüne Herz der Stadt komplett eingezäunt werden. Der freistaatliche Garten bleibe für alle offen – anders als in Pillnitz sei kein Eintritt geplant.

Angst vor Standortdebatte

Bislang wurde die Stadt in einem Brief nur über die Idee informiert. Die Rathausspitze schweigt. Die Verwaltung, heißt es hinter den Kulissen, hat zumindest bei der Frage des Denkmalschutzes ein gewichtiges Wort mitzureden. Und da wird es kompliziert. Denkmalschützer hatten den Stadionneubau an der Lennéstraße stets mit dem Hinweis auf die Nähe zum Großen Garten abgelehnt. Eine Debatte über einen Zaun könnte rasch wieder zu einer Standortdebatte ausufern, die das ohnehin verworrene Verfahren noch komplizierter machen würde.

Die Polizei dagegen begrüßt das Vorhaben. „Das würde uns helfen“, sagt der Sprecher der Dresdner Direktion, Marko Laske . Bislang schütze eine Wagenkette Gästefans vor Übergriffen von Dynamo-Hooligans aus dem Park. (SZ/ale)
 

Peter Ufer zum Zaun am Großen Garten

Abgrenzung

Das ist keine gute Idee. Den Großen Garten mit einem Zaun zu umgeben, selbst wenn er zunächst mal nur gegenüber des Stadions geplant ist, führt unweigerlich zu einer unschönen Einschränkung des Zugangs zum Park. Und vor allem löst es nicht das Problem der Gewalt rund um das Stadion.

Der Große Garten ist seit 1814 ein Park für die Bürger. Denn damals wurde die Mauer, mit der der Garten umgeben war, nach der Zerstörung durch die Franzosen abgetragen. Diese alte Mauer übrigens wurde von 1718 bis 1722 gebaut, um den damals kurfürstlichen Garten zu schützen und ebenso die darin stolzierenden Fasane. Heute jedoch ist der Park weder königlich noch ein Tiergarten, sondern ein Stadtpark für alle.

Dennoch ist die Anlage ohne Frage schützenswert. Das Übel ist aber an der Wurzel zu packen und nicht an seinen Auswüchsen. Wenn es rund um die Dynamo-Arena immer wieder Ärger gibt, so muss man den Ärger beseitigen. Ein Grund dafür ist auch das marode Stadion. Hier muss angepackt werden. Neue Abgrenzungen dagegen helfen höchstens kurzfristig.
 

dnn, 5. Dezember 2006

Stadion: Freistaat prüft, ob Brüssel was zu sagen hat

Das Fachreferat 31 im sächsischen Wirtschaftsministerium prüft jetzt, ob die 40-Millionen-Euro-Bürgschaft der Stadt Dresden für den geplanten Ersatzneubau des Harbig-Stadions bei der Europäischen Union (EU) angemeldet werden muss oder nicht. Das bestätigte gestern Sprecherin Martina Pirk gegenüber DNN. Noch weit vor Weihnachten soll die Prüfung abgeschlossen sein. Ist die Bürgschaft der Stadt eine Beihilfe laut EU-Recht, muss die Genehmigung durch die EU eingeholt werden, was sich über ein halbes Jahr hinziehen kann und demzufolge weiteren Bauverzug bedeuten würde.

Das Regierungspräsidium (RP) hatte noch im Oktober behauptet, die städtische Bürgschaft für das Konsortium HBM und den Stadionneubau müsse bei der Europäischen Kommission in Brüssel angemeldet werden. "Darüber haben wir uns verwundert die Augen gerieben", entgegnete damals Pirk (DNN berichteten exklusiv). Denn die zuständige Fachbehörde sei dazu nie gefragt worden. RP-Sprecher Holm Felber erklärte nun gestern auf DNN-Anfrage, es gebe Amtshilfe von den Kollegen im Wirtschaftsministerium. Dazu stehe das Referat 31 in direktem Kontakt mit der Stadt. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) geht mit seinen Beratern davon aus, dass es keine EU-Notifizierungspflicht gibt. "Für Stadionbauten in Deutschland musste noch nie jemand nach Brüssel laufen", erklärte Vorjohann.  "Die Prüfung durch das Wirtschaftsministerium gibt Sicherheit ", so RP-Sprecher Felber.

