Jahr 2005




DNN, Altstadt 29.November 2005

Stadion: Zwei Investoren stellen sich öffentlich vor

Zwei der vier Bewerber um den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions an der Lennèstrasse stellen sich am Donnerstag öffentlich im Raum 211, 1. Etage im Rathaus, Dr.-Külz-Ring 19, vor.

Die HochTief Construction AG aus Essen und Leipzig präsentiert ihr Modell für 34.200 Sitz- und Stehplätze (Kosten 43,5 Millionen Euro) um 17.30 Uhr, die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH aus Neuss mit Hauptsitz in den Niederlanden ihren Entwurf für
32.770 Sitz- und Stehplätze (Kosten 40,7 Millionen Euro Baukosten) etwa gegen 18.30 Uhr. Veranstalter ist die Faninitiative Pro RHS "Rettet unser Dynamostadion". Rare
www.pro-rhs.de
 

Sächsische Zeitung, 29. November 2005

In der CDU fliegen die Fetzen
Von Thilo Alexe

Partei. Die Dresdner Christdemokraten streiten. Der Kreisverband will die Fraktion enger an die Leine nehmen.

Eine klammheimlich korrigierte Pressemitteilung, Zoff in den Gremien und die immer drängendere Frage nach einem Oberbürgermeisterkandidaten – bei der CDU liegen die Nerven blank.

Jüngstes Beispiel: Eine Pressemitteilung des Stadtverbandes wurde – offenbar auf Druck der Stadtratsfraktion – auf der Internetseite der Dresdner CDU an einer entscheidenden Stelle nachträglich umgeschrieben. Den Hintergrund bildet die turbulente Debatte um den Stadionneubau. Mehrfach ist Fraktionschef Michael Grötsch aus den Reihen der Partei dafür kritisiert worden, dass die Stadträte umgeschwenkt seien und nun einen städtischen Zuschuss für das Projekt mittrügen. Matthias Held, Chef der Jungen Union und Mitarbeiter von Kreischef Lars Rohwer, hatte den Fraktionsvorsitzenden Anfang November in ungewöhnlich scharfer Form öffentlich angegriffen. Das Thema schlug bei der Sitzung des CDU-Kreisausschusses vor einer Woche ebenfalls Wellen.

Umstrittene Kompetenz

In einer danach verbreiteten Mitteilung hieß es, dass Grötsch, Fraktionssprecher Helfried Reuther und Bauexperte Klaus-Dieter Rentsch „ausdrücklich die Richtlinienkompetenz des Kreisverbandes anerkannten“. In der nun vorliegenden Fassung fehlt dieser Passus, dafür heißt es jetzt mit Blick auf Großprojekte generell: „In diesem Zusammenhang wurde auch auf die Richtlinienkompetenz des Kreisverbandes verwiesen, wobei es nicht zielführend sein könne, dass die Partei bis in jedes letzte Detail mitzubestimmen habe.“

Übersetzt bedeutet das: CDU-Chef und Landtagsabgeordneter Lars Rohwer, der mit seinen Thesen zur Krankenhausprivatisierung unlängst für Schlagzeilen sorgte, will die Stadtratsfraktion enger an die Leine nehmen – und ist damit vorerst gescheitert. „Die Korrektur spricht für sich und bedarf keiner weiteren Kommentierung“, sagt Grötsch süffisant und verzichtet auf zusätzliche Konter. Allerdings betont er, dass sich die Fraktion erst nach einem Treffen mit den vier potenziellen Stadioninvestoren in der Arena-Frage festlegen wolle. Auch die aus dem Kreisverband durchgesickerte Kritik an der angeblichen Profillosigkeit der Stadtratsfraktion weist Grötsch von sich: „Ich glaube nicht, dass es in der früheren Koalition mit der FDP die Woba-Privatisierung gegeben hätte.“ Denn damals hätten sich PDS, SPD und Grüne vermutlich massiv dagegen gewehrt und den Schritt zumindest erschwert. Jetzt sei es angesichts veränderter Mehrheiten gelungen, wenigstens Teile der Linkspartei einzubinden.

Dennoch: Immer wieder bemängeln Parteivertreter, dass die Stadtratsfraktion OB Ingolf Roßberg (FDP) zu wenig Kontra gebe. Ein Vorwurf, der den Räten zumindest bei nichtöffentlichen Sitzungen die Zornesröte ins Gesicht treibt. Auch Profilierungsfragen spielen eine Rolle. Schließlich sucht die CDU einen OB-Kandidaten. Die Wahl ist, falls Roßberg nicht vorher zurücktritt, zwar erst 2008. Doch sollen die Weichen rechtzeitig gestellt werden. Rohwer, der gestern nicht erreichbar war, werden – auch wenn er bislang immer dementiert hat – Ambitionen nachgesagt.
 

MOPO 24.November 2005

Bei Pleite: Wird Hellmich für Dynamo zum Risiko?

DRESDEN - Die 70 Dresdner Stadträte sollen am 15. Dezember ihr Ja" zum Stadion-Neubau geben. Zur Entscheidungshilfe bekamen sie die städtische Vorlage, welche die Investoren-Angebote vergleicht. Die wirft aber einige Fragen auf. Die Funktionalität wie auch das Finanzierungskonzept sind die Gründe, warum der Duisburger Walter Hellmich den Zuschlag erhalten soll. Allerdings birgt die Finanzierung der Arena (47,5 Mio Euro/Bauzeit 16 Monate) ein hohes Risiko. Grund: Hellmich und Dynamo Dresden wollen eine Betriebsgesellschaft gründen. Die gesamten Kosten für den Spielbetrieb der 1. Mannschaft sowie des Stadions werden mit den Einnahmen vom Verein und der Arena verrechnet. Sowohl in der Bundes - wie in der Regionalliga würden laut Hellmich Gewinne erwirtschaftet. Droht den Schwarz-Gelben die Pleite, entsteht ein Loch in der gemeinsamen Kasse. „Dieses Risiko müssten ich und die anderen Gesellschafter tragen”, räumt Hellmich ein. Wenn Hellmichs Firmen wirtschaftlich in Schwierigkeiten geraten und die Vermarktung der Arena nicht läuft, würden die Kosten auf Dynamo zurückfallen. Droht dem Verein dann das Aus? Dieses Risiko schließt der zweitplatzierte Hochtief (43 Mio. Euro Baukosten) aus. Hier müsste die Stadt in die Bresche springen. Sobald die Schwarz-Gelben in der Regionalliga auflaufen, könnten sie von der Stadt sogar 1,4 Mio. Euro jährlich fordern. Allerdings hat das Hochtief-Projekt zwei Nachteile: 1. Die Bauzeit beträgt 28 Monate. 2. Das Funktions-Gebäude ist nicht wie gewünscht ander Lennestraße. Aber in der Gesamtwertung punktet auch Hochtief, u.a. mit der Architektur. Insgesamt unterscheiden sich die beiden Projekte an sich minimal. Erst durch die Bonus-Punkte, die von Dynamo verteilt werden konnten, steht der Duisburger deutlich besser da. „Das ist problematisch. Wir werden die Angebote noch mal sehr genau prüfen”, kündigt PDS-Sprecher Andre Schollbach an.
Enrico Lucke
 

Sächsische Zeitung, 24. November 2005

Dresden soll für Dynamo-Arena zahlen
Von Thilo Alexe

Bau. Im Stadtrat regt sich erste Kritik am Stadionprojekt. Die SPD beklagt Intransparenz. Zudem taucht die Frage auf: Geht es nicht kleiner?

Der Stadionneubau ist vermutlich ein kleines Stück näher gerückt. Neun Monate nach dem Start des Ausschreibungsverfahrens hat die Verwaltung eine Entscheidungsvorlage für die Stadträte vorgelegt. Favorisiert wird darin – wie bereits durchgesickert – das Angebot des Duisburger Bauunternehmers Walter Hellmich. Für 47,5 Millionen Euro und einem einmaligen städtischen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro soll in 16 Monaten eine Arena für 34 000 Zuschauer entstehen.

Das außergewöhnlich präzise ausgearbeitete Papier wirft dennoch Fragen auf. „Warum hat die Verwaltung nicht das billigste Angebot gewählt“, will etwa Stadtrat Thomas Blümel von der Bürgerfraktion wissen. In der Tat: Der Konzern HBM (baute das Ostseestadion) will in eine etwas schlichtere Arena mit knapp 33 000 Plätzen 40,7 Millionen Euro investieren – bei einem kommunalen Zuschuss von 3,1 Millionen Euro. Die Vorlage nennt die Offerte „das aus finanzieller Sicht ... günstigste Angebot“. Allerdings sei es nachgebessert worden. Dabei hätten sich die Baukosten erhöht, die städtischen Aufwendungen aber verringert, was schwer nachvollziehbar sei.

Stiftungsmodell in der Debatte

SPD-Stadtrat Albrecht Leonhardt (wie Blümel Dynamo-Mitglied) bringt dagegen die Strabag-Variante ins Spiel. „Erwirtschaftet der Club die Miete, entsteht bei der Stadt keine Belastung“, heißt es in der Vorlage, die das mit knapp 56 Millionen Euro teuerste auch gleich als das für Dresden schlechteste Projekt einstuft.

Grund: Bei dem auf einer Stiftung basierenden Modell liege das Risiko bei Dynamo Dresden „und ersatzweise bei der Stadt“. Zudem bezweifle der Verein, dass eine Miete von jährlich rund drei Millionen Euro realisiert werden könne. Leonhardt, der sich wie seine Fraktion noch nicht entschieden hat, verlangt trotzdem die genaue Prüfung des Modells, das im Optimalfall für die Stadt recht preiswert sei. Zudem bemängelt er, dass die Stadt die Fraktionen zu wenig einbezogen habe. „Wir könnten schon viel weiter sein“, sagt er. PDS-Sprecher André Schollbach fordert ein zielorientiertes Verfahren, damit rasch mit dem Bau begonnen werden könne. CDU-Bauexperte Klaus-Dieter Rentsch lässt Sympathien für Hellmich und Strabag erkennen, hat aber ebenfalls noch kein Votum getroffen. Er fordert zudem einen Umbau des maroden Steyer-Stadions im Ostragehege zu einer vielfältig nutzbaren Arena für den Breitensport.

Hellmich übrigens kalkuliert damit, dass gemeinsam mit Dynamo etwa durch Stadionwerbung, Sponsoren, Eintritt und Fernsehgeld in der zweiten Liga 11,7 Millionen Euro im Jahr erwirtschaftet werden. Dem stehen Ausgaben – etwa Kredittilgung, Spielergehälter – von rund 11,35 Millionen Euro gegenüber. Bleibt ein Saldo von 353 000 Euro pro Jahr. „Wir wollen die Stadt schonen“, sagt Hellmich, der Bedenken zurückweist, wonach Dresden mehr als die 7,5 Millionen Euro zahlen soll. Im Übrigen werde er sich beim Land für eine Bürgschaft einsetzen und dazu möglichst persönlich mit Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) verhandeln.
 

