Sächsische Zeitung, 26. Mai 2005
Die Qualitäts-Offensive
Von Sven Geisler
Dynamos sensationelle Aufholjagd hätte fast zu einem Aufstiegsplatz gereicht. Jedenfalls
in der Rückrunden-Tabelle. Nach der 1:2-Niederlage bei Wacker Burghausen am 20. Spieltag gewannen die Dresdner zehnmal, spielten einmal remis und verloren nur dreimal. Von Platz 18 kletterten sie auf Rang acht. In
der Bilanz für die zweite Halbserie lagen sie sogar auf Platz vier (siehe Kasten).
Wie könnte also das Ziel für die kommende Saison anders lauten als Aufstieg? „Wir müssten schon in der Champions League
sein“, sagt Christoph Franke mit sarkastischem Unterton. Der Trainer beruft sich nicht etwa auf die Weisheit vom schwierigeren zweiten Jahr. Er hält sich an die Gegebenheiten. Und die sind in Dresden nun einmal
alles andere als erstklassig. „Selbst in Chemnitz sind die Trainingsbedingungen bei weitem besser“, moniert Franke. „Ich kann mich nicht erinnern, bei einem anderen Zweitligisten ein so beschränktes Trainingsgelände
gesehen zu haben. Dabei schätzen wir uns schon glücklich, dass wir seit einem Jahr wenigstens einen Kunstrasenplatz haben. Aber ein normaler und zwei kleinere Rasenplätze sowie ein Ascheplatz, der als Parkplatz
genutzt wird, für den gesamten Nachwuchs und die Männer-Teams – viel zu wenig.“ Andere Klubs wie Erzgebirge Aue hätten zudem eine ordentliche Halle.
Ganz zu schweigen vom Stadion. „Uns wurde immer gesagt, wir
müssten sportlich in Vorleistung gehen. Ich denke, wenn Dynamo zu den besten 36 Mannschaften in Deutschland zählt, wäre es an der Zeit, ernsthaft über die Rahmenbedingungen nachzudenken, die im Dresdner Fußball
herrschen“, fordert Franke. Schließlich habe sich selbst Magdeburg, wo der einstige Europapokalsieger in der Viertklassigkeit versunken ist, für den Bau einer neuen Arena entschieden.
Die Fans sollen ruhig
träumen, meint Franke. Der 60-Jährige erklärt den achten Platz mit einer „überdurchschnittlichen Rückrunde, in der vieles zu unseren Gunsten gelaufen ist“. Er erinnert an den ersten Auswärtssieg: „Saarbrücken war an
dem Tag spielerisch besser, hat aber vier, fünf klare Chancen ausgelassen.“ Und an die Sensation gegen den 1. FC Köln: „Mit dem Tor von Christian Fröhlich in der Schlussminute sichern wir uns drei Punkte, während
wir in der Hinrunde gegen Greuther Fürth durch einen Gegentreffer kurz vor dem Abpfiff zwei verloren hatten.“ Er denkt auch an strittige Schiedsrichter-Entscheidungen: „Es gab eben keinen unberechtigten Elfmeter
mehr gegen uns wie in Burghausen, wo das Foul außerhalb des Strafraumes passiert war. Dadurch wurde das Spiel entschieden.“
Aber um nicht wieder eine Zittersaison zu spielen, braucht Dynamo auch für den Kader
eine Qualitäts-Offensive. Mit Stürmer Tomislav Stanic von Inter Zapresic steht erst ein Neuzugang fest. Bei mehreren deutschen Profis holte sich Dynamo einen Korb. „Wir sind bemüht, Spieler zu verpflichten, die
Deutsch sprechen, weil ihnen die Integration in die Mannschaft leichter fällt“, sagt Franke. „Aber wenn sie woanders mehr verdienen können und die bessere sportliche Perspektive sehen, gehen sie dorthin. Wir können
in dem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mithalten.“ Ausländische Profis seien in der Regel billiger, weil sie überhaupt erst einmal auf den westdeutschen Transfermarkt wollen und die zweite Liga als Sprungbrett
sehen.
