Wochenkurier Dresden (25.02.2003)
Zimmis Einwurf - Stadion-Fragen
Am Wochenende soll sie also wieder
losgehen, die Regionalliga-Saison. Vorausgesetzt, die Wetterlage mit wärmender Sonne am Tag und klirrender Kälte in der Nacht schwenkt um. Sieht aber im Moment nicht danach aus. Und schon wieder haben wir das
Stadionproblem an der Backe. Für eine ordentliche Wettkampfeinrichtung machen sich inzwischen schon der Präsident des Sächsischen Fußballverbandes und der DFB- Vize stark. Die Herren Reichenbach und Moldenhauer
besuchten gestern das Dresdner Rathaus und wollten wissen, wie die Verantwortlichen der Stadt denn nun über das Thema Fußball in der fußballverrücktesten Stadt im Osten denken. Denn nachdem der DFB mitbekommen hat,
wie schwer allein die Wirtschaftlichkeit des mit reichlich Fördergeldern und unter vielen Schmerzen erbauten Leipziger Zentralstadions zu erreichen ist, kommen endlich auch dort einige ins Grübeln. Bis jetzt hat in
Leip-zig noch gar keiner den Mut aufgebracht, den Fans der beiden verfeindeten Vereine VfB und FC Sachsen mitzuteilen, dass sie abwechselnd ihre Heimspiele in der neuen Fußballarena durchführen sollen. Sogar an eine
optische Verkleinerung der 45.000 Zuschauer fassenden Schüssel wird gedacht - Zuhängen der oberen Ränge mit Werbetafeln. Jedenfalls träumten in Dresden in der letzten Woche immer noch einige davon, dass ja
Kaiserslautern Probleme mit der Fertigstellung der Spielstätte bekommt und dafür Dresden eventuell...
Vergessen Sie alles ganz schnell. Jedenfalls geht jetzt bei uns der Streit um ein neues Stadion in die
nächste Runde. Die einen bevorzugen das von den Monarchs angeschobene Modell im Ostragehege, Dynamo möchte zu gern das Harbig-Stadion kommerzialisieren. Und genau da liegt wieder der berühmte tote Hase im Großen
Garten. Denn bekanntermaßen hat Herr Güntz in seiner Stiftung der Stadt das Gelände zum Sporttreiben für jedermann vermacht. Und an der Abmachung wird wohl nicht zu rütteln sein. Jedenfalls sollten nun endlich mal
Nägel mit Köpfen gemacht werden. Es ist doch irgendwie nicht mehr nachvollziehbar, dass sich inzwischen schon nicht mehr die Einheimischen um den Dresdner Fußball kümmern. Eben weil sie erkannt haben, dass mit
Dynamos möglichem Aufstieg hierzulande ein neuer Markt entstehen würde. Und wie wichtig Erfolge einer Fußballmannschaft für das Selbstwertgefühl der Menschen hierzulande sind, weiß Bundesminister Manfred Stolpe
schon lange. Vor der Fluthelfer-Ordens-Verleihung letzten Samstag in Dresden fachsimpelte er mit Dresdens OB Ingolf Roßberg über die Serie der Lausitzer. Und über den auf alle Fälle stattfindenden Tophit gegen die
Bayern. Denn in Cottbus haben sie sogar eine Rasenheizung...
Sächsische Zeitung , 26.Februar 2003
Aus der Landeshauptstadt, Sport
Oval soll bleiben Aktion für Harbig-Stadion
Von Thilo Alexe
Dynamo-Fans drängen auf den Erhalt des Rudolf-Harbig-Stadions. „Das Oval an der Lennestraße soll auch in Zukunft Heimat des 1. FC Dynamo Dresden und seiner Fans bleiben“, heißt es in einem Aufruf, mit dem sich
Anhänger des Klubs an die Öffentlichkeit wenden. Damit erteilen sie Plänen der Stadt eine Absage, die einen Rückbau der maroden Spielstätte vorsehen und auf ein neues Stadion im Ostragehege setzen.
„Wir haben
uns mit unserem Anliegen an OB Roßberg und die Stadtratsfraktionen gewandt“ sagte Initiator Michael Walter der SZ. Bislang sei versäumt worden, das Harbig-Stadion grundlegend zu modernisieren. Die dazu notwendigen
Schritte könnten aber trotz der schwierigen Wirtschaftslage in Dresden eingeleitet werden, ist sich Walter sicher.