Aus der Begründung

Als Vorteil sieht die Verwaltung, dass das Finanzierungsmodell auch für die Regionalliga gelte. Auch Dynamo gab Hellmich Bestnoten. Hellmich habe beim Duisburger Stadion Gutes geleistet, sagt Vereinsboss Küchenmeister, der aber auch die anderen Modelle schätzt. Das Rathaus setzt den Hochtief - Entwurf auf Platz zwei (43,5 Mio, 34 200 Plätze, 7 Mio. Zuschuss, aber Mehraufwand bei Abstieg).
 

Zitat Peter Ufer in der SZ von heute:

"... Auf der einen Seite wird der Postplatz samt großer Haltestelle umgebaut: Kosten 47,1 Mio €. Der Bau ist teurer als das neue Stadion kosten soll. Und während bei der Arena 40 Millionen von einem privaten Investor finanziert wird, ist die Postplatzhaltestelle mit Steuergeldern bezahlt. ..."

SportBild, 23.November 2005

Hellmich: Aufbau Ost

Walter Hellmich (61), Boss des MSV Duisburg, möchte das neue Stadion von Dynamo Dresden bauen.
Der Bauunternehmer hat einen Entwurf bei der Stadt eingereicht und hofft, daß ihm nach Beendigung des Ausschreibeverfahrens am 15.12. der Zuschlag erteilt wird.
"Das Stadion soll rund 34.000 Plätze fassen", sagt Hellmich.
Sein Unternehmen hat bereits die MSV-Arena federführend gebaut.

dnn, 24.November 2005

Punktsieger "MSV Hellmich"

Wer soll zu welchen Konditionen das neue Rudolf-Harbig-Stadion bauen? Jetzt liegen die Fakten auf den Tisch, alle Fraktionen im Stadtrat haben seit gestern die umfangreiche Stadionvorlage. Was alle schon wussten: Die Baufirma Walter Hellmich GmbH vom gleichnamigen MSV-Duisburg-Präsidenten ist der Favorit der vier übrig gebliebenen vier Bewerber der europaweiten Ausschreibung für den Neubau.

Neu für die Öffentlichkeit ist das komplexe Procedere, nach welchem der Favorit gekürt wurde. Die Stadion-Arbeitsgruppe aus OB-Beauftragtem Ulrich Finger, Dynamo-Aufsichtsratschef Friedemann Küchenmeister, Woba-Geschäftsführer Reiner Kuklinski, Michael Walter (Initiative "Pro RHS"), Dynamo-Rechtsanwalt Matthias Matzka sowie Experten der Stadtverwaltung und der internationalen Vermarktungs-Agentur "Sport Five" aus Hamburg orientierten sich an neun Kriterien, die wiederum in über 80 Unterkriterien unterteilt sind. Beispiel: Finanzierung (maximal 300 Punkte erreichbar). Das wird differenziert in Finanzmodell insgesamt (150), Beteiligung Stadt (50), Sicherheiten (50), Refinanzierung (20) und Vermarktbarkeit (30). Höchstpunktzahlen ergatterten hier alle vier Bewerber beim Punkt Refinanzierung, Hellmich bei Sicherheiten sowie HBM und Hochtief bei Vermarktbarkeit.

Sieger Hellmich überzeugte die Jury, weil sein Modell funktional, zweckmäßig und finanzierbar sei. "Dieses Modell ist insgesamt sogar kostengünstiger als die erforderliche Ertüchtigung des Rudolf-Harbig-Stadions im Bestand", heißt es in der Begründung in der Vorlage. Das Modell gelte ohne Abstriche - anders als bei den Mitbewerbern - auch für die Regionalliga. Dresden profitiere vom Neubau der Fußball-Arena in Duisburg. Der Dresdner Baukörper sei an das Umfeld des Großen Gartens angepasst worden. Präferiert wird die Einmalzahlung der Stadt von 7,5 Millionen Euro. Alternativ offeriert Hellmich - wie andere auch -, dass die Stadt jährliche knapp eine Million Euro Betriebskostenzuschuss zahlt. Ob der Duisburger Baulöwe auf eine 30-Millionen-Euro-Bürgschaft besteht, steht nicht in der Vorlage.

Der Entwurf von Hochtief kommt dem Hellmich-Modell relativ nahe, zumal das Finanzierungsmodell sich nur unwesentlich vom Duisburger Angebot unterscheidet (7 Millionen Euro Einmalzuschuss). Hochtief macht sein Angebot allerdings noch von den zu erzielenden Einnahmen aus den Namensrechten des Stadions abhängig.

Am 7. Dezember beraten drei Ausschüsse (Bau, Finanzen, Sport) in einer Sondersitzung die Vorlage. Geplant ist, dass der Stadtrat noch vor Weihnachten, spätestens im Januar entscheidet.

Ralf Redemund


 

Dresdner Morgenpost 23.November 2005

Wegen Stadion und Operette: Bei der Union fliegen (heimlich) die Fetzen

Zoff in der Dresdner Union: Der CDU-Kreisvorsitzende Lars Rohwer, Stadtratsfraktionschef Michael Grötsch und Mathias Held, Chef der Jungen Union (JU), bekriegen sich in Sachen Stadion und Operette. Im Kreisausschuss krachte es nun heftig.

JU-Chef Held hatte Fraktionschef Grötsch öffentlich kritisiert, weil der nun plötzlich doch Zuschüsse zum geplanten Stadion bewilligen will. Monate vorher hatte die CDU-Fraktion noch per Antrag durchgesetzt, das neue Stadion ohne Zuschüsse zu bauen. Held dazu „ Ich frage mich, ob Herr Grötsch überhaupt eine Linie halten kann.“

Dafür wurde Held nun beim Treffen der Dresdner Union hinter verschlossenen Türen der Kopf gewaschen. „Es gab harsche Kritik dafür. Aber ich werde weiter kritisch beobachten, wofür in Dresden Geld ausgegeben wird.
“Wir können nicht Dynamo Geld in den Rachen werfen und das Ostragehege vernachlässigen.“ Von unverschämten Stil war die Rede, als es um ein Grundsatzpapier des Kreis-Chefs Rohwer ging. Der hatte unter anderem eine Prioritätenliste für die CDU erstellt, in der Stadion und Operette ganz hinten anstehen. Die Fraktion wusste nichts davon, will aber Stadion und Operette unbedingt. Grötsch selbst ist Fördervereinsvorsitzender zum Erhalt der Operette.

Rohwer: „Die Richtlinienkompetenz hat die Partei, nicht die Fraktion.“ Einzig Grötsch tut so als wäre nichts gewesen: „Die Sitzung verlief absolut friedlich.“ Merkwürdigererweise bestellte er sich aber den JU-Chef Held zum Rapport in die Fraktion. „Ich soll erklären wie es zu der Kritik an Herrn Grötsch kam.“
AW
 

SZ, 23.November 2005

Kämmerer warnt vor Zusatz-Belastung
Von Thilo Alexe

Stadion. Die Debatte um die neue Fußballarena verschärft sich. Erstmals meldet ein Bürgermeister Zweifel an.

Kämmerer Hartmut Vorjohann (CDU) schaut mit Skepsis auf das Stadionprojekt. Er befüchtet, dass auf die Stadt höhere Belastungen als derzeit bekannt zukommen werden. „Ich habe meine Zweifel“, sagte der Finanzbürgermeister mit Blick auf das von der Verwaltung favorisierte Angebot des Duisburger Unternehmers Walter Hellmich.

„Wenn er das Stadion wie angekündigt mit einem einmaligen städtischen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro bauen wird, ist das in Ordnung“, hob Vorjohann hervor. Er wies in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass der Unternehmer in seinem ersten Angebot eine Bürgschaft von 30 Millionen Euro gefordert habe. Mittlerweile habe Hellmich aber durchblicken lassen, dass er auch ohne eine Absicherung vom Land – das eine Bürgschaft ablehnt – bauen könne.

Vorjohann sieht daher für Dresden die Gefahr, dass die Stadt doch einspringen muss. „Darauf könnte es dann in den konkreten Verhandlungen hinauslaufen“, sagte Vorjohann. Schließlich wollten sich aller Voraussicht nach auch Hellmichs Banken absichern.

Der Unternehmer hatte mehrfach betont, auch ohne Bürgschaft sowie bei einem Abstieg von Dynamo Dresden loslegen zu wollen. Gerade dann müsse investiert werden. Der Verein biete mit seinen Fans ein beachtliches Potenzial. Hellmichs Variante für rund 45 Millionen Euro sieht die Bildung einer Betreibergesellschaft vor, in die der Duisburger 3,5 Millionen Euro einbringen will. Vier Millionen sind aus Sponsorenmitteln eingeplant. Neben der Finanzierungsfrage hinterlassen nun auch die Turbulenzen in der Dynamo-Führung – Trainer Christoph Franke wurde auf Druck der Fans doch nicht wie angedroht entlassen – ihre Spuren in der Stadiondebatte. „Ich könnte mir vorstellen, dass das die Stadträte negativ beeindruckt“, sagte Ulrich Finger, der das Arena-Projekt im Rathaus koordiniert. Möglich sei, dass die Räte bei weiteren Negativ-Schlagzeilen über den Verein den Bau kippten.

Quartett in der Vorlage

Die Entscheidungsvorlage soll heute den Fraktionen im Rathaus zugestellt werden. Sie enthält neben dem Favoriten auch die Angebote der Konzerne HBM, Hochtief und Strabag. Die CDU drängt unterdessen auf ein Breitensportstadion im Ostragehege. Die Zuschüsse für die Dynamo-Arena müssten so gering wie möglich sein.
 

Baustelle Dresden
Von Thilo Alexe

Infrastruktur. Millionen werden verbaut. Die Relationen sind eigenartig: Ein neues Stadion kostet wohl soviel wie der Umbau einer zentralen Haltestelle.

Wird der umgestaltete Postplatz für Dresden so etwas wie die noch nicht gebaute Waldschlößchenbrücke? Zugegeben, die Frage klingt ein wenig verwirrend. Doch wer sich die Emotionalität vergegenwärtigt, mit der beide Projekte in der Stadt diskutiert werden, dürfte wissen, was gemeint ist. Dreht sich der Brückenstreit um Sinn oder Unsinn der Elbquerung, die lange Dauer der Planung oder die Verträglichkeit mit dem Weltkulturerbe, stehen beim Postplatz neben der wuchtigen Gestaltung die Kosten im Mittelpunkt der Debatte. Ein Leser fragte in der Redaktion unlängst an, warum eigentlich eine – wenn auch zentrale – Haltestelle soviel koste wie ein neues Stadion.