Heute will Manager Siegmar Menz den Vertrag mit dem Polen Jacek Kowalczy (Wisla Krakau) unter Dach und Fach bringen und einen deutschen Stürmer präsentieren. Mit Ex-Dynamo Alexander Zickler (Bayern
München) und Kai Michalke (Alemannia Aachen) stehen schon mal zwei interessante Namen auf der Transferliste. Möglicherweise ist auch der Rostocker Marco Vorbeck ein Thema. Die Zeit der Spekulationen soll spätestens
zum Trainingslager (20. bis 25. Juni) vorbei sein. Zum Saisonstart Anfang August will Franke eine „verbesserte Mannschaft“ in Gelb-Schwarz präsentieren. Auf ein Ziel lässt er sich aber nicht festlegen. „Ich hoffe,
dass wir nicht wieder so lange im Abstiegskampf stecken. Alles andere wird sich zeigen.“
Wochenkurier 25. Mai 2005
Zimmis Einwurf
Was war das für eine verrückte Zweitliga-Saison! Die erste überhaupt mit den Schwarz-Gelben. Dynamo Dresden hat deutschlandweit für so viel
Gesprächsstoff und Schlagzeilen gesorgt, dass jeder Sponsor von allein Interesse bekunden müsste, um mit den Schwarz-Gelben ins Gespräch gebracht zu werden.
Ganz Deutschland möchte nach dem achten Rang in der
Tabelle in die Dresdner Fußball-Farben schlüpfen. Wie anders ist der plötzliche Ruf nach Neuwahlen in unserem Land zu verstehen?
Zurück zum Fußball! Schon mal die Zuschauerzahlen am letzten Spieltag angeschaut?
Die müssen nicht kommentiert werden. Schade, dass der von uns allen geliebte Eichel Hans, Immer-Noch-Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland, nie begriffen hat, wie das nun wirklich geht mit dem Geldverdienen
und dem Geldeintreiben. Mit dem Fußball hätte er reich werden können, wenn er nicht so gierig gewesen wäre auf jeden Cent. Der will jetzt sogar noch an das Geld der Mäzene, die sich den Luxus einer VIP-Suite in den
großen Stadien leisten. Kein Wunder, dass in den letzten Wochen 150 Milliarden Euro, vorwiegend vom Mittelstand, aus Deutschland heraus transferiert wurden. Von den Leuten also, die eigentlich potenziell den Sport
unterstützen müssten. Diese Sorgen muss sich ja bekanntlich keiner in Dresden machen. Wenn aber Regen einsetzt wie am letzten Sonntag, könnte ein Gummistiefelverleih für Journalisten, die durch den Modder einer seit
Jahrzehnten nicht mehr benutzten Aschenbahn waten, eine neue Einnahmequelle werden.
Viel Geld will auch immer der DFB. Der ließ noch vor dem ersten Auswärtssieg der Dynamos in Saarbrü-cken eine
Schuldanerkenntnis mitten in der Nacht von den bis dahin von Hoyzer benannten Dresdner Spielern unterschreiben. Darin wurde auch das Strafmaß festgelegt: Doppelte Höhe der Gelder, die von jedem einzelnen nach dem
Regionalliga-Spiel gegen Preußen Münster in Empfang genommen wurden. Es ist natürlich nur reiner Zufall, dass DFB-Chefankläger Hilpert aus Becksheim, 25 Kilometer von Saarbrücken entfernt gelegen, stammt und einmal
Präsident bei den Saarländern war.
Und es ist ganz normal, dass die Schwarz-Gelben nun erst recht mit der schönsten Portion Wut im Bauch den ersten Sieg in der Fremde errangen. Getreu dem Motto: Wer sich richtig
wehrt, der gewinnt!
Sächsische Zeitung, 25. Mai 2005
Streit um Ehrung für Fußball-Legende
Von Bettina Klemm
Geschichte. Dresdner Stadträte wollen Helmut Schön ein Denkmal setzen. Nur streiten sie über das Wo und Wie.
„Ein Volk, das gute Fußballer hat, kann auf schlechte Politiker verzichten.“ Das soll einst Helmut
Schön gesagt haben. Da er schon 1996 gestorben ist, kann er wohl nicht Dresdens Stadträte gemeint haben. Doch genau die stellen sich derzeit ziemlich ungeschickt an.
