Jahr 2004




Wochenkurier, 30.November 2004 - Einwurf
 
Aua! Die Haue von Aue tat richtig weh für die Dresdner Dynamos. Im Derby muss die Luft von der ersten Minute an brennen. Da gibt es keine Sentimentalitäten, geschweige denn Drucksituationen.
Das wollten formschwache Spieler ihren Fans einreden. Aue machte es vor, Dynamo schlich hinterher. Am Ende waren die Schwarz-Gelben froh, dass bereits zur Pause die Partie noch nicht entschieden war. Eigentlich brennt nach acht hintereinander verlorenen Auswärtsspielen in jedem Verein der Weihnachtsbaum. Bei Dynamo regiert die Ruhe. Das muss nicht schlecht sein.
Präsident Jochen Rudi ist sich mit seinem Verwaltungsrat einig, an Aufstiegsheld Christoph Franke wird nicht gerüttelt. Auch wird der Name von Eduard Geyer von keinem in den Mund genommen. In Dresden wird es auf keinen Fall so zugehen wie in Cottbus. Zur Erinnerung: In der Lausitz schworen Präsident Dieter Krein, Manager Klaus Stabach und Trainer Ede Geyer unabdingbare Treue und unzertrennbare Freundschaft. Bis die erste Heimniederlage gegen Aachen kam und die sogenannte Reißleine gezogen werden musste. Was selbstverständlich gar nichts mit der Treue und der Freundschaft zu tun hatte. Aber in Dresden ist alles anders. Es sei denn, Christoph Franke wolle nicht mehr länger. Ja, dann müsse man ganz neu nachdenken, ließ der Medienbeauftragte Peter Tauber wissen. Jetzt bekommt der Trainer erst einmal zwei neue Spieler, mit denen vor allem die Abwehr stabilisiert werden soll. Dazu kommen die Langzeitverletzten Torsten Bittermann, Thomas Neubert und Daniel Ziebig. Und die Winterpause. Und dann endlich die Erkenntnis aller Spieler, das von Real Madrid abgekupferte Erfolgssystem von Trainer Franke endlich zu verstehen. So wie in der Aufstiegssaison. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser die Elbe runter.
Bis dahin wird hoffentlich auch die Erkenntnis gereift sein, dass in der Zweiten Bundesliga nichts mehr Spaß ist. Und das ein Abstieg in die Bedeutungslosigkeit der Regionalliga das schlimmste wäre, was passieren könnte. Schon, um unsere Stadträte weiter zu ärgern, die die Stadionproblematik in ihrer unverbesserlichen Arroganz ganz einfach nur aussitzen wollen. Aber aufpassen! Da in Dresden die Uhren schon immer anders tickten, könnte auch mal die Zeit stehenbleiben.

Morgenpost, 30.November 2004

Höhere Gebühren, Bäder zu und neues Stadion erst 2008?

DRESDEN- Sportamtsleiter Raphael Beckmann hat keinen leichten Job - die Sportstätten sind marode, für die Sanierung fehlt das Geld. Im Morgenpost-Interview verrät er, was aus dem Fußball-Stadion wird und wo er sparen will.