Stimmt da etwas nicht? Sind die Kalkulationen falsch? Oder vollzieht sich in Dresden nur etwas, was im Kern letztlich in anderen Großstädten ähnlich abläuft? Ein Prozess nämlich, der durch die Förderpolitik von Bund und Europäischer Union gekennzeichnet ist.

Im Klartext: Wer viel und groß angelegt in Straßen und Plätze investiert, bekommt auch viel aus Berlin und, manchmal jedenfalls, aus Brüssel. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) rechnet vor: „Für einen städtischen Euro, den ich in ein Infrastruktur-Großprojekt stecke, erhalte ich zwei bis vier Euro Fördermittel dazu“. Im Optimalfall also lässt sich das städtische Geld zwar nicht im Handumdrehen, aber doch in einem überschaubaren Zeitraum verfünffachen. Klingt gut und ergibt haushalterisch durchaus Sinn. Selbst der mit rund 150 Millionen Euro veranschlagte Verkehrszug am Waldschlößchen erscheint – aus städtischer Sicht – nicht mehr ganz so teuer, wenn 96 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln sowie die Frischekur für angrenzende Straßen berücksichtigt werden.

Kritiker dieser Argumentation wie der Grünen-Stadtrat Stephan Kühn führen postwendend ins Feld, dass es sich bei allem um Steuergeld handelt. „Damit sollte man nicht verschwenderisch umgehen“, mahnt der Verkehrsexperte der Fraktion. Was ihn aber mehr beschäftigt: Die Straßenmittel aus dem Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz (GVFG) werden in den kommenden Jahren weniger. Dazu kommt Kühn zufolge, dass ein hoher Anteil der Mittel durch Großprojekte wie etwa am Waldschlößchen langfristig gebunden ist. Das verhindere andere, kleinere Projekte, zudem drohten hohe Folgekosten und der Verfall bereits bestehender Straßen.

Ist die Förderpolitik von Bund und Land zu sehr auf Infrastruktur – zu der allerdings auch Schulgebäude zählen – konzentriert? Vielleicht dazu nur eine Zahl: Der Eigenbetrieb Kindertagesstätten erhält von der Kommune in diesem Jahr knapp 63 Millionen Euro. Trotz einer großen Kinderbetreuungs-Lobby im Stadtrat gibt es nicht mehr Geld, die Plätze sind knapp, junge Eltern werden bereits auf Tagesmütter verwiesen.

Wie wird es weitergehen? Ist Dresden – wo unbestritten an vielen Plätzen Handlungsbedarf besteht – auch in zehn Jahren noch eine Großbaustelle? Vorjohann versucht einen realistischen Blick. „Ab 2009 gehen die Solidarpaktmittel drastisch zurück“, sagt er. Zudem werde Straßenbau in absehbarer Zeit nur noch geringer gefördert werden – mit einem Bundesanteil von 60 bis 70 Prozent.

DNN 22.November 2005

Kulturpalast droht 2007 die Schließung

Akustik und Brandschutz im Dresdner Kulturpalast entsprechen nicht mehr dem neuesten Stand der Technik. Wie schlimm es um das bedeutende Bauwerk der Nachkriegsmoderne bestellt ist, erläuterte gestern Roland Müssig, Projektleiter beim Hochbauamt, im
Finanzausschuss. Die Bespielbarkeit sei derzeit nur bis 2007 gesichert.

Die Summe der Baumängel stelle gar "eine Gefahr für Leben und Gesundheit" dar, heißt es in der Vorlage. Die Flucht- und Rettungswege seien zu eng. Eine wirkungsvolle maschinelle Entrauchung fehle in Saal und Foyer ebenso wie eine moderne Sprinkleranlage.
Die Stadt habe allerdings Sofortmaßnahmen auf den Weg gebracht, so dass der "Kulti" zumindest bis 2007 spielfähig bleibe, versicherte Müssig.

Zu den eingeleiteten Sofortmaßnahmen zählen laut Vorlage:

Im Jahr 2004 verschärfte Vorschriften und der lange Hickhack um den Kulturpalast hätten jetzt die akute Lage heraufbeschworen, so Müssig. Für 60.000 Euro habe die Stadt eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen, um aus dem Dilemma Brandschutzdefizite und
miese Akustik herauszukommen. Für 16 Millionen Euro könne der Kulti bis 2010 wieder "uneingeschränkt nutzungsfähig" gemacht werden.

Die Stadt hat in ihrer Finanzplanung bis 2007 rund fünf Millionen Euro für den Kulturpalast eingestellt. Elf Millionen Euro fehlen. "Wir warten den Verkauf der Woba ab", sagte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU). Erst danach lasse sich konkret planen. Das gelte auch für andere Projekte wie Zoo-Ausbau, Operette und Stadion.

Auf Antrag der SPD soll die Stadt auch prüfen, inwieweit elektroakustische Verbesserungen günstiger kommen als bautechnische. Im Februar 2006 soll auf eine Ausschreibung hin ein Planungsbüro feststehen, sagte Müssig. Ab Juni 2007 könnte konkret mit
Umbauten begonnen werden. Je nach Plan müsste der "Kulti" ein Jahr am Stück oder anderthalb Jahre mit Unterbrechungen geschlossen bleiben. Die Philharmonie würde in dieser Zeit in die Messe umziehen.
Ralf Redemund

 

Dresdner Morgenpost, 18.November 2005

Strabag buhlt weiter um Arena-Neubau

DRESDEN- Obwohl OB Ingolf Roßberg sich für den Stadions-Investor Walter Hellmich ausgesprochen hat, ging Mitbewerber Strabag gestern in die Offensive und suchte seine Chance.

Am Vormittag präsentierte die Baufirma ihr Arena-Modell (35.000 Zuschauer) den Journalisten, anschließend ging's zur PDS-Fraktion, am Abend stellte sie sich den Fragen der Fans. Thema Nr. 1 war dabei immer das Stiftungs-Modell, mit dem die Strabag den 55-Millionen-Euro-Bau finanzieren will. Die Strabag sieht ihren Vorteil neben der Stiftung in der Möglichkeit, durch temporäre Tribünen das Stadion für 40.000 Zuschauer aufzustocken. Damit könnten in Dresden Länderspiele ausgetragen werden. Zudem versprachen die Chefs, dass die preiswerteste Stehplatz-Karte 4,50 Euro kosten soll. Die Umbauzeit betrage 17 Monate. Der Investor hofft, damit die Stadträte von seinem Modell zu überzeugen. Ob ihm das gelang, wird sich am 15. Dezember zeigen. In der letzten Sitzung das Jahres will der Stadtrat entscheiden, mit wem die Stadt über den Bau verhandeln soll.
elu

SZ, 18.November 2005

4,50 Euro für ein Stehplatz-Ticket
Von Thilo Alexe

Bau. Die Strabag wirbt für ihr Stadion-Konzept, das auf einem Stiftungsmodell basiert.

Der Baukonzern hat nachgebessert. Statt ursprünglich rund 60 Millionen Euro kalkuliert die Strabag Projektentwicklung mittlerweile mit einer Gesamtsumme von 55 Millionen Euro, wie Geschäftsführer Stefan Mühling gestern sagte. Geplant ist nun ein Fußballstadion für rund 34 000 Zuschauer, was nach Unternehmensangaben aber recht kurzfristig auf eine Kapazität von 40 000 aufgestockt werden kann – um dadurch eine Voraussetzung für Länderspiele zu erfüllen.

Die Strabag hat rund 8 000 Stehplätze vorgesehen, die hinter den beiden Toren angesiedelt werden sollen. Gegebenenfalls können sie auch woanders errichtet und ihre Zahl vergrößert werden. Das Stehplatz-Ticket kostet der Strabag-Kalkulation zufolge 4,50 Euro – und damit etwa halb soviel wie derzeit. Das Stadion soll zwei Ränge haben und relativ steil ansteigen – der Atmosphäre wegen. Die Fußballarena ist nach den Worten von Architekt Johannes Zech multifunktional nutzbar. Er nannte dabei Konzerte sowie Firmenpräsentationen in einer der mehr als 20 Vip-Logen als Beispiele. „Wir können auch Flohmärkte veranstalten“, sagte der Architekt und wies dabei auf Freiräume unter den Rängen hin. Der Stadionstandort soll sich vom jetzigen um rund 150 Meter unterscheiden. Die Arena, für die zwischen 14 und 17 Monate Bauzeit veranschlagt werden, rückt an die Parkstraße.

Bei der Finanzierung setzt die Strabag auf ein Stiftungsmodell. Eine gemeinnützige Stiftung, die den Bau über Darlehen finanziert, soll von der Stadt das Grundstück überlassen bekommen. Sie baut das Stadion – und vermietet es an eine Betreibergesellschaft. Deren Mietzahlungen sollen die Kreditkosten der Stiftung decken – die nach dem Modell aufgrund der Einbindung der Stadt wegen Kommunalkonditionen vergleichsweise günstig ausfallen. Zudem sollen Fans die Stiftung unterstützen – etwa indem sie ihr Erbschaften vermachen. Der Stadtrat entscheidet im Dezember.
 

DNN, 18.November 2005

Stiftungsstadion: Zum sportlichen Erfolg verdammt

Dresden. Schöne neue Fußballwelt: Die Stadt zahlt weder für die Errichtung eines 55-Millionen-Euro-Stadions noch für den Betrieb einen Cent, bringt lediglich das Grundstück und eine "einredefreie Zustiftungsverpflichtung" ein. Eine steuerbefreite und gemeinnützige Stiftung baut das Stadion und vermietet es an eine Stadion-Betriebsgesellschaft. Finanziert wird durch günstige Kommunalkredite. Insgesamt gibt es knapp 35.000 Plätze, darunter 8000 Stehplätze. Schon ab 4,50 Euro erhält der Fan einen Stehplatz. Zudem ist das Stadion auf 40.000 Plätze aufrüstbar - und damit FIFA-Länderspieltauglich.