Im Kern bleibt das RP nach wie vor bei seiner Kritik von Anfang Oktober. Es könne nicht angehen, dass die Stadt alle Risiken für einen privaten Investor trage und umgekehrt kaum Mitspracherechte beim Betrieb habe, sagte Felber erneut. Die Stadt trage neben dem Baurisiko auch 32 Jahre lang das Betreiberrisiko, stehe für eine Pleite ein. Im Moment sei Dresden zwar schuldenfrei, aber das könne niemand für 32 Jahre garantieren. "Wir mischen uns nicht politisch ein", wehrte Felber entsprechende Anschuldigungen aus verschiedenen politischen Lagern ab. "Wir prüfen lediglich gemäß Sächsischer Gemeindeordnung." Das sehen Vorjohann und immer mehr Stadträte allerdings ein wenig anders. "Das Verhandeln mit dem RP wird immer schwieriger", so der Kämmerer. Es habe den Anschein, dass das RP um seine Daseinsberechtigung kämpfe, nachdem der Haushalt der Stadt der Aufsichtsbehörde nicht mehr vorgelegt werden müsse, hieß es gestern am Rande der Finanzausschusssitzung.
Ralf Redemund
 

Sächsische Zeitung, 2. Dezember 2006

Ein Stadion für jedermann
Von Thilo Alexe

Arena. Der Vertrag zum Neubau liegt jetzt vor. Langsam wird klar, welche Streitpunkte ausgeräumt werden müssen.

Gehütet wird er fast so wie das Uran in Rossendorf. Was schwer verständlich ist. Denn der Vertrag zwischen der Stadt und dem Stadionkonsortium um das Bauunternehmen HBM hat längst nicht die Brisanz wie der strahlende Stoff. Dennoch: Weder die Stadt noch das Regierungspräsidium, das den Deal genehmigen muss, wollen sich äußern. Man sei in Verhandlungen, heißt es seit Wochen. Ende offen.

Der SZ liegt der 37 Seiten starke und bereits zweimal überarbeitete Entwurf nun vor. Das Papier erhellt, warum sich die Rechtsaufsicht so schwer mit der Genehmigung des Millionen-Projekts tut.

Weil das Regierungspräsidium (RP) die kommunale Bürgschaft in Höhe von rund 40 Millionen Euro (genau sind es 40763414 Euro und 66 Cent) absegnen muss, will es die Mitsprache der Stadt stärken. Im vom Rathaus nachgebesserten Entwurf liest sich das so: „Das Stadion ist als Sportstätte des Spitzen-, Breiten-, Amateur- und Schulsports sowie als Austragungsort für bedeutende Veranstaltungen eine jedermann offenstehende Einrichtung“. Das RP sähe es offenbar auch gerne, wenn Verwaltungsvertreter sogar mit im Betreiberkonsortium säßen – damit die öffentliche Bürgerschaft gerechtfertigt wäre. Die Stadtspitze , heißt es im Rathaus, winkt bislang aber dankend ab. Zu kompliziert, auch nicht ganz risikofrei sei der Betrieb einer Profisportstätte. Das zeigten die Querelen um die neue Eishalle. Das RP jedoch wollte dem Vernehmen nach sogar bereits Verträge für städtische Veranstaltungen wie etwa Schulsportfeste sehen – für ein Stadion, das noch nicht gebaut ist.

Ausräumen lässt sich das, wenn der Wille auf beiden Seiten da ist. So könnte die Stadt etwa Stimmrechte bei bestimmten Betriebsfragen erhalten. Bei einem Patt zählte ihr Votum doppelt.

Doch das sind technische Details. Spannend ist: Gehen die Partner von HBM, ein Leasingunternehmen und ein Sportstättenbetreiber sollen dazuzählen, mit? Bisher haben die Partner offenbar zähneknirschend zugestimmt.

Zweite Gretchenfrage, die vor allem im Regierungspräsidium gestellt wird: Was sagt der Landesrechnungshof? Der Vertrag soll so wasserdicht sein, dass er keine Angriffsfläche bietet.

Möglicher Hintergrund: Neben den städtischen Finanzen sorgt sich die Behörde auch um sich selbst und will in der Debatte um die Abschaffung der Präsidien nicht unangenehm auffallen.
 

Komplexer Fahrplan

Wie in der vergangenen Woche sollen auch in der neuen mehrere Gespräche und Treffen stattfinden. Der Fahrplan ist in etwa so übersichtlich wie das Kursbuch der Bahn.

Am Montag wollen Stadt und HBM eine Telefonkonferenz abhalten, danach ist wieder ein Gespräch mit der Rechtsaufsicht geplant. Erwartet wird, dass Sachsens Wirtschaftsministerium in der kommenden Woche die Prüfung abschließt, ob die Bürgschaft, um deren Formulierung auch noch gefeilt wird, in Brüssel angezeigt werden muss.