In den letzten Wochen wurde heiß um den künftigen Stadion-Standort diskutiert. Wollen die Stadträte kein Stadion?
Beckmann: „Ich hoffe nicht, dass das Stadion-Thema zerredet wird. Ich sehe vielmehr die Notwendigkeit, eins zu bauen. Wir sollten den Mut haben, uns für einen Standort, Harbig- oder Steyer-Stadion, zu entscheiden und diesen ausschreiben, um Investoren für einen Stadion-Bau zu interessieren. Sollte sich dabei herausstellen, dass Investoren diesen Standort nicht favorisieren, können wir über den anderen auch nachdenken. Ich glaube nicht, dass mit der politischen Entscheidung zwangsläufig der Bau an diesem einen Standort festgelegt ist.”
Warum?
Beckmann: „Weil der Investor sicherlich ein großes Mitspracherecht haben will, da seine Investition zu refinanzieren ist.”
Können wir uns ein Stadion leisten, wenn Dynamo absteigt und in der Regionalliga bleibt?
Beckmann: „Für die Betreibung des Stadions ist die Bundesliga attraktiver. Aber unabhängig davon: Jede Investition, die wir derzeit im Rudolf-Harbig-Stadion tätigen, hilft immer nur, die vom DFB geforderte Spielfähigkeit zu sichern. Dabei ändert sich aber grundsätzlich nichts am baulichen Zustand. Jede momentane Investition ist ein verlorener Zuschuss.”
Wann steht das neue Stadion?
Beckmann: „Wir müssen das Stadion ausschreiben, die Finanzierung sichern und die Planung in den nächsten Jahren so vorantreiben, dass die Baugenehmigung eingeholt werden kann. Dann haben wir 2008 ein neues Stadion.”
Wird's ein kleines Stadion geben?
Beckmann: „Wenn wir ein großes Stadion bauen, gibt's Pläne, das andere zurückzubauen, auf bis zu 10 000 Zuschauer.” Durch die schwierige Haushaltssituation müssen Sie in den nächsten Jahren zwei Millionen Euro sparen.
Wie?
Beckmann: „Wir müssen erneut daran denken, Freibäder zu schließen und die Sportförderrichtlinie zu überarbeiten. Die Förderung für den Breiten-und Leistungssport muss auf den Prüfstein.”
... Beispiel?
Beckmann: „Die Vereine werden im Rahmen der Mitgliederzahl und ihrer Kinder- und Jugendarbeit eingestuft und zahlen danach einen Selbstkostenbeitrag für die Nutzung der städtischen Sportstätten. Dieser Beitrag muss angepasst werden.”
Was kostet künftig eine Stunde in der Sporthalle?
Beckmann: „Wir haben ein Finanzierungsmodell aufgestellt. Das hat jetzt der Kreissportbund und wird es prüfen. Gemeinsam mit ihm werden wir die Erhöhung abstimmen. Er kennt bestens die Vereine und weiß, wo die Grenze ist.” Die Eisschnelllauf-Bahn ist in einem schlechten Zustand.
Ist Besserung in Sicht?
Beckmann: „Wir müssen jeden Tag damit rechnen, dass dort Schäden eintreten. In den Planungen für die Eissporthalle haben wir deshalb die Schnelllauf-Bahn integriert. Das heißt, sie wird technisch an die Anlage für die Halle angeschlossen und mit Kühlmittel versorgt.”
Wird der Bundesstützpunkt also eine neue Anlage bekommen?
Beckmann: „Genau! Die Bahn wir mit dem Hallenneubau technisch modernisiert. Dadurch reduzieren wir auch Betriebskosten.”
Blicken Sie etwas neidisch nach Leipzig, weil da jetzt der DFB-Liga-Pokal stattfindet?
Beckmann: „Leipzig hat dafür die Voraussetzungen geschaffen, als es sich für die WM 2006 beworben hatte. Damit ist Leipzig in den Genuss eines neuen Stadions gekommen. Diese Chance hat Dresden verpasst.”
Es gibt Überlegungen, dass in Dresden die WM Teams trainieren. Wie sehen die Pläne konkret aus?
Beckmann: „Wir haben uns beworben. Die Sportstätten stellen wir, im Steigenberger Hotel in Radebeul könnten die Spieler wohnen. Wir stehen jetzt auf einer Liste beim DFB, von der die teilnehmenden Mannschaften ihre Trainingsquartiere auswählen können.”
Enrico Lucke
 

Sächsische Zeitung, 25.November 2004

Stadion bleibt Zankapfel

Der Standort für ein neues Fußballstadion ist weiter umstritten. Die Grünen verweisen nach einigen Ausschuss-Debatten darauf, dass die Mehrheit der städtischen Ämter das Ostra-Gehege bevorzuge.
OB Ingolf Roßberg(FDP) gilt dagegen als Befürworter der Harbig-Variante - so wie die PDS, die sich jetzt festgelegt hat. Sie will durchsetzen, dass sich der Stadtrat im Dezember mit dem Thema befasst.
(SZ/ale)
 

Morgenpost, 23. November 2004

Stadtrat will sich nicht entscheiden (Dazu ein Bild der Choreo vom Haching Spiel, Untertitel:”Vor dem haching Spiel zeigten die Dynamofans mit einer originellen Choreografie, wie ihre meinung zur Stadionfrage in dresden aussieht. Ein Umzug kommt für sie nicht in Frage”)

Dresden. Wo wird das neue Stadion gebaut ? Diese frage ist für die Dynamofans zwar längst entschieden, doch im Rathaus noch lange nicht. Jetzt sollten sich die Stadträte bekennen, jedoch wollten nicht. Stattdessen forderten sie, einen Stadionneubau auszuschreiben. Standort ? Egal !