Die Umsetzung obiger Vision verspricht die Strabag Projektentwicklung GmbH mit ihren Partnern Real I.S. AG (Tochter der Bayerischen Landesbank) und RegionalKonzept GmbH aus Nürnberg, eine der vier übrig gebliebenen Bewerber für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions. Voraussetzung: Der 1.FC Dynamo Dresden spielt in der Ersten oder Zweiten Bundesliga und hat im Schnitt 17.000 Besucher. Aber was geschieht, wenn der Verein unter diesem Schnitt bleibt oder auf längere Zeit in die Regionalliga absteigt? "Auch kein Problem", meint Stefan Mühling, Strabag-Geschäftsführer. Für diesen Fall könne man sich versichern. Wie teuer das ist, vermochte er mit Blick auf das laufende Verfahren gestern vor der Presse im Hygiene-Museum nicht zu sagen. Dafür nannte Dieter Weisner, Chef der RegionalKonzept GmbH, eine Hausnummer: "Schlimmstenfalls müsste die Stadt Dresden für eine Million Euro jährlich gerade stehen."


Bislang ist das Stiftungsmodell im Sportbereich ohne Vorbild. "Dresden hat die Chance, Innovationsführer zu sein", lockt Strabag-Chef Mühling. Im Kultur- und Schulbau-Bereich sei das Modell bereits mehrfach erfolgreich angewendet worden. Weisner, dessen Nürnberger Firma dieses Finanzierungskonzept 2001 erfunden hat, nennt als Beispiel gern den Umbau eines alten Schlachthofes im bayerischen Fürth in eine Kulturstätte mit Bühne, Kino und Restaurant - das bislang größte Projekt dieser Art mit Investitionsumfang von zehn Millionen Euro.


Skeptisch ist Winfried Ripp von der Dresdner Bürgerstiftung. Der Experte hält die Rechtskonstruktion für zu unsicher, das Finanzkonzept für halb gewalkt und schön gerechnet. Auch sei nicht klar, ob das Finanzamt seinen Segen geben wird und wie groß das Risiko für die Stadt ist.

Ralf Redemund
 

DNN 17.November 2005

„Pro RHS“ lädt ins Watzke

Strabag wirbt um „Stiftungsstadion"

Dresden (rare), Heute ab 19 Uhr im Brauhaus Watzke auf der Kötzschenbroder Str. l wirbt die Strabag Projektentwicklung GmbH offensiv für ihr „Stiftungsmodell für das neue Rudolf-Harbig-Stadion".

Obschon die Strabag mit ihrem Konzept laut Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) auf Platz vier in der Rangliste der Gruppe der vier Investoren für das neue Stadion steht (Lehmann: „Das Risiko für die Stadt ist zu hoch“), glaubt der Projektentwickler der Strabag noch an eine Chance sein 55 Millionen-Euro-Projekt. Schließlich entscheide der Stadtrat erst, nachdem alle vier noch im Rennen befindliche Projekte geprüft sind.

Dazu gibt es – wie DNN berichteten – am 7. Dezember eine Sonderausschusssitzung . Strabag-Geschäftsführer Stefan Mühling, Architekt Wolfgang Mierzwa sowie Stiftungsexperten haben heute die Gelegenheit, das komplizierte Stiftungsmodell zu erläutern. Die Faninitiative Pro RHS lädt zur Diskussion ins Watzke.
 

Dresdner Morgenpost, 15.November 2005

Stadion: Kein Geld vom Freistaat und vom DFB!
Stadtrat fällt Entscheidung am 15. Dezember | CDU will Lösung für Leichtathleten

DRESDEN-Der Favorit für den Neubau des Rudolf-Harbig-Stadions ist gekürt, jetzt beginnt das große Feilschen. Während sich die CDU zu ihrem grundsätzliches „Ja” für die neue Arena von Hellmich (45 Millionen Euro) durchrang, fordert sie, die Belastung für die Stadtkasse so gering wie möglich zu halten.

Bekäme der Duisburger Bauunternehmer Walter Hellmich den Zuschlag, will er einmalig 7,5 Millionen Euro vom Rathaus - für die „Schwarzen” zu viel. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) und der Freistaat sollen bei der Finanzierung helfen. Doch selbst die von Hellmich gewünschte Bürgschaft in Höhe von 24 Millionen Euro ist der Freistaat nicht gewillt zu geben. „Es hat in mehreren Ministerien Gespräche gegeben. Wir werden für den Stadion-Bau aber keine Bürgschaft geben”, machte die Sprecherin des Finanzministeriums, Monika Dunkel, deutlich. Auch beim DFB hat man kein Interesse, die Stadt beim Neubau-Projekt zu unterstützen. Trotz mehrerer Gespräche ist die Stadt dort mit dem Anliegen bislang gescheitert, obwohl der DFB eine neue Arena wollte und der Kommune dabei Unterstützung signalisierte.
Derweil haben die Bürgermeister gestern noch nicht die Vorlage für den Stadtratsbeschluss verabschiedet. „Es gibt noch zwei, drei kleine Fragen, die werden in dieser Woche geklärt”, versicherte Rathaussprecher Kai Schulz. In der Vorlage sollen alle vier Angebote enthalten und miteinander verglichen sein. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat am 15. Dezember. Dabei könnte es auch noch mal um die Zukunft eines Leichtathletik Stadions in Dresden gehen. „Im nächsten Jahr muss an einer Lösung für die Leichtathletik geplant werden: Sanierung des Heinz-Steyer-Stadions oder Bau einer anderen, neuen Arena”, fordert CDU-Stadtrat Lars Kluger. Das Rathaus hat bislang dazu nix in der Schublade.
Enrico Lucke

dnn, 15. November 2005

Sonderausschuss berät am 7. Dezember über Stadion

Der Sportbürgermeister hat sich gestern nach der Behandlung der Stadionvorlage im Verwaltungsvorstand (VV) um OB Ingolf Roßberg (FDP) festgelegt. "Walter Hellmich hat das tollste Angebot", gibt sich Winfried Lehmann (CDU) schon fast schwärmerisch. In dieser Woche werden sich der Stadionbeauftrage Ulrich Finger und Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann über Finanzierungsdetails abstimmen.

"Hellmich ist ein Profi. Der hat das Thema Stadion in Duisburg mit Bravour gestemmt", meint Lehmann. Der Mann aus dem Kohlenpott kenne sich aus. Es sei eine glückliche Fügung, dass in der Person Hellmich der Bauträger, der Investor, der Betreiber und der Fußballfachmann in einem vereint sind. Hellmich ist nicht nur Chef einer Gruppe von rund 20 Firmen, sondern auch Präsident des MSV Duisburg. Der 61-jährige will an der Lennéstraße für 45 Millionen Euro ein Stadion für 34.000 Zuschauer bauen, darunter rund 11.000 Stehplätze. Die Stadt müsste 7,5 Millionen zuschießen. Hellmich selbst will 3,5 Millionen Euro in eine Betreibergesellschaft einbringen. Weitere vier Millionen sollen Unternehmer aus der Region beisteuern.

Noch unklar ist, ob der Boss der Zebras das Grundstück an der Lennéstraße kaufen oder in Erbpacht bekommen soll. Auch ob die Stadt einen Einmalzuschuss oder eine Summe gestreckt über zwei Jahre (Lehmann: "Die Bauzeit beträgt schließlich 17 Monate") und/oder jährlich Betriebskosten (Lehmann: "Will ich nicht. Dann wird immer finanziell nachgekartet.") geben soll, wird in diese Woche noch von Finger und Lehmann besprochen.

"Natürlich treten wir noch einmal an den Freistaat heran", sagt Lehmann. Doch einenZuschuss für den Bau wird's wohl nicht geben. "Das ist Profisport. Da zieht die Sportförderrichtlinie nicht." Aber vielleicht gibt's ein paar Euro für die Infrastruktur und die Stellplätze rund um das Stadion. Darüber werde die Stadt noch mit Staatskanzlei und Innenministerium verhandeln.

Die Erhaltung der Flutlichtmasten ("Giraffen"), für die plötzlich die PDS votiert, hält Lehmann für kaum machbar. Die seien nicht funktionell, würden Zusatzkosten erzeugen. Eine moderne Beleuchtung unter dem Dach rund ums Stadion leuchte das Spielfeld ohne Schatten aus. Am 7. Dezember soll eine Sondersitzung von drei Ausschüssen (Finanzen, Bau, Sport) über das Stadion befinden, so dass noch am 15. Dezember oder dann spätestens im Januar grünes Licht fürs Stadion gegeben werden könnte.
Ralf Redemund
 

Sächsische Zeitung, 15.November 2005

Klärungsbedarf beim Thema Sicherheit
Von Thilo Alexe

Konflikt. Die Stadionvorlage lässt auf sich warten. Details sickern durch. In der CDU ist ein Streit entbrannt.

Dynamofans aufgepasst: Die Stadionvorlage gibt‘s nicht – noch nicht. Eigentlich sollte das Papier gestern am Nachmittag an die Stadträte gehen, doch die vormittags damit befasste Bürgermeisterrunde hat Klärungsbedarf angemeldet. Rathaussprecher Kai Schulz wies darauf hin, dass Anregungen der Ressortchefs noch aufgenommen werden – etwa beim Thema Sicherheit. Vereinbart worden sei, dass Polizei und Feuerwehr erneut hinzugezogen werden sollen, wenn der Bauherr endgültig feststeht. Bereits in der Ausschreibung hatte das Thema Trennung von Fanströmen eine Rolle gespielt.

Rat debattiert im Dezember

Es habe dessen ungeachtet Konsens zu der im Kern vom Stadionbeauftragten Ulrich Finger ausgearbeiteten Vorlage geherrscht, betonte Schulz. Voraussichtlich werde sie in einer Woche vom Verwaltungsvorstand verabschiedet. Am 15. Dezember werde sich der Stadtrat damit befassen.

Nichts geändert hat sich am Favoriten. Rathauskreise bestätigen, dass die Hellmich-Offerte in der Vorlage als das für Dresden geeignetste Angebot genannt wird. Stimmen die Stadträte der Vorlage so zu, fordern sie damit die Rathausspitze zu Verhandlungen mit dem Duisburger Unternehmer Walter Hellmich auf. Der 61-Jährige, der am Bau der Arenen in Gelsenkirchen und seiner Heimat beteiligt war, kalkuliert mit einem städtischen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro (die SZ berichtete mehrfach). Er will rund 45 Millionen Euro verbauen und ein Stadion nach Duisburger Vorbild errichten, das 34 000 Zuschauer fassen kann.

Hellmich wird von der Verwaltungsspitze offenbar deshalb favorisiert, weil das neue Duisburger Stadion als Erfolgsprojekt gilt. Zudem verweisen Rathaus-Quellen darauf, dass Dynamo Dresden Vorbehalte gegen die Strabag-Offerte habe, weil dort Rechtehändler Michael Kölmel mitmische. Bei HBM so heißt es, sei das Stadion zwar billiger, aber nicht so attraktiv wie bei Hellmich. Und die Umsetzung der Hochtief-Offerte benötige Platz, weil sie angeblich sehr in die Breite geht. Zu Hellmich wurde kritisch angemerkt, dass im Gegensatz zu den Konzernen sehr viel von einer einzelnen Person abhänge – was Vor- aber auch Nachteil sein könne.