Am Donnerstag wird der amtierende OB Lutz Vogel (parteilos) möglicherweise den Stadtrat informieren.
Mittlerweile dürften allen Instanzen alle Unterlagen vorliegen, zuletzt soll im Wirtschaftsressort die Ausschreibung gefehlt haben. Offenbar haben noch nie alle Beteiligten, also Stadt, Rechtsaufsicht, Ministerium, Unternehmen und Dynamo, an einem Tisch gesessen. Es gab, so heißt es im Rathaus, immer nur wechselseitige Verhandlungen mit Teilen dieser Gruppe.

Optimisten rechnen damit, dass der Bau trotz des Verhandlungsmarathons noch im Dezember genehmigt werden kann.

Derweil betont die Faninitiative Pro RHS, dass sie für Gewaltlosigkeit stehe und präzisierte damit eine Erklärung vom Donnerstag.
 

MDR, 1. Dezember 2006

Stadionneubau für Dresden umstritten

Der Stadionneubau in der Landeshauptstadt steht weiterhin in Frage. Wie der Sprecher des Regierungspräsidiums Holm Felber MDR 1 RADIO SACHSEN sagte, war die vereinbarte Vier-Wochen-Frist für eine Einigung mit der Stadt zu kurz. Ausserdem seien Unterlagen zu spät eingetroffen, so Felber. Über die strittigen Punkte werde weiter verhandelt. Die Stadt will an der Stelle des alten Dynamo-Stadions eine neue 40 Millionen Euro teure Arena bauen. Das Regierungspräsidium hatte die Finanzierung wegen zu hoher Risiken für die Stadt Dresden abgelehnt.
 

SZ, 1. Dezember 2006

Kritik am Land
Von Thilo Alexe

Dynamo. Das Fanprojekt bangt um seine Existenz. Die Stadion-Debatte wird unterdessen heftiger.

Nach dem Sozial- hat auch der Haushaltsausschuss des Landtages einen Etat-Posten für die Unterstützung sächsischer Fanprojekte abgelehnt. Damit ist ein Teil der Finanzierung des Dresdner Fanprojekts ab 2008 unklar. Kritik äußerte FDP -Fraktionschef und Stadtrat Holger Zastrow. „Der Freistaat kann nicht einfach auf die an die Kommunen gezahlte Jugendpauschale verweisen“, sagte er. „Die Mittel werden für die reguläre Jugendarbeit in den Kommunen benötigt.“ Grünen-Stadtrat Thomas Trepte betonte, dass Sachsen ein nationales Konzept ignoriere, das die kontinuierliche finanzielle Beteiligung der Länder an der Fansozialarbeit vorsehe.

„Druck nicht kanalisierbar“

Unterdessen wird in der Stadionbaudebatte der Ton schärfer. Nachdem Stadt und Regierungspräsidium binnen einer selbst gesetzten Frist keine Einigung über das Finanzkonzept erzielen konnten, meldet sich die Faninitiative Pro Rudolf-Harbig -Stadion (RHS) zu Wort. Sie sehe sich „nicht mehr in der Lage, den Druck der Dynamofans vernünftig zu kanalisieren“ und lehne „die Verantwortung für mögliche spontane Aktionen ab“. RHS-Sprecher Michael Walter betonte aber, dass die Erklärung weder als Rechtfertigung für noch als indirekter Aufruf zur Gewalt interpretiert werden dürfe. Wichtig sei, dass die Rechtsaufsicht rasch den Bau genehmige. (SZ/ale)
 

DNN, 1. Dezember 2006 (Auszug)

"Arschwackeln reicht nicht"

Dresden/Hamburg. "Zu Weihnachten auf einem Aufstiegsplatz zu stehen, wäre schon gut.

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"Pro RHS"resigniert

In Dresden lässt das neue Stadion weiter auf sich warten. Bis 1. Dezember wollte das Regierungspräsidium die nachgebesserten Verträge mit Investor HBM prüfen. Das dauert nun allerdings ein Weilchen länger, wie RP-Sprecher Holm Ferber auf DNN-Nachfrage erklärte. Details wollte er nicht preisgeben. Grund genug für die Initiative "Pro RHS", gestern eine Drohkulisse aufzubauen. Pro RHS stehe nun "für friedliche, demokratische Aktionen zur Unterstützung des Projektes Ersatzneubau Rudolf-Harbig-Stadion nicht mehr zur Verfügung", heißt es in einer Erklärung der Initiative. Und weiter: "Wir sehen uns infolge dieser Entwicklung nicht mehr in der Lage, den Druck der Dynamofans vernünftig zu kanalisieren und lehnen die Verantwortung für mögliche spontane Aktionen ab."