Schienen sich die Volksvertreter schon vor der Kommunalwahl für das Harbig-Stadion entschieden zu haben, machten sie jetzt einen Rückzieher. Der Sportausschuß beschloß in der letzten Sitzung, einen Stadionneubau für das Harbiggrund als auch für das Ostragehege auszuschreiben. Stadtrat Klaus Dieter Rentsch (CDU) begründet: “Wir müssen doch erst wissen, was uns ein neues Stadion kostet. Egal an welchem Standort.” Anschließend könne man die Frage nach dem Wo endgültig entscheiden. Allerdings hatte OB Ingolf Roßberg (FDP) durch eine Studie genau diese Frage beantworten lassen. Danach würde ein Stadion an beiden Standorten rund 42 Mio Euro kosten. Auch die Vor- und Nachteile wurden darin exakt dargestellt. “Eine Ausschreibung ohne festen Standort würde uns keinen Schritt weiterbringen” sagt Stadtsprecher Kay Schulz. Grund: Die Angebote der potenziellen Investoren wären nicht bindend. Schulz: “ Entscheidet sich der Stadtrat für einen Standort und wir würden diesen dann für einen Stadionneubau ausschreiben, wären diese Angebote nach der Vergabeordnung verbindlich.” Deshalb hat der OB seine Vorlage erstmal gestoppt. Er hofft, daß die Stadträte sich noch überzeugen lassen und sich entscheiden. Sollte es klappen, wissen die Fans bereits im Dezember, wo ihre Jungs später mal spielen. Wann das Stadion allerdings gebaut wird, steht in den Sternen. Rentsch: “In den nächsten zwei drei Jahren sicher nicht.” Wahrscheinlich deshalb versuchen die Stadträte, hier Entscheidungen auf die lange Bank zu schieben. Durch die schwierige Haushaltslage der Stadt, weiß keine wo das Geld herkommen soll. Investoren, welche eine Arena ohne städtischen Zuschuß bauen, wird es kaum geben.(Enrico Lucke)

SZ vom 23.November 2004

(Auszug aus einem Interview zw. Tilo Alexe und Ingolf Roßberg)

Wann bekommen die Dresdner ihr neues Stadion?

Eine standortunspezifische Ausschreibung, wie im Stadtrat diskutiert, ist juristisch nicht möglich. Zuerst muss festgelegt werde, ob das neue Stadion ins Ostra-Gehege oder an den Großen Garten kommt und dann wird ausgeschrieben. Der Stadtrat wird sich noch mal mit dem Thema befassen müssen.

dynamo Liveticker vom 21.November 2004

“15:02 Kurz vor Spielbeginn gibt es eine schöne Choreo von den DynamoFans. Wir gehen nie ins Gehege heisst das Moto für das Rudolf Harbig Stadion! “

Ligaradio auf Bundesliga.de 21.November 2004

sinng. “...zu Beginn eine super FanChoreo war und  die Fans fordern, dass das alte RHS nicht aufgegeben wird und das man am Standort bleiben will.”

Sächsische Zeitung, 18.November 2004

Image-Schaden droht

Stadion. Der Bau einer neuen Spielstätte rückt in immer weitere Ferne.

In der Debatte um den Bau eines modernen Stadions für Dynamo Dresden sind die Stadträte um Schadensbegrenzung bemüht – dennoch scheint eine rasche Lösung immer unwahrscheinlicher. Entgegen ursprünglicher Planung wird das Thema nun doch nicht am kommenden Donnerstag im Stadtrat behandelt.

Der Ältestenrat – also die Fraktionsspitzen und OB Ingolf Roßberg (FDP) – hat sich für eine Vertagung entschieden. „Die Vorlage hätte wohl keine Mehrheit bekommen“, sagt ein Stadtrat. Diesen Imageschaden wolle man vermeiden. Roßberg hatte eine Vorlage in den Geschäftsgang eingebracht, die im Kern einen Standortvergleich präsentiert. Demnach sind sowohl der Ausbau des Steyer- als auch des Harbig-Stadions zur modernen Fußball-Arena für 30 000 Zuschauer möglich. Die Kosten belaufen sich auf jeweils rund 42 Millionen Euro. Das Kalkül Roßbergs, in der heiklen und emotionsbeladenen Frage die Stadträte über den Standort entscheiden zu lassen und erst dann die Finanzierung zu klären, ist endgültig gescheitert (die SZ berichtete am Montag). In zwei Ausschüssen hatten diese dafür plädiert, den Stadionbau auszuschreiben, unabhängig vom Standort.