Noch also wird hinter den Kulissen verhandelt. So wird Ulrich Finger bis zum kommenden Montag noch klären müssen, ob er den Stadträten einen einmaligen Zuschuss oder eine über Jahre gestaffelte Zahlung in Scheibchen empfehlen soll. Zudem ist unklar, wie die Eigentumsverhältnisse sein werden. So sei, falls Hellmich den Zuschlag erhält, ein Erbbauvertrag für das städtische Grundstück möglich, aber auch der Verkauf des kompletten Areals, heißt es im Rathaus. Und die Giraffen? HBM hat sie eingeplant. Die anderen drei Bewerber haben der Stadt signalisiert, sie erhalten zu können. Allerdings wohl ohne sie als Lichtquellen zu nutzen.Sachsen
 

Konflikt um ein Papier

Der Chef der Jungen Union hat den CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Grötsch angegriffen: „Das ist ein unverantwortlicher Zick-Zack-Kurs der Fraktion: Erst beteuert man mehrfach, für das Stadion kein Geld ausgeben zu wollen. Jetzt scheint das alles nichts mehr wert zu sein. Ich frage mich, ob Herr Grötsch überhaupt eine Linie halten kann?“

Die Fraktion hat sich am Wochenende bei einer Klausur dafür ausgesprochen, dass „die Finanzierung des Stadions im Rahmen der beschlossenen mittelfristigen Finanzplanung und ohne Verwendung von Mitteln aus dem Woba-Verkauf erfolgt“. Zuvor hatte sie sich gegen einen städtischen Zuschuss gewandt.

Allerdings hat das am Rand debattierte Finanzpapier von Kreischef Rohwer für Unmut gesorgt – wegen der geringen Priorität für die Operette und dem Vorschlag des Krankenhaus-Verkaufs. Im Übrigen – so die Kritik – sei es wenig eigenständig und übernehme viele Thesen des Kämmerers.

Die Äußerung von Held, der Rohwers Mitarbeiter ist, soll – so ein CDU-Rat – davon ablenken, dass Rohwer wenig Beifall gefunden hat. (SZ)
 

Auf ein Wort

Peter Ufer

Dauerstreit um Dynamo-Stadion

Die Euphorie beim Aufstieg der Dynamos in die zweite Liga war einst so gewaltig, dass Oberbürgermeister Ingolf Roßberg im voll besetzten Stadion ein neues versprach. Das war Ende Mai 2004. Was der FDP-Politiker nicht sagte: ob es sich um einen Umbau oder  Neubau handeln solle, wo das Stadion stehen könnte und wer es finanziert. So spielten die Stadträte fast ein Jahr mit dem  Fußball Pingpong. Das Stadion  wurde zum neuen
nichtgebaut.      

Doch da die  Stadion Dynamos weiter die Klasse hielten, lag der Ball erneut auf dem politischen Spielfeld, eine Entscheidung musste her. Die Arena kommt jetzt an ihren angestammten Platz, es wird ein Neubau, es gibt einen Investor, nur wer es bezahlt, ist noch immer nicht endgültig geklärt. So funktioniert, leider zu oft, Politik in Dresden.

Jetzt ist ein Neubau greifbar nah, die Stadträte sollen im Dezember darüber abstimmen. Dabei wird es nicht so sehr darum gehen, ob die das Stadtbild bestimmende Flutlichtanlage, die so genannten Giraffen, bleiben oder nicht. Es wird um einen Grundsatz gehen: Soll die Stadt in den Profifüßball Steuermittel investieren oder nicht?

Bei dem 45-Millionen-Objekt soll die Stadt 7,5 Millionen Euro zuzahlen. Natürlich braucht es für den letzten
Entschluss Euphorie. Der Abstiegsplatz lässt zögern. Aber Dynamo braucht das neue Stadion.
 

Morgenpost, 14.November 2005

Genossen (fast) einig: Hellmich soll Stadion bauen

MSV Präsident Favorit, Stadt wird mit Investor, Freistaat und DFB nochmals wegen Kosten verhandeln, PDS will unbeding Giraffen erhalten

DRESDEN- Die Chancen für den Bau des Stadions (45 Millionen Euro) von Walter Hellmich steigen. Sowohl die CDU- als auch die PDS-Fraktion könnten mit dem Favoriten von OB Ingolf Roßberg (FDP) leben. Am Samstag hatte sich die CDU-Fraktion vom Stadion-Beauftragen des OBs, Ulrich Finger, umfassend über die vier Projekte informieren lassen.

Nach der anschließenden Diskussion stand das Ergebnis fest. „Wir können mit dem Standort Lennéstraße leben”, erklärte Fraktions-Sprecher Helfried Reuther. Auch der OB-Favorit Hellmich wäre für die CDU umsetzbar. Reuther: „Allerdings soll die Stadt nochmals mit dem Investor, dem Freistaat sowie dem DFB verhandeln, um den bislang geplanten städtischen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro zu verringern.” Zudem müsste der Roßberg sagen, woher er das Geld nehmen will. Die PDS-Fraktion machte derweil noch einmal deutlich, dass sie nur einer Stadion-Variante zustimmen würde, welche die Giraffen (Flutlichtmasten) integriert. „Das ist ein Teil der ostdeutschen Architektur, die erhalten werden sollte”, so PDS-Sprecher André Schollbach. Hellmich könnte dies auch umsetzen. Bevor der Stadtrat eine endgültige Entscheidung trifft, fordern die Genossen alle Angebote einzusehen. Die Chance für den Duisburger Bauherrn Hellmich stehen aber auch da nicht schlecht.
Enrico Lucke

Sächsische Zeitung, 14. November 2005

Baut Hellmich das Dynamo-Stadion?

Dresden. Die Vorlage zum Bau des Dynamo-Stadions wird heute im Dresdner Rathaus präsentiert. Eine Vorentscheidung ist bereits gefallen. Zwar nennt das Papier alle vier Investoren, die die Stadt in einer Ausschreibung in den Favoritenkreis aufgenommen hat. Doch das Angebot des Duisburger Bauunternehmers Walter Hellmich wird darin als das geeignetste für Dresden bewertet.

Die von ihm geführte Baugesellschaft plant eine Arena für 34 000 Zuschauer. Das Investitionsvolumen beträgt 45 Millionen Euro, 7,5 Millionen soll nach Hellmichs Kalkulation die Stadt zuschießen. Das Angebot gilt auch bei einem eventuellen Dynamo-Abstieg, sagte der Investor. (SZ/ale/uf)Sport
 

Zebra-Boss soll Dynamo-Stadion errichten
Stadion. Das Dresdner Rathaus hat eine Vorentscheidung zum Bau der neuen Heimat für Gelb-Schwarz gefällt.

Von Thilo Alexe
Dresden. Der Ball liegt jetzt bei den Stadträten: Im Dresdner Rathaus wird heute die Vorlage zum Bau eines Fußballstadions präsentiert. Eine Vorentscheidung ist bereits gefallen. Nach SZ-Informationen nennt das Papier zwar alle vier Investoren, die die Stadt in einer Ausschreibung in den Favoritenkreis aufgenommen hat. Doch das Angebot des Duisburger Bauunternehmers Walter Hellmich wird darin als das optimale für Dresden bewertet.

Noch weiß die Details niemand außer Ulrich Finger, der im Rathaus das Stadionprojekt koordiniert. Doch er schweigt, bislang kennen nicht alle Bürgermeister die Vorlage, die heute auch den letztlich entscheidenden Stadträten zugänglich gemacht werden soll. Daher kann über die Gründe für Hellmich nur spekuliert werden.

Der Chef einer Gruppe von rund 20 Unternehmen, der auch Präsident des MSV Duisburg ist, hat jedenfalls Erfahrung mit dem Stadionbau. In Gelsenkirchen hat er mitgewirkt – und natürlich an der neuen Heimat für die als Zebras bekannten Duisburger Kicker. Doch auch die anderen Bewerber, HBM (Ostseestadion), Strabag (Leipziger Zentralstadion) und Hochtief (Kaiserslauterner Betzenberg) mischten bei modernen Arenen mit.

Bleibt also nur der Blick auf die wenigen bekannten Daten. Hellmich, der vor einer Woche der Faninitiative Pro RHS sein Konzept vorgestellt hat, plant ein Stadion für 34 000 Zuschauer. Rund 11 000 Stehplätze soll es enthalten und etwa 45 Millionen Euro kosten. Die Stadt müsste 7,5 Millionen Euro zuschießen. Diese Summe soll auch eine Betreibergesellschaft aufbringen, für die Hellmich 3,5 Millionen Euro bereitstellen will – den Rest, so die Hoffnung, steuern Unternehmen aus der Region bei.

Knapp 30 Millionen Euro will Hellmich über Kredite abdecken und hofft darauf, etwa 80 Prozent dieser Summe über eine Landesbürgschaft absichern zu können. Ähnlich lief es in Duisburg: Der Startschuss für die MSV-Arena – die Zebra-Heimat ist Vorbild für den Dresdner Entwurf – sei zwei Monate nach der Gewährung einer Bürgschaft durch Nordrhein-Westfalen gefallen, wie Hellmich betont.

Aber: Der 61-Jährige hat mehrfach durchblicken lassen, dass er auch ohne Bürgschaft bauen will – auch, falls Dynamo in die dritte Liga absteigen sollte. „Dann muss man handeln und die Weichen für die Zukunft stellen“, konstatiert Hellmich. Und sonst? Mehr als 20 Vip-Logen sollen vermarktet werden – für jeweils 30 000 bis 40 000 Euro pro Jahr. Zudem kündigt Hellmich billige Stehplatz-Tickets an – zum Preis von etwa 5,50 Euro.

Marodes Oval

Das kommt an, in der Dynamo-Führungsriege und auch bei den Fans. Aber: Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Eigentlich hatte eine Stadtratsmehrheit vor einem knappen Jahr gegen einen Bauzuschuss votiert. Hinter den Kulissen weicht diese Haltung jedoch auf, zumal die Stadt ohnehin jährlich rund 400 000 Euro in ihr marodes, aber geschichtsträchtiges Rudolf-Harbig-Stadion an der Lennéstraße stecken muss.