Er favorisiert dazu ein Modell, das Dynamo-Vize Volker Oppitz unlängst ins Gespräch gebracht
hatte. Demnach soll die Stadt das Stadion-Grundstück in einen so genannten geschlossenen Immobilienfonds einbringen. Rund zehn Anleger müssten Geld für die Sanierung einzahlen. Die Stadt bliebe durch diese
Konstruktion Eigentümer des Stadions. „Ohne eigene Mittel dazuzugeben“, wie Walter hinzufügt. Dynamo müsse auch weiterhin im „Herzen der Stadt“ auf Torejagd gehen. Für die Alternative im Ostragehege stehe die
Finanzierung nicht. Daher ist es nach Walters Auffassung sinnvoller und effektiver, das Harbig-Rund rasch zu modernisieren. „Mit einem Abriss unseres Stadions zugunsten anderer geplanter Sportanlagen wollen wir uns
nicht abfinden.“
@www.pro-rhs.de
BILD, 26.Februar 2003
Endlich! Stadt baut für Dynamo einen Kunstrasen
von: Steffen Hofmann
Schon sieben „kleine"
Fußballvereine kicken in Dresden auf Kunstrasen. Nach drei Jahren Verhandlungsmarathon bekommt jetzt endlich auch Kult-Klub Dynamo Dresden einen „Teppich" gelegt. Baubeginn ist 1. Juli 2003, die Kosten liegen
bei ca. 450 000 Euro! Super: Die Stadt Dresden als Eigentümer des RudolfHarbig-Stadions gab jetzt grünes Licht für den Bau der neuen Sportstätte, macht sich finanziell megastark. „Natürlich hoffen wir gemeinsam auf
beantragte Fördermittel", sagt Sportstätten-Betriebsleiter Raphael Beckmann (44). „Kommen keine, wird die Stadt jeden Cent zusammen kratzen. Das Hochwasser macht uns noch mächtig zu schaffen."Seit drei
Jahren liegt das Projekt Kunstrasen bei der Ingenieur-Gesellschaft „BBP Bauconsulting mbH" auf dem Tisch. Alle Vorleistungen wurden vom Planungsbüro gesponsert. „Jetzt machen wir Nägel mit Köpfen", sagt
Jörg Seemann (58), BBP-Büroleiter in Hoyerswerda.Im Gespräch ist ein Belag, wie ihn Hertha BSC hat. Der Kunstrasen der Firma Polythan (Patent von Hertha) ist einmalig auf der Welt.
sz-online, 15.Februar 2003
Dresden braucht ein bundesligataugliches Stadion
Dynamo will Rudolf-Harbig-Oval aufmotzen / Stadt plant Neubau im Ostragehege
Der Fußballclub Dynamo Dresden will das traditionsreiche Rudolf-Harbig-Stadion in Dresdens Innenstadt umgestalten. Das nötige Geld
könnte von einem geschlossenen Immobilienfonds mit etwa zehn Anlegern kommen, so hatte es kürzlich Vizepräsident Volker Oppitz vorgestellt.
Zu den privaten Geldgebern könnten ein Apotheker, der sich auf
leistungsfördernde Präparate spezialisiert und ein Orthopäde mit Physiotherapie gehören. Die Stadt sollte ihr Grundstück einbringen. Sie bliebe auf diese Art und Weise Besitzerin des Grundstückes und könnte so
mitentscheiden, ohne zusätzlich Geld aufwenden und ein Risiko tragen zu müssen.
Wie hoch die Umbaukosten sind, konnte Dynamo Dresden noch nicht sagen. Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster verweist auf
Duisburg. Dort sei das Stadion in vier Abschnitten bei laufendem Betrieb umgebaut worden. Das habe 46 Millionen Euro gekostet.
Hohe Anforderungen an die Sicherheit
Köster hält diese Pläne für
Wunschdenken. Er wäre schon froh, wenn das Stadion für Bundesligaspiele tauglich wäre. Der Fußballclub Dynamo Dresden ist durch ein tiefes Tal der Tränen gegangen. Jetzt gibt es endlich wieder die Hoffnung auf den
Aufstieg in die zweite Bundesliga. Doch mit den sportlichen Hürden ist es allein nicht getan. Will die Mannschaft Gastgeber für Spiele in der ersten und zweiten Liga sein, werden an ihr Stadion hohe
Sicherheitsanforderungen gestellt. Im März erwartet Volkmar Köster Besuch von der Sicherheitskommission des Deutschen Fußballbundes (DFB). „Da wird es sicher Auflagen für den Pressebereich, für Sanitär-,
Umkleideanlagen und für die Fernsehtechnik geben. Außerdem ist ein Innenzaun erforderlich“, sagt er.