Dies bedeutet, dass die Vorlage mit dem Variantenvergleich in einer öffentlichen Abstimmung vermutlich durchgefallen und so eine verheerende Außenwirkung erzielt worden wäre. Signal: Dresden kann sich nicht auf einen Standort einigen, der politische Wille für den Neubau einer Sportstätte ist eher schwach ausgeprägt. Um diesen Eindruck möglichst nicht aufkommen zu lassen, feilen Kommunalpolitiker hinter den Kulissen an Nachbesserungen. So sollen die Ausschreibungs-Kriterien noch einmal unter die Lupe genommen werden. Dennoch mehren sich die Zweifel an dem Projekt. Der Chef der größten Stadtratsfraktion, CDU-Politiker Michael Grötsch, hatte unlängst die Frage aufgeworfen, ob die Sanierung von Schulen und Kindertagesstätten nicht höhere Priorität genießen sollte.

SZ-Leser Falko Tischendorf warnt dagegen vor einer solchen Vergleich. Er schreibt: „Aufrechnungen dieser Art sind einfach nicht nachvollziehbar.“ Der CDU-geführte Stadtrat vertrete „ein konservatives Denken und wird nie eine Entscheidung für unseren Verein fällen“.

Uneins
Bettina Klemm

Eins muss man Dresdens Kommunalpolitikern und Stadträten lassen: Sie sind Weltmeister im Zaudern und Zerreden. Nach der Waldschlößchenbrücke zeigt sich dies erneut beim Stadion. Während gestern das neue Leipziger seine Feuertaufe bestand, streiten seit Jahren die Dresdner um den Standort. Pläne sehen eine Konzentration der Sportstätten im Ostragehege vor. Gleichzeitig fordern Dynamo-Anhänger, den bewährten Standort ihres Vereins zu erhalten. Ein Gutachten zum Vergleich beider Areale offenbarte keine Vorzugsvariante. In jedem Fall braucht die Stadt Hilfe, denn mit leeren Kassen lässt sich kein Stadion bauen. Dresden sollte sich endlich auf Prioritäten einigen. Denn nur wenn die Stadt etwas wirklich will und mit einer Zunge spricht, kann sie auf Sponsorenhilfe bauen.

Nicht parteiisch: Die Unparteiischen um Referee Massimo De Santis aus Italien wurden gestern von Wieland Ziller betreut. Der frühere Fifa-Schiedsrichter aus Laußnitz bei Kamenz hatte selbst zwischen 1986 und 1995 knapp 100 internationale Einsätze, darunter zwei A-Länderspiele. Seit reichlich einem Jahr kümmert sich der Unternehmer auch bei den Spielen von Dynamo um die Schiedsrichter und leitet außerdem die Stadionkommission des Vereins. (SZ/-ler, dk)
 

Wochenkurier,16.November 2004
Auf Dynamo kommt einiges zu. Nicht nur wegen des Abstiegsplatzes. Nicht nur wegen der damit zunehmenden Nervosität. Sondern wegen Michael Kölmel.
Einwurf
von Gert Zimmermann