Jens Genschmar von der FDP-Fraktion hat
vorgeschlagen, Helmut Schön zu dessen 90. Geburtstag im September zu ehren. Schließlich wurde der spätere Fußball-Bundestrainer in Dresden geboren. Hier spielte er beim Verein Dresdensia, bevor er zwölf Jahre lang
als Stürmer beim Dresdner Sportclub kickte und weitere fünf Jahre als Trainer arbeitete. 1950 floh er in den Westen und wurde dort zum wohl berühmtesten Fußballer aller Zeiten. So weit so gut. Doch der FDP-Mann
schlägt vor, einen Teil der Hauptallee neben dem Rudolf-Harbig-Stadion in Schön-Allee umzuwandeln.
Das ruft die Sportfans vom DSC auf die Barrikaden. Im Internet gibt es heftige Gefechte. Schön gehöre zum DSC
und nicht zu Dynamo. „Die Ehrung dieses großartigen Sportlers und Menschen sollte dort erfolgen, wo er sein Lebenswerk vollbracht hat“, schreibt beispielsweise Egbert Exner an die Stadträte. Er schlägt vor, das
Heinz-Steyer-Stadion oder die Pieschener Allee nach ihm zu benennen.
Stadtrat Thomas Blümel von der Bürgerfraktion will die alten Grabenkämpfe zwischen beiden Fußballvereinen beenden. „In diesem Sinne fände
ich eine Walther-Fritsch-Allee im Ostragehege und eine Helmut-Schön-Allee am Dynamo-Stadion richtig“, sagt er. Übrigens hatte CDU-Stadtrat Klaus-Dieter Rentsch vor acht Jahren schon die Idee, das Steyer-Stadion nach
Schön zu benennen. „Ich habe 302 Zuschriften bekommen, nur zwei waren dafür“, sagt er.
Pressemitteilung auf dresden.de 12. Mai 2005
Fußball und Konzerte
Rathaus-Ausstellung zeigt studentische Entwürfe für neues Dynamo-Stadion
Unter dem
Titel „Entwürfe Dynamo Stadion Dresden“ ist in den kommenden Wochen im Lichthof des Rathauses eine Ausstellung mit studentischen Entwürfen für ein neues Dresdner Dynamo-Stadion zu sehen.
Gezeigt werden
Modelle und technische Zeichnungen von 19 Studierenden aus Aachen und Dresden, die sich seit Oktober 2004 in einer Semesterarbeit mit diesem Thema auseinander setzten. Aufgabe war, für das Terrain des bestehenden
Stadions zwischen Blüher- und Lennéstraße ein „reines Fußballstadion“ zu konstruieren. „Mit einem Fassungsvermögen von über 25.000 überdachten Zuschauerplätzen bei internationalen Spielen soll die Planung den
Kriterien der FIFA und des DFB entsprechen. An spielfreien Tagen sollen anderweitige Nutzungen wie Konzerte etc. ermöglicht werden.“, heißt es u.a. in der „Aufgabenstellung Stadion Dynamo“.
Die
Ausstellung der Technischen Universität Dresden (Institut für Hochbaukonstruktion und Gebäudeerhaltung) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (Lehrstuhl für Tragkonstruktionen) kann bis zum
10. Juni 2005 besucht werden. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Sächsische Zeitung, 10. Mai 2005
Suche nach Geld für ein neues Stadion
(von Thilo Alexe)
Bau. Nachdem Dynamo den Klassenerhalt besiegelt hat, ist die Debatte um Mittel für das neue
Harbig-Stadion in vollem Gange.
Obwohl die Ausschreibung noch läuft und keine Bagger rollen, ist der Stadionbau ein wichtiges Stück vorangekommen. „Bei einem Abstieg wäre es vermutlich sehr schwer geworden“,
sagt Ulrich Finger, der im Rathaus für das 42-Millionen-Euro-Projekt verantwortlich zeichnet. Seit Freitagabend ist jedoch klar, dass Dynamo Dresden auch in der kommenden Saison in der zweiten Liga und damit im
bezahlten Fußball agieren wird.