So lange Fingers Vorauswahl vom Stadtrat nicht bestätigt wird, ist das Rennen auch für die anderen Bewerber offen. Das Quartett wird sich dem Vernehmen nach noch im November in den Ratsausschüssen vorstellen. OB Ingolf Roßberg (FDP) hofft auf eine Entscheidung im Dezember. „Das glaube ich nicht, alle werden viel zu beschäftigt mit dem Haushalt sein“, zeigt sich ein Stadtrat skeptisch.

Hartz IV wird die Stadtkasse sprengen
CDU. Die Fraktion will den Bau des Stadions und der Brücke unterstützen.

Ein „Entweder-Oder“ beim Bau der Waldschlößchenbrücke und dem Welterbe gibt es nicht. Das Verfahren zur Bewerbung bei der Unesco sei sauber gelaufen. Das stellte gestern Helfried Reuther, der Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat, fest. Allerdings hätte der Oberbürgermeister eher reagieren müssen. Seit Oktober war er von der Nachfrage der Unesco in Kenntnis gesetzt und ließ das Papier einfach liegen.

Die Christdemokraten trafen sich am Wochenende in Krippen zu ihrer Herbstklausur und besprachen vor allem den Haushalt der Stadt. Sprengen werden demnächst die Stadtkasse die Ausgaben für Hartz IV, denn nach wie vor würde es eine Differenz zwischen dem Mietzuschuss an Hartz-IV-Empfänger und den Zahlungen des Freistaates an die Stadt geben. Die sächsische Regierung beruft sich nämlich auf einen Durchschnittswert, aber in Dresden liegen die Kosten deutlich höher. Die Folge sind mindestens 20 Millionen Euro, die im Stadthaushalt nicht vorgesehen sind. Hier will sich die CDU dafür einsetzen, dass der Freistaat nachlegt.

Auch die aktuelle Diskussion zum Thema Stadion war Thema. Die Fraktion unterstützt den Bau und die zusätzlichen Aufwendung der Stadt, denn auch eine Sanierung des alten Stadions würde Geld verschlingen. Aber bei allen Ausgaben dürfe keinesfalls das Geld des Woba-Verkaufs genutzt werden. Das sei für den Abbau der Schulden vorgesehen. (SZ/uf)
 

Sächsische Zeitung, 12. November 2005

Giraffen erhalten

Die Chancen auf den Erhalt eines Dresdner Wahrzeichens wachsen. Der Duisburger Bauunternehmer Walter Hellmich kann sich vorstellen, die vier Stadion-Lichtmasten zu erhalten. Sein Entwurf für den Neubau einer 34 000 Zuschauer fassenden Arena, den die Rathausspitze zum Favoriten gekürt hat, sehe die Giraffen zwar nicht vor. Doch sollte es im Stadtrat, im Verein und bei den Fans eine Mehrheit für deren Erhalt geben, könne der Bau auch mit den giraffenförmigen Masten umgesetzt werden, sagte Hellmich. Unterdessen hat die Strabag, die auch zu den vier Bewerbern zählt, darauf hingewiesen, dass ihr Stiftungsmodell die Stadt nicht belaste. Sie müsse das Grundstücküberlassen; nicht aber das Eigentum aufgeben. Der Stadtrat hat noch nicht entschieden. (SZ/ale)
 

Sächsische Zeitung, 11. November 2005

Hellmich ist Favorit für Stadionbau

Die Stadt stellt die Weichen für den Stadionbau. Das Rathaus will Vorverhandlungen mit dem Duisburger Unternehmer Walter Hellmich aufnehmen. Die von ihm geführte Baugesellschaft plant eine Arena für 34 000 Zuschauer. Das Investitionsvolumen beträgt 45 Millionen Euro, 7,5 Millionen soll nach der Hellmich-Kalkulation die Stadt zuschießen. Die Arbeiten an der Ratsvorlage sind noch nicht abgeschlossen. Am Montag soll das Papier im Verwaltungsvorstand debattiert und den Stadträten, die letztlich entscheiden, zugänglich gemacht werden. Hellmich zählt zu den vier Firmen, die das Rathaus in einer Vorauswahl gekürt hat. Das Angebot, das den Erhalt der Giraffen-Masten nicht vorsieht, gilt auch beim Dynamo-Abstieg. (SZ/ale)
 

MOPO, 10.November 2005

Stadion: Mopo lüftet exklusiv das Strabag-Stiftungs-Modell!

Risiko liegt bei der Stadt, Bauherr verdient das Geld, Projekt rechtlich möglich?

DRESDEN - Vier Investoren buhlen zurzeit um die Gunst der Stadt, um den Zuschlag für den Bau einer neuen Arena an der Lennestraße zu bekommen. Das große Geheimnis ist dabei bislang das Finanzierungs-Modell der Strabag. Das 55-Millionen-Euro-Projekt soll mit Hilfe einer Stiftung verwirklicht werden. Exklusiv lüftet die MORGENPOST dieses Geheimnis. „Bei der Finanzierung des Strabag-Modells soll die Stadtkasse nicht belastet werden”, erklärte OB Ingolf Roßberg (FDP) bei der Vorstellung der vier Favoriten Ende September. „Wir lassen es aber noch von Experten prüfen.” Das hat die MORGENPOST ebenfalls getan - und Winfried Ripp von der Dresdner Bürgerstiftung war schnell klar: „Aus dem Stadtsäckel müsste Geld fließen.” Grund: Zum einen würde das Rathaus das Grundstück der Stiftung (Gründer wäre die Strabag) überlassen und müsste eine „einredefreie Zustiftungsverpflichtung” in die gemeinnützige Treuhandstiftung einbringen. Finanziert würde der Bau durch Bankkredite. Heißt im Klartext: Die Stadt müsste für den Fall finanziell in die Bresche springen, wenn die Einnahmen aus der Stadion-Miete nicht die Kosten für die Zinsen decken. „Im schlimmsten Fall wären dies pro Jahr eine Million Euro", bestätigte Dieter Weisner von der Firma Regionalkonzept, die das Stiftungs-Modell für die Strabag erarbeitet hat. Sollten die Schwarz-Gelben weiter in der Bundesliga spielen, würde die Stadtkasse nicht belastet. Weisner: „Die Einnahmen decken dann definitiv die Ausgaben, und wir erwirtschaften sogar einen Überschuss.” Durch die gemeinnützige Stiftung bräuchte man die Gewinne nicht zu versteuern - sie würden dem Verein zugute kommen. Klingt auf den ersten Blick plausibel, allerdings hat die Stadt nur durch ein Kuratorium ein Mitspracherecht in der Stiftung. „Ein Kuratorium hat nix zu entscheiden. Deshalb würde das Regierungspräsidium diesem Modell nie zustimmen, da die Stadt Geld in die private Stiftung steckte, ohne dabei etwas zu sagen zu haben”, erklärt Ripp. Zudem hält er es für äußerst fraglich, dass durch die Vermietung der Arena die Einnahmen die Kosten für die Zinstilgung decken. Verdienen würde nur die Strabag durch den Bau des Stadions (34 000 Plätze).
Enrico Lucke
 

dnn, 10.November 2005

"Hellmich kann auch ohne Bürgschaft!"

Dresden. Vier Mal werden wir noch wach, heißa, dann ist Stadiontag. Am Montag behandelt die Bürgermeisterriege um OB Ingolf Roßberg (FDP) im Verwaltungsvorstand (VV) die Stadionvorlage. "Darin sind alle vier Finanzierungsangebote und eine Empfehlung enthalten", sagte gestern der städtische Stadionbeauftragte Ulrich Finger auf DNN-Anfrage. Auf welchem Wege die Presse informiert wird, steht laut Finger noch nicht fest. Doch da auch die Stadträte die Vorlage an diesem Tag erhalten sollen, dürfte das Ergebnis durchsickern.

Schon jetzt ist klar: Die erhoffte pfiffige Idee für ein Zusatzgeschäft mit dem Stadion blieb aus. Das Veranstalten von Konzerten mache "den Kohl nicht fett", weiß Finger. Ein Löwenanteil des Betriebs und auch der Refinanzierung erfolge über die tausend "Business-Seats" und 20 Logen (für Firmen). Das sei inzwischen Standard in Deutschland, nachdem Werder Bremen mit diesem Modell vor rund einem Jahrzehnt angefangen habe. In den USA werde das in den verschiedensten Sportarten (Football, Basketball, Eishockey) seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert.

Der Knackpunkt liegt in der Finanzierung des Baus. Wie viel Risiko übernimmt der Investor, wie viel versucht er auf andere abzuwälzen? "Eine Bürgschaft werden weder Stadt noch Land stemmen können", meint Finger und bestätigt damit eine entsprechende Einschätzung von CDU-Kreischef Lars Rohwer, der als Landtagsabgeordneter diese Frage auf Regierungsebene abgeklopft hat. Fällt damit das Angebot von Walter Hellmich (MSV Duisburg) aus dem Rahmen, der ursprünglich auch mit einer Bürgschaft von 30 Millionen Euro gerechnet hat? "Nein", sagt der Stadionbeauftragte. Hellmichs Angebot funktioniere auch ohne Bürgschaft.

Bleibt die verlockende Versuchung des Stiftungsmodells der Strabag. Bislang sei diese Variante im Sport noch nicht angewendet worden, aber in der Kultur. Eine Stiftung unterstütze lediglich das Finanzierungsmodell der Strabag. Das Konstrukt Stiftung könne auf alle anderen drei Bewerber ebenfalls angewendet werden, erläutert Finger. "Dynamo könnte eine Stiftung gründen, damit Geld einsammeln und Bau und Betrieb mit finanzieren - wie bei der Frauenkirche", regt Finger an. Auffällig: Hellmich ist der einzige Anbieter, der drei Millionen Euro "ins eigene Risiko geht", so Finger. Zwar sucht der Duisburger noch einen Partner, der mit vier Millionen Euro einsteigt, aber das dürfte kein Problem sein.

Derweil signalisiert eine potenzielle "große Koalition" aus CDU und PDS, die im Stadtrat alles durchdrücken könnte, dass sie sich eine städtische Finanzierungsbeteiligung bis knapp unter der Zehn-Millionen-Euro-Grenze vorstellen könne. Schließlich müsse man jährliche Zuschüsse und Sanierungskosten für die derzeitige "Stadion-Ruine" gegenrechnen, sagten unisono Klaus-Dieter Rentsch (CDU) und André Schollbach auf DNN-Anfrage.
Ralf Redemund


Sächsische Zeitung, 10.November 2005

Bei Dynamo-Abstieg Stadionbau erschwert
Von Thilo Alexe

Dresden. Stoppen die Gelb-Schwarzen die sportliche Talfahrt nicht, könnte auch das Arena-Projekt ins Schlingern geraten.