Der Filmrechtehändler ist inzwischen nicht nur mit seiner Kinowelt wieder gut im Geschäft, verbucht mit seinen 80 Angestellten ordentliche Umsätze, Kölmel hat auch seine Sportwelt zurück. Und was das für Dynamo bedeutet, ist wohl jedem klar. Immerhin hat Kölmel nicht nur fünf Millionen Euro nach Elbflorenz transferiert. Als die Schwarz-Gelben sich noch in der Oberliga mehr als schwer taten. In der Regionalliga benötigte Dynamo zur Lizenzerteilung einige Gläubiger und auch Geldspritzen. Kölmel überwies 130.000 an den DFB und hat nach eigenen Aussagen bis heute noch nicht einmal ein Dankeschön dafür erfahren. Am grimmigsten aber wird dessen Gesichtsausdruck, wenn er an die Geschichte mit seiner Sportwelt-Insolvenz denkt, die von Dynamo noch forciert wurde. Und nun urplötzlich ist er freigesprochen, zählt nicht einmal mehr als vorbestraft. Und keiner fragt wenigstens mal nach, wie denn das mit der Kohle vielleicht zu regeln wäre?
Das nervt den Stadionbesitzer in Leipzig. Er muss zwar schlappe 17 Millionen nachschießen, um die von der FIFA geforderten Nachbesserungen im Zentralstadion durchführen zu lassen. Auch hätte er nichts dagegen, wenn der Interessent aus Düsseldorf ihm tatsächlich die Schüssel abkaufen würde. Denn ursprünglich wollte er mit seiner Betreibergesellschaft Fußball darin spielen lassen. Dazu vielleicht noch ein Zweitbundesligaverein wie in Dresden. Im Scherz schlug er schon der Leipziger Rathausspitze vor, die High-Tech-Anlage wie sie ist nach Dresden zu transportieren. Doch dort, mit dem Rathaus bekommt er vermutlich noch mehr Ärger. Immerhin schickte ihn Roßberg-Vorgänger Wagner schon mal in die Wüste, als er genau die Schüssel mit 51 Millionen Zuschuss vom Bund auf dem Gelände des Harbig-Stadions bauen wollte. Die neueste Nachricht kommt erneut aus dem Rathaus. Der Stadtrat schaut sich die Tabelle an und hofft auf einen Abstieg des Zweitbundesligisten. Anders ist die Taktik der in einer nicht öffentlichen Sitzung getroffenen Entscheidung über eine erneute standortoffene Ausschreibung nicht zu deuten. Die Wähler sprechen von Inkompetenz, die Politiker von Demokratie. In Wirklichkeit gehts um Kohle.

Sächsische Zeitung (lokales Kamenz !!!) 16.November 2004

Stadion-Pläne

Das neue Dresdner Stadion soll 42 Millionen Euro kosten und rund 30 000 Zuschauer fassen.
Rund 700 000 Euro wurden seit dem Dynamo-Aufstieg investiert, ähnliche Summen dürften in den nächsten Jahren fällig werden.
Der Verein hat das Modell ins Gespräch gebracht, über eine Dynamo-Tochter den Bau abzuwickeln.
Der Stadtrat wird sich voraussichtlich nächste Woche mit der Zukunft der städtischen Immobilie befassen.

Sächsische Zeitung, 15.November 2004



Kein Wunder von Bern
Die Entscheidung über den Standort für ein neues Stadion verschiebt sich. In der Politik werden Zweifel an dem Projekt laut.

Neben der Waldschlößchenbrücke hat die Stadt mittlerweile eine zweite Gretchenfrage. Sie heißt: Wo soll das neue Stadion stehen, und wer soll das bezahlen? Wie im Fall der Brücke geht es nicht mehr nur um Sach-, sondern längst auch um Glaubensfragen. Wie im Fall der Brücke ist eine rasche Lösung nicht in Sicht.

Roßbergs Kalkül geht nicht auf

Die jüngsten Beschlüsse der Stadträte ändern daran wenig. Nach heftiger Debatte votierten sie im Sportstätten-Ausschuss für eine Ausschreibung - und warfen damit das Konzept von Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) über den Haufen. Jener hatte im September einen Standortvergleich vorgestellt. Demnach kostet ein neues Stadion im Ostragehege so viel wie auf dem Gelände des Harbig-Ovals, rund 42 Millionen Euro. Mit diesem Wissen, so das Kalkül des Rathauschefs, sollten die Stadträte die heikle Frage klären und bis Ende November eine Vorzugs-Variante bestimmen.

Doch alles kam anders. In nichtöffentlicher Sitzung wurde eine Ausschreibung gefordert - und zwar eine, die, wie es heißt, standortoffen ist. Im Klartext: Der Rat will sehen, ob sich Investoren interessieren, und wenn ja, wo sie für welchen Preis bauen wollen. In der Sitzung soll Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) vor einem Zeitverzug von einem halben Jahr gewarnt haben. Doch die Rathausspitze drängte vergeblich auf eine Standortentscheidung.