Eine Perspektive, die Bauinteressenten zuversichtlicher stimmen dürfte, Geld in Dresden zu verbuddeln. Doch allein die Aussicht auf zumindest eine weitere Saison im
Profigeschäft wird – da sind sich hinter vorgehaltener Hand Verwaltungsvertreter und Kommunalpolitiker einig – keine Investoren an die Elbe locken. Die klamme Stadt, der das marode Harbig-Oval gehört, darf nach
einem Ratsbeschluss aber kein Geld für den Bau ausgeben. Die Ausschreibung bietet durch die Formulierung immerhin das Hintertürchen, „die für die Finanzierung erforderlichen öffentlichen Mittel auf ein Minimum zu
begrenzen“. Im Klartext: Es wird eng ohne staatlichen Zuschuss.
Weg zu den Töpfen
„Die Kommune muss jetzt Geld in die Hand nehmen“, fordert daher PDS-Stadtrat André Schollbach. Die „Summe im
sechsstelligen Bereich“ solle als Kofinanzierung eingesetzt werden, um Fördermittel auf Bundes- und europäischer Ebene abzufassen. Ulrich Finger kommentiert das zurückhaltend, aber nicht ablehnend: „Es gibt im
Augenblick kein passendes Förderprogramm.“ Doch der Wirtschaftsreferent lässt durchblicken, dass eine Bewerbung für Fördermittel auch passend gemacht werden kann. „Das Sportgymnasium ist auch aus einem Sondertopf
finanziert worden“, fügt er hinzu. Und Schollbach gibt einen weiteren Fingerzeig. Der Neubau müsse auch für Anlässe geeignet sein, bei denen der Ball nicht rollt – für Konzerte und andere Großveranstaltungen. Das
mache die Vermarktung attraktiver und könne helfen, Zuschüsse im Rahmen eines Infrastrukturprojekts zu erhalten. Die CDU sieht das skeptischer. „Die Weichen sind doch gut gestellt worden“, sagt Stadtrat Lars Kluger.
Nun müsse erst einmal abgewartet werden, wer sich für den Stadionbau bewirbt.
Eine Art Bewerbungshilfe bietet Dynamo-Präsident Jochen Rudi. Er spricht zwar nicht von Geld, dafür aber von dem
„Riesenpotenzial“, das der Verein habe. „Wichtig ist, dass wir in der zweiten Liga geblieben sind.“ Denn: In drei bis vier Jahren wolle Dynamo um den Aufstieg mitspielen, und auch bei den Fans seien die
Gelb-Schwarzen „mit Rostock Spitze“. Der Club, der in der Vergangenheit die Stadionmiete nur zögernd überwiesen hatte, fordert einen Betreiber, der das Areal ganzjährig vermarkten kann.
Dazu der Kommentar von Peter Ufer
Volltreffer
Dresden kann sich glücklich schätzen, denn mit dem Sport geht es
aufwärts. Zwei Beispiele: Die Eislöwen stiegen in die 2. Liga auf, Dynamo schaffte den Klassenerhalt. Volltreffer!
Daraus könnte für die Stadt eine echte Aufbruchstimmung entstehen. Doch was wir haben, ist
ein putziges Ringelreihen, wo jeder die Verantwortung auf den anderen schiebt. Denn völlig daneben sind nach wie vor die Bedingungen für die Sportler. Bei der Eishalle ist zwar Hoffnung, aber bis zum Ziel gibt es
Verlängerung. Das Projekt Dynamo-Stadion ist zwar ausgeschrieben, aber wer am Ende die neue Arena bezahlt, steht noch immer nicht fest. Doch ohne Zweifel ist Dynamo für Dresden einer der größten Werbeträger. Nach
wie vor gehören der Stadt das Gelände und das Stadion. Sie ist der Vermieter. Was sie ihrem Mieter anbietet, ist ein marodes Haus. Und obwohl der Oberbürgermeister beim Aufstieg vollmundig ein neues Stadion
versprach, haben sich Verwaltung und Stadtrat in einem Jahr mühsam auf einen Standort geeinigt. Natürlich kann die Stadt einen Neubau nicht komplett selbst bezahlen. Aber sie muss sich kümmern, etwa eine
Gesellschaft dazu gründen, die privates Geld ranschafft oder das Stadion komplett verkaufen. Hier soll keine Sozialstation vermarktet werden, sondern ein Profiverein mit Werbeeinnahmen, TV-Geldern und einem enormen
Fan-Potenzial.