Sollte Dynamo Dresden in der kommenden Spielzeit wieder in der Regionalliga auflaufen, würde der Verein aller Voraussicht nach geringere Zuschauereinnahmen als jetzt verbuchen. Zum Vergleich: Nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr hat sich der Publikumszuspruch fast verdoppelt – auf mehr als 16 000 Fans pro Heimspiel in der ersten Zweitliga-Saison.

„Bei einem Abstieg wird der Stadionbau definitiv schwerer umzusetzen sein“, sagt Ulrich Finger, der im Rathaus das Projekt koordiniert. Lediglich die Offerte der Baugesellschaft Walter Hellmich – der Unternehmer war an der Gelsenkirchener Arena beteiligt – sehe für die dritte Spielklasse keine höheren städtischen Zuwendungen vor. Die anderen Unternehmen hätten zwar auch den Abstiegsfall im Blick – allerdings nicht ohne Konsequenzen für die Kommune. Wie hoch die pro Angebot ausfallen, lässt Finger mit dem Verweis auf die schwierige Vergleichbarkeit der recht komplizierten Kalkulationen offen.

Gefragte Bürgschaft

In der kommenden Woche soll die Entscheidungsvorlage für die Stadträte präsentiert werden. Doch bis auf die Strabag – deren Stiftungsmodell in Rathauskreisen als sehr komplex gilt – setzen alle Bewerber auf städtisches Geld. Hellmich drängt zudem auf eine öffentliche Bürgschaft im zweistelligen Millionenbereich. Auch der Konzern HBM hat in seiner ersten Bewerbung, das Ergebnis der Nachverhandlungen ist unbekannt, eine solche gefordert.

Im Rat regt sich bereits Widerspruch. „Sollten wir, wie angekündigt, nur einen Bewerber in der Vorlage präsentiert bekommen, gibt es Knatsch“, sagt Thomas Blümel, Mitglied der Bürgerfraktion und Dynamo-Kenner.

Allerdings dürfte für manche Stadträte die Verlockung groß sein, das Stadion, das im Jahr rund 400 000 Euro kostet, für einen einstelligen Millionenbetrag loszuwerden. Die Junge Union warnt dagegen: „Kein Luxus auf Kosten der Stadtkasse“.

Sächsische Zeitung, 9. November 2005

Hochtiefs Version erhellt in der Animation den Großen Garten.

Bei Dynamo-Abstieg Stadionbau erschwert
Von Thilo Alexe

Fußball. Stoppen die Gelb-Schwarzen die sportliche Talfahrt nicht, könnte auch das Arena-Projekt ins Schlingern geraten.

Sollte Dynamo Dresden in der kommenden Spielzeit wieder in der Regionalliga auflaufen, würde der Verein aller Voraussicht nach geringere Zuschauereinnahmen als jetzt verbuchen. Zum Vergleich: Nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr hat sich der Publikumszuspruch fast verdoppelt – auf mehr als 16 000 Fans pro Heimspiel in der ersten Zweitliga-Saison.

„Bei einem Abstieg wird der Stadionbau definitiv schwerer umzusetzen sein“, sagt Ulrich Finger, der im Rathaus das Projekt koordiniert. Lediglich die Offerte der Baugesellschaft Walter Hellmich – der Unternehmer war an der Gelsenkirchener Arena beteiligt – sehe für die dritte Spielklasse keine höheren städtischen Zuwendungen vor. Die anderen Unternehmen hätten zwar auch den Abstiegsfall im Blick – allerdings nicht ohne Konsequenzen für die Kommune. Wie hoch die pro Angebot ausfallen, lässt Finger mit dem Verweis auf die schwierige Vergleichbarkeit der recht komplizierten Kalkulationen offen.

Gefragte Bürgschaft

In der kommenden Woche soll die Entscheidungsvorlage für die Stadträte präsentiert werden. Doch bis auf die Strabag – deren Stiftungsmodell in Rathauskreisen als sehr komplex gilt – setzen alle Bewerber auf städtisches Geld. Hellmich drängt zudem auf eine öffentliche Bürgschaft im zweistelligen Millionenbereich. Auch der Konzern HBM hat in seiner ersten Bewerbung, das Ergebnis der Nachverhandlungen ist unbekannt, eine solche gefordert.

Im Rat regt sich bereits Widerspruch. „Sollten wir, wie angekündigt, nur einen Bewerber in der Vorlage präsentiert bekommen, gibt es Knatsch“, sagt Thomas Blümel, Mitglied der Bürgerfraktion und Dynamo-Kenner. Allerdings dürfte für manche Stadträte die Verlockung groß sein, das Stadion, das im Jahr rund 400 000 Euro kostet, für einen einstelligen Millionenbetrag loszuwerden. Die Junge Union warnt dagegen: „Kein Luxus auf Kosten der Stadtkasse“.


Stadionsplitter

Im Rennen sind vier Investoren.

Verbaut werden sollen zwischen 33 und 60 Millionen Euro, die Spanne bei öffentlichen Zuschüssen reicht von null über die Einmalzahlung von sieben Millionen bis zu Betriebskosten von einer Million Euro – über 30 Jahre. Die Stadt verhandelt nach.

CDU und Grüne hatten durchgesetzt, dass es keinen Bauzuschuss der Stadt geben soll. In der CDU gibt es aber Bewegung. Kreischef Rohwer hält eine Investitionsbeteiligung für möglich. Auch die jetzigen Betriebsausgaben könnten dem neuen Betreiber überwiesen werden.
 

Letzter Platz für Operette
Von Stefan Rössel

Haushalt. Die CDU will die Investitionen für Kitas und Schulen erhöhen. Sportarena und Operette rangieren ganz am Ende.

Die beiden zurzeit in Dresden am intensivsten diskutierten Investitionsprojekte Operette und Stadion rangieren für den CDU-Kreisvorsitzenden Lars Rohwer zu den unwichtigsten Vorhaben. An Position eins stellt er Kindertagesstätten und Schulen. So steht es in einer Prioritätenliste, die Rohwer dem Vorstand der Stadt-CDU vorlegte.

Zweck der Zusammenstellung ist eine Diskussion über die dringlichsten Aufgaben, wenn die Stadt nach dem Verkauf der Woba und einer Privatisierung der städtischen Kliniken finanziell wieder handlungsfähig ist. Bis Ende Januar erhofft sich Rohwer daraus richtungs- weisende Ergebnisse für die künftige Stadtpolitik der CDU.

Zur Sanierung von Kitas und Schulen wird in dem Papier eine entschiedene Verstärkung der Investitionen vorgeschlagen. Bei Kitas soll die Modernisierung mit 14 statt der jetzt geplanten acht Millionen Euro pro Jahr vorangetrieben werden. Sie könnte dann bis 2013 (statt 2018) abgeschlossen werden. Für Schulen könnte die Rate von 27 auf 47 Millionen Euro angehoben werden, um 2015 fertig zu werden.

Auf den nächsten Positionen stehen Straßenbau und Hochwasserschutz, eine Senkung der Grundsteuer und Abschaffung der Zweitwohnsitzsteuer sowie ein Kammermusiksaal für die Philharmonie. Der Zoo ist gar nicht genannt. Das Papier ist im Internet verfügbar.S.16
 

DNN, 8.November 2005

Hellmich: Umbau des Stadions geht auch im Abstiegsfall

Dresden. Ungeachtet der sportlichen Misere beim 1. FC Dynamo soll die offene Stadionfrage zügig beantwortet werden. Gestern führte der Duisburger Bauunternehmer Walter Hellmich, einer der vier noch im Rennen um die Vergabe des Bauauftrages verbliebenen Bewerber, Gespräche mit der Stadt und dem Verein. Am Abend stellte er sich in der Stadionkneipe "Kulti" auf Einladung der Initiative "Pro RHS", die auch die anderen Anbieter noch ansprechen will, den Fragen von Fans und Presse. Dabei pries der 61-jährige Präsident des MSV Duisburg die Vorzüge seines insgesamt 44 Millionen Euro teuren Projektes und erklärte, ein solches könne auch im Abstiegsfall refinanziert werden. Um es erst einmal zu bauen, braucht Hellmich im Falle eines Zuschlages neben Geld von der Stadt, private Einlagen, Bankkredite und für letztere eine nicht unerhebliche Bürgschaft vom Land.

"Unser Angebot besteht auch für die Regionalliga. Gerade da muss man handeln, die Weichen für die Zukunft stellen", unterstrich Hellmich angesichts der Talfahrt der Dynamo-Kicker. In Liga drei werde die Betreibung eines Stadions für 34.000 Zuschauer (10.000 davon sollen Stehplätze sein) zwar "hart, ist aber machbar". Nach wie vor fordert der Duisburger einen einmaligen städtischen Zuschuss in Höhe von 7,5 Millionen Euro: "Das ist das, was einfach sein muss." Nachlass könne er da nicht mehr gewähren: "Unser Angebot ist stehen geblieben." Eine zu bildende Besitzergesellschaft würde für die Baufinanzierung weitere 7,5 Millionen einbringen, von denen er selbst 3,5 Millionen übernehmen könne. Die fehlenden 4 Millionen hofft er, bei Unternehmen aus der Region lockerzumachen, möchte den Leipziger Filmrechtehändler und Dynamo-Gläubiger Michael Kölmel aber ungern im Boot haben. Diese zusammen 15 Millionen Euro stellten dann das "Eigenkapital" für den Bau dar.


Bleiben 29 Millionen Euro, die über Kredite abgedeckt werden sollen. "Für 80 Prozent davon brauchen wir Bürgschaften", so Hellmich und setzt vor allem auf den Freistaat. Mit Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) habe es zwar noch keine Gespräche gegeben, doch sei er zuversichtlich, dass das Land mitziehe. "Zum einen geht es hier um die soziale Komponente - Fußball gehört einfach zum Leben -, zum anderen dreht es sich hier auch um ein Wirtschaftsunternehmen (Dynamo/d. Red.). Da wird es schwer, sich dem zu entziehen", glaubt der Rheinländer, Inhaber von 20 Firmen in ganz Deutschland und auch in Sachsen präsent.


Bei der Duisburger MSV-Arena, Vorbild für das Dresdner Projekt, habe das Land Nordrhein-Westfalen auch so geholfen. Als die Bürgschaft kam, sei der Baustart nur zwei Monate später erfolgt, das Stadion nach 14-15 Monaten fertig gewesen, so der Chef der "Zebras". Bekommt Hellmich im Dezember - dann soll laut seinen Informationen die Entscheidung im Stadtrat fallen - den Zuschlag, könne er den geplanten Baustart Sommer 2006 halten. Während des Umbaus bei laufendem Spielbetrieb garantiere er permanent 17.000 Plätze. Zugleich versprach der Unternehmer, die Zuschauerkapazität könne nach Fertigstellung im Bedarfsfall problemlos bis auf 40.000 Plätze aufgestockt werden. Die Dachkonstruktion müsse nur etwas angehoben werden. So entstünde Platz für einen dritten Rang.