Um die Sicherheit im Stadion geht es am 9. Februar auch beim Treffen zwischen OB Ingolf Roßberg und Klaus
Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußballverbandes. Bisher verfolgt die Stadt das Ziel, im Ostragehege ein Großstadion zu errichten und langfristig das Rudolf-Harbig-Stadion zurückzubauen. Seit Jahren steht der
Fußballverein Dynamo Dresden bei der Stadt in der Kreide. So reagiert auch Raphael Beckmann, Leiter des Dresdner Sportstätten- und Bäderbetriebes, recht verhalten: „Das neue Konzept wurde uns bisher noch nicht
vorgestellt“, sagt er. Allerdings sei es in Dresden schon schwierig genug, ein Stadion im Ostragehege zu finanzieren.
Rentsch: Kraft reicht nicht nur für eins
Deutlicher wird CDU-Stadtrat
Klaus-Dieter Rentsch. „Wer ein eigenes Dynamo-Stadion fordert, ist gegen eins im Ostragehege. Selbst Städte wie Berlin und München leisten sich nicht mehrere Großstadien.“ Zurzeit spielen in Dresden jeweils zwei
Fußballmannschaften in der Regionalliga und in der Oberliga. (SZ/kle)
dnn-online, 13.Februar 2003
Hoffnung für das Harbig-Oval
Dresden. Das Rudolf-Harbig-Stadion hat schon viele
große Fußball-Feste und bittere Stunden erlebt, Generationen von Anhängern haben an der Lennéstraße gefiebert, gejubelt oder auch gelitten. Das wird auch noch einige Jahre so bleiben. Doch auf lange Sicht will sich
die Stadt von der bereits 1923 unter dem Namen "Ilgenkampfbahn" eingeweihten Anlage trennen und im Ostragehege eine moderne Multifunktionsarena errichten. Gegen einen Neubau in Friedrichstadt hat bei
Dynamo niemand etwas, aber die traditionelle Heimstätte will man nicht aufgeben. "Wir denken, Dresden verkraftet zwei Stadien", meint Präsident Jochen Rudi. Seit Mai letzten Jahres arbeitet man an einem
eigenen Konzept, das Oval als reines Fußball-Stadion zu erhalten und zu modernisieren.
Auf einer Pressekonferenz Anfang Februar nahm Vizepräsident Volker Oppitz dazu Stellung: "Es gibt Überlegungen, das
Dynamo-Stadion als geschlossenen Fonds zu entwickeln, um dort Investitionen zu ermöglichen." Dabei versuche man die Stadt als gegenwärtigen und künftigen Eigentümer als Hauptanleger ins Boot zu holen, in dem
daneben private Geldgeber Platz nehmen sollen, die das Stadion mit Nebengewerben betreiben könnten. Dabei denke man nicht nur an Investoren aus dem Bereich Gastronomie und von anderen Sportvereinen, sondern auch
beispielsweise an Sportmediziner, die ihre Praxis im unmittelbaren Umfeld ansiedeln könnten. Gedacht ist an maximal zehn Anleger, deren Einlage sofort investiert wird. Da bei geschlossenen Immobilienfonds der Sport-
und Freizeitwirtschaft kein Eigentumswechsel erfolgt, fallen keine daraus folgenden Kosten und Steuern an.
Die Stadt brauche bei diesem Modell nur das Stadion einzubringen. Das Objekt allein reiche bei weitem,
um sich das Mehrheitsstimmrecht bei wichtigen Entscheidungen über konkrete Investitionen und die Nutzung zu sichern. "Die Stadt bleibt also keineswegs außen vor und braucht kein frisches Geld zu geben", so
Oppitz auf DNN-Nachfrage.
Konkret ausgearbeitet werden soll das Projekt für ein modernes Fußballstadion inmitten der Stadt durch René Groß, Torwart beim FV Nord und derzeit Teilnehmer am Studiengang
Vereinsmanagement am Europäischen Institut für postgraduale Bildung an der TU, wo er von Professor Oppitz unterrichtet wird. Als Fußballer weiß er, "ein reines Fußball-Stadion ist das Optimale für Zuschauer und
Spieler". Er spricht derzeit mit möglichen Interessenten, die es durchaus geben soll, und sieht auch den schwierigen Gesprächen mit der Stadt nicht mutlos entgegen. "Ziel ist es, 2006 Quartierstadt für die
WM zu werden", so Groß. Bis dahin dürfte ein kompletter Neubau im Ostragehege nicht zu schaffen sein, Dynamo könnte dann aber schon in Liga zwei oder noch eine Etage höher spielen und braucht eine
bundesligareife Heimstätte.
Jochen Leimert
© Dresdner Neueste Nachrichten erschienen am 12.02.2003