Mit dem Sport geht es aufwärts. Dresden könnte so glücklich sein.
BILD 4. Mai 2005
Ärger um die Stadionkommission
Kirsten und Minge nicht mehr dabei
Das leidige Thema Stadion
Neubau in Dresden. Auch Ulf Kirsten (39) und Ralf Minge (44) haben sich für eine neue Arena an der Lennéstraße stark gemacht. Doch jetzt haben die Idole in der Stadionkommission hingeschmissen. "Ja das
stimmt" bestätigt Minge, der als Oberliga Trainer bei Bayer Leverkusen arbeitet. Und begründet den Ausstieg so: "Die Standortfrage ist geklärt. Jetzt muß die Sache auf ein höheres Niveau gebracht und mit
Profis vor Ort Nägel mit Köpfen gemacht werden."
Ist das wirklich der wahre Grund ? Oder haben Ulf und Ralf einfach die Nase voll von der ganzen Geschichte ?
Gut möglich ! Denn seit Monaten tritt Dynamo
auf der Stelle. Es gibt keine Investoren und keine Finanzierung für das 42 Millionen Euro teure Projekt. Wann mit dem Neubau begonnen wird, steht nach wie vor in den Sternen.
dnn, 4. Mai 2005
Nachwuchszentrum soll bald Konturen bekommen
Dresden. Erst seit dem 1. Mai 2005 ist er offiziell damit betraut, Dynamo Dresden
zu einem modernen Nachwuchsleistungszentrum zu verhelfen, wie es die Deutsche Fußball Liga (DFL) von allen deutschen Profivereinen fordert. "Doch ich bin schon die letzten zwei, drei Wochen damit beschäftigt,
mich einzuarbeiten", möchte Frank Lippmann keine Zeit verlieren. Der 44-jährige ehemalige Dynamo-Spieler (89 Oberligaeinsätze/9 Tore) weiß, dass der Klub und er unter Druck stehen. "In spätestens zwei
Jahren möchte die DFL Resultate sehen", so Lippmann. Sein Boss, Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster, habe ihm das klar zu verstehen gegeben: "Ihn interessieren nur konkrete Ergebnisse."
Viel
Zeit ist bereits verstrichen, aber die fundamentale Standortfrage konnte unter seinem Vorgänger Reinhard Häfner noch nicht geklärt werden. Das Ostragehege, die Soccer-Arena Niedersedlitz und das USV-Sportgelände auf
der Nöthnitzer Straße sind nur drei der diskutierten Varianten - keine war bisher so überzeugend, dass sich ein Trend abzeichnen könnte. "Wir wollen keine Schnellschüsse, müssen genau abwägen, wo tatsächlich
der optimale Standort ist - schon aus finanziellen Gesichtspunkten", glaubt Lippmann, der auch für neue Vorschläge offen ist: "Man kann sich weiter bewerben, wir haben die Frage in keinster Weise
entschieden. Partner sind weiter gern gesehen, die uns konkret etwas vorstellen."
Im Moment sichtet Lippmann noch Unterlagen, verschafft sich einen Überblick über Grundstücke, Mieten und Konzepte,
besorgt fehlende Informationen. Um die Planungen zu forcieren, hat er sich personelle Unterstützung gesucht: "Wir haben eine Arbeitsgruppe gebildet, zu der neben mir Jugendleiter Michael Weiß, unser
hauptamtlicher Fußball-Lehrer Gert Heidler und Nico Däbritz als Verantwortlicher für das Scouting gehören. Zweimal die Woche gibt es Arbeitsberatungen, über die wir Schritt für Schritt zu Ergebnissen kommen
wollen."