Jochen Leimert


Steyer-Stadion wird flutsicher gemacht

Die erste Vereinbarung zwischen Freistaat und Stadt im Jahr 2003 sparte die Friedrichstadt noch aus. Im Dezember 2004 wurde die Historische Friedrichstadt in die Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser aufgenom-men. Gestern in gemeinsamer Sitzung der Ausschüsse von Stadtentwicklung und Umwelt wurde einstimmig beschlossen: Auch das Heinz-Steyer-Stadion, die Sportspange insgesamt und der Kanalisationsstützpunkt der Stadtentwässerung erhalten Schutzbauwerke.

Die Trasse aus mobilen und teilstationären "Verbauen" - so der offizielle Terminus - verläuft demnach von der Marienbrücke über die Weißeritzstraße, nördlich des Steyer-Stadions, entlang der Sportspange (die südliche Begrenzung der Flutrinne Großes Ostragehege) und des Trümmerbergs, über die Schlachthofstraße, entlang des Hafengeländes zur Magdeburger Straße/Hafeneinfahrt bis Bremer Straße. Bezeichnet wird diese Vorzugstrasse als "Nordvariante". Die Querungen der Straßen erhalten mobile Schutzwände. Alles andere wird mit (teil-)stationären Bauten geschützt oder verstärkt.

Die komplette Maßnahme soll rund 4,3 Millionen Euro kosten und ist Teil des Maßnahmepakets Hochwasserschutz Innenstadt. Die europaweite Ausschreibung ist laut Vorlage bereits im Gange. Schon im Frühjahr nächsten Jahres soll es mit den Bauten losgehen. Die Schutzhöhe für die Friedrichstadt beträgt 112,37 Meter über dem Meeresspiegel. Das entspricht einem Pegelstand von 9,64 Meter. Zum Vergleich: Der höchste Pegelstand in Sachsens Landeshauptstadt beim verheerenden Jahrhunderthochwasser im August 2002 betrug 9,40 Meter.

Die Vorplanung stammt von der ACI - Aquaproject Consult Ingenieurgesellschaft. Die Risiko- und Tauglichkeitsstudie machte der Arbeitsbereich Wasserbau der TU Hamburg-Harburg.

rare
 

SZ, 8.November 2005

Preiswerte Tickets für Stehplatz-Fans

Der Duisburger Unternehmer Walter Hellmich hat am gestrigen Abend auf Einladung der Faninitiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion seine Pläne für den Bau einer 34 000 Zuschauer fassenden Arena präsentiert. Der 61-jährige Boss der mehr als 20 Firmen umfassenden Hellmich Gruppe will rund 45 Millionen Euro verbauen. Er kalkuliere mit einem städtischen Zuschuss von 7,5 Millionen Euro. Diese Summe solle auch eine Betreibergesellschaft aufbringen. 3,5 Millionen Euro davon will Hellmich, der auch Präsident des MSV Duisburg ist, beisteuern. Der Unternehmer kündigte zudem niedrige Eintrittspreise für die Stehplatz-Fans an, die bei rund 5,50 Euro liegen sollen. Im Gegenzug will er mehr als 20 VIP-Logen vermarkten, zum Preis von jeweils 30 000 bis 40 000 Euro pro Jahr. Hellmich betonte mit Blick auf die sportliche Situation von Dynamo: „Unser Angebot besteht auch für die Regionalliga.“ Der Stadtrat wird voraussichtlich im Dezember über den Bau entscheiden. Vier Bewerber sind im Rennen. (SZ/ale)
 

DNN 05.November 2005 Von Woche zu Woche


Irgendwie stehen die Ostderbys im eigenen Stadion für Dynamo Dresden unter keinem guten Stern. In der letzten Saison markierte die Pleite gegen Energie Cottbus den spielerischen Tiefpunkt. Diesmal waren es die Veilchen aus Aue, gegen die Schwarz-Gelb den sportlichen Offenbarungseid leistete. 1:4 hieß es am Dienstagabend - Abstiegsplatz.

Natürlich wird da die Trainerfrage diskutiert. Genau wie in der ersten Zweitliga-Saison. Seinerzeit hielten die Verantwortlichen trotz des letzten Tabellenplatzes an Trainer Christoph Franke fest und sind gut damit gefahren. Auch diesmal ist, es eher unwahrscheinlich, dass der Übungsleiter das Problem ist. Die Ursache der Talfahrt ist, dass die Mannschaft nach dem Klassenerhalt nicht verstärkt wurde. Im Gegenteil: den überragenden Klemen Lavric hat man gegen gutes Geld vernünftigerweise ziehen lassen, denn später hätte er ablösefrei wechseln können. Die Neuzugänge aber reichen nur vom Durchschnittsspieler bis zum Totalflopp. Hinzu kommt: Trainer und Management haben nicht realisiert, dass viele Kicker in der starken Rückrunde der alten Saison über ihrem Niveau agiert haben.

Nun steht der Verein erneut zwischen Baum und Borke, sprich: mit einem Bein in der dritten Liga. Das wirft nicht nur sportliche Fragen auf. Auch den Bau eines neuen Stadions muss man bei aller Sympathie für den Fußball angesichts der Situation in Frage stellen. Die Lage stellt sich nüchtern betrachtet wie folgt dar: Dynamo Dresden hat schwere Krisen gemeistert und ist dabei, das unsägliche Erbe der Otto-Ära zu bewältigen.

Das ist aller Ehren wert. Dem Management gebührt ein dickes Lob für das bislang Erreichte. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Traditionsclub in der 2. Bundesliga noch nicht etabliert hat. Ganz davon zu schweigen, dass als Aufsteiger so schnell niemand über die Waldschlößchenbrücke fährt. Es ist durchaus angemessen, an den Klassenerhalt zu glauben. Die Mannschaft hat das Zeug dazu. Aber auch ein Abstieg ist absolut im Bereich des Möglichen.

Sicher: Garantien gibt es im Sport nie. Nur unter den jetzigen Vorzeichen den Neubau eines Stadions zu forcieren wäre ein unkalkulierbares Risiko. Die Stadt bekommt eine Arena ohnehin nicht zum Nulltarif. Ein Stadion für einen Drittligisten aber würde zum Millionengrab. Dynamo könnte in der Regionalliga die Refinanzierung nie und nimmer leisten, an einen schnellen Wiederaufstieg glaubt für den Unglücksfall nicht mal Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster. Diese selbstlose Einschätzung ehrt ihn. Die Stadt ist also gut beraten, die Stadionvorlage schnellstmöglich auf Eis zu legen. Solange Dynamo keine feste Größe in der Zweiten Liga ist - und alle Freunde mögen für dieses Ziel die Daumen drücken - solange ist ein Ja zum Stadionneubau nah am Rande des Glücksspiels. Roulette aber kann Dresden sich nicht leisten. Dafür sind die Sorgen an vielen anderen Stellen viel zu groß.

Ein schönes Wochenende

Ihr

Dirk Birgel
(Chefredakteur)
 

Dresdner Morgenpost 05.November 2005

Neue Eis-und Ballspielhalle: Auch Dynamo mietet sich ein

DRESDEN-Die neue Eis- und Ballspielhalle im Ostragehege soll der städtische Sportstätten-und Bäderbetrieb betreiben. Sein Konzept hat er jetzt den Stadträten präsentiert.

Laut dem Betreiber-Modell für die Mehrzweckhalle an der Magdeburger Straße hat die Stadt bereits die Ballhalle so gut wie vermietet: Hauptnutzer werden der USV Tu und Dynamo Dresden sein. Durch die Eissportvereine sind die beiden Eisflächen auch bestens ausgelastet.

Trotz der vollen Hallen werden sich die jährlichen Betriebskosten von 2,4 Millionen Euro für die neue Arena wahrscheinlich nicht erwirtschaften lassen. Das Sportamt kalkuliert momentan mit Einnahmen in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro durch die Hallenvermietung - bleibt ein Loch von rund 1,1 Mios., das jährlich aus dem Stadtsäckel gestopft werden müsste.

„Die Halle wird immer ein Zuschussgeschäft für die Stadt bleiben. Wir versuchen, den Beitrag aber von Jahr zu Jahr zu senken", erklärt Sportstätten-Chef Raphael Beckmann. Mit jährlich 18 Großveranstaltungen (Box- und Tanz-Events, sogar Konzerte) soll der Zuschuss schrumpfen.

Etwas vorsichtig kalkuliert man mittlerweile mit den Namensrechten. Plante man vor Baubeginn noch Millionen, rechnet Beckmann jetzt mit gerade mal 40.000 Euro: „Wir sind niedrig reingegangen. Zurzeit verhandeln wir mit verschiedenen Interessenten."

Die Stadträte hoffen, dass vielleicht doch noch eine Null hintendran gehängt wird...
Enrico Lucke

Sächsische Zeitung, 1.November 2005

Vorstellung gefordert
Von Thilo Alexe

Stadion. Die SPD verlangt mehr Transparenz. Die Baufirmen sollen sich im Rathaus präsentieren.

Der sportpolitische SPD-Fraktionssprecher Albrecht Leonhardt wirft der Rathausspitze ein schwer durchschaubares Vorgehen bei der Stadionausschreibung vor. „Ich fordere den Oberbürgermeister auf, die vier verbliebenen Bewerber einzuladen“, sagte der Sozialdemokrat der SZ. „Sie sollen sich in den Fachausschüssen vorstellen.“ Ein solches Verfahren sei bereits bei anderen Großprojekten angewandt worden. Es solle auch jetzt praktiziert werden. „Andernfalls wird die Situation wie bei der Operettenvorlage“, sagte Leonhardt mit Blick auf die zerfahrene politische Lage bei dem Kulturthema.

Der SPD-Stadtrat wies zudem den CDU-Vorschlag zurück, der Verein Dynamo Dresden solle das neue Stadion betreiben. „Dazu ist der Klub nicht in der Lage. Das dürfte auch finanziell schwierig werden“, sagte Leonhardt, der selbst Dynamo-Mitglied ist. Er sprach sich für einen professionellen Betreiber aus, der eng mit dem Bauherrn verbunden sein müsse.

Noch bis Ende der Woche will die Stadt die Angebote von vier Baukonsortien prüfen und dann einen Favoriten küren. Wer den Zuschlag erhält und welche Belastungen auf die Stadt zukommen, ist noch vollkommen unklar.