Unter anderem auch deshalb, weil die Fraktionen uneins sind. Die PDS hat sich noch nicht positioniert, auch wenn Stadträtin Barbara Lässig sagt: "Die Tendenz geht in Richtung Harbig." In der CDU, die auch die Mehrheit der Bürgermeister stellt, sympathisieren viele mit dem Ostragehege, das durch einen Stadionbau an Stelle der Steyer-Spielstätte weiter aufgewertet werden würde.

Schulen statt Stadion?

Verschärft wird die Situation dadurch, dass bei den Christdemokraten Zweifel an dem Projekt laut werden. "Wir müssen uns fragen, ob wir bei Kindertagesstätten und Schulen nicht einen größeren Sanierungsbedarf haben", sagt Fraktionschef Michael Grötsch und dürfte dabei alle nicht-fußballbegeisterten Dresdner auf seiner Seite haben. Zudem verweist er auf die Abstiegsgefahr für die Gelb-Schwarzen. "Wir wünschen Dynamo, dass sie die Klasse halten." Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Club demnächst wieder in der Regionalliga spiele - in zweitliga-tauglichem Stadion.

Die Fans hängen am Oval. Die Initiative "Pro Rudolf-Harbig-Stadion" verweist auf Bern, wo ein Investor für etwa 230 Millionen Euro einen Einkaufspark samt Stadion errichtet hat - ohne Kosten für die Stadt. Die Rathausspitze lehnt das ab - zu viel Konkurrenz für die Prager Straße. Ein Wunder von Bern wird es in Dresden nicht geben.
 

SZ, 12.November 2004

Ersatz für „Schleifscheibe“Der gelb-schwarze Nachwuchs ist auf der Suche nach einem neuen Domizil
Von Daniel Klein

Die „Schleifscheibe“, wie die Nachwuchs-Kicker den Hartplatz von Dynamo abfällig nennen, hat Reinhard Häfner immer im Blick. Von seinem Büro aus sieht der Olympiasieger von 1976 in diesen Tagen aber eher auf ein ausgedehntes Feuchtbiotop. „An Training ist da nicht zu denken“, stöhnt der einstige DDR-Nationalspieler, der sich seit zweieinhalb Jahren um die gelb-schwarzen Talente kümmert. Also müssen sich die 15 Jugend-Mannschaften bei ihren Einheiten den vor wenigen Wochen eingeweihten Kunstrasenplatz teilen.

Das überfüllte immergrüne Feld steht exemplarisch für die einst hochgelobte Dresdner Nachwuchs-Schule: Nach einer jahrelangen Talfahrt möchte der Traditionsverein Schritt für Schritt an einstige Erfolge in der Talentförderung anknüpfen. Und wird dazu quasi gezwungen. Seit der Saison 2001/2002 müssen alle 36 Profi-Klubs ein Nachwuchs-Leistungszentrum einrichten. „Dies ist Bestandteil der Lizenzierungs-Verfahren“, erklärt der für die Überprüfung der Auflagen zuständige Ex-Manager des VfB Stuttgart, Rolf Rüssmann. Allerdings wird den Aufsteigern eine Karenzzeit eingeräumt. So muss Häfner in der ersten Zweitliga-Saison lediglich ein Konzept vorlegen. „Erst im kommenden Jahr will die Deutsche Fußball-Liga Fortschritte sehen“, sagt der 52-Jährige.

Derzeit ist Häfner auf der Suche nach einem Standort für die künftige Trainingsstätte der Dynamo-Bubis. Dass diese aus dem Komplex des Harbig-Stadions ausziehen müssen, steht für den Meister-Trainer von 1990 fest. Egal wie der Stadtrat im Standort-Streit um das neue Stadion entscheidet. „Weil wir hier einfach keinen Platz haben.“ In zwei Jahren wird auch noch die Profi-Mannschaft an der Lennéstraße trainieren, da der Mietvertrag mit der Schlösserverwaltung 2006 ausläuft. Der Große Garten steht Dynamo dann nicht mehr zur Verfügung.

Häfner verhandelt mit der Soccer-Arena

Als neues Domizil für die Kicker-Eleven favorisiert Häfner das Gelände der Soccer-Arena. In Niedersedlitz müssten neben der fertigen Fußball-Halle ein Funktionsgebäude und zwei Rasenplätze gebaut werden. „Das wäre innerhalb eines Jahres möglich“, glaubt Häfner. „Wir bieten die optimalen Voraussetzungen. Eine überdachte Fläche von 5 000 Quadratmetern ist einmalig in Deutschland“, wirbt Betreiber Matthias Schulz. „Auch der sanitäre Bereich mit 26 Kabinen wäre diesen Anforderungen gewachsen“, erklärt der Trainer des FC Oberlausitz.