Seine Tätigkeit als Coach der vereinseigenen A-Jugend wird Lippmann trotz der neuen Aufgabe nicht beenden. "Ich bin leidenschaftlich Trainer - daher war das meine Bitte. So abrupt vom
Fußballplatz ganz ins Büro wechseln, wollte ich nicht. Ich denke, man darf bei so einer Arbeit auch den Kontakt zur Basis, zu den Jugendlichen nicht verlieren."
dnn, 3. Mai 2005
Raphael Beckmann im Gespräch
Dresden. Seit 1. September 2002 ist Raphael Beckmann Leiter des Dresdner Sportstätten- und Bäderbetriebes. Seine ersten zweieinhalb
Amtsjahre wurden von der Beseitigung der Flutschäden bestimmt. Im Mittelpunkt der Diskussionen jetzt stehen die geplanten Neubauten einer Eishalle und eines Stadions. Die DNN-Redakteure Thomas Scholze und Ralf
Redemund trafen Raphael Beckmann zum Gespräch über diese und andere Themen.
Frage: Die wichtigste Aufgabe Ihrer bisherigen Amtszeit war die Beseitigung der Flutschäden im Sportbereich. Wie weit sind die
Arbeiten fortgeschritten?
Raphael Beckmann: Wir gehen davon aus, dass wir mit Ausnahme des Eissportkomplexes, dessen Fertigstellung für Ende 2006 vorgesehen ist, bis Ende 2005 alle
"Hochwasser-Maßnahmen" abgeschlossen haben. Insgesamt waren 60 Sport-Objekte im Stadtgebiet von der Flut betroffen, davon sind 80 Prozent fertiggestellt. Die restlichen zwölf Objekte sind im Bau, werden im
Sommer beendet.
Sind die beantragten Fördermittel in voller Höhe zur Verfügung gestellt worden?
Wir hatten einen Gesamtschaden von 57,5 Millionen Euro, haben diese Summe auch komplett als
Fördermittel beantragt. Bekommen haben wir rund 40 Millionen Euro. Damit konnten viele zerstörte Objekte durch Neubauten ersetzt werden. Die Bedingungen für die Nutzer haben sich in vielen Fällen sogar erheblich
verbessert.
Wie kommt die Lücke von knapp 20 Millionen Euro zwischen beantragten und bewilligten Fördermitteln zu Stande?
Irgendwann war auch bei den Fördermittelgebern das Geld alle, als man im
Regierungspräsidium feststellen musste, dass die Summe der Schäden doch wesentlich höher war, als erwartet. Es wurden trotzdem alle betroffenen Objekte gefördert, aber eben nicht immer in der beantragten Höhe. Die
Maßgabe war, dass nur reine Ersatzbauten zu fördern sind. Manches Projekt lag deutlich über diesem Anspruch. Da sind die Fördermittel gekürzt worden.
Eines der "Flut-Objekte" ist die Eishalle. Da
sind nach dem Aufstieg der Dresdner Eislöwen in die 2. Bundesliga neue Begehrlichkeiten geweckt worden. So wurde gefordert, der Neubau solle WM-tauglich sein...
Auch bei der Eissporthalle reden wir von
einem Ersatzneubau, das heißt von einer Halle, die in etwa so groß wie die alte sein wird. Nichts anderes ist bewilligt worden und darüber gab es bislang auch keinen Streit. Über eine riesige Multifunktionshalle,
die mal als Idee im Raum stand, ist nie verhandelt worden.
Hat das Wort der Eislöwen - wie von ESC-Präsidentin Barbara Lässig erklärt - nun ein größeres Gewicht in der Stadt?
Wir freuen uns
über den Aufstieg der Eislöwen, haben ehrlich gratuliert. Jetzt muss sich der Verein in der neuen Liga etablieren. Es macht keinen Sinn, die Bäume in den Himmel wachsen zu lassen und nach einem Jahr feststellen zu
müssen, dass es wieder eine Etage nach unten geht. Träume von der DEL sollte man die nächsten Jahre erst einmal beiseite schieben. Ein Gewicht hatte das Wort des Vereins schon immer. 1000 bis 2000 Zuschauer waren
stets da, auch wenn der Aufschwung von Dynamo sicher etwas an Potenzial abgezogen hat. Mit einer neuen Halle wird man in der 2. Bundesliga sicher neue Zuschauer anlocken können.
Eine persönliche Frage: Warum verstehen Sie sich nicht mit Frau Lässig?
Sie hatte sich 2002 auf das Amt des Betriebsleiters beworben, der Stadtrat hat mich gewählt - vielleicht rührt es daher. Ich habe keinen Anlass für ein Zerwürfnis gegeben, bin mir keiner Schuld bewusst.
Und ich sehe auch keinen Grund, warum wir nicht gemeinsam an einem Strang ziehen, etwas für den Sport in Dresden bewegen sollten. Ich habe Frau Lässig ein Vier-Augen-Gespräch angeboten, um eventuelle Probleme, die
wir beide miteinander haben, auszuräumen.
Ein Ziel des Sportstätten- und Bäderbetriebes ist die Übergabe möglichst vieler Sportstätten an die Nutzer. Wie weit sind Sie da vorangekommen?
Wir
haben bisher 54 Anlagen in Form von langfristigen Mietverträgen bzw. Erbbaurechtsverträgen übergeben, übernehmen weiterhin 50 Prozent der Betriebskosten, die anderen 50 Prozent trägt der jeweilige Verein. Für
unseren Betrieb stellt das eine erhebliche finanzielle Entlastung dar, ohne dass wir uns dabei aus der Verantwortung stehlen. Für notwendige größere Sanierungsaufgaben bei diesen Objekten bleibt der
Sportstättenbetrieb zuständig. Weitere zehn bis 15 Anlagen wollen wir in nächster Zeit noch übergeben. Die neue Sportförderkonzeption sieht vor, dass jene, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen und zu
investieren, unterstützt werden. Aber es gibt auch Anlagen wie die an der Bodenbacher Straße oder das gesamte Ostragehege, die wir in jedem Fall behalten werden.
Ihr Betrieb muss jedes Jahr mit weniger
städtischen Zuschüssen auskommen. Wie wirkt sich das auf die Zahl Ihrer Mitarbeiter aus?
Wir haben für die Jahre 2005 bis 2008 das Konsolidierungsziel, zwei Millionen Euro einzusparen. Das heißt, dass wir
diese Mittel gar nicht erst zugewiesen bekommen. 600.000 Euro davon müssen wir an Personalkosten einsparen. Zum Stichtag 1. Januar 2005 waren im Betrieb 219 Leute beschäftigt, 2002 waren es noch 250. Wir werden die
Zahl bis 2008 auf rund 200 reduzieren. Viele Mitarbeiter sind in fortgeschrittenem Alter, werden demnächst in Ruhestand gehen. Diese Stellen werden zum Teil nicht neu besetzt.
Besteht so nicht die Gefahr, dass Ihre Belegschaft überaltert, neue Ideen von jüngeren Leuten fehlen?
Es ist immer gut für einen Betrieb, wenn er eine gemischte Altersstruktur hat. Das Alter hat den Vorteil
der Erfahrung, was uns vor allem bei der Flutproblematik wirklich sehr geholfen hat. Aber natürlich können wir nicht komplett auf Neueinstellungen verzichten. Und da versuchen wir, jüngere Leute ins Boot zu holen.
Wichtig ist, dass wir uns immer mehr als Servicebetrieb verstehen, da sind wir auf einem guten Weg. Das "Amts-Denken" haben wir überwunden, auch wenn wir sicher nie die Selbständigkeit wie andere
städtische Eigenbetriebe erreichen werden. Dazu ist die finanzielle Abhängigkeit wohl einfach zu groß.
Ausgabenkürzung ist ein Teil der Konsolidierung. Sie wollen auf der anderen Seite die Einnahmen
steigern. Was kommt konkret auf die Vereine zu?
Der Selbstkostenbeitrag wird steigen. Die letzte Anpassung gab es 1999. Schon allein die Versorgungskosten für die Sport-Objekte der Stadt sind bei in etwa
gleichem Verbrauch im letzten Jahr um 155.000 Euro gestiegen. Die neue Anpassung ist also dringend notwendig. Der Selbstkostenbeitrag wird von derzeit 4 bis 13 Prozent vorerst auf 6 bis 30 Prozent, im Jahr 2007 dann
auf 8 bis 40 Prozent klettern. Die konkrete Höhe richtet sich dabei nach dem Anteil der Kinder und Jugendlichen im jeweiligen Verein. Bei mindestens 20 Prozent Anteil an Nachwuchssportlern liegt der Kostenanteil bei
sechs Prozent. Sind weniger als 20 Prozent Kinder und Jugendliche im Verein, werden zwölf Prozent Eigenkosten fällig, betreibt ein Verein überhaupt keine Kinder- und Jugendarbeit, sind es die vollen 30 Prozent.