Als zweite Variante ist das Ostra-Gelände im Gespräch. Es wäre die Lösung der kurzen Wege. Bis 2006 bekommt das Sportgymnasium samt Internat am Elbufer ein neues Domizil. Daneben wird eine neue Ballsporthalle errichtet. Als dritter Kandidat brachte sich der USV TU Dresden ins Gespräch, der eine Kooperation anstrebt. „Für wen wir uns entscheiden, hängt insbesondere von den Mietkonditionen ab“, erklärt Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster.

Das Leistungszentrum ist auch eine Kostenfrage. Rund ein Zehntel des Saisonetats investieren die Bundesligisten durchschnittlich in den Nachwuchs. Dresden, das in diesem Spieljahr mit 6,1 Millionen Euro kalkuliert, liegt laut Köster „leicht darunter“. Hilfe hat der ehemalige Stürmer Ulf Kirsten zugesichert. Mit seiner gleichnamigen Stiftung sammelt er seit einem Jahr gezielt Geld für den Nachwuchs. In dieser Woche sagte der Co-Trainer von Bayer Leverkusen bei einem Besuch in der Geschäftsstelle nochmals seine Unterstützung zu.

Die ist bitter nötig. Erst seit einem Jahr, so Häfner, ist der Verein wieder in der Lage, den Kindern und Jugendlichen Fahrtkosten zu erstatten und die Trainer fristgerecht zu bezahlen. „Das waren früher Bedingungen wie in der Steinzeit“, vergleicht er. Doch nun geht es langsam aufwärts. Den A- und B-Junioren gelang jeweils der Aufstieg. Mit Martin Scholze und Sebastian Knieback (beide U18) stellt Dynamo wieder zwei Nachwuchs-Nationalspieler.
 

SZ, 13.November 2004 Vom Football lernen
Jana Gaitzsch sieht Parallelen zwischen Sport und Politik

Sie ist Stadträtin und beherrscht das Running Back. Running Back? Der Begriff stammt aus dem Amerikanischen, genauer gesagt aus einer in den USA sehr verbreiteten Sportart: American Football. Die wird mittlerweile auch in Dresden gespielt, unter anderem von der 27-jährigen PDS-Politikerin. „Ich renne mit dem Ball, versuche ihn, in die gegnerischen Reihen zu bringen.“ Ob das nicht recht hart ist? „Die Ausrüstung schützt, zudem geht es eher um geschickte Spielzüge als um körperliche Härte.“ Kann man dabei für die Politik lernen? Gaitzsch: „In jedem Fall. Man lernt, sich mit taktischen Winkelzügen auf den Gegner einzustellen.“ Die Dresdnerin sieht ihre politischen Schwerpunkte in den Bereichen Bürgerbeteiligung und Verkehr. So erhebt sie die Forderung nach der Einführung eines speziellen Tickets für Schüler. Zudem will sie sich dafür stark machen, dass Fahrräder in S-Bahnen gratis mitgenommen werden können. Weitere Aufgabe von Gaitzsch, die Geschichte und Gemeinschaftskunde auf Lehramt studiert hat, ist die Darstellung der Fraktion in der Öffentlichkeit. Als frisch gebackene Sprecherin, sagt sie, müsse sie sich allerdings noch an den Umgang mit den Medien gewöhnen. (SZ/ale)
 

SZ Dresden, 11.November 2004

Stadion-Debatte

Die Frage nach einem Stadionstandort bleibt komplex. Die PDS konnte sich trotz anfänglicher Präferenz für die Lenné-Straße noch nicht entscheiden. Sie will, entgegen der Planung, nächste Woche ihre Position veröffentlichen. Nach einem Vergleich können Harbig- und Steyer-Stadion für
je rund 40 Millionen Euro umgebaut werden. (SZ) (laut Statement von Jana Gaitzsch - siehe vorstehend)

Berliner Morgenpost, 10. November 2004 (Auszug)

In einem Interview äußert sich Hans-Georg Moldenhauer, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes und des Deutschen Sportbundes sowie Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes über die Probleme der ostdeutschen Fußball-Klubs, auch zu der Frage, welcher Klub am ehesten die Möglichkeit besitze, sich neben Hertha BSC und Rostock zu etablieren.