Grundsätzliche Bedingung für eine Förderung bleibt, dass die Vereine gemeinnützig und Mitglied im Kreis- oder Landessportbund sind. Das ist der Kompromiss, den wir mit dem Kreissportbund ausgehandelt haben. Wenn die
Vorlage noch vor der Sommerpause in den Stadtrat kommt, kann die neue Sportförderrichtlinie im zweiten Halbjahr in Kraft treten. Wahrscheinlicher ist, dass das erst zum 1. Januar 2006 der Fall sein wird.
Ein heiß diskutiertes Thema ist der beabsichtigte Neubau eines Stadions. Wie beurteilen Sie die Problematik?
Ich freue mich über die positive Entwicklung des 1. FC Dynamo. Der Zuschauerzuspruch zeigt, wie attraktiv Fußball in Dresden ist. Der Stadtrat hat das mit seinem Beschluss, den Neubau eines Stadions
auszuschreiben, unterstrichen. Ich glaube, dass es einige Investoren geben wird, die interessante Konzepte vorlegen.
Würden Sie das neue Stadion gern selbst betreiben?
Nötig für die Betreibung eines solchen Objekts ist ein professionelles Management. Wir als Sportstätten- und Bäderbetrieb sind sicher nicht so aufgestellt, dass wir Betreiber eines modernen Fußballstadions sein
können. Man wird da eine völlig neue Organisationsform finden müssen: ein "Betreiberkonsortium", in dem die Interessen unseres Betriebes bzw. der Stadt und des Fußballs dann vertreten werden.
Ist
ein solches Stadion mit einer Kapazität von 30.000 bis 35.000 Zuschauern überhaupt wirtschaftlich zu betreiben?
Das ist schwer zu beurteilen. Mit der Ausschreibung wird versucht, jemanden zu finden, der
mit einem möglichst geringen Zuschuss auskommt. Das der gleich null sein wird - davon darf man nicht ausgehen. Die beste Variante wäre ein Einmalzuschuss. Denkbar ist auch ein laufender, jährlicher Zuschuss.
Realistisch gesehen wird es sich dabei um eine siebenstellige Summe handeln. Auf jeden Fall muss sich die Betreibung größtenteils über den Fußball rechnen, riesige Einnahmen durch Nutzung als Tagungsstätte oder
durch Konzerte sind kaum zu erwarten, da ist der Markt inzwischen mehr als gesättigt. Es sind in den letzten Jahren etliche neue Arenen entstanden. Aus den Erfahrungen, die dort gemacht werden, kann man sicher
Rückschlüsse für ein Stadion in Dresden ziehen.
In der Ausschreibung ist ein reines Fußballstadion vorgesehen. Fällt die Leichtathletik damit in Dresden jetzt unter den Tisch?
Nein. Bei einer
Beschlussfassung für ein neues Fußballstadion sollte gleichzeitig entschieden werden, dass die Leichtathletik in einem neuen, kleinen Stadion ihr Zuhause findet. Konkret: Fällt die Entscheidung für den Neubau an der
Lennéstraße, muss gleichzeitig beschlossen werden, das Heinz-Steyer-Stadion zu sanieren. Es müsste so zurückgebaut werden, dass zwischen 5000 und maximal 10.000 Zuschauer hineinpassen. Dort könnten sich die
Leichtathleten wiederfinden, aber auch kleinere Fußballvereine oder die Monarchs in einem attraktiven Umfeld ihre Spiele austragen. Unverzichtbar wäre deswegen auch die Errichtung einer Flutlicht-Anlage. Das kostet
nur natürlich auch einige Millionen Euro, die man als Stadt einplanen muss. Dazu bekenne ich mich. Es darf nicht nur ein großes Dynamo-Stadion, es muss auch ein zweites modernes, kleineres Stadion geben.