"Die größten Hoffnungen setze ich in Dynamo Dresden. Der Verein hat eine große Tradition, wird mittlerweile solide geführt und verfügt über großes Potential. Aber was ich gar nicht begreife: Fast überall entstehen neue Stadien. Doch in Dresden, das schon in Liga zwei auf einen Zuschauerschnitt von rund 15.000 kommt, hält man am alten maroden Stadion fest. Wenn Dresden wirklich die Bundesliga erreichen will, muß es eine bundesligataugliche Arena vorweisen.", so Moldenhauer. (Berliner Morgenpost)
 

LVZ3.November 2004  Millionen für vierte Fußball-Liga - Magdeburg bekommt neues Stadion

Leipzig. Der sportliche Glanz beim einzigen DDR- Europapokalsieger ist längst verblichen. Dennoch bekommt der in Liga vier abgerutschte 1. FC Magdeburg 30 Jahre nach dem 2:0-Finalsieg über den AC Mailand ein 30 Millionen Euro teueres Stadion. Nach Plänen der FCM-Führung soll die Mannschaft 2008 den Sprung in die 2. Bundesliga gepackt haben, um auch den Investoren den Schritt in die Gewinnzone zu ermöglichen. Gleiche Pläne werden auch in Leipzig gehegt. Das neue Zentalstadion als einzige ostdeutsche Spielstätte der Fußball-Weltmeisterschaft steht. Dagegen spielt der FC Sachsen als höchstklassiger Leipziger Verein nur in der Oberliga.

25 000 Besucher werden im neuen Magdeburger Ernst-Grube-Stadion Platz finden - zu den Heimspielen des FCM kamen in dieser Spielzeit im Durchschnitt 1800 Besucher. Die Stadt beteiligt sich mit 14,8 Millionen Euro an den Kosten. Nachdem der unterlegene Investor seine Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Nauenburg zurück gezogen hat, können die Bagger ihre Arbeit noch in diesem Jahr aufnehmen. Die Fertigstellung ist für 2006 geplant. Dann soll das Stadion für zwei Monate als Trainingsstätte für die Fußball-WM dienen, bevor der 1. FC Magdeburg in sein "neues Wohnzimmer" zieht.

"Solange der FCM in der Oberliga spielt, wird der Betreiber die Unterdeckung übernehmen", erklärte Helmut Hönel, stellvertretender Amtsleiter der Sport- und Schulverwaltung Magdeburgs. Falls der finanziell angeschlagene 1. FC Magdeburg nach 2003 den Weg in eine zweite Insolvenz antreten müsste, hat die Stadt bereits einen Alternativ-Plan in der Amtsschublade: "Dann wäre Preussen Magdeburg der letzte Notanker", hatte Oberbürgermeister Lutz Trümper in der "Magdeburger Volksstimme" erklärt. Der Club ist derzeit Spitzenreiter in der Verbandsliga.

In Magdeburg soll der Verein für die Benutzung des neuen Stadion zahlen. In der sächsischen Metropole gibt dagegen der Betreiber dem FC Sachsen rund 40 000 Euro pro Monat dafür, dass der Oberligist seine Heimspiele imZentralstadion austrägt. Dennoch klafft bei den Leutzschern eine Etatlücke in diesem Jahr von rund 400 000 Euro.
Bundesligist FC Hansa Rostock und die Betreiber des für über 28 Millionen Euro sanierten Ostsee-Stadions wollen derweil alternative Wege gehen, um den Zuschauerschwund der vergangenen Wochen zu stoppen. Fans aus Dänemark und Schweden sollen per Schiff zu den Heimspielen nach Rostock geholt werden.

Zweitligist Dynamo Dresden steht dagegen vor ganz anderen Problemen. Die Dresdner Stadtverwaltung sollte im September den Ausbau eines Fußball-Stadions beschließen. Die Entscheidung wurde auf November verlegt. Bis dahin soll nun eine Studie erst einmal klären, an welchem Standort in Zukunft der Profi-Fußball in Dresden rollen soll.
Karsten Lehmann